Thema Prostatakrebs - im Urologischen Zentrum Bonn

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MEHR GESUNDHEIT
MEHR GESUNDHEIT
Thema Prostatakrebs
Etwa acht von 100 Männern bekommen im Laufe ihres Lebens einen Prostatatumor.
60 Prozent von ihnen sind dabei älter als 70 Jahre. 40 Prozent sind jünger! Die Diagnose ist für
jeden ein Schock. Doch in jedem Fall gilt: Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser und
schonender sind die Heilungs- und Behandlungsmöglichkeiten – im Hinblick auf Lebensqualität, Erhalt von Potenz und Kontinenz. Unser Gesundheitsexperte, der Bonner Urologe
Matthias Schmidt, erläutert, was zu beachten ist.
INTERVIEW: SUSANNE ROTHE
Wofür braucht man(n) eine Prostata?
Kurz ausgedrückt: ohne Prostata keine Fortpflanzung. Die Prostatadrüsen bilden ein flüssiges Sekret, das sich beim Samenerguss mit den Spermien
verbindet. Ohne das Prostatasekret wären die Spermien nicht beweglich und ausdauernd genug auf
dem Weg zur Befruchtung der Eizelle.
Was ist ein Prostatakarzinom?
Ein Prostatakarzinom entsteht, wenn sich Zellen
der natürlichen Wachstumskontrolle des Organismus entziehen. Dann teilen sich diese Zellen
unabhängig und meist schneller als gesunde Zellen.
So kommt es zur lokalen Ausbreitung des Karzinoms. Es überschreitet dann auch irgendwann die
Prostatakapsel und wächst in benachbartes Gewebe.
Dringen Tumorzellen in Lymph- oder Blutgefäße
ein, kann der Tumor Tochtergeschwülste (Metastasen) auch in entfernten Körperregionen verursachen. Leider wissen wir zu wenig darüber, was
einen Prostatakrebs entstehen lässt.
Foto: P. M. J. Rothe · Copyright: seromedia GmbH
Gibt es Risikofaktoren?
Ja, das zunehmende Alter des Mannes gehört dazu.
Auch Prostatakrebs in der Familie kann zu einer
Erhöhung des eigenen Risikos führen, ebenso wie
häufige chronische Entzündungen der Prostata.
Welche Symptome weisen auf Prostatakrebs hin?
Leider gibt es im Frühstadium eines Tumorgeschehens nur selten Symptome. Treten tumorbedingt Beschwerden auf, ist die Erkrankung meist
schon fortgeschritten und eine Heilung in vielen
Fällen nicht mehr möglich. Deshalb ist die regelmäßige fachurologische Vorsorgeuntersuchung
des Mannes auch so wichtig. Im vergangenen
Jahr ist die Zahl in Deutschland auf ca. 65.000
Neuerkrankungen angestiegen. Im Jahr 2010 lag
die Zahl der dokumentierten Sterbefälle bei ca.
13.000. Leidet ein Mann an beginnenden Beschwerden beim Wasserlassen oder zeigen sich z.B.
blutige Auflagerungen im Ejakulat, sollte unbedingt ein Urologe konsultiert werden.
Wie sieht die Therapie aus?
Die Therapie hängt von vielen Faktoren ab und
muss individuell festgelegt werden. Je nach Alter
des Patienten und der Tumorausbreitung sowie
der Bösartigkeit eines Tumors reicht die Therapie
von engmaschiger Überwachung des Patienten
(watchful waiting, active surveillance) über die
Operation, die Bestrahlung der Prostata, die Brachytherapie (eine Form der Strahlentherapie) oder die
medikamentöse Therapie.
tenten Prostatakarzinom CRPCa (herkömmliche
hormonunterdrückende Medikamente sind unwirksam), gut wirksam sind. Da wären die Wirkstoffe Abiraterone und Enzalutamid zu nennen,
die mittlerweile auch vor einer Chemotherapie
eingesetzt werden können. Seit Anfang dieses Jahres
ist auch der Wirkstoff Alpharadin in Deutschland
zugelassen, der gezielt bei Knochenmetastasen eingesetzt werden kann. Außerdem werden vielversprechende neue Wirkstoffe getestet.
Ist Prostatakrebs heilbar?
Eine Heilung des Tumors im Frühstadium ist
nur mit einer Operation, einer Bestrahlung oder
einer Brachytherapie möglich. Medikamentöse
Therapien können vorübergehend unterstützend
eingesetzt werden. Aber auch in fortgeschrittenen
Fällen gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, die
das Fortschreiten der Erkrankung lange hinauszögern können. Viele Männer sterben mit einem
Prostatakrebs, aber nicht aufgrund des Krebses.
Früherkennung ist wichtig, ab welchem Alter
sollten Männer zur Prostatavorsorge gehen?
Früherkennung sollte ab dem 45. Lebensjahr einmal
jährlich durchgeführt werden. Männer, in deren
Familie Prostatakrebs bereits vorgekommen ist,
sollten sich schon ab dem 40. Lebensjahr untersuchen lassen.
Wie hoch sind die Chancen, durch eine Operation oder eine Bestrahlung geheilt zu werden?
Das kann man nicht verallgemeinern. Es gibt sehr
unterschiedliche Krankheitsverläufe. Prinzipiell
kann man sagen, dass die Heilungschancen umso
höher liegen, je eher der Tumor erkannt wird und
wenn das Risikoprofil des Tumors gering ist. Die
Behandlungserfolge weisen bei den kurativen Therapieformen (Operation, Bestrahlung, Brachytherapie) keine signifikanten Unterschiede auf.
Was kann im fortgeschrittenen Stadium eines
Prostatakrebses gemacht werden?
Wird ein Tumor erst spät erkannt, macht eine
Operation nur in seltenen Fällen Sinn. Dann sind
Bestrahlung und der Einsatz von Medikamenten
meist sinnvoller. Auch Metastasen können so in
vielen Fällen erfolgreich behandelt werden. In den
letzten Jahren sind viele Wirkstoffe auf den Markt
gekommen, die auch bei fortgeschrittenen Tumorstadien, z.B. beim sogenannten kastrationsresis-
Welchen Stellenwert hat der PSA-Wert für Sie,
über den ja immer kontrovers diskutiert wird?
Ja, die Diskussion über den PSA-Wert hat mittlerweile Tradition. Ungeachtet der vielzähligen Aussagen ist der PSA-Wert für mich persönlich der
wichtigste Baustein in der Prostatakrebsdiagnostik.
Dabei darf der Wert nicht isoliert gesehen werden.
Durch ergänzende Untersuchungen wie Ultraschall und Tastuntersuchung der Prostata kann z.B.
bei Diagnose einer sehr großen, gutartig veränderten Prostata und höherem Lebensalter eines Patienten ein PSA-Wert von über 4 ng/ml völlig normal
sein. Kommt ein jüngerer Patient mit eher kleiner,
unauffälliger Prostata, ist ein PSA-Wert über 4 ng/
ml verdächtig und muss weiter abgeklärt werden.
Kann man(n) vorbeugend etwas tun?
Es gibt keine ausreichend gesicherten Erkenntnisse, wie ein Mann das Risiko, an Prostatakrebs zu
erkranken, senken könnte. Deswegen erwähne ich
hier noch einmal die Notwendigkeit der Vorsorge.
Darüber hinaus ist eine gesunde Lebensführung
grundsätzlich die wichtigste Vorbeugung, die jeder
durchführen kann.
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Thema Prostatakrebs
Etwa acht von 100 Männern bekommen im Laufe ihres Lebens einen Prostatatumor.
60 Prozent von ihnen sind dabei älter als 70 Jahre. 40 Prozent sind jünger! Die Diagnose ist für
jeden ein Schock. Doch in jedem Fall gilt: Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser und
schonender sind die Heilungs- und Behandlungsmöglichkeiten – im Hinblick auf Lebensqualität, Erhalt von Potenz und Kontinenz. Unser Gesundheitsexperte, der Bonner Urologe
Matthias Schmidt, erläutert, was zu beachten ist.
INTERVIEW: SUSANNE ROTHE
Wofür braucht man(n) eine Prostata?
Kurz ausgedrückt: ohne Prostata keine Fortpflanzung. Die Prostatadrüsen bilden ein flüssiges Sekret, das sich beim Samenerguss mit den Spermien
verbindet. Ohne das Prostatasekret wären die Spermien nicht beweglich und ausdauernd genug auf
dem Weg zur Befruchtung der Eizelle.
Was ist ein Prostatakarzinom?
Ein Prostatakarzinom entsteht, wenn sich Zellen
der natürlichen Wachstumskontrolle des Organismus entziehen. Dann teilen sich diese Zellen
unabhängig und meist schneller als gesunde Zellen.
So kommt es zur lokalen Ausbreitung des Karzinoms. Es überschreitet dann auch irgendwann die
Prostatakapsel und wächst in benachbartes Gewebe.
Dringen Tumorzellen in Lymph- oder Blutgefäße
ein, kann der Tumor Tochtergeschwülste (Metastasen) auch in entfernten Körperregionen verursachen. Leider wissen wir zu wenig darüber, was
einen Prostatakrebs entstehen lässt.
Foto: P. M. J. Rothe · Copyright: seromedia GmbH
Gibt es Risikofaktoren?
Ja, das zunehmende Alter des Mannes gehört dazu.
Auch Prostatakrebs in der Familie kann zu einer
Erhöhung des eigenen Risikos führen, ebenso wie
häufige chronische Entzündungen der Prostata.
Welche Symptome weisen auf Prostatakrebs hin?
Leider gibt es im Frühstadium eines Tumorgeschehens nur selten Symptome. Treten tumorbedingt Beschwerden auf, ist die Erkrankung meist
schon fortgeschritten und eine Heilung in vielen
Fällen nicht mehr möglich. Deshalb ist die regelmäßige fachurologische Vorsorgeuntersuchung
des Mannes auch so wichtig. Im vergangenen
Jahr ist die Zahl in Deutschland auf ca. 65.000
Neuerkrankungen angestiegen. Im Jahr 2010 lag
die Zahl der dokumentierten Sterbefälle bei ca.
13.000. Leidet ein Mann an beginnenden Beschwerden beim Wasserlassen oder zeigen sich z.B.
blutige Auflagerungen im Ejakulat, sollte unbedingt ein Urologe konsultiert werden.
Wie sieht die Therapie aus?
Die Therapie hängt von vielen Faktoren ab und
muss individuell festgelegt werden. Je nach Alter
des Patienten und der Tumorausbreitung sowie
der Bösartigkeit eines Tumors reicht die Therapie
von engmaschiger Überwachung des Patienten
(watchful waiting, active surveillance) über die
Operation, die Bestrahlung der Prostata, die Brachytherapie (eine Form der Strahlentherapie) oder die
medikamentöse Therapie.
tenten Prostatakarzinom CRPCa (herkömmliche
hormonunterdrückende Medikamente sind unwirksam), gut wirksam sind. Da wären die Wirkstoffe Abiraterone und Enzalutamid zu nennen,
die mittlerweile auch vor einer Chemotherapie
eingesetzt werden können. Seit Anfang dieses Jahres
ist auch der Wirkstoff Alpharadin in Deutschland
zugelassen, der gezielt bei Knochenmetastasen eingesetzt werden kann. Außerdem werden vielversprechende neue Wirkstoffe getestet.
Ist Prostatakrebs heilbar?
Eine Heilung des Tumors im Frühstadium ist
nur mit einer Operation, einer Bestrahlung oder
einer Brachytherapie möglich. Medikamentöse
Therapien können vorübergehend unterstützend
eingesetzt werden. Aber auch in fortgeschrittenen
Fällen gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, die
das Fortschreiten der Erkrankung lange hinauszögern können. Viele Männer sterben mit einem
Prostatakrebs, aber nicht aufgrund des Krebses.
Früherkennung ist wichtig, ab welchem Alter
sollten Männer zur Prostatavorsorge gehen?
Früherkennung sollte ab dem 45. Lebensjahr einmal
jährlich durchgeführt werden. Männer, in deren
Familie Prostatakrebs bereits vorgekommen ist,
sollten sich schon ab dem 40. Lebensjahr untersuchen lassen.
Wie hoch sind die Chancen, durch eine Operation oder eine Bestrahlung geheilt zu werden?
Das kann man nicht verallgemeinern. Es gibt sehr
unterschiedliche Krankheitsverläufe. Prinzipiell
kann man sagen, dass die Heilungschancen umso
höher liegen, je eher der Tumor erkannt wird und
wenn das Risikoprofil des Tumors gering ist. Die
Behandlungserfolge weisen bei den kurativen Therapieformen (Operation, Bestrahlung, Brachytherapie) keine signifikanten Unterschiede auf.
Was kann im fortgeschrittenen Stadium eines
Prostatakrebses gemacht werden?
Wird ein Tumor erst spät erkannt, macht eine
Operation nur in seltenen Fällen Sinn. Dann sind
Bestrahlung und der Einsatz von Medikamenten
meist sinnvoller. Auch Metastasen können so in
vielen Fällen erfolgreich behandelt werden. In den
letzten Jahren sind viele Wirkstoffe auf den Markt
gekommen, die auch bei fortgeschrittenen Tumorstadien, z.B. beim sogenannten kastrationsresis-
Welchen Stellenwert hat der PSA-Wert für Sie,
über den ja immer kontrovers diskutiert wird?
Ja, die Diskussion über den PSA-Wert hat mittlerweile Tradition. Ungeachtet der vielzähligen Aussagen ist der PSA-Wert für mich persönlich der
wichtigste Baustein in der Prostatakrebsdiagnostik.
Dabei darf der Wert nicht isoliert gesehen werden.
Durch ergänzende Untersuchungen wie Ultraschall und Tastuntersuchung der Prostata kann z.B.
bei Diagnose einer sehr großen, gutartig veränderten Prostata und höherem Lebensalter eines Patienten ein PSA-Wert von über 4 ng/ml völlig normal
sein. Kommt ein jüngerer Patient mit eher kleiner,
unauffälliger Prostata, ist ein PSA-Wert über 4 ng/
ml verdächtig und muss weiter abgeklärt werden.
Kann man(n) vorbeugend etwas tun?
Es gibt keine ausreichend gesicherten Erkenntnisse, wie ein Mann das Risiko, an Prostatakrebs zu
erkranken, senken könnte. Deswegen erwähne ich
hier noch einmal die Notwendigkeit der Vorsorge.
Darüber hinaus ist eine gesunde Lebensführung
grundsätzlich die wichtigste Vorbeugung, die jeder
durchführen kann.
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