4. Servoantriebe Servomotoren werden, kombiniert mit geeigneter Steuerelektronik wie Servoverstärker und Servoumrichter, in zunehmenden Umfang dort eingesetzt, wo Drehzahlen in Hochlauf- und Bremsbetrieben kurzzeitig zu verändern sind. Servomotoren lassen sich in wenigen Millisekunden aus dem Stillstand auf ihre Nenndrehzahl beschleunigen, in derselben Zeit abbremsen und in ihrer Drehrichtung umsteuern (reversieren). Sie werden als hochdynamische, beschleunigungsoptimierte Antriebsmaschinen zur Regelung von Winkeln, Lagen und Wegen eingesetzt. Beim Verfahren von Wegen arbeiten sie im kontinuierlichen Rundlaufbetrieb, für Positionieraufgaben mit hohem Auflösungsvermögen für die Winkellage. Anwendungsbereiche sind z.B. Transferstraßen, Druckmaschinen, Handhabungs- und Transportanlagen, Industrieroboter sowie als Vorschubantrieb in numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen. Eigenschaften von Servomotoren: höchste Dynamik große Winkelbeschleunigung, guter Rundlauf, auch bei kleinen Drehzahlen mit n 1 min-1, hohe Drehzahlsteifigkeit, hohe Überlastbarkeit, gute Positioniergenauigkeit, Einsatz im Vierquadrantenbetrieb. 4.1 Bauarten von Servomotoren Man unterscheidet Motoren mit Scheibenläufer und Langläufermotoren. Scheibenläufer haben eine axiale Feldführung, Langläufer die klassische radiale Feldführung. Beide Formen gibt es für Gleich- und Drehstrom. Bis auf die Drehstrom-Asynchronmotoren werden sie meist permanentmagnetisch erregt. Noch sind Gleichstrommotoren mit elektromechanischer Kommutierung über Flach- oder Trommelkommutatoren weit verbreitet. N S BE L+ N IA L+ B I A E L L S BE N S Scheibenläufermotor permanenterregter Langläufermotor Aufbauprinzip von Servomotoren Der Trend geht zur elektronischen Kommutierung wie bei bürstenlosen Gleichstrom-Servomotoren oder bei Drehstrom-Synchron-Servomotoren in Scheiben- oder Langläuferbauweise. Bei ihnen befinden sich die Dauermagnete auf dem rotierenden Läufer. Drehstrom-Asynchron-Servomotoren werden in vielen neuen Anwendungen mit Servo-Frequenzumrichtern (feldorientierter Regelung) eingesetzt. Schrittmotoren im Mini- oder Mikroschrittbetrieb können als Servoantriebe eingesetzt werden. Rückführsysteme mit Lagesensoren werden in Servomotoren integriert bzw. an ihnen angebaut. Häufig werden Servomotoren mit integriertem Getriebe ausgeführt. Servomotor, Rückführsystem und Getriebe bilden dann eine mechanische Einheit. Über Steckverbinder (Energieund Rückführsystem) wird der Servomotor mit der Steuereinheit verbunden. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 44 Erregerkreiswerkstoffe Mit Ausnahme der Drehstrom-Asynchronmotoren sind Servomotoren heute nahezu ausschließlich mit Permanentmagneten bestückt, die konstruktionsmäßig vor Entmagnetisierung zu schützen sind. Magnetwerkstoffe sind Samarium-Kobalt (SmCo), Neodym-Eisen-Bor (NdFeB), Hartferrit und Aluminium-Nickel-Kobalt (AlNiCo). Werkstoff SmCo NdFeB Hartferrit AlNiCo Remanenzflussdichte BR in mT 980 ... 1050 1150 ... 1300 370 ... 390 1250 ... 1350 Koerzitivfeldstärke HC in kA/m 700 ... 780 600 ... 800 230 ... 245 55 ... 59 Motorkenndaten Das Nenndrehmoment MN (Bemessungsdrehmoment) ist das im Dauerbetrieb bei Nenndrehzahl nN an der Welle abnehmbare Drehmoment, ohne dass sich der Motor unzulässig erwärmt. Der Nennstrom IN (Bemessungsstrom) fließt bei Belastung mit Nennmoment bei Nenndrehzahl an Nennspannung. Das Impulsdrehmoment MImp (Spitzendrehmoment) ist das maximal zulässige Drehmoment, bei dem weder die mechanischen Berstwerte (Wellenschaden) noch die maximal zulässigen Kurzzeitgrenzströme überschritten werden. Es kann den drei- bis zehnfachen Wert des Nenndrehmoments aufweisen und verleiht den Servomotoren ihre hohe Dynamik. Der Kurzzeitgrenzstrom IImp (Impulsstrom) fließt bei Impulsdrehmoment. Die Strombegrenzung wird auf den jeweiligen Scheitelwert des Impulsstroms eingestellt, da sonst bleibende Abmagnetisierung der Dauermagnete erfolgt. Das theoretische Stillstandsmoment M0 ist gleich dem theoretischen Dauerdrehmoment bei Drehzahl Null. Das statische Stillstandsmoment Ms (reduziertes M0) ist bei Schleichfahrt n 1 min-1 oder bei blockierter Welle für längere Betriebszeiten (z.B. t 10 min) zulässig. Für kürzere Belastungsphasen ist eine Belastung mit Nenndrehmoment zulässig. Der Regelungsfaktor kN gibt an, wie sich bei konstanter Klemmenspannung die Motordrehzahl ändert, wenn an der Welle eine zusätzliche Belastung auftritt. Er entspricht n/ M = kN in der n = f{M}-Kennlinie. Die mechanische Zeitkonstante m hängt direkt vom Massenträgheitsmoment J ab ( m = kN · J). Die elektrische Zeitkonstante e entspricht bei Servo-Gleichstrommotoren A und bei ServoDrehstrommotoren 'L. Thermische Zeitkonstante heißt die Zeit, in der bei blockierter Welle und I = IN etwa 63 % der Endübertemperatur erreicht werden. Sie ist von den Wärmeübergangswiderständen abhängig. Gleichstrom-Scheibenläufermotor Das Gehäuse besteht vorwiegend aus Aluminium. Vorderes und hinteres Lagerschild (Weicheisen als magnetischer Rückschluss) umschließen die Läuferscheibe, Kohlebürsten, Lager und das Magnetsystem. Das Magnetsystem besteht aus axial angeordneten Dauermagneten (vorwiegend AlNiCo). Die Ankerscheibe bildet eine trägheitsarme Läuferscheibe aus Isolierstoff, auf die Leiterbahnen als Kupferwicklung aufgebracht sind (fotochemisches Ätzverfahren oder aufgeklebte Kupferfolie). Die Stromzuführung erfolgt meistens über axial angeordnete Kohlebürsten. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 45 Gleichstrom-Langläufermotor Gleichstrommotoren mit Langläufer und Stromwender werden als dauermagneterregte und selten als fremderregte Motoren hergestellt. Häufig werden sie in der Bauform B5 mit rundem oder quadratischem Einbauquerschnitt als selbst- oder fremdgekühlte Motoren ausgeführt. Der Anker besteht aus einem schräggenuteten Blechpaket mit kleinem Durchmesser und normaler Gleichstromankerwicklung. Die Stromzuführung erfolgt je nach Drehzahl über 4, 6 oder 8 Kohlebürsten, die auf einen Kommutator mit hoher Lamellenzahl führen. Die hohe Lamellenzahl ermöglicht hohe Drehzahlen und das schräggenutete Blechpaket guten Rundlauf bei kleinsten Drehzahlen. Regelbereiche von 1:10000 werden in Verbindung mit Servoverstärkern erreicht. Bürstenloser Gleichstrom-Servomotor In diesem "elektronisch kommutierten Gleichstrommotor" ist das Konstruktionsprinzip des mechanisch kommutierten Motors umgekehrt. Mit Ausnahme der Wicklungen entspricht der mechanische Aufbau dem des permanenterregten Drehstrom-Synchron-Servomotors. Elektronisch kommutierte Gleichstrommotoren haben drei oder mehr Wicklungsstränge. Kleine Drehmomentenschwankungen innerhalb einer Umdrehung werden mit 3-, 6- oder 9-phasigem Gleichstrom von block- oder trapezförmigem Verlauf erreicht. Bürstenlose Gleichstrom-Servomotoren werden immer mit Rotorlagegeber und bürstenlosem Drehzahlgeber betrieben. Leistungen von 0,3 bis 30 kW sind üblich. Die elektronische Kommutierungseinrichtung bestromt die Wicklungen drehwinkelabhängig. Der Motor weist Nebenschlussverhalten auf. Sein Drehmoment ist vom Strom, seine Drehzahl von der Umschaltfrequenz der Kommutierungseinrichtung abhängig. Grenzen für die Höchstdrehzahl bilden die Kugellager-Lebensdauer und die Fliehkräfte, die auf die Magnetbefestigung wirken. Steuersignal vom Lagegeber N S S N Drehzahlregelgerät mit Ansteuerlogik Prinzipschaltung eines sechssträngigen Gleichstrommotors mit elektronischer Kommutierung G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 46 Permanentmagnet Läufer mit Wicklung GleichstromTachogenerator Kollektor mit Kohlebürsten Ständer mit Wicklung Bürstenloser Tachogenerator mit Rotorlagegeber Permanentmagnet mechanische Kommutierung elektrische Kommutierung Vergleich zweier Stabläufer-Gleichstrommotoren mit mechanischer und elektrischer Kommutierung von gleicher Antriebsleistung Drehstrom-Asynchronservomotoren Drehstrom-Asynchronservomotoren gibt es für Nennleistungen PN = 0,3 kW bei nN = 3000 min-1 bis rd. 100 kW bei 1500 min-1. Asynchronmaschine und Messgebersystem für Drehzahl und Rotorlage bilden eine mechanische Einheit. Um bei der Asynchronmaschine ein ähnlich gutes Führungs- und Lastverhalten wie bei der Gleichstrommaschine zu erzielen, wird grundsätzlich das Prinzip der feldorientierten Regelung (Transvektorregelung) angewendet. Die Versorgungs- und Regelungseinrichtungen bilden Servo-Frequenzumrichter mit mehreren schnellen Mikroprozessoren, die eine hohe Zahl von Informationen mit spezieller Servo-Software schnell verarbeiten. Drehstrom-Synchronservomotoren Drehstrom-Synchronservomotoren sind permanenterregte Synchronmaschinen mit einer dreisträngigen Statorwicklung und permanenterregtem Rotor. Die Synchronmaschine bildet mit einem absoluten Lagegebersystem eine mechanische Einheit. Im Gegensatz zum elektronisch kommutierten Gleichstrommotor dient die Wicklung hier zur Erzeugung eines Drehfeldes, so dass sie mit annähernd sinusförmigem Drehstrom zu speisen ist (Wirkungsweise der permanenterregten Drehstrom-Synchronmaschine). Drehstrom-Synchronservomotoren gibt es für Nennleistungen PN = 0,2 kW bei nN = 4000 min-1 bis rd. 50 kW bei 2000 min-1. Ausführungen sind als Scheibenläufer bis P 5 kW oder als Kurzbzw. Langläufer verfügbar. Das Massenträgheitsmoment von Drehstrom-Synchronservomotoren ist relativ klein, so dass hohe Dynamik mit ihnen ereicht wird. Die Kühlung ist einfach, da im permanenterregten Läufer nur geringe Wirbelstromverluste entstehen. Servo-Frequenzumrichter bilden die Versorgungs- und Regelungseinrichtungen bei DrehstromAsynchronservomotoren und bei Drehstrom-Synchronservomotoren. Die absolute Rotorlage muss beim Synchronservomotor jedoch immer bekannt sein. Synchron-Servomotoren MCS Die Servomotoren MCS sind Drehstrom-Synchronservomotoren mit einem äußerst geringen Massenträgheitsmoment und einer extremen Überlastfähigkeit. Durch die kontinuierliche Temperaturmessung mit einem eingebauten Temperatursensor wir ein temperaturunabhängiges optimales Regelungsverhalten erreicht. Durch die SepT-Bauform der Statorwicklung (Sinus-Einzelpol-Technologie) in Kombination mit Hochenergiemagneten aus Neodym-Eisen-Bor (NdFeB) wird bei den MCS-Servomotoren erreicht, dass Wicklung und Magnete ein verzerrungsfreies sinusförmiges Arbeitsfeld im Motor G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 47 erzeugen. Da kein verzerrtes Feld stört, sind die Rundlaufeigenschaften besonders gut. Lästige Rastmomente gibt es nicht. Die Leistungsdichte ist hoch, da die Wicklung praktisch nur das Arbeitsfeld erzeugt. Der Kupferdraht wird nicht wie bei herkömmlichen Statoren durch einen engen Nutschlitz in die Nut eingebracht, sondern der Pol wird direkt gewickelt. Durch diesen Kunstgriff passt wesentlich mehr Kupfer in den Stator. Dies führt zu einem kompakten Aufbau der Motoren und steigert die Leistungsdichte. Gleichzeitig sind die Pole sehr fest gewickelt und dadurch extrem widerstandsfähig und vibrationsfest. Die Leistungsdichte und die Laufgüte steigen an, ohne dass die Zuverlässigkeit beeinträchtigt wird. Ein verstärkter Isolationsaufbau mit thermischer Reserve (Lackdraht nach Isolationsklasse H, Ausnutzung nach F) sorgt für eine hohe Lebensdauer der Wicklung. Bei den Kompaktservomotoren MCS werden Neodym-Eisen-Bor-Magnete der neuesten Generation eingesetzt. Sie verfügen über eine hohe Energiedichte und Korrosions- und Entmagnetisierfestigkeit auch bei hohen Temperaturen. Statorwicklung des Servomotors MCS in SepT-Aufbau (Sinus-Einzelpol-Technologie) In den Kompaktservomotoren MCS sind große Lager eingesetzt. Dadurch lassen sich auch starke Radialkräfte an der Welle aufnehmen, ohne dass die Lagerlebensdauer leidet. Die Lager sind mit langlebigem, temperaturfestem Fett ausgestattet und die Wellen aus standfestem Material gefertigt. Sie sind für hohe Radial- und Drehmomentbelastungen ausgelegt. Synchron-Servomotor der Baureihe MCS Schrittmotoren als Servoantriebe Schrittmotoren mit integriertem Gebersystem können grundsätzlich als Servoantriebe eingesetzt werden. Die Steuereinheit sollte dann neben dem Voll- und Halbschrittbetrieb auch den Minioder Mikroschrittbetrieb beherrschen. Bis zu 250 Mikroschritte pro Vollschritt sind mit neueren Mikroschrittsystemen möglich. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 48 4.2 Lagegeber Servoantriebe werden mit integrierten Lagegebern betrieben. Dieses sind Resolver (Drehmelder), Inkrementalgeber oder Sin-, Cos-Geber. Resolver In Aufbau ähnelt der Resolver einem kleinen Elektromotor mit Präzisionswicklung. Der Stator trägt zwei Wicklungsgruppen, deren Wicklungsebenen senkrecht aufeinander stehen, also räumlich um 90° zueinander versetzt sind. Der Rotor des Systems trägt eine Wicklung, die über Schleifkontakte mit Spannung versorgt werden kann, oder an denen man eine im Rotor induzierte Spannung messen kann. uS1 Rotor uR uR uS2 u(t) t uS1 Stator uS2 Funktionsprinzip des Resolvers Phasenauswertung bei Speisung der Statorwicklungen Speist man die Statorwicklungen mit einer Wechselspannungen URef von fRef 4 kHz, dann misst man die im Rotor induzierte Spannung UR und ermittelt hieraus die Phasenverschiebung der Rotorspannung gegenüber der Referenzspannung. Die Phasenverschiebung entspricht dem Verdrehwinkel der Rotorwicklung gegenüber der Statorwicklung. Die Spannung am Rotor ergibt sich aus den in der Rotorwicklung induzierten Spannungsanteilen aus beiden Statorwicklungen: u R (t ) u S1 (t ) cos u S2 ( t ) sin (4.1) Für die Statorspannungen gilt mit s = 2 · fRef: u S1 (t) û Ref sin s t (4.2) u S2 ( t ) û Ref sin( s t - /2) û Ref cos s t Aus den Gl. 8.1 und 8.2 ergibt sich die Rotorspannung: u R (t) û Ref (sin s t cos cos s t sin ) (4.3) u R (t) û Ref sin( s t ) Aus der Phasenverschiebung zwischen uR(t) und uS1(t) lässt sich der Verdrehwinkel der Rotorwicklung gegenüber der Statorwicklung ermitteln. Speist man den Rotor mit der Referenzspannung URef und misst die beiden in den Statorwicklungen induzierten Spannungen US1 und US2, so haben diese den Wert: u S1 K U Ref sin u S2 K U Ref cos (4.4) Die Referenzspannung wird durch den Verdrehwinkel in seinem Wert amplitudenmoduliert. Aus der Messung der Spannung an einer Statorwicklung kann man Winkelwerte für in einem Quadranten ablesen, durch Vergleich beider Ausgangsspannungen wird es möglich, Winkelwerte zwischen 0° und 360° eindeutig zu messen. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 49 Hüllkurven der modulierten Referenzspannung uS1 uS2 n· Amplitudenauswertung bei Speisung der Rotorwicklung 1 Umdrehung uS1 uS2 Da man jederzeit innerhalb einer Umdrehung aus der Messung zweier Spannungen eindeutig die Winkellage des Rotors bestimmen kann, spricht man von einer absoluten Lagemessung. Soll für die Lagebestimmung eines Linearantriebs die Winkellage über viele Umdrehungen des Resolvers bestimmt werden, so muss man die Winkelwiederholungen mitzählen, um den absoluten Lagemesswert zu bestimmen. Man spricht deshalb von einer zyklischen absoluten Messung. Bei einer Frequenz fRef 4 kHz der Referenzspannung kann man Winkelauflösungen von 10 Winkelminuten erreichen. Die kleine Bauweise und die hohe Genauigkeit sind besondere Vorteile des Resolversystems, weshalb sie häufig zur Lagemessung in Servoantrieben und Industrierobotern verwendet werden. Problematisch ist die mechanische Übertragung der Rotorspannung über Schleifkontakte oder Bürsten. Um störende Kapazitäten und Übergangswiderstände so klein wie möglich zu halten, werden meist Edelmetallkontaktpaarungen verwendet. Winkelmeßsystem mit kodierter Maßverkörperung Besitzt der Geber n Spuren, so kann die absolute Lage auf 2n Teile je Umdrehung bestimmt werden (selten). Einfache Geber mit 26 Teilen bis zu hochauflösenden Gebern mit 218 Teilen je Umdrehung werden in der Mechatronik eingesetzt. Die einzelnen Spuren werden radial durch eine fotoelektrische Abtasteinheit in jeder Spur abgetastet (teuer). Die Teilung der am weitesten innenliegenden E und am feinsten geteilten Spur bestimmt die D Winkelauflösung des Meßsystems. Entlang C einer radialen Abtastlinie stellt dann die Hell-, B Dunkel-Kodefolge einen binären Zahlenwert A dar, der der zugehörigen Winkellage entspricht. Die am häufigsten verwendete Codierung ist der Gray-Code. Diese Codierung hat den Vorteil, dass bei einem Übergang von einer Position zur nächsten nur auf einem Ausgangskanal ein Signalwechsel stattfindet. Eine Mehrdeutigkeit der Position durch die nachgeschaltete Auswertelogik während eines Positionswechsels ist ausgeschlossen. Codescheibe mit Gray-Code für Absolutwertgeber G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 50 Jede Codebahn wird von einer ihr zugeordneten optischen Schranke abgetastet. Das Ausgangssignal jeder Schranke wird verstärkt und auf eine Ausgangsstufe weitergeleitet. Die Position steht direkt nach dem Einschalten an der Schnittstelle für BUS-Systeme parallel oder synchron-seriell für SSI-Systeme zur Verfügung. E D 16 =1 8 4 =1 C 2 =1 B =1 A Umkodierung Gray Binär mit XOR 1 Ist eine Position zu erfassen, die über eine Umdrehung hinausgeht, muss ein MULTITURNAbsolutwertgeber eingesetzt werden. MULTITURN-Absolutwertgeber besitzen entweder ein Untersetzungsgetriebe mit angebrachter absoluter Codescheibe oder einen integrierten Zähler in dem die zurückgelegten Umdrehungen gespeichert werden. Der Zählerstand wird ebenfalls parallel im Graycode ausgegeben. /2 Inkrementalgeber Die digitalen Geber auf optoelektronischer Basis arbeiten vorrangig nach dem Durchlichtverfahren, teilweise aber auch nach dem Reflexionsverfahren. Das inkrementale Messverfahren benutzt als Maßverkörperung einen Tragkörper aus Glas, auf dem eine Gitterteilung aus undurchlässigen Strichen und lichtdurchlässigen Lücken aufgebracht ist. Anwendung finden Inkrementalgeber mit 512 bis 16384 (29 - 214) Strichen je Umdrehung (selten 500 und 1000 Striche). Die um versetzten Striche (Fenster) werden von zwei optoelektronischen Sensoren, die um /4 versetzt sind, abgetastet. Zusätzlich sind auf einer zweiten Spur eine (Umfangsmarke) oder mehrere Referenzmarken aufgebracht. Inkrementalgeber werden vorwiegend mit einer Gleichspannung von 5 V bis 8 V versorgt (TTLPegel). Das aufbereitete Signal des optoelektronischen Sensors 1 steht am Encoderanschluss als A-Signal, das des Sensors 2 als B-Signal und das der Umfangsmarke als Z-Signal zur Verfügung (zusätzlich häufig A , B und Z ). 2 1 und 2: optoelektronische Sensoren Prinzip des Inkrementalgebers 1 /4 Die einzelnen Inkremente des Inkrementalgebers werden vorzeichenrichtig in einem VorwärtsRückwärts-Zähler aufsummiert. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 51 H A L t H B L t Impulsdiagramm bei Rechtslauf H Z L t H A L t H B L t H Impulsdiagramm bei Linkslauf Z L t Durch den einfachen Aufbau des Gebers und den geringen Aufwand für die Auswertung ist die relative Lagebestimmung preiswert. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, dass bei Fehlzählungen durch Störsignale oder fehlende Impulse die Fehler aufsummiert werden. Aus diesem Grund sind hohe Anforderungen an die Störsicherheit des Systems gestellt. Mit dem Umfangsimpuls kann man den Vorwärts-RückwärtsZähler je Umdrehung synchronisieren. Zur Lagebestimmung muss nach dem Einschalten eine bekannte Marke angefahren werden und der Vorwärts-Rückwärts-Zähler auf einen Referenzwert gesetzt werden, der häufig Null ist (Referenzfahrt). Zur Erhöhung der Genauigkeit kann mit der XOR-Verknüpfung von Kanal A und B eine Impulsverdoppelung erreicht werden. Die Flankenauswertung dieses Signals ermöglicht eine Vergrößerung der Auflösung durch Impulsvervierfachung. Sinus-Cosinus-Geber Das SinCos-Geber-System ist eine Mischung aus Inkrementalgeber und Absolutwertgeber. Der Absolutwert wird hierbei zunächst nur beim Einschalten des Gerätes gebildet und über eine RS485-Schnittstelle einem externen Zähler mitgeteilt, der dann von diesem Absolutwert aus inkremental mit der analogen Sinus/Cosinus-Schnittstelle weiterzählt. Damit eine hohe Auflösung auch bei großen Drehzahlen möglich ist, wird das Inkrementalgebersignal nicht wie üblich in digitalen Werten, sondern als analoge Sinus/Cosinusspannung übertragen. Üblich sind Periodenzahlen von 512 oder 1024 pro Umdrehung. Bei einer Periodenzahl von 512 pro Umdrehung entsteht bei einer Drehzahl n = 12000 min-1 nur eine Frequenz f = 102,4 kHz, die problemlos auch über weite Strecken übertragbar ist. Bei Gebern mit der Periodenzahl von 512 pro Umdrehung wird der digitale Absolutwert mit einer Auflösung von 16384 Schritten pro Umdrehung ermittelt, so dass der Absolutwert gleich 1/32 der 512er Periode ist. Die digitale Absolutinformation kann beim Initialisieren nur auf ca. 3 Bogenminuten erfolgen, da der Unschärfebereich bei 1/8 der 512er Periode liegt. Der Absolutwert wird nach dem Einschalten der Geberversorgungsspannung oder nach einem Software-Reset innerhalb von 2 Sekunden übertragen. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 52 Nach dem Hochlauf der Betriebsspannung wird die "power up - Sequenz" des Gebers durchlaufen. Während der Initialisierung werden die Parameter übertragen. In der Betriebsart "Default Serial Mode" wird der Absolutwert zu Beginn dieser Betriebsart übermittelt und mit der Übertragung der Sinus- und Cosinussignale begonnen. In der anschließenden Betriebsart "User defined Serial Mode" kann der Geberstatus überprüft werden. Nach einem Software-Reset beginnt sofort die Initialisierung. Encoder Reset Us initialize 100 ms Status lesen Default User definded Default Serial Serial initialize Serial Mode Mode Mode 900 ms 100 ms User definded Serial Mode 900 ms Power up - Sequenz und Software-Reset Der Zugriff zu den Prozessdaten, die zur eigentlichen Drehzahlregelung verwendet werden, also den Sinus- und Cosinussignalen, ist praktisch immer "on line". Der Drehzahlregler hat bei eingeschalteter Versorgungsspannung zu jeder Zeit Zugriff auf diese Informationen. Der Signaloffset "REFSIN, REFCOS" liegt auf 2,5 V. Der Toleranzbereich beträgt 2,2 ... 3,4 V. Der Nennwert für die Signal-Spitze-Spitze-Werte von SIN und COS beträgt 1 Vss. Der Toleranzbereich beträgt 0,9 ... 1,1 V. Der Messschritt nach Arcustangensbildung mit 12 bit Auflösung beträgt 0,6 Bogensekunden. Die Fehlergrenzen des Prozesskanals liegen zwischen 18 und 40 Bogensekunden. 3,0 V SIN REFSIN REFCOS 2,5 V Signalspezifikation des Prozessdatenkanals beim Drehen der Welle im Uhrzeigersinn COS 2,0 V 1 Periode = 360° / 512 Sinus-Cosinus-Geber sind als Singleturn- als auch als Multiturngeber mit einer zusätzlichen Erfassung von 4096 Umdrehungen verfügbar. Die Schnittstelle zum Motorregler besteht aus dem Prozessdatenkanal (4 Adern für die Sinus- und Cosinussignale), aus dem Parameterkanal (2 Adern für RS 485) und aus der Spannungsversorgung (2 Adern). G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 53 4.3 Anwendung von Servoantrieben Vorschubantriebe Vorschubantriebe werden nicht nach einer Leistungsanforderung, sondern nach dem erforderlichen Drehmoment ausgewählt. Dieses muss als statisches Stillstandsmoment auch noch bei der Drehzahl n = 0 aufgebracht werden. Speziell bei numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen ist der Drehzahlregelbereich > 1:10000. Er umfasst den Vorschubbereich und den Eilgangbereich. Im Vorschubbereich (d.h. niedrige Drehzahlen mit n 1 min-1 und große Drehmomente) wird bearbeitet, im Eilgangbereich (hohe Drehzahlen und geringe Drehmomente) fährt die Maschine z.B. einen Drehmeißel in eine neue Arbeitsposition. Für diese speziellen Aufgaben werden Drehstrom- und Gleichstromservomotoren eingesetzt. Antriebssysteme für Industrieroboter Die Aufgabe der Servoantriebe ist es, die einzelnen Achsen zum Erreichen einer bestimmten Position zu bewegen, den Endeffektor (z.B. Hand) zu orientieren und die Last in dieser Lage festzuhalten. Die dynamischen Anforderungen, die an Servoantriebe für Industrieroboter zu stellen sind, sind sehr hoch, da die Gesamtdynamik der Roboterbewegung stark durch das getragene Handhabungsgewicht beeinflusst wird. Moderne Industrieroboter können heute Verfahrgeschwindigkeiten von 2 m/s erreichen. Diese Verfahrgeschwindigkeit wird wieder, wie bei der Tragfähigkeit, auf die Flanschplatte am Handgelenk bezogen. Hohe Verfahrgeschwindigkeit ist bei Industrierobotern erwünscht, um geringe Prozesszeiten in der Automatisierung zu erreichen. Im Normalfall werden hohe Geschwindigkeiten nicht für die Gesamtbewegung des Handgelenkes benötigt, sondern eher für die Einzelachsen bei gleichförmiger Bewegung des Handgelenkes entlang einer Raumkurve (siehe 3.2). Je größer der Industrieroboter ist, umso größer sind natürlich die Massenträgheitsmomente, mit denen die Antriebssysteme umgehen müssen. Um den Roboterarm nicht dynamisch zu überlasten, nehmen daher die Maximalgeschwindigkeiten und -beschleunigungen mit zunehmender Tragfähigkeit des Roboters ab. Je höher die Verfahrgeschwindigkeit ist, umso geringer werden die Positioniergenauigkeit und die Bahngenauigkeit. Das Einfahren in eine bestimmte Position soll in einer kurzen Zeit geschehen. Hierzu wird eine große maximale Geschwindigkeit angestrebt und bei Annäherung an die Position mit geringer Geschwindigkeit exakt positioniert. Die Gesamtzeit für einen Bearbeitungszyklus hängt nicht direkt von der Summe aller Einzelfahrwege ab. vmax lange Bewegung v Erreichbare Bahngeschwindigkeit in Abhängigkeit des zurückzulegenden Weges kurze Bewegung s Die Gesamtzeit tges für einen Bearbeitungszyklus kann bei gegebener Bahngeschwindigkeit v(s) über den Fahrweg von s1 nach s2 berechnet werden. Für die mittlere Bahngeschwindigkeit v gilt: v 1 s 2 - s1 s2 (4.5) v(s) ds s1 G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 54 Die Gesamtzeit tges ergibt sich aus dem gesamten Fahrweg und der mittleren Bahngeschwindigkeit v: t ges s 2 - s1 v (s 2 - s1 ) 2 (4.6) s2 v(s) ds s1 Zykluszeitabschätzungen sind schwierig; deshalb erfolgt häufig die Simulation des Prozesses auf einem PC oder es sind Messungen an Versuchsaufbauten vorzunehmen. Hohe Verfahrgeschwindigkeiten bei gleichzeitig hohen Positioniergenauigkeiten werden bei Robotern für die Montage kleiner Teile benötigt. Ein typischer Einsatzfall hierfür ist die Bestückung von Leiterplatten mit elektronischen Bauteilen. In diesem Fall ist eine große Zahl von Montagevorgängen notwendig und die zurückzulegenden Wege sind klein. Zum Erreichen sinnvoller Zykluszeiten benötigt man hohe Geschwindigkeiten und Beschleunigungen. Dabei sind gleichzeitig noch Positioniergenauigkeiten von 10 m - 20 m einzuhalten. Bei einem solchen Roboter treibt der Servomotor ohne dazwischenliegende Getriebeelemente die mechanische Rotationsachse. Der Roboterarm muss sehr starr und massearm ausgeführt sein, um die hohen Beschleunigungen zum Erreichen einer Bahngeschwindigkeit von 2 m/s auch auf kurzen Verfahrwegen zu erreichen. Neben der Erhöhung der möglichen Bahnbeschleunigungen führt der Verzicht auf weitere Getriebeelemente zu einer Erhöhung der Positioniergenauigkeit, da nun Spiel und Ungenauigkeit in solchen Elementen wegfallen. Um ausreichend kleine Verfahrwinkel der direkt angetriebenen Achse zu erreichen, muss ein hochpoliger Servomotor eingesetzt werden. Die Positioniergenauigkeit gibt an, wie genau ein Punkt im Arbeitsbereich erreicht wird. Die Wiederholgenauigkeit gibt die relative Position zwischen Objekten an. Servoantriebe mit Registerregelung Bei Druckmaschinen, Papiermaschinen, Verpackungsmaschinen, Folienmaschinen und Textilmaschinen werden Servoantriebe mit Registerregelung eingesetzt. Schwankungen bei den Materialeigenschaften und im Fertigungsprozess wirken sich störend auf die Gleichmäßigkeit der Lage und Größe des Druckbildes aus. Der Registerregler kompensiert diese Einflüsse ohne übergeordnete Steuerung. Die im Servo-Umrichter integrierte Registerregelung richtet die Winkellage von Einzugswalzen, Druckzylindern, Schneidwalzen oder anderen Bearbeitungsstationen auf die Lage des Druckbildes aus. Schnitte, Perforationen, Prägungen, Klebestellen usw. liegen immer genau dort, wo sie liegen sollen. Beim Insetter (Einziehwerk) wird eine vorbedruckte Bahn registerhaltig eingezogen, d.h. die Bahn ist so dem Druckprozess zuzuführen, dass der Zweitdruck genau am Erstdruck ausgerichtet wird. Hierzu werden die Lage des Erstdrucks und die Winkellage des Druckzylinders erfasst. Über die Drehzahl der Insetterwalze wird der Zweitdruck exakt zum Erstdruck positioniert. Mit moderner Servo-Registerregelung wird die Registerhaltigkeit verbessert, die Druckqualität erhöht und die Makulatur (fehlerhafte Drucke) reduziert. Dies bereits beim Hochfahren der Maschine. Querschneider legen den Schnitt relativ zum Druckbild immer an die gleiche Stelle, auch wenn die Lage des Druckbildes infolge von Inhomogenitäten beim Material oder in der Fertigung schwanken sollte. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 55 Der Registerregler erfasst die Lage des Druckbildes und die Stellung des Schneidzylinders und richtet die Winkellage der Schneidwalze exakt auf das Druckbild aus. Das Schnittregister kann durch Einstellung weniger Parameter flexibel und schnell geändert werden. Durch die "elektrische Welle" entfällt auch der mechanische Aufwand bei der Anpassung des Querschneiders an die Vormaschine. Servoantriebe mit Kurvenscheibenregelung Mechanische Kurvenscheiben sind oft in Fertigungsmaschinen zu finden. Umstellung oder Variation des Produktes bedeuten lange und umständliche Rüstzeiten. Bei Servoantrieben mit Kurvenscheibenregelung können mehrere verschiedene Kurvenscheiben gespeichert werden, so dass ein Umschalten zwischen diesen Kurven während der Produktion verzögerungsfrei möglich ist. Hierdurch wird in automatisierten Fertigungsbetrieben eine hohe Flexibilität erreicht. Servo-Kurvenscheiben werden beispielhaft bei der Kuvertierung, der Flaschenabfüllung und dem Konturenschneiden eingesetzt. Integrierte Zusatzfunktionen wie der elektronische Nockenschalter und der markengesteuerte Kurvenstart können für viele Einsatzfälle genutzt werden. y y y x x y x x Dehnung, Stauchung, Offset in x- und y-Richtung bei der Servo-Kurvenscheibe Die Dehnung, die Stauchung und der Offset in x- und y-Richtung von abgespeicherten Kurven erlauben eine einfache Anpassung bei Fertigungs- oder Produktänderungen. Servoantriebe mit Positionierregelung Mit dem Positionierregler kann die Punkt zu Punkt Positionierung auch mit Überschleifen mit Servoantrieben realisiert werden. Grundsätzlich sind die Absolut- und die Relativ-Positionierung möglich. Das Fahrprofil kann mit linearer und mit S-Rampe (ruckbegrenzt) gewählt werden. Funktionen wie Referenzieren, Teach-in und Stand-by können genutzt werden. Anwendung finden Servoantriebe mit Positionierregelung z.B. bei der Lagertechnik und Verpackungsmaschinen. Die Positionierregelung ermöglicht den absoluten Synchronlauf von mehreren Antrieben mit Toleranzen von wenigen Bogenminuten als sog. "Elektrische Welle". 4.4 Servo-Umrichter 9300 für flexible Automatisierung Die Servo-Umrichter der Familie 9300 mit abgestimmten Motoren- und Getriebemotorenprogramm ergeben ein optimales Antriebssystem. Durch integrierte Technologiefunktionen entstehen intelligente Antriebe, die unterschiedliche Bewegungen der Maschinen untereinander genau und präzise koordinieren können. Flexible Automatisierungslösungen sind mit dem Antriebskonzept auf einer durchgängigen Plattform möglich. Als Bindung zu einem übergeordneten Leitsystem sind aufsteckbare Feldbusmodule für RS 232/485, InterBus-S, PROFIBUS oder Ethernet vorhanden. Als Systembus zwischen den ServoUmrichtern und/oder als Bindung zum übergeordneten Leitsystem wird CAN verwendet. Die Servofamilie mit einheitlicher Hardware umfasst den Leistungsbereich 0,37 kW - 75 kW. Im gesamten Leistungsbereich können Asynchron-Servomotoren und im unteren Leistungsbereich bis 10 kW können für sehr hohe Dynamik Synchron-Servomotoren eingesetzt werden. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 56 Wahlweise stehen anflanschbare Getriebe als Schneckengetriebe, als Stirnradgetriebe oder als Planetgetriebe zur Verfügung. Als kompakte Lösung wird der Servo-Getriebemotor in den verschiedenen Kombinationen eingesetzt. Leistungseinheit des Servo-Umrichters 9300 Die netzseitige Einspeisung erfolgt über eine ungesteuerte B6-Schaltung und einen Netzfilter. Der Netzfilter reduziert den Netzstrom und begrenzt die EMV-Störungen durch geeignete Funkentstörmaßnahmen nach EN 55011 für die Grenzwertklassen A oder B. Die Gleichspannungszwischenkreise mehrerer Servo-Umrichter können bei Verbund- oder Mehrachsenanwendungen für den Energieaustausch verbunden werden. Für den Generatorbetrieb reicht dann ein Bremschopper mit externem Bremswiderstand bzw. für geringe Generatorleistung ein Bremsmodul (Chopper + Widerstand). Alternativ bieten die Versorgungs- und Rückspeisemodule der Reihe 9340 besonders bei Mehrachs- und Verbundantrieben Vorteile. Durch sie wird die Bremsenergie des ServoUmrichters über einen entsprechenden Netzfilter ins Netz zurückgespeist. Aus der Zwischenkreisspannung erzeugt der kurzschlussfeste Pulswechselrichter die geforderte 3phasige, pulsförmige Wechselspannung mit variabler Frequenz für den Servomotor. Die feldorientierte Regelung des Pulswechselrichters mit Vector Control (VVC) ermöglicht für hohe Dynamik Drehmomente bis zu 150 % des Bemessungsdrehmomentes (Nenndrehmoment) und hohe Stillstandsmomente. L1 L2 L3 PE L1 L2 L3 PE +UG -UG Versorgungs- / Rückspeiseeinheit 9340 L1 L2 L3 PE +UG -UG L1 L2 L3 PE +UG -UG Servo-Umrichter 9300 Servo-Umrichter 9300 PE PE PE UVW M ~ 3 PE UVW M ~ 3 Verbundbetrieb von zwei Servo-Umrichtern mit Netzrückspeisung EMV-Probleme vermeiden: Versorgungs- und Rückspeisemodul, die Antriebsregler und die Filter großflächig zur geerdeten Montageplatte kontaktieren, Schirm der Energieleitungen sorgfältig mit dem Schirmanschluss der Geräte verbinden, metallische Kabelverschraubungen für Servomotor verwenden, getrennte Verlegung von Energie- und Signalleitungen. Bei der Installation sind die Herstellerangaben zur Filterung, zur Schirmung, zur Erdung und zum Personenschutz (Fehlerstromschutzeinrichtungen) zu beachten. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 57 Aufbau des Servo-Umrichters 9300 • Die Einzelachse ist in schmaler Bauform mit separierbarem Kühlkörper realisiert. • Netz- und DC-Leistungsanschlüsse sind oben, Motoranschlüsse unten angeordnet. • Rückführsysteme werden direkt am Resolvereingang (Resolver) oder am Encodereingang (TTL-Encoder oder Sin-/Cos-Geber) angeschlossen. • Netzausfallüberwachung, Motorphasenüberwachung für Servo-Asynchronmotoren, feldorientierte Regelung und sensorlose Drehzahlregelung erhöhen die Zuverlässigkeit des Servo-Systems. • Für das digitale Gleichlaufsystem sind Leitfrequenz Ein- und Ausgang integriert. • Die 6 digitalen Eingänge, die 4 digitalen Ausgänge, die 2 analogen Differenzeingänge und die 2 analogen Ausgänge sind an aufsteckbare Steuerklemmen angeschlossen. • An den Systembus kann eine Klemmenerweiterung mit 8 Klemmen angeschlossen werden, die frei programmierbar als Ein- oder Ausgang zusätzlich genutzt werden können. • Die Parametrierung des Servo-Umrichters kann über einen aufsteckbaren Bedienmodul erfolgen. Alternativ kann über eine aufsteckbare serielle Schnittstelle die Bediensoftware Global Drive Control eingesetzt werden. Steueranschlüsse Das Automatisierungs-Interface (X1) dient dem Anschluss verschiedener Aufsteckmodule: Bedienmodul, Feldbusmodul RS232, RS485 (LECOM-A/B/LI), INTERBUS, Typ 2111, PROFIBUS-DP, Typ 2131, Ethernet. Über den Systembusanschluss (X4) können über die Klemmen HI, LO und GND mehrere Antriebsregler untereinander, eine übergeordnete Steuerung oder eine dezentrale Klemmenerweiterung angeschlossen werden. Das CAN-basierende Busprotokoll nach CANopen ermöglicht bei bis zu 63 Busteilnehmern Datenübertragungsraten von max. 1 MBit/s. Der Zugriff auf alle Parameter ist über den Systembus möglich. Die digitalen Signale werden über den 2 x 7poligen Klemmenblock (X5) kontaktiert. Die Pegel der 6 digitalen Eingänge und der 4 digitalen Ausgänge sind SPS-kompatibel. Für die Ein- und Ausgänge wird die interne oder eine externe Spannungsversorgung eingesetzt. Die analogen Signale werden über den 2 x 4poligen Klemmenblock (X6) kontaktiert. Die beiden Eingänge haben abhängig von der Jumperstellung (X3) den Pegel -10 V bis +10 V oder -20 mA bis +20 mA. Der Pegel der beiden analogen Ausgänge beträgt -10 V bis +10 V bei einem max. Strom von 2 mA. Über den Kaltleiter (PTC) oder einen Thermokontakt kann die Motortemperatur überwacht werden. In vorkonfektionierten Systemleitungen für Servomotoren des Herstellers ist die Leitung zur Temperaturrückführung bereits enthalten. Diese Leitungen sind für eine EMV-gerechte Verdrahtung ausgelegt. Sonst erfolgt der Anschluss über den Resolveranschluss (X7) oder den Encoderanschluss (X8). Am Resolveranschluss (X7) wird als Rückführsystem ein 2poliger Resolver (U =10 V, f = 4 kHz) angeschlossen. Der Resolver und die Resolverzuleitung werden auf Drahtbruch überwacht. An den Encoderanschluss (X8) wird ein Inkrementalgeber mit zwei um 90° elektrisch versetzten 5-V-Komplementärsignalen (TTL-Geber) angeschlossen. Die Nullspur kann optional angeschlossen werden. Die Eingangsfrequenz beträgt 0 - 500 kHz bei einer Stromaufnahme von 6 mA je Kanal. An den Encoderanschluss (X8) kann auch ein einfacher Sinus-Cosinus-Geber mit Nennspannung 5 - 8 V oder ein Sinus-Cosinus-Geber mit Kommunikationsschnittstelle (längere Initialisierungszeit) angeschlossen werden. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 58 Resolver l < 50 m +REF 1 -REF 2 3 +COS 4 -COS 5 +SIN 6 -SIN 7 +PTC 8 -PTC PTC Resolveranschluss (X7) 9 9-pol. Sub-D-Buchse l < 50 m Encoder RefSIN B SIN B RefCOS A COS A Vcc Vcc GND GND Z / -485 Z Z / +485 Z +PTC +PTC -PTC -PTC 1 2 3 4 5 Encoderanschluss (X8) für Inkremental- oder Sinus-Cosinus-Geber 6 7 8 9 9-pol. Sub-D-Buchse Für Folgeantriebe werden der Leitfrequenzeingang (X9) vom Folgeantrieb (Slave) und der Leitfrequenzausgang (X10) vom Leitantrieb (Master) verbunden. PTC Master (X10) l < 50 m Slave (X9) B 1 1 B A 2 2 A A 3 3 A 4 4 GND 5 5 GND Z 6 6 Z 7 7 Z Z enable 8 8 Lamp control B 9 9 B 9-pol. Sub-D-Buchse G. Schenke, 1.2013 Leitfrequenzeinund -ausgang (X9, X10) 9-pol. Sub-D-Buchse Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 59 Bei Parallelschaltung sind max. 3 Folgeantriebe anschließbar. Bei Reihenschaltung sind beliebig viele Folgeantriebe anschließbar. Die Übertragung mit bis zu 500 kHz erfolgt Rechtslauf zweispurig mit inversen 5-V-Signalen und A der Nullspur. Über Pin 8 kann der Slave den A Master überwachen. B B 5-V-Signale der LeitfrequenzZ übertragung bei Rechtslauf Z Konfiguration In der Praxis benötigt jede Anwendung bestimmte, anwendungsspezifische Konfigurationen (Programme). Im Allgemeinen steht hierfür eine Vielzahl von verschiedenen Funktionsblöcken zur Verfügung, die in geeigneter Form miteinander verknüpft werden. Für häufig vorkommende Anwendungen sind die Verknüpfungen in Funktionsblöcken in den Grundkonfigurationen bereits gespeichert. Sie lassen sich über die Codestelle C0005 auswählen und aktivieren. Grundfunktionen der Konfiguration sind: Drehzahlregelung, Momentenregelung mit Drehzahlklammerung, Master bei Leitfrequenzkopplung, Slave an Leitfrequenzschiene, Slave an Leitfrequenzkaskade. Wird eine andere Funktion als eine Grundfunktion gewünscht, so muss der abweichende Signalfluss konfiguriert werden. Hierzu werden Funktionsblöcke eingebunden oder entfernt, die Funktionsblöcke neu parametriert und Klemmen umkonfiguriert. Mit der Wahl der Bedienungsart wird festgelegt, über welche Schnittstelle der Antriebsregler parametriert oder gesteuert werden soll. Die Parametrierung erfolgt über das Bedienmodul oder das Feldbusmodul, das an X1 aufgesteckt ist oder über den Systembus (X4). Die Steuerung des Antriebsreglers kann über die Klemmen (X5 und X6), das Feldbusmodul an X1 oder über den Systembus (X4) erfolgen. Funktionsblöcke, die den Antriebsregler an die verschiedenen Anwendungsfälle anpassen, besitzen eine bestimmte Anzahl von Ein- und Ausgängen, die sich miteinander verbinden lassen. Entsprechend ihrer jeweiligen Funktion treten nur bestimmte Signalarten an den Ein- und Ausgängen auf. Quasi analoge Signale Symbol: Einheit: % Kennzeichnung: a Auflösung: 16 Bit Wertebereich: ±16384 = ±100 % Digitale Signale Symbol: Einheit: binär (HIGH oder LOW) Kennzeichnung: d Auflösung: 1 Bit Drehzahlsignale Symbol: Einheit: rpm Kennzeichnung: phd Auflösung: 16 Bit Winkelsignale Symbol: Einheit: inc Kennzeichnung: ph Auflösung: 32 Bit G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 60 Es können nur gleiche Signalarten miteinander verbunden werden. Jedem Eingang wird eine Signalquelle zugewiesen. Ein Eingang kann nur eine Signalquelle haben. Eingänge verschiedener Funktionsblöcke können dieselbe Signalquelle haben. Ein Funktionsblock (FB) besteht aus Eingängen, der Funktion und Ausgängen. Über den Namen des Funktionsblocks ist der FB eindeutig zu identifizieren. Eingangssymbol Name des Eingangs C1021/1 ParametrierCodestelle Name des FB ARITPH2-MODUS C1020 ARITPH2 ARITPH2-IN1 x C1022/1 C1021/2 y ±230 - 1 + _ * ARITPH2-OUT / ARITPH2-IN2 C1022/2 KonfigurationsCodestelle(n) AnzeigeCodestelle(n) Funktion Name des Ausgangs Ausgangssymbol Aufbau eines Funktionsblocks (FB) am Beispiel des Arithmetikblocks ARITPH2 Der FB ARITPH2 errechnet aus zwei Winkeleingangssignalen ein Winkelausgangssignal. Zur Verfügung stehen 6 Arithmetikblöcke (ARITPH1 ... ARITPH6). Mehr als 60 Funktionsblöcke stehen für unterschiedliche Konfigurierungen zur Verfügung (z.B. FB für Logik, Arithmetik, Umrechnung, Leitfrequenz, Motorregelung, -steuerung und –überwachung, Feld- und Systembus). Bis auf wenige Funktionsblöcke wie DIGIN (digitale Eingänge), DIGOUT (digitale Ausgänge) MCTRL (Servo-Regelung) müssen alle verwendeten Funktionsblöcke in eine Abarbeitungstabelle eingegeben werden. Eingangssymbol Name des Eingangs Funktion Name des FB AOUT1 C0431 + AOUT1-IN X6 62 + C0434/1 C0433 AOUT1-GAIN Klemme X6/62 C0434/3 C0432 Aufbau des Funktionsblocks AOUT1 AOUT1-OFFSET C0434/3 KonfigurationsCodestelle(n) G. Schenke, 1.2013 AnzeigeCodestelle(n) Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 61 Die beiden Analogausgänge AOUT1 und AOUT2 können als Monitorausgänge für interne Analogsignale verwendet werden (-10 V ... +10 V). Über die Konfigurations-Codestellen C0431, C0432 und C0433 werden die Eingangssignale auf die Eingangsverknüpfungen, auf Festwerte, direkt auf Ausgangswerte anderer Funktionsblöcke oder auf einstellbare Werte (über andere Codestellen) gelegt (insgesamt rd. 50 Möglichkeiten). Die Anzeigen in % erfolgen über C0434/1 (AOUT1-IN), C0434/2 (AOUT1-OFFSET) und C0434/3 (AOUT1-GAIN). Funktionsblock MCTRL_MotorControl für die interne Motorreglung G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 62 In allen Konfigurationen wird der Funktionsblock MCTRL (interne Motorreglung) benötigt. Innerhalb dieses Funktionsblocks befindet sich die Regelung der Antriebsmaschine bestehend aus: Winkelregler, Drehzahlregler und Motorregelung. Im FB MCTRL werden folgende Funktionen bearbeitet: Stromregler (PI-Regler), Drehmomentenbegrenzung, Drehmomentenzusatzsollwert, Drehzahlregler (PID-Regler), Drehmomentenregelung mit Drehzahlklammerung, Drehzahlsollwertbegrenzung, Winkelregler (überlagerter P-Regler mit Begrenzung), Schnellstop (QSP), Feldschwächung, Schaltfrequenzumschaltung. Eingangssignale: X7 (Resolver), X8 (Encoder), 4 * digital, 9 * analog, 1 * Winkel. Ausgangssignale: 3 * digital, 7 * analog, 1 * Winkel, 1 * Drehzahl. In den meisten Konfigurationen wird der Funktionsblock NSET (Drehzahlsollwert-Aufbereitung) benötigt. Der Funktionsblock NSET bereitet über Hochlaufgeber oder Festdrehzahlen den Drehzahlhauptsollwert sowie einen Zusatzsollwert (oder auch andere Signale) für die nachfolgende Regelstruktur auf. G. Schenke, 1.2013 Mechatronik FB Technik, Abt. E+I 63