INSTITUT FÜR ANGEWANDTE MATHEMATIK DER UNIVERSITÄT ERLANGEN-NÜRNBERG Prof. Dr. W. Merz Erlangen, den 04.06.2009 7. Aufgabenblatt zur Vorlesung “Mathematik für Ingenieure IV” Info, CBI, LSE, EEI et al Abgabe: In der Vorlesung der darauffolgenden Woche! A25) Eine Zielscheibe sei kreisförmig mit einem Radius von 10 cm und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Treffer innerhalb eines konzentrischen Kreises liegt, sei für jeden solchen Kreis proportional zu seiner Fläche. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Scheibe nicht getroffen wird, sei Null. X sei der Abstand der Kugel vom Zentrum. Bestimmen Sie die Verteilungsfunktion, die Dichte und den Mittelwert der Verteilung von X. 6 Punkte Lösungsvorschlag. Da die Wahrscheinlichkeit, dass die Scheibe nicht getroffen wird, Null ist, hat die Verteilungsfunktion für alle Radien größer als 10cm den Wert 1. Auf der anderen Seite hat sie natürlich für alle negativen Radien den Wert 0. Dazwischen steigt sie proportional zur Fläche, d.h. F X (t) = c · t2 π für t ∈ [0, 10] Da sie bei t = 10 stetig sein soll, muss sie dort den Wert 1 annehmen: ! F X (10) = c · 100π = 1 1 ⇒ c= 100π Wir erhalten so die Verteilungsfunktion t<0 0 1 2 t 0 ≤ t ≤ 10 F X (t) = 100 1 t > 10 Die Dichte können wir daraus einfach durch Differentiation nach t bestimmen: 0 t<0 d 1 t 0 ≤ t ≤ 10 f X (t) = F X (t) = 50 dt 0 t > 10 Daraus berechnet sich der Mittelwert wie folgt: Z ∞ m1 = tf X (t)dt −∞ Z 10 1 = t · t dt 50 0 Z 10 1 = t2 dt 50 0 10 1 t3 = 50 3 0 1000 20 2 = = =6 50 · 3 3 3 A26) Berechnen Sie die Dichte der Verteilung der Zufallsvariablen X(t) = t2 auf dem Wahrscheinichkeitsraum (R, B, P ), wo P die N (0, 1)-Verteilung ist. 6 Punkte Lösungsvorschlag. Es ist 2 (X ≤ y) = {t : t ≤ y} = ∅ falls y < 0 √ √ − y, y falls y ≥ 0 Daher besitzt die Zufallsvariable X die Verteilungsfunktion F X (y) mit F X (y) = 0 für y < 0 und √ √ √ √ F X (y) = P (X ≤ y) = P [− y, y] = Φ( y) − Φ(− y) fr y ≥ 0. Für y = 0 ist F X (y) = 0 und fr y > 0 differenzierbar. Mit der Kettenregel erhält man die Ableitung d X 1 1 √ ′ ′ √ F (y) = Φ ( y) √ − Φ (− y) − √ dy 2 y 2 y 1 √ √ = √ (ϕ( y) + ϕ(− y)) 2 y Wegen ϕ(−t) = ϕ(t) erhält man schließlich 1 √ 1 1 d X F (y) = √ ϕ( y) = √ e− 2 y y dy 2πy Die Dichte der Verteilung von X ist damit ( 0 fr̈ t ≤ 0 1 f X (t) = 1 − t √ e 2 für t > 0 2πt A27) Berechnen Sie die Verteilung von Y = min(X1 , X2 ), wenn die Zufallsvariablen X1 und X2 stochastisch unabhängig und exponentiell verteilt mit Parametern λ1 bzw. λ2 sind. 6 Punkte Lösungsvorschlag. Es ist {ω; min(X1 (ω), X2 (ω)) > t} = {ω; X1 (ω) > t und X2 (ω) > t} bzw. (Y > t) = (X1 > t) ∩ (X2 > t) Da X1 und X2 stochastisch unabhängig sind, gilt P (Y > t) = P [(X1 > t) ∩ (X2 > t)] = P (X1 > t)P (X2 > t) Ist F Z die Verteilungsfunktion einer Zufallsvariablen Z, so ist P (Z > t) = P (Z ≤ t) = 1 − P (Z ≤ t) = 1 − F Z (t) woraus folgt, dass 1 − F Y (t) = 1 − F X1 (t) oder F Y (t) = 1 − 1 − F X1 (t) Mit F Xi (t) = erhält man Y F (t) = 1 − F X2 (t) 1 − F X2 (t) 0 für t < 0 −λi t 1−e für t ≥ 0 0 für t < 0 −(λ1 +λ2 )t 1−e für t ≥ 0 A28) Berechnen Sie die Marginaldichten der Dichte −x(1+y) xe falls x > 0 und y > 0 f (x, y) = 0 sonst und deren Mittelwerte. 6 Punkte Lösungsvorschlag. 1. Da die Dichte f (x, y) fr nichtpositive x oder y gleich Null ist, sind es auch die Marginaldichten f1 (x) und f2 (y). Für positive x bzw. y erhält man 2. Z ∞ Z ∞ −x(1+y) −x f1 (x) = xe dy = e xe−xy dy = e−x 0 0 denn der letzte Integrand ist die Dichte der E(x)-Verteilung. Die 1. Marginaldichte f1 ist die Dichte der E(1)-Verteilung mit dem Mittelwert 1. 3. Z ∞ Z ∞ 1 1 1 1 −x(1+y) f2 (y) = xe dx = x(1 + y)e−(1+y)x dx = = 1+y 0 1+y1+y (1 + y)2 0 denn das letzte Integral ist die Formel für den Mittelwert der E(1 + y)-Verteilung. y Da (1+y) 2 über den Bereich (0, ∞) nicht integrierbar ist, besitzt die Verteilung mit der Dichte f2 keinen Mittelwert (bzw. er ist ∞).