Digitale Helden gesucht und gefunden

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III
MARBACH & BOTTWARTAL
Nr. 160 | Mittwoch, 13. Juli 2016
Der Jugend­Technik­Preis 2016
Digitale Helden gesucht und gefunden
Der Jugend­Technik­Preis der Firma Hainbuch hat im fünften Jahr seines Bestehens eine Änderung erfahren: Es ging bei den Projekten weniger darum,
Alltagsgegenstände hinsichtlich ihrer Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu verbessern, als vielmehr darum, sie ins Internet der Dinge zu integrieren. Von Dominik Thewes
Marbach
B
eim mittlerweile fünften Jugend­
Technik­Preis hat es eine große Än­
derung gegeben. Sollten bislang
Gegenstände des Alltags bezüglich ihrer
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ver­
bessert werden, waren diesmal digitale
Helden gesucht. „Wir sind fündig gewor­
den“, verkündete Gerhard Rall, Hainbuch­
Geschäftsführer und Ideengeber des Wett­
bewerbs. Den zur gestrigen Preisverlei­
hung mitgereisten Eltern, Lehrern, Freun­
den und Verwandten sagte er vorab: „Sie
können stolz auf die jungen Forscher sein.“
Entsprechend schwer ist es der Jury
auch in diesem Jahr gefallen, unter den
13 Projekten von zwölf Teilnehmern – der
16­jährige Steinheimer Simon Cronauer
hat gleich zwei Ideen eingereicht – die drei
besten zu küren. „Dazu sind die Jury­Mit­
glieder von euren Ideen viel zu begeistert
gewesen“, so Rall. Das Gremium, neben
Rall saßen der Marbacher Bürgermeister
Jan Trost, Hildegard Rall, Sylvia Rall und
der Geschäftsführer der Marbacher Zei­
tung, Kai Keller, mit am Tisch, hat sich
schließlich für drei erste Sieger entschie­
den, die jeweils 2000 Euro gewonnen ha­
ben (siehe unten). Zudem sind drei Sonder­
preise zu je 500 Euro vergeben worden. Al­
le anderen Teilnehmer haben für die Teil­
nahme immerhin noch 100 Euro einstrei­
chen dürfen. Die Jugendlichen zwischen
13 und 20 Jahren für ihren Einsatz zu belo­
ben, falle ihm dabei nicht schwer, so Ger­
hard Rall. „Die Familie Rall und die Firma
Hainbuch geben dafür gerne Geld aus.“
Die Juroren Kai Keller, Geschäftsführer der Marbacher Zeitung, Hainbuch­Mitarbeiter Sebastian Ivenz, Hainbuch­Geschäftsführer Ger­
hard Rall und Marbachs Bürgermeister Jan Trost (von rechts) im Kreise der Teilnehmer.
Fotos: Dominik Thewes
Zwar hat der Preis in den vergangenen
Jahren stets mehr Teilnehmer angelockt
als bei den Malen zuvor, zuletzt waren es
18 junge Tüftler, die ihre Vorschläge einge­
reicht haben, doch zieht der Wettbewerb
inzwischen weitere Kreise. So hat sich die
Anreise für Justin Wunderlich aus dem
mehr als 240 Kilometer entfernten Lan­
gendernbach mehr als gelohnt. Nicht nur,
dass er Marbach mit 2000 Euro mehr in der
Tasche wieder verlassen hat, bei Sebastian
Ivenz aus dem Bereich Forschung und Ent­
wicklung bei Hainbuch hat er sich auch
schon über Möglichkeiten für ein Duales
Studium informiert.
Was Gerhard Rall zudem freuen dürfte,
sind die „Wiederholungstäter“, wie er die­
jenigen zu nennen pflegt, die bereits mehr­
fach und teils wiederholt erfolgreich beim
Jugend­Technik­Preis mitmachten. Sie
sind der Beweis dafür, dass das Ziel, Ju­
gendliche möglichst früh an die Technik
heranzuführen, erreicht wird. Schließlich
lebe man in Baden­Württemberg im Land
der Tüftler und Denker. Doch auch hier
klagten die Industrieverbände über Nach­
wuchssorgen im Ingenieurwesen.
Dennoch hegte er Zweifel daran, ob das
weitgefasste Feld „digitale Helden“ und da­
mit verbunden die Stichworte „Internet
der Dinge“ und „Industrie 4.0“ für einen
Jugendwettbewerb nicht zu schwierig um­
zusetzen seien. Jedoch: „Es hat mich umge­
hauen, was für Vorschläge gekommen
sind“, gibt Rall unumwunden zu. Und auch,
dass die „ungeheure Fantasie, die einge­
flossen ist in die Entwürfe“, ihm die Sor­
genfalten genommen habe. Denn auch
wenn der digitale Wandel einer Industrie­
revolution gleichkomme, „wir werden die
Dinge meistern, die auf uns zukommen“,
sagte er voller Zuversicht.
Und auch die Frage, ob es wieder einen
Jugend­Technik­Preis geben werde, ließ er
nicht unbeantwortet, wenn es ihm dieses
Mal auch etwas zu IT­lastig gewesen sei.
„Beim nächsten Mal gehen wir womöglich
mehr in die mechatronische Richtung.“
Die Teilnehmer und Preisträger
JUSTIN WUNDERLICH (17)
LEON KIEFER (19)
DAVID HOLTZ (16)
PAULINE LUISE PFUDERER (20)
Lasergravierer für
unter 100 Euro Für
den schulischen Ein­
satz in Entwicklungs­
regionen ist der Laser­
gravierer von Justin
Wunderlich gedacht.
Der 17­Jährige hat die
Bauteile dazu selbst
entworfen und mit sei­
nem 3D­Drucker ge­
fertigt. Die Software
dazu ist als so genann­
te Freeware kostenlos
erhältlich. So können
Menschen in Gegen­
den dieser Erde Techniken wie das CNC­Fräsen erlernen,
denen dieser Fortschritt heute noch verwehrt ist. Auf
den Jugend­Technik­Preis ist der Schüler der Peter­Paul­
Cahensly­Schule in Limburg im Internet gestoßen.
Bedarfsgesteuerte
Zirkulationsheizung
ohne Zirkulationslei­
tung Der Kornwest­
heimer hat sich Ge­
danken darüber ge­
macht, wie die mehre­
ren Liter Kaltwasser,
die Warmduscher
morgens aus dem
Schlauch laufen las­
sen, gerettet werden
können. Durch eine
elektrische Regelung
führt er das über
Nacht abgekühlte Wa­
ser in den Kreislauf zurück. Dadurch werden keine zu­
sätzlichen Wasserleitungen benötigt, das System ist
nachrüstbar und nachhaltig: Es wird nur so viel Wasser
erhitzt, wie tatsächlich verbraucht wird.
Smart Traffic by com­
munication Viele
Autos verstopfen täg­
lich die Straßen in der
Republik. Und in nahe­
zu jedem davon gibt es
ein Smartphone. Der
Pleidelsheimer David
Holtz macht sich des­
sen GPS­Ortung und
Internetverbindung
zunutze, um „den Ver­
kehrsfluss, die Sicher­
heit und den Komfort
zu erhöhen“, wie er er­
klärt. Das Smartphone
erfasst Daten, leitet diese an einen Großrechner und der
wiederum steuert etwa Ampeln bedarfsgerecht. David
Holtz hat bereits vergangenes Jahr Smartphones be­
nutzt, um für einen ruhigeren Schlaf zu sorgen.
Peltier Powerbank
Watch Das große
Problem beim Smart­
phone: Wenn man es
tatsächlich braucht, ist
der Akku leer. Eine so­
genannte Powerbank,
also ein externer Akku,
hilft nur bedingt, denn
das große, schwere
Teil will man nicht im­
mer dabei haben. Die
Ludwigsburger Stu­
dentin der Molekula­
ren Biotechnologie
macht sich Peltier­Ele­
mente zunutze, die sie in eine Armbanduhr einbaut.
Durch die Wärmedifferenz von Körper­ zu Umgebungs­
temperatur erzeugt dieses Element Energie, mit der
dann das Smartphone aufgeladen wird.
HILDA­GYMNASIUM & FIRMA STÖBER
MARCEL SCHMIDBERGER (18)
LEON SCHMIDBERGER (13)
NILS HERETH (15)
Elektrisch gesteuerter
und angetriebener
Rollator Devrim Sicak
(19), Reymond Shar­
ma (18), Jule Altmann
(18), Frederik Eckhardt
(16, von links), Franzis­
ka Weil (16, nicht auf
dem Bild) und Tobias
Maisenbacher (18,
nicht auf dem Bild)
aus Pforzheim haben
einen Rollator mit in­
telligentem Antriebs­
konzept versehen. Da­
durch verbessern sie
die Mobilität Gehbehinderter auch in schwierigen Situa­
tionen, etwa beim Überwinden von Bordsteinkanten.
Ihre Technik beugt dem Muskelabbau vor und ermög­
licht ein längeres selbstbestimmtes Leben.
NFC­Info (App) Zum
dritten Mal ist der
Kornwestheimer beim
Jugend­Technik­Preis
dabei. Zum dritten
Mal ist ihm im Alltag
etwas aufgefallen, was
er verbessern wollte.
Diesmal hat er dazu
eine App program­
miert, mit der NFC­
Chips beschrieben
werden können. Diese
bekommen Informa­
tionen zu im Kühl­
schrank eingelagerten
Waren – etwa über das Datum, wann ein Produkt geöff­
net wurde. Seine Idee reduziert Müll, weil weniger Essen
weggeworfen wird. Über den Google PlayStore ist seine
Erfindung kostenlos zu beziehen und einsetzbar.
Automatisierter Roll­
laden Der Jüngste im
Bewerberfeld hat ein
sehr erwachsenes
Problem gelöst: Da
verlässt man im Som­
mer die Wohnung und
hat die Rollläden oben.
Kommt man nach
Hause, hat sich das
Zimmer derart aufge­
heizt, dass man es
kaum darin aushält. Es
sei denn, man hat Leon
Schmidbergers auto­
matisierten Rollladen,
den der Kornwestheimer abhängig vom Sonnenschein
gesteuert hat. Außerdem hat er einen Sommer­Winter­
Schalter. Damit hilft seine Technik, nicht nur Kühl­, son­
dern auch Heizkosten zu sparen.
Kabelverbindung Der
Affalterbacher Nils
Hereth sorgt für eine
gute Verbindung.
Denn die schönste
Beamer­Präsentation
taugt nichts, wenn ein
Kabel bricht. Der
Neuntklässler hat sich
überlegt, wie er ohne
zusätzliches Werk­
zeug ein solches Mal­
heur reparieren kann.
Dank seiner zeit­ und
kostensparenden Ver­
bindungstechnik wird
das defekte Kabel, oder die Litze, in eine Vorrichtung ge­
steckt, diese wird verschraubt, eine Metallplatte sichert
den Kontakt – und schon kann es weitergehen mit der
Beamer­Präsentation, dem Filmabend oder, oder, oder . . .
KAROLINA KNAPP (16)
LEONARD KNAPP (14)
FABIO SCHMIDBERGER (18)
SIMON CRONAUER (16)
Vorausschauende
Wasserheizung Dank
einer verbesserten
Heizungssteuerung
will die Erdmannhäus­
erin den Verbrauch
fossiler Energien redu­
zieren. Ihre Wasser­
heizung verwendet
dazu denn Wetterbe­
richt via Internet.
Kennt die Regeltechnik
die Anzahl der Son­
nenstunden, wird die
Ölheizung herunterge­
fahren und eventuell
vorhandene Sonnenkollektoren zugeschalten. Und das
Gute daran: Die Technik ist für knapp 60 Euro zu haben,
das tägliche Einsparpotenzial liegt bei bis zu zwei Euro.
Nach einem Monat sind die Ausgaben also wieder drin.
Das digital geregelte
Fenster Nach dem Du­
schen wird das Fenster
geöffnet, damit sich
kein Schimmel bildet.
Blöd nur, wenn man
später vergisst, es wie­
der zu schließen, vor
allem im Winter. Das
digital geregelte Fens­
ter des Erdmannhäus­
ers passt auf, damit
genau das nicht pas­
siert. Mittels Tempera­
tur­ und Feuchtigkeits­
messer kennt es den
optimalen Zeitpunkt, wann die Gefahr der Schimmelbil­
dung gebannt und die Raumtemperatur noch nicht zu
weit abgekühlt ist. Mit einem Signalton sagt es dem Be­
nutzer dann: Bitte schließen!
SmartWater Sensoren
im Haushalt zeigen an,
ob etwa die Wasch­
maschine undicht ist.
Das war es dann meist
auch schon. Doch wie
erfährt derjenige von
der Überschwem­
mung daheim, der auf
Reisen ist? Indem er
Fabio Schmidbergers
intelligenten Sensor
betreibt. Dieser fährt
automatisch einen
WLAN­Router hoch,
sobald er Feuchtigkeit
misst, und informiert den Aushäusigen per E­Mail oder
SMS. Die Technik lässt sich auch dazu nutzen, die
Rauchmelder zu steuern. Rundumschutz, „stromspa­
rend und kostengünstig“, sagt der Kornwestheimer.
Der Superwächter
und die Solar­Notlam­
pe Als einziger Kandi­
dat hat der Stein­
heimer zwei Projekte
eingereicht. Der
Superwächter ist da­
bei ein intelligenter
Rauchmelder, der
automatisch eine
Nachricht an das Han­
dy des Hausbesitzers
schickt, sobald Alarm
ausgelöst wird. Die
Solar­Notlampe hin­
gegen hat einen Lam­
penschirm aus Solarzellen. Sprich, sie lädt sich mit ihrer
eigenen Energie auf. So sorgt sie dafür, dass der Hausbe­
sitzer im Falle eines Stromausfalls trotzdem nicht im
Dunkeln sitzen muss.
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