Winkelmanns Reise ins U am Schauspielhaus

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Begleitmaterial für Pädagogen zu
Winkelmanns Reise ins U
ein erfundener Tatsachenbericht von Adolf Winkelmann.
Nach dem gleichnamigen Roman von Adolf Winkelmann und Jost Krüger.
Uraufführung
am Schauspielhaus Dortmund Spielzeit 2011/12
Premiere: 26.11.2011, Schauspielhaus
Besetzung:
REISELEITERIN | MANAGEMENT CONSULTANT UTA HOLST-ZIEGELER
FOTOGRAF | CHRISTIAN RASCH, BAULEITER | SZYMANIAK, ZEITZEUGE | PETER
GROTOWSKI SEBASTIAN GRAF
REGIERENDER | SENATOR ANDREAS BECK
DR. SILVIO SOEST, KURATOR | SCHLEITZER, AMTSSTUBENLEITER ARCHIV | NEUSOEST
FRANK GENSER
BEATE, AMTSSTUBENLEITUNGS-ANWÄRTERIN KOMMUNIKATION | SONJA SCHLIER
CAROLINE HANKE
PRODUZENTIN | PRESSEAMTSVORZIMMERDAME
FRIEDERIKE TIEFENBACHER
WINKELMANN, KÜNSTLER AXEL HOLST
BILLE, DIRECTOR OF PHOTOGRAPHY LUISE HEYER
KRÜGER, FREUND DES KÜNSTLERS UWE ROHBECK
JUNGE FRAU JULIA KUBENSKY
REGIE ADOLF WINKELMANN
BÜHNE PIA MARIA MACKERT
KOSTÜME BIRGITTA WEISS
MUSIK PAUL WALLFISCH
LICHT SIBYLLE STUCK
BÜHNENADAPTION FILME RUDI HEINEN
DRAMATURGIE AK SCHULZ
REGIEASSISTENZ LENA BIRESCH, ANASTASIA KUZNETSOVA | BÜHNENBILD-ASSISTENZ
ANTONELLA MAZZA | KOSTÜMASSISTENZ MAIKE BÖNKHOFF | INSPIZIENZ TILLA WIENAND |
SOUFFLAGE DANIELA STIVELLI | REGIEHOSPITANZ LISA KREIS, ALEXANDER ARNDT,
CAROLA AUGSCHUN | KAMERASUPPORT LEONIE STEEGER, NICK BYERLY, MAREN HEYN
FILM - MINIATUREN AUS DER INSTALLATION „FLIEGENDE BILDER“, DORTMUNDER U
(WWW.FLIEGENDE-BILDER.DE)
CAST: CAROLINE PETERS, BENJAMIN SADLER, JÜRGEN SCHORNAGEL, CHRISTIAN TASCHE,
KATHARINA WACKERNAGEL
CREW: ADOLF WINKELMANN, JOST KRÜGER, CHRISTIANE SCHAEFER, DAVID SLAMA, VOXI
BÄRENKLAU, BIRGITTA WEISS, GÜNTER FRIEDHOFF, THOMAS EICHHORN,
RUDI HEINEN, MATTHIAS LEMPERT, JENNY WINKELMANN
Kontakt und theaterpädagogische Begleitung: Sarah Jasinszczak,
Theaterpädagogin Schauspiel, Kuhstr. 12, 44137 Dortmund
0231/5022555 oder [email protected]
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Inhalt
1. Biografisches – Adolf Winkelmann
2. Der Roman Winkelmanns Reise ins U
3. Zur Entstehung
4. Handlung
5. Textstellen für den Unterricht
6. Das Geständnis der Frau des Architekten
7. Aus: „Kleiner Leitfaden zur U-Turm Geschichte“ Adolf Winkelmann
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1. Biografisches – Adolf Winkelmann
- geboren am 10.04.1946 in Hallenberg
- Filmregisseur, -produzent und Professor für Film-Design
- wächst in Dortmund auf und interessiert sich schon früh für Fotografie und Film
- 1965-1968 Kunststudium an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel und der Hochschule
für Bildende Künste Kassel
- 1974 Lehraufträge an der Fachhochschule Dortmund
- seit 1979 ist er Professor für Film an der Fachhochschule Dortmund
- Produktion diverser Kurz- und Fernsehfilme,
u.a. Die Abfahrer (1978), Jede Menge Kohle (1980/81), Der letzte Kurier (1995/96),
Contergan (2005/06)
- 2009/10, Videoinstallation Fliegende Bilder im und am Dortmunder U
- 2011 Veröffentlichung seines Buchs Winkelmanns Reise ins U
- Winkelmanns Reise ins U als erste Regiearbeit am Theater.
(Quellen: fliegende-bilder.de, wikipedia.org, cinegraph.de, fh-dortmund.de)
2. Der Roman Winkelmanns Reise ins U
„Am östlichen Rand des Kohlenpotts steht eine geheimnisumwitterte Stufenpyramide.
Einheimische nennen sie das ’Dortmunder U’. Besessen von der dreisten Idee, die Pyramide
in eine Lichtplastik zu verwandeln, gerät Winkelmann in eine Welt, die er sich nie
vorzustellen gewagt hätte. Bei seiner abenteuerlichen Reise durch die labyrinthischen
Turmkeller und die Amtsstuben der Kulturbürokratie erfährt er von der Existenz der
„Magic Foils of Dortmund“, seit 1926 unbeachtet und unentziffert.
Winkelmanns Reise ins U ist das Tagebuch eines Künstlers im digitalen Zeitalter mit mehr
als 200 Fotodokumenten, die das Erzählte beweisen. Endlich! Die ganze Wahrheit über das
Ruhrgebiet.
Sonnenuntergang - 28. Mai 2010. In der ungewöhnlichen Dachkonstruktion des monumentalen Wahrzeichens ’Dortmunder U’ geht eine Bilderuhr auf Sendung. Eine weithin
sichtbare Lichtplastik strahlt auf. Sofort treffen städtische Baubürokraten ihre nachhaltigen
Maßnahmen und lassen um das teure Kunstwerk siebenstöckige, Sicht versperrende
Büroklötze bauen, die sie Kreativquartiere nennen. Doch ist das wirklich die ganze
Geschichte? Im Zuge ihrer Recherchen stoßen Winkelmann und sein Co-Autor Krüger auf
einen rätselhaften Goldschatz. Sie erfahren von den LKW-Kriegen eifersüchtiger RuhrstadtBrauereien und entdecken Dokumente zum Henkelmann-Skandal und zur Bargeld-Affäre.
Was geht in dieser Stadt, in und unter ihrem U, wirklich vor? Und wie kann es sein, dass die
Gaststätte Hövelpforte, in der sich Winkelmann und Krüger regelmäßig treffen, plötzlich seit
über einem Jahr nicht mehr existiert?Das Wort Kultur. Sollte man verbieten für die nächsten
fünfzig Jahre. Und wenn wir schon dabei sind, auch das Wort Kreativwirtschaft und
Metropole Ruhr. Wir wären alle gezwungen, Klartext zu reden. Was wir wirklich sehen,
denken, tun und erleben. Ohne den Sprechblasenquatsch."“
(Quelle: fliegende-bilder.de)
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3. Zur Entstehung
Adolf Winkelmann ist schon seit seiner Kindheit begeisterter Fotograf und Filmemacher. Mit
seinem Kunststudium im Jahr 1965 erweitert er sein Wissen und dreht schon bald eigene
professionelle Kurzfilme. Ab 1974 ist er auch als Dozent für Film an der Dortmunder
Fachhochschule tätig, wobei ihm die parallele Tätigkeit durch Filmproduktionen wichtig ist.
Seit er klein ist, beschäftigt ihn das ‚Dortmunder U’. Als Kind fuhr er jeden Tag an dem
großen Gebäude vorbei und beobachtete die wechselnden Installationen auf dem
Brauereiturm. Damals gab es noch kein U auf dem Dach, dafür aber an Weihnachten 4
Weihnachtsbäume, die ihn faszinierten. 1968 wurde die Leuchtreklame, das vierseitige U
installiert. Als Winkelmann schließlich die Idee verfolgte, fliegende Bilder oberhalb des Turms
zu projizieren, sowie 2 weitere Installationen im Gebäude zu platzieren, erkundigte er sich
zunächst über die Geschichte des alten Brauerei-Gebäudes und stieß dabei auf mehrere
spannende Dinge. Er dokumentierte seine Recherche-Arbeiten.
2009 startet Winkelmanns Installation „Fliegende Bilder“ im und am Dortmunder U.
Diese besteht aus drei Stationen: der „U-Turm“ Bilderuhr, dem Ruhrpanorama in der
Eingangshalle, sowie den neun Fenster in den Vertikalen des Treppenhauses.
„Als ein säkularer Kirchturm soll der U-Turm Lichtzeichen geben, Lebenszeichen,
Schattenrisse menschlicher Bewegung in den Himmeln über dem Ruhrgebiet zeichnen.“
Bei seiner ersten Station, der Bilderuhr, strebte Winkelmann an, Filme außerhalb von Kino
und Fernseher zu zeigen. Seine Bilder fliegen quasi durch die Stadt. Seine ersten Bilder
beinhalteten die Ausfüllung des Turms mit Bier, als Erinnerung an seine ursprüngliche
Bestimmung.
Seine zweite Station besteht aus, über den Besuchern schwebenden, Leinwänden, die
dokumentarische Bilder zeigen. Hier ist Winkelmanns Sicht auf das Ruhrgebiet zu sehen.
„Der Besucher wird von Bilderströmen umarmt, die einander ergänzen, kaleidoskopisch
zerfallen und sich im nächsten Moment wieder zu großen, bewegten Panoramen
zusammensetzen.“
Die „Neun Fenster“, die im Treppenhaus des Dortmunder U von der Rolltreppe aus zu
betrachten sind, sind Projektionen, in denen Menschen zu sehen sind. „Diese Bildfenster
stellen das Bühnenbild für die Menschen des Ruhrgebiets, für ihr Lebensgefühl, ihre
Sehnsucht, ihre Sprache. Die Authentizität dieses Teiles der Installation beruht ganz auf den
persönlichen Begegnungen mit Menschen, die Winkelmanns Leben und Welt-Bild beeinflusst
haben, er ist hier im intimen Sinne involviert, somit rigoros subjektiv beteiligt, ja
autobiographisch.“
Während der Erforschung des U-Turms schrieben Adolf Winkelmann und Jost Krüger
parallel Notizen und Erfahrungsberichte, die sie in ihrem Buch „Winkelmanns Reise ins U“
mit Fiktion mischen. Auf der Grundlage dieses Romans entsteht nun ein Theaterstück.
(Quelle: fliegende-bilder.de, theaterdo.de, fh-dortmund.de)
4. Handlung
„Sonnenuntergang, 28. Mai 2010. In der ungewöhnlichen Dachkonstruktion eines
monumentalen Wahrzeichens im Ruhrgebiet geht erstmals eine Bilderuhr auf Sendung – an
der Spitze des Dortmunder U: 1,7 Millionen Leuchtdioden, die Tag und Nacht in die Welt
strahlen, in 50 Metern Höhe. Ein Kühlturm wird zum Leuchtturm, zur Freude aller! Doch ist
das wirklich die ganze Geschichte?
Denn während das Team um Filmregisseur Winkelmann die Großinstallation vorbereitet,
stoßen sie auf einen rätselhaften Goldschatz: Fünf Filmrollen, entdeckt 1926 in den
wundersamen Kellergewölben des U, der ehemaligen Union- Brauerei.
Die „Magic Foils of Dortmund“ – 9006,12 Meter goldene Filmstreifen, mit keiner
herkömmlichen Technik lesbar. Was versteckt sich auf ihnen? Langsam wird klar, dass es
Stadt-Bilder sind – die allerdings die Gesetze der Zeit völlig auf den Kopf stellen: Sie
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stammen keinesfalls alle aus der Vergangenheit! Was geht in der Stadt – und in und unter
ihrem U – wirklich vor sich?“
„Winkelmanns Reise ins U ist das Tagebuch eines Künstlers im digitalen Zeitalter, ein
erfundener Tatsachenbericht mit zahlreichen Foto- und Videodokumenten, die seine Echtheit
beweisen. Eine Expedition ins berühmte Wahrzeichen einer Stadt mit vielen Geheimnissen –
und nicht zuletzt das Porträt eines urbanen Ballungsraums auf der Suche nach Identität, bis
zur Verständlichkeit verzerrt.“ (Quelle: theaterdo.de)
Adolf Winkelmann ist Filmproduzent. Er möchte einen Film über das alte Gebäude der
„Union- Brauerei“ drehen. Ihm werden jedoch lediglich das Treppenhaus, das Foyer und die
Dachterrasse als Ausstellungsorte innerhalb und außerhalb des U-Turms zur Verfügung
gestellt. Mit einer Film-Crew, jedoch ohne finanzielle Mittel filmt er Tauben, die er um das
große Leuchtschrift- U des Turms „fliegen lassen“ möchte. Jeder Bergmann hatte eine
Taube oder einen Wellensittich unter Tage, die ihm durch den eigenen Tod signalisierte, das
Grubengas im Schacht ist. Als er während seiner Recherche von seltsamen Funden im
Dortmunder U-Turm erfährt, stößt er auf die „Magic Foils of Dortmund“, goldene Filmrollen,
die sich unterhalb des Turmes befinden sollen. Auf diesen Filmrollen befindet sich exakt das
selbe Material, was er erst vor kurzem gedreht hat. Als er die Bilder projizieren will, versucht
der Senator der Stadt dies zu verhindern. Er befürchtet einen zu großen Einfluss des
Künstlers auf die Stadt, da die öffentlichen Bilder von überall zu sehen sein würden. Die
Verhinderung gelingt ihm jedoch nur teilweise, denn der Turm und damit auch die von
Winkelmann programmierten Bilder machen sich selbstständig. Und auch hinter den, schnell
vom Senator errichteten großen Krankenkassen-Gebäuden sind die Bilder noch zu sehen.
Und der Turm lebt weiter, obwohl jegliche Technik zerstört wird...
5. Textstellen für den Unterricht
01.
WINKELMANN: Ich habe nichts gemacht.
Ich habe einfach nur die Schublade aufgemacht.
Da flog ein Vogel heraus.
Ich spürte die Luft im Zimmer durch das Schlagen der Flügel.
Und der flog immer wieder gegen die Wand. Immer wieder.
---------------------------02.
KRÜGER: Wenn man einen Film über etwas machen will, braucht man Fakten. Da kann ein
bisschen Recherche nicht schaden.
BILLE: Er macht keinen Film über das U. Er macht Filme für das U.
Und Film ist das falsche Wort.
WINKELMANN: Richtig. Es geht eher um eine Erscheinung.
KRÜGER: Eine aus der Luft gegriffene Erscheinung ohne Recherche, ohne Fakten,
das könnt ihr ohne mich machen.
BILLE: Er sucht das Geheimnis des Turms! Nicht die Fakten!
---------------------------03.
WINKELMANN: Was soll ich machen, ich erfinde Tauben, die schon erfunden sind.
PRODUZENTIN: Es gibt Dinge, die müssen nicht mehr erfunden werden.
WINKELMANN: Sag ich ja. Alles, was ich denke, ist schon gedacht. Was ich erfinde, ist
schon erfunden. Was ich mache, ist schon gemacht. [...]
Vor sechs Wochen filmte ich Tauben. Und dann?
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BILLE: Dann entziffern wir diese „Magic Foils of Dortmund“, die mindestens 85 Jahre alt sein
müssen, und was finden wir? Dieselben Tauben! Exakt denselben Film! In diesen
„Golden Foils of Dortmund“.
WINKELMANN: Wie kommen die da rein? Das zieht einem den Boden unter den Füßen
weg! Verstehst du das? Was soll ich machen? [...]
Das ist grauenhaft. Ich bin ein Plagiator meiner selbst.
---------------------------04.
BEATE: Wir haben ja versucht, ihm das Projekt madig zu machen. Aber der lässt sich nicht
abschrecken.
M C: Weil sie keine Richtlinien haben.
BEATE: Er geht mit seinen Bildern wirklich aufs Dach!
M C: Eine Administration ihrer Größenordnung braucht allgemein verbindliche Richtlinien
und Verwaltungsstandards für Kreativität.
BEATE: Wir haben ihn gewarnt. Wir haben gesagt, da ist es zugig und kalt.
M C: Sie können doch nicht zulassen, dass der Kreative einfach erfindet, was er will. Das
zerstört die Kredibilität der Administration. Bilder auf dem Dach! Das kann sich eine
Kommune nicht bieten lassen. Das strahlt ja in die ganze Stadt!
1. Phantasie des Künstlers, gemischt mit Geschichte vom Bergbau (Tauben unter Tage)
2. Wieviel Freiheit braucht die Kunst?
3. Fiktion und Wirklichkeit Gibt es die „Magic Foilds of Dortmund“ wirklich?
4. Bürokratie und Künstler im Widerstreit
6. Inka Pauly, Das Geständnis der Frau des Architekten
„Ich gebe zu, meinen Mann überredet zu haben, beim Architektenwettbewerb für
das Bochumer Buisness Welcome Center eine Pyramide zu planen. Der OB wollte einen
Kubus. 6-8 Stockwerke, a 2000 Quadratmeter. Das steht er nicht durch, der OB, ist meinem
Mann gesagt worden. Und selbst wenn er das durchsteht – angeschlagen ist er allemal.
Irgendwas findet sich immer. Der kann ja gar nicht wissen, was er alles unterschreibt, den
ganzen Tag. Er hat auch keinen Rückhalt mehr in der Partei. In der Fraktion schon gar nicht.
Ich hab gesagt, da musst du jetzt mal tapfer sein, mein Schatz. Mach einfach das Gegenteil.
Ich bin dann erstmal in die Küche gegangen, weil mir auf die Schnelle nichts einfiel, was das
sein könnte. Das Gegenteil von einem Kubus? Er kam dann hinter mir her.
Pyramide, sagte er. Und zwar Stufenpyramide. Damit mach ich ihn fertig, hat er gesagt.
Und das war einzig und allein seine Idee.
Die Quartierentwicklungs-Beauftragte ist total ausgeflippt. Ich wusste damals nicht, das die
Beiden ein Verhältnis hatten, aber ist ja auch egal. Sie meinte: So eine Pyramide ist ja nicht
irgendein Körper! Eben. Die Pyramide ist die Mutter aller Bauten. Einfach basic. Pyramide an
sich ist basic. Stufenpyramide ist ultra basic. Und oben drauf dieses weibliche, runde O.
Das Bochumer O! Ein Bild, das um die Welt geht, Wahnsinn. Mein Mann sagt, das reicht, ein
Bild, um die Welt. Er sagt, das ist Stahlkraft. Darf man nicht mit Realität verwechseln, sagt er
...Und ich bin stolz auf ihn, ein Mann der Pyramiden baut, das hat was.
Dass die Gelder dann nach Dortmund gegangen sind, dafür kann er wirklich nichts.
Er hatte immer eine Pyramide im Kopf. Nie eine Altbausanierung. Immer ein O, kein U.
Dann haben sie ihn ja auch rausgeekelt. Aber so sind die Dortmunder. Nicht alle, aber...
Das ist für einen Bochumer kaum zu ertragen. Obwohl, auch wenn wir längst in Berlin leben–
und mein Mann letztlich in Wattenscheid gebürtig ist. Ist eben so.“
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7. Aus: „Kleiner Leitfaden zur U-Turm Geschichte“ Adolf Winkelmann
„Zu spät bemerkten die Bewohner der Bergbau-Metropole, dass sie sich selbst den Boden
unter den Füßen aushöhlten und das Land zwischen Emscher und Ruhr um 23 Meter
absackte. Mit unzähligen Pumpwerken begannen sie, den Anstieg des Grundwassers
aufzuhalten, bis Anfang der fünfziger Jahre das Pumpen nicht mehr finanzierbar war. Im
Süden von Dortmund entstand zunächst ein Tümpel (Phönixsee), der sich alsbald in ein
Binnenmeer bis an den Rand von Duisburg auswuchs. Die Bevölkerung zog sich an die Ufer
zurück, baute Hunderttausende von gemütlichen Strandlauben und schmückte ihre
Wohnräume mit Bildern der sprudelnden Flut.
Das hie abgebildete Gemälde erzählt die Geschichte des schrecklichen Tages, als der
U-Turm in Folge eines Kurzschlusses innerlich brennend, in den Fluten versank.“
(Quelle: Krüger, Jost und Winkelmann, Adolf: Winkelmanns Reise ins U. 2011)
Erarbeitung des Materials Sarah Jasinszczak, Theaterpädagogin Schauspiel Dortmund
und Katharina Kücke, Praktikum Theaterpädagogik Schauspiel
Studentin Theater/Medienwissenschaften Bochum (5. Semester)
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