cross culture branding #3 3. Konferenz zum Design und zur Markenkommunikation für internationale Märkte mit dem Fokus auf Ostasien Was sollten deutsche Entwickler und Gestalter über die Märkte in Ostasien wissen? Wo liegen die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern? Die dritte Konferenz im Design Center Stuttgart zum Produktdesign und zur Markenkommunikation für internationale Märkte im April 2012 setzte den Fokus auf Ostasien mit dem Boom-Land China. das Netzwerk persönlicher Beziehungen, ist die Formel für Fleiß + Chance = Erfolg . Der analytisch im Sachbezug agierende Europäer muss sich für diese Sichtweise auf soziale Kontexte öffnen, um Kollegen, Geschäftspartner und Kunden zu verstehen. Die Experten ccb #3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede Die Erfolge deutscher Automobilmarken und der deutschen technischen Überwachungsvereine TÜV in China verweisen auf Gemeinsamkeiten der Märkte hier und im Reich der Mitte: Dem Wunsch der Kunden nach vertrauenswürdiger Qualität und dem Verlangen nach Waren, die dieses Versprechen halten. Genauer betrachtet werden an diesen Wünschen auch die Unterschiede der Märkte deutlich. Kontrollsysteme mögen dem sachbezogenen Mitteleuropäer in seinem analytischen Denken entsprechen. Dem chinesischen Kunden garantieren die Kontrollmarken und Labels vor allen Dingen den versprochenen Status im sozialen Kontext. Dieser Statuswunsch geht so weit, dass es nach Möglichkeit der teuer importierte Wagen der deutschen Luxusmarke sein muss und nicht das vor Ort günstiger produzierte Modell der gleichen Marke. Beziehungsnetzwerke Alle Experten der Konferenz waren sich einig, dass das Denken in sozialen Beziehungen in Asien das Geschäftsgebaren, die Arbeitsweisen und die Kaufentscheidungen bestimmen. Guan xi (S.10), Françoise Hauser, Asientext Sebastian Peichl, Wunderblock Karsten Henze, Deutsche Bahn C.D. Jia, Linya International Regina Hanke, iD Institute Fritz Frenkler, f/p design Guan xi-Regeln Zusammenfassung S.02 S.03 S.04 S.06 S.07 S.08 S.10 S.11 Foto: Françoise Hauser 1 Mythos Ostasien Françoise Hauser Asientext Zu Beginn der Konferenz gab die Journalistin und Ostasienexpertin Françoise Hauser eine Einstimmung in die Mythen und Klischees des Kulturraums. Sie verwies auf die Stolpersteine auf unserem Weg der Annäherung aus der Ferne an diese Weltregion: „… Womit wir bei dem Klischee wären, dass alle Asiaten am liebsten mögen: China, Japan, Korea - egal, das ist sowieso alles dasselbe. Mit einer unbedarften Bemerkung kann man hier gleich an allen Fronten aufräumen. Denn insgeheim sieht in Ostasien jeder auf den anderen herab: - China auf Japan weil es alle kulturell wirklich wichtigen Errungenschaften ja sowieso nur von China abgeschaut hat. - Japan wiederum blickt auf China herab, weil seine Bewohner in ihrem Hang zum Kitsch einfach ein bisschen wie peinliche, laute Verwandte im glitzernden Disko-Anzug rüberkommen. Die asiatische Sicht auf den Westen Auch umgekehrt, also aus asiatischer Sicht, gibt es beim Blick auf den Westen eine ganze Reihe von gängigen Mythen: - Alle Westler sind gleich und lassen sich mühelos unter dem Begriff "Laowai" oder "Gaijin" zusammenfassen, wobei völlig egal ist, ob es sich um einen Deutschen, Marokkaner oder Argentinier handelt. - Ebenfalls beeindruckend ist die chinesische Fähigkeit, einen ganzen Europa-Urlaub auf einen einzigen, knackigen Satz von sage und schreibe 23 Silben zu reduzieren: "Dé g ā njìng, F ă búcuò, Hé z ā ng, B ĭ méiy ŏ uyìsi, Lú ... bù jìdé, Yì g ē n Zh ō ngguó yìyàng". Zu Deutsch: Deutschland ist sauber, Frankreich nicht schlecht, Holland dreckig, Belgien langweilig, Luxemburg...äh, weiß nicht mehr, Italien ist wie China". Um die 1,3 Millionen Chinesen kommen jedes Jahr zu diesem Schluss, für den sie in der Regel sieben Tage brauchen. Kuschelige Ecke Kulturalismus So prägnant die Sichtweise auf Europa, so mysteriös ist auch die asiatische Eigenwahrnehmung: Ganz unrecht ist den meisten Asiaten der Hauch des Geheimnisvollen nämlich nicht: Auch in Fernost zieht man sich gerne in die kuschelige Ecke des Kulturalismus zurück: Während wir in Deutschland glauben, dass es den Chinesen niemals gelingen wird, ein Qualitätsauto nach unseren Maßstäben zu bauen, sind sich Chinesen und Japaner insgeheim sicher: Europäer werden Asien ihr Lebtag nicht wirklich verstehen!“ Auszug aus dem Beitrag der Konferenz. Siehe auch das Buch von Françoise Hauser „Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über China“, Theiss Verlag, 2011 Informationen zu Françoise Hauser > www.asientext.de 2 Um das Verstehen der anderen Kultur und Strategien zur Erschließung neuer Märkte in Ostasien ging es auf der Konferenz bei den Praxisbeispielen aus den Unternehmen: Gesundheitswesen, die demographische Entwicklung, die zunehmende Bedeutung digitaler Märkte sowie der verstärkte globale Wettbewerb. Deutscher Mittelstand goes China Sebastian Peichl Wunderblock / Ottobock Der Chef der Wunderblock GmbH und Berater der Otto Bock HealthCare GmbH, zeigte an Marke Ottobock wie sich eine deutsche Zulieferermarke zur globalen Konsumentenmarke entwickelt. Ottobock, mit zurzeit knapp 5.000 Mitarbeitern in 40 Ländern Weltmarktführer in der Prothetik und der technischen Orthopädie, hat eine Bekanntheit von nahezu 100 Prozent bei den Experten vom Orthopädiemechaniker bis zum Sanitätshausbesitzer. Die Wachstumsziele für 2020 mit 1,7 Mrd. Euro Umsatz und knapp 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit bedeuten eine Paradigmenwechsel für die gesamte Organisation wie auch für die Entwicklung der Marke hin zu einem Consumer-Brand. Vom sogenannten deutschen Hidden Champions soll die Marke zur beim Konsumenten bekannten Marke werden. Gründe für diese Neuorientierung sind die bevorstehenden Veränderungen im Foto: Otto Bock HealthCare GmbH Gebaute Identität Ein Baustein auf diesem Weg der Marke ist die gebaute Identität des Science Center Medizintechnik von Ottobock am Potsdamer Platz in Berlin. Dieses Zentrum trägt zur Bekanntheit der Marke bei (- bis hin zu Medienberichten über die spektakuläre Architektur in Asien) und hat unter anderem die symbolische und zugleich praktische Funktion, Besucherdelegationen aus China repräsentativ zu empfangen und chinesische Mitarbeiter zu schulen. 3 chinesischen Partner. Bei Ottobock wird Corporate Citizenship praktiziert und nicht zwischen Charity und CSR Corporate Social Responsibility unterschieden. Das Engagement von Ottobock bei den Paralympics in Peking 2008 und zur EXPO Shanghai 2010 traf die chinesischen Vorstellungen von guten Beziehungen sehr genau. Eine gekürzte Version des Vortrags kann angefordert werden > [email protected] Informationen > www.wunderblock.net/ und www.ottobock.de Ottobock Pilot Store Shanghai Foto: Otto Bock HealthCare GmbH Von den zurzeit 300 Ottobock Mitarbeitern in China kommt nur 1% aus Deutschland. Der Ottobock Pilot Store in Shanghai ist der weltweit erste und das erste Schaufenster in einem riesigen Land mit alternder Gesellschaft und circa 80 Millionen Behinderten. Auch hier steht wie im Berliner Zentrum der spielerische Umgang mit dem Thema Bewegung im Vordergrund. Orientierung auf Beziehungen In der Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Mitarbeitern wird die unterschiedliche persönliche Orientierung bei den Deutschen auf Leistung und auf Beziehung bei den Chinesen deutlich. Die Darstellung der Wirkungsweisen des Guan xi als Lehre von den Beziehungsgeflechten im aktuellen Buch von Yu Zhang Die China-Strategie empfiehlt Sebastian Peichl zum Verständnis der DB in APAC (Asian Pacific) Marken- und Marketingerfahrungen in Asien aus der Perspektive eines großen deutschen Mobilitäts- und Logistikkonzerns Karsten Henze Deutsche Bahn Die Deutsche Bahn ist der zweitgrößte Transport- und Logistikanbieter weltweit. Über die Hälfte des Konzernumsatzes wird in diesem Bereich erwirtschaftet. Als Marke DB Schenker firmiert das Unternehmen seit 2003 wieder unter dem Dach der DB und somit innerhalb einer weltweit einheitlich gelebten Markenarchitektur 4 des Konzerns. Der Leiter CI/CD und Kreation DB Mobility Logistics AG Karsten Henze legte dar, wie diese Einheit in der Unternehmenspraxis erreicht wird. Marketing Score Cards Im internationalen Marketing werden praktische Arbeitshilfen für die Mitarbeiter des Konzerns zur Verfügung gestellt: die Marketing Score Cards zu einzelnen Ländern und Regionen. Sie enthalten neben allgemeinen Fakten zum Land, zu Politik und Wirtschaft, Feiertagen und aktuellen Großereignissen, Angaben zu kulturellen Besonderheiten wie Körpersprache oder der positiven und negativen Belegung von Farben und Symbolen. Dazu eine Auflistung der gesellschaftlichen Does and Don‘ts . Eine Markenentwicklung für den chinesischen Sprachraum muss viele Faktoren berücksichtigen; unter anderem die Namensgebung beziehungsweise Übertragung des Markennamens ins Chinesische. Grundsätzlich stehen zwei Wege für eine Übersetzung zur Verfügung: die bildliche oder die phonetische Übertragung. Die Recherche im Wettbewerbsumfeld zeigt unterschiedliches Vorgehen und Mischformen: von der Beibehaltung der Wortbildmarke als Logo bei gleichzeitiger phonetischer Übertragung des Namens in Texten bis zur Verwendung des Markennamens in lateinischen Schriftzeichen im chinesischen Text. Die zunächst genutzte bildliche Übersetzung des Namens DB Schenker war zu generisch und verwechselbar. Die neue Wortmarke kombiniert bildliche und phonetische Übersetzung und strebt damit ein Maximum an Klarheit und Passgenauigkeit zu den Markenwerten an. Markennamen Entscheidend für die erfolgreiche Implementierung der Marke aber war die Kommunikation über „alle Kanäle“, das heißt in allen Medien. Natürlich unterscheiden sich von Land zu Land die Vorstellungen von Marketing und die Qualität der Umsetzung von Gestaltungsvorgaben. Daher sind auch in diesem Bereich Arbeitshilfen wichtig, zum Beispiel im Intranet verfügbare Checklisten zum Corporate Design. Weitere Informationen > www.deutschebahn.com Foto: Françoise Hauser 5 Chinese Trends – German Brands, Volume II Christoph Daniel Jia Linya International Auf der Konferenz cross culture branding #2 im Jahr 2011 hatte Christoph Daniel Jia, Gründer des deutsch-chinesischen Beratungsunternehmens Linya International Ltd, über die Trends in China und deren Auswirkungen für deutsche Marken berichtet. Seine aktuellen Thesen 2012: These 1. „Made in China“: Dieses Markenimage erlebt eine rasante Transformation weg von „cheaply -“ hin zu „proudly made“. These 2. Deutsche Marken werden aufgrund ihrer Qualität und Authentizität in China hoch geschätzt und genießen oftmals einen exklusivitätsversprechenden Premiumstatus. Als Statussymbole müssen sie aber auch zukünftig den Bedürfnissen der erstarkenden chinesischen Mittelklasse genügen. Was bewegt die chinesische kaufkräftige Mittelklasse, was sind gesellschaftliche Trends? Ein Auszug: Die jungen Chinesen sind im stetigen Wachstum aufgewachsen, verwöhnt durch die Qual der Wahl. Alle sind optimistisch – auch die unteren Schichten – und in Aufbruchsstimmung. Technikbegeistert wird Guan xi übers Internet always on gepflegt. Frauen managen als Pink Collar Queens das häuslichfamiliäre Umfeld. Umweltbewusstsein wird von oben verordnet und Öko-Produkte sind Statussymbole. These 3. Deutsche Produkte und Marken entwickelten sich in China wellenförmig. Erst kam man zum Sourcen für weltweite/ einheimische Märkte, später um den chinesischen Binnenmarkt Marktanteile abzuringen. Die dritte Welle könnte die der Knowhow intensiven Dienstleistungen für Chinesen sein, bei der es um Verfahren und Markenerfahrung geht, die chinesische Unternehmen brauchen, um auf etablierten Märkten weltweit konkurrenzfähig zu werden. So nutzen zum Beispiel deutsche Kommunikationsagenturen die Arbeit für deutsche Kunden, um vor Ort in China Erfahrungen zu sammeln und Beziehungen aufzubauen. Der nächste Schritt ist die Gewinnung chinesischer Marken als Kunden. Vielfach ist in China das Know-how zur Markendifferenzierung noch unbekannt. These 4. Deutsche Marken und Untermarken differenzieren sich auch in China untereinander stärker und auch kleinere deutsche Unternehmen werden in China sichtbar. Wurde z.B. bislang die „deutsche Automarke“ undifferenziert gelobt und gepriesen, stellen sich nun Volkswagen, BMW und Mercedes mit ihren Submarken differenzierter auf. These 5 . Chinas Aufstieg fällt in eine Zeit, in der bereits saturierte Märkte mit etablierten Marken und abgesteckten Marktanteilen in der Triade (Nordamerika, Westeuropa, Japan) existieren. Was könnten chinesische Strategien zur zukünftigen Markenentwicklung außerhalb Chinas sein? 6 Christoph Daniel Jia stellte eine Studie zur weltweiten Verbreitung von chinesischen Marken vor. In allen drei Szenarien für 2021 ( The Revenge of Mao, The Birds Leave The Nest, Ruthless Panda Needs New Friends ) wird von einer Entwicklung von Export hin zur innovativen Binnenwirtschaft ausgegangen, von stetig wachsenden Bildungsniveau und dem schnellen Wachsen des chinesischen FDI Foreign Direct Investment. In keinem der Szenarien aber übersteigt die chinesische Fähigkeit zur Innovation die der übrigen Welt. These 6 . Die chinesische Strategie zum Aufholen ihres Modernisierungsprozesses ist das Turbo-Lernen mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts: Imitation und Akquisition. Als Beispiel für die Strategie einer deutschen Marke den Gefahren der Nachahmung auf dem chinesischen Markt aus dem Weg zu gehen, zeigte Jia die Naturkosmetik-Marke Dr. Hauschka . Über Workshops ist die Marke beim chinesischen Kunden präsent. Produziert aber wird nicht in China und verkauft nur über einen Webshop. Informationen > www.linya-international.com Meta-Anspruch Cross Culture Branding #3 Menschen und Marken - Japan & Südkorea Regina Hanke iD Institute Regina Hanke, Lindgrün GmbH Berlin und Mitbegründerin des iD International Design Institute, demonstrierte mit Impressionen aus Japan und Südkorea die große Vielfalt und die Gegensätze zwischen Ländern in Ostasien, sowie auch innerhalb der Kulturen und Länder selber. Sie ging auf Unterschiede in Wahrnehmung und Aufmerksamkeit im westlichen und asiatischen Kulturkreis ein und sprach von den Einflüssen des kommunikativen und des kulturellen Gedächtnisses als Bestandteile des jeweiligen kollektiven Gedächtnisses. An den Beispielen zweier Marken beleuchtete Regina Hanke unterschiedliche Konstellationen: Die junge deutsche Schuhmarke Trippen hat in Japan einen ständig wachsenden Kundenkreis gefunden und trifft dort auf hohe Affinität für ihre deutsche Qualität und ihr Verständnis von Handwerk. Die Fashion-Marke setzt auf die Authentizität ihrer Geschichte, auf Multiplikatoren und Mund-zu-Mund-Propaganda und erreicht damit einen immer höheren außereuropäischen Exportanteil. 7 Die Kommunikation der Proctor & Gambler Marke febreze in Südkorea, Japan und Deutschland zeigt, wie für globale Marken weltweit Verhaltenskodexe analysiert werden und die Marke auf lokalen Märkten unterschiedlich interpretiert wird. Die Präsentation von Regina Hanke als PDF anfordern > [email protected] Weitere Informationen > www.id-institute.com Gesellschaften in ihrer demografischen Entwicklung und in der Veränderung der gesellschaftlichen Gruppierungen von der Kleinfamilie zur Patchwork-Gesellschaft. Parallel dazu verändert sich der Markt in den Industriegesellschaften. Durch die Polarisierung zwischen Ober- und Unterschicht wird die Mittelschicht reduziert, zur toten Mitte und damit nimmt auch das mittlere Marktsegment ab. Chancen und Risiken für deutsche Unternehmen und Designer in Asien Fritz Frenkler f/p design Prof. Fritz Frenkler, von f/p design deutschland gmbh München und f/p design japan inc., definierte firmitas / utilitas / venustas Ingenieurwesen, Wissenschaft und Ästhetik als die Säulen der neuen funktionellen Gestaltung. Nach seiner f/p designformel (nach Gert Hildebrand, mini/bmw group, 2006) besteht Design aus den Elementen Funktion, Form, Technologie, Ergonomie, Soziologie, Ökologie, Psychologie, Philosophie, Zeit, Individualität und Darstellungsform. Diese Formel hat weltweit Gültigkeit. In ihr spiegelt sich der Wandel der Aus Zielgruppen werden Stilgruppen Die bisherige im Marketing bekannte Zielgruppen werden zu Stilgruppen . Diese Gruppen verändern mit ihrem Kaufverhalten die Märkte. Nur Marken sind in der Lage, verschiedene Gruppen zu erreichen. Produkte, die für einzelne Zielgruppen gestaltet werden, verlieren mehr und mehr an Bedeutung. In der Matrix der Designstile und ihrer formalen Sprachen machte Fritz Frenkler drei Megatrends aus: authentic, retro und fusion . Außerdem er ordnete den gegenwärtigen Pluralismus im Industriedesign in die drei Kategorien industrial entertainment, industrial art und industrial design . 8 Design DNA Die DNA von Industrial Design deklinierte Fritz Frenkler am Beispiel von Apple Inc. durch: corporate design corporate behavior corporate architecture corporate interior architecture corporate packaging design corporate product design der gestalter muss zu seiner ursprünglichen aufgabe zurückkehren und sich als moderator zwischen nutzer, hersteller und umwelt verstehen. die aufgabe für die gestaltung lautet: produkte, produktsysteme und dienstleistungen zu entwickeln, die menschen dienen, ansprüche von unternehmen repräsentieren und sich damit der umwelt sowie der mitwelt unterordnen.“ Informationen > www.fp-design-gmbh.com Bei dieser Deklination wurde anschaulich deutlich, wie konsequent Apple einige wenige Gestaltungselemente als Schlüsselelemente über Jahre und durch die unterschiedlichen Produktgruppen hindurch beibehält. Eine solche Reduktion auf einen Gestaltungskanon zeigte auch die Design DNA des neuen Corporate Designs der Linde AG , Deutschland. Der von Frenkler geforderte neue funktionelle Gestaltungsprozess erfordert die funktionelle Durchdringung von Entwicklung, Produktion, Verpackung, Transport 1 vom Hersteller zum Handel, Präsentation dort, Transport 2 zum Kunden, Nutzung, second new – Langlebigkeit und Zeitlosigkeit, Transport 3 zur Entsorgung und letztendlich funktionelles Recycling. Schlusswort Fritz Frenkler „wir müssen feststellen, dass 70% unserer produkte, produktsysteme und dienstleistungen, die wir geschaffen haben, nicht funktionieren. weder für uns menschen, noch für unsere umwelt und mitwelt. morita "soaric“ zahnärtzliche behandlungseinheit, f/p design 9 Die Grundregeln des Guan xi Erwerben Sie das Vertrauen Ihrer Geschäftspartner. Knüpfen Sie vielfältige Kontakte und pflegen Sie diese regelmäßig persönlich. Denken Sie nicht nur faktenbezogen, sondern beziehungsorientiert. Achten Sie auf Querverbindungen und mögliche Zusammenhänge. Versetzen Sie sich stets auch in die Situation Ihres Gegenübers hinein. Sechs Goldene Guan xi-Regeln Foto: laubstein design management Lernen Sie verzichten. Üben Sie Bescheidenheit. Gleichen Sie Ihr Gefälligkeitskonto aus. Lösen Sie Konflikte durch Kommunikation und Interessensausgleich. Vergessen Sie nicht den Brückenbauer. Schenken Sie von Herzen und mit Bedacht. Quelle: Yu Zhang, Die China-Strategie, be.bra wissenschaft verlag, Berlin 2012 10 Zusammenfassung Unterschiede Ostasien ist sicher kein homogener Wirtschaftsraum. Japan zum Beispiel hat eine hohe Affinität zur deutschen Gestaltungstradition und viele Berührungspunkte in der Vergangenheit, die noch heute als gemeinsame Wurzeln in der Moderne erlebbar sind. Südkorea stellt dagegen einen Kulturschock dar. Aber auch in diesen beiden Gesellschaft entstehen parallel neue globale Gestaltungswelten, die sich über Medien und Stile definieren. Immer wieder bestätigten die Referenten, dass die wichtigsten Unterschiede zwischen deutschen und asiatischen Kollegen, Geschäftspartnern und Kunden in der unterschiedlich ausgeprägten Orientierung auf Ratio und Kontext liegen. Betrachtet man das ungeschriebene Regelwerk des berühmt-berüchtigten chinesischen Verhaltenskodex Guan xi , dann fällt auf, dass viele dieser Regel auch in unserem Kulturraum gelten oder gelten sollten. Das Hineinversetzen in die Situation des anderen ist eine Fähigkeit, die weltweit gefragt ist. Gerade Kreative müssen den Perspektivwechsel üben, um eine Vorstellung davon zu erlangen, was ihre Kunden wirklich wollen. Gemeinsamkeiten Wo liegen die Gemeinsamkeiten der Kulturkreise und Märkte? Heute arbeiten auf dem asiatischen Markt erfolgreiche deutsche Unternehmen zum Verständnis der Kultur der Kunden selbstverständlich vor Ort mit gemischten multinationalen Teams. Im Miteinander zeigt sich: Rücksicht auf allgemeine Lebensregeln und emotionale Grundbedürfnisse funktioniert immer. Überall auf der Welt hängt alles von den Menschen und ihren Fähigkeiten und Befindlichkeiten ab. Davon berichteten auch die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Das Wissen um Design, Ergonomie und Qualität, um konzeptionelle Ansätze, Marketing und Markendifferenzierung ist unter den Mitarbeitern multinationaler Unternehmen unterschiedlich ausgeprägt. In vielen Branchen werden Produkte für bestimmte Märkte durch Qualitätsreduktion angepasst. Gerade unter den Gestalter-Kollegen im Entwicklungsprozess aber werden die Designer zu Helden der Qualität , die nationalitätenübergreifend zusammen an einem Strang ziehen, wenn es um Entscheidungen im Unternehmen geht. Kollegen anderer Nationalitäten zu verstehen, zu motivieren und unterstützen ist eine wichtige Aufgabe im Design Management. Podiumsteilnehmer ccb #3 Markus Hirche Rotor Design Andreas Nandzik Dräger Medical Karl-Heinz Wagener Isringhausen Sebastian Peichl Wunderblock Christoph D. Jia Linya International Perspektiven Menschen und Märkte verstehen heißt auch, sich als Unternehmen als ein Teil der Gesellschaft zu sehen. Das Engagement von Ottobock zu den Paralympics zeigt wie die Regeln des Guan xi Beziehungsmanagements erfolgreich umgesetzt werden können. Kulturelle Unterschiede zu erfassen, erfordert besonders sensible 11 Erforschung der Kunden und User Experience vor Ort. Ein Beispiel aus der Medizintechnologie ergab das unerwartete Ergebnis, dass Frühgeborene in China wesentlich größer sind als in Europa. Warum? Weil Schwangere dort anderes ernährt werden. Der asiatische Markt ist gewaltig und allein innerhalb Chinas sehr vielfältig und differenziert. Stimmt die Prognose wie von Fritz Frenkler vorgestellt, dass in den Industrienationen zukünftig nicht mehr von Zielgruppen, sondern von Stilgruppen zu reden sein wird, werden nur Markenunternehmen zukünftig hochwertige Absatzmärkte finden. Marken können überall auf der Welt Kunden ansprechen, wenn sie diese „verstehen“. Schnell und – besser? In schneller Aufholjagd entstehen chinesische Marken, die nicht mehr nur kopieren, sondern stolz auf eigene Traditionen sein wollen und innovativ. Aber die Chinesen sind nicht cleverer als andere und viel Wissen um Innovationsstrategien, Know-how zu Aufbau und Differenzierung von Marken ist noch nicht vorhanden. China will weltweit konkurrenzfähig werden – ein Markt für kreative Dienstleistungen. Die aktuellen Berichte aus der Branche zeigen, dass gerade auf diesem Markt von Designern umfassende Leistungen erwartet werden, von der strategischen Ausrichtung, über das Produkt bis zur Vermarktung. Auch für ausländische Markenunternehmen ist der chinesische Markt die Chance, sich im höheren Segment zu positionieren. Sieht man die Begeisterung, den Stolz und die Aufbruchsstimmung, mit der Chinesen sich und das Thema Design feiern, wünscht man sich diesen Enthusiasmus für die deutschen Kreativen. Ihre Ausgangsposition ist sehr gut: deutsches Design hat nach wie vor einen starken Ruf. Ihr Wissen, ihre konzeptionellen und innovativen Fähigkeiten sind ihre Vorteile, die sie mit mehr Blick auf Zusammenhänge ausbauen können. Diese Kompetenz ist nicht nur für die Märkte in Ostasien wichtig, sondern überall. Iris Laubstein, laubstein design management, Köln Designpreisverleihung Wuxi. Foto: laubstein design management Die Berichte der Konferenzen cross culture branding 2010 und 2011 beim Design Center Stuttgart > www.design-center.de Die gedruckte Broschüre cross culture branding 2010 ist kostenlos über das Design Center Stuttgart > [email protected] zu beziehen oder über > [email protected] 12