Essstörungen im Kleinkindalter – Essstörungen im Jugendalter gibt

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Essstörungen im Kleinkindalter – Essstörungen im Jugendalter
gibt es Zusammenhänge?
N. v. Hofacker
Forum Suchtprävention, München, 12. 12. 2016
Essstörungen im Kindes- und Jugendalter
 Zunehmend vielfältige Essprobleme bereits im
Grundschulalter, die nicht typischem Erscheinungsbild
von Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa entsprechen,
aber oft fälschlich als solche diagnostiziert werden
 Häufig Vorläufer in Form von frühkindlichen
Fütterproblemen, die persistieren
 Soziale Probleme in der Schule als Folge, z. B. bei
selektivem Essverhalten
 Erhebliche Beeinträchtigung des Familienlebens
 Erhebliche Belastung der Beziehungen
 Beeinträchtigung von Entwicklung und Wachstum
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Essstörungen im Kindesalter
Klassifikation nach DSM 5
 Pica
 Rumination
 Vermeidend (Selektive)/Restriktive Essstörung
 Anorexia Nervosa
 Bulimia Nervosa
 Binge Eating Störung
 Andere spezifische Fütter- oder Essstörung
 Unspezifische Fütter- oder Essstörung
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Essstörungen im Säuglings- /
Kleinkind- / und Kindesalter
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Kindliche Essstörungen - Subtypen
(Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008)
Emotionale Störung mit Nahrungsvermeidung
 Weigerung, ausreichend zu essen
 Gewichtsabnahme
 In der Vorgeschichte oft gehäuft somatoforme Symptome
 Hinweise für primäre emotionale Störung des
Kindesalters (Depression, Ängste, Zwangssymptome
etc.)
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Kindliche Essstörungen - Subtypen
(Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008)
Emotionale Störung mit Nahrungsvermeidung
 Keine abnormalen Kognitionen, keine
Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung
mit Gewicht, Aussehen etc.
 Beziehungsdynamik: häufig mangelnde Wahrnehmung
kindlicher Bedürfnisse, elterliche psychische Probleme
 Mit Behandlung der zugrunde liegenden emotionalen
Problematik bessert sich die Essstörung
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Kindliche Essstörungen - Subtypen
(Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008)
Selektive Nahrungsverweigerung
 Deutlich eingeschränkte Akzeptanz von
Nahrungsmitteln (weniger als 5 Nahrungsmittel) über
mindestens 2 Jahre)
 Beginn häufig im frühen Kindesalter
 Weigerung, neue Speisen auszuprobieren
(„Neophobie“)
 Assoziierte Temperamentsmerkmale
 Verminderte Offenheit gegenüber Neuem
 Sozialphobische Symptome
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
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Kindliche Essstörungen - Subtypen
(Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008)
Selektive Nahrungsverweigerung
 Keine abnormalen Kognitionen, keine
Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung
mit Gewicht, Aussehen
 Führt zu erheblichen sozialen Problemen, soziale Ängste !
 Gewicht meist normal
 Beziehungsdynamik: elterliche Sorge/Ängste, permissives
Verhalten
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
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Kindliche Essstörungen - Subtypen
(Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008)
Restriktive Essstörung
 Für Alter unzureichende Nahrungsmenge
 Nahrung in Zusammensetzung normal
 Oft gering ausgeprägtes Hungergefühl (+
Familienanamnese!)
 Temperament: an allem interessiert, reizoffen
 Keine abnormalen Kognitionen, keine
Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung
mit Gewicht, Aussehen etc.
 Gewicht und Wachstum sind zu gering
 Beziehungsdynamik: Konflikte um Nahrungsmengen,
elterlicher Druck, Sorge um Gewicht
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
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Kindliche Essstörungen - Subtypen
(Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008)
Funktionelle Dysphagie/Posttraumatische
Fütterstörung
 Meist Ablehnen/Vermeiden bestimmter
Nahrungsmittel
 Angst, herunterzuschlucken, zu würgen, zu
erbrechen
 Keine abnormalen Kognitionen, keine
Körperschemastörung, keine übermäßige
Beschäftigung mit Gewicht, Aussehen etc.
 Oft nach aversivem (traumatischem) Erlebnis im
orofazialen/gastrointestinalen Bereich
 Beziehungsdynamik: Elterliche Angststörungen
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
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Essstörungen im Kindesalter
Anamnese
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Ernährungsanamnese im Säuglings- und Kleinkindalter
Hungergefühle?
Frühes selektives Essen, ab wann was akzeptiert?
Aversive Vorerfahrungen im Mund-Rachen-Ma-DaBereich, Verschlucken, Zwanganwendung ?
Sonstige Ängste, soziale Ängste?
Temperament: Reaktion auf Neues, Unbekanntes?
Angst zuzunehmen, körperliche
Wahrnehmungsverzerrung?
Kognitive Einengung auf Kalorien, Gewicht, Essen?
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
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Essstörungen im Kindesalter
Diagnostik
 Essprotokoll, Gewichts- und Wachstumskurve
 Fremd- und Selbsteinschätzung mit Fragebögen
 Kindliches Temperament, Persönlichkeit (IKT;
PFK)
 Sonstige Auffälligkeiten (CBCL u. a.)
 Fragebogen Essverhalten (FEV, Pudel et al.)
 Elterliche Psychopathologie
 Ggflls. Entwicklungsdiagnostik
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Essstörungen im Kindesalter
Therapie
Emotionale Nahrungsverweigerung
 Psychotherapie der emotionalen Störung
 Somatisches Monitoring
Selektive Nahrungsverweigerung
 i. d. Regel keine relevanten Mangelerscheinungen außer
in Extremfällen (weniger als 5 Nahrungsmittel akzeptiert)
 Leidensdruck allenfalls durch soziale Einschränkungen
 Verhaltenstherapie: hierarchisch gestufte systematische
Exposition
 Elterliches/familiäres Modellverhalten
 Essen am Familientisch
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Selektive
Nahrungsverweigerung
Essstörungen im Kindesalter
Therapie
 Restriktive Nahrungsverweigerung
 Ausreichend lange Mahlzeiten
 Essen am Familientisch
 Geregelte Mahlzeiten
 Gewichtsmonitoring!
 Nahrungsverweigerung aufgrund von
aversiven Erfahrungen
 Verhaltenstherapie
 Systematische Desensibilisierung
 Bearbeitung elterlicher Ängste
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Funktionelle Dysphagie
Von der Essstörung im Kleinkind-/Kindesalter zur
Essstörung in der Adoleszenz?
 Allgemeine Essprobleme in der Adoleszenz haben
häufig Vorläufer in der frühen Kindheit
 Prospektiv keine Evidenz für spezifische
Zusammenhänge zwischen Essstörungen im
Kleinkind- oder Kindesalter und Anorexie/Bulimie
(Rydell & Dahl 2005, Agras et al. 2007)
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
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Von der Essstörung im Kleinkind-/Kindesalter zur
Essstörung in der Adoleszenz?
Essprobleme in den ersten 10 Lebensjahren zeigen
erhebliche Stabilität, erhöhen Risiko für Essstörungen
jeglicher Art in der Pubertät (Marchi & Cohen 1990, Kotler
et al., 2001)
 Pica i. d. frühen Kindheit Risiko für Bulimie
 Verdauungsprobleme i. d. frühen Kindheit sowie
Picky Eating möglicherweise assoziiert mit Anorexie
 Familiäre Essenskonflikte i. d. frühen Kindheit
assoziiert mit Nahrungsverweigerung i. d. Adoleszenz
(nicht Anorexie!)
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Von der mütterlichen zur kindlichen Essstörung
Elterliche Merkmale wie Beschäftigung/Unzufriedenheit mit
dem Aussehen, Körpergewicht, unkontrolliertes Essen
 erhöhen Risiko für Anorexie/Bulimie im Jugendalter
 sind schon im Vorschulalter mit Tendenz, lieber heimlich
oder allein zu essen assoziiert
Mütterliche Essstörungen
 Gehäuft Ängste um adäquate kindliche Ernährung,
Gewicht
 Gehäuft konflikthafte Fütterinteraktionen, mehr
Anspannung, negativer Affekt Mutter/Kind
 Essstörung Mutter korreliert mit Sorge um kindliches
Gewicht
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Von der Essstörung im Kleinkind-/Kindesalter zur
Essstörung in der Adoleszenz?
Fazit
 Es gibt Entwicklungsverläufe früher Fütterstörungen über
Essstörungen im Kindesalter bis ins Jugendalter
 Diese beziehen sich aber auf generelle Essprobleme
(atypische Essstörungen) im Kindes- und Jugendalter und
nicht auf Anorexie/Bulimie
 Mütterliche Essstörungen sind mit vermehrten Fütter- und
Essproblemen im frühen Kindesalter sowie einem erhöhten
Risiko für Anorexie/Bulimie im Jugendalter assoziiert
 Vorhersage jugendlicher Essstörungen eher durch
individuelle Merkmale (frühkindliches Temperament) und
elterliche Merkmale möglich
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
Beginnt die Anorexie schon im Kleinkindalter
NEIN !
Aber der familiäre Umgang mit den Themen
 Essen
 Gewicht
 Aussehen
 und die Rolle, die der Umgang mit dem Körper
in der familiären Kommunikation hat
hat einen entscheidenden Einfluss auf das Risiko für
die Entwicklung einer Essstörung im Jugendalter
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München
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