Predigt am 6. Januar 2015 in Steinenbronn Matthäus 2, 1-12 Kirchenrat Pfr. Dr. Andreas Kümmerle, Oberstenfeld Liebe Gemeinde, Das wahre Licht scheint nicht nur auf die an Jesus Gläubigen Länger als sonst bleiben die Astrowissenschaftler auch an diesem Abend im Institut für Sternkunde zurück. Der Sternenhimmel der letzten Wochen hatte sie ins Staunen versetzt. Am Himmelszelt hatte es Bewegungen gegeben, die sie in dieser Form noch nie gesehen haben. In der gesamten Geschichte der Babylonischen Astrologie wurde von so einer Sternenkonstellation noch nie berichtet: Innerhalb kürzester Zeit haben sich die Sterne Jupiter und Saturn so eng überlagert wie nie zuvor. Wie ein einziger heller Stern bewegt er sich langsam am Firmament vorwärts. Die Wissenschaftler aus Babylon sind sich einig: Diese einmalige Planentenkonjunktion will uns auf etwas ganz besonderes hinweisen. Doch was steckt hinter diesem so hell strahlenden Stern. An diesem Abend setzen sie ihr Fachwissen wie Puzzleteile zu einem ganzen Bild zusammen: Der Planet Jupiter ist seit jeher der sogenannte Königsstern. Dieser Stern ist dem König aller Könige gewidmet, dem Gott, der über allen Mächten des Himmels und der Erde steht. Für die babylonischen Wissenschaftler ist klar: Irgendetwas Besonderes will uns der König aller Könige mitteilen. Das zweite Puzzleteil stellt der Planet Saturn dar. Der Planet Saturn wird mit dem König in Israel in Verbindung gebracht. Er steht für den Herrscher des Landes Israel. Das dritte Puzzleteil heißt Sternbild Fisch. Die beiden Planeten überlagern sich am Himmel im Sternbild Fisch. Das Sternbild Fisch steht in der babylonischen Sternenkunde für das Land Israel. Als die 3 Astrowissenschaftler die 3 Puzzleteile, Saturn, Jupiter und Fisch miteinander verbinden, kommt ein interessantes Bild heraus: Die höchste Gottheit trifft mit dem König Israels irgendwo im Land Israel aufeinander. Doch wie kann es zu diesem Zusammentreffen kommen? Die Weisen aus dem Morgenland kommen an diesem späten Abend zu dem Entschluss: ein ganz besonderer König mit göttlichem Charakter wird in Israel geboren. Liebe Gemeinde, so oder so ähnlich könnte die Vorgeschichte für die Reise der Weisen aus dem Morgenland ausgesehen haben. Die Weisen sehen ein besonderes Licht am Himmel und lassen sich auf dieses Licht ein. Jesus sagt im Johannesevangelium: „Ich bin das Licht der Welt“. Das Besondere an diesem Licht ist: Es scheint nicht nur für seine Nachfolger, sondern für alle Menschen hier auf dieser Welt. Damit bin ich bei meinem ersten von drei Punkten: Das wahre Licht scheint nicht nur für diejenigen, die an Jesus glauben. Liebe Gemeinde Epiphanias bedeutet, dass Gottes Licht allen Menschen und Tieren auf dieser Welt das Leben ermöglicht. Doch er ist nicht nur die Grundvoraussetzung für alles Leben hier auf diesem Kosmos. Sein Licht strahlt einen gewissen Inhalt aus. Der Lichtglanz, der von Jesus ausgeht, kann bis zu einem gewissen Grad von seinen Ebenbildern, von uns Menschen, gedeutet und verstanden werden. Und nun das besondere. Nicht nur seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger können mit seinem Licht etwas anfangen, sondern prinzipiell alle seine Geschöpfe. Sogar die größten Sünder. Die Weisen aus dem Morgenland kommen aus Babylon. Babylon ist im Neuen und Alten Testament ein Synonym für die lasterhafte, gottlose Menschheit, die dem Verderben entgegen geht. Doch gerade dort werden Menschen, die absolut nicht an Jesus Christus glauben auf den König aller Könige aufmerksam. Epiphanias heißt für uns heute Morgen: Jesus Christus lässt sein Licht über Leuten scheinen, die einer ganz anderen Religion nachgehen; der König aller Könige bringt Licht in das Dunkel von Menschen, die im lasterhaften sündigen Lebensstil verstrickt sind. Vor 2000 Jahren hat Gott durch sein Licht die Weisen nach Betlehem geführt. Die Frage ist: wohin und wen führt das Licht Gottes in diesem Jahr? Interessant ist, dass Leute aus dem ehemaligen Babylon 2000 Jahre später wieder auf der Wanderschaft sind. Dieses Mal nicht nach Betlehem sondern zu uns nach Deutschland und wahrscheinlich auch nach Steinenbronn und Umgebung. Viele Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Deutschland sind, oder sogar schon angekommen sind, stammen aus den Gegenden von Babylon. Iranische, irakische und syrische Flüchtlinge sehen bei uns in Deutschland ein Licht in Ihrer Dunkelheit- eine neue Lebensperspektive. Haben wir uns schon überlegt, dass es Gott gewesen sein könnte, der diese Leute auf die Wanderschaft zu uns nach Württemberg geschickt hat? Ist es für uns nachvollziehbar, dass Gottes lebensschaffendes und lebensförderndes Licht diese Flüchtlinge unmittelbar in unsere Nachbarschaft geführt hat? Das wahre Licht scheint auf Jesus Christus Müde und abgekämpft stehen die drei Astrowissenschaftler vor einer Futterkrippe: In der Krippe befindet sich nicht nur Heu sondern auch ein kleines Kind. Etwas unsicher schauen die Weisen auf das Kind in der Krippe. Sie haben sich das Umfeld indem der König aller Könige auf die Welt kommt etwas anders vorgestellt. Das ist auch der Grund warum sie zunächst zum Palast des Herodes gereist sind. Überrascht sind die Wissenschaftler aus dem Morgenland, dass die jüdischen Gelehrten noch nichts von der Geburt des Königs wissen, obwohl sie doch Einheimische und mit dem Glauben Israels vertraut sind. Doch anstatt sich mit den Gelehrten und dem König auseinander zu setzen, vertrauen Sie lieber auf Ihre Sternkunde. Sie folgen dem Stern bis sie nun vor der Futterkrippe stehen. So also sieht der König aller Könige aus: Ein Kind das in ärmlichen Umständen von einfachen Eltern geboren ist. Dieses Bild entspricht sicherlich nicht Ihrer bisherigen Vorstellung von einem neugeborenen König. Doch beim Anblick dieses Kindes verblassen alle bisherigen Bilder wie ein König auszusehen habe, und wo er geboren werden sollte. Dieses Kind in der Krippe spricht die Wissenschaftler an, ohne dass es große Worte von sich geben muss. Obwohl es keine schönen Kleider hat, besitzt dieses Kind eine königliche Ausstrahlung. Die Weisen aus dem Morgenland können nicht anders als vor diesem Kind niederknien und es anbeten. Sie sind sich sicher, dass das Sternenlicht sie zum verheißenen Königskind geführt hat. Voller Ehrfurcht fallen die großen Männer vor dem Kind nieder und beten es an. Doch die Wissenschaftler belassen es nicht bei der Anbetung. Sie öffnen Ihre Taschen und übergeben Ihre Geschenke. Mit Ihren Geschenken bringen Sie zum Ausdruck was Ihnen das Kind in der Krippe bedeutet: Zunächst überreichen Sie Gold. Gold ist seit jeher ein Symbol, das auf die Königswürde hindeutet. Mit dem Gold, das Sie der Königsfamilie schenken, möchten die Weisen zum Ausdruck bringen, dass sie Jesus als König verehren. Dann überreichen die Weisen Weihrauch. Weihrauch ist ein Symbol für das Göttliche. Indem Sie dem Kind Weihrauch schenken, bekennen die Wissenschaftler: Vor uns liegt nicht nur ein ganz normales Kind sondern auch der Sohn Gottes. Und schließlich übergeben Sie Myrrhe. Myrrhe steht für die Menschlichkeit. Gott ist Mensch geworden. Für ihn ist das Leibliche, das uns Menschen ausmacht, nichts Minderwertiges. Liebe Gemeinde, so richtig und wichtig es ist, darauf hinzuweisen, dass Gottes Licht für alle Geschöpfe scheint, so wichtig und richtig ist auch die Tatsache, dass das wahre Licht immer auf Jesus Christus scheint. Das Licht Gottes mit seiner kosmischen Dimension bündelt sich in der Person Jesu Christi. Von Ihm und nicht aus einer zufällig gewordenen Materie geht das wahre Licht aus. Aus der Person Jesus Christus erleben wir das Licht, das uns Leben schenkt. Damit bin ich bei meinem 2. Punkt. Das wahre Licht scheint auf Jesus Christus, weil alles Licht letztlich aus ihm kommt. Epiphanias heißt also auch: Das wahre Licht, scheint auf Jesus Christus, denn er ist die Quelle des Lichts. Wenn das wahre Licht Jesus Christus in den Mittelpunkt stellt, dann ist das Licht Gottes immer auch ein personales Licht. Das heißt: Ich kann mit diesem Licht eine Beziehung aufbauen. Dieses Licht besteht nicht nur aus einer bestimmten Frequenz, die eine gewisse Farbe mit sich bringt. Jesus begleitet mich als mein persönliches Licht: Ich kann mit Ihm reden, zu ihm beten. Sein Licht tröstet, wenn ich in einer dunklen Stunde niedergeschlagen bin. Sein Wort gibt mir Hoffnung, wenn ich im Nebel des Lebens nicht mehr weit sehen kann. Entscheidend ist, dass ich ihn- wie die Weisen aus dem Morgenland – aufsuche und anbete. Liebe Gemeinde, wenn die Reisenden aus dem Iran, Irak oder Syrien bei uns anfragen wo Sie Licht und Leben finden können, dann können wir mehr sagen als ein Herodes oder die Schriftgelehrten. In unseren Gemeinden, in unseren Gottesdiensten ist Jesus, das Licht der Welt, gegenwärtig. Geben wir diesen Leuten die Möglichkeit, die die Weisen aus dem Morgenland auch hatten: vor Gott niederzuknien und Jesus anzubeten. Laden wir Sie in unsere Gotteshäuser ein und geben Ihnen die Möglichkeit das Kind in der Krippe kennenzulernen Das wahre Licht scheint in den Alltag hinein. Die Begegnung mit dem Kind in der Krippe hat das Leben der Wissenschaftler umgekrempelt. Es bleibt nicht nur bei der einen Begegnung in Stall zu Betlehem. Jesus begegnet den Weisen gleich noch einmal. Dieses Mal begegnet er Ihnen mit seinem Licht in einem Traum. Matthäus berichtet: „Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“ Für die Weisen geht – nachdem Sie Jesus im Stall begegnet sind – der Alltag weiter. Sie müssen sich zunächst ausruhen, um dann die Rückreise in Ihre Heimat antreten zu können. Während Sie schlafen, begegnen Sie Gott noch einmal. Er spricht mit Ihnen in einer ganz intensiven Art und Weise – im Traum. Und was er ihnen im Unterbewusstsein sagt, ist so eindeutig und klar, dass bei den Weisen kein Zweifel aufkommen kann. Sie brechen Ihr Versprechen dem König gegenüber. Ohne mit ihm nochmals Kontakt aufzunehmen, gehen sie auf einem anderen Weg nach Hause. Liebe Gemeinde, Jesus begegnet uns nicht nur an Weihnachten, oder im Gottesdienst. Das Licht Jesu ist ein Licht, das uns gerade auch im Alltag begleitet. Und damit bin ich beim 3. und letzten Punkt. Gerade auch mitten im Leben, dort wo wir Gottes Gegenwart kaum vermuten, ist Gott mitten bei und in uns. Epiphania heißt: das heilige Licht Gottes scheint in den ganz unheiligen Alltag. Jesus hat viele Möglichkeiten mit uns im Alltag Kontakt aufzunehmen. Sicherlich ist das Bibelwort und Gebet am Morgen die gängige Art mit der Gott zu uns jeden Tag redet. Doch Gott hat auch andere Möglichkeiten uns im Alltag ganz konkrete Botschaften zu übermitteln. Gerade wenn es darum geht, wichtige Entscheidungen zu treffen, kann Gott auch – wie bei den Weisen - durch Träume reden. In Afrika habe ich es vielfach erlebt, dass mir Christen gesagt haben: Gott hat zu mir im Traum gesprochen. Und was Gott im Traum gesprochen hat, ist häufig keine Träumerei geblieben. Einer meiner Studierenden hat auf Grund eines Traumes, in dem Gott zu ihm gesprochen hat, „werde Pfarrer“, seinen Beruf aufgegeben und hat mit dem Theologiestudium begonnen. Ich möchte uns heute in diesem Gottesdienst Mut machen, sensibel dafür zu werden, wie Gott uns im Alltag auf ganz unterschiedliche Art und Weise begegnet und zu uns spricht. Konkret möchte ich Ihnen Mut machen, sensibel dafür zu werden, wie Sie in ihrer Gemeinde den Flüchtlingen begegnen können, die in unserer Nachbarschaft eine vorrübergehende Bleibe gefunden haben. Ich komme zum Schluss. Das Licht Gottes scheint in unser Leben und leuchtet in unsere Kirchengemeinde wie es damals in das Leben der 3 Weisen aus dem Morgenland geleuchtet hat. Damals wie heute verändert das Licht Gottes Menschenleben. Aus der frühen Kirchengeschichte gibt es Hinweise, dass die Weisen aus dem Morgenland nach Ihrer Begegnung mit Jesus als christliche Missionare im Gebiet Babyloniens gearbeitet haben. Bis heute gibt es dort die ältesten christlichen Kirchen. Erst viel später ist die Botschaft vom Kind in der Krippe zu uns ins nordwestliche Europa gekommen. Wenn die Nachfahren der Weisen aus dem Morgenland nun zu uns als Flüchtlinge kommen, sollten wir Ihnen die Möglichkeit geben, an ihre alte Tradition anzuknüpfen zu können. An die Tradition der Weisen aus dem Morgenland, die in einem fremden Land vor Jesus Christus niedergekniet sind und ihn angebetet haben. Amen.