Fachseminar I HRV Inhalt 1. Einführung S. 3 2. Physiologische Grundlagen S. 8 3. Spektralanalyse S. 27 4. Statistische Werte S. 32 5. Histogramm S. 36 6. Stressindex nach Baevsky S. 37 7. Skatterogramm/Poincare - Plot S. 39 1. Einführung Das Herz eines gesunden Erwachsenen schlägt nicht exakt gleichmäßig. Die Schlagfrequenz des Herzens neigt von Schlag zu Schlag zu leichten Variationen. Für diese Variationen können verschiedene physische und psychische Faktoren verantwortlich sein. Die Variationen die in der Schlagfrequenz des Herzens auftreten bezeichnet man als Herzratenvariabilität (alt.: Herzrhythmusvariabilität) Für die Änderungen des Herzrhythmus sind verschiedene kardiovaskuläre, kardiopulmonale und vegetative Regelkreise verantwortlich, zusätzlich spielen stochastische Elemente eine Rolle. ● Da diese Regelkreise dazu dienen auf entsprechende Anforderungen zu reagieren erwartet man sich eine möglichst ausgeprägte Variabilität ● Vereinfacht: Je geringer die HRV (und damit die Adaptationsfähigkeit des Herzkreislaufsystems), desto ungünstiger 1. Einführung Im wesentlichen resultiert der Herzrhythmus aus dem Zusammenspiel dreier Elemente, Sympathikus, Parasympathikus und dem Sinusknoten. Allerdings bestehen dabei vielfältige Verknüpfungen: Aufgrund ihrer Entstehung eignet sich die HRV daher zur Beurteilung der Organsituation am Herzen, aber auch zur Beurteilung der zentralen Steuermechanismen und Regelkreise. 1. Einführung Zwar werden in der HRV einfache Primärwerte gemessen, diese dann jedoch teils recht komplex weiterverarbeitet: 1. Einführung Die HRV besitzt einen älteren Verwandten, das CTG (Cardiotokogramm). Hier erfolgt die Messung der fetalen Herzfrequenz und deren Verlauf über eine Dopplersonographie. Während beim CTG jedoch auf eine Weiterverarbeitung der gewonnen Primärwerte verzichtet wird setzt genau hier die HRV an. ● Im wesentlichen geht es darum die gewonnenen Primärwerte so zu verarbeiten das eine Vielzahl an interpretierbaren Parametern entsteht. Im Grunde also eine Zuordnung statistischer und mathematischer Phänomene zu physiologischen und pathophysiologischen Zuständen. ● Zusätzlich zur statistischen Auswertung ist es möglich über die Erfassung von Schwingungskomponenten im Rhythmogramm die Genese einzelner Rhythmusvariabilitäten nachzuvollziehen. Da hier die Entstehung der HRV berührt wird wollen wir uns im folgenden primär mit dieser Analysemethode befassen. 1. Einführung Aus einer gewissen Perspektive gesehen ist die HRV allerdings deutlich älter las das CTG: ● Bereits um 100 n. Chr postulierten chinesische Ärzte einen Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand eines Patienten und dessen Pulsvariationsbreite ● Auch damals galt das eine Verflachung der HRV als kritisch einzustufen war: Wenn der Herzschlag so regelmäßig wie das Tröpfeln des Regens auf dem Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben. (Wang Shuhe, 300 n.Chr.) Die HRV ist als Indikator vergleichbar mit Fieber: ● Zahlreiche Erkrankungen können Fieber verursachen ● Fieber deutet umgekehrt immer auch entsprechende Störungen hin Abb. 3: Wang Shuhe 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Der grundlegendste Mechanismus der HRV ist die sympathikovagale Modulation der Sinusknotenaktivität. Der Sinusknoten stellt dabei einen multimodalen Input dar der die einkommenden Signale der unterschiedlichen Regelebenen integriert: ● Die permanente Anpassung an äußere Belastungen, Schlaf – und Ruhephasen, somatische und psychosomatische Faktoren führt zu einer leicht unregelmäßigen Herztätigkeit. ● Man bezeichnet diese Fluktuationen in der Herzrhythmik als Sinusarrhythmie. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Die intrinsische Herzfrequenz liegt bei > 100bpm, die tatsächliche Herzfrequenz in Ruhe erreicht jedoch nur Werte von ~ 60bpm. ● Ursache ist die in Ruhe dominierende efferente Vagusaktivität Abb. 5: Physiologische Sinusarrhythmie im EKG Bevor wir uns näher mit der vegetativen Steuerung der SK – Aktivität befassen lohnt es sich die grundlegenden Verschaltungswege des ANS in Erinnerung zu rufen: ● Parasympathische Fasern entspringen in der Medulla oblongata und werden vor Ort am Herzen auf postganglionäre Fasern umgeschaltet; NT ist Acetylcholin ● Sympathische Fasern entspringen ebenfalls in der Medulla oblongate, werden allerdings noch spinal auf postganglionäre Fasern umgeschaltet; NT ist postganglionär Noradrenalin 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse ● Präganglionäre parasympathische Fasern entspringen im Ncl. Ambiguus (NA) ● Sympathische präganglionäre Fasern nehmen ihren Ursprung im Rostroventrolateralen Kerngebiet (RVLN) ● Der Ncl. Tractus solitarii steht sowohl mit dem RVLN als auch mit dem NA in Verbindung und integriert afferente Fasern des ANS sowie anderer neuronaler Zentren und leitet diese an das RVLN sowie an den NA weiter ● Der NTS ist somit das erste übergeordnete Regelwerk 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Die unterschiedlichen NT der postganglionären vegetativen Fasern sind in Punkto Signaltransduktion nun entscheidend: ● Noradrenalin löst eine langsame Antwort aus (Latenz 2 – 3 s) mit einem Effektmaximum nach ~ 30s; Wiedererregbarkeit erst nach 2s ● ACh führt bereits nach 150ms zu einer deutlichen Antwort mit einem Maximum nach ~ 2s; Wiedererregbarkeit quasi sofort Abb. 7: Effekte der vegetativen Efferenzen am SK Während sympathische Signale nur verzögert zu Reaktionen am Herzen führen kann der Parasympathikus in Realtime regulieren – instant action sozusagen. Der Parasympathikus ist damit die vegetative Komponente die am Herzen für die schnelle Regulation verantwortlich ist – ein verblüffender Befund. Grund für dieses Phänomen ist der Stoffwechsel der NT: ACh kann wesentlich schneller im synaptischen Spalt verstoffwechselt werden als Noradrenalin. Zudem reagieren die muskarinergen Rezeptoren des ACh deutlich schneller als die adrenergen Rezeptoren. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Um die so eben gewonnene Erkenntnis nochmals auszugestalten: ● Der Parasympathikus ist in der Lage von Herzschlag zu Herzschlag zu regulieren: Wird er aktiviert kommt es sofort zu einer bradykarden Wirkung, wird der gehemmt entsteht aufgrund des schnellen Ach – Abbaus eine sofortige tachykarde Wirkung Tatsächlich sind sowohl Sympathikus als auch Parasympathikus zu jeder Zeit gleichzeitig am SK aktiv. Aufgrund dieser parallelen Stimuli kommt es am SK immer eine Mischung aus zeitlich eng begrenzten bradykarden und tachykarden Phasen. Diese Manifestation der vegetativen Steuerung bezeichnet man als HRV. In Konsequenz fungiert der SK somit als eine Art Filter: ● Herzfrequenzänderungen < 0,5 Hz können parasympathischen Ursprungs sein ● Herzfrequenzänderungen < 0,15 Hz können sympathischen Ursprungs sein. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Frequenzänderungen zwischen 0,15 und 0,5 Hz lassen sich so eindeutig dem Parasympathikus zuordnen, für Frequenzen < 0,15 Hz ergibt sich jedoch ein Mischbild. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Neuere Erkenntnisse belegen zudem die Existenz eines „Herzgehirns“: Es konnten zahlreiche subepikardiale Ganglien nachgewiesen werden die sowohl mit dem Arbeitsmyokard, als auch den Schrittmacherzellen sowie vegetativen Efferenzen und Afferenzen kommunizieren und so die SK – Aktivität mitmodulieren: 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Nachdem nun die Grundlagen bekannt sind wollen wir im folgenden die wichigsten Regelkreise kurz umreißen die an der Modulation der SK – Aktivität beteiligt sind. Dazu gehören: ● Arterielle Baroreflexe ● Vestibulovegetative Reflexe ● Kardiopulmonale Reflexe ● Arterielle Chemoreflexe ● Respiratorische Taktung ● Zentralnervöse Modulationen Die Kenntnis der beteiligten Regelkreise sowie deren rudimentäres Verständnis sind wichtig um Veränderungen im HRV differentialdiagnostisch zuordnen zu können. Einer hochspezifischen Zuordnung sind allerdings auf Grund der vernetzten zentralen und kardialen Verschaltung Grenzen gesetzt. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Der arterielle Baroreflex basiert auf negativer Rückkopplung. Bei den beteiligten Baro - rezeptoren handelt es sich um Dehnungsrezeptoren mit Proportional – Differential – Verhalten, d.h. sie reagieren sowohl auf absolute Druckänderungen als auch auf deren Geschwindigkeit. Lokalisiert sind die Dehnungsrezeptoren in Aorta und Karotiden. ● ↑RR führt zur Aktivierung des Ncl. Ambiguus, Vagusefferenzen senken dann die HF ● ↓RR führt zur Hemmung des Ncl. Ambiguus bei gleichzeitiger Desinhibierung der Sympathikuskerne, es kommt zu einem Anstieg der HF 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Der arterielle Baroreflex zeitigt innerhalb von 240ms Effekte an der HF – eine Zeitspanne die für eine sympathisch getragene Aktion deutlich zu kurz ist. Es wird daher klar dass die schnelle Komponente des Baroreflexes auf parasympathische Aktivitäten zurückzuführen ist, entweder in Form einer Hemmung oder Stimulation der efferenten Vagusfasern. ● HF und RR sind damit gegenläufig geregelt ● Physiologischerweise führt der Baroreflex beim Gesunden daher zu einem konstanten RR bei deutlichen Auslenkungen der HF 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Was den vestibulovegetativen Reflexboogen angeht – dieser war lange Zeit nur bei Tieren nachweisbar, er gilt inzwischen aber auch beim Menschen als belegt. Sinn ist wohl der Schutz des ZNS vor lageabhängigem Blutdruckabfall. (Daher: Potentielle Fehlerquelle bei der HRV – Messung: Kopfdrehen) ● Die otolithischen Rezeptoren reagieren sowohl auf lineare als auch auf anguläre Beschleunigung ● Initial kommt es zu einem Abfall der efferenten Vagusaktivität gefolgt von der langsameren Antwort in Form stimulierter efferenter sympathischer Fasern; zeitlicher Verlauf: > 430ms 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Die kardiopulmonalen Reflexe wirken agonistisch zu den arteriellen Baroreflexen. Grundlage sind afferent vagal verschaltete Barorezeptoren in Vorhöfen und Kammern des Herzens sowie in den zentralen Venen und der Lunge. Regelgröße ist dabei das Zentrale Blutvolumen. ● In Ruhe üben die afferenten vagalen Mechanorezeptoren einen tonisch hemmenden Einfluss auf die sympathischen Efferenzen aus ● Dieser wird bei Volumenbelastung gesteigert, gleichzeitig werden die vagalen Efferenzen stimuliert. ● Bei fallendem ZBV überwiegt der arterielle Baroreflexbogen 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Die kardiopulmonalen Regelkreise implementieren noch eine zusätzliche endokrine Komponente: 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Die arteriellen Chemoreflexe regeln drei Größen: pO2, pCO2 sowie Blut – pH. Man unterscheidet: ● Periphere Chemorezeptoren in den Karotiden und im Aortenbogen: Sie messen den Sauerstoffpartialdruck und reagieren auf eine Abnahme desselben; Afferenz: N. Vagus und N. glossopharyngeus ● Zentrale Chemorezeptoren in der Medulla oblongata: Sie messen den Kohlendioxidpartialdruck; ● Erregung der Chemorezeptoren führt zu einer Stimulation sympathischer Efferenzen bei gleichzeitiger Hemmung vagaler Efferenzen ● Eigentliche Stellgröße ist die Ventilation, die Modulation der kardialen vegetativen Efferenzen ist eher ein Nebenprodukt 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Nun sollte man einmal versuchen die einzelnen Reflexbögen in Zusammenhang zu bringen: 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Unter physiologischen Bedingungen spielen die Chemoreflexe eine deutlich untergeordnete Rolle in der Herz – Kreislaufregulation. Unter pathologischen Bedingungen stellen sie jedoch eine deutliche Verstärkung der (in der Regel dekompeniserten) anderen Regelkreise dar, z.B. im Rahmen von ● Hypertonie ● Herzinsuffizienz ● KHK ● Adipositas Da die arteriellen Baroreflexe und die Chemoreflexe eine gemeinsame Endstrecke in Form der kardialen vvegetativen Efferenzen besitzen sollten beide in die Betrachtung eben dieser Regelstrecke mit einbezogen werden. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Die respiratorische Taktung, auch als respiratorisches Gating bezeichnet, ist im wesentlichen eine Konsequenz einer atemabhängigen Hemmung des Ncl. Ambiguus durch pulmonale Afferenzen. ● Durch die Hemmung valager Fasern im NTS durch pulmonale Afferenzen kommt es zu einer Hemmung der vagalen Efferenzen zum Herzen ● Folge ist die respiratorische Sinusarrhythmie. Diese ist im wesentlichen also parasympathisch getragen Bei RR – Extremen spielt die pulmonale Hemmung der barorezeptiven Regelkreise nur noch eine marginale Rolle. 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Abschließend sollen nun noch einige zentralnervöse Strukturen und ihre Beteiligung an der Herzfrequenzmodulation dargestellt werden. Grundlage dieser Prozesse ist das Zentrale Autonome Nervensystem (ZAN), das vom Peripheren Autonomen Nervensystem (PAN) abzugrenzen ist. Das ZAN ist eine funkionelle Einheit und integriert Strukturen aus: ● Cortex (z.B. Gyrus Cinguli) ● Thalamus und Hypothalamus ● Cerebellum ● Pons ● Medulla oblongata Das ZAN ist die übergeordnete Instanz des PAN. ● Es moduliert die Aktivität des PAN ● Schnittstelle zwischen ANS und endokrinen, limbischen und kortikalen Zentren ● Steuerung und Integration von Motorik, Emotionen und Kognitiven Funktionen 2. Physiologische Grundlagen und Spektralanalyse Beispielhaft stellt Abb. 20 dar wie verschiedensten Psychosoziale Faktoren vom ZAN integriert und in konkrete vegetativ – efferente Signale umgesetzt werden: 3. Spektralanalyse Wir haben die Frage welche Anteile der Schwingungsprozesse in der HRV welcher vegetativen Komponenten zugeordnet werden können bereits angesprochen (vgl. Abb. 8 u. 9). Wesentlich schwieriger ist es nun aber den einzelnen Frequenzbändern nicht nur vegetative Komponenten sondern auch die zu Grunde liegenden Regelprozesse zuzuordnen. Im folgenden werden die aktuellen Erkenntnisse diesbezüglich kurz umrissen. HF – Band ● 0,15 – 0,5 Hz LF – Band ● 0,04 – 0,25 Hz VLF/ULF ● < 0,04 Hz 3. Spektralanalyse Klassischerweise werden die Frequenzbänder in der HRV auf periodisch wiederkehrende Schwingungen untersucht. Diese werden dann in der Spektralanalyse dargestellt. Üblicherweise bildet das Frequenzband von 0 – 0,5 Hz dabei die Abszisse des Koordinatensystems, die Spektraldichte (ms2) als Integration der Kurvenfläche stellt die Ordinate dar. (Abb. 21) Abb. 21: Spketralanalyse Abb. 22 stellt die Normwerte der einzelnen Frequenzbänder dar. TF ist dabei als TFP zu verstehen, „Total Frequeny Power“, d.h. Sie Spektraldichte aller Frequenzen im untersuchten Frequenzband in ms2 Abb. 22: Normwerte der Spektralanalyse 3. TFP Spektralanalyse HF - Band Gibt die Spektraldichte des gesamten Frequenzbereichs an. Parasympathischer Anteil der HRV. Die TFP kann als allgemeine Richtgröße für den Einfluss des Zu Grunde liegend Regelkreise sind nach heutigem Stand Vegetativums auf das Herz – Kreislaufsystem angesehen kardiopulmonale Regelkreise (Respiratorische werden. Je höher die TFP desto aktiver ist die Regulation Sinusarhythmie, siehe Abb. 15) sowie arterielle Baroreflexe durch das ANS. (vgl. Abb 11). Allerdings gehen auch lokale physikalische Faktoren in die HF ein (Zug – und Scherkräfte im Herzen; nachgewisen an denervierten Herzen). Bei niedriger Atemfrequenz (< 12/Minute) können HF – Komponenten in den LF – Bereich abwandern und als sympathische Elemente interpretiert werden. 3. LF – Band Spektralanalyse Die ältere Vorstellung das LF – Band spezifisch sympathischen Efferenzen zuzuordnen hat sich als nicht Wesentlich durch die Baroreflexe determiniert. Genauer Ursprung unbekannt. Das LF – Band ist eine Mischung aus vagalen und haltbar erwiesen: Unter dem Einsatz von ß-Blockern zeigen sich sofgar höhere (und dann definitiv parasympathisch getragene) LF – Aktivitäten. sympathischen Komponenten. Auch die spezifische Zuordnung des LF – Bandes zum CAVE: Unter der Wirkung von ß-Blockern wandern Baroreflexegelkreis ist nicht länger vertretbar, da von de parasympathische HF – Komponenten ins LF – Band, dieses rHämodynamik abgekoppelte Herzen dennoch LF – Aktivität ist dann parasympathisch dominiert. Die Interpretation im aufweisen. Diese verschwindet erst nach totaler Sinne einer Sympathikotonie auf Basis gestiegener Spektraldichte im LF – Band wäre dann grundverkehrt. Ganglionblockade. Vermutet werden zentrale oszillierende Schrittmacherneurone. 3. Spektralanalyse VLF – Band LF/HF Langsame humorale Kreislaufregelprozesse, z.B. RAAS Da das HF – Band parasympathisch dominiert ist und das LF sowie thermoregulatorische Komponenten. – Band eine Mischung aus beidenvegetativen Komponenten darstellt deutet eine Erhöhung des Koeffizienten auf einen zunehmenden Sympathikuseinfluss hin (Bei Vagotonie ULF – Band würden sowohl Zähler als auch Nenner wachsen, der Quotient also gleichbleiben) Zirkadiane Rhythmik und Schlafverhalten V.a. Kortikale und limbische Strukturen scheinen an der Genese des ULF beteiligt zu sein. (vgl. auch Abb. 20) Aufgrund der extrem niedrigen Frequenz kann die ULF nur in Langzeitmessungen gewonnen werden. Ein Schwingungsdurchlauf liegt bei > 5 Minuten! 4. Statistische Werte Wie bereits in der Einführung erwähnt baut die HRV im wesentlichen auf drei Säulen: Abb. 23: Statistische Werte der HRV HRR = Heart Rate Recovery Zeitspanne bis zur Normalisierung der SK – Aktivität im ● Darstellung der Primärwerte ● Frequenzanalyse (Spektralanalyse) ● Statistische Auswertung RRNN Durchschnittliche Dauer aller RR - Intervalle Anschluss an entsprechende Leistungsanforderungen (z.B. Orthostase). ● Reflektiert die Summer aller Einflüsse auf die SK – Aktivität ● ● Verlängertes HRR deutet auf reduzierte vagale Aktivität/ ● Allgemeinwert für die vegetative Balance erhöhte sympathische Aktivität hin ● Kann durch organische Kardiopathien massiv verändert Dauerhaft erhöhte HRR – Werte gehen mit erhöhter Mortalität einher werden 4. Statistische Werte SDNN SDANN Standardabweichung aller NN – Intervalle Standardabweichung ausgehend von den NN – Intervallen eines 5 – Minutenzyklus ● Je größer SDNN desto höher ist die HRV ● Abweichende Werte deuten auf eine gestörte vegetative ● Vergleichbar SDNN Balance hin RMSSD CV = Variationskoeffizient Wurzel aus dem Mittelwert der quadrierten Differenzen der Berechnet sich aus SDNN/RRNN*100% sequenziellen RR – Intervalle (vgl. Abb. 24) ● Vergleichbar SDNN ● In der Bedeutung vergleichbar mit SDNN ● Besser geeignet für Kurzzeituntersuchungen ● Erlaubt eine bessere online – Darstellung der Werte ● Anfälliger für Artefakte während der Messung als SDNN ● Bei hohen Werten ev. Messung wh. 4. Statistische Werte Abb. 24: Standardabweichung und CV Der CV gibt in Prozent an wieviele der gemessenen Werte sich im Bereich der Standardabweichung befinden. Beispiel: CV = = 10% 68,2% der gemessenen Werte befinden sich im Bereich +/- 10% des Mittelwerts 4. pNN50% Statistische Werte Im Rahmen der Sichtung der statistischen Werte sind die Ziele: Prozentualer Anteil sequenzieller NN – Intervalle mit einer Differenz von > 50ms ● Darstellung hochamplitudiger HRV – Ereignisse ● Sinkende Werte entsprechen in der Prognose krankhaften Veränderungen ● Erkennung von Trends ● Abschätzung der vegetativen Balance (Abgleich mit Spektralanalyse!) ● Erkennung vegetativer Auslenkungen ● Abschätzung der Organsituation Bei wiedersprüchlichen Aussagen sind im Valeo – HRV die Werte der Kurzzeitanalyse zu bevorzugen: ● Abb. 25: Übersicht der statistischen Werte im HRV SDANN, CV, RMSSD, pNN50% 5. Histogramm Im Histogramm wird die Spannweite der HRV dargestellt, in Form einer prozentualen Verteilung der Intervalldauer. SW ● Die Spannweite SW ist also als Differenz der maximalen und minimalen Intervalldauer zu verstehen Abb. 26: Histogramm der HRV Der Optimalfall wäre ein Histogramm in dem der normokarde Bereich breitflächig abgedeckt wird, mit einem klaren Hauptleistungsniveau in der Mitte und gleichmäßig großen Regulationsbereichen beidseits. Das Histogramm ist somit eine graphische Darstellung der HRV in Reinstform. 6. Stressindex nach Baevsky Der Stressindex stammt aus der russischen Weltraummedizin und geht auf Prof. Baevsky zurück. Er erfreut sich aufgrund seiner Qualtität auch in Kurzzeitmessungen zunehmender Beliebtheit. Im Grunde handelt es sich um eine mathematische Beschreibung des Histogramms. M = Modalwert Häufigster Wert innerhalb einer Häufigkeitsverteilung AMo = Amplitude Modalwert Prozentualer Anteil der dem Modalwert entsprechenden RR – Intervalle an allen gemessenen RR – Intervallen; ● Häufigste gemessene Dauer eines RR - Intervalls Dieser Wert spiegelt die Flexibilität der HRV und entspricht im wesentlichen der Darstellung des Histogramms. MxDMn (X) = Variabilitätsbreite Differenz zwischen dem maximalen und minimalen gemessenen RR - Intervall ● Unter Vagotonie sinkt der AMo (SW verbreitert sich) ● Unter Sympathikotonie steigt der AMo (SW verschmälert sich) 6. SI = Stressindex nach Baevsky Stressindex Dieser Wert berechnet sich aus M, AMo und MxDMn (x), vgl. Abb. 29. Er reagiert äußerst feinfühlig auf Stressoren, kann jedoch auch in Folge organischer Pathologien (z.B. Diabetes) deutlich erhöht sein. Abb. 30 zeigt beispielhaft die Auswertung des SI: Abb. 30: Normwerte des SI und seiner Größen ● M ist normal, X zeigt sich vermindert, ebenso wie Amo; Der SI – Wert ist deutlich erhöht ● Der Patient befindet sich insgesamt in einem eher vagotonen Zustand mit geringer HRV, der massiv erhöhte SI sowie die geringe SW deuten eine stark reduzierte Adaptationsfähigkeit an. 6. RPAI = Stressindex nach Baevsky Adäquanzindex der VBI = Index des vegetativen Regulationsprozesse Gleichgewichts Die Berechnung erfolgt aus Amo/M und reflektiert den Berechnet wird der Wert aus AMo/X und spiegelt die Zusammenhang zwischen der Aktivität kardialer vegetative Balance wieder. Vagusefferenzen und dem SK – Hauptaktivitätsniveau. VRI = Vegetativer Rhythmusindex Berechnet wird der Wert aus 1/M*X und spiegelt die vegetative Balance wieder. Fallende VRI – Werte deuten auf ein parasympathisch dominiertes Geschehen hin. 7. Skatterogramm/Poincare Plot Das Skatterogramm (häufig auch als Poincare – Plot bezeichnet) bildet die RR – Intervalle in einem Koordinatensystem ab. ● Abwechselnd wird einem RR – Wert auf der Abszisse ein RR – Wert auf der Ordinate zugeordnet. ● Zwei sequenzielle RR – Intervalle stellen somit ein x – y – Wertepaar im Skatterogramm dar. Abb. 31: Skatterogramm 7. Skatterogramm/Poincare Plot Bei der visuellen Beurteilung des Skatterogramms sollte auf folgende Besonderheiten geachtet werden: Optimalerweise weist das Skatterogramm eine eliptoide Verteilung auf. Unter Orthostase sollte eine Verschiebung in Richtung Koordinatenursprung erkennbar werden. Abb. 33 zeigt eine chaotische Verteilung (Möglich: Extrasystolen, Bewegung, etc), Abb. 34 eine hochkompakte Verteilung mit stark reduzieter HRV