Ameisen und Orchideen

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Ameisen und Orchideen
Harold Koopowitz
Ameisen spielen eine wichtige Rolle im Leben vieler Orchideen, sowohl in der
Natur als auch in Kultur. Wenigen Leuten wird bewusst, dass das Gesamtgewicht
von Ameisen und Termiten in tropischen Wäldern bei Weitem das Gewicht aller
anderen Tiere im Wald übersteigt. Ameisen gehen viele innige Beziehungen zu
Pflanzen ein, weil sie sie entweder als Nahrung oder als Weide für ihre Nutztiere
nutzen: Blatt-, Schild- und Woll-Läuse, die wegen ihrer Sekrete gemolken werden
können. Einige Pflanzen geben den Ameisen Schutz und bieten ihnen Nester.
Dafür bekommen die Pflanzen, die Ameisen beherbergen, Schutz vor anderen
Pflanzenfressern, die sie schädigen könnten. Pflanzen haben auch Vorteile durch
den Ameisenkot und anderen Schmutz, den die Ameisen zwischen ihren Wurzeln
zurück lassen.
Sie werden bemerkt haben, dass die Orchideen noch nicht erwähnt worden sind,
doch auch Orchideen und Ameisen haben all diese Wechselwirkungen. Etwas,
was viele Orchideen tun, dessen sich Liebhaber bewusst sind aber dessen
Bedeutung sie nicht kennen, hat zu tun mit der Entwicklung der Infloreszenzen.
Die Blütenrispen vieler Spezies sondern Tröpfchen von Zuckerlösung ab, die sie
klebrig machen. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Ameisen den Zucker
sammeln und dafür die Blütenrispen abpatrouillieren und die Knospen vor
Fressfeinden schützen.
Bei vielen Orchideenspezies bauen Ameisen ihre Nester unter und zwischen den
verflochtenen Wurzelmassen. Sie können Erdpartikel und auch verrottende
Biomasse in die Wände des Nests einbauen. Man nimmt auch an, dass diese und
vielleicht der Ameisenkot und die Nestrotte letztlich von den Wirtspflanzen als
Nährstoffe genutzt werden. Versuche, die Orchideenpflanze zu entfernen, erregen
die Ameisen, und sie kommen heraus, um ihr Zuhause zu schützen. Manch ein
Orchideensammler ist beim Versuch, eine Pflanze von einem Baumast abzulösen,
grimmigen Ameisen begegnet.
Der Begriff Myrmekophilie (wörtlich Ameisenliebe) wird für Pflanzen benutzt, die
Anpassungen entwickelt haben, die ihre Wechselwirkungen mit Ameisen fördern.
Ein berühmtes Beispiel sind mehrere Schomburgkia-QpezIes, wie z.B. Seh.
tibicinis, wo die Fuß langen Pseudobulben von Natur aus höh! und mit einer
basalen Öffnung ausgestattet sind, was es den Ameisen ermöglicht, ihren
Wohnsitz innerhalb des Stamms zu nehmen. Die getrockneten, hohlen
Pseudobulben werden angeblich als Musikinstrumente benutzt.
Es gibt allgemein wenige Beobachtungen über weitere Rollen, die Ameisen in der
Blütenbiologie von Orchideen spielen, aber ihr Anteil könnte viel größer sein als
bisher vermutet. Wir wissen von einem interessanten Beispiel. In Simbabwe
haben wir große schwarze Ameisen auf Aerangis verdickiii patrouillieren gesehen,
und es gibt in diesen Populationen sehr wenig Schäden durch Fressfeinde. In
diesem Fall geben die Orchideen keinen Schutz, aber die Blüten produzieren
reichliche Mengen Nektar. Die Ameisen rauben in Zeiten von Dürre die Nektarien.
Während dieser Zeiten werden weniger Blüten bestäubt. Die Orchideen machen
während der regnerischen Jahre, wenn die Ameisen die Nektarien nicht mehr
ausrauben, jedoch diese Verluste wieder wett, wenn mehr als die übliche Anzahl
von Blüten von Bestäubern besucht wird. Bei anderen Pflanzen, die keine
Orchideen sind, sind Ameisen sehr verbreitet, wo sie geschäftig um die Blüten
herum trippeln, nicht nur um zu patrouillieren, sondern auch, um Nektar zu
plündern. Es überrascht, wie wenig Beobachtungen Orchideen Biologen über
Ameisen auf Orchideenblüten in der Natur gemacht haben.
Aus Orchid Digest. Heft April, Mai, Juni 2001.
Übersetzung Helmut Sorgler.
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