Ernst Krenek Verzeichnis der Bühnenwerke Catalogue of Dramatic Works ernst krenek institut Ernst Krenek 1900 –1991 Verzeichnis der Bühnenwerke Catalogue of Dramatic Works ernst krenek institut Impressum Mitarbeit Martina Riegler Für den Inhalt verantwortlich (Hg.) Ernst Krenek Institut Privatstiftung Florian Schönwiese, Generalsekretär Donau-Universität Krems Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30 A-3500 Krems an der Donau T+ 43-(0)2732-71 570 F+ 43-(0)2732-71 570-20 E [email protected] www.krenek.com Übersetzung ins Englische Erika Doucette Gladys N. Krenek Ehrenpräsidentin Grafik Richard Ferkl Ernst Kovacic Vorstandsvorsitzender Druck REMAprint Ernst Krenek Institut Privatstiftung © 2013 Wissenschaftliche Betreuung Lothar Knessl Zusammenstellung und Redaktion Marie-Therese Rudolph Fotos © Ernst Krenek Institut Privatstiftung Vorwort Preface 6 8 Sechs Bühnenwerke zum Kennenlernen 11 Get to Know these Six Outstanding Dramatic Works Verzeichnis sämtlicher Bühnenwerke Complete Index of Dramatic Works Biografie Biography 62 65 Literaturverzeichnis 68 49 49 11 6 Zu Ernst Krenek und seinem Musiktheater Ernst Krenek (1900 –1991) war nicht nur einer der herausragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts: Die Charakteristik der „one-man-history of the twentieth-century music“ durch Glenn Gould fasst die Tatsache der Verschiedenheit der Idiome, jedoch artikuliert mit einer durchgehenden (an Karl Kraus orientierten) Haltung so treffend zusammen, dass sie hier einmal mehr zitiert sei. Krenek war auch einer der schärfsten Beobachter und Kenner seiner Umgebung, Geschichte und Kultur, zugleich hoch gebildeter und kritischer Denker, was sich in seiner umfassenden Tätigkeit als Schriftsteller, Vortragender, Lehrer, Feuilletonist äußerte. Diese Doppelbegabung veranlasste ihn auch, fast sämtliche seiner Operntexte (den Begriff „Libretto“ lehnte er als für seine Zeit überholt ab) selbst zu verfassen – eine Tätigkeit, in die auch seine theaterpraktischen Erfahrungen einflossen. So kann er als „geborener Opernkomponist“ (Gladys Krenek, selbst Komponistin) bezeichnet werden, dessen musikdramatisches Œuvre (von seinen fast 250 Opera rund ein Zehntel) besondere Beachtung verdient. Im Rückblick weist es zudem einige „Rekorde“ auf, die auch mit Kreneks Biografie – als geborener (Alt)-Österreicher ab 1938 im politischen Exil in den USA – zusammenhängen. So hatte sein Jonny spielt auf (UA 1927) den unmittelbarsten und weitreichendsten Erfolg im Musiktheater des 20. Jahrhunderts, der sogar die Fledermaus vorübergehend von den Sylvester-Programmierungen der Opernhäuser verdrängte. Sein Karl V. wurde erst mit einem halben Jahrhundert (!!) Verspätung (1934–1984) an dem Haus, das den Kompositionsauftrag erteilt hatte, der Wiener Staats­ oper, erstaufgeführt; sein Kehraus um St. Stephan gar erst nach 60 Jahren uraufgeführt – eine Freude und ein Erfolg, den zu erleben (im „Ronacher“ in Wien) Krenek anlässlich seines 90. Geburtstages noch vergönnt war. So reich an unterschiedlichen Phasen und Facetten sein Leben verlief, so vielfältig stellt sich sein Werk und dessen Rezeptionsgeschichte dar. Hier gab es im Bereich Musiktheater gerade in den letzten Jahren international beachtete Erfolge: Erinnert sei an Orpheus und Eurydike 2010 am Konzerthaus Berlin sowie vor allem an Karl V. und Kehraus um St. Stephan bei den Bregenzer Festspielen 2008. Eine Co-Produktion mit der Volksoper Wien brachte den Kehraus dann auch in das Repertoire dieses Hauses, einschließlich einer stark nachgefragten Wiederaufnahme. Der intensivierten Rezeption des Krenekschen Œuvres dienen auch Ernst Krenek Institut und -Forum (mit Sitz in Krems/NÖ) – neben Archi- 7 vierung und wissenschaftlicher Betreuung des Nachlasses begleitet durch ent­sprechende Eigenveranstaltungen. Ein Schwerpunkt der Öffentlichkeits­ arbeit wird nun gerade auf das Musiktheater gelegt, wobei die vorliegende Broschüre einen Informationsschub ermöglichen soll: Sie finden daher anbei eine Übersicht über die Gesamtheit des musikdramatischen Schaffens, ergänzt durch genauere Angaben zu sechs ausgewählten Werken – aus verschiedenen Epochen und Genres und zunächst jenseits der genannten bekanntesten. Solche genaueren Angaben, die gerne in direktem Kontakt bzw. auf Nachfrage übermittelt werden, liegen über die hier getroffene Auswahl hinaus vor, sodass sie sämtliche musikdramatischen Werke umfassen. Denn diese sind es wert, stärker ins Bewusstsein der Opernpraxis und konkret vermehrt auf die Spielpläne gebracht zu werden. Marion Diederichs-Lafite (Vorstandsmitglied), für die Ernst Krenek Institut Privatstiftung Dank dem Experten und Beiratsmitglied Lothar Knessl 8 Ernst Krenek and His Music Theater Works Ernst Krenek (1900 –1991) was one of the most outstanding composers of the 20th century, which led Glenn Gould to describe him as a “one-man history of twentieth-century music.” This quote succinctly summarizes the multitude of idioms so characteristic of Krenek, which were articulated with such great continuity in attitude (as with Karl Kraus). Krenek was one of the sharpest and most knowledgeable observers of his surroundings, history and culture, and, at the same time, a highly educated and critical thinker, which is clearly visible in his various activities as author, lecturer, teacher and columnist. This multifaceted talent enabled him to write nearly all of his opera texts himself (he considered the term libretto to be obsolete) – which was a field where he could also integrate his practical experiences of working in the theater. Therefore, he could be described as a “born opera composer” (Gladys Krenek, herself a composer), making his œuvre of music-drama (around one-tenth of his nearly 250 operas) deserv­ ing of attention. In hindsight, Krenek’s œuvre was also record-breaking in many ways, which has to do with his biography-born in (Old) Austria, living in political exile in the United States from 1938 on. One such record for twentiethcentury musical theater is the instantaneous and wide-reaching success of Jonny spielt auf (premiere 1927), which even temporarily ousted Fledermaus from several opera houses’ New Year’s programs. Karl V premiered at the Vienna State Opera half a century (1934–1984) after it had been commissioned there, and it took sixty years for Kehraus um St. Stephan to premiere, a joyous and successful event Krenek himself had the pleasure of experiencing on his ninetieth birthday (at Ronacher Theater in Vienna). The multiplicity of phases and facets of his life is also reflected in the great diversity of his work and its history of reception. In recent years, his work has been incredibly successful, especially in the realm of musical theater. Some examples are: Orpheus und Eurydike at Konzerthaus Berlin in 2010, and Karl V and Kehraus um St. Stephan at the Bregenzer Fest­ spiele in 2008. A coproduction of the Volksoper Vienna put Kehraus on the list of the Volksoper’s repertoire and, due to its extreme success, is likely to appear on the program again. The increased reception of Krenek’s œuvre is also significant for the Ernst Krenek Institute and Forum (based in Krems/Lower Austria), which not only work to archive his estate and coordinate scholarly endeavors and 9 projects dealing with Krenek’s work and life, but also host events. The focus of the public relations work is currently on musical theater. This brochure is part of this initiative and provides further information on Krenek’s work in this field. Included is a general overview of all of Krenek’s operatic works, in addition to descriptions of six select works, from different periods and genres, many of which are not among his most well-known, some of which were mentioned above. More comprehensive descriptions of these works as well as descriptions of the other works mentioned in the general overview are available upon request. His pieces are well worth exploring, and this brochure seeks to increase the awareness and appre­ ciation of Krenek’s works both within operatic practice and in opera programs. Marion Diederichs-Lafite (Executive Board Member), for the Ernst Krenek Institute Private Foundation Many thanks to the expert and Board Member Lothar Knessl Abkürzungen Die Orchesterbesetzung ist in der Reihenfolge der üblichen Partitur­ notierung in Ziffern angegeben. SSopran KSKoloratursopran AAlt TTenor TbuffoTenorbuffo BarBariton BBarBassbariton BBass BbuffoBassbuffo CelCelesta CembCembalo eGit elektrische Gitarre GitGitarre GlspGlockenspiel HarmHarmonium HfeHarfe KlarKlarinette MandMandoline ObOboe PercPerkussion PftKlavier PosPosaune SaxSaxophon StrStreicher TimpPauke TonbTonband TrpTrompete VibVibraphon VlVioline VlaViola VlcVioloncello XylXylophon KAKlavierauszug LMLeihmaterial Ms.Manuskript SPStudienpartitur TBTextbuch Universal Universal Edition UAUraufführung USUrsendung 1 abendfüllend nicht abendfüllend r Sechs Bühnenwerke zum Kennenlernen Get to Know these Six Outstanding Dramatic Works 12 Das geheime Königreich op. 50 18 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation 24 Leben des Orest op. 60 30 Pallas Athene weint op. 144 36 Ausgerechnet und verspielt op. 179 42 Chrysomallos / Der goldene Bock op. 186 op. 55 12 Das geheime Königreich Märchenoper in einem Akt op. 50 (1926/27) Wiener Festwochen, Schwetzinger Festspiele, Staatstheater Stuttgart, 1990) Text Ernst Krenek Aufzeichnungen 2004, Capriccio 60107: Ernst Krenek, The 3 Opera Set. Der Diktator, das geheime Königreich, Schwergewicht oder die Ehre der Nation; D Marek Janowski, Deutsches Symphonieorchester Berlin; Königin: Claudia Barainsky, König: Michael Kraus, Narr: Urban Malmberg, Der Rebell: Pär Lindskog u.a. Verlag / Rechte Universal Edition LM / KA UE 9476 / TB UE 9477 / TB UE 9535 (mit op. 49 und op. 55) Dauer 55 Minuten Uraufführung 6. Mai 1928 Hessisches Staatstheater Wiesbaden, zusammen mit Der Diktator op. 49 und Schwergewicht oder Die Ehre der Nation op. 55 D Joseph Rosenstock R G.T. Buchholz Aufführungen Semperoper Dresden, Semper 2 (2012), Festival della Valle d’Itria Martina Franca und Theater Lübeck (Gemein­schafts­ produktion 2011, 2012), Staatstheater Kassel (2009), Hochschule für Musik und Theater Hamburg (2004), Theater Erfurt, Studio (kammer­musika­lische Fassung von Rainer Schottstädt, 2003), Kölner Oper, Kinderoper in der Yakulthalle (Fassung von Elke Heidenreich / Rainer Schottstädt, 2002), Jugendstiltheater Wien (Ernst-Krenek-Tage, 1999), Messepalast Wien, Halle B (Ko­produktion Besetzung König (Bar) Königin (KS) Narr (Bar) Rebell (T) drei Damen (S, MS, A) 2 Revolutionäre (TB, BB) Wächter (T) Chor – Ballett – 2.2.2.2 -1.1.1.0 – Timp, Perc – Str – auf der Bühne: Perc, Banjo oder Mandoline Auch in einer Fassung für Kammer­ orchester von Rainer Schottstädt (2002), UE 32873, SP UE 32608 Themenkreise Ruhm / Macht / Erfolg Rückzug in die Natur auch als Kinderoper geeignet Themes Fame / Power / Success Back to Nature also an Opera for Children Das geheime Königreich Entstehung Krenek komponierte in den Jahren 1926/27 drei Opern­­ einakter, die oftmals kombiniert werden: Der Diktator op. 49, Das ge­heime Königreich op. 50 und Das Schwergewicht oder Die Ehre der Nation op. 55. Zeit und Ort der Handlung Märchenland Inhalt Das rebellierende Volk will den König stürzen. Dieser ist ohnedies amtsmüde. Er sucht Rat bei seinem Narren, der ihm ein Rätsel stellt. Die Lösung ist allerdings nicht wie vermutet die Krone, des Königs Kraftquelle. Also überlässt er sie dem Narren. – Die Königin, entflammt für einen Rebellen, verachtet den König. Es gelingt ihr, die Krone dem Narren abspenstig zu machen, die nun der Rebell für sich reklamiert. Das Volk stürmt das Schloss, Narr, Königin und König, dieser in der Narrenkleidung, fliehen. Der Rebell plant, die geflüchtete Königin zu töten, um sich der Krone zu bemächtigen. Es gelingt ihr zwar letztlich, ihn zu verführen, sie aber wird in einen Baum verwandelt. – Der verzweifelt umherirrende König, noch in Narrenkleidung, und der Narr treffen auf zwei Revolutionäre, die den König zu töten beabsichtigen. Er gibt sich ihnen zu erkennen, aber man glaubt ihm nicht. Um sich für sein Volk zu opfern, will er sich an einem Baum erhängen. Wunderbarer Weise spricht aus diesem Baum die Stimme der Königin. Sie bereut ihre Tat und offenbart dem König die ihm bislang verborgene Schönheit seines Reiches. Damit ist das vom Narren gestellte Rätsel gelöst: die (innere) Natur, gespiegelt im Auge eines Tieres. – Der Narr verabschiedet sich vom Publikum: man habe ein kleines Märchenspiel geboten, ein wenig zum Nachdenken. Musik Kompositorisch differenzierter [als Der Diktator] wirkt Das geheime Königreich, eher kammermusikalisch instrumentiert, mit einigen impressionistischen Andeutungen durchzogen. Die Musik, fallweise romantisch kadenzierend, erreicht an dramatischen Höhepunkten oft auch wieder eindeutig definierbare Tonarten. Das Personal ähnelt – vermutlich Ironie – einer Readers-digest-Version der Zauberflöte (König: gut, hier aber schwach; Königin: Koloraturen singend, böse; drei Damen: ambivalent; Narr: gleicht Papageno), emulgiert mit Daphne (unter vertauschten Vorzeichen) und zwei von Verdi übernommene Figuren Shakespeares (Bardolph, Pistol; sogar die Stimmlagen stimmen überein). […] Will man […] eingeflossene ironische Elemente aufspüren, deklarieren sie sich vor allem 13 14 Das geheime Königreich in den auf Äußerlichkeit zielenden Koloraturen der Königin, weiters in der tango-ähnlichen Tanzszene, im (pseudoprimitiven) Trinklied und einigen anderen spielerisch gefärbten Episoden. Aus: Lothar Knessl, Im Sog des „Jonny“-Erfolgs. Drei Krenek-Einakter im Messepalast Das geheime Königreich Background In 1926/27, Krenek composed three one-act operas, which are often combined: Der Diktator (The Dictator) op. 49, Das geheime Königreich (The Secret Kingdom) op. 50, and Schwergewicht oder Die Ehre der Nation (Heavyweight or The Nation’s Honor) op. 55. Setting Fairytale land Content The people are rebelling and want to overthrow the king. He has also grown weary of being king. He seeks advice from his jester, who in turn presents him with a riddle. The answer to the riddle – the source of the king’s power – however, is not, as expected, his crown. The king thus leaves his crown with the jester. The queen is in love with a rebel and filled with disdain for the king. The queen lures the jester into giving her the crown, which the rebel then claims for himself. The masses storm the castle, and the jester, the queen and the king – wearing the jester’s clothes – take to flight. The rebel conspires to kill the queen in order to gain possession of the crown. Though she is ultimately able to escape her death by seducing the rebel, she is turned into a tree. – Wandering aimlessly, the jester and the desperate king, who is still wearing the jester’s clothes, encounter two revolution­ aries who have set out to kill the king. He makes himself known to them, but they refuse to believe him. He decides to give his life for his people by hanging himself from a tree in the woods. The tree magically speaks to him in the queen’s voice. She regrets what she has done, and then reveals to him the secret beauty of his kingdom, which was unknown to him until then. This is the answer to the jester’s riddle: the (inner) nature, reflected in the eye of an animal. – The jester bids the audience farewell: it was but a tiny fairy tale, something to think about. Music In terms of composition, Das geheime Königreich seems more sophisticated [than Der Diktator], with more of a chamber music instrumentation, interspersed with hints of impressionism. Despite its occa­sion­ ally romantic cadential patterns, the music also repeatedly attains clearly distinguishable keys during dramatic peaks. The cast resembles – most likely ironically – a Reader’s Digest version of the Magic Flute (with a king who is good, but weak; an evil queen who sings coloratura; three ladies who are ambivalent; a jester who is reminiscent of Papageno), infused with Daphne (under a false pretense), and two of Verdi’s Shakespearian 15 16 Das geheime Königreich figures (Bardolph, Pistol; even the tone ranges are the same). […] Those looking for ironic elements woven into the piece can especially find them in the queen’s coloratura, which is geared toward underscoring her outward appearance, as well as in the tango-like dance scene, in the (pseudo-primitive) drinking song and in some of the playful episodes. Lothar Knessl, Im Sog des „Jonny“-Erfolgs. Drei Krenek-Einakter im Messepalast Das geheime Königreich Im Spiegel der Presse Resümee Die Oper ist vor allem für kleine Bühnen prädestiniert, spricht durch die abwechslungsreiche Musik ein breites Publikum an, eine ironisierende Inszenierung scheint dem Werk mehr zu entsprechen als eine nur märchenhafte. Rezensionen zur Aufführung an der Semperoper Dresden Süddeutsche Zeitung 23.10.2012, Helmut Mauró Die Erkenntnis, dass es keinen guten König geben kann, ist der gleicher­ maßen verborgene und doch immer wieder durchschimmernde Kern dieser Märchenoper. Deutsche Bühne (Online) 23.10.2012, Barbara Eckle An der stimmlich so markanten Stereotypisierung erkennt man an dieser Oper im Miniformat – perfekt für die kleine Nebenbühne der Semperoper –, dass Humor und Ernst sich in Kreneks Das geheime Königreich die Waage halten sollten. Rezensionen zur Aufführung am Theater Lübeck Die Welt 5.3.2012, Lutz Lesle Tatsächlich bestechen ihre musika­ lische Eloquenz und ihr szenisch be­ dingter Einsatz unterschiedlicher Idiome, changierend zwischen närrischem Tango und spitzen Koloraturen, ödem Marschrhythmus und traumseliger Melodik, Stimmengetümmel und kammermusika­ lischen Momenten. Deutschlandradio Kultur 2.3.2012, Bernhard Doppler Ein intellektuelles und musikalisches Feuerwerk! Ambitionierte Musik der 20er Jahre und dennoch äußerst pub­ likumswirksam. Frankfurter Allgemeine Zeitung 30./31.10.2004, Ulrich Schreiber, CD-Rezension Krenek bleibt auch in diesem Stück ein vor dem selbst erfundenen Stoff distanzierter Komponist […] So grun­­ diert ein Tango leicht verfremdend die Szene, wenn drei Damen der Königin dem Narren die Krone abzulisten ver­suchen. Ein Choral färbt, wie in Mussorgskys Boris Godunow, den Auftritt der Revolutionäre. […] Scherz, Satire und Ironie sind hier einer Musik eingelagert, die nie vor ihrer tieferen Bedeutung ins Schwitzen gerät. Weiterführende Literatur Elke Heidenreich und Christian Schuller, Das geheime Königreich. Oper für Kinder, Kiepenheuer&Witsch, Köln 2007 Lothar Knessl, Im Sog des „Jonny“Erfolgs. Drei Krenek-Einakter im Messepalast, in: Österreichische Musikzeitschrift, 45:5 (Mai 1990), S. 234–236 Wolfgang Ruf, Kreneks drei Einakter von 1928, in: Otto Kolleritsch (Hg.), Ernst Krenek, Studien zur Wertungs­ forschung, Bd. 15., Universal Edition, Wien 1982, S. 133–143 Ernst Krenek, Meine drei Einakter, in: Anbruch, 10:5 (Mai 1928), S. 158 –161 17 18 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation Burleske Operette in einem Akt op. 55 (1927) Text Ernst Krenek Verlag / Rechte Universal Edition LM, TB UE 9475, TB UE 9535 (mit op. 49 und op. 50) Dauer 25 Minuten Uraufführung 6. Mai 1928 Staatstheater Wiesbaden zusammen mit Der Diktator und Das geheime Königreich D Joseph Rosenstock R G.T. Buchholz Aufführungen Theater Ulm (2009), Juillard School of Music, New York (2008), Wilhelma Theater, Stuttgart (2007), Forum der Hochschule für Musik u. Theater, Hamburg (2004), Cambridge UK (2002), Bühnen der Stadt Köln / Yakult-Halle (1999), Landestheater Linz (1993), Wien, Messepalast, Halle B und Staatstheater Stuttgart (Gemeinschaftsproduktion Wiener Festwochen, Schwetzinger Festspiele, Staatstheater Stuttgart, 1990) Aufzeichnungen 2004, Capriccio 60107: Ernst Krenek, The 3 Opera Set. Der Diktator, das geheime Königreich, Schwergewicht oder die Ehre der Nation; D Marek Janowski, Deutsches Symphonie­orches­ ter Berlin; Adam Ochsenschwanz: Roland Bracht, Evelyne: Celina Lindsley, Gaston: Robert Wörle, Anna: Bogna Bartosz, Journalist: Daniel Kirch, Regierungsrat: Markus Sandmann Besetzung Adam Ochsenschwanz, Meisterboxer (Bbuffo) Evelyne, seine Frau (S) Gaston, ein Tanzmeister (T) Professor Himmelhuber (Bar) Anna Maria Himmelhuber, seine Tochter (MS) Ein Journalist (T) Ein Regierungsrat (T) Ottokar, Diener bei Ochsenschwanz (stumme Rolle) Ein Stubenmädchen (Statistin) 2.2.2.2 – 0.2.2.0 – Timp, Perc – Pft – Str Themenkreise Macht / Eros Sportler-Klischee Gesellschaftstänze der 1920er Jahre Themes Power / Eros Sports Clichées 1920s Ballroom Dance Schwergewicht oder Die Ehre der Nation Entstehung Die Komposition ist als Kreneks Reaktion auf Äußerungen des deutschen Botschafters in den USA zu sehen: Dieser meinte bei einem Besuch des deutschen Schwergewichtsboxers Max Schmeling, dass Spitzensportler mehr für den guten Ruf Deutschlands getan hätten als sämtliche Künstler und Gelehrte. Krenek komponierte in den Jahren 1926/27 drei Operneinakter, die oftmals kombiniert werden: Der Diktator op. 49, Das geheime Königreich op. 50 und Das Schwergewicht oder Die Ehre der Nation op. 55. Zeit und Ort der Handlung meisters Gegenwart, im Trainingsraum des Box- Inhalt Ochsenschwanz ist pikiert, seine Frau und den „ekelhaften Kerl“ Gaston wieder beim Training für den Weltrekord im Dauertanzen anzutreffen. Sein Misstrauen ist berechtigt, denn Evelyne betrachtet die „blöde Hopserei“ nur als Gelegenheit, mit Gaston zusammen zu sein. Als er die beiden schließlich bei einem heimlichen Kuss ertappt, verliert er die Beherrschung und demoliert den Frühstückstisch und seinen Trainingsapparat. Gaston rettet sich unbemerkt in ein Nebenzimmer, während Evelyne von ihrem Mann in ein anderes Zimmer gesperrt wird. Danach überstürzen sich die Ereignisse: Die blaustrümpfige Medizinstudentin Anna Maria Himmelhuber schleicht sich herein, um ein Autogramm des „Meisters“ zu erhaschen, versteckt sich unter einem Tisch, wird entdeckt und von Gaston in eine Trainingspuppe verwandelt. Inzwischen ist Professor Himmelhuber, ihr Vater, eingetroffen, um Ochsenschwanz das Ehrendoktorat zu überbringen. Der Boxer will dem Professor an der vermeintlichen Puppe sein Können demonstrieren und schlägt diese k.o. Himmelhuber entdeckt seine Tochter; Ochsenschwanz wird der Schändung einer Minderjährigen und des Ehebruchs bezichtigt. Um sich abzureagieren, setzt sich der genarrte Kraftprotz auf seinen Trainingsapparat, den Gaston, bevor er mit Evelyne in die Freiheit verschwindet, unter Strom setzt, so dass der Boxer unaufhörlich an der laufenden Maschine arbeiten muss. Auch der Regierungsrat, der Ochsenschwanz die Einladung zur Olympiade überbringt, stellt die Maschine nicht ab, damit der „Ehre der Nation“ keine Trainingsminute verloren gehe. Musik Musik wie Handlung folgen dem Grundsatz größter dramaturgischer Eingängigkeit. Griffige Tanzrhythmen, vor allem aus dem Bereich 19 20 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation des modernen Gesellschaftstanzes wie Blues, Valse, Tango Milonga und Foxtrott bestimmen ab der Ouvertüre das Tempo und stellen zugleich das vorrangige musikalische Gliederungsmittel dar. Die Schlageratmosphäre des Jonny lebt wieder auf. […] Melodie und Harmonik verzichten auf jegliches opernhafte Espressivo. Die Dialoge werden nirgends in Klangseligkeit getaucht und bleiben akustisch stets klar vernehmbar. […] Krenek hat hier eine Gebrauchsmusik geschrieben, die sich umstandslos in den Dienst einfachster Bühneneffekte stellt und nicht mehr sein will als die eingängige und angenehme Einkleidung eines bei aller Hintergründigkeit doch recht vergnüglichen Theaterspaßes. Aus: Wolfgang Ruf, Kreneks drei Einakter von 1928 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation Background The composition must be seen in context as Krenek’s reaction to remarks made by the German ambassador to the United States. While visiting with the heavyweight German boxing champion Max Schmeling, he was quoted as having said that Germany’s top-ranking athletes had done more for Germany’s good reputation than all of its artists and intellectuals. In 1926/27, Krenek composed three one-act operas, which are often combined: Der Diktator (The Dictator) op. 49, Das geheime Königreich (The Secret Kingdom) op. 50 and Schwergewicht oder Die Ehre der Nation (Heavyweight or The Nation’s Honor) op. 55. Setting Present day, at the boxing champion’s training studio Content Ochsenschwanz is annoyed, having found his wife and the “revolting guy” Gaston once again training for the world record in marathon dancing. He is suspicious with good cause, because Evelyn is indeed only using this “silly hopping around” as an opportunity to spend time with Gaston. When he finally catches them stealing a kiss, he loses his temper, and destroys the breakfast table and his training equipment. Gaston man­ ages to slip away unnoticed and hide in the next room, while Evelyn’s husband locks her in yet another room. Afterwards, a rush of events takes place: the bluestocking medicine student Anna Maria Himmelhuber tiptoes in, in hopes of getting the “champion’s” autograph and hides under a table, where she is discovered by Gaston and turned into a boxing dummy. In the meantime, her father, Professor Himmelhuber, has arrived to present Ochsenschwanz with an honorary doctorate. The boxer uses the would-be dummy to demonstrate his skills and knocks it out. In that moment, the Professor discovers his daughter; Ochsenschwanz is charged with assault of a minor and adultery. To let off some steam, the enraged muscleman gets on his training machine, which Gaston – before he es­ capes with Evelyn – has attached to a live electrical wire, so that the boxer has to continue training, since the machine cannot stop. Even the member of the Olympic council, who arrives to give Ochsenschwanz his invitation to participate in the Olympics, does not turn off the machine, so that the “nation’s honor” doesn‘t lose a minute of training. Music Both the plot and the music are dramaturgically cohesive and convincing. From the overture onwards, catchy dance rhythms, especially 21 22 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation modern ballroom dancing music like blues, valse, tango milonga and fox­ trot, determine the tempo and define the structure of the music. Here, we find a revival of the popular music vibe from Jonny. […] The melody and harmony can also do without any form of operatic espressivo. The sounds are adeptly placed, so as not to drown out the dialogues, which remain fully audible through and through. […] Krenek’s music underscores the political event, which serves simple stage effects without much ado, without the ambition of being more than the plausible and pleasurable attire of a, despite all its profundity, quite enjoyable and entertaining theater experience. Wolfgang Ruf, Kreneks drei Einakter von 1928 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation Im Spiegel der Presse Resümee Schwergewicht oder Die Ehre der Nation stellt in aller Kürze eine Tour de Force durch zahlreiche – nach wie vor aktuelle – Themen dar. Rezensionen zur Capriccio-CD Frankfurter Allgemeine Zeitung 30./31.10.2004, Ulrich Schreiber Walzer, Tango, Blues und Pasodoble (Valencia) durchziehen die Partitur, in der auch noch eine blaustrümpfige und zugleich sexuell auf den Boxer fixierte Doktorandin ihr Fett abbekommt. Der ironische, aber nie die Süffigkeit von Kurt Weills Sentiment anstrebende Populismus dieser Kurz-Oper, als burleskes Pendant zur Tragödie Der Diktator entworfen, wird von Janowski und seinen Mitstreitern tadellos getroffen. Klassik heute 29.11.2004, Rasmus van Rijn So erklärt sich das zwischen Strauß und Strauss angesiedelte Idiom, zu dem sich der Schwergewichtler Adam Ochsenschwanz abstrampelt, aus der absurden Komik der Situation, die selbst einem Karl Valentin zur Ehre gereichte. MAS – Musik an sich Kritik 11/2004, Georg Henkel Der leichte Ton der schnittigen Musik, die an Zeichentrick und Hollywoodkomödie denken lässt, macht auch heute noch auf den ersten Ton Spaß. Wie der junge Komponist da, so ganz nebenbei, Fitnesswahn, Ehekrach, Boulevard­ journalismus, Spießertum und Sex mit Unmündigen zum Thema macht, hat nichts an Aktualität verloren. Neue Musikzeitung August / September 1990, Stephan Hoffmann zu den Aufführungen in Wien und Schwetzingen […] sein satirischer Opern-Einakter ist die hohnlachende Verächtlichmachung von geistloser Kraftmeierei […] Hier sitzt jeder Ton, die durchaus beabsichtigte musikalische Überzeichnung sorgt für die Prägnanz und Eindeutigkeit – eine höchst quirlige und witzige halbe Stunde Opernvergnügen. Weiterführende Literatur Lothar Knessl, Im Sog des „Jonny“Erfolgs. Drei Krenek-Einakter im Messepalast, in: Österreichische Musikzeitschrift, 45:5 (Mai 1990), S. 234–236 Wolfgang Ruf, Kreneks drei Einakter von 1928, in: Kolleritsch Otto (Hg.), Ernst Krenek, Studien zur Wertungs­ forschung, Bd. 15., Universal Edition, Wien 1982, S. 133–143 Ernst Krenek, Meine drei Einakter, in: Anbruch, 10:5 (Mai 1928), S. 158 –161 23 24 Leben des Orest Große Oper in fünf Akten (acht Bildern) op. 60 (1928/29) Text Ernst Krenek Verlag / Rechte Universal Edition LM / KA UE 9798 / TB UE 9799 Dauer ca. 120 Minuten Uraufführung 19. Jänner 1930 Neues Theater Leipzig D Gustav Brecher R Walther Brügmann B Oskar Strnad Aufführungen Portland Opera (1975), Landestheater Darmstadt (1961), Hessisches Staatstheater Wiesbaden (1961), Städtische Bühnen Dortmund (1954), Vereinigte Bühnen Graz (ÖEA, 1952), Frankfurter Opernhaus (1951) Aufzeichnungen 1975, Mitschnitt Portland Opera (unveröffentlicht): D Stefan Minde; Anastasia: Alyce Rogers, Agamemnon: Glade Peterson, Aegisth: Kenneth Riegel, Klytämnestra: Sylvie Anderson, Iphi­ genie: Barrie Smith, Elektra: Anita Saltra, Orest: Victor Braun u.a. Besetzung Agamemnon (T) Klytämnestra (A) Elektra* (S) Iphigenie* (MS) Orest* (Bar) Aegisth, Verwandter Agamemnons (T) Anastasia, Amme der königlichen Kinder (A) Aristobulos, Oberrichter des Bundesgerichtes zu Athen (Bar) Ein Ausrufer (Bar) Ein Hirt (Bar) Thoas, König im Nordland (Bar) Thamar, seine Tochter (S) Zwei Straßenmädchen (2 MS) Drei Älteste des Volkes (3 Bar) Ein Hinkender (stumme Rolle) Kleines Mädchen (stumme Rolle) Vier Straßensänger (2 T, 2 Bar) Ein Diener Aegisths (T) Volk, Krieger Agamemnons, Bewaffnete, Publikum in Athen, Richter, Artisten, Tänzer (Chor) * Klytämnestras Kinder Chor – 2.3.3.2. – 2.3.2.1 – Timp, Perc – Harm, Banjo, Pft – Str Themenkreise Freiheit / Schicksal Heimat / Fremde Täter / Opfer Themes Freedom / Fate Homeland / Foreign Lands Perpetrator / Victim Leben des Orest Entstehung In seiner Autobiografie verweist Krenek auf einige ihn damals anregende Werke von Strawinsky, Milhaud und Cocteau. Die Oper anreichernde Jazz-Elemente sollten dem klassischen Stoff eine andere Zeitschicht öffnen. – Als Motto schrieb Krenek in die Partitur: „Land im Süden! Land der Sonne! / Zu dir geht meine Sehnsucht, / von dir will ich jetzt singen, / wie meine Sehnsucht mich heißt.“ Zeit und Ort der Handlung nach dem Trojanischen Krieg Griechenland und „Nordland“, vor und Inhalt Agamemnon will Griechenland zur Gänze beherrschen, das Volk aber verweigert ihm die weitere Unterstützung. Um für dessen Eroberungspläne das Wohlwollen der Götter zu gewinnen, fordert Aegisth die Opferung von Agamemnons Sohn Orest. Um dies zu verhindern, lässt Klytämnestra Orest nach Phokis bringen. Daraufhin beschließt Agamemnon, seine Tochter Iphigenie opfern zu lassen. Durch ein Wunder wird sie von den Göttern gerettet. Thoas, König im „Nordland“, sucht mittels eines astrologischen Gerätes ein verheißungsvolles Land im Süden und entdeckt dabei die gerettete Iphigenie auf einem Mondstrahl. Seine Tochter Thamar warnt ihn visionär, nach Welterkenntnis streben zu wollen. Wir finden Orest und seine Amme Anastasia vergnügt im Athener Jahrmarkttrubel. Er wird zornig, weil reisendes Volk den Krieg verspottet, zerstört mit einer weißen Kugel eine Schießbude und wird von Artisten verschleppt. Anastasia bemächtigt sich dieser Kugel, schenkt sie der Statue der Pallas Athene und bittet die Göttin, Orest zu beschützen. Agamemnon hat gelernt, dass der Krieg Opfer fordert, was ihn zur Heimkehr bewegt. Inzwischen hat Aegisth die Gunst des Volkes gewonnen und eine Intrige gegen Agamemnon angezettelt. Elektra warnt ihn und überreicht ihm unwissend einen von Aegisth vergifteten Trunk. Obwohl Agamemnon die Situation durchschaut, trinkt er und stirbt. Nun beschuldigt Aegisth Elektra am Tod Agamemnons und lässt sie festnehmen. Immer noch wandert Orest durch Griechenland. Der Gesang eines Hirten bewegt ihn, endlich heimzukehren. Die eingekerkerte Elektra informiert ihn, zur Totenfeier seines Vaters gekommen zu sein. Er rächt sich, indem er Aegisth und seine Mutter Klytämnestra tötet. Thoas liebt Iphigenie, sie aber sehnt sich nach Griechenland. Der von den Furien getriebene Orest landet in „Nordland“. Thamar nimmt den Ver- 25 26 Leben des Orest zweifelten auf. Er findet dort seine Schwester Iphigenie. Alle vier beschließen, nach Griechenland zu reisen. Orest stellt sich dem Gericht, um vom Fluch des Muttermordes befreit zu werden. Die Richter übertragen die Entscheidung drei weißen und drei schwarzen Kugeln. Ein Kind, das die nun blinde Anastasia begleitet, findet zufällig die einst der Athene geopferte weiße Kugel und wirft sie spielend in die Schale der Entscheidung. Ein Schicksalszeichen: der oberste Richter spricht Orest frei. Musik Anders als in der griechischen Tragödie, über der ein göttlich verhängtes, zwiespältiges Schicksalsgesetz lastet, begründet Krenek die individuelle Tragik des Geschehens durch die sozialpsychologisch und politisch interpretierte Heimatlosigkeit des Orest. Dem entsprechend bewegt sich Krenek sehr frei in der Disposition des antiken Stoffes. In den satirischen Volksszenen orientiert er sich am Wiener sozialkritischen Volksstück (Johann Nepomuk Nestroy), mit dem er sich wiederholt auseinandersetzte. Wie in Jonny spielt auf verwendete Krenek ein weitgehend tonal bezogenes Idiom, mit volkstümlichen Elementen aus der Wiener Vorstadtmusik und jazzartigen Passagen, die er parodistisch einsetzt (z. B. in der Jahrmarktszene). Insgesamt ist das Werk als Versuch zu werten, die große Oper des 19. Jahrhunderts zu revitalisieren: mittels heroischer Attitüde, virtuosen Koloraturen, geballter Chromatik, die wiederholt in die Tonalitätsfreiheit ausschert. Diese Fülle heterogener Materialien und Techniken bedingt einen Verzicht auf Geschlossenheit zugunsten einer Tonsprache, die laut Krenek der Charakteristik der Situation folgt und den Spielcharakter dramatischer Vorgänge hervorheben soll. Aus: Barbara Zuber, Leben des Orest Leben des Orest Background In his autobiography, Krenek names several pieces by Stravinsky, Milhaud and Cocteau that had been inspiring to him. By infusing opera with jazz elements, he attempted to bring the classics into a new era. A motto included in Krenek’s score is: “Here the spirit of the south reigns … There is grace that begins to spread its wings of gladness over our lives.” Setting Greece and “Northland,” before and after the Trojan War. Content Agamemnon seeks to control all of Greece, but the people are refusing to support him any longer. To find favor with the gods and win their approval for his plans of conquest, Aegisthus orders Agamemnon to sacrifice his son Orestes. In an attempt to save her son, his mother Clytemnestra has Orestes taken to Phocis. Thereupon, Agamemnon de­ cides to sacrifice his daughter Iphigenia. By a miracle, she is saved by the gods. While peering through a telescope in search of a promised land in the south, Thoas, King of “Northland” discovers Iphigenia sitting on a moonbeam. His daughter Thamar has a vision and warns him that seeking universal knowledge will bring him harm. We find Orestes and his foster mother Anastasia enjoying a fair in Athens. Enraged by traveling people ridiculing the war, he destroys a shooting gallery with a white marble, and is then carried off by circus entertainers. Anastasia picks up the marble, takes it to the statue of Pallas Athena as an offering and asks the goddess to protect Orestes. Agamemnon has learned that war brings casualties, which moves him to return home. In the meantime, Aegisthus has become popular with the people and has devised a plot to overthrow Agamemnon. Upon his return, Electra warns him of the plot and hands him a drink, which – unbeknownst to her – has been poisoned by Aegisthus. Though Agamemnon clearly sees what is happening, he takes the drink and dies. Aegisthus then accuses Electra of poisoning Agamemnon and has her arrested. Orestes is still wandering around Greece, far from home. Hearing the song of a shepherd, he decides to finally return home. The incarcerated Electra informs him that he has arrived in time for his father’s funeral. He takes revenge by killing Aegisthus and his mother Clytemnestra. Thoas is in love with Iphigenia, but she is homesick for Greece. Driven by the furies, Orestes arrives in “Northland.” Thamar takes in the 27 28 Leben des Orest des­perate man. There he discovers his sister Iphigenia. The four of them decide to travel to Greece. Orestes turns himself in so that he can be free from the curse of matricide. The judges’ ruling is made on the basis of a bowl with three white marbles and three black marbles. A child accompanying Anastasia, who is now blind, discovers the white marble that was once presented to Athena as a sacrifice and playfully throws it into the bowl. A twist of fate: the high court declares Orestes not guilty. Music Unlike the Greek tragedy, in which the gods hold the fate of Orestes in their hands, Krenek bases the personal tragedy of the events on a social-psychological and political interpretation of Orestes’s homelessness. In this manner, Krenek is quite free in his disposition to the Ancient Greek material. The satirical scenes where the people criticize the politics of the day are a nod to the popular Viennese socio-critical theater format known as the “Volksstück” (a well-known representative of which is Johann Nepomuk Nestroy), which Krenek worked with on many occa­ sions. As in Jonny spielt auf, the idioms Krenek employs are largely tonal, borowing elements from popular folk music from the outskirts of Vienna and jazz-like passages, which he uses to underscore parody (such as in the scene at the fair). All in all, this work can be seen as an attempt to revive 19th century Grand Opera: the use of heroic gestures, virtuous coloratura, abundant chromatics that repeatedly take a turn and go into free tonality. This plethora of heterogeneous materials and techniques means giving up coherence in favor of a tonal language that, according to Krenek, is capa­ ble of grasping the characteristic elements of the situation and empha­ sizing the playfulness of the dramaturgical developments. Barbara Zuber, Leben des Orest Leben des Orest Im Spiegel der Presse Weiterführende Literatur Resümee Leben des Orest ist keine klassische Version des antiken Mythos, sondern vielmehr eine Geschichte des Lebens des Orest, die mit ihren psychologisierenden Aspekten viel Spielraum für die Inszenierung gibt. Nils Grosch, Zeitoper, Stilpluralismus und Episches Theater in Ernst Kreneks „Leben des Orest“, in: „Der zauber­ hafte, aber schwierige Beruf des Opernschreibens“. Das Musiktheater Ernst Kreneks, Claudia Maurer Zenck (Hg.), Ernst Krenek Studien Bd. 2, Petra Preinfalk für die Ernst-Krenek-InstitutPrivatstiftung (Hg.), Edition Argus, Schliengen 2006, S. 77–112 Konstanze Rohm, „Jederzeit zu allem bereit“: Zur musikalischen Drama­turgie in Ernst Kreneks Oper „Leben des Orest“, in: Nils Grosch (Hg.), Aspekte des modernen Musiktheaters in der Weimarer Republik, Waxmann Verlag, Münster 2004, S. 208–224 Juliane Vogel, Gerettete Atriden. Zu Ernst Kreneks „Das Leben des Orest“, in: Antike Mythen im Musiktheater des 20. Jahrhunderts. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposions 1989, Peter Csobádi, Gernot Gruber (Hg.), Verlag Ursula Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1990, S. 281–297 Barbara Zuber, Leben des Orest, in Carl Dahlhaus (Hg.), Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Bd. 3, Artikel Ernst Krenek, Piper Verlag, München 1988, S. 327–341 Ernst Krenek, Leben des Orest. Lebendige Oper, in: Anbruch, 21:1 (Jänner 1930), S. 1– 4 Allgemeine Zeitung, Mainz 28.2.1961, Albert Rodemann zur Aufführung am Wiesbadner Staats­ theater […] Kreneks Oper ist und bleibt ein Dokument der Kulturgeschichte vom Ende der „glücklichen zwanziger Jahre“. Als solches hat sie ihren unverrückbaren Platz in der Geschichte der Oper. […] Rheinische Musik- und Theater-Zeitung 25.1.1930, Nr. 2, Ernst Latzko zur Uraufführung in Leipzig […] Der Autor entnimmt dem be­kan­n­ ten Stoff nur die Idee eines von seinem Schicksal durch die Welt ge­hetzten Menschen und die Situa­tionen, die zur Durchführung dieser Idee notwendig sind. Alles Übrige – die Symbolik des Stoffes, religiöse Motive, psychologische Hintergründe – wird nur angedeutet, so daß sich die Aufmerksamkeit auf die reich-bewegte Handlung und ihre Träger konzentriert. […] 29 30 Pallas Athene weint Oper in einem Vorspiel und drei Akten op. 144 (1952/53/55) Text Ernst Krenek Verlag / Rechte Universal Edition & Schott LM / KA Schott 4323, UE 12435 / TB UE 12436 Dauer 130 Minuten Uraufführung 17. Oktober 1955 Hamburgische Staatsoper D Leopold Ludwig R Günther Rennert B Alfred Siercke Aufführungen Musikverein Wien (1988, konzertant, Wiener Festwochen), Musikverein Wien (1973, konzertant), Tonhalle Zürich (1960), Landestheater Linz (1957, ÖEA), Mannheimer Nationaltheater (1956) Aufzeichnungen 2003, BMG LC 00316: Musik in Deutschland 1950–2000, Ausschnitte u.a. aus Pallas Athene weint, Mitschnitt Hamburgische Staatsoper. D Leopold Ludwig; Pallas Athene: Margarete Ast, Sokrates: James Pease, Alkibiades: Heinz Sauerbaum, Meletos: Helmut Melchert, Meton: Hermann Prey, Althaea: Helga Pilarczyk, Agis: Arnold van Mill, Nauarchos: Karl Otto, Senator: Adolf Meyer-Bremen u.a. Besetzung Pallas Athene (MS) Sokrates (BBar) Alkibiades* (T) Meletos* (T) Meton* (Bar) Althaea, Priesterin von Eleusis (S) Nauarchos, Schiffskapitän (Bar) Ein athenischer Senator (T oder Bar) Agis, König von Sparta (B) Timaea, Königin (S) Lysander, General (T) Brasidas, Hauptmann (Bar) Ktesippos, sein Sohn (T) * Sokrates’ Freunde und Schüler Chor (SATB) – 2.2.2.2 – 4.2.2.0 – Timp, Perc (3) – Hfe, Cel, Pft – Str Themenkreise Militarismus / Pazifismus Diktatur / Demokratie Karriere („Wendehälse“) / Ideologie Themes Militarism / Pacifism Dictatorship / Democracy Career (“Turncoats”) / Ideology Pallas Athene weint Entstehung Das repräsentative Auftragswerk zur Wiedereröffnung der Hamburgischen Staatsoper nach dem Zweiten Weltkrieg entstand zu einer Zeit, als Krenek sich definitiv gegen eine Rückkehr nach Europa entschieden hatte. Der Anlass animierte ihn, an frühere, ihm thematisch wichtige Werke anzuknüpfen: an seine Antike-Reflexion mit Orpheus und Eurydike op. 21 und Leben des Orest op. 60, sowie an sein gebündelt historisches Interesse mit Karl V. op. 73. Außerdem bezog er sich kritisch auf die ak­tuell antikommunistischen und denunzierenden Untersuchungen des US-Senators Joseph R. McCarthy ab 1950. Zeit und Ort der Handlung Peloponnesischen Krieges Athen und Sparta, während der Zeit des Inhalt Athen hat den Krieg gegen Sparta verloren. Pallas Athene trauert, beklagt den Verlust der Freiheit ihrer Stadt und den Tod des Sokrates. – In Rückblenden schildert Sokrates dem Chor der Schatten die zur Katastrophe führenden, nun auf der Bühne sichtbar werdenden Ereignisse. Sokrates hat drei Schüler: Alkibiades, Meletos und Meton. Skrupellos betreibt Alkibiades sein Ziel, den Feldzug gegen das spartanische Sizilien zu befehligen. Sein Rivale Meletos, dessen Ideal ein autoritäres Regime wäre, täuscht vor, für demokratische Freiheit einzustehen. Der Pazifist Meton hingegen kann nicht begreifen, dass man Krieg führt, aber zugleich den Frieden will. Um dem Militärdienst zu entkommen, verbirgt er sich. – Verleumdung, Diffamierung und Verrat sind die Triebkräfte des weiteren Geschehens. Alkibiades wird bezichtigt, die eleusinischen Mysterien entweiht zu haben. Um ihn zu kompromittieren, veranlasst Meletos die Verstümmelung der heiligen Hermes-Statue. Meton hilft mit, naiv meinend, man könne so das Kriegsende beschleunigen. Die Täter bleiben unentdeckt, der Verdacht fällt auf Alkibiades. Aber die Intrige verfehlt ihren Zweck, denn ohne das Kommando des Alkibiades verweigert die Flotte den Dienst. Alkibiades kämpft erfolgreich in Sizilien. Dennoch gelingt es Meletos, dessen Rückberufung nach Athen zu erzwingen. Zum Schein befolgt Alkibiades die Weisung, flüchtet jedoch in einem peloponnesischen Hafen vom Schiff, wechselt zum Feind und verrät dem tyrannisch despotischen Spartanerkönig Agis die Kriegspläne der Athener. Die Königin, sparta­ nischer Lebensweise überdrüssig, flieht mit Alkibiades. Dieser, von Agis verfolgt, ist nun wieder bereit, für Athen das Kommando zu übernehmen. 31 32 Pallas Athene weint – Zu spät. Unterwegs wird er von Spartanern getötet. – Diese haben Athen besetzt, Agis hält dort grausam Gericht. Meletos ist jetzt auf der Seite der Spartaner. Er überredet den König, Sokrates den Prozess zu machen, weil dieser die Maxime des Agis widerlegt hat, in der Welt könne sogar unter Furcht und Schrecken Ordnung herrschen. Der Chor der Schatten erscheint wieder – Pallas Athene weint … Musik Das Werk, in der „Gesamtwirkung großartig“, hat „viele Passagen von düsterer Pracht“ (John L. Stewart). Der einleitende und schließende „ungeheure Klagelaut“ (Claus-Henning Bachmann) der Athene ist insgesamt prägend. Ihm liegt als Materialbasis eine Zwölftonreihe zugrunde. Krenek beherrscht diese Kompositionstechnik souverän. Das bedeutet, er stellt sie in den Dienst des musikalischen Ausdrucks und der Dramatik. Dies gelingt, indem er sie durch „Rotation“, durch Umgruppierungen einzelner Segmente, Umkehrungen und Spiegelungen gestisch und harmonisch verändert – wie das ähnlich Alban Berg praktiziert hatte – entsprechend der Situation. Die Musik gewinnt innerhalb der Rahmenhandlung sukzessiv an Dichte und Intensität. Der Orchestersatz hat ein die Protagonisten charakterisierendes Eigenleben. Die rezitativischen Passagen der an sich ergiebigen Vokalpartien erinnern peripher an Monteverdi. Pallas Athene weint Background This representative work was commissioned upon the reopening of the Hamburg State Opera after the Second World War, and was written at a time when Krenek had definitively decided to not return to Europe. The occasion inspired him to return to and follow up on works that had dealt with themes important to him: his reflections on Ancient Greek texts, as in Orpheus and Eurydike op. 21 and Leben des Orest (Life of Orestes) op. 60, as well as his general interest in history, shown in Karl V op. 73. This piece is also a critical commentary on the events of the time, the trials and denunciation of many people and public figures as communists led by US Senator Joseph R. McCarthy in the 1950s. Setting Athens and Sparta, during the Peloponnesian War Content Athens has lost the war against Sparta. Pallas Athena is in mourning, lamenting the loss of freedom for her city and the death of Socrates. – In flashbacks, Socrates speaks to the Choir of Shadows, telling them of the events that led to the catastrophe, which are slowly becoming visible on stage. Socrates has three students: Alcibiades, Meletos and Meton. Ruthlessly, Alcibiades pursues his wish of commanding the battle against Sicily, which is under Spartan rule. Though his rival Meletos dreams of an author­ itarian regime, he pretends to be engaged in the fight for freedom and democracy. Meton, on the other hand, is a pacifist and cannot understand why people go to war if they actually are striving for peace. He goes into hiding to avoid serving in the military. – Defamation, denigration and betrayal drive the events that follow. Alcibiades is accused of having desecrated the Eleusinian Mysteries. In order to discredit Alcibiades, Meletos has the holy statue of Hermes de­ famed. Meton helps him, naively assuming it could bring an end to the war. Since no perpetrators can be found, Alcibiades is accused of the deed. However, his plot remains fruitless, because without Alcibiades in command, the armada refuses to set sail. Alcibiades is successful in the battle of Sicily. Nonetheless, Meletos man­ages to have him reassigned to Athens. Alcibiades pretends to follow the order, but sneaks off the ship at a Peloponnesian port and changes sides to fight for his enemies, sharing Athen’s war plans with Agis, the tyrannically despotic king of the Spartans. Fed up with the Spartan way of life, the queen flees with Alcibiades. With Agis on his trail, he is once again 33 34 Pallas Athene weint prepared to resume the role of commander in Athens. – But it’s too late. On his way to Athens, he is killed by the Spartans. The Spartans have taken over Athens, and Agis is holding gruesome trials. Meletos now supports the Spartans. He convinces the king to put Socrates on trial because he had discounted Agis’s maxim, which claims it is indeed possible for there to be order in a world ruled by fear and terror. The Choir of Shadows appears once more – and Pallas Athena weeps … Music The “overall effect” of this work is “one of imposing splendor” and has “many passages of somber grandeur.” (John L. Stewart) The first and last “tremendous wailing” (Claus-Henning Bachmann) of Athena leave a lasting impression. The material is based on a twelve-tone serial composition. Krenek is a master of this compositional technique, enabling him to employ it in the service of musical and dramatic expression. Through “rotation,” regrouping individual segments, reversals and reflections, he alters both gesture and harmony of the composition – similar to Alban Berg’s methods – according to the situation. As the plot progresses, the music successively becomes more dense and intense. The orchestral composition has a life of its own, characterizing the protagonists. The recitative passages of the vocal parts, rich in themselves, are mildly reminiscent of Monteverdi. Pallas Athene weint Im Spiegel der Presse Resümee Pallas Athene weint reüssiert sowohl in szenischer als auch in konzertanter Umsetzung. Die Oper ist ein Bekenntniswerk zu humaner Gesinnung und demokratischen Prinzipien. Rezensionen zur konzertanten Aufführung im Musikverein Wien Frankfurter Allgemeine Zeitung 13.6.1988, Gerhard Rohde Pinchas Steinbergs Interpretation mit dem ORF-Symphonieorchester und dem fulminant singenden ORF-Chor schien Adornos Wort von der Krenekschen Klang-Askese widerlegen zu wollen: in Klangfarben und vollmundiger Expres­ sivität wirkte Kreneks Pallas-AtheneMusik hier geradezu süffig. Kurier 8.6.1988, Walter Gürtelschmied Dass die nach dem strengen Dodeka­ phonie-Prinzip gearbeitete Oper auch ohne Szene wirkt, spricht nicht bloß für das zeitlos berührende Thema, sondern vor allem für die Lebensfähigkeit dieser Musiksprache, ihre packende Konzen­ tration und dramatische Kraft […] Opernwelt 8/ 88, Harald Goertz Die konzertante Aufführung des mächtigen Dreiakters belegt eindrucksvoll die Phantasie des Dramatikers: wirkungsvolle Kontraste, wie nuancierte Ton-Psychogramme, ein Werkstil, der den Hörer vom Mitvollzug des Gedachten (noch) nicht ausschließt. Frankfurter Rundschau 19.10.1955, Peter Kleinau zur Uraufführung in Hamburg 1955 […] Der Abend war eine der freu­di­gs­ ten Überraschungen im deutschen Musiktheater seit 1945: ein effektvoll dramatisches Werk, dessen Handlung indessen in einer gültigen Sinngebung aufgeht. Die Partitur liegt konsequent auf der Linie der Neuen Musik, ohne sklavisch einem „ismus“ zu folgen. Sie erscheint sublim und musikantisch in einem. […] Weiterführende Literatur Gösta Neuwirth, Die Abwesenheit der Götter. Über Ernst Kreneks Oper „Pallas Athene weint“, in: „Der zauber­ hafte, aber schwierige Beruf des Opernschreibens“. Das Musiktheater Ernst Kreneks, Claudia Maurer Zenck (Hg.), Ernst Krenek Studien Bd. 2, Petra Preinfalk für die Ernst-Krenek-InstitutPrivatstiftung (Hg.), Edition Argus, Schliengen 2006, S. 201–206 Ernst Krenek, Warum Pallas Athene weint?, in: Ernst Krenek, Im Zweifelsfalle. Aufsätze zur Musik, Europaverlag, Wien 1984, S. 51–57 Wilhelm Zentner und Anton Würz (Hg.), Reclams Opern- und Operettenführer, Reclam Verlag, Stuttgart 1960 Claus-Henning Bachmann, Krenek – Uraufführung in Hamburg, in: Öster­ reichische Musikzeitschrift, 10:11 (November 1955), S. 388f 35 36 Ausgerechnet und verspielt Eine „Spiel“-Oper in zwölf Szenen op. 179 (1961) Geraldine: Elisabeth Höngen, Hamilton: Max Hechenleiter u.a. Text Ernst Krenek Besetzung Markus, Spielkasino-Besitzer (Bar) Ginette, seine Tochter (S) Fernando, ein Mathematiker (T) Lucile, seine Freundin (MS) Geraldine, Pfandleiherin (A) Hamilton, ein Computer-Ingenieur (Bar) Bürochef in der Flugzeugfabrik (Bar) Marcel, ein Croupier (Sprechrolle) zwei Fernseh-Operateure (T und B) Stimme der Sestina (MS) Chor: Publikum im Kasino 1.1.1.0 – 0.1.1.0 – Perc (5) – Git, Hfe, Cemb, 2 Pft, Harm, Cel – Str, Tonb Verlag / Rechte Bärenreiter LM Dauer 80 Minuten Ursendung 25. Juli 1962 ORF-Fernsehen, Wien D Ernst Krenek R Hermann Lanske B Fritz Wotruba Uraufführung (szenisch) 2. Oktober 1990 Städtische Bühnen Bielefeld D David de Villiers R John Dew B Gottfried Pilz Sendungen TV-Sternstunden im ORF / KulturCafe (2003), WDR (1963) Aufzeichnungen 1962, ORF, VHS (unveröffentlicht): D Ernst Krenek, R Hermann Lanske, B Fritz Wotruba; Markus: Paul Schöffler, Ginette: Veronika Kusmin, Fernando: Paul Späni, Lucile: Mary Richards, Themenkreise Glücksspiel Wissenschaftskritik / Selbstironie Computer- und Raumfahrtzeitalter Themes Games of Chance Critiques of Science / Self-Irony Computer and Space Age Ausgerechnet und verspielt Entstehung Ernst Krenek komponierte Ausgerechnet und verspielt 1961 im Auftrag des ORF, der das Werk als Fernsehoper zur Uraufführung brachte. Die Komposition ist auch als „Zeitoper“ zu verstehen, in die der damalige wissenschaftliche und philosophische Diskurs Eingang fand. 1990 schließlich wurde die Oper erstmals für die Bühne entdeckt. Zeit und Ort der Handlung Gegenwart Inhalt Mit Computerhilfe glaubt der Flugzeugkonstrukteur Fernando, den Lauf der Roulettekugel vorausberechnen zu können. Ihm fehlt aber das Geld für den Erwerb eines geeigneten Gerätes. Seine Freundin Lucile fürchtet, die Leidenschaft für die Technik sei ihm wichtiger als die Liebe. Ginette, die Tochter des reichen Kasinobesitzers Markus, und Lucile benützen zufällig denselben Zug, in welchem Ginette gerade ein teures Schmuckstück verloren hat, ein Geschenk ihres Vaters. Wieder ist es der Zufall, der Lucile den Schmuck finden lässt. Sie versetzt ihn im Pfandhaus des Kasinos. Der Computerfachmann Hamilton enttäuscht Fernandos Hoffnungen, das Roulettespiel sei voraussagbar. Denn die Maschinen führen mittlerweile eine Art unvorhersehbares Eigenleben, eine – Kappa Omikron – habe aus Langeweile sogar elektronische Musik komponiert. Dennoch kauft Fernando den begehrten Computer mittels des Geldes von Lucile, das sie für den Schmuck erhalten hatte. Indessen verdächtigt Markus seine Tochter Ginette, selbst den Schmuck im Pfandleihhaus versetzt zu haben, um sich ein Flugzeug zu gönnen. Er entdeckt ihn im Pfandhaus und löst ihn selbst wieder aus. Im Kasino setzt Fernando auf die vom Computer vorausberechneten Zahlen und verliert alles. Hamilton überlässt ihm nun zum Trost die Zahlenreihe von Kappa Omikrons Musikstück (es ist die der Oper zugrunde liegende Zwölftonreihe). Das animiert Ginette, Fernando Geld zu leihen, und auf einmal gewinnt er noch und noch. Jetzt will Lucile mit Fernandos Geld das Schmuckstück zurückhaben, doch es ist weg. Man schickt sie zum neuen Käufer: Kasinobesitzer Markus. Dieser klärt die Lage, der Partnertausch ist unaufhaltsam. Markus schenkt Lucile den Schmuck und bekundet seine Liebe zu ihr. Fernando hat zwar massenhaft Geld gewonnen, aber Lucile verloren. Er darf sich jedoch mit Ginette trösten, der er das ersehnte Flugzeug zu schenken verspricht. 37 38 Ausgerechnet und verspielt Musik […] Die teils seriell komponierte Musik […] ist Kreneks pointierte, skeptische Antwort auf die Wissenschafts- und Fortschrittseuphorie. Ganz Kind seiner Zeit, hat sich Krenek mit den avanciertesten wis­ senschaftlichen und musikalischen Konzepten beschäftigt, lässt diese in sein Werk ein­fließen, ja macht sie zum eigentlichen Thema: […] die streng durchor­ganisierte Musik wird für ihn zu einem „Spiegelbild der Undurchschaubarkeit des Lebensprozesses“. Ein musikalisches Glasperlenspiel von hohen Graden, in dem Krenek ironisch Themen wie „elektronische“ und „serielle Musik“ behandelt und als älterer Komponist der gerade neues­ten musikalischen Avantgarde […] mit entwaffnendem Humor begegnet. Aus: Thomas Mense, Ernst Krenek. Ausgerechnet und verspielt Ausgerechnet und verspielt Background Commissioned by the Austrian Federal Broadcasting Company (ORF), Ernst Krenek’s Ausgerechnet und verspielt premiered as a television opera in 1961. It is also a Zeitoper that includes commentary on the scientific and philosophical discourses of the time. In 1990, the opera was put on as a stage production for the first time. Setting Present day Content Airplane engineer Fernando believes that, with the help of a computer, he would be able to calculate and determine how a roulette ball will fall. But he does not have enough money to purchase such a device. His girlfriend Lucile is afraid his fascination for technology is greater than his love for her. By chance, Ginette, the daughter of wealthy casino owner Markus, and Lucile end up on the same train where Ginette has lost an expensive piece of jewelry, a gift from her father. Again, as fate would have it, Lucile is the one to find the piece of jewelry. She pawns it at the casino’s pawnshop. Hamilton, a computer engineer, disappoints Fernando with the news that the outcome of a game of roulette cannot be calculated with a computer. By this time, the machines have developed an unpredictable life of their own, and one of them – Kappa Omikron – has even begun composing electronic music, out of sheer boredom. Fernando nonetheless purchases the computer of his dreams with the money Lucile got for the jewelry. Meanwhile, Markus accuses his own daughter Ginette of pawning the jewelry, so that she could buy herself an airplane. He discovers the jewelry in the pawnshop and redeems it himself. At the casino, Fernando places all his money on the computergen­erated numbers and loses everything. To cheer him up, Hamilton gives him the series of numbers from Kappa Omikron’s musical composition (which is actually the twelve-tone series the opera is based on). This strikes Ginette’s fancy and she decides to lend Fernando money, and he suddenly begins to win one round after the other. Lucile now wants to buy back the piece of jewelry with the money Fernando has won, but it is no longer there. The pawnshop tells her where she can find it: the casino owner Markus. He clears up the situation, and the inevitable partner-swapping begins. Markus gives Lucile the jewelry and declares his love for her. Although Fernando has won an incredible 39 40 Ausgerechnet und verspielt amount of money, he has lost Lucile. However, he can find some comfort with Ginette, and promises to buy her the airplane she’s been wanting. Music […] The partly serial components of the musical composition […] are Krenek’s pointed and skeptical response to the euphoria regarding scientific innovation and progress. In every respect a child of his time, Krenek studied the greatest advancements in scientific and musical concepts of this time and integrated them into his work, making them a subject in their own right […]: for Krenek, the strict arrangement of the music “reflects the lack of transparency of the process of life.” An utterly sophisticated musical glass bead game where Krenek deals with ironic topics like “electronic” and “serial music,” and, as a composer in his later years, he takes on the newest musical avant-garde of the time with dis­ arming humor. Ausgerechnet und verspielt Im Spiegel der Presse Resümee Ausgerechnet und verspielt erzielte sowohl durch seine Aufführung als Fernsehoper, als auch durch die szenische Umsetzung große Aufmerksamkeit. Die enge, humorvolle Verbindung der Geschichte mit der zugrundeliegenden Kompositionstechnik ist spürbar und beflügelt die Rezeption. Rezensionen zur szenischen Urauf­ führung am Bielefelder Theater Kölner Stadtanzeiger 31.10.1990, Michael Struck-Schloen Spielerische Leichtigkeit, sprachliche Eleganz und der entzückende Boulevard-Esprit des alltäglichen Spiels um Liebe und Zufall bestimmen dieses Kabinettstückchen musikalischen Humors. Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.11.1990, Frieder Reininghaus […] Mit Ausgerechnet und verspielt brachte der Zufall, der die quasi-wissenschaftliche Vorausbestimmung eines künstlerischen Vorgangs ad absurdum führt, sich in Erinnerung als ein Faktor, den die einen gerne durch Berechnung erledigt hätten, der die anderen aber unterhält und bereichert. Süddeutsche Zeitung 9.11.1990, Heinz-Harald Löhlein Um die gedrängte revolutionsmystische Tragödie abendfüllend aufzustocken, war ein Satyrspiel willkommen [zusätzlich zu Die Zwingburg]: Kreneks Fernsehoper Ausgerechnet und verspielt, zeit- und kollegenkritische Humoreske über Zufall und Logik in Lehre und Leben, Reflexionen über „Rotation“ in Welt und Kunst. Österreichische Musikzeitschrift 1/2 1991, Edwin Baumgartner […] eine Komödie von intellektueller Brillanz. […] Ob serielle Musik lustig wirken kann, ob sie zur Komödie taugt, wird von der Vertonung mit einem anfangs zögernden, im Verlauf der Oper aber immer deutlicheren Ja beantwortet. Kreneks fragile Musik folgt entweder den Regeln viel freier, als sie vorgibt. Oder der Zufall hat auch da mitgespielt und die Pointen an die genau richtigen Stellen gesetzt. Opernfreund Wien 1962, Franz Willnauer zur Ursendung im ORF Ihr [der Oper] liegt das gedankliche Problem der „seriellen“ Musik zugrunde: das dialektische Wechselspiel zwischen streng errechneter Ordnung und unvorhersehbarem Zufall, zwischen (analytisch nachprüfbarer) sinnvoller Konstruktion und klingendem Chaos. Weiterführende Literatur Sara Beimdieke, Das Rad der Welt dreht rätselhafter Zufall – Ernst Kreneks Fernsehoper „Ausgerechnet und Verspielt“ op. 179, Diss., betreut von: Matthias Henke, Historische Musikwissenschaft, Universität Siegen (in Vorbereitung) Thomas Mense, Ernst Krenek. Ausgerechnet und verspielt, in: Heiner Bruns (Hg.), Entartet. Verdrängt. Vergessen. Bielefelds Oper erhebt Einspruch. 1980–1993, Westfalen Verlag, Bielefeld 1993, S. 70–74 Ernst Krenek, Ausgerechnet, aber sehr verspielt, in: Ernst Krenek, Im Zweifelsfalle. Aufsätze zur Musik, Europa­verlag, Wien 1984, S. 66–72 41 42 Chrysomallos / Der goldene Bock Oper in vier Akten op. 186 (1962/63, Neufassung) Text Ernst Krenek (deutsch und englisch) Verlag / Rechte Bärenreiter LM Dauer ca. 150 Minuten Uraufführung 16. Juni 1964 Hamburgische Staatsoper, „Woche des zeitgenössischen Musiktheaters“ D Ernst Krenek R Egon Monk B Alfred Siercke Aufführungen – Aufzeichnungen – Besetzung Athamas, König in Jolkos (Bar) Ino, seine Gattin (MS) Nephele, seine Ex-Gattin, ein Wolkenwesen (KS) Pelias, sein Schwager (später Espalí, T) Jason, sein Neffe (später auch Amédé, Bar) Phrixos, Sohn des Athamas und der Nephele (stumme Rolle) Helle, Tochter des Athamas und der Nephele (stumme Rolle) Chairosthenes, ein Seher (TB) Phineus, noch ein Seher (Bar) Melachron, ein Schafhirt (Bar) Chattahoochie, Häuptling des Inotenstammes (Bar) Abisorontas, sein Sohn (MS) Medea (später Sonja, MS) Ein Ausrufer (Sprechrolle) Glaukis, Tochter des Espalí (MS oder Kabarettstimme) Chief Butler bei Espalí (Bar) Ein Fürst im Exil (TB) Richter, Bezirksstaatsanwalt, zwei Polizisten (Sprechrollen) zwei griechische Zollbeamte (Sprechrollen) Flugzeugpilot (T oder Bar) Chrysomallos, der goldene Bock (T) Argo, das Schiff (A) Die Symplegaden, zwei Felsen (S und B) Chor: Inoten, Reporter, Passagiere, unsichtbare Wesen 2.2.2.2 – 2.3.3.0 – Timp, Perc (5) – eGit, Hfe, Pft, Cel – Str Tonb Themenkreise Antiker Mythos / Jetztzeit Argonauten-Sage mit Varianten Sinnlosigkeit hehrer Handlungen Themes Ancient Greek Myth / Present Day Argonaut Saga (Variation) The Pointlessness of exalted Acts Chrysomallos / Der goldene Bock Entstehung Nach Pallas Athene weint erhielt Krenek 1961 von Rolf Liebermann einen weiteren Auftrag zur Uraufführung an der Hamburgischen Staatsoper. Dafür griff er auf eine Idee zurück, die ihn bereits 1924 beschäftigt hatte: „eine völlig phantastische und eigentlich surrealistische Gestaltung der Argonautensage“. Im Resultat ist die Einheit der Zeit aufgehoben zugunsten parodistischer und absurder Elemente. Zeit und Ort der Handlung Antike bis heute, Europa und USA Inhalt Vorbemerkung: Die Argonautensage ist in mehreren Varianten überliefert. Krenek erfindet eine weitere hinzu, die über Jahrtausende bis in die Gegenwart springt, ohne die Quintessenz des Stoffes zu verlassen. König Athamas präsentiert seine Familie: den machtgierigen Schwager Pelias; die erste Gattin Nephele, wieder als Wolke entschwunden; deren Kinder Phrixos und Helle. Ihnen trachtet des Königs zweite Frau Ino nach dem Leben, um sie zu opfern. Da muss der goldene Bock Chrysomallos ret­tend helfen. Auf Nepheles Geheiß fliegt er mit beiden Kindern Richtung Kolchis. Unterwegs lässt er entkräftet Helle leider ins Meer fallen. Dort ent­ stehen flugs die Symplegaden, aneinanderschlagende, die Durchfahrt behindernde Felsen (heute: Dardanellen). Und genau dorthin gerät Jason mit seinem redenden Schiff Argo. Er soll nämlich den Bock wieder herbei schaffen, und da er nicht recht weiter weiß, konsultiert er einen Seher. Indes ist der Bock mit Phrixos in Nordamerika gelandet, beim Ino­ tenhäuptling Chattahoochie. Phrixos glaubt, das Tier opfern zu müssen, wo­raufhin ihn die Indianer erschießen. Um Touristen anzulocken, stellt Chattahoochie das Bocksfell zur Schau an die Straße, neben einen vermutlich ausgestopften Drachen – niemand anderer als Medea. Zufällig kommt Jason vorbei und besichtigt die Schaustücke. Da erwacht Medea und bietet Jason, falls er sie liebt, das Vlies an. Die zur Indianerin mutierte Medea und Jason versuchen, sich samt Vlies per Auto aus dem Staub zu machen, aber Chattahoochie will das Fell nicht herausrücken. Medea verspricht, es Jason unterwegs abzulisten und dem deswegen mitgenommenen Sohn des Häuptlings auszuhändigen, der misstrauisch die Flüchtenden verfolgt. Also zerstückelt Medea den Knaben und wirft die Teile aus dem Auto. Chattahochie findet sie und bringt sich um. Weil Ino Jason verflucht hat, bleibt die Familie des Königs Athamas vom Schattenreich ausgeschlossen. Um das zu bereinigen, sollen Pelias und seine Tochter Glaukis endlich Jason mitsamt Vlies zurückbringen. 43 44 Chrysomallos / Der goldene Bock Zu diesem Zweck lässt sich Pelias als reicher Reeder in Florida nieder. Medea und Jason arbeiten bei ihm. Sie brauchen Geld, um mit ihren beiden Söhnen nach Griechenland zurückzufahren. – Jason verliebt sich in Glaukis, Pelias in Medea. Im Gärtner erkennt Pelias den vermissten Jason und fordert das goldene Vlies ein. Dieser weigert sich und wird gefangen gesetzt. Letztlich sind beide handelseins: Jason eignet sich Glaukis an und überlässt dafür Pelias das Vlies und Medea. Ihr ist allerdings der Handel zu Ohren gekommen. Ungeliebt spürt sie ihre Rückverwandlung in einen Drachen und schwört Rache. Dieweil zerstückelt Glaukis ihren Vater Pelias. Medea vergiftet sie und beginnt, ihre beiden Kinder zu verzehren … Die Behörden schieben Jason per Flug nach Griechenland ab. Man verdächtigt ihn, die mittlerweile vermissten Personen umgebracht zu haben. Während des Rückflugs sitzt plötzlich Medea auf dem Flugzeug und verlangt, der Familie Jasons vorgestellt zu werden, stürzt aber in die Tiefe. Der griechische Zoll beschlagnahmt das goldene Vlies. Jason erkennt, dass alle diese Untaten nichts gefruchtet haben und stirbt. Mit nichts kommt er zu seiner vor dem Hades harrenden Familie. – Das Vlies aber deponiert man dort, wo vor 4.000 Jahren der Chrysomallos gefunden wurde. – Eine Parabel der Sinnlosigkeit. Musik Krenek entmythologisiert den Mythos, indem er die disparatesten Elemente zusammenbringt […] Die Musik geht über kurze Einwürfe oder karg-sachliche Begleitung zu den hauptsächlich rezitativisch gesungenen Textpassagen meist nicht hinaus, wobei Krenek alle Register der raffinierten Instrumentation zieht (inkl. elektronischer Klangverfremdung bei übernatürlichen Geschehnissen). Dort, wo die Musik eigenständig wird, hält sich ihre parodistische Seite eher zurück: Der Walzer, der die grausige Zubereitung des Pelias’ zu einem Essen begleitet, ist nur angedeutet; die egozentrischen Koloraturen, in denen sich die über all dem Alltäglich-Grausigen schwebende Nephele ergeht, sind zwar als Kritik an der „absoluten Oper“ zu hören, hellen aber auch die gewöhnlichen Rezitative auf. Tiefsinnig lässt Krenek ausgerechnet Medea (das einzige zu wirklicher Liebe fähige Wesen in dieser Geschichte) lange expressive Passagen singen. An ihnen und an dem Ende, das wie alle Zeitsprünge seriell ge­ staltet ist und an dem sich die Zeitebenen wie Bewusstseinsschichten ver­ wirren, zeigt sich deutlich, dass Krenek sein absurdes Spektakel als Oper ernst nahm [...] Aus: Claudia Maurer Zenck, Der goldene Bock Chrysomallos / Der goldene Bock Background In 1961, after completing Pallas Athene weint, Krenek is commissioned by Rolf Liebermann to write another new piece, which is to have its world premiere at the Hamburg State Opera. This time, he takes an idea that he had already contemplated in 1924: “an absolutely fantastic and in fact surreal version of the Argonaut saga.” In the resulting work, the unity of time is neglected in order to focus on more parodistic and absurd elements. Setting Ancient world until today, Europe and USA Content Editor’s note: there are countless renditions of the Argonaut saga. Krenek invents yet another that leaps thousands of years ahead into the present without losing the quintessence of the a priori excessive material. King Athamas introduces his family: his power-hungry brother-in-law Pelias; his first wife Nephele, who turns into a cloud; and their children Phrixos and Helle. The king’s second wife, Ino, plans to take the children’s lives as a sacrifice. The golden ram Chrysomallos comes to their rescue. At Nephele’s behest, he sets off to fly both children to Kolchis. Exhausted from the long flight, Chrysomallos accidentally drops Helle into the sea. In that moment, the Symplegades (today the Dardanelles) emerge and the rocks jut out in all directions, making a passage impossible. This is also where Jason lands with his talking ship, Argo. His task is to find the golden ram, but he is uncertain of how to do this and consults a seer. In the meantime, the ram and Phrixos have arrived in North America, and are staying with Chattahoochie, chief of the Inotes. Believing he must sacrifice the ram, Phrixos leads the tribe to shoot it. Chattahoochie displays its golden fur on the roadside as a tourist attraction, along with what is presumably a stuffed dragon – who is none other than Medea. Jason happens by and takes a look at the roadside display. In that very moment, Medea awakens and offers Jason the fleece in exchange for his love. Medea morphes into a tribeswoman tries to make off Jason and the fleece, but Chattahoochie refuses to give it up. If he lets them take the fleece, Medea she will take it from Jason and give it to the chief‘s son, who has been sent along with them for this purpose. Still suspicious, the chief follows them. Medea dismembers the boy’s body and throws the parts out of the car. Chattahoochie finds them and kills himself. Since Ino has cursed Jason, King Athamas and his family are forbidden to enter the Realm of Shadows. To break the curse, Pelias and his daughter 45 46 Chrysomallos / Der goldene Bock Glaukis are sent to bring back Jason and the fleece. Pelias thus moves to Florida and poses as a wealthy shipowner. Medea and Jason begin to work for him to earn money to return to Greece with their two sons. – Jason falls in love with Glaukis, and Pelias with Medea. Pelias discovers that the gardener is Jason and demands that he give him the golden fleece; Jason refuses and is held captive. In the end, they come to an agreement: Jason gives Pelias the fleece and Medea in exchange for Glaukis. Medea, however, gets wind of the arrangement. Because she is now no longer loved, she turns back into a dragon, and vows revenge. In the meantime, Glaukis chops her father Pelias into pieces. Medea poisons her and begins to eat both her children … Jason has been deported and sent back to Greece on an airplane, because he’s suspected of killing the persons who are now missing. On the flight, Medea appears out of the blue and demands to be introduced to Jason’s family, but then she suddenly plummets into the depths of the earth. The Greek customs officers confiscate the golden fleece. Jason realizes all his misdeeds have been in vain, and dies. Empty-handed, he finds his family waiting for him in front of Hades. – The fleece is put back where Chrysomallos was found 4000 years before. – A parable of pointlessness. Music Krenek demythologizes the myth by combining the most disparate elements. The music rarely goes beyond brief interjections or an austere or somber accompaniment to the mainly recitatively sung passages in the text, although Krenek does pull out all the stops in his highly refined instrumentation (including electronic, distorted sounds during supernatural occurrences). At points where the music holds its own, the parodic element is more subdued: the waltz during the macabre preparation of Pelias’s body is only alluded to; as with the “Gregorian” chanting of cocky King Athamas; the egocentric coloratura accompanying Nephele, too arrogant to see the horrors of the everyday, entail a critique of the “absolute opera,” they still lighten up the traditional recitations. Of all the figures, Krenek picks Medea (the only one capable of love in the entire tale) to sing long, expressive passages. The serial arrangement of this passage and the ending combined with the entangling of different layers of time and consciousness, show that Krenek took his absurd spectacle seriously as an opera […] Chrysomallos / Der goldene Bock Im Spiegel der Presse Weiterführende Literatur Resümee Krenek schuf mit seiner parodierenden Version der Argonautensage, die auch mit Seitenhieben auf die heutige Gesellschaft nicht spart, ein originelles Stück, dessen Absurditäten er mit seiner Musik gekonnt unterstrich. Claudia Maurer Zenck, Der goldene Bock, in: Carl Dahlhaus u.a. (Hg.), Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Oper – Operette – Musical – Ballett, Piper Verlag, München 1989, S. 339–341 Carl Dahlhaus, Die singenden Mons­ tren, in: Theater heute, 5:1964 Ernst Krenek, Notizen zum Goldenen Bock, in: Programmheft – Hamburgische Staatsoper 1963/64, Nr. 16, S. 124–126 Rezensionen zur Uraufführung am 16. Juni 1964 an der Ham­burgischen Staatsoper Neue Zürcher Zeitung 8.7.1964 Zwölftönige Reihe, serielle Berech­nun­ gen und (für die Flug- und Zauberszenen) 22 Tonbänder mit elektro­ni­schem Schall formen das Bild einer Parti­tur, die über dem diskret verhal­tenen Orchester stets den Singstimmen und somit dem Wort Vortritt lässt. Krenek erzählt die Argonautensage neu und anachronistisch. Zeit und Raum sind modern relativiert. Die Zeit 26.6.1964, Josef Müller-Marein In Wirklichkeit ist es ganz einfach schöne Musik – in der Zwölftonweis’ und in der seriellen Manier, kurzthemig, nicht kurzatmig. Übrigens: wer so verbohrt ist anzunehmen, dass damit keine „Melodien“ zu schreiben seien, der höre doch nur auf die Koloraturen […] es ist wunderschöner melodiöser Ziergesang aus schwebendem „impres­ sio­nistischen“ Wolkenwatte­bausch […] 47 Verzeichnis sämtlicher Bühnenwerke Complete Index of Dramatic Works Titelverzeichnis / Title Index Alpbach Quintett (5+1) op. 180 Ausgerechnet und verspielt op. 179 The Belltower / Der Glockenturm Bluff op. 153 op. 36 Cefalo e Procri op. 77 Chrysomallos / Der goldene Bock Dark Waters / Dunkle Wasser Der Diktator op. 186 op. 125 op. 49 The Dissembler / Der Versteller Eight Column Line op. 229 op. 85 Flaschenpost vom Paradies oder Der englische Ausflug Das geheime Königreich Herr Reinecke Fuchs op. 50 op. 46a L’Incoronazione di Poppea Jedermann op. 176 Jest of Cards op. 162a Jonny spielt auf Karl V. op. 45 op. 73 Kehraus um St. Stephan König Oedipus Leben des Orest Mammon op. 80a op. 66 op. 188 op. 60 op. 37 Marlborough s’en va-t-en guerre Medea op. 129 Orpheus und Eurydike Pallas Athene weint op. 21 op. 144 op. 52 op. 217 Die Rache des verhöhnten Liebhabers Sardakai oder Das kommt davon op. 41 op. 206 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation Ein Sommernachtstraum op. 46 Der Sprung über den Schatten Tarquin op. 55 op. 17 op. 90 They Knew What They Wanted / Die wussten, was sie wollten Der Triumph der Empfindsamkeit Der vertauschte Cupido op. 43 op. 38 What Price Confidence? / Vertrauenssache Der Zauberspiegel Die Zwingburg op. 192 op. 14 op. 111 op. 227 Systematisches Verzeichnis / Systematic Catalogue Opern / Operas Ausgerechnet und verspielt op. 179 The Belltower / Der Glockenturm Bluff op. 153 op. 36 Cefalo e Procri op. 77 Chrysomallos / Der goldene Bock Dark Waters / Dunkle Wasser Der Diktator op. 186 op. 125 op. 49 Flaschenpost vom Paradies oder Der englische Ausflug Das geheime Königreich op. 50 L’Incoronazione di Poppea Jonny spielt auf Karl V. op. 80a op. 45 op. 73 Kehraus um St. Stephan Leben des Orest op. 66 op. 60 Orpheus und Eurydike Pallas Athene weint op. 21 op. 144 Sardakai oder Das kommt davon op. 206 Schwergewicht oder Die Ehre der Nation Der Sprung über den Schatten Tarquin op. 55 op. 17 op. 90 What Price Confidence? / Vertrauenssache Der Zauberspiegel Die Zwingburg op. 192 op. 14 op. 111 op. 217 Ballette / Ballets Alpbach Quintett (5+1) Eight Column Line Jest of Cards Mammon op. 180 op. 85 op. 162a op. 37 Der vertauschte Cupido op. 38 Bühnenmusiken, Marionettentheater Stage Music, Puppet Theater Herr Reinecke Fuchs Jedermann op. 46a op. 176 König Oedipus op. 188 Marlborough s’en va-t-en guerre op. 52 Die Rache des verhöhnten Liebhabers Ein Sommernachtstraum op. 41 op. 46 Der Triumph der Empfindsamkeit op. 43 Dramatische Szenen / Dramatic Scenes The Dissembler / Der Versteller Medea op. 229 op. 129 They Knew What They Wanted / Die wussten, was sie wollten op. 227 54 Opern / Operas r op. 14 55’ Die Zwingburg 1922 Szenische Kantate in einem Akt Text von Fritz Demuth, bearbeitet von Franz Werfel UA: 1924, Berlin Leiermann (Bar), Ausrufer (T), Der Mann (T), Die Frau (S), Der Ausgezehrte (T), Der Bergarbeiter (T), Der Trinker (B) Chor – 3.2.4.3 – 4.3.3.1 – Timp, Perc (1) – Str Bühne: 2 Trp, 2 Pos Universal LM – KA UE 7407 / TB UE 7408 1 op. 17 95’ Der Sprung über den Schatten 1923 Komische Oper in drei Akten (zehn Bildern) Text von Ernst Krenek UA: 1924, Frankfurt am Main Kuno (B), Leonore (S), Blandine (MS), Odette (S), Dr. Berg (Bar), Marcus (T), Laurenz Goldhaar (T), 8 kleinere Partien, 1 Sprechrolle Chor – 2.2.4.3 – 3.1.2.0 – Timp, Perc (2) – Xyl, Banjo – Str Universal LM – KA UE 7454 1 op. 2 105’ Orpheus und Eurydike 1923 Oper in drei Akten Text von Oskar Kokoschka UA: 1926, Kassel Orpheus (T), Eurydike (S), Amor (stumme Rolle), Psyche (S), erste, zweite, dritte Furie (MS), 4 kleinere Partien Chor – 3.2.4.3 – 6.4.3.1 – Timp, Perc (3) – Hfe – Str Universal LM – KA UE 8153 / TB UE 8154 op. 36 Bluff 1924 / 25 Operette in drei Akten Text von George Gribble und Karl Michael Freiherr von Levetzow zurückgezogen 1 op. 45 120’ Jonny spielt auf 1926 Oper in zwei Teilen Text von Ernst Krenek UA: 1927, Leipzig Max (T), Anita (S), Jonny (Bar), Daniello (Bar), Yvonne (S), 3 weitere Tenöre, 1 Bar, 1 B, 1 Bbuffo, 7 stumme Rollen Chor – 2.2.3.2 – 2.3.3.1 – Timp, Perc (1) – Xyl, Glsp – Pft – Str Bühne: 2 Sax, Trp, Pos, Harm, Perc, Jazzinstrumente Universal LM – KA UE 8621 / TB UE 8622 r op. 49 35’ Der Diktator 1926 Tragische Oper in einem Akt Text von Ernst Krenek UA: 1928, Wiesbaden Der Diktator (Bar), Charlotte (S), Der Offizier (T), Maria (S), 4 stumme Rollen 2.2.2.2 – 1.1.1.0 – Timp, Perc – Xyl, Glsp, Str Universal LM – TB UE 9455 / KA UE 9454 / TB UE 9535 (mit op. 50 und op. 55) 55 r op. 50 55’ Das geheime Königreich 1926 / 27 Märchenoper in einem Akt Text von Ernst Krenek UA: 1928, Wiesbaden König (Bar), Königin (KS), Narr (Bar), Rebell (T), drei Damen (S, MS, A), 2 Revolutionäre (Tbuffo, Bbuffo), Wächter (T) Chor – Ballett – 2.2.2.2 – 1.1.1.0 – Timp, Perc – Str Bühne: Perc – Banjo od. Mand Universal LM – KA UE 9476 / TB UE 9477 / TB UE 9535 (mit op. 49 und op. 55) r op. 55 25’ Schwergewicht oder Die Ehre der Nation 1927 Burleske Operette in einem Akt Text von Ernst Krenek UA: 1928, Wiesbaden Ochsenschwanz (Bbuffo), Evelyne (S), Gaston (T), Prof. Himmelhuber (Bar), Anna Maria Himmelhuber (MS), 2 kleinere Partien, 2 stumme Rollen 2.2.2.2 – 0.2.2.0 – Timp, Perc – Pft – Str Universal LM – TB UE 9475 / TB UE 9535 (mit op. 49 und op. 50) / KA UE 9474 1 op. 60 120’ Leben des Orest 1928 / 29 Große Oper in fünf Akten (acht Bildern) Text von Ernst Krenek UA: 1930, Leipzig Agamemnon (T), Klytämnestra (A), Elektra (S), Iphigenie (MS), Orest (Bar), Aegisth (T), Anastasia (A), Aristobulos (Bar), Ein Ausrufer (Bar), Ein Hirt (Bar), Thoas (Bar), Thamar (S), einige kleine Partien Chor – 2.3.3.2. – 2.3.2.1 – Timp, Perc – Harm, Banjo, Pft – Str Universal LM – KA UE 9798 / TB UE 9799 1 op. 66 150’ Kehraus um St. Stephan 1930 Satire mit Musik in zwei Teilen (19 Szenen) Text von Ernst Krenek UA: 1990, Wien O. Brandstetter (T), S. Kundrather (Bar), F. Kundrather (T), M. Kundrather (S), Ein Flurwächter (Bar), A. Koppreiter (Bar), Schwoistaler (Bar), E. v. Kereszthely (T), E. Torregiani (MS), N. Rittinghaus (MS), Kabulke (Bar) Chor – 2.2.4.2 – 2.2.2.1 – Timp, Perc (3) – Glsp, Xyl, Git, Mand, Harm, Pft – Str Bärenreiter LM 1 op. 73 180’ Karl V. 1932 / 33 Bühnenwerk mit Musik in zwei Teilen Text von Ernst Krenek UA: 1938, Prag Karl V. (Bar), Juana (A), Eleonore (S), Ferdinand (T), Isabella (S), J. de Regla (Sprechrolle), F. Borgia (T), Franz I. (T), Frangipani (T), Luther (Bar), einige kleinere Gesangspartien und Sprech­rollen Chor – 2.2.3.2 – 4.2.2.1 – Timp, Perc (1) – Xyl, Glsp – Hfe, Mand – Str hinter der Szene: mehrere Trp, 4 kleine Glocken, Becken, Donnermaschine Universal LM – KA UE 10530 / TB UE 10531 r op. 77 30’ Cefalo e Procri 1933 / 34 Oper in einem Prolog und drei Bildern Text von Rinaldo Küfferle 56 UA: 1934, Venedig Cefalo (T), Procri (S), Diana (A), Aurora (S), Crono (Bar) 1.1.1.1 – 2.1.1.0 – Timp, Perc (1) – Pft – Str Universal LM 1 op. 80a 150’ L’Incoronazione di Poppea (Die Krönung der Poppea) 1935 / 36 Oper in zwei Teilen (sieben Bildern), von Claudio Monteverdi bearbeitet von Ernst Krenek UA: 1937, Wien Poppea (MS), Nero (T), Oktavia (MS), Ottone (Bar), Drusilla (S), Arnalta (A), Seneca (Bar), 4 kleinere Partien Chor – 1.1.1.1 – 2.1.1.0 – Hfe, Harm, Pft (oder Cemb) – Str Universal LM – KA UE 10902 1 op. 90 Tarquin 1940 Kammeroper in zwei Teilen (acht Szenen) Text von Emmet Lavery (deutsch von M.-C. Schulte-Strathaus und P. Funk) UA: 1941, Poughkeepsie (Auszüge), New York; 1950, Köln (gesamt) Marius (Bar), Corinna (S), Cleon (T), Der Erzbischof (B), Der Kanzler (T), 4 Sprechrollen und Ensemble 0.0.1.0 – 0.1.0.0 – Perc, 2 Pft, Vl LM Universal – KA UE 33831 r op. 111 45’ What Price Confidence? / Vertrauenssache 1945 Kammeroper in neun Szenen Text von Ernst Krenek (englisch, deutsch) UA: 1962, Saarbrücken Gloria (S), Vivian (MS), Richard (T), Edwin (Bar) Pft Bärenreiter LM r op. 125 55’ Dark Waters / Dunkle Wasser 1950 Oper in einem Akt Text von Ernst Krenek (englisch, deutsch) UA: 1951, Los Angeles, California Claire (A), Joe (Bar), Phil (T), Mädchen (S), zwei Gangster (B und T), Tom (B) 1.1.1.1 – 2.1.1.0 – Perc – Pft – Str Bärenreiter LM 1 op. 144 130’ Pallas Athene weint 1952 / 53 / 55 Oper in einem Vorspiel und drei Akten Text von Ernst Krenek UA: 1955, Hamburg Pallas Athene (MS), Sokrates (Bbar), Alkibiades (T), Meletos (T), Meton (Bar), Althaea (S), Agis (B), Timaea (S), Lysander (T), 4 kleine Partien (T und Bar) Chor – 2.2.2.2 – 4.2.2.0 – Timp, Perc (3) – Hfe, Cel, Pft – Str Universal und Schott LM – KA UE 12435 / TB UE 12436 r op. 153 58’ The Belltower / Der Glockenturm 1955 / 56 Oper in einem Akt (drei Szenen) Text von Ernst Krenek (englisch, deutsch) nach der Erzählung von Herman Melville UA: 1957, Urbana, Illinois Bannadonna (B), Una (S), zwei Senatoren (T und Bar), zwei Arbeiter (T und Bar) Chor – 1.1.1.0 – 0.1.1.0 – Perc (4) – Pft (2) – Str Bühne: 2 Trp, Pos Bärenreiter LM 57 1 op. 179 80’ Ausgerechnet und verspielt 1961 Eine „Spiel“-Oper bzw. Fernsehoper Text von Ernst Krenek US: 1962, Wien UA: 1990, Bielefeld Markus (Bar), Ginette (S), Fernando (T), Lucille (MS), Geraldine (A), Hamilton (Bar), Bürochef (Bar), Marcel (Sprech­ rolle), zwei Fernseh-Operateure (T und Bar), Sestina (MS) Chor – 1.1.1.0 – 0.1.1.0 – Perc (5) – Git, Hfe, Cemb, 2 Pft, Harm, Cel – Str Bärenreiter LM 1 op. 186 150’ Chrysomallos / Der goldene Bock 1963 Oper in vier Akten Text von Ernst Krenek (deutsch, englisch) UA: 1964, Hamburg Athamas (Bar), Ino (MS), Nephele (KS), Pelias (T), Jason (Bar), Phrixos (T), Chairosthenes (T), Phineus (Bar), Melachron (Bar), Chattahoochie (Bar), Abisorontas (MS), Medea (MS), Chrysomallos (T), Glaukis (MS) Chor – 2.2.2.2 – 2.3.3.0 – Timp, Perc (5) – eGit, Hfe, Pft, Cel – Str Bärenreiter LM – KA BA 4346a 1 op. 192 85’ Der Zauberspiegel 1963 – 1966 Fernsehoper in vierzehn Bildern Text von Ernst Krenek US: 1967, München Ein chinesischer Kaiser (B), Liu Tsao (MS), Francesco (T), Pierre (B), Carola (S), Rudolf (T), Barban (B), Vera (A), Ein Diener (T), Ein U-Bahn-Schaffner (stumme Rolle), Statisterie 1.1.1.1 – 1.1.1.0 – Perc (4) – Hfe, eGit, Glsp, Vib, Xyl, Zither, Zymbal, 3 Pft, Cemb, Cel, Harm – Str Bärenreiter LM – KA BA 4169a 1 op. 206 100’ Sardakai oder Das kommt davon 1968 / 69, rev. Fassung 1971 Oper in elf Szenen Text von Ernst Krenek UA: 1970, Hamburg Sardakai (S), Urumuru (B), Dr. Adriano (Bar), Aminta (MS), Carlo Murbruner (T), Heloise (MS) – Statisterie 1.1.2.1 – 1.1.1.0 – Timp, Perc (6) – Cel, Hfe, 2 Pft, eGit – Str Bärenreiter LM – TB 6083 r op. 217 25’ Flaschenpost vom Paradies oder Der englische Ausflug 1972 / 73 Fernsehspiel Text von Ernst Krenek US: 1974, Wien Himmelsfigur (Tänzerin), Junger Mann (einer der Eingeborenen) (Tänzer); Eingeborene von Migo Migo, drei Ingenieure, Kunden und Beamtin in der Regional Bank, zwei Gangster, ein Einsiedler, Postbeamte (6-8 Mimen); ein (oder mehrere) Sprecher Tonb Live: einige Chorstimmen, Perc, Pft (nach Bedarf) Ms., nicht verlegt / not published 58 Ballette / Ballets r op. 37 40’ Mammon 1925 Choreographisches Bild Text von Béla Balázs UA: 1927, München 2.2.2.3 – 3.3.2.1 – Timp, Perc – Xyl, Hfe – Str Universal LM UA: 1962, Alpbach Fl, Ob, Klar, Fag, Hrn, Perk Universal – SP UE 18247 / Stimmen UE 18248K Bühnenmusiken, Marionettentheater Stage Music, Puppet Theater r op. 41 Die Rache des verhöhnten Liebhabers 1925 Musik zu einem Marionettenspiel in zwei Akten für Stimme, Violine und Klavier UA: 1926, Zürich Bärenreiter LM r op. 43 Der Triumph der Empfindsamkeit 1925 Musik zum Spiel von Johann Wolfgang von Goethe UA: 1926, Kassel 2.2.2.2. – 0.2.3.0. – Timp, Perc, Mand, Hfe – Str Universal nicht veröffentlicht / not published op. 38 20’ Der vertauschte Cupido 1925 Ballett nach Les fêtes de l’Hymen et de l’Amour (Jean-Philippe Rameau) UA: 1925, Kassel 2.2.0.2 – 0.2.0.0 – Streichquintett Universal nicht veröffentlicht / not published op. 85 60’ Eight Column Line 1939 Ballett von Truda Kaschmann und Alwin Nikolais UA: 1939, Hartford, Connecticut Fl, Klar, Bassklar, Trp, Pft – 2 Vl, Vla, Vlc Universal LM – SP UE 33414 r op. 162a 20’ Jest of Cards 1962 Ballettmusik UA: 1962, San Francisco, California Arrangement von op. 162 Marginal Sounds für Pft, Vl, Vc und Perc Ms., nicht verlegt / not published r op. 180 20’ Alpbach Quintett (5+1) 1962 Ballett für Bläserquintett und Schlagzeug op. 46 Ein Sommernachtstraum 1926 Bühnenmusik zum Spiel von William Shakespeare UA: 1926, Heidelberg 0.0.2.1. – 2.0.0.0. – Perc – 2 Vl Ms., nicht verlegt / not published 59 op. 46a Herr Reinecke Fuchs 1931 Musik zum Spiel von H. Anton UA: Bad Homburg, 1931 2 Stimmen (Kantant/Krayant), Klar, Trp, Vl, Pft, Perc nicht verlegt / not published op. 52 Marlborough s’en va-t-en guerre 1927 Begleitmusik zu Marcel Archards Komödie als Puppenspiel UA: Kassel, 1927 Pft – Timp Ms./Partitur-Abschrift nicht verlegt / not published op. 176 Jedermann 1961 Begleitmusik zur Salzburger Aufführung von Hofmannsthals Spiel UA: Salzburg, 1962 Chor – 2 Solostimmen – 1.1.2.1 – 2.2.2.0 – Perc, Git, – Str Ms., nicht verlegt / not published r op. 188 35’ König Oedipus 1964 Begleitmusik zu den Schauspielen Oedipus tyrannus und Oedipus auf Kolonnos von Sophokles US: Salzburg, 1965 Ms., nicht verlegt / not published Dramatische Szenen / Dramatic Scenes r op. 129 16’ Medea 1951 Dramatischer Monolog für Mezzosopran und Orchester Text Euripides (englisch von Robinson Jeffers, deutsch von Ernst Krenek) UA: 1953, Philadelphia 2.2.2.2 – 4.2.2.1 – Perc (2) – Str Bärenreiter LM – KA BA 3570a r op. 227 28’ They Knew What They Wanted / Die wussten, was sie wollten 1976 / 77 für Erzählerin und kleines Ensemble Texte von Ernst Krenek nach Boccaccio III/3, Genesis 38:1-26, Pausanias bzw. Vergil (englisch, deutsch) UA: 1978, New York Ob, Pft, Perc, Tonb Rongwen/Broude – R.M. 3544 r op. 229 20‘ The Dissembler / Der Versteller 1978 Monolog für Bariton und Kammer­ orchester Text von Ernst Krenek (englisch, deutsch, mit Zitaten aus anderen Sprachen) UA: 1979, Baltimore, Maryland 1.1.1.1 – 1.1.1.0 – Perc (4) – Cel, Hfe, Pft – Str Bärenreiter LM 62 1900 –1991 Ernst Krenek 1900 geboren am 23. August in Wien 1906 erster Musikunterricht und erste Kompositionsversuche 1916 Beginn des Studiums bei Franz Schreker an der Wiener Musikakademie 1918Militärdienst 1919 Philosophiestudium an der Wiener Universität (zwei Semester) 1920 –23 folgt Franz Schreker an die Staatliche Musikhochschule in Berlin; Begegnung mit Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen, Eduard Erdmann, Artur Schnabel u.a. 1921 erste Kompositionen in freier Atonalität 1923 –25 Aufenthalt in der Schweiz, Begegnung mit Friedrich Gubler (Feuilleton-Chef der Frankfurter Zeitung), Rainer Maria Rilke und Werner Reinhart 1924 erste Begegnung mit Theodor W. Adorno; Reise nach Frankreich; Auseinandersetzung mit der Musik Igor Strawinskys und „Les Six“; kompositorische Annäherung an den Neoklassizismus; heiratet Anna Mahler 1925 –27 Assistent von Paul Bekker an der Staatsoper Kassel; literarische Auseinandersetzung mit der Gattung Oper; Beschäftigung mit der Musik Schuberts; „romantische“ Kompositionsphase 1927 folgt Paul Bekker als Assistent an die Staatsoper Wies­baden; Uraufführung von Jonny spielt auf in Leipzig; internationale Anerkennung 1928 heiratet die Schauspielerin Berta Haas (Hermann); Rückkehr nach Wien; Bekanntschaft mit Karl Kraus 1929 Nordafrikareise; Intensivierung der lebenslangen literarischen Tätigkeit, insbesondere für die Musikzeitschrift Anbruch und die Frankfurter Zeitung; Ausei­ nan­dersetzung mit musikästhetischen Fragen und der Zwölftontechnik 1932–33 mit Alban Berg, Rudolph Ploderer und Willi Reich Gründung der Musikzeitschrift Dreiundzwanzig; tätig in der IGNM; erste Kompositionen in Zwölftontechnik 1933 Kompositionsauftrag der Wiener Staatsoper für Karl V.; Krenek wird in Deutschland auf die schwarze Liste der Nazis gesetzt 63 1934 aus politischen Gründen wird die Aufführung von Karl V. vom Unterrichtsminister verhindert; Spanienreise 1935 –37 rege literarische Tätigkeit; freie Konzert- und Vortrags­ tätigkeit in Wien und anderen Städten; Beiträge für die Wiener Zeitung 1937 erste Amerikareise 1938 zweite Amerikareise; verlässt Österreich nach dem Anschluss an das Deutsche Reich; Vorträge und Konzerte im amerikanischen Exil 1939 – 42 Professor of Music am Vassar College in Poughkeepsie, N.Y.; Gastvorlesungen an den Universitäten von Michigan und Wisconsin 1942– 47 Professor of Music, Head of the Department of Music und Dean of the School of Fine Arts an der Hamline University, St. Paul, Minnesota 1945 Zuerkennung der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1947– 49 Gastvorlesungen an Universitäten und Colleges in New Mexico, Los Angeles und am Chicago Musical College 1947–66 ständiger Wohnsitz in Los Angeles 1948 deutsche Erstveröffentlichung der Autobiografie Selbstdarstellung 1950 heiratet die Komponistin Gladys Nordenstrom; Wiederaufnahme von Konzert- und Vortragsreisen in Europa; Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen 1954 Krenek Festival in Madison, Wisconsin 1956 serielle Kompositionen; Beschäftigung mit elektronischer Musik und mittelalterlichem Kontrapunkt 1957 Gastprofessur an der Princeton University 1960 Krenek-Festival in Venedig 1963 Krenek-Festival der North Carolina Music Society in Raleigh, North Carolina 1965 Krenek-Festival in Minneapolis/St. Paul, Minnesota; Gastprofessur an der Brandeis University in Waltham, Massachusettes 1966 Umzug nach Palm Springs, California 1967 Gastprofessur am Peabody Institute in Baltimore, Maryland, und an der University of Hawaii 1968 Europareise mit intensiver Dirigier- und Lehrtätigkeit 1969 erstes Krenek-Festival beim „steirischen herbst“ in Graz 64 1974 Krenek-Festival der California State University Northridge 1975 Feier zum 75. Geburtstag am College of the Desert in Palm Desert, California; Twin Cities Music Festival in Honor of Ernst Krenek der Hamline University in Minnesota; Krenek-Festivals: California State University Northridge, University of California San Diego 1978 Gründung des Ernst-Krenek-Archivs an der University of California San Diego 1979 Krenek-Festival der University of California Santa Barbara 1980 Gründung des Ernst-Krenek-Archivs in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek; Zehn-Städte-Tour durch die Vereinigten Staaten und Kanada (Goethe Institut) 1982 Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek Dank an Ernst Krenek; Beginn jährlicher Sommer­aufenthalte im Mödlinger Arnold-Schönberg-Haus 1984 Erstaufführung von Karl V. an der Wiener Staatsoper 1985 Krenek-Festival der University of California San Diego 1986 Erste Verleihung des Ernst-Krenek-Preises der Stadt Wien, gestiftet zum 85. Geburtstag 1990 Erster Newsletter des Ernst-Krenek-Archivs (USA) 1991 gestorben am 22. Dezember in Palm Springs 1992 Überführung und Beisetzung in einem Ehrengrab der Stadt Wien 1994 Gründung des Ernst-Krenek-Vereins in Palm Springs 1997 Gründung des Ernst Krenek Instituts in Wien 1998 Erstveröffentlichung der Autobiografie Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne 2000 Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek Ernst Krenek. Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts zum 100. Geburtstag 2004 Gründung der Ernst Krenek Institut Privatstiftung in Krems an der Donau, Niederösterreich 2008 Eröffnung des Ernst Krenek Forum im Minoritenkloster Stein in Krems an der Donau mit einer Dauerausstellung zu Ernst Krenek 2012 Neuauflage der Autobiografie Im Atem der Zeit, einschließlich einer Hörbuchfassung, sowie Veröffent­ lichung einer Anthologie mit ausgewählten Texten von Krenek (In der Zeiten Zwiespalt) 65 1900 –1991 Ernst Krenek 1900 born on 23 August in Vienna 1906 first music lessons; first compositions 1916 begins his studies with Franz Schreker at the Vienna Music Academy 1918 military service 1919 study of philosophy at the University of Vienna (two semesters) 1920 –23 Krenek follows Franz Schreker to the State School for Music in Berlin; meets Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen, Eduard Erdmann, Artur Schnabel and others 1921 first compositions using free atonality 1923 –25 residence in Switzerland; encounters Friedrich Gubler (arts section editor of the Frankfurter Zeitung), Rainer Maria Rilke, and Werner Reinhart 1924 first encounter with Theodor W. Adorno; trip to France; acquitance with the music of Igor Strawinsky and “Les Six”; compositional approach to neoclassicism; marries Anna Mahler 1925–27 assumes post as Paul Bekker’s assistant at the Kassel State Opera; essays on opera; study of Schubert’s music; “romantic” compo­ sitional phase 1927 follows Paul Bekker as his assistant to Wiesbaden State Opera; premiere of Jonny spielt auf in Leipzig; international recognition 1928 marries actress Berta Haas (Hermann); returns to Vienna; meets Karl Kraus 1929 trip to North Africa; intensification of life-long literary activity; writes for the music journal Anbruch and for the Frankfurter Zeitung; exploration of music esthetic questions, study of twelvetone-technique 1932–33 founds music journal Dreiundzwanzig together with Alban Berg, Rudolph Ploderer, and Willi Reich; active in the International Society for New Music; first compositions using twelve-tone technique 1933 commissioned by the Vienna State Opera for Karl V; Krenek’s name put on the Nazis’ blacklist in Germany 1934 following a Nazi-tainted campaign, the minister of education cancels the première of Karl V; trip to Spain 1935–37 intense literary activity; writes articles for the Wiener Zeitung; concerts and lectures in Vienna and other cities 1937 first trip to the USA 66 1938 second trip to the USA; leaves Vienna directly after Austria’s Anschluss to the German Reich; concerts and lectures in American exile 1939 – 42 Professor of Music at Vassar College in Poughkeepsie, N. Y.; guest lecturer at the Universities of Michigan and Wisconsin 1942– 47 Professor of Music, Head of the Department of Music, and Dean of the School of Fine Arts at Hamline University, St. Paul, Minnesota 1945 Receives American citizenship 1947– 49 guest lecturer at universities and colleges in New Mexico and Los Angeles and at the Chicago Musical College 1947– 66 permanent residence in Los Angeles 1948 first publication of his autobiography Selbstdarstellung in German 1950 marries composer Gladys Nordenstrom; resumes of concert and lecture tours in Europe; lecturer at the International Darmstadt Summer Courses 1954 Krenek Festival in Madison, Wisconsin 1956 serial compositions; study of electronic music and medieval counterpoint 1957 guest professor at Princeton University 1960 Krenek Festival in Venice 1963 Krenek Festival founded by the North Carolina Music Society in Raleigh 1965 Krenek Festival in Minneapolis/St. Paul, Minnesota; guest professor at Brandeis University in Waltham, Massachusetts 1966 moves to Palm Springs, California 1967 guest professor at Peabody Institute in Baltimore, Maryland and at the University of Hawaii 1968 European tour with rigorous conducting and teaching activities 1969 first Krenek Festival at the “steirischer herbst” arts festival in Graz, Austria 1974 Krenek Festival at California State University Northridge 1975 75th birthday celebration at the College of the Desert in Palm Desert, California; Twin Cities Music Festival 67 in Honor of Ernst Krenek at Hamline University in Minnesota; Krenek festivals at California State University Northridge and University of California, San Diego 1978 Ernst Krenek Archive founded at the University of California San Diego 1979 Krenek Festival at the University of California Santa Barbara 1980 Ernst Krenek Archive founded in the Vienna City and State Library; 10-city-tour through the USA and Canada (sponsored by the German Goethe Institut) 1982 Our Thanks to Ernst Krenek, exhibition by the Vienna City and State Library; Krenek begins to spend summers at the Arnold Schönberg House in Mödling (near Vienna) 1984 première of Karl V at the Vienna State Opera 1985 Krenek Festival, University of California San Diego 1986 First award ceremony for the Ernst Krenek Prize of the City of Vienna, donated to celebrate his 85th birthday 1990 Krenek Archive (USA) Newsletter first published 1991 dies on 22 December in Palm Springs 1992 transferral of remains and burial in an honorary grave contributed by the City of Vienna 1994 Ernst Krenek Society Palm Springs founded 1997 Ernst Krenek Institute Vienna founded 1998 first publication of his autobiography Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne 2000 Ernst Krenek. Companion of the Twentieth Century, exhibition by the Vienna City and State Library to mark his 100th birthday 2004 Ernst Krenek Institute Private Foundation, Krems an der Donau, Lower Austria, founded 2008 inauguration of the Ernst Krenek Forum, Minoritenkloster Stein, Krems an der Donau; permanent exhibition dedicated to his life and work 2012 reprint of Kreneks autobiography Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne, including a version for audiobook; publication of an anthology of eclectic texts (In der Zeiten Zwiespalt) 68 Ausgewählte Literatur zu Leben und Werk (Schwerpunkt Bühnenschaffen) von Ernst Krenek Ernst Krenek, Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne, Brau­ müller Verlag, Wien 2012 (Reprint der dt. Ausgabe 1998) Ernst Krenek, Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne, Auszüge, zusammengestellt von Matthias Henke, gelesen von Cornelius Obonya, Hörbuch, 6 Audio-CDs, Braumüller Verlag, Wien 2012 Claudia Maurer Zenck, Ernst Krenek – Briefwechsel mit der Universal Edition (1921–1941), 2 Bde, Böhlau Verlag, Köln 2010 Matthias Henke, Ernst Krenek Forum (Hg.), Ich hab’ von dem fahrenden Zuge geträumt. Die Lebensreise des Komponisten Ernst Krenek, oder The One-Man History of TwentiethCentury Music, Buch zur Ausstellung, Ernst Krenek Forum, Krems 2008 Claudia Maurer Zenck (Hg.), „Der zauberhafte, aber schwierige Beruf des Opernschreibens“. Das Musiktheater Ernst Kreneks, Ernst Krenek Studien, Bd. 2, Edition Argus, Schliengen 2006 Matthias Schmidt, Ernst Krenek, in: Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Personenteil Bd. 10, zweite neubearbeitete Ausgabe, Ludwig Finscher (Hg.), Bärenreiter Verlag, Kassel, Basel u.a. 2003 Matthias Schmidt (Hg.), Ernst Krenek. Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts. Companion of the twentieth century, Buch zur Ausstellung, Wiener Stadtund Landesbibliothek, Wien 2000 69 Norbert Rubey und Herwig Würtz (Hg.), Ernst-Krenek-Archiv, Musikhandschriften in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Wien 1996 Ernst Krenek, Die amerikanischen Tagebücher 1937–1942. Dokumente aus dem Exil, Claudia Maurer Zenck (Hg.), Böhlau Verlag, Wien 1992 John L. Stewart, (Friedrich Saathen, Übersetzung und Bearbeitung), Ernst Krenek. Eine kritische Biographie, Schriftenreihe zur Musik, Bd. 4, Schneider Verlag, Tutzing 1990 Garrett H. Bowles, Ernst Krenek. A bio-bibliography, Greenwood Press, New York 1989 Claudia Maurer Zenck (Hg.), Der hoffnungslose Radikalismus der Mitte: Briefwechsel Ernst Krenek – Friedrich T. Gubler, 1928–1939, Böhlau Verlag, Wien, Köln 1989 Ernst Krenek, Im Zweifelsfalle. Aufsätze zur Musik, Europaverlag, Wien 1984 Heinz Klaus Metzger und Rainer Riehn, Ernst Krenek, Musik-Konzepte 39/40, edition text+kritik, München 1984 Otto Kolleritsch und Carl Dahlhaus (Hg.), Ernst Krenek, Studien zur Wertungs­ forschung, Bd. 15, Universal Edition, Wien 1982 Claudia Maurer Zenck, Ernst Krenek – ein Komponist im Exil, Verlag Elisabeth Lafite, Wien 1980 Wolfgang Rogge, Ernst Kreneks Opern im Spiegel der Zwanziger Jahre, Möseler Verlag, Wolfenbüttel 1970 Ernst Krenek, Das musikdramatische Werk, 3 Bde., Franz Eugen Dostal (Hg., Österreichische Dramatiker der Gegenwart, Bd. XXI , XXII, XXIV), Österreichische Verlagsanstalt, Wien 1974/1977/1982 Wolfgang Rogge (Hg.), Briefwechsel. Theodor W. Adorno und Ernst Krenek, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1974 Lothar Knessl, Ernst Krenek. Eine Studie, Österreichische Komponisten des XX. Jahrhunderts, Bd. 12, Verlag Elisabeth Lafite Wien, Österreichischer Bundesverlag, Wien 1967 Ernst Krenek, Selbstdarstellung, Atlantis-Musikbücherei, Zürich 1948 Alexander Doent und Manfred Per­moser, Ernst Krenek, 2012, in: Komponisten der Gegenwart – KDG, Hanns-Werner Heister und Walter Wolfgang Sparrer (Hg.), Loseblattwerk, edition text+kritik, München Ernst Krenek Institut In der Nachfolge des Vereins Ernst Krenek, der 1997 in Wien ins Leben gerufen worden und Träger des Ernst Krenek Instituts war, kam es 2004 zur Gründung der Ernst Krenek Institut Privatstiftung. Sie hat zum Ziel, das kompositorische und schriftstellerische Werk Ernst Kreneks bekannter und der Öffentlichkeit und Wissenschaft zugänglich zu machen. Gladys Nordenstrom Krenek stiftete dem Institut den Nachlass ihres Mannes, der nun wissenschaftlich aufgearbeitet und verbreitet wird. Dem an der Donau-Universität Krems ange­siedelten Institut ist seit 2008 das Ernst Krenek Forum angeschlossen, eine Ausstellungsfläche im Minoritenkloster Krems /Stein, das einen umfassenden Einblick in Kreneks Leben und Werk bietet. In 2004, the Ernst Krenek Institute Private Foundation was established as a follow-up to the Ernst Krenek Association, which was founded in 1997 in Vienna to run the Ernst Krenek Institute. Its goal is to make Ernst Krenek’s compositions and writings more well-known and more accessible to the public and scientific communities. Gladys Nordenstrom Krenek endowed to the institute her husband’s estate, which is now being scientifically catalogued and prepared for dissemination. Located at the Danube University Krems, the Ernst Krenek Institute is also affiliated with the Ernst Krenek Forum, an exhibit space in a former Minorite Monastery in Krems /Stein, which has been organizing events and exhibitions since 2008, in order to offer the public an in-depth view into Krenek’s life and work. www.krenek.com