Universität Zürich-Irchel Winterthurerstrasse 190 Bau

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Universität Zürich-Irchel
Winterthurerstrasse 190
Bau 36, Medizinische Fakultät
Sanierung und Umbau
Einweihungsdokumentation
Universität Zürich-Irchel
Winterthurerstrasse 190
Bau 36, Medizinische Fakultät
Sanierung und Umbau
Einweihungsdokumentation
Übersichtsplan 1:5000
Objekt-Nr. HBA
Verfasser
50
100
150
200
Plan Nr.
250
061 270 86 86 Bezeichnung
061 270 86 87
Inhalt
500
Übersichtsplan
2
Hightech und Kunst im Einklang
Stefan Bitterli
Kantonsbaumeister Hochbauamt, Baudirektion Kanton Zürich
4
Das Gebäude 36 als Beispiel einer integrierten Raumstrategie
der Universität Zürich
Dr. Sebastian Brändli
Chef Hochschulamt, Bildungsdirektion Kanton Zürich
6
Eine Investition zum Wohl der Öffentlichkeit
Prof. Dr. Heini Murer
Prorektor Medizin und Naturwissenschaften, Universität Zürich
8
S
O
0
Roeschli+Partner AG
Gartenstrasse 56 Postfach 4001 Basel
2
3
4
5
10
W
1
N
0
Objekt-Nr. HBA
Verfasser
50
100
150
200
Plan Nr.
250
061 270 86 86 Bezeichnung
061 270 86 87
10
Architektur und Technik
Andreas Lüthi
Architekt ETH / SIA, Burkhard & Lüthi Architektur GmbH
12
Pläne
16
Kunst am Bau am Beispiel des Instituts für Virologie
Elisabeth Grossmann
Fachexpertin Kunst am Bau
22
Am Bau Beteiligte
24
Bauchronologie / Baudaten / Kennwerte
26
500
1
2
3
4
5
10
W
0
N
S
O
0
Roeschli+Partner AG
Gartenstrasse 56 Postfach 4001 Basel
Ein idealer Ort, um zu forschen
Prof. Dr. Alexandra Trkola
Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie, Universität Zürich
2
3
Hightech und Kunst im Einklang
Der Umbau für die Medizinische Fakultät darf
aufgrund der Aufgabenstellung zweifelsohne als
aussergewöhnliches Bauvorhaben bezeichnet
werden: Einerseits beschränkte sich die bauliche
Intervention ausschliesslich auf das Gebäudeinnere, sodass die Planer auf den ersten Blick
keinen wirklichen Gestaltungsspielraum erwarten
konnten, und andererseits ging es letztendlich um
weit mehr als bloss die reine Erfüllung eines eher
nüchternen Auftrages zur Behebung einer vorhandenen Raumnot, Büroflächen in Labors umzuwandeln. Genauer ausgedrückt bestand die grosse
Herausforderung darin, eine Antwort auf die Frage
zu finden, wo Laborflächen zu konzipieren seien,
die erstens, obschon für eine öffentliche Institution
vorgesehen, infolge strengster Sicherheitsbestimmungen einem breiten Publikum nicht zugänglich
sein würden, zweitens mit Blick auf eine zukunftsweisende Forschung die Forderung sowohl nach
neuester Technologie und effizientem Betrieb als
auch langfristiger Flexibilität zu erfüllen haben und
drittens eine humane Raumatmosphäre zu gewährleisten im Stande sein werden.
In ihrem Zusammenhang betrachtet erschienen
diese Rahmenbedingungen vorerst äusserst widersprüchlich, und entsprechend steinig war der Weg
von der ersten Machbarkeitsstudie im Jahr 2005
über das konkrete Projekt bis hin zur baulichen
Umsetzung. Das Planungsteam unter der umsichtigen Leitung der Burkhard & Lüthi Architektur
GmbH hat die Zielvorgaben jedoch nie aus den
Augen verloren. Es hat das ambitiöse Vorhaben
– notabene unter der Voraussetzung, dass der
Betrieb auf den übrigen Geschossen während der
gesamten Bauzeit aufrechterhalten werden musste
– mit hoher Professionalität konsequent umgesetzt. Dabei wurde erstmals ein im Vorfeld in enger
Zusammenarbeit zwischen Universität und Hochbauamt neu evaluiertes Laborsystem realisiert.
Dieses umfasst neben einer Medienerschliessung
ab Geschossdecke im Umfang von Hunderten
Laufmetern Kanälen und Leitungen u.a. auch
ergänzende mobile Trennwände. Dadurch können
Einrichtungs- und Grundrissanpassungen praktisch
ohne Betriebsunterbruch vorgenommen werden
und somit einer bezüglich Betrieb und Belegung
raschen Entwicklung entsprochen werden, die
insbesondere im Bereich der Forschung an Bedeutung gewinnt.
4
Mit einer minutiösen Einhaltung aller zu beachtenden Vorschriften, beispielsweise betreffend Brandschutz, Energieverbrauch oder Sicherheit im Umfeld Virologie, wie auch mit einer labortauglichen,
d.h. den hygienischen Anforderungen im medizinischen Bereich gerecht werdenden Materialisierung in Form von Stein, Stahl, Glas und Kunstharz
allein kann noch keine einladende Raumatmosphäre erzeugt werden. Diesem Aspekt der
Nachhaltigkeit wurde in zweifacher Hinsicht Rechnung getragen. Einerseits haben die Architekten
neben der Inszenierung einer geschickten Lichtführung mit in rhythmischer Anordnung von Kunstharz und Glaselementen gegliederten Korridorwänden für überraschende Durchblicke bzw. visuelle
Querbezüge gesorgt. Und andererseits hat es die
Künstlerin Romana Del Negro mit ihrem Wettbewerbsbeitrag «It takes two to tango» in buchstäblich grossartiger Manier verstanden, das architektonische Gestaltungsprinzip nicht nur aufzunehmen, sondern gar noch zu steigern. Damit leistet
die Kunst am Bau in ihrer Grössenordnung von
lediglich einem Prozent der Baukosten, ganz nach
dem Prinzip «kleine Ursache, grosse Wirkung»,
einen überproportional hohen Anteil an die atmosphärischen Qualitäten der neu gestalteten Räumlichkeiten.
Dass der Verschmelzungsprozess der zwei Sphären, rational-sterile Hightech und emotional gesteuerter Gestaltungswille, derart erfolgreich
bewältigt werden konnte, widerlegt nicht nur, dass
sich die genannten Begriffe als unabdingbarer
Gegensatz verhalten müssen, sondern setzt auch
eine überdurchschnittlich gute Zusammenarbeit
sämtlicher Beteiligten voraus. Für dieses Engagement sei hiermit von Herzen gedankt – dies verbunden mit der Hoffnung, dass die neuen Labors
ihre Aufgabe möglichst lange zu erfüllen vermögen
werden.
Stefan Bitterli
Kantonsbaumeister
Hochbauamt, Baudirektion Kanton Zürich
Das Gebäude 36 als Beispiel einer integrierten Raumstrategie
der Universität Zürich
Der Kanton Zürich stellt seiner Universität die für
Lehre und Forschung notwendigen Räumlichkeiten
gegen Verrechnung der Kapitalkosten zur Verfügung. So lapidar diese Verpflichtung im Universitätsgesetz verankert ist, so schwierig ist letztlich
ihre Umsetzung. Denn in der nüchternen Gesetzessprache kommt nicht zum Ausdruck, dass das
«Zur-Verfügung-Stellen» ein komplizierter Akt ist,
im Rahmen dessen der Kanton gemäss seiner
Zuständigkeitsordnung planen, investieren, bauen
und unterhalten muss, und dass auch das
Entgegennehmen seitens der Universität viele
zusätzliche Regelungen nötig macht. Weiter interpretationsbedürftig ist der Begriff «notwendig»,
der nicht nur das Geben und Nehmen problematisch machen kann, sondern der auch auf die
fachliche Zuständigkeit verweist: Was für das
akademische Geschäft notwendig ist, ist auszuhandeln. Jedenfalls weiss der Bauherr Kanton das
nicht spontan, sondern baut sein Know-how vor
allem im Gespräch mit der Universität auf. Das
wiederum bedeutet, dass sich die Universität selber Rechenschaft darüber ablegt, was für sie an
Räumlichkeiten «notwendig» ist – auch unter der
Beachtung der Folgekosten (weil alles, was von
der Universität genutzt wird, über das Globalbudget refinanziert wird). Aufwändige Liegenschaften
belasten so das Globalbudget – und führen in eine
Konkurrenz zu den eigentlichen universitären Aufwendungen in Lehre und Forschung.
Dazu kommt, dass der Bauherr Kanton in diesem
Zusammenspiel auch Planungsherr ist. Einerseits,
um den ganzen Investitionszyklus zu gestalten –
von der Projektidee über die Bedarfsanalyse, den
Entwurf bis zur Detailplanung und zur Realisierung. Dann aber auch als souveräner Staat, der
über den Vollzug des Baugesetzes die Raumbedürfnisse der Universität in seinem Richtplan
einträgt. In all diesen Zusammenhängen ist die
gegenseitige Information über Bedürfnisse und
Möglichkeiten von grösster Bedeutung. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit der verschiedenen
Akteure des Kantons und der Universität ist deshalb für das Gelingen der gemeinsamen Aufgabe,
für den Vollzug des Universitätsgesetzes, eine
wichtige Voraussetzung. Spätestens seit der Zeit,
als die Räumlichkeiten im Kollegiengebäude und in
den Bauten seiner unmittelbaren Umgebung für die
wachsenden Bedürfnisse der Hochschule zu klein
wurden, dachten Kanton und Universität über neue
6
Strategien mit anderen Planperimetern nach. Die
Hochschulplanung hat dabei über das Gesetz im
Jahre 1975 das Irchel-Areal als zweiten Campus
neben das Zentrum gesetzt. Obwohl wir juristisch
davon ausgehen, dass das besagte Irchel-Gesetz
vollzogen ist und wir heute – auch auf dem Irchel
– aufgrund anderer Rechtsgrundlagen bauen, sind
wir immer noch an der Weiterentwicklung der
ursprünglichen Idee, auf dem Areal Irchel einen
funktionsfähigen zweiten Campus mit möglichst
grossem Nutzen für die Universität Zürich zu
gestalten. Dabei ist zu beachten, dass auch auf
dem Irchel nicht einfach alles Platz hat, dass der
nutzbare Perimeter vielmehr mehr oder minder
ausgereizt ist. Deshalb geht es auch hier darum,
durch Ausbau «nach innen», letztlich durch Verdichtung, mehr Raum zu schaffen. Das Gebäude
36 ist ein Beispiel für diese Strategie. Und sogar
die geplante fünfte Bauetappe gehört für mich,
mindestens teilweise, zur Kategorie «innerer
Ausbau», indem vor allem auch Rotationsfläche
für den Umbau des gesamten Areals zur Verfügung gestellt werden kann.
Die Universität Zürich hat eine Grösse, die immer
noch überschaubar ist. Dies sollte hinsichtlich der
Raumstrategie dazu führen, Verzettelung durch zu
viele Standorte zu vermeiden. Der Schritt über den
Milchbuck hinaus, die Realisierung des Standortes
Zürich-Nord, war für die Konsolidierung einer
Zwei-Campus-Lösung für die Universität Zürich
nicht günstig. Längerfristig sollten wir deshalb beim
Ziel bleiben, Zürich-Nord wieder in die beiden
Standorte Zentrum und Irchel zu integrieren. Das
bedeutet aber, die beiden bleibenden Campus
auszubauen, wo immer möglich «nach innen», wo
städtebaulich und planerisch aber erlaubt und
erwünscht, auch expansiv: beispielsweise durch
einen architektonisch herausragenden «Kronenbau» im Zentrum.
Dr. Sebastian Brändli
Chef Hochschulamt
Bildungsdirektion Kanton Zürich
Eine Investition zum Wohl der Öffentlichkeit
Der Umbau für das Institut für Medizinische Virologie im Gebäude 36 stellt die erste grössere Umnutzung an der Universität Zürich-Irchel dar. Sie steht
unter anderem im Zusammenhang mit zukünftigen
Raumrochaden, die durch die absehbare bauliche
und technische Instandsetzung der aus dem Jahre
1978 stammenden ersten Etappe der Universität
Zürich-Irchel ausgelöst werden. Gesamthaft sollen
rund 8000 m2 Hauptnutzfläche für die Grundlagenforschung der Medizinischen Fakultät geschaffen
werden. Der Umbau im Gebäude 36 ist mit rund
1850 m2 ein erster Beitrag dazu. Mit dem Neubau
einer fünften Etappe und der damit möglichen Auslagerung der Chemischen Institute kann dann auf
weitere Flächen in der ersten Etappe zugegriffen
werden.
Beim Umbau hat sich gezeigt, dass sich der planerische Weitblick früherer Jahre gelohnt hat. Das
sehr komplexe Bauvorhaben konnte von vorhandenen Infrastrukturen profitieren und liess sich
innerhalb der bestehenden Gebäudegeometrie
realisieren. Die neuen Labors sind – als Novum an
der Universität Zürich – mit einem flexiblen Laborkonzept ausgestattet. Dieses erlaubt den Forscherinnen und Forschern optimale Arbeitsbedingungen
und ermöglicht bei Bedarf eine unkomplizierte und
kostengünstige Anpassung an neue Bedürfnisse.
Dadurch ergeben sich attraktive Arbeitsplätze,
die dazu beitragen, dass die Universität Zürich
ein begehrter Wirkungsort für Spitzenkräfte der
Forschung und Lehre ist.
Die Durchführung des Umbaus war aber nicht
ganz einfach. Als Erstes bedurfte es einiger Überzeugungskraft, um die zuständigen Behörden zur
Freigabe des wegen der geplanten biologischen
Sicherheitslabors doch beachtlichen Kredits von
24,895 Mio. Franken zu bewegen. Dem Kredit
sprach der Regierungsrat am 14. November 2007
in verdankenswerter Weise zu. Als Zweites erforderte der Umbau im Umfeld von in Betrieb stehenden Instituten einige Toleranz bei den Nutzern und
von den Planern viel Verständnis und grossen
Einsatz. Ihnen gilt besonderen Dank.
Dank gebührt auch den Vorstehern und Mitarbeitenden der Direktionen des Bildungswesens und
der öffentlichen Bauten, die – jeder in seiner Sparte – den Bau gefördert und vorangebracht haben.
8
Die Genugtuung über die erfolgreiche Bauvollendung ist bei allen Beteiligten besonders gross.
Im Gebäude eingezogen ist das Institut für Medizinische Virologie von der Gloriastrasse 30. Die
dortigen Gebäude erfüllten seit geraumer Zeit
die Anforderungen für die virologische Forschung
und Diagnostik nicht mehr. Insbesondere die aus
Sicherheitsgründen zwingend notwendigen Laboreinheiten konnten dort nicht bereitgestellt werden. Die neuen Räume tragen den Anforderungen
des Instituts für Medizinische Virologie Rechnung
und garantieren, dass die durch Bund und Kanton
gestellten Aufträge umgesetzt werden können.
Mit der Verlegung des Instituts für Medizinische
Virologie wurde zudem der Weg frei für die dringend notwendige Instandsetzung der Gebäude
an der Gloriastrasse 30/32. Neben dem Institut für
Medizinische Virologie ergaben sich aus dem Umbau im Gebäude 36 weitere rund 300 m2 Fläche
für medizinische Forschungsgruppen.
Mit grosser Freude nehmen wir vom gelungenen
Werk Besitz. Wir sind uns der Verpflichtung bewusst, welche die Übernahme der neuen Labors
mit ihren grosszügigen Einrichtungen für die Universität bedeutet. Die Universität, das Institut für
Medizinische Virologie und die noch folgenden
Nutzer, die hier Aufnahme finden, werden sich
bemühen, auch bei spärlicher fliessenden Finanzen ihre Aufgaben zum Wohl der Öffentlichkeit
zu erfüllen.
Prof. Dr. Heini Murer
Prorektor Medizin und Naturwissenschaften
Universität Zürich
Ein idealer Ort, um zu forschen
Y36 – ein Akronym, das mich und meine Mitarbeitenden seit drei Jahren begleitet und für die
Planung und den Bau unseres neuen Instituts
stand. Als ich im Sommer 2006 auf den Lehrstuhl
in Medizinischer Virologie an der Universität Zürich
berufen wurde, stand bereits fest, dass das Institut
dringend neue Laboratorien benötigte. Die historische Bausubstanz an der Gloriastrasse 30 war
stark renovationsbedürftig und konnte nicht den
neuen Sicherheitsbestimmungen gerecht angepasst werden.
Für unser Institut, das einen Schwerpunkt in der
Erforschung von humanpathogenen Viren hat und
ausserdem eine Routinediagnostikabteilung für
medizinische, virologische Diagnostik betreibt, sind
Laboratorien der Biosicherheitsstufen 2 und 3 eine
zwingende Notwendigkeit. Letztere sind hermetisch abgeriegelte Laboratorien ohne Raumbezug
nach aussen, die bei Unterdruck betrieben werden
und das Arbeiten mit pathogenen Organismen
höherer Gefahrenklassen ermöglichen. So benötigen Forschungsarbeiten mit HIV, aber auch die
Diagnostik von pandemischen Influenzaviren – wie
kürzlich die neuen Schweinegrippe-Viren – derartige Laboratorien. Eine Adaption der Laboratorien
in der Gloriastrasse war baulich nicht möglich.
Deshalb wurde ein neuer Standort für das Institut
gesucht.
Im Sommer 2006 hatte die Planung zum Umbau
der Stockwerke L und M im Gebäude 36 gerade
begonnen, als sich die Universitätsleitung entschloss, dem Institut für Medizinische Virologie und
dem angegliederten Nationalen Zentrum für Retroviren in diesen Räumlichkeiten ein neues Institut
einzurichten. Ein Glücksfall für das Institut: Wir
konnten so von Beginn an an der Planung teilnehmen und die speziellen räumlichen Anforderungen
unseres Instituts, die durch das Arbeiten im Rahmen der Diagnostik und den Umgang mit Pathogenen gegeben sind, gezielt umsetzen. Ein weiterer Glücksfall war das engagierte Planungsteam:
die Vertreter des Hochbauamtes, unser Architektenteam Nicole Germann und Andreas Lüthi,
das technische Planungsteam, die Abteilungen der
Zentralen Dienste der UZH, im Speziellen die Abteilungen für Bauten und Räume, Ausrüstung und
Logistik, Sicherheit und Umwelt, die sich alle bis
zur Finalisierung der Umbauten mit grosser
Begeisterung für das Projekt eingesetzt haben.
10
Dass wir Nutzer nicht nur neue, sondern auch ideal
durchgeplante und für uns angepasste Laboratorien bekommen würden, zeichnete sich bald ab.
Dass es den Architekten gelungen ist, durch die
offene Bauweise, die Glaswände mit der darauf
applizierten Kunst von Romana Del Negro die
Abstimmung der Farben und Materialien im gesamten Institut, unsere räumlichen Vorgaben –
die vielen Speziallabore, die hermetisch abgeriegelten Zonen mit Zutrittskontrollen – umzusetzen und trotzdem das Gefühl offener Räume
zu bewahren, sahen wir erst in der Fertigstellung.
Sicherheitslaboratorien wie unsere sind meist in
Kellerräumen, oft in Räumen ohne Tageslicht
untergebracht. Hier wurde ein gläserner, von allen
Seiten einsehbarer Komplex geschaffen, der uns
erlaubt, in Zukunft Interessierten von aussen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Entstanden sind
Laboratorien, die sicherheitstechnisch auf dem
neuesten Stand, funktional und – man verzeihe mir
den schwelgerischen Ausdruck – einfach unglaublich schön sind. Einen idealeren Ort für uns, um zu
forschen, zu arbeiten und zu lehren, kann ich mir
nicht vorstellen.
Prof. Dr. Alexandra Trkola
Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie
Universität Zürich
Architektur und Technik
Die Aufgabe, medizinische Labors der Sicherheitsstufe 2 und 3 in eine bestehende Gebäudestruktur
einzubauen, ist einerseits eine infrastrukturelle und
technische Herausforderung, andererseits haben
wir versucht, unter Einbezug der Forderungen
der Behörden und der Wünsche des Instituts für
Medizinische Virologie, eine architektonische
Atmosphäre zu schaffen, die die Koexistenz von
Bestehendem und Neuem sowie funktionellen
und gestalterischen Aspekten vereint.
Der Eingriff in den Geschossen L und M konzentriert sich auf den mittleren Bereich zwischen
Haupt- und Nebentreppe. Die Geschosse wurden
hier auf die primäre Tragstruktur zurückgebaut und
– gemäss dem neuen multifunktionalen Laborkonzept mit flexiblem Deckenraster und verstellbaren
Trennwänden – neu organisiert. Eine Ausnahme
bildet das als Raum-in-Raum-System konzipierte
Labor der Sicherheitsstufe 3 mit integriertem Bioterror-Regionallabor. Gasdichte Wände, Unterdruck, Schleusen und eine separate Technikzentrale im Dachgeschoss sind nur einige Voraussetzungen für den Betrieb dieses komplexen Labors.
Die Haustechnik wurde gemäss den Anforderungen von Labors der Sicherheitsstufen 2 und 3
ausgebaut. Das Konzept basiert auf dem Grundsatz, dass die Erschliessung aller Medien wenn
immer möglich vertikal erfolgt. Weitere Räume
wie Büros und Nebenräume wurden sanft renoviert und mit einem Mehrzweckraum ergänzt.
Die Erschliessung der Geschosse L und M erfolgt
über einen Korridor, der die Laborflächen in eine
Klein- und eine Grosslaborseite unterteilt. Das
Ordnungssystem des Erschliessungsgangs ist
durch die alternierende Anordnung von Labortüren
und Brandschutzverglasungen auf der Kleinlaborseite respektive von Labortüren und Medienschächten auf der Grosslaborseite rhythmisch klar
strukturiert. Der natürliche Lichteinfall durch die
Glaswände und die Einblicke in und aus den
Labors geben dem Korridor eine Grosszügigkeit,
die der sonst beengenden Gangsituation entgegenwirkt. Die Glaswände sind gleichzeitig Interventionsort für die einfühlsame Kunst von Romana Del
Negro. Das Thema Kunst wird damit als integrierender Bestandteil der Architektur etabliert.
12
Das Material- und Farbkonzept in den umgebauten
Geschossen ist in Anlehnung an das bestehende
Materialkonzept des Gebäudes 36 entwickelt worden. Die naturfaserbraune Kunstharzbeschichtung
der Türen und Schachtwände im Korridor sowie
der Möbel im allgemein zugänglichen Bereich, die
schwarze Streckmetalldecke und der säure- und
laugenbeständige graue Feinsteinzeugboden sind
eine labortaugliche Umsetzung dieses Konzepts.
Die Farbgebung des dunkleren Korridors steht im
klaren Gegensatz zu den in klinischem Weiss und
Grau gehaltenen Laborräumen. Die Leuchtbänder
in den Korridoren beschreiben die Erschliessungswege und bilden ein Zusammenspiel mit runden
Einzelleuchten in Nischen und im Mehrzweckraum.
Die Gestaltung eines Labors erschliesst sich nicht
von selbst. Die Aufgabe ist vordergründig eher
eine technische als eine gestalterische. Es bedarf
des Mutes aller Beteiligten, sich nicht nur mit den
funktionellen Aspekten zufriedenzugeben, sondern
auch zu fordern, dass Räume ein Gefühl der
Identität vermitteln. Mit diesem Projekt ist es uns
gelungen, die Gegensätze zu einem Ganzen
zusammenzuführen. Wir danken allen Beteiligten.
Andreas Lüthi
Architekt ETH / SIA
Burkhard & Lüthi Architektur GmbH
305
16
BÜRO �
TEEKÜCHE�
GESTELL
REGAL_90
REGAL_120
SPÜLTISCH
REGAL_90
PCR�
SPÜLTISCH
SCHRANK
TKS-80°C
TKS-20°C
DUNKEL-�
RAUM�
REGAL_90
LABOR BL2�
TKS-20°C
KS+4°C
KS+4°C
TKS-20°C
KS+4°C
SCHRANK
REGAL_90
6+7
REGAL_120
LAMINAR FLOW
REGAL_120
REGAL_90
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
LAMINAR FLOW
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_120
INKUBATOR
LAMINAR FLOW
GESTELL
REGAL_120
LEITUNG �
DIAGNOSTIK�
FLP
KS+4°C
SCHRANK
REGAL_90
21
GESTELL
LAMINAR FLOW
GESTELL
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
ROLLTISCH
88
REGAL_120
TKS-20°C
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
PCR�
GELE�
�
REGAL_120
REGAL_90
SPÜLTISCH
GESTELL
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_90
SPÜLTISCH
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_90
INKUBATOR INKUBATOR INKUBATOR
INKUBATOR
REGAL_120
SPÜLTISCH
TKS-20°C
GESTELL
7.20
GESTELL
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_120
LAMINAR FLOW
SPÜLTISCH
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
KS+4°C
GESTELL
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
87
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
ROLLTISCH
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
7.20
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_90
GESTELL
TKS-20°C
PCR 1�
REINST-�
RAUM�
REGAL_120
REGAL_120
PCR �
EXTRAKTIONS-�
RAUM �
�
K1+K2+K3
REGAL_90
GESTELL
ROLLTISCH
REGAL_90
LAMINAR FLOW
GESTELL
REGAL_120
GESTELL
LABOR BL2 �
TKS-20°C
INKUBATOR
REGAL_90
REGAL_120
INKUBATOR
REGAL_90
REGAL_120
INKUBATOR
INKUBATOR
BÜRO�
�
STAMM-�
KULTUR�
REGAL_90
GESTELL
SPÜLTISCH
SCHRANK
REGAL_90
REGAL_120
7.20
REGAL_120
LAMINAR FLOW
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
86
REGAL_120
GESTELL
SCHRANK
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_90
SPÜLTISCH
GESTELL
GESTELL
GESTELL
REGAL_120
LAGER �
GESTELL
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
85
REGAL_120
GESTELL
GESTELL
KS+4°C
REGAL_90
TKS-20°C
SPÜLTISCH
GESTELL
GESTELL
LABOR BL2�
GESTELL
SPÜLTISCH
REGAL_120
LÜFTUNG�
TKS-20°C
WC HERREN�
REGAL_90
WC DAMEN�
KS+4°C
7.20
REGAL_120
BÜRO�
�
KS+4°C
WC/ �
DUSCHE�
HERREN�
REGAL_90
WC/ �
DUSCHE�
DAMEN�
REGAL_90
LÜFTUNG�
REGAL_120
GARDEROBE�
HERREN�
REGAL_90
GARDEROBE�
DAMEN�
REGAL_120
REGAL_120
HAUSDIENST
�
REGAL_120
308
REGAL_120
BÜRO�
�
7.20
REGAL_90
TKS-80°C
7.20
TKS-80°C
BÜRO�
�
84
REGAL_90
TKS-80°C
83
TKS-80°C
82
W
N
S
10
TKS-80°C
10
REGAL_90
5
REGAL_90
4
REGAL_120
5
REGAL_120
3
S
O
250
REGAL_90
4
Plan Nr.
REGAL_90
2
250
Roeschli+Partner AG
Gartenstrasse 56 Postfach 4001 Basel
REGAL_120
3
Objekt-Nr. HBA
REGAL_120
2
200
REGAL_120
1
150
200
REGAL_120
1
100
150
Plan Nr.
REGAL_90
KS+4°C
50
GESTELL
0
100
Roeschli+Partner AG
Gartenstrasse 56 Postfach 4001 Basel
Verfasser
REGAL_90
REGAL_120
O
Objekt-Nr. HBA
REGAL_90
W
0
50
N
0
FLP
7.20
0
7.20
24.00
Verfasser
REGAL_120
7.20
Grundriss Geschoss L 1:200
061 270 86 86 Bezeichnung
061 270 86 87
061 270 86 86 Bezeichnung
061 270 86 87
500
500
75.20
89
90
7.20
ANNAHMEN�
PROBEN�
91
7.20
7.20
92
7.20
309
PHARMAZIE-�
EINGANG�
DEPARTEMENTS-�
INFORMATIK�
LÜFTUNG�
307
LABOR DIAGNOSTIK�
ROLLTISCH
KÜHL-�
RAUM 4°C�
ROLLTISCH
PHARMAZIE-�
BIBLIOTHEK ETH�
LAGER
306
BÜRO �
VERWALTUNG�
LÜFTUNG�
VERWALTUNG
PHARMAZIE-�
EDV-PLÄTZE�
ELEKTRORAUM�
17
305
18
BÜRO �
SERVER�
ALKOHOL-�
SCHRANK
ALKOHOL-�
SCHRANK
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_120
SPÜLTISCH
SCHLEUSE �
HERREN �
�
GERÄTE-�
SCHLEUSE�
FLP
SCHRANK
SCHLEUSE�
�
SCHRANK
KS+4°C
INKUBATOR
KS+4°C
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
LAMINAR FLOW
TKS-20°C
TKS-20°C INKUBATOR
KS+4°C
KS+4°C
TKS-20°C
REGAL_120
REGAL_120
12
BIOTERROR/�
REGIONAL-�
LABOR�
KS+4°C
SCHLEUSE �
DAMEN �
REGAL_90
SCHRANK
LABOR BL3�
REGAL_90
SCHRANK
GERÄTERAUM�
REGAL_90
REGAL_120
SPÜLTISCH
REGAL_90
REGAL_90
KS+4°C
INKUBATOR
REGAL_120
GLOVE BOX
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
1
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
LAMINAR FLOW
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_120
7.20
TKS-20°C
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_120
INKUBATOR
TKS-20°C
INKUBATOR
REGAL_90
REGAL_120
TKS-20°C
INKUBATOR
KS+4°C
REGAL_90
REGAL_90
INKUBATOR
REGAL_90
REGAL_90
REGAL_90
LAMINAR FLOW
88
GESTELL
REGAL_120
REGAL_90
SPÜLTISCH
KS+4°C
REGAL_120
TKS-160°C
KS+4°C
TKS-20°C
LAMINAR FLOW
KS+4°C
TKS-20°C
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_90
INKUBATOR
87
7.20
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
LAMINAR FLOW
REGAL_120
REGAL_90
LABOR BL2 �
TISSUE CULTURE�
LAMINAR FLOW
REGAL_90
TKS-80°C
FREEZER-�
RAUM�
REGAL_90
COLD
LAB
INKUBATOR
7.20
REGAL_120
TKS-80°C
INKUBATOR
SCHRANK
REGAL_90
TKS-80°C
GESTELL
SPÜLTISCH
REGAL_120
SCHRANK
GESTELL
307
REGAL_120
ULTRAZENTRIFUGE
�
SCHRANK
GESTELL
ZENTRIFUGE
LABOR BL2�
REGAL_90
TKS-20°C
KS+4°C
LABOR BL2�
LAGER-�
RAUM�
GESTELL
GESTELL
KÜHL-�
RAUM 4°C�
TKS-20°C
GESTELL
ZENTRIFUGE
REGAL
ZENTRIFUGE
SCHRANK
KS+4°C
REGAL_90
TKS-80°C
REGAL
N2 TANK
LABOR BL2�
REGAL_90
REGAL
N2 TANK
XL
REGAL_120
REGAL_120
REGAL_90
86
REGAL_90
SPÜLTISCH
N2 TANK
SPÜLTISCH
REGAL_90
REGAL_90
PCR �
REINST-�
RAUM�
REGAL_90
TKS-80°C
308
LAMINAR FLOW
CHEMIE-�
SCHRANK
TKS-80°C
LAMINAR FLOW
7.20
INKUBATOR
CHEMIE-�
TKS-80°C
TKS-20°C
7.20
GESTELL
REGAL_120
REGAL_90
CHEMIE-�
SCHRANK
CHEMIKALIEN-�SCHRANK
CHEMIE-�
KÜCHE �
SCHRANK
TKS-80°C
KS+4°C
85
REGAL_90
REGAL_120
REGAL_90
WC HERREN�
TKS-80°C
REGAL_90
84
GESTELL
REGAL_120
REGAL_90
REGAL_120
WC DAMEN�
TKS-80°C
WC/ �
DUSCHE�
HERREN�
TKS-80°C
WC/ �
DUSCHE�
DAMEN�
REGAL_120
SPÜLKÜCHE�
GARDEROBE�
HERREN�
EISMASCHINE
LÜFTUNG�
REGAL_90
BÜRO�
�
REGAL_120
REGAL_90
GARDEROBE�
DAMEN�
REGAL_120
LÜFTUNG�
�
SCHÜTTLER
ELEKTRORAUM�
�
REGAL_90
MEHRZWECKAUM �
TEEKÜCHE�
�
SCHÜTTLER
7.20
REGAL_90
REGAL_90
7.20
TKS-20°C
83
KS+4°C
82
W
N
10
SCHRANK
10
REGAL_120
5
S
O
250
WÄGETISCH
4
Plan Nr.
REGAL_90
5
Roeschli+Partner AG
Gartenstrasse 56 Postfach 4001 Basel
REGAL_120
3
Objekt-Nr. HBA
REGAL_120
4
SPÜLTISCH
2
CHEMISCHE KAPELLE
3
250
SPÜLTISCH
2
200
SCHRANK
1
150
500
1
100
200
S
50
150
Plan Nr.
WASCH-�
TURM
ABFALLCONTAINER
0
100
Roeschli+Partner AG
Gartenstrasse 56 Postfach 4001 Basel
AUTOCLAV
O
Objekt-Nr. HBA
Verfasser
REGAL_120
TROCKENSCHRANK
W
0
50
N
0
SCHRANK
FLP
7.20
0
7.20
24.00
Verfasser
SCHRANK
7.20
Grundriss Geschoss M 1:200
061 270 86 86 Bezeichnung
061 270 86 87
061 270 86 86 Bezeichnung
061 270 86 87
500
500
89
90
VORZONE �
AUTOKLAVEN�
�
91
7.20
7.20
MATERIAL-� AUTOKLAV� AUTOKLAV�
SCHLEUSE� �
�
BÜRO �
92
75.20
7.20
309
ROLLTISCH
BÜRO�
LÜFTUNG�
LABOR BL3�
SEKRETARIAT�
VORZONE �
AUTOKLAVEN�
�
ARBEITSRAUM�
POST �
KOPIERER�
306
LABOR BL2
NMR-SPEKTROSKOPIE�
LÜFTUNG�
SEKRETARIAT
HAUSDIENST�
NMR-SPEKTROMETER�
19
Kunst am Bau am Beispiel des Instituts für Virologie
Die Ansprüche an eine künstlerische Gestaltung
verbinden in der Regel zwei Hauptkomponenten:
einerseits konzeptuelle Überlegungen zum gegebenen umgebauten Raum und anderseits Gedanken zu dessen Bestimmung beziehungsweise
dessen Funktion. Mit schmückendem Beiwerk
allein ist es nicht getan. Jeder Ort erfordert aufgrund seiner Lage und Nachbarschaft, seiner
architektonischen Anlage und seiner Benützer eine
Auseinandersetzung der vertieften Art. Die Aufgabe, einen künstlerischen Mehrwert zu gewinnen,
erweist sich als gleichbleibend komplex, ob es sich
um einen öffentlichen oder halb öffentlichen Raum
handelt, um einen Aussen- oder Innenbereich. Ziel
muss sein, darauf hinzuarbeiten, was eine ideale
künstlerische Intervention in ihrem Innersten auszeichnet: Zeugnis abzulegen von Raum und Zeit
und somit Teil und Ausdruck der kulturellen Identität zu werden.
Auch im vorliegenden Fall war die Aufgabe eine
besondere: Zu gestalten war eine funktional
ausgerichtete, normierte Raumabfolge auf zwei
Geschossen, verbunden mit hohen Sicherheitsauflagen. Das Faszinierende für die Gestaltung
lag eindeutig in der Nutzung (Virologie) und damit
einem tatsächlich «virulenten» Ausgangspunkt.
Davon ausgehend richtete sich die Suche auf Vertreter, die sich im Werk fundiert mit Naturwissenschaft auseinandersetzen oder zumindest Affinität
dazu bezeugen. Bezüglich des künstlerischen
Ausdrucks waren drei Varianten vorstellbar: eine
sachliche, präzise Sprache in Analogie zur betriebenen exakten Forschungstätigkeit, eine gegenläufig expressive Handschrift als Aufladung der
(antiseptischen) Atmosphäre oder deren mögliche
Kombination. Das Glück war, im Projekt der Künstlerin Romana Del Negro zu begegnen – sozusagen dem «Missing Link».
Ihr Ausgangspunkt war folgender Denkansatz:
«Virologie: eine Wissenschaft, die sich mit Krankheitserregern befasst. Diagnose und Forschung:
eine fachspezifisch systematische, exakte und
forschende Arbeit. Gegenüber dieser strukturierten
Tätigkeit steht das zu untersuchende Material:
wuchernde Viren – lebendig, vielfältig, fantasievoll,
unberechenbar mutierend, beunruhigend gefährlich. Mit der Intervention zoome ich mikroskopisch
nahe an imaginäre Viren und an eine fiktive Zellstruktur.» Ihre Gestaltung konzentriert sich auf die
22
gläsernen Trennwände als Schnittstellen zwischen
geschütztem Laborbereich und Korridor. Dem
Laborbereich ist eine gleichbleibende Zell-, der
Korridorseite eine wuchernde Virusstruktur zugeordnet, durch eine dazwischen liegende Sicherheitsscheibe getrennt. Die Zellstruktur bildet einen
durchlaufenden ornamentalen Grundakkord, der
über beide Geschosse seine Fortsetzung findet,
jedoch in der Farbigkeit variiert. Die Virusstruktur
erscheint jeweils partiell, manifestiert sich als
mutierende Gegenform, die den Wirt formal und
farblich bedrohlich umrankt.
Das Projekt zeichnet sich durch mehrfache Querbezüge aus: Die Gestaltung thematisiert das
Untersuchungsfeld der Virologie (Identität des
Ortes) und rhythmisiert die Raumabfolge (Aufbrechen der Monotonie, Wechsel der Wahrnehmung).
Die vegetabile Handschrift assoziiert die Wesenhaftigkeit der Natur und setzt diese als Grundelement unserer Existenz in den Mittelpunkt.
Künstlerische Qualität ist ohne Frage das A und O
von Kunst am Bau. Aber sie manifestiert sich nicht
im schönen Schein. Wie im exemplarischen Fall
der Virologie beinhaltet die ideale künstlerische
Intervention auch die Reflexion über Ort, Nutzung
und Zeit.
Elisabeth Grossmann
Fachexpertin Kunst am Bau
Am Bau Beteiligte
Kanton
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister
Peter Baumgartner, Ressortleiter
Arthur Imhof, Projektleiter
Beat Obrist, Fachprojektleiter
Tanja Scartazzini, Kunst und Bau
Universität Zürich
Bauten und Räume
Ernst Keusen, Projektleiter
Peter Meier, Fachprojektleiter
Sicherheit und Umwelt
Jörg Frank
Institut für Medizinische Virologie
Prof. Alexandra Trkola
Planer und Spezialisten
Architektur / Gesamtleitung
Burkhard & Lüthi Architektur GmbH
Andreas Lüthi
Nicole Germann
Kosten / Termine / Bauleitung
Schindler Spitznagel Burkhard Architekten
Max Burkhard
Ueli Krusius
Elektroingenieur
Schmidiger und Rosasco AG
Beat Tanner
HLKK-MSRL-Ingenieur
ahochn Ingenieure
Markus Spörri
Sanitäringenieur / Fachkoordination
Hunziker & Urban AG
Andreas Angst
Laborplaner (Projekt)
Planungsgemeinschaft de Vries AG
Gerulf de Vries
Kunst und Bau
Romana Del Negro
24
Bauchronologie / Baudaten / Kennwerte
Bauchronologie
Kennwerte
Herbst 2005
Machbarkeitsstudie
Gebäudekosten BKP 2 / m3 GV
1052 Franken
Januar 2007
Vorprojekt / Projekt und Kostenvoranschlag
Antrag Objektkredit
Gebäudekosten BKP 2+3 / m3 GV
1376 Franken
Gebäudekosten BKP 2 / m2 GF
4965 Franken
November 2007
Objektkredit durch Regierungsrat,
Baubewilligung und
Umweltverträglichkeits Prüfung
Gebäudekosten BKP 2+3 / m2 GF
6494 Franken
Januar 2008
Baubeginn
Bauzeit
15 Monate
März 2009
Baufertigstellung
Juni 2009
Bezug / Inbetriebnahme Labore biol. Stufe 2
August 2009
Einweihung
September 2009
Inbetriebnahme Labore biol. Stufe 3
Baudaten
Gesamtbaukosten (BKP 1-9) bewilligter Kredit
24 895 000 Franken
Bewilligter Kredit inkl. Teuerung
25 155 000 Franken
Voraussichtliche Abrechnung
25 000 000 Franken
Umgebautes Volumen SIA 116
GV 16 418 m3
Geschossfläche SIA 416
GF 3480 m2
Nutzfläche SIA 416
NF 2025 m2
26
Impressum
Projektleitung:
Arthur Imhof / Beat Obrist
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Redaktionsleitung:
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Gestaltung, Layout / Druck:
Burkhard & Lüthi Architektur GmbH / Eduard Truninger AG
Fotografie:
Bayer & Bisig Fotografen, Basel
Auflage:
400 Exemplare
Herausgeberin:
© 2009 Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt, Baubereich 2
Stampfenbachstrasse 110
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