Kleinzehendeformitäten Kapitel 7 Kleinzehendeformitäten 1. Begriffe: 1.1. Deformitäten II. – IV. Zehe Hammerzehe Krallenzehe Malletzehe 1.2. Deformitäten V. Zehe Bunionette Digitus V. Varus superductus Digitus V. Varus subductus 2. Deformitäten II. – IV. Zehe Hammerzehe Krallenzehe Malletzehe 2.1.Ätiologie • Angeboren • Erworben (Schuhkonflikt) • Hallux valgus • Überlänge 2. Zehe • Kompl. rheumat. Deformitäten • Neuromuskulär (CMT, MS, Insult,…) • Stoffwechselkrankheiten (DM) 1 Kleinzehendeformitäten 2.2. Pathogenese Überwiegen der extrinsischen gegenüber der intrinsischen Muskulatur an den proximalen und distalen Zehengelenken sowie an den Zehengrundgelenken. Extrinsische Muskulatur - M. extensor dig. longus - M. flexor dig. longus et brevis Intrinsische Muskulatur - Mm. Interossei - Mm. lumbricales Stabilisierender Faktor - Plantare Platte 2.3.Klinik 2.3.1. Hammerzehe Beugekontraktur im PIP (flexibel/ kontrakt) 2.3.2. Krallenzehe Beugekontraktur im PIP, Beugekontraktur im DIP, Extensionskontraktur im MTP 2.3.3. Malletzehe Beugekontraktur im DIP 2.4. Bildgebende Diagnostik Röntgenaufnahmen: Vorfuß dorsoplantar im Stehen und schräg 2.5. Konservative Therapie Einlagen Schuhzurichtungen 2 Kleinzehendeformitäten 2.6. Operative Therapie • Trochlearesektion • PIP Arthrodese / DIP Arthrodese • Flexor pro Extensor Transfer 2.6.1.Zusatzeingriffe • Kapsulotomie (MTP) • Strecksehnenverlängerung • ev. Weilosteotomie • MT I Osteotomie 2.7. Nachbehandlung • Belastung im Therapieschuh möglich • Antiphlogistika • Hochlagern • Draht ex nach 3 – 4 Wochen • Plantarisierender Verband 2.8.Komplikationen • Schwellneigung (mehrere Monate) • Seitl. Achsabweichung • Schlotterzehe (ausgedehnte Resektion) • Rezidiv • Infektion • Wundheilungstörung 3. Deformitäten V. Zehe 3.1. Bunionette Deformität des lateralen Vorfußes mit einer schmerzhafter Prominenz des Metatarsale V Köpfchens, ausgeprägter Varusstellung der V. Zehe bei Valgusfehlstellung des Metatarsale V 3 Kleinzehendeformitäten Synonyme Kleinzehenballen Tailor`s Bunion 3.1.1.Ätiologie Vergrößerter Intermetatarsale IV/V Winkel kurzes Metatarsale V primär hohe Mobilität des MT V Muskelimbalance ( fehlender Ursprung des queren Anteils des M. add. hallucis) verstärkte Pronation des Rückfußes (cP) laterale Ausbiegung des MT V (lateral Bowing) Verbreiterung des MT V Köpfchens meist beidseits Frauen > Männer (3,8 : 1) häufig bei Spreizfüssen in Kombination mit Hallux valgus 3.1.2. Klinik Schuhdruck Lateralseite MTK V über Exostose Hypertrophie der Weichteile des Metatarsale V Köpfchens Bursitis Plantare oder laterale Schwiele Interdigitaler Clavus IV/V Varusdeformität der Kleinzehe 3.1.3. Bildgebende Diagnostik Röntgenaufnahmen: d/p und schräg Normalwerte: Intermetatarsale IV/V Winkel: max. 8° Quintus varus Winkel: max. 5° Klassifikation: Typ I: Durchmesser des MT V Köpfchens vergrößert Typ II: Ausbiegung des MT V nach lateral Typ III: Intermetatarsale IV/V Winkel vergrößert Typ IV: Kombination Typ I – III 4 Kleinzehendeformitäten 3.1.4. Konservative Therapie Einlagen Schuhzurichtungen 3.1.5. Operative Therapie Therapieresistente Schmerzen und Überlastungserscheinungen am Köpfchen des Metatarsale V Operationstechniken Exostosenabtragung Köpfchenresektion distale Osteotomien ( Chevron,..) diaphysäre Osteotomien (Ludloff,..) basale Osteotomien (Chevron,..) 3.1.6. Nachbehandlung Verbandschuh mit starrer Sohle ev. Zügelverband Röntgenkontrolle 6 Wochen postoperativ 3.1.7. Kontraindikationen Degenerative Gelenksveränderungen Infektionen PAVK neurologische Erkrankungen 3.1.8. Komplikationen Wundheilungsstörung, Infektion Verletzung des Gefäß-Nervenbündels Verkürzung Transfermetatarsalgie Korrekturverlust/ Rezidiv verzögerte Knochenheilung Pseudarthrose Avaskuläre Nekrosen 5 Kleinzehendeformitäten 3.2. Digitus V Varus superductus 3.2.1. Definition Verkürzte, die 4.Zehe überlagernde Kleinzehe mit Supinationsfehlstellung. 3.2.2. Ätiologie Angeborene Deformität Familiär gehäuftes auftreten Meist beidseits 3.2.3. Pathogenese Dysplasie der intrinsischen Muskulatur Hypermobiles MTP V Gelenk Knöcherne Deformität 3.2.4. Klinik Im Schuh Druckschmerz über der Zehe im Kappenbereich Bursitis über dem Metatarsale V Köpfchen Mit zunehmenden Alter Kontraktur mit Fixierung der Deformität 3.2.5. Therapie Konservativ im Kindesalter (redressierende Behandlung mit Tape oder Nachtschienen) Operativ 3.2.6. Operative Therapie Amputation Weichteileingriffe Kombinierte Eingriffe (Weichteil und Knochen) 3.2.7. Komplikationen Hohe Rezidivquote bei nicht radikalem Vorgehen Sensibilitätsstörungen Wundheilungsstörungen rel. häufig 6 Kleinzehendeformitäten 3.3. Digitus V Varus subductus 3.3.1. Ätiologie Unbekannt Ungleichgewicht der intrinsischen Muskulatur Neurolog. Veränderungen (spinale Mißbildung) 3.3.2. Klinik Beugekontraktur der Interphalangealgelenke Geringe Adduktion und Supination Selten kontrakt und progredient Kinder und Jugendliche Meist bds. Gelegentlich auch III. und IV Zehe betroffen 3.4. Zusammenfassung Kleinzehendeformitäten dig V Der Kleinzehenballen ist eine rel. häufige Veränderung des lateralen Vorfußes. Eine operative Sanierung sollte bei klinischer Symptomatik durchgeführt werden. Die Chevron Osteotomie ist ein sicheres Verfahren zur Korrektur der Deformität. Das Erreichen einer adäquaten Kosmetik bei Digitus quintus varus superductus ist oft schwierig. Die Komplikationsrate ist höher als in der Literatur angegeben. Literatur Johnson K.A.: Problems of the lesser toes. 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