Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Inhalt der Vorlesung Experimentalphysik II Teil 1: Elektrizitätslehre, Elektrodynamik 1. 2. 3. 4. 5. 6. Elektrische Ladung und elektrische Felder Kapazität Elektrischer Strom Magnetostatik Elektrodynamik Schwingkreise und Wechselstrom Teil 2: Optik 7. Elektromagnetische Wellen 8. Optik 63 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) 2 Kapazität 2.1 Plattenkondensator Man denke sich eine Platte von einer flachen, zylindrischen Dose umgeben: ⎛0⎞ r ⎜ ⎟ E =⎜ 0 ⎟ ⎜E ⎟ ⎝ z⎠ mit Ez = const. Der Fluss durch die Dose ist dann: Fläche der Platte: A Ladung auf der Platte: Q + + ++ + ++ x y z r r ∫∫ E ⋅ dA = Dose gedachte r r„Dose“ E = E z ez r r r r E ⋅ dA + ∫∫ E ⋅ dA ∫∫ oben 1 424 3 unten r r = 0, da E = 0 r r + ∫∫ E ⋅ dA Seite 1 424 3 - ----- r r E ≈0 Auf der oberen Platte befindet sich die Ladung +Q, auf der unteren –Q. Außerhalb der Platten verschwindet das Feld näherungsweise. = 0 , Symmetrie! r r = ∫∫ E ⋅ dA = unten ⎛ 0 ⎞ ⎛ 0⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ 0 ⎟ ⋅ ⎜ 0 ⎟ dA ∫∫ unten ⎜ ⎟ ⎜ 1⎟ E ⎝ z⎠ ⎝ ⎠ 64 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) r r ∫∫ E ⋅ dA = Dose = Ez ∫∫ E z Zwei parallele, entgegengesetzt geladene (unendliche große) Metallplatten, die im Abstand d voneinander aufgestellt werden, bilden einen Kondensator. Aus Symmetriegründen ist: dA unten ∫∫ dA =E z A unten = Q (1. Maxwell-Gleichung) ε0 (ii) Q ⇒ Ez = Aε 0 Die Potentialdifferenz bzw. Spannung zwischen den beiden Platten ist: Beispiel: Elektrisches Feld und Potential eines Plattenkondensators z _ _ _ _ _ r E + (i) + d + r r E || ez r r r E (r ) = E0 = const. + + d d 0 0 ΔU = ∫ E ( z ) dz = E0 ∫ dz = E0 d Legt man umgekehrt zwischen den Platten eine Spannung ΔU an, dann herrscht im Inneren das Feld: ΔU E0 = d 65 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Bei einem Kondensator ist die Kapazität C definiert durch: r r E≈0 + + + + + r r E = E z ez z - r r E≈0 2.2 Kapazität und Energiedichte Wir hatten bereits das Feld als Funktion der Spannung U zwischen den Platten im Abstand d berechnet: U Ez = d U Q ⇒ A= d ε0 Q C= U Sie ist ein Maß dafür, wie viel Ladung man in einem Kondensator bei konstanter Spannung speichern kann. Für die Kapazität C eines Plattenkondensators mit den Flächen A, die sich in einem Abstand d voneinander befinden, ergibt sich also: C = ε0 A d Die Einheit der Kapazität ist: [C ] = 1F = 1 Farad = 1 As V 66 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Versuch: Plattenkondensator A +Q Kondensator U U d −Q Aus Der Kondensator wird auf eine Spannung von U = 5 kV aufgeladen und keine weiteren Ladungen zugefügt. Wenn man den Abstand d der Platten vergrößert, dann steigt die Spannung U an. Q A C = = ε0 U d folgt Qd U= ε0 A Q =const. ⇒ U ∝d 67 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Energiedichte Zur Herleitung der Energiespeicherdichte ρW wird die Arbeit dW berechnet, um die Ladungsmenge dq von einer auf die andere Platte zu transportieren: dW = ∫ d 0 r r d F ⋅ dr = ∫ F dr 0 d = dq ∫ E dr = dq U 0 Die gesamte Arbeit W ist W =∫ Qges 0 =∫ Qges 0 dW = ∫ Qges 0 U (q ) dq 2 q 1 dq = = CU 2 C 2C 2 Qges In einem Kondensator mit der Plattengröße A und dem Volumen V=Ad ist also die Energie W gespeichert. Daraus ergibt sich die Energiedichte: W 1 CU 2 ρW = = V 2 V 1 A 2 = ε 0 U / ( Ad ) 2 d 1 = ε0 U 2 / d 2 2 1 = ε0 E 2 2 68 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) r r φ = ∫ E ⋅ dA = 2.3 Zylinderkondensator Betrachtet werden zwei (unendlich) lange Zylinder mit den Radien ri und ra. Die Ladung Q auf dem (inneren) Draht kann als Linienladungsdichte λ (Ladung pro Länge l) dargestellt werden: λ= Q l A r r ∫ E ⋅ dA Zylinder − mantel λl = E 2π r l = = ε0 ε0 λ 1 ⇒ E (r ) = 2πε 0 r Q Für die Spannung U gilt dann + + ri + + + U =∫ ra ri ra Das elektrische Feld E eines langen geraden Drahtes folgt aus dem Gaußschen Satz: r r 1 Q ⎛ ra ⎞ E ( r ) ⋅ dr = ln ⎜⎜ ⎟⎟ 2πε 0 l ⎝ ri ⎠ Damit erhält man die Kapazität 2πε 0l Q C= = U ln (ra / ri ) 69 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Beispiele von Kondensatoren in der technischen Anwendung: 70 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Beispiel: Anwendung von Kondensatoren für Computertastaturen 71 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) 2.4 Parallel- und Reihenschaltung (i) Parallelschaltung von Kondensatoren Die Gesamtladung auf den Kondensatorplatten ist: Qges = Q1 + Q2 = C1U + C2U = (C1 + C2 )U = CgesU I0 I1 U Q1 I2 Daraus folgt sofort: Q2 Cges C1 C2 Cges = C1 + C2 Dies lässt sich einfach auf N parallel geschaltete Kondensatoren verallgemeinern. Es ergibt sich: Für jeden einzelnen Kondensator gilt: Q1 = C1U Q2 = C2U N Cges = ∑ Ci i =1 72 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) (ii) Serienschaltung von Kondensatoren I0 U = U1 + U 2 = Q1 C1 U1 Cges U Q2 C2 Die Gesamtspannung setzt sich aus den Einzelspannungen zusammen: Q Q + C1 C2 ⎛ 1 1 ⎞ 1 = Q ⎜⎜ + ⎟⎟ = Q Cges ⎝ C1 C2 ⎠ Daraus folgt sofort: U2 Für jeden einzelnen Kondensator gilt jetzt (mit Q1 = Q2 = Q): Q = C1U1 Q = C2U 2 1 1 1 = + Cges C1 C2 Dies lässt sich wieder einfach auf N in Serie geschaltete Kondensatoren verallgemeinern. Es ergibt sich: N 1 1 =∑ Cges i =1 Ci 73 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) 2.5 Elektrisches Feld in Materie Versuch: Dielektrikum im Kondensator Wir definieren die Dielektrizitätskonstante ε eines Mediums durch den folgenden Zusammenhang: ε= +Q U ε >1 Dielektrikum –Q Durch Einbringen eines Materials zwischen die Platten erhöht sich die Kapazität des Kondensators. Q C= U C Dielektrikum CVakuum Dabei ist CDielek. die Kapazität eines Plattenkondensators, der mit dem Medium zwischen den Platten aufgefüllt wurde, und CVakuum die Kapazität ohne Medium zwischen den Platten. Es ist immer ε ≥ 1 . Für die Kapazität C eines Kondensators mit der Fläche A und dem Plattenabstand d und einem Medium mit der Dielektrizitätskonstanten ε zwischen den Platten gilt daher: C = εε 0 A d 74 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Die Kapazität des Kondensators vergrößert sich also um den Faktor ε , d.h. es kann bei gleicher Spannung mehr Ladung auf den Kondensatorplatten gespeichert werden. Die Dielektrizitätskonstante (auch mit εr bezeichnet) eines Mediums ist materialabhängig. Trägt ein geladener Kondensator die Ladung Q, so sinkt beim Einbringen des Dielektrikums die Spannung U und das elektrische Feld Ε nimmt ab. Entsprechend dem Gaußschen Satz muss dann die effektive Gesamtladung Qges um den Faktor ε reduziert werden: Qges = Q ε Die Differenz zwischen der aufgebrachten und effektiven Ladung ist QP = Q − Qges = Q − ⎛ 1⎞ = Q ⎜1 − ⎟ ε ⎝ ε⎠ Q Diese Ladung QP ist die so genannte Polarisationsladung, die durch das elektrische Feld im Dielektrikum erzeugt wird. 75 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Das von "wahren" Ladungen Q herrührende Feld wird definiert als dielektrische Verschiebungsdichte: r r D = εε 0 E Mit dem Gaußschen Satz folgt dann: r r ∫ D ⋅ dA = Q Die „Quellen“ von D sind also die "echten" Ladungen Q, während die Polarisationsladungen QP in der Dielektrizitätskonstante berücksichtigt werden. Durch die Polarisation des Dielektrikums entsteht ein Feld P, welches dem äußeren Feld E entgegenwirkt: + – – – – – – – r P + + + + + + + – r E Ursache einer Polarisation können verschiedene Mechanismen wie Verschiebungspolarisation von Elektronen und Ionen oder Orientierungspolarisation von Molekülen mit permanentem Dipolmoment sein. r r r D =ε0E + P 76 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) (i) Verschiebungspolarisation (ii) Orientierungspolarisation Verschiebungspolarisation tritt bei allen Molekülen und auch bei Atomen auf. Der negative Ladungsschwerpunkt verschiebt sich dabei in einem äußeren Feld gegenüber dem (viel schweren) positiven Kern. Permanente Dipole in Materie richten sich im elektrischen Feld aus. r p0 r E =0 – – – – – – – – r E ≠0 – – – – – – Beispiel: Wasser als permanenter Dipol – – r E unpolarisiertes Molekül polarisiertes Molekül: elektrischer Dipol – – ϑ r r r p + 77 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) 78 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) Beispiele: Permanente Dipolmomente CO2 SO2 H2O Bei zeitabhängigen externen Feldern hängt die Polarisierbarkeit auch von der Frequenz des Feldwechsels ab. C2H6 CH3Cl HCl NH3 CH4 C2H2 Ar 79 Experimentalphysik II (Kip SS 2009) In Kap. 2.2 wurde die Energiedichte des elektrischen Feldes im Plattenkondensator bestimmt. Dieses Ergebnis lässt sich auf beliebig geformte Medien übertragen. Für die Energiedichte wE in einem beliebigen elektrischen Feld und in Materie gilt dann: ρW = Versuch: Flüssigkeit im Kondensator dW 1 = εε 0 E 2 dV 2 Mit der dielektrischen Verschiebung kann dies auch geschrieben werden als: E=0 dW 1 = DE ρW = dV 2 In einem Raumbereich mit Dielektrikum ist wegen ε > 1 die Energiedichte höher als außerhalb. E≠0 80