Von den ersten Menschen bis zum Ende der Karolinger 19 4 Das Imperium Romanum 4.1 Von den Anfängen zur Weltmacht Frühzeit Der Sage nach wurde Rom im Jahr 753 v. Chr. von Romulus, einem Nachkommen des trojanischen Helden Äneas, gegründet. Tatsächlich kann aufgrund archäologischer Funde eine Besiedelung der Hügel am Fluss Tiber schon für ein bis zwei Jahrhunderte früher angenommen werden. Sicher ist, dass die Stadt bis etwa 510 v. Chr. von Königen aus dem weiter nördlich liegenden Gebiet der Etrusker regiert wurde. Republik Nachdem die Römer den letzten König verjagt hatten, organisierten sie ihren Staat als res publica, d. h. als „öffentliche Sache“, in der alle Bürger an der Politik teilnehmen konnten. Die tatsächliche Macht besaßen allerdings die adligen Patrizier, denen höhere Ämter und ein Sitz im Ältestenrat, dem Senat, vorbehalten waren. Dies und die hohen Belastungen, denen die niedrigeren Volksschichten, die Plebejer, durch die häufigen Kriege mit den Nachbarn ausgesetzt waren, führte im 4. Jahrhundert zu inneren Streitigkeiten, den Ständekämpfen. Erst durch die Besserstellung der Plebejer kam es wieder zur Einheit der Römer. Die römische Ämterlaufbahn 20 Von den ersten Menschen bis zum Ende der Karolinger Jährlich wählte die Volksversammlung die jeweiligen Amtsträger in der Staatsverwaltung. Wer als Konsul die oberste Stelle einnehmen wollte, musste vorher alle anderen Ämter ausgeübt haben. Römische Tugenden Diese Einheit (concordia) war einer der wichtigsten Werte der Römer – sogar eine Göttin hieß so – und neben der disciplina (freiwillige Unterordnung unter eine Autorität) eine Voraussetzung für die militärischen Erfolge. Auch in der pietas, der Frömmigkeit, sahen die Römer eine Wurzel ihres Aufstiegs. So hatten sie nach eigener Vorstellung durch die Huldigung an eigene und auch fremde Götter eine Art Recht auf deren Hilfe, zumindest auf Neutralität. Eine noch wichtigere Rolle als die großen Götter spielte für die Römer die Verehrung von Haus- und Familiengöttern, zu denen sie wohl auch ihre Vorfahren rechneten. Dies verstärkte das Bewusstsein, zu einer fest verschweißten Gemeinschaft zu gehören. Expansion in Italien Ein wichtiger psychologischer Grund für die Römer zur ständigen Ausweitung ihres Herrschaftsgebiets liegt wahrscheinlich in der „BeinaheKatastrophe“ des Jahrs 387 v. Chr.: Von Norden waren Gallier in Italien eingefallen und hatten den größten Teil der Stadt Rom erobert und geplündert. Nur gegen die Zahlung eines hohen Lösegelds waren sie wieder abgezogen. Etwa ab diesem Zeitpunkt eroberten die Römer bis zum Jahr 272 v. Chr. Schritt für Schritt den gesamten italienischen Stiefel. Dabei ließen sie den besiegten Völkern in der Regel die Selbstverwaltung, sie mussten aber als Bundesgenossen Rom militärisch unterstützen. Wichtige Gebiete sicherten die Römer durch die Anlage von Kolonien, in denen sich römische Bürger ansiedelten. Die Auseinandersetzung mit Karthago Die größte Macht im westlichen Mittelmeerraum war die im heutigen Tunesien gelegene Stadt Karthago. Die auch Punier genannten Bewohner dieses Gebiets beherrschten die nordafrikanische Küste, den Süden und Osten der Iberischen Halbinsel sowie Sardinien und den Westen Siziliens. Vor allem die Seefahrt und der Handel waren bei den Puniern weit entwickelt. Von den ersten Menschen bis zum Ende der Karolinger 21 Im Zuge des Aufstiegs der Römer wurde eine Auseinandersetzung immer wahrscheinlicher und entzündete sich schließlich an Sizilien. Das Eingreifen der Römer in dortige Konflikte verstanden die Karthager als Einmischung in ihre Angelegenheiten und es kam zu den Punischen Kriegen. • Die Römer, die bisher nur zu Land gekämpft hatten, mussten sich im 1. Punischen Krieg 264 v. Chr. auf den Seekrieg einstellen. Die Erfindung der Enterbrücke verhalf ihnen dazu, ihre Fähigkeiten im Nahkampf einzubringen und den Krieg nach über 20 Jahren zu gewinnen. Karthago musste Sardinien und Sizilien an Rom abtreten. Die Gebiete wurden zu den ersten Provinzen, d. h. sie wurden von einem Statthalter regiert und die Bevölkerung hatte wenig eigene Rechte. • Zum 2. Punischen Krieg kam es im Jahr 218, als es zu Streitigkeiten um den Einfluss in Spanien kam. Der punische Feldherr Hannibal suchte daraufhin nicht den Seekrieg oder wartete den römischen Angriff ab, sondern zog zur großen Überraschung der Römer mit einem Heer von über 50 000 Mann über Südgallien und die Alpen nach Italien, wo die Römer einige empfindliche Niederlagen erlitten. Daraufhin beschränkten sie sich darauf, einer Entscheidungsschlacht auszuweichen und abzuwarten. Da Hannibals Truppen in Italien aus seiner Heimat immer weniger Unterstützung erhielten und er den direkten Angriff auf die Stadt Rom nicht wagte, konnten die Römer diese Krisensituation überstehen. Nachdem sie allmählich in Spanien und auch in Italien die Punier zurückgedrängt hatten, griffen sie ihrerseits die Stadt Karthago an. Hannibal wurde mit seinem Heer zurückgerufen und unterlag im Jahr 202 v. Chr. bei der Stadt Zama den Römern. Damit war die Auseinandersetzung entschieden und Rom erhielt große Gebiete als Provinzen. • Der 3. Punische Krieg von 149 –146 v. Chr. bestand im Wesentlichen nur aus der Belagerung und völligen Zerstörung Karthagos. Die Herrschaft Roms über den Mittelmeerraum Nach dem Sieg über Karthago gab es für die Römer keinen ernsthaften Rivalen mehr im Mittelmeerraum. Endgültig wurde dies deutlich, als bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts erst das Makedonenreich in Nordgriechenland, dann auch der Rest Griechenlands und der Westen Kleinasiens zu römischen Provinzen wurden. Aus dem Stadtstaat war ein großes Reich geworden – das Imperium Romanum.