Fachinformation 37 (04/11) | Molekulare Onkologie KIT-D816V-Mutation bei Systemischer Mastozytose (SM) [C96.2] OMIM (Erkrankung, Gene): 154800, 164920 Dipl.-Ing. (FH) Tanja Hinrichsen Wissenschaftlicher Hintergrund SM ist ein seltenes, klinisch heterogenes Krankheitsbild (Häufigkeit ca. 1:100.000), welches durch spontan heilende Hautläsionen bis hin zu hoch aggressiven Neoplasien mit Multiorganversagen und hoher Letalität gekennzeichnet ist. Charakteristisch ist ein entartetes Wachstum und/oder die Akkumulation klonaler Mastzellen in einem oder mehreren Organen. Die SM tritt sporadisch, sehr selten auch familiär auf, wobei der Erbgang meist autosomal-dominant ist. Die WHO-Klassifikation von 2008 unterscheidet: - Kutane Mastozytose (CM) - Indolente systemische Mastozytose (ISM) - Systemische Mastozytose mit assoziierter klonaler hämatologischer Nicht-MastzellErkrankung (SM-AHNMD) - Aggressive systemische Mastozytose (ASM) - Mastzell-Leukämie (MCL) - Mastzell-Sarkom (MCS) - Extrakutanes Mastozytom Während die CM meist bei Kindern auftritt, wird die SM erst in der zweiten Lebensdekade beobachtet. Etwa 80% der Patienten zeigen eine Mitbeteiligung der Haut, bei SM ist meist das Knochenmark betroffen. Die klinische Diagnose SM erfordert entweder ein Hauptkriterium, z.B. den Nachweis multifokaler, dichter Mastzellinfiltrate (≥ 15 Mastzellen) im Knochenmark und/oder den extrakutanen Organen und zusätzlich ein Nebenkriterium oder drei Nebenkriterien, wie z.B. atypische Mastzellform, Nachweis von CD2 und/oder CD25 auf den Mastzellen, Serumtryptase > 20ng/ml oder Nachweis einer aktivierenden Mutation in Codon 816 des KIT-Gens im Knochenmark, Blut oder einem anderen extrakutanen Organ. Das Proto-Onkogen KIT kodiert für den Tyrosinkinaserezeptor KIT (CD117) und wird durch Mutationen konstituiv aktiviert. Bei 95% der SM-Patienten ist in den Mastzellen die KITD816V-Mutation nachweisbar, die darüber hinaus mit einer partiellen Resistenz gegen den Tyrosinkinaseinhibitor Imatinib assoziiert ist. Andere aktivierende Mutationen in Exon 17 wie D816Y, D816H und D816F sind eher selten. Aufgrund der geringen Anzahl an zirkulierenden Mastzellen sind besonders sensitive Methoden zum Nachweis der D816V-Mutationen (z.B. allel-spezifische Amplifikation mit zusätzlicher Unterdrückung des Wildtyp-Allels) notwendig. Indikation V.a. Systemische Mastozytose Anforderung/Versand GKV: weißer Ü-Schein Nr. 10 (Anforderungstext: V.a. SM, KIT-Mutationsanalyse, Kennziffer 32019); PKV: formlos oder Anforderungsformular Molekulare Onkologie Material 5 ml EDTA-Blut/-Knochenmark Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSMEDIZIN Dr. Klein und Dr. Rost n LOCHHAMER STR . 29 82152 M ARTINSRIED Tel. +49.89.895578-0 n Fachinformation 37 (04/11) | Molekulare Onkologie Methode Aus einer Blut- bzw. Knochenmarkprobe wird DNA extrahiert und Exon 17 des KIT-Gens unter Zusatz eines PNA-Oligonukleotis amplifiziert und doppelsträngig sequenziert. Der Sequenzabgleich und die Verifikation von Polymorphismen oder Mutationen erfolgt mit Hilfe der EMBL- und NCBI-Datenbanken (GenBank, dbSNP). Dauer ca. 1-2 Wochen Literatur Horny et al, Pathobiology 74:121 (2007) / Sotlar et al, Am J Pathol 162:737 (2003) / Hartmann et al, Leitlinien Mastozytose, Stand 26.09.2008 / Patnaik et al, Arch Pathol Lab Med 131:784 (2007) / Horny et al, Mastocytosis. In: Swerdlow et al., editors, WHO classification of Tumours of haematopoietic and lymphoid tissues. Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSMEDIZIN Dr. Klein und Dr. Rost n LOCHHAMER STR . 29 82152 M ARTINSRIED Tel. +49.89.895578-0 n