PDF-Dokument - Energieagentur St. Gallen

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Nachhaltige
­Bauten im
­Kanton St.Gallen
Leitfaden zur Anwendung des
Kriterienbeschriebs Hochbau
Version 2.0
Inhalt
Der SNBS Kriterienbeschrieb, Version 2.0, August 2016 ist
die Grundlage für diesen Leitfaden.
Das Bewertungssystem ist in 3 Bereiche, 12 Themen,
23 Kriterien und 45 Indikatoren gegliedert.
Seite
Einleitung3
Übersicht der Indikatoren nach Projektphasen
Gesellschaft4
Wirtschaft5
Umwelt6
Stellschrauben und Massnahmen nach Projektphasen
PHASE 1 Strategische Planung
PHASE 2 Vorstudien
PHASE 3 Projektierung
PHASE 4 Ausschreibung
PHASE 5 Realisierung
PHASE 6 Bewirtschaftung
8
10
14
18
20
21
Nachwort22
Umsetzung Leitfaden
Barbara Beckmann und Christoph Ospelt, Lenum AG
Werner Binotto, Kantonsbaumeister St.Gallen
Peter Wenig, Stadt St.Gallen
Francesco Bartolomeoli, Architektur Forum Ostschweiz
Silvia Gemperle, Energieagentur St.Gallen
Beat Kölbener, Energieagentur St.Gallen
Geschäftsstelle
Runder Tisch Energie + Bauen
c/o Energieagentur St.Gallen GmbH
Vadianstrasse 6
9000 St.Gallen
3
Einleitung
Gebrauchsanweisung für den Leitfaden
Das Verantwortungsbewusstsein unserer Umwelt gegenüber steigt in der Baubranche seit Jahrzehnten. Anfangs
wurde die Gebäudehülle optimiert und die Betriebsenergie
gesenkt, dann weitete sich der Betrachtungswinkel zur
grauen Energie hin. Heute werden die Bereiche Herstellung,
Betrieb und Entsorgung in die Planung von Bauten mehrheitlich miteinbezogen.
Der vorliegende Leitfaden basiert auf dem SNBS Kriterienbeschrieb Hochbau, Version 2.0, August 2016. Er hilft den Projektbeteiligten, die Ziele des nachhaltigen Bauens gemäss
dem SNBS phasengerecht in ein Projekt einfliessen zu lassen. Dazu zeigt er auf, in welcher Phase welchen Inhalten
besondere Beachtung geschenkt werden sollte und welche
Stellschrauben massgebend sind.
Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) geht den
entscheidenden Schritt weiter und stellt die gesamtheitliche
Betrachtung der drei Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und
Umwelt ins Zentrum. Durch seine breite Abstützung und
seinen umfassenden Inhalt besitzt der SNBS eine grosse
Glaubwürdigkeit.
Der erste Teil des Leitfadens gibt einen Überblick über den
Themenumfang des Standards und in welchen Phasen sie
besonders relevant sind. Die einzelnen Phasenbeschreibungen zeigen im zweiten Teil, mit welchen Stellschrauben die
Planung und Ausführung im Sinne eines nachhaltigen Projekts beeinflusst werden können. Dazu sind mögliche Massnahmen beschrieben.
Ausgangslage
Globaler Verbrauch in Milliarden Tonnen
Mit dem Bestreben, Energie effizient einzusetzen und den
Verbrauch zu senken, stiegen die Aufwände, um diese Vorgaben zu erreichen. Das führt dazu, dass heute der Energiebedarf trotzdem weiter zunimmt und gleichzeitig leider auch
der Materialbedarf in die Höhe schiesst.
60
50
40
Material
30
Analog des SNBS Kriterienbeschriebs gliedert sich der Inhalt
dieses Leitfadens in 3 Bereiche, 12 Themen, 23 Kriterien und
45 Indikatoren. Die Nummerierung der Kriterien ist identisch
mit jener aus dem SNBS Kriterienbeschrieb und erleichtert
die Übersicht und die vertiefte Beschäftigung mit dem ausführlichen Originaltext des SNBS Kriterienbeschriebs. Der
Leitfaden kann als Einstieg in jeder Projektphase dienen, für
die detaillierte Planung sollte jedoch der Kriterienbeschrieb
direkt beigezogen werden. In seiner kompakten Darstellungsweise ist der Leitfaden nicht als abschliessend zu
betrachten und kann nur Schwerpunkte aufzeigen.
Hinweis
20
Energie
10
0
1900
1925
1950
1975
2000
Quelle: Krausmann et al. 2008
Bei der Anwendung des Leitfadens ist zu beachten, dass das
Erfüllen von Einzelmassnahmen nicht in jedem Fall zu einem
nachhaltigen Gebäude führt. Dazu ist immer eine ganzheitliche Betrachtung und eine kritische Auseinandersetzung mit
den Themen in der Gesamtsicht erforderlich.
Ziel
Dieser Leitfaden hilft Bauherrschaften und Planenden, ein
Bewusstsein für den Wert einer angemessenen Lösung des
Bauens im Allgemeinen und der Thematik des nachhaltigen
Bauens im Besonderen zu entwickeln. Institutionelle, öffentliche und private Bauherrschaften setzen den SNBS bereits
bei der strategischen Planung von grösseren Objekten ein
und schaffen die Grundlagen für innovative, zukunftsweisende Projekte. Übersichtlich zeigt der Leitfaden für jede
Projektphase die massgeblichen Indikatoren auf, nennt die
Stellschrauben und beschreibt die Massnahmen. Wer mit
dem SNBS plant und baut, nimmt damit auch positiven Einfluss auf die graue Energie und die Wirtschaftlichkeit von
Gebäuden. Die gesammelten Erfahrungen fliessen wiederum in zukünftige Projekte ein und treiben die Weiterentwicklung nachhaltiger Bauten voran.
Förderung
Der Kanton St.Gallen unterstützt über das Förderungsprogramm Energie eine Beurteilung nach SNBS als Machbarkeitsstudie – unabhängig davon, ob die Vorgaben des Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz erreicht werden.
In den markierten Textpassagen ist die Sichtweise des Kantons St.Gallen in die Formulierung der Massnahmen eingeflossen.
4
Kontext und Architektur
Ortsanalyse
101
Ziele und Pflichtenhefte
101.1
Planung und Zielgruppen
Planungsverfahren
102
Städtebau und Architektur
102.1
Partizipation
102.2
Diversität
103
Nutzungsdichte
103.1
Nutzungsangebot im Quartierumfeld
103.2
Hindernisfreies Bauen
103.3
Nutzung und Raumgestaltung
Halböffentliche Räume
104
Angebot halböffentliche Innenräume
104.1
Angebot halböffentliche Aussenräume
104.2
Subjektive Sicherheit
104.3
Private Räume
105
Nutzungsflexibilität und -variabilität
105.1
Gebrauchsqualität private Innen- und Aussenräume
105.2
Wohlbefinden und Gesundheit
Visueller und akustischer Komfort
106
Tageslicht
106.1
Schallschutz
106.2
Gesundheit
107
Luftqualität
107.1
Ionisierende und nicht ionisierende Strahlungen (Radon und Elektrosmog)
107.2
Thermischer Komfort
108
Sommerlicher Wärmeschutz
108.1
Behaglichkeit im Winter (winterlicher Wärmeschutz)
108.2
Realisierung
Bewirtschaftung
Gesellschaft
Ausschreibung
nennenswert
Projektierung
bedeutend
Vorstudien
grundlegend
Strategische
Planung
Übersicht der Indikatoren
nach Projektphasen
1
2
3
4
5
6
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
201
Lebenszykluskosten
201.1
Betriebskonzept
201.2
Bausubstanz
202
Bauweise, Bauteile und Bausubstanz
202.1
Handelbarkeit
Eigentumsverhältnisse
203
Entscheidungsfindung
203.1
Nutzbarkeit des Grundstücks
204
Geologische Randbedingungen und Altlasten
204.1
Naturgefahren und Erdbebensicherheit
204.2
Technische Erschliessung
204.3
Ertragspotenzial
Erreichbarkeit
205
Erreichbarkeit
205.1
Zugang Parzelle und verkehrstechnische Erschliessung
205.2
Marktpreise
206
Miet-/Verkaufspreise
206.1
Regionalökonomie
Bevölkerung und Arbeitsmarkt
207
Nachfrage und Nutzungsangebot
207.1
Regionalökonomisches Potenzial
208
Regionale Wertschöpfung
208.1
Vorstudien
Projektierung
Ausschreibung
Realisierung
Bewirtschaftung
Wirtschaft
Strategische
Planung
5
1
2
3
4
5
6
Energie
Primärenergie nicht erneuerbar
301
Primärenergie nicht erneuerbar Erstellung
301.1
Primärenergie nicht erneuerbar Betrieb
301.2
Primärenergie nicht erneuerbar Mobilität
301.3
Klima
Treibhausgasemissionen
302
Treibhausgasemission Erstellung
302.1
Treibhausgasemission Betrieb
302.2
Treibhausgasemission Mobilität
302.3
Ressourcen- und Umweltschonung
Umweltschonende Erstellung
303
Baustelle
303.1
Ressourcenschonung und Verfügbarkeit
303.2
Umwelt-, entsorgungs- und gesundheitsrelevante Bestandteile
303.3
Umweltschonender Betrieb
304
Systematische Inbetriebnahme
304.1
Energiemonitoring
304.2
Abfallentsorgung und Anlieferungsbedingungen
304.3
Umweltschonende Mobilität
305
Mobilitätskonzept
305.1
Natur und Landschaft
Umgebung
306
Flora und Fauna
306.1
Versickerung und Retention
306.2
Siedlungsentwicklung nach innen
307
Bauliche Verdichtung
307.1
Vorstudien
Projektierung
Ausschreibung
Realisierung
Bewirtschaftung
Umwelt
Strategische
Planung
6
1
2
3
4
5
6
8
PHASE 1
Strategische Planung
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Ziele und Pflichtenhefte
Zielformulierung und Pflichtenheft erstellen mit Erkenntnissen aus der
Ortsanalyse und Abstimmung mit übergeordneten Leitbildern.
101.1
Qualitätssicherung der
Projektwahl
Erkenntnisse aus der Ortsanalyse in ein städtebauliches und architektonisches Konzept einfliessen lassen, um ein für den Ort angemessenes Projekt zu erstellen, das einen Beitrag zur nachhaltigen
Entwicklung des Quartiers leistet. Wenn möglich einen Wettbewerb
nach SIA durchführen und folgende Beurteilungsgrössen integrieren:
Städtebau, Siedlung und Aussenraum; Architektonisches Konzept;
Funktionalität; Material, Konstruktion und Farbe; Baukultureller Wert
und Gesamtwirkung; Fairness und Auftragsbedingungen.
102.1
Partizipation
Einbeziehen der zukünftigen Nutzer und weiterer Interessenvertreter
in den Planungsprozess erhöht die Akzeptanz des Projektes.
Beteiligungsprozesse und Zugang zu Informationen festlegen.
102.2
Nutzungen, Raumangebot
und Wohnungstypologien
Infrastruktur des Quartiers ergänzen: Wohnungsangebot für
unterschiedliche Zielgruppen, Dienstleistungsangebot, Kultur- und
Freizeiteinrichtungen, öffentliche Erholung. Dabei die Erkenntnisse aus
Ortsanalyse und Entwicklungskonzept/Leitbild der Gemeinde
berücksichtigen, damit eine Durchmischung und Belebung des
Quartiers gefördert wird.
103.1
Grundrisse und
Aussenraumgestaltung
Erhöhte Anforderungen an das hindernisfreie Bauen definieren und in
die Zielvereinbarung integrieren.
103.3
Gesellschaft
Kontext und Architektur
Ortsanalyse
Planung und Zielgruppen
Planungsverfahren
Diversität
9
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Lebenszykluskosten
Betrachtung der Lebenszykluskosten als Grundlage zur Kostenplanung
festlegen. Tool oder Methode bestimmen, beispielsweise IFMA-Tool
(International Facility Management Association) oder qualitative
Beurteilung anhand von Erfahrungswerten (für kleine Gebäude mit
GF < 2 000 m2). Generell auf die Langlebigkeit von Bauteilen achten.
201.1
Organisation
Je nach Eigentumsverhältnissen, Weichen für möglichst einfache
Entscheidungsfindung stellen.
203.1
Standortwahl
Bei der Wahl des Grundstücks auf einfache Bebaubarkeit achten;
ebener, solider Baugrund; keine Grundwasserschutzzone, keine
Altlasten, keine planerischen Einschränkungen.
Handlungsbedarf bei Gefährdung durch Naturkatastrophen oder
Erdbeben prüfen und gegebenenfalls Massnahmen festlegen.
Bei der Wahl des Grundstücks auf vorhandene Grundversorgung,
Infrastruktur sowie mögliche zusätzliche Angebote achten.
Grundversorgung: Wasser, Abwasser, Strom, Kommunikation.
Massnahmen zur Versickerung prüfen.
204.1
204.2
204.3
Standortwahl und
Erreichbarkeit
Standort so wählen, dass Erreichbarkeit mit öffentlichem Nahverkehr
(ÖV) und kurze Distanzen zu nächstem Hauptbahnhof (mit MIV)
gegeben ist. Einrichtungen zur täglichen Versorgung sollten zu Fuss
oder mit Velo gut erreichbar sein.
205.1
Zugang Parzelle und
verkehrstechnische
Erschliessung
Gute Erschliessung innerhalb der Parzelle und nach aussen sicherstellen. Anreize für Fussgänger und Velofahrer schaffen. Auch auf die
Situation der Nachbarparzellen achten (keine Sackgassensituation
herstellen).
205.2
Zielgruppen und
Miet-/Verkaufspreise
Zielgruppen definieren. Miet-/Verkaufspreise Baukosten (bei Eigengebrauch) entsprechend den zugrundeliegenden Vergleichsanalysen
des Standortes einhalten.
206.1
207.1
Stellschrauben
Massnahmen
Standortwahl
Standort mit guter ÖV-Anbindung wählen.
301.3
302.3
Standortwahl und
Ausnutzung
Einen Standort innerhalb bestehender Siedlungen wählen, um einer
Landschaftszersiedlung entgegenzuwirken. Eine möglichst hohe auf
den Standort abgestimmte Ausnutzung vorgeben.
307.1
Wirtschaft
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
Handelbarkeit
Nutzbarkeit des Grundstücks
Ertragspotenzial
Erreichbarkeit
Marktpreise
Indikator
Umwelt
Energie/Klima
Primärenergie nicht erneuerbar,
Treibhausgasemissionen
Natur und Landschaft
Siedlungsentwicklung
nach innen
10
PHASE 2
Vorstudien
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Ziele und Pflichtenhefte
Die in der Zielvereinbarung festgehaltenen Ziele werden in Pflichtenhefte oder Vereinbarungen übernommen. Eine klare Positionierung und
eindeutige Vorgaben der Bauherrschaft zur Nachhaltigkeit, eventuell
mithilfe eines Labels oder Standards, helfen bei Entscheidungen im
weiteren Verlauf des Projektes.
101.1
Planungsverfahren
Partizipation
Beteiligungsprozesse planen und durchführen. Bei Interessenkonflikten angemessene Lösungen suchen und umsetzen.
102.2
Diversität
Grundrisse
Wohnungsflächen auf ein sinnvolles Mass minimieren (m2 EBF/Pers.).
Bei Büroräumen die Richtlinien der Wegleitungen zu den Verordnungen
3 und 4 des SECO einhalten. Erhöhte Anforderungen an die Grundsätze des hindernisfreien Bauens in die Konzepte einfliessen lassen.
103.1
103.3
Raumangebot und
Nutzungen
Quartierorientierte Angebote und niederschwellig nutzbare Räume
einplanen, sofern sie nicht in Gehdistanz in der Umgebung vorhanden
sind. Unterschiedliche Erdgeschossnutzungen tragen zur Quartierbelebung bei, vergrössern die Flexibilität des Gebäudes und verlängern
damit die Nutzungsdauer des Gebäudes. Die Räume erhalten eine
Grundausstattung (Wasseranschluss, WC in der Nähe, Stauraum etc.)
und sind individuell gestaltbar.
104.1
Aussenraumgestaltung
Halböffentliche Aussenräume den Bedürfnissen der Bewohner
entsprechend gestalten (Terrassen, Garten, Park, Hof, Spielplatz),
sofern sie nicht in Gehdistanz in der Umgebung vorhanden sind.
104.2
Erschliessungs- und
Verkehrswege
Kurze, sichere, überschaubare und dem natürlichen Lichtspektrum
entsprechend beleuchtete Erschliessungs- und Verkehrswege planen.
Halböffentliche Räume innen und aussen als Begegnungsstätten
gestalten.
104.3
Grundrisse, Nutzungen,
Ausstattung und Technik
Nutzungsflexibilität und Möglichkeiten zur Umnutzung der Räume und
Flächen konzeptionell planen und dabei bauliche, systemtechnische
und betriebliche Aspekte beachten. Bei Wohnen: Arbeits-/Hobbyraum,
Gäste-/Jokerzimmer. Bei Büro: Sekretariat, Sitzungszimmer, Kursräume, WC/Nassräume. Bei Gewerbe: Büro-/Verwaltungs-/Kühl- und
Lagerräume. Auf Privatsphäre im Innen- und Aussenraum,
angemessene Ausstattung, genügend abschliessbare Räume in den
Wohnungen und nutzbare Abstellflächen achten. Verschiedene
Gewerbeformen durch Teilung in unterschiedlich grosse Einheiten
ermöglichen: Nutzlast, Erschliessungskerne und -wege, Technik- und
Serviceräume, Medienanschlüsse. Einflussnahme der Nutzenden auf
das Raumklima (Temperatur, Lüftung, Sonnenschutz, Blendschutz,
künstliche Beleuchtung). Bei der Planung auch Erweiterungsmöglichkeiten in Betracht ziehen sowie auf das Angebot und die
Entwicklung der Umgebung eingehen.
105.1
105.2
Ausrichtung und Orientierung auf dem Grundstück,
Fassadengestaltung
Mit der Ausrichtung des Gebäudes solare Einträge (Licht und Wärme)
optimieren. Fassadenbegrünung prüfen und mit entsprechendem
Fensterflächenanteil für Ausleuchtung der Räume mit Tageslicht
sorgen. Gegenseitige Verschattung von mehreren Gebäuden oder
Gebäudeteilen vermeiden.
106.1
301.2
Grundrisse und
Haustechnikkonzept
Lärmempfindliche Räume abgewandt zu externen Lärmquellen (z.B.
Strasse) planen. Lüftungsmöglichkeit durch dem Lärm abgewandte
Fenster sicherstellen (auch bei vorhandenen Lüftungsanlagen). Ein
Lüftungskonzept gemäss SIA 180 erstellen.
106.2
107.1
Gesellschaft
Kontext und Architektur
Ortsanalyse
Planung und Zielgruppen
Nutzung und Raumgestaltung
Halböffentliche Räume
Private Räume
Wohlbefinden und Gesundheit
Visueller und akustischer
Komfort
11
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Kostenplanung
Baukörper kompakt planen, Varianten (Entwurf, Haustechnikkonzept)
prüfen, Tiefbauarbeiten minimieren. Objekt mithilfe der Lebenszykluskosten optimieren. Bei der Planung bereits Betrieb (Wärme-, Wasserund Stromeffizienz, Reinigungsfähigkeit und Wartungsintensität von
Konstruktionen, Materialien und Umgebung), Instandhaltung (Systemtrennung, Zugänglichkeit, Nutzungsdauer), Instandsetzung und
Rückbau (Trennbarkeit der Materialien) beachten.
201.1
Planung Betrieb
Betriebsabläufe und Facility Management in die Planung einbeziehen.
201.2
Eigentumsverhältnisse
Organisation
Eigentumsformen mit einfach funktionierenden Mechanismen für
rasche Entscheidungen, z.B. kein Vetorecht im Stockwerkeigentum.
203.1
Nutzbarkeit des Grundstücks
Standortwahl
(Grundstück)
Vertiefte Abklärungen vornehmen (Bodenbelastbarkeit, Grundwasserspiegel, -schutzzone etc.). Vorhandene Informationen nutzen
(beispielsweise zu Bohrungen auf dem Nachbargrundstück).
204.1
204.2
Nutzungen
Abhängig vom Gebäudestandort und der Zielgruppe differenziertes
Nutzungsangebot oder Drittnutzungsfähigkeit planen. Dabei Anteil der
Nutzungen, Wohnungsspiegel oder Büro-/Gewerbeeinheiten, unterschiedliche Eigentumsformen beachten. Diversität der Angebote nach
Bevölkerungs- und Arbeitsmarktentwicklung und Angeboten in der
Umgebung wählen.
207.1
Stellschrauben
Massnahmen
Gebäudeform,
Gebäudekonstruktion
und Parkplätze
Entwurfsbegleitendes Abschätzen des Projektes mithilfe des SIA-Tool
2040 Effizienzpfad Energie: kompakter Baukörper, wenige und
optimierte Untergeschosse, massvoller Einsatz von Glasfassaden,
leichte Konstruktionen wählen, die angemessene Spannweiten
ermöglichen, Anzahl Parkplätze minimieren, autofreies/autoarmes
Wohnen diskutieren.
301.1
301.2
301.3
302.1
302.2
302.3
Umweltschonende Erstellung
Rückbau bestehender
Gebäude
Bei bestehenden Gebäuden einen Gebäudecheck auf Schadstoffe
durchführen und Massnahmen einleiten.
303.1
Umweltschonender Betrieb
Planung Haustechnik
und Energiemonitoring
Monitoring nach KBOB-Empfehlung «Energie-Messkonzept» erstellen.
Attraktives Darstellen motiviert, den Energieverbrauch zu optimieren.
304.2
Grundrisse und
Aussenraumgestaltung
Abfalltrennung und -entsorgung planen und notwendige Flächen
ermitteln (Alu, Glas, PET, Karton und Papier, Kompost). Flächen für
Zwischenlagerung einplanen und Anlieferungsmöglichkeiten beachten.
304.3
Autoparkplätze,
Veloabstellplätze und
Angebote Mobilität
Anzahl definieren: Autoparkplätze minimieren und Veloabstellplätze
maximieren und deren Nutzerfreundlichkeit festlegen. Anreize zur
Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV) evaluieren (Carsharing, keine Abnahmepflicht für Autoparkplätze, Mobilitätskonzept).
305.1
Aussenraumgestaltung
Möglichst grosse, landschaftlich wertvolle Flächen erhalten oder neu
schaffen.
306.1
Wirtschaft
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
Handelbarkeit
Regionalökonomie
Regionalökonomisches
Potenzial
Indikator
Umwelt
Energie/Klima
Primärenergie nicht erneuerbar,
Treibhausgasemissionen
Ressourcen- und
Umweltschonung
Umweltschonende Mobilität
Natur und Landschaft
Umgebung
14
PHASE 3
Projektierung
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Ziele und Pflichtenhefte
Ein der Umgebung angemessenes Projekt planen, damit eine langfristige Akzeptanz und Nutzung gewährleistet ist. Die Ziele der Nachhaltigkeit in der Planung umsetzen und bei Einzelentscheidungen
berücksichtigen.
101.1
Grundrisse und
Raumprogramm
Unterschiedliche Wohnungstypen planen. Flächeneffizienz der
Wohnungen beachten und Personenbelegung optimieren. Verhältnis
von Nutzfläche zu Geschossfläche und von anrechenbarer Nutzfläche
zu Arbeitsplätzen optimieren. Gemeinsame Nutzung von Räumen für
Gäste, Hobby und Arbeiten ermöglichen.
103.1
207.1
105.1
Die Richtlinie SIA 500 «Hindernisfreies Bauen» für die Innen- und
Aussenflächen mindestens erreichen oder übertreffen.
103.3
Gesellschaft
Kontext und Architektur
Ortsanalyse
Planung und Zielgruppen
Diversität
Nutzung und Raumgestaltung
Halböffentliche Räume
Raumprogramm
innen und aussen
Für die angestrebten Nutzergruppen ausreichendes und vielfältiges
Angebot für halböffentliche Innen­- und Aussenräume bereitstellen und
naturnah gestalten, falls nicht im Umfeld vorhanden. Auf Sicherheitsempfinden und Gebrauchstauglichkeit achten, um eine Verwahrlosung
der Flächen zu vermeiden. Dazu sind bauliche Massnahmen technischen Lösungen vorzuziehen. Begegnungsmöglichkeiten der Nutzer
vorsehen. Freiräume zur individuellen Gestaltung durch die Nutzer
gewähren.
104.1
104.2
104.3
Private Räume
Grundrisse und
Planung Haustechnik
Konzept zur Nutzungsflexibilität und Umnutzung umsetzen. Gemäss
den Bedürfnissen der Zielgruppe Gebrauchstauglichkeit der privaten
Räumen sicherstellen. Dabei Grundrisse, Privatsphäre, Ausstattung
und private Aussenräume beachten.
105.1
105.2
Fassadengestaltung
Für ausreichend Tageslicht in den Räumen sorgen durch ein angemessenes Verhältnis der Fensterfläche zur Bodenfläche. Keine oder nur
niedrige Fensterstürze vorsehen. Das Vermeiden von tiefen Räumen
erhöht den Tageslichtanteil. Ein dem Objekt angemessenes Sonnenschutzsystem wählen. Die Funktionen Blendschutz und Sonnenschutz
möglichst trennen.
106.1
Grundrisse und
Konstruktionsaufbauten
Räume mit lärmempfindlichen Nutzungen (Wohn-, Schlaf- und Büroräume) von lärmintensiven Nutzungen (Werkstatt) abtrennen. Den
Schallschutz für die Haustechnik beachten. Konstruktive Mass-nahmen
für Trittschall, Fenster und Schächte einplanen. Bei Büros die gültigen
Anforderungen der SUVA, bei Grossraumbüros DIN 18041 beachten.
Den Schallschutz nach Fertigstellung mit Messungen überprüfen.
106.2
Materialisierung
Konstruktionen und Materialien mit feuchteregulierenden Eigenschaften wählen, z.B Holz, Lehm etc. Dämmmaterial aus Glas- und
Mineralwolle nicht direkt mit Raumluft in Verbindung bringen. Bei der
Materialwahl auf emissionsarme und schadstofffreie Baustoffe achten
(Beschrieb Seite 18). Unempfindliche und reinigungsfähige Beläge
verwenden.
107.1
Wohlbefinden und Gesundheit
Visueller und akustischer
Komfort
Gesundheit
15
Thermischer Komfort
Planung Haustechnik
(Lüftung)
Natürliche Belüftung: Lüftungsöffnungen gemäss SIA 180 Ziff. 5.2.3.4,
bei Büros Witterungsschutz der Lüftungsöffnungen sicherstellen, bei
Wohnungen Ergänzungen der Lüftungselemente vorsehen (grosse
Aufsatzelemente oder automatischer Antriebe der Lüftungsflügel),
dabei Zugänglichkeit für Instandhaltung und Sturmsicherheit beachten,
bedarfsgesteuerte Abluftanlagen in Bad und WC, Massnahmen zur
Feuchteregulierung vorsehen. Bei der Planung der Lüftungsanlage
Einstellbarkeit, Zugänglichkeit, Reinigungsfähigkeit, Windanfälligkeit,
Lebensdauer und Aufwand der Instandhaltung beachten. Mit der
Lüftungsfunktion keine Situation schaffen, die bezüglich Sicherheit und
Gesundheit kritisch ist. Über- und Unterdrucksituationen möglichst
vermeiden. Hohe Filterstufen wählen. Die Lage der Aussenluftfassungen und der Küchenfortluftauslässe gemäss SIA 382/1. Für die
Aussenluftfassung sauberen und kühlen Standort wählen.
Mechanische Belüftung: ausreichende Luftmengen bereitstellen (Tag
und Nacht, je nach Raumnutzung), Massnahmen zur Raumfeuchte
durchführen, automatische Steuerung bei Grundbetrieb und bedarfsgeregelte Steuerung bei Nennbetrieb (min. 2 Zonen) ermöglichen.
107.1
Planung Haustechnik
(Elektro) und
Massnahmen Radon
Einen Zonenplan für nichtionisierende Strahlung (NIS) erstellen. Die
Hauptelektroleitungen von empfindlichen Zonen fernhalten und
Steigzonen und Nutzungen abstimmen. Alle Leitungen (Wasser, Gas,
Fernwärme, Strom etc.) an einem Punkt in das Gebäude führen (Single
Point Entry). Elektroleitungen im Wandbereich vorsehen und nicht als
Ringleitungen verlegen, sondern netzartig verteilen.
Abklärungen bezüglich Radonbelastung treffen und bei Bedarf
Massnahmen einplanen. Die Radonbelastung nach Fertigstellung mit
Messungen überprüfen.
107.2
Sonnenschutz/
Materialwahl und
Glasflächen
Den sommerlichen Wärmeschutz gemäss SIA 180 und SIA 382/1
nachweisen, um Überhitzung zu vermeiden und Energie für die
Kälteerzeugung einzusparen. Einflussfaktoren für eine Überhitzung
sind die Parameter des Sonnenschutzsystems (Lage, g-Wert,
Windfestigkeit), das Verhältnis Raumtiefe zu Raumbreite zu
Raumhöhe, der Glasanteil, vorhandene Oberlichter, vorhandene
Speichermasse und der U-Wert des Daches. Möglichkeiten zur
Nachtauskühlung einplanen mit ausreichend grossen
Lüftungsöffnungen an ruhiger Lage, Witterungs- und Einbruchschutz
vorsehen. Es ist auch ein Nachweis mithilfe thermischer Simulationen
möglich.
108.1
Dämmung Gebäudehülle
Für den winterlichen Wärmeschutz ein angemessenes Verhältnis von
opaken und transparenten Bauteilen vorsehen. An den Fenstern einen
Kaltluftabfall vermeiden durch angemessene U-Werte, Heizkörper oder
Unterflurkonvektoren. Für alle Bauteile nachhaltige Dämmstoffe
einsetzen und optimierte U-Werte gemäss Anforderungen SNBS
einhalten oder einen Systemnachweis erstellen (gemäss MuKEn,
Minergie oder besser Minergie-P).
108.2
16
PHASE 3
Projektierung
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Kostenplanung
Objekt mithilfe der Lebenszykluskosten optimieren. Bei kleineren
Objekten können einfache Überschlagsrechnungen ausreichen. Betrieb
(z.B. Reinigungsfähigkeit), Instandhaltung (z.B. Zugänglichkeit und
Systemtrennung) und Rückbau (z.B. Trennbarkeit der Materialien)
bereits einbeziehen. Bei Konstruktionsentscheidungen auch Betrieb,
Instandhaltung/Wartung und Rückbau einbeziehen.
201.1
Planung Betrieb
Bewirtschaftungs- und Sanierungskonzepte (Ersatz von Materialschichten) erstellen.
201.2
Konstruktionen und
Materialwahl
Den Unterhalt und Ersatz von Bauteilen nach individuellem Lebenszyklus gewährleisten. Zugänglichkeit der Haustechnikinstallationen
vertikal und horizontal einplanen und bauliche Bedingungen für den
Ersatz von Grossgeräten bedenken. Die Austausch- und Rückbaufähigkeit von Tragstruktur, Gebäudehülle und Ausbau sicherstellen
durch lösbare, mechanische Verbindungen, die den Ausbau ohne
Beschädigung der angrenzenden Bauteile erlauben und auf
Verbundwerkstoffe verzichten.
202.1
Wirtschaft
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
Bausubstanz
17
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Gebäudeform und
Materialisierung
Projekt bezüglich grauer Energie optimieren. Konstruktions- und
Fassadenmaterial mit wenig grauer Energie wählen, vertikalen
Lastabtrag sicherstellen und rein dekorative Materialschichten
vermeiden.
301.1
302.1
Planung Betrieb und
Aufbau Gebäudehülle
Möglichkeit für Wärme- und Stromproduktion vor Ort prüfen. Das
Optimierungspotenzial mit baulichen Massnahmen ausschöpfen, bevor
technische Lösungen eingesetzt werden. Wärmebrücken in der Gebäudehülle und Strombedarf für Beleuchtung, Lüftung, Kälteerzeugung,
Hilfsbetriebe, Betriebseinrichtung und Aufzüge minimieren. Regionale
Produkte und Unternehmen berücksichtigen.
301.2
302.2
Planung Mobilität
und Grundriss
Konzepte für kombinierten Verkehr diskutieren (Car-, Velosharing etc.)
und dafür notwendige Flächen vorsehen. Möglichkeit für Aufladestationen für Elektromobile und Veloabstellplätze in Eingangsnähe
planen (ebenerdig erreichbar, gedeckt, abschliessbar und beleuchtet).
301.3
302.3
Konstruktionen und
Materialisierung
Mindestens 50 % Recyclingbeton (CEM II/B oder CEM III) einkalkulieren und Einsatz von Recyclingbeton mit erhöhtem Gehalt an Recyclingmaterial oder Mischgranulat prüfen. Den Einsatz von Recyclingkiessand und Füll-, Hüll- und Unterlagsbeton mit erhöhtem Recyclinganteil
vorsehen.
Auf Witterungsschutz der Fassade, Fenster und des Sonnenschutzes
achten, um die Langlebigkeit sicherzustellen.
303.2
Materialwahl
Verzicht auf grossflächige, bewitterte, blanke Eindeckungen aus Titanzink, Kupfer, verzinkter Stahlbleche, Schwermetalle, Halogene und
chemischen Wurzelschutz. Halogenfreie Installationsmaterialien
wählen, schwer trennbare Kunststoffbeläge und Abdichtungen
vermeiden.
303.3
Fassadengestaltung
Biozid- und nanofreie Fassaden wählen.
Helle Fassadenmaterialien vermindern lokale Hitzeinseln.
303.2
Energiemonitoring
Das Messkonzept in der Planung umsetzen und falls möglich Systeme
zur Gebäudeautomation einplanen.
304.2
Grundrisse und
Raumprogramm
Ausreichend grosse Flächen und Räume für Abfalltrennsysteme und
Zwischenlagerung sowie Transportwege einplanen, um Kompostierung
und Recycling zu fördern. Minimale Fläche = 8 m2 + 1 m2/GF.
304.3
Aussenraumgestaltung
Kleintierfallen (Schächte, Ablaufrinnen, Treppenabgänge, Kellerfenster,
Schwimmbecken o.ä.) vermeiden oder entsprechende Massnahmen
treffen. Durchgehende Kleintierbarrieren zu Nachbargrundstücken
vermeiden.
Die Umgebung naturnah und zusammenhängend gestalten, dabei den
Vogelschutz beachten und die Diversität von Flora und Fauna optimieren. Flächenversiegelung minimieren, Dach- und Fassadenbegrünung
planen. Falls möglich Flächenversickerungs- und oberirdische Retentionsmassnahmen vorsehen. Eventuelle Zusatzmassnahmen wie
Regenwasserspeicher oder die Entwässerung von Nachbarparzellen
prüfen.
306.1
306.2
Umwelt
Energie/Klima
Primärenergie nicht erneuerbar,
Treibhausgasemissionen
Ressourcen- und
Umweltschonung
Umweltschonende Erstellung
Umweltschonender Betrieb
Natur und Landschaft
Umgebung
18
PHASE 4
Ausschreibung
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Produktwahl Ausstattung
Richtlinien und festgelegte erhöhte Anforderungen des hindernisfreien Bauens beachten, z.B. geeignetes Farbkonzept oder einfache
Bedienbarkeit und gute Lesbarkeit bei Bedienelementen.
103.3
Produktwahl Ausbau
Bei der Produktwahl auf Robustheit und subjektives Sicherheitsempfinden achten. Bei der Beleuchtung auf Tageslichtspektrum
achten.
104.3
105.2
Produktwahl Ausbau
Emissionsarme und schadstofffreie Produkte und Baustoffe verwenden betreffend: Formaldehyd, flüchtige (VOC) und schwer
flüchtige (TVOC) organische Verbindungen, Schwermetalle, Halogen
und weitere. Keine Biozide verwenden, keine chemischen Holzschutzmittel in Innenräumen vorsehen. Einsatz von petrochemischen
Lösemitteln und Nanoverbindungen vermeiden. Biologische Lösemittel bevorzugen und nur gezielt einsetzen.
107.1
Gesellschaft
Planung und Zielgruppen
Diversität
Nutzung und Raumgestaltung
Halböffentliche und private
Räume
Wohlbefinden und Gesundheit
Gesundheit
Verzicht auf Montageschaum, Verbundmaterialien mit ungünstigen
Entsorgungseigenschaften und organische-mineralische Verbundmaterialien, ebenso auf PVC, Zweikomponenten-Kunstharz und
petrochemische Flammschutzmittel bei Dämmungen. Im Innenraum
Formaldehyd und TVOC- Emissionen vermeiden. Diese Emissionen
nach Baufertigstellung über Messungen nachweisen.
19
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Produktwahl
Bei Produktentscheidungen auch Betriebs-, Instandhaltung/Wartungsund Rückbaukosten einbeziehen.
201.1
Planung Betrieb
Nutzerhandbuch, Gebäudehandbuch erstellen
201.2
Vergabe
Regionale Unternehmer und umweltbewusste Materialien
bevorzugen.
208.1
Stellschrauben
Massnahmen
Produktwahl Konstruktion
und Fassade
Konstruktions- und Fassadenmaterial mit wenig grauer Energie
wählen.
301.1
302.1
Wahl der
Energieversorgung/
Verträge
Langfristige Lieferverträge für Wärme und Strom aus erneuerbaren
Energien abschliessen.
301.2
Auswahl Geräte/
Haustechnik
Bei Auswahl der Haustechnikgeräte auf besonders hohe Effizienz
achten. Effiziente Küchengeräte (topten.ch, A+++ etc.) verwenden und
nur ein Kühl-/Gefriergerät pro Wohnung einplanen. Bei erneuerbarer
Quelle für das Brauchwarmwasser: Geschirrspüler und Waschmaschine an das Warmwasser anschliessen.
302.2
Wirtschaft
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
Regionalökonomie
Regionalökonomisches
Potenzial
Indikator
Umwelt
Energie/Klima
Primärenergie nicht erneuerbar,
Treibhausgasemissionen
Effizientes Gebäudeleitsystem, sensorgesteuerte Leuchten
einplanen, ENERGY STAR Arbeitsplatzcomputer und Bürogeräte.
Ausschalten der Bürogeräte ausserhalb der Nutzungszeitenzeiten.
Genereller Einsatz von Leuchten mit Tageslichtspektrum bezüglich
Anzahl und Leuchtkraft optimieren.
Ressourcen- und
Umweltschonung
Umweltschonende Erstellung
Produktwahl
Generell den Einsatz von Materialien prüfen, die lokal verfügbar sind
und nur einen geringen Veredelungsgrad (graue Energie) benötigen,
wie Holz mit Herkunftszeichen Schweizer Holz HSH oder FSC/PEFC
zertifiziertes Holz oder auch Lehm.
303.2
Mindestens 50 % Recyclingbeton einplanen und CEM II/B oder
CEM III verwenden, Recyclingkiessand, erhöhter Recyclinganteil bei
Füll-, Hüll- und Unterlagsbeton, halogenfreies Installationsmaterial
wählen (weitere Materialanforderungen siehe Seite 18).
Einsatz von petrochemischen Lösemitteln und Nanoverbindungen
vermeiden. Biologische Lösemittel bevorzugen und nur gezielt
einsetzen.
Verträge und Vergabe
Einhaltung der Materialanforderungen sicherstellen durch verbindliche
Produktlisten und Nachweise seitens der Unternehmer bei Abschluss
der Werkverträge und Überprüfung durch Fachperson.
303.2
Flora und Fauna
Nur einheimische standortgerechte Arten verwenden und natürliche
Lebensräume auf dem Dach, an der Fassade und in der Umgebung
schaffen.
306.1
Natur und Landschaft
Umgebung
20
PHASE 5
Realisierung
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Ziele und Pflichtenhefte,
Bauleitung
Bei der Ausführung Lieferscheine sammeln zur Nachweisführung.
Baustellenkontrollen stichprobenartig von Fachperson durchführen
lassen. Nur Produkte in Originalgebinden verwenden.
101.1
Montage Ausstattung
Bedienelemente auf eine Höhe zwischen 0.8 m und 1.1 m einbauen.
103.3
Abschlussmessungen
Nach Fertigstellung Raumluftmessungen durchführen: Formaldehyd,
flüchtige (VOC) und schwer flüchtige (TVOC) organische
Verbindungen, CO2, Radon. Blower Door Test (Luftdichtigkeit) und
Akustik, Schallschutz prüfen.
107.1
Produktänderungen
Bei Produktänderungen in der Ausführung Ersatzprodukte auf
Materialanforderungen (emissionsarm, schadstofffrei etc.) prüfen und
auf Freigabe durch Fachperson achten.
107.1
Inbetriebnahme
Bei Inbetriebnahme von Lüftungsanlagen Luftmengen Raumweise
einregulieren.
107.1
Elektroinstallationen
Um die Belastung mit Elektrosmog im Raum zu minimieren,
Elektroleitungen möglichst sternförmig verlegen, Ruhe- und
Aufenthaltsräume feld- und strahlungsfrei halten, abgeschirmte Kabel
verwenden und Netzfreischalter einbauen, raumweise kommunikationstechnische Anschlüsse vorsehen.
107.2
Stellschrauben
Massnahmen
Planung Betrieb
Betriebskonzept mit Objektdokumentation ergänzen.
Stellschrauben
Massnahmen
Umweltschonende Erstellung
Baustelle
Betrieb Baustelle: Schutzkonzept für Boden und Gewässer umsetzen, Baulärm vermeiden, Luftreinhaltung auf der Baustelle
beachten und Beheizung des Rohbaus vermeiden.
303.1
Umweltschonender Betrieb
Systematische Inbetriebnahme
Geordnete Inbetriebnahme mit Funktionstests durch unabhängige
Dritte durchführen lassen. Kontrolle und Nachjustierung der
Einregulierung innerhalb der ersten 2 Jahre durchführen, um einen
effizienten Gebäudebetrieb sicherzustellen. Integrale Tests
durchführen.
304.1
Anlieferungsbedingungen
Zentrale Fläche für Hauslieferdienste zur Verfügung stellen.
304.3
Mobilitätskonzept
Qualitativ gute Veloabstellplätze in Eingangsnähe erstellen (ebenerdig
erreichbar, gedeckt, abschliessbar, beleuchtet), Plätze für kombinierte
Mobilität einplanen, Möglichkeit für Aufladestationen für Elektromobilität prüfen.
305.1
Gesellschaft
Kontext und Architektur
Ortsanalyse
Planung und Zielgruppen
Diversität
Wohlbefinden und Gesundheit
Gesundheit
Indikator
Wirtschaft
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
201.2
Indikator
Umwelt
Ressourcen- und
Umweltschonung
Umweltschonende Mobilität
21
PHASE 6
Bewirtschaftung
Stellschrauben
Massnahmen
Indikator
Ziele und Pflichtenhefte
Wohnungsbelegung, ergänzende Infrastruktur und Diversität der
Arbeitsorte für das Quartier ins Pflichtenheft der Vermietung eintragen.
101.1
Vermietung
Geplante Wohnungsbelegung und differenzierte Mieterstruktur für
langfristige Vermietung sicherstellen. Flächenverbrauch pro Person
reduzieren, spart Energie und Ressourcen. Geplante Ergänzung der
Infrastruktur des Quartiers und der Diversität der Arbeitsorte in der
Vermietungspraxis umsetzen.
103.1
103.2
Wartung und
Instandhaltung
Bei Wartung, Instandsetzung und Austausch von Bauteilen auf
emissionsarme, schadstofffreie Materialien achten gemäss den
Anforderungen bei der Erstellung (Seite 18).
107.1
303.3
Stellschrauben
Massnahmen
Betriebskonzept
Betriebskonzept und Gebäudedokumentation vervollständigen und
aktualisieren.
201.2
Wartung und
Instandhaltung
Ersatz abhängig von Funktion, Emissionen und Verbrauch beurteilen,
ohne Bauteile mit höherer Lebenserwartung zu zerstören
(Systemtrennung).
201.2
Stellschrauben
Massnahmen
Betrieb, Geräteersatz
Bestgeräte wählen und auf Standards der Energieeffizienz achten.
301.2
302.2
Energiemonitoring
Messindikatoren erfassen und auswerten, Sollwerte definieren und
Massnahmen für Abweichungen erarbeiten und durchführen. Verbrauchsinformationen dem Nutzer attraktiv sichtbar machen.
304.2
Abfallentsorgung und
Anlieferungsbedingungen
Abfalltrennung ermöglichen (in Nutzungseinheiten) und Betrieb des
Abfallraums sicherstellen (Recycling). Zentrale Fläche für Hauslieferdienste zur Verfügung stellen.
304.3
Mobilitätskonzept
Nutzer über umweltschonende Mobilität informieren und mögliche
Steuerungsmassnahmen (Anreize) umsetzen, z.B. bevorzugte
Parkplätze für Carsharing oder emissionsarme Fahrzeuge. Umfragen
und Zählungen zur Mobilität durchführen.
305.1
Umgebung
Betrieb Aussenraum
Beim Ersatz nur einheimische Pflanzen verwenden und die Vernetzung
von Lebensräumen pflegen. Kleintierfallen und Kleintierbarrieren zu
den Nachbargrundstücken vermeiden und verhindern. Retention und
Versickerung pflegen.
306.1
306.2
Siedlungsverdichtung
nach innen
Vermietung
Die Belegung der Wohnungen und die Nutzfläche pro Person steuern
und damit den Flächenverbrauch optimieren.
307.1
Gesellschaft
Kontext und Architektur
Ortsanalyse
Planung und Zielgruppen
Diversität
Wohlbefinden und Gesundheit
Gesundheit
Indikator
Wirtschaft
Kosten
Lebenszyklusbetrachtung
Indikator
Umwelt
Energie/Klima
Primärenergie nicht erneuerbar,
Treibhausgasemissionen
Ressourcen- und
Umweltschonung
Umweltschonender Betrieb
Umweltschonende Mobilität
Natur und Landschaft
22
Nachwort
Die Einführung eines Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz
(SNBS) ist ein begrüssenswerter Schritt, um konkreter zu
definieren, was unter Nachhaltigem Bauen tatsächlich
verstanden werden soll. Dabei werden alle drei Dimensionen
(Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) von Nachhaltigkeit
gleichermassen berücksichtigt und dies sowohl in Planung,
Bau als auch im anschliessenden Betrieb eines Gebäudes.
Allerdings stehen die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in
konkreten Situationen öfters in Konflikt zueinander und eine
entscheidende Herausforderung bei der Anwendung wird
der Umgang mit solchen Zielkonflikten sein. Ein Beispiel
möge dies illustrieren.
Es ist bekannt, dass viele Häuser in der Schweiz nach wie
vor einen schlechten energetischen Standard besitzen. Also
könnte man argumentieren, dass das Abreissen älterer
Gebäude und ihr Ersatz durch Neubauten mit energetisch
höherem Standard einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Ausgehend von diesem Gedanken forderte eine im Jahr
2012 eingereichte Motion von FDP-Nationalrat Filippo
Leutenegger sogar erleichterte Bedingungen für Abriss und
Neubau, sofern der Energiestandard dabei verbessert wird.
Wer beispielsweise seinen Altbau durch ein Minergie-Haus
oder Nullenergiehaus ersetzt, würde dann als Belohnung von
gewissen Vorschriften befreit werden.
Doch liefern der Abriss alter Gebäude und ihr Ersatz durch
neue Low-Energie-Häuser tatsächlich einen Beitrag zur
Nachhaltigkeit? Die Antwort ist alles andere als klar.
Betrachten wir die Massnahme nur aus der wirtschaftlichen
Perspektive, dann überwiegen sicher die positiven Elemente.
Marktfähigkeit und Ertragspotenzial der meisten Gebäude
würde wohl verbessert und die Errichtung von Neubauten
leistete auch einen positiven Beitrag zur Regionalökonomie.
Aus Umweltsicht ist der Fall hingegen schon viel weniger
eindeutig. Zwar würden die Neubauten sicher auf die Dauer
den Energieverbrauch reduzieren aber Abriss und Neubau
erfordern ebenfalls viel Energie und Material.
Erst recht zwiespältig wird es, wenn man auch die
gesellschaftliche Dimension miteinbezieht. Häufig sind ältere
Gebäude zentral für das Ortsbild und den Charakter einer
Stadt oder eines Dorfes. Beim Abriss kommt man sofort in
Konflikt mit Kriterien des Heimatschutzes oder des
Ortsbildschutzes, da wertvolle Bausubstanz irreversibel
verloren gehen kann. Andererseits wäre mit einem Neubau
vielleicht ein höherer Wohnkomfort oder auch bessere
Nutzungsmöglichkeiten verbunden. Individuelles Interesse
und Allgemeininteresse können hier erheblich divergieren
und beide haben aber Einfluss auf gesellschaftliche Ziele, da
es sowohl um gestalterische und städtebauliche Qualitäten
als auch um individuelle Gestaltungsspielräume geht.
Müsste man jetzt anhand des Standards Nachhaltiges Bauen
entscheiden, ob der Erhalt eines Gebäudes oder Abriss mit
Neubau die nachhaltigere Variante darstellt, dann wäre eine
eindeutige Empfehlung in vielen Fällen nicht möglich.
Interpretation und Gewichtung der verschiedenen
Indikatoren ist in der Realität auch durch die subjektive
Wertvorstellungen und die Interessen der jeweiligen
Anwender des Standards geprägt. Wir dürfen uns mit der
Definition von immer mehr Nachhaltigkeitsindikatoren und
-kriterien deshalb nicht der Illusion hingeben, Nachhaltigkeit
könne so immer objektiver erfasst und beurteilt werden.
«Nachhaltiges Bauen» wird auch in Zukunft nicht für alle
Menschen das Gleiche bedeuten und lässt sich mit
Standards nie vollständig erfassen. Der Standard kann aber
dabei helfen, Zielkonflikte systematisch aufzuzeigen und
Entscheide für bestimmte Varianten besser zu begründen.
Mathias Binswanger
Professor für Volkswirtschaftslehre und Autor
Weiterführende
Informationen
Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz
www.nnbs.ch
Energieagentur St.Gallen GmbH
Informationen, Beratung und Förderung
www.energieagentur-sg.ch
Nach SNBS beurteilte Objektbeispiele
www.energieagentur-sg.ch/publikationen
Verein eco-bau
Nachhaltigkeit im öffentlichen Bau
www.eco-bau.ch
Titelbild, Seiten 2 und 12-13
Verwaltungszentrum Oberer Graben, St.Gallen
jessenvollenweider architektur, Basel
Fotografie www.hanspeterschiess.ch
Seiten 7 und 23
Stadtarchiv, St.Gallen
Druck Typotron AG, St.Gallen
www.typotron.ch
November 2016
Bezugsquelle: www.energieagentur-sg.ch/publikationen
Gedruckt auf Refutura 250 und 120 g/m2,
100 % Altpapier, FSC-zertifiziert, CO2-neutral
Bildnachweis
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