Die Kunst der Renaissance Victoria Charles Autor: Victoria Charles Direktor der deutschen Veröffentlichung: Klaus Carl Übersetzer: Dr. Martin Goch Layout: Baseline Co Ltd 127-129A Nguyen Hue Fiditourist 3rd Floor District 1, Ho Chi Minh City Vietnam © Sirrocco, London, UK © Confidential Concepts, Worldwide, USA Weltweit alle Rechte vorbehalten. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung. ISBN: 978-1-78042-339-5 2 Die Kunst der Renaissance - Inhalt Einleitung 7 I. Die Kunst in Italien 9 II. Die Kunst in Deutschland und Nordeuropa 69 III. Die Kunst dieser Zeit in den Niederlanden, Frankreich, England und Spanien 83 Wichtige Künstler 103 Bibliographie 194 Index 196 6 Einleitung V on Italien aus entwickelte sich in der Mitte des 14. Jahrhunderts eine dort Rinascimento, im Französischen dann Renaissance genannte Kulturwende, die das Mittelalter von der Neuzeit trennte und vom Humanismus und der Reformation begleitet wurde. Diese Entwicklung war eine Rückbesinnung auf die klassischen Künste des griechischen und römischen Altertums. Sie führte zum intensiven Studium der lange vergessenen Dichter, zu einer Begeisterung für die Bildhauerei und für die zahlreichen, allerdings meist nur als Ruinen vorhandenen Reste der Baukunst. Genauso wichtig für diese Entwicklung war aber die im heutigen Skandinavien, aber auch in den Niederlanden und später auch in Deutschland ihren Anfang nehmende Entwicklung der Technik und der Naturwissenschaften. In Italien war es zunächst die Architektur, die auf die klassischen Vorbilder zurückgriff und, etwas später, die Bildhauerei, die eine engere Bindung an die Natur suchte. Als der Architekt und Bildhauer Filippo Brunelleschi nach Rom ging, um dort die Reste der antiken Bauwerke auszugraben, zu studieren und zu vermessen, begleitete ihn der Goldschmied und Bildhauer Donatello. Erst die dabei und auch später bei weiteren Ausgrabungen gefundenen Skulpturen ließ die Begeisterung auch bei den Bildhauern wachsen, die am Ende des 15. Jahrhunderts sogar so weit ging, dass Michelangelo eine seiner Arbeiten in der Erde vergrub, damit sie kurz darauf als „echt antik“ ausgegraben werden konnte. Die italienische Renaissance dauerte etwa zweihundert Jahre. Die Frührenaissance wird den Jahren 1420 bis 1500 (dem Quattrocento) zugerechnet, die Blütezeit der Renaissance endete etwa 1520 und die in den Manierismus übergehende Spätrenaissance fand etwa 1600 (dem Cinquecento) ihren Abschluss. Aus der Spätrenaissance ist als weitere Entwicklung in Italien und einigen anderen Ländern in einem unmerklichen Übergang die Barockkunst (übersetzt etwa „verschroben, exzentrisch“) entstanden, die gelegentlich als Abart und Verwilderung, dann und wann aber auch als eine höhere Entwicklungsform angesehen wurde und bis an das Ende des 17. Jahrhunderts beherrschend blieb. Nachdem die Renaissance erst einmal über die Alpen nach Deutschland, Frankreich und in die Niederlanden gelangt war, nahm sie hier einen ähnlichen Verlauf und wird auch so eingeteilt wie in Italien. Michelangelo (Michelangelo Buonarroti), David, 1501-1504. Marmor, H: 410 cm. Galleria dell’Accademia, Florenz. 7 8 I. Die Kunst in Italien Die italienische Frührenaissance Die ältesten Spuren der Renaissance finden sich in Florenz. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt bereits 120.000 Einwohner und war die führende Macht Mittelitaliens. Hier lebten, zumindest zeitweise, die berühmtesten Künstler ihrer Zeit - Giotto (vermutlich 1266 bis 1336), Donatello (1386 bis 1466), Masaccio (1401 bis 1429), Michelangelo (1475 bis 1564) und Lorenzo Ghiberti (1378 bis 1455). Brunelleschi gewann 1420 eine Ausschreibung für den Umbau des Florentiner Doms, der als stolzes Wahrzeichen eine Kuppel erhalten sollte. Grundlage seines Entwurfs war die Kuppel des aus der römischen Kaiserzeit stammenden Pantheons. Er wich jedoch insoweit von der Vorlage ab, als er eine auf einem achteckigen Unterbau (dem Tambour) ruhende ellipsenförmige Kuppel entwarf. In seinen anderen Bauwerken lehnte er sich an die Formen der Säulen, Gebälke und Kapitelle der griechisch-römischen Baumeister an. Beim Neubau von Kirchen wurde allerdings mangels neuer Ideen im Zentralbau in der Form des griechischen Kreuzes oder in der Basilika in der Form des lateinischen Kreuzes nur das krönende Kuppelmotiv übernommen. Stattdessen wurden die von den römischen Ruinen übernommenen Verzierungen nach klassischem Muster weiter entwickelt. Die Baumeister der Renaissance zeigten dabei viel Verständnis für das Reiche und Zierliche sowie das Massige und Wuchtige der römischen Bauwerke und ergänzten es mit leichter Pracht. Insbesondere Brunelleschi bewies dies in der im Klosterhof von Santa Croce errichteten Kapelle der Familie Pazzi mit ihrer von korinthischen Säulen getragenen Vorhalle im Inneren der Medici-Kirche San Lorenzo und deren zugehöriger Sakristei. Diese Bauwerke sind in der Harmonie ihrer einzelnen Teile im Verhältnis zum Gesamtbauwerk von keinen späteren, gleichartigen Bauten übertroffen worden. Dieses Streben nach Harmonie hat vermutlich als Erster Leon Battista Alberti beschrieben, der wie Brunelleschi nicht nur Baumeister, sondern mit seinen Schriften Über die Malerei (1435) und Über die Baukunst (1451) zugleich auch ein bedeutender Kunsttheoretiker war. Er verglich die Baukunst mit der Musik. Ihm war die Harmonie zugleich das Ideal der Schönheit, denn für ihn war die Schönheit „… nichts anderes als die Harmonie der einzelnen Glieder und Teile, so dass ohne Schaden nichts hinzugefügt, nichts hinweg genommen werden kann.” Dieser Lorenzo Ghiberti, Türen des Garten Eden, 1425-1452. Vergoldete Bronze, 506 x 287 cm. Baptisterium, Florenz. Grundsatz der Schönheitslehre gilt seitdem unverändert. Alberti entwickelte beim Palazzo Rucellai einen zweiten Typ der Florentiner Palastbauten, bei dem die Fassade durch über alle Stockwerke hinweg zwischen den Fenstern angeordnete flache Pilaster gegliedert wurde. Donatello, David, um 1440-1443. Bronze, H: 153 cm. Museo Nazionale del Bargello, Florenz. 9 10 11 In Rom gab es allerdings einen den florentinischen Baumeistern gleichwertigen Architekten: Luciano da Laurana (1420/1425 bis 1479), der bis dahin in Urbano tätig war und dort Teile des herzoglichen Palastes errichtet hatte. Sein Gefühl für eine monumentale Gestaltung, für Relationen sowie Planung und Ausführung auch der kleinsten Einzelheiten hat er an seinen wichtigsten Schüler, den Maler und Baumeister Donato Bramante, der zum Gründer der italienischen Baukunst der Hochrenaissance wurde, weitergegeben. Bramante war seit 1472 in Mailand, wo er nicht nur an der Kirche Santa Maria presso S. Satiro die erste nachrömische Kassettenkuppel und darüber hinaus die Kirche Santa Maria delle Grazie und einige Paläste errichtet hatte, sondern, ehe er nach Pavia und 1499 nach Rom wechselte, dort auch als Festungsbaumeister tätig. So wie es in der Lombardei seinerzeit üblich war, errichtete er die Kirche Santa Maria delle Grazie als einen Backsteinbau und legte das Hauptgewicht auf die Gliederung des Unterbaus. Die Verwendung einer alle Gebäudeteile überziehenden Ornamentik lag den Lombarden schon seit dem frühen Mittelalter im Blut. Diese Art der Gestaltung mit Inkrustationen als Nachfolge der mittelalterlichen Mosaiken wurde sehr schnell von den Venezianern übernommen, die schon seit jeher viel mehr Wert auf ein malerisches Element denn auf ein architektonisch-bauliches Merkmal gelegt hatten. Vorzügliche Beispiele für diese Fassadengestaltungen sind die wahren Schmuckkästchen gleichenden und die Prunk- und Prachtliebe der reichen venezianischen Kaufleute demonstrierenden Kirchen San Zaccaria und Santa Maria di Miracoli. Der venezianische Baumeister Pietro Lombardo (um 1435 bis 1515) zeigte aber mit einem der zur damaligen Zeit schönsten Paläste Venedigs, dem dreigeschossigen Palazzo VendraminCalergi, dass auch hier ein starkes architektonisches Gefühl zu Hause war. Dem Architekten Brunelleschi war es gelungen, eine neue, moderne Bauweise durchzusetzen. Aber allmählich wird in einigen bildhauerischen Arbeiten des jungen Goldschmieds Ghiberti das als eine der Grundlagen der Renaissance definierte Naturgefühl erkennbar, das etwa gleichzeitig bei den niederländischen Malerbrüdern Jan und Hubert van Eyck, der den Genter Altar begann, zu finden ist. In den zwanzig Jahren, die Ghiberti an der bronzenen Nordtür des Baptisteriums arbeitete, entwickelte sich das Schönheitsgefühl der Italiener weiter. Giotto hatte die von Mathematikern herausgefundenen Gesetze der Andrea della Robbia, Madonna der Steinmetze, 1475-1480. Glasierte Terrakotta, 134 x 96 cm. Museo Nazionale del Bargello, Florenz. Zentralperspektive - später setzten Alberti und Brunelleschi seine Arbeiten fort - für die Malerei weiter entwickelt. Die florentinischen Maler griffen die Ergebnisse eifrig auf und steckten schließlich auch die Bildhauer mit ihrer Begeisterung an. Ghiberti schließlich hat die malerischen Elemente in der Reliefplastik zur Vollendung geführt. Er bildete damit ein Donatello, Madonna mit Kind, 1440. Terrakotta, H: 158,2 cm. Museo Nazionale del Bargello, Florenz. Nach dem Projekt Donato Bramantes, gewisses Gegengewicht zum sicherlich vielseitigeren Donatello, der immerhin ein ganzes Jahrhundert lang die italienische Plastik beherrscht hatte. Das, was Brunelleschi versuchte, war Donatello gelungen: in jedem Material, in Holz, Ton und Stein und unabhängig von der Wirklichkeit, den Ausdruck des Lebendigen zu Santa Maria della Consolazione, 1508. realisieren. In seiner Wiedergabe der Figuren spiegeln sich deren schreckliche Todi. Erfahrungen wie Not, Schmerz und Elend. Er vermochte in seinen Abbildungen von 12 Frauen und Männern alles wiederzugeben, was deren Persönlichkeiten ausmachte. Aber auch in der Dekoration von Kanzeln, Altären und Grabmälern, und hierzu zählen auch sein Steinrelief der Verkündigung Mariä in Santa Croce oder die Marmorreliefs der tanzenden Kinder an der Orgelbrüstung im Florentiner Dom, wurde er von keinem seiner Zeitgenossen übertroffen. Seinem bereits 1416 für Or San Michele geschaffenen Heiliger Georg als erster Standfigur im klassischen Sinn folgte um 1430 als erste freistehende plastische Aktdarstellung eine bronzene Statue des David und 1432 mit der Büste des Niccolo da Uzzano die erste weltliche Portraitbüste. Schließlich vollendete er 1447 mit seinem für Padua geschaffenen bronzenen Reiterstandbild des venezianischen Söldnerführers Gattamelata (um 1370 bis 1443) das erste Reiterstandbild der Renaissanceplastik. Donatellos Rang und Ruhm erreichte nur einer noch, der Bildhauer Luca della Robbia Schule von Piero della Francesca (1400 bis 1482), der nicht nur die Sängerkanzel im Florentiner Dom (1431/1438), sondern (Laurana oder Giuliano da Sangallo?), auch die Bronzereliefs (1464/1469) an der nördlichen Sakristei des Doms geschaffen hat. Sein Ideale Stadt, um 1460. Öl auf Holztafel, 60 x 200 cm. Hauptverdienst liegt aber in seinen bemalten und anschließend glasierten Tonarbeiten. Die Galleria Nazionale delle Marche, Urbino. anfänglich als runde oder halbrunde Reliefs gefertigten Arbeiten waren eigentlich nur als 14 Schmuck für architektonische Räume gedacht. Aber die in der Lünette der Via d’Agnolo von Blumengirlanden und Fruchtkränzen umgebene, bemalte und von zwei Engeln begleitete Madonna mit dem Kind ist ein durchaus prachtvolles Ergebnis seiner Schöpfungen. So wie Donatellos Können in seinen Männerportraits gipfelte, zeigt sich Robbias Meisterschaft in seinen anmutigen Darstellungen kindlicher und weiblicher Figuren - etwas Schöneres hat die Bildhauerei des 15. Jahrhunderts in Italien nicht hervorgebracht. In dem Ausmaß, in dem die Fertigkeiten in der Herstellung glasierter Tonarbeiten in Pisanello (Antonio Puccio), Italien wuchsen, stiegen auch die Ansprüche an die Gestaltung dieser Produkte. Schließlich Porträt einer jungen Prinzessin, wurden nicht nur Altäre und Einzelfiguren, sondern auch ganze Figurengruppen in dieser um 1435-1440. dem Künstler alle Freiheiten der Gestaltung lassenden Technik hergestellt. Luca della Öl auf Holz, 43 x 30 cm. Musée du Louvre, Paris. Robbia gab sein Können und seine Erfahrungen weiter an seinen Neffen Andrea della Robbia (1435 bis 1525). Der wiederum entwickelte mit seinen Söhnen Giovanni (1469 bis nach 1529) Domenico Veneziano, und Girolamo (1488 bis 1566) die Technik der glasierten Terrakotten noch weiter und schuf Porträt einer vornehmen jungen Frau, gemeinsam mit ihnen in den Jahren 1463 bis 1466 die berühmten Rundreliefs der Wickelkinder am Fries über der Halle des Findelhauses zu Florenz. um 1465. Öl auf Holztafel, 51 x 35 cm. Gemäldegalerie, Dresden. 15 Daran, dass die Produktion der Werkstatt derer della Robbia heute noch an vielen Orten Norditaliens zu bewundern ist, zeigt sich, dass die Terrakotten nicht nur dem allgemeinen italienischen, sondern dann auch dem europäischen Geschmack entsprachen und immer mehr Liebhaber gewannen. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass kein anderes Jahrhundert der plastischen Gestaltung so günstig gesonnen war wie gerade das 15. Jahrhundert. Damit war Donatellos Saat prächtig aufgegangen. Seine beiden wichtigsten Schüler, der Bildhauer Desiderio da Settignano (etwa 1428 bis 1464) und der Maler, Bildhauer, Goldschmied und Bronzegießer Andrea del Verrocchio (um 1435/1436 bis 1488) führten seine Schule in seinem Sinn weiter. Gerade letzterer schuf nicht nur eine Reihe Altarbilder, sondern wurde in Florenz zum bedeutendsten Bildhauer und goss beispielsweise die Statue des David (um 1475) und das Reiterdenkmal (1479) des Söldnerführers Bartolomeo Colleoni (1400 bis 1475) in Venedig. Verrocchios Stil bereitete den Übergang zur Hochrenaissance vor. Settignano hat wesentlich weniger Werke hinterlassen als Verrocchio und sich vor allem mit marmornen Madonnenreliefs, Kinderfiguren und Büsten junger Mädchen beschäftigt. Er gab sein Können und Wissen an seinen wichtigsten Schüler, Antonio Rosselino (1427 bis 1479) weiter, dessen Hauptwerk das Grabmal des Kardinals von Portugal in San Miniato al Monte in Florenz ist. Zu Rosselinos Schülern gehörten Mino da Fiesole (1431 bis 1484), der, ursprünglich Steinmetz, sich zum besten Marmortechniker seiner Zeit entwickelte und vor allem Grabdenkmäler in der Form der monumentalen Wandgräber ausführte, und Benedetto da Maiano (1442 bis 1497). Fiesoles Kunst lebte hauptsächlich von der Nachahmung der Natur und war damit in einen zu engen Rahmen gespannt, um seine große Produktion abwechslungsreich zu gestalten. Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigt den allmählichen Übergang von der beliebten und volkstümlichen Marmorverarbeitung zum strengeren Bronzeguss. Beispiele dafür sind die beiden David-Statuen. Donatellos Arbeit zeigt einen etwas nachdenklichen David, die andere, im völligen Gegensatz dazu, von Verrocchio und in der Idealgestalt des Naturalismus geschaffen, einen voller Genugtuung über den gewonnenen Kampf 16 lächelnden, selbstbewussten Jüngling mit dem abgeschlagenen Kopf des Goliath zu seinen Füßen. Dieses von Steinmetzen so häufig wie vergeblich nachgeahmte Lächeln ist zu einem Markenzeichen der Schule Verrocchios geworden. Nur einem gelang es wirklich, dieses Lächeln auch auf einige seiner Werke zu zaubern: Leonardo da Vinci, ebenfalls ein Schüler Verrocchios. Der Bildhauer Verrocchio musste sich seinen Ruhm mit dem Maler Verrocchio teilen, von dem aber nur wenige Gemälde überliefert sind. Dazu gehören Die Madonna (1470/1475), Tobias und der Engel, ebenfalls (1470/1475) sowie die in Temperafarben gemalte Taufe Christi (1474). An diesem Gemälde hat Leonardo da Vinci, der, wie der Maler, Baumeister und Kunstschriftsteller Giorgio Vasari (1511 bis 1574) glaubhaft überlieferte, den im Vordergrund knienden Engel gemalt. Möglicherweise hat er später, nachdem Verrocchio nach Venedig abgewandert war, dieses Bild noch in Öl übermalt. Abgesehen von der Statue des jungen David, zählen zu Verrocchios bildhauerischen Meisterwerken sicherlich auch der Ungläubige Thomas in der Zweiergruppe mit Christus in einer Nische der Or San Michele und das Reiterdenkmal des Colleoni, dessen Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte. In Rom arbeitete der Maler und Goldschmied Antonio del Pollaiuolo (um 1430 bis 1498) in einer Werkstatt und schuf dort auch die ersten Kleinplastiken. Seine Federzeichnung, möglicherweise ein Entwurf für ein Relief, Kämpfende nackte Männer (etwa 1470/1475) und der Kupferstich Schlacht der nackten Männer (um 1470) sollten wegweisend für die Aktdarstellung werden. Seine Hauptarbeiten aber sind die Bronzegrabmäler der Päpste Sixtus V. (1521 bis 1590) und Innozenz VIII. (1432 bis 1492) in der Peterskirche. In etwa parallel zur Entwicklung im Bereich der Bildhauerei vollzog sich in Florenz auch die der Malerei und brachte sie auf einen reichen und glänzenden Stand. Anfangs standen sich die Vertreter dieser beiden Richtungen unversöhnlich gegenüber und beharrten ehern auf ihren jeweiligen Standpunkten. Schließlich, etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts, vollzog sich eine gewisse Verschmelzung, wobei aber das Monumentale immer ein Grundgedanke der Florentiner Kunst blieb, der sich nun in der von Masaccio und dem Fra Angelico genannten Dominikanermönch Fra Giovanni da Fiesole (1387 bis 1455) angeführten monumentalen Freskomalerei niederschlug. 17 18 Fra Angelico, der zunächst in Florenz und später in Rom arbeitete, verband in seinen ausschließlich religiösen und sich durch eine verklärende Innigkeit auszeichnenden Werken gotische Einflüsse mit dem Naturalismus. Seine malerischen Wurzeln lagen in seinem frommen, sich in seinen zahlreichen Marien- und Engelfiguren widerspiegelnden Gemüt. Sein farbliches Können kommt in seinen zahlreichen, überwiegend gut erhaltenen Fresken genau so zur Geltung wie in seinen Tafelbildern. Die wichtigsten Fresken (etwa 1436/1446) finden sich im Kapitelsaal, im Kreuzgang und einigen Zellen des ehemaligen Dominikanerklosters San Marco, wobei von vielen Sachkennern die Marienkrönung wiederum als aus allen anderen Fresken herausragend angesehen wird. Fra Angelico hat dieses Thema mehrere Male aufgegriffen. Einer der bekanntesten Nachfolger Fra Angelicos ist der Florentiner Fra Filippo Lippi (um 1406 bis 1469), der etwa fünf Jahrzehnte lang als Karmelitermönch lebte und 1434 in Padua zum Priester geweiht wurde, später jedoch aus dem Orden austrat. Er übernahm mit seiner weich modellierenden Linienführung und prächtigen Farben Masaccios Denken und Schönheitsempfinden. Nicht nur in seinem Leben, sondern auch in den Freskendarstellungen und in seinen zahlreichen Tafelbildern räumt er dem weiblichen Element einen bedeutenden Platz ein. In seinen Engelsfiguren nimmt er Mädchen aus seiner Umgebung als Modelle und zeigt auch Sinn und Verständnis für die Mode jener Zeit. In seinen Fresken hat er eine monumentale Größe erreicht und seine schönsten Schöpfungen in seinen Tafelbildern hinterlassen. Ähnlich Fra Angelico war auch bei ihm die Krönung Mariä (1441/1447) ein wichtiges Thema, wobei er aber, im Gegensatz zu Fra Angelico, die eigentliche Krönung etwas in den Hintergrund gedrängt und offenbar einen viel größeren Wert auf die im Vordergrund knienden Figuren der Geistlichen und der portraitierten Frauen und Kinder gelegt hat. Diese Neigung zum Portraitieren und damit zum Individuellen zeigt sich vor allem in seinen viel religiöse Empfindung zeigenden Madonnenbildern. Recht deutlich wird dies in seinem Gemälde Madonna mit zwei Engeln (2. Drittel 15. Jh.). Auf dem Rundbild Maria mit Kind (um 1452) hat er dagegen mit der Darstellung der Wochenstube der heiligen Anna einen lebhaften Hintergrund zu der vorn sitzenden Madonna geschaffen. Diese Wochenstube diente sicherlich einigen späteren Künstlern zur willkommenen Vorlage. Fra Filippo Lippis wichtigster Schüler war zweifellos Sandro Botticelli (um 1445 bis 1510). Doch der eigenwillige Sandro, seine Anbetung der Hl. Drei Könige enthält rechts ein Selbstporträt, bestand darauf, Maler zu werden und kam deshalb schließlich zu Fra Filippo Lippi in die Lehre. Später stand er dem Kreis der Humanisten um den Stadtherrn Lorenzo de’Medici (Der Prächtige; 1449 bis 1492) nahe. Botticelli vertiefte sich als einer Fra Angelico (Fra Giovanni da Fiesole), der ersten in die Motive aus der antiken Mythologie, beispielsweise in dem berühmtesten Kreuzabnahme (Altarbild von Santa Trinità), seiner Gemälde, der Geburt der Venus (etwa 1482/1483) und brachte in seinen Werken im Hintergrund gern antike Gebäude unter. Er schuf vor allem allegorische und 1437-1440. Tempera auf Holztafel, 176 x 185 cm. Museo di San Marco, Florenz. 19 religiöse Werke, und während seiner Tätigkeit in Rom zwischen 1481 und 1483 in Zusammenarbeit mit anderen auch Fresken in der Sixtinischen Kapelle. Ein anderes seiner Bilder ist Der Frühling (1485/1487), in dem sich das heitere und festliche Leben in Florenz widerspiegelt. In vielen Arbeiten findet sich eine verschwenderische Fülle von Blumen und Fra Filippo Lippi, Früchten, in die er sowohl seine schlanken Mädchen und Frauen mit ihren flatternden, Madonna mit Kind und zwei Engeln, fließenden Gewändern wie auch die von ernsten Heiligen umgebenen Madonnen stellt. In 1465. Öl auf Holz, 95 x 62 cm. einigen Madonnendarstellungen ist der Einfluss des Bußpredigers und Dominikanermönchs Uffizien, Florenz. Girolamo Savonarola (1452 bis 1498) zu spüren, dessen überzeugter Anhänger Botticelli auch 20 Sansovino, Jacopo Palazzo Corner de la Ca’Granda Villa Garzoni del Sarto, Andrea Harpyienmadonna Schule von Fontainebleau Porträt der Gabrielle d’Estrées und der Duchesse de Villars Smythson, Robert Wollaton Hall (Außenansicht) Stoß, Veit Krakauer Hochaltar (zentrales Tafelbild: Tod der Jungfrau und Christus empfängt die Jungfrau) Tobias und der Engel T V Tintoretto (Robusti, Jacopo) Kreuzigung (Detail) Tizian (Tiziano, Vecellio) Himmlische und Irdische Liebe Venus von Urbino Mann mit Handschuh Maria Himmelfahrt de Toledo, Juan Bautista und de Herrera, Juan Kloster El Escorial Van der Weyden, Rogier Die Anbetung der Könige (Triptychon, zentrale Tafel) Der Heilige Lukas malt Maria Die Kreuzabnahme Van Eyck, Jan Das Arnolfini Porträt, Giovanni Arnolfini und seine Frau Giovanna Die Anbetung des Lammes (Triptychon) Mann mit rotem Turban (Selbstporträt?) Van Leyden, Lucas Das Verlöbnis il Vecchio, Palma (Negretti, Jacopo) Die Heilige Familie mit Maria Magdalena und dem Heiligen Johannes dem Täufer als Kind Veneziano, Domenico Porträt einer vornehmen jungen Frau Veronese (Caliari, Paolo) Gastmahl im Hause Levi Hochzeit zu Kanaa del Verrocchio, Andrea (di Francesco de Cioni, Andrea) Reiterdenkmal des Bartolomeo Colleoni, genannt den Colleone Vignole (Barozzi da Vignola, Giacomo (oder Jacopo)) Brunnen der Villa Farnese, mit Flussgöttern da Vinci, Leonardo Das Abendmahl Draperiestudie für eine sitzende Figur Hl. Anna Selbdritt Johannes der Täufer Madonna in der Felsengrotte Mona Lisa, genannt La Gioconda Porträt Cecilia Gallerani, genannt Die Dame mit dem Hermelin Die Verkündigung da Vinci, Leonardo und del Verrocchio, Andrea Taufe Christi 121 118-119 48 96-97 99 180 77 65 162-163 165 61 58 100-101 135 134 82 133 84-85 132 87 56-57 17 62-63 170-171 179 66-67 154-155 34 35 102 30 157 156 32-33 31 199 Art of Century Collection Abstrakter Expressionismus Kubismus Pop Art Abstraktion Dadaismus Postimpressionismus American scene Expresionnismus Präraffaeliten Arts & Crafts Fauvismus Rayonismus Art Deco Freie Figuration Realismus Art Informel Futurismus Regionalismus Jugendstil Gotische Kunst Die Kunst der Renaissance Arte Povera Hudson River Schule Rokoko Ashcan Schule Impressionnismus Romanische Kunst Barock Manierismus Romantik Bauhaus Minimale Kunst Russische Avantgarde Byzantinische Kunst Naive Kunst Barbizon Schule Camden Town Gruppe Naturalismus Sozialrealismus COBRA Neoklassizismus Surrealismus Konstruktivismus Neuer Realismus Symbolismus ie Renaissance begann gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Italien und breitete sich bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts über ganz Europa aus. Die Wiederentdeckung der Pracht des griechischen und römischen Altertums markierte den Beginn der Wiedergeburt der Künste nach dem Zusammenbruch der dogmatischen Gewissheiten des Mittelalters. Eine ganze Reihe von Künstlern entwickelte in Malerei, Bildhauerei und Architektur Innovationen. Mit der Darstellung von Idealen und der Wirklichkeit, des Heiligen und des Profanen, etablierte die Bewegung einen Rahmen, der die europäische Kunst und Kultur der folgenden vier Jahrhunderte prägte. D Leonardo da Vinci, Michelangelo, Botticelli, Fra Angelico, Giorgione, Mantegna, Raffael, Dürer und Bruegel sind Künstler, die einen wesentlichen Beitrag zur Kunst der Renaissance leisteten.