Arbeitsfähigkeit und Invalidität

Werbung
Arbeitsfähigkeit und Invalidität
Im Dschungel der Begriffe
Dr. med. Christel Nigg
FMH Innere Medizin
FA Psychosomatik und Psychosoziale Medizin
FA Vertrauensarztmedizin
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Programm
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Ein bisschen Sozialversicherung
Fallvorstellung
Probleme
Instrumente
Fazit
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Nach Aristoteles
Definition von AUF
ƒ "Es zeichnet einen gebildeten Geist aus, sich mit
jenem Grad an Genauigkeit zufrieden zu geben,
den die Natur der Dinge zulä
zulässt, und nicht dort
Exaktheit zu suchen, wo nur Annä
Annäherung mö
möglich
ist." - Nikomachische Ethik
ƒ Ist ein juristischer – kein medizinischer Begriff (Art.
6 ATSG)
ƒ AUF ist die durch Beeinträ
Beeinträchtigung der
körperlichen,
rperlichen, geistigen oder psychischen
Gesundheit bedingte volle oder teilweise
Unfä
Unfähigkeit, im bisherigen Beruf oder
Aufgabenbereich zumutbare Arbeit zu leisten
Nicht mehr
Nur noch beschrä
beschränkt
Noch noch mit der Gefahr der Verschlimmerung
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Erläuterung zu AUF
Gesundheit
ƒ Relevant ist die bisher ausgeü
ausgeübte Tä
Tätigkeit, nicht
die medizinischmedizinisch-theoretische Einschrä
Einschränkung
ƒ die Gesundheitsstö
Gesundheitsstörung muss einen Grad mit
Krankheitswert erreichen, d.h., sie muss
struktureller Natur sein und/oder eine Behandlung
zur Folge haben.
ƒ Bei langer Dauer der AUF – d.h. nach mehreren
Monaten, kann auch eine zumutbare Tätigkeit in
einem anderen Beruf oder Aufgabenbereich ins
Auge gefasst werden.
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
ƒ WHOWHO-Definition: Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen
körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht alleine
alleine
das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.
ƒ Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfä
Leistungsfähigkeit eines
Individuums fü
für die wirksame Erfü
Erfüllung der Rollen und Aufgaben, fü
für
die es sozialisiert ist. (T. Parsons,
Parsons, Arbeitssoziologe)
ƒ Gesundheit wird als mehrdimensionales Phä
Phänomen verstanden und
reicht über den Zustand der Abwesenheit von Krankheit hinaus
(Bundesministerium fü
für Bildung, Wissenschaft, Forschung und
Technologie 1997)
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
1
Krankheit (Art. 3 Abs.1 ATSG)
ƒ Krankheit ist jede Beeinträ
Beeinträchtigung der kö
körperlichen,
geistigen oder psychischen Gesundheit, die nicht Folge
eines Unfalls ist und die eine medizinische Untersuchung
oder Behandlung erfordert oder eine Arbeitsunfä
Arbeitsunfähigkeit zur
Folge hat.
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Erwerbsunfähigkeit (Art. 7 ATSG)
Invalidität (Art. 8 ATSG)
ƒ EU ist der durch Beeinträ
Beeinträchtigung der körperlichen,
geistigen oder psychischen Gesundheit verursachte und
nach zumutbarer Behandlung und Eingliederung
verbleibende ganze oder teilweise Verlust der
Erwerbsfä
Erwerbsfähigkeit auf dem in Betracht kommenden
ausgeglichenen Arbeitsmarkt
ƒ Aufgabe der Medizin:
– objektivierbare Grundlagen der Arbeitsunfä
Arbeitsunfähigkeit
liefern
– Prognose stellen
ƒ Invaliditä
Invalidität ist die voraussichtlich bleibende oder längere
Zeit dauernde ganze oder teilweise Erwerbsunfä
Erwerbsunfähigkeit
– Gesundheitliche Beeinträ
Beeinträchtigung muss:
ƒ Stabil
ƒ Irreversibel
ƒ Einschrä
Einschränkung um mind. 40% der AF/1 Jahr
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
IV-Grad (Art. 16 ATSG)
Tabelle IV-Grad und Rentenhöhe
ƒ ist der Grad der wirtschaftlichen Einbusse - nicht der
medizinisch bedingten Einbusse der Leistungsfä
Leistungsfähigkeit
– Nach Behandlung
– Nach Wiedereingliederung
ƒ Wird von der IV festgelegt
ƒ Beispiel:
Valideneinkommen:
Valideneinkommen:
Invalideneinkommen:
Differenz:
Erwerbseinbusse:
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Fr. 70.000
Fr. 32.000
Fr. 38.000
54% - IVIV-Grad
IVIV-Grad
RentenRentenanspruch
max
mini
70%
1/1
2210,2210,-
1105,1105,-
6060-69%
3/4
1658,1658,-
829,829,-
5050-59%
1/2
1105,1105,-
553,553,-
4040-49%
1/4
553,553,-
276,276,-
0-39%
kein
0
0
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
2
Fazit
ƒ Der IVIV-Grad entspricht in der Regel nicht
dem Grad der Arbeitsunfä
Arbeitsunfähigkeit.
Noch mehr Begriffe
ƒ
ƒ
ƒ
Zumutbarkeit
Willensanspannung
Mitwirkungspflicht/SchadensMitwirkungspflicht/Schadensminderungspflicht
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Zumutbarkeit
Mitwirkungspflicht
ƒ Ärztlich: Belastbarkeitsniveau
– Arbeitsschwere, konkrete Einschrä
Einschränkungen, Arbeitszeit,
Arbeitstempo
ƒ Juristisch:
– Verhalten, dass von einer Person erwartet oder verlangt
werden darf, auch wenn dieses Verhalten mit
Unannehmlichkeiten oder Opfern verbunden sein kann.
– Ist auch als Ausdruck der zu erwartenden
Willensanspannung zu verstehen, die fü
für die
Überwindung von inneren Erschwernissen notwendig ist
ƒ Therapien:
– Medikamentö
Medikamentös
– PhysioPhysio-Psychotherapie
– Operationen
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Patientin R.F. 1962
Erstkontakt
ƒ Zuweisung im April 2003 über einen
Kardiologen an das USZ (Zentrum) mit dem
Hinweis auf ein komplexes Krankheitsbild,
DD endokrinologisches oder angiologisches
Leiden.
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
ƒ Termin 24.10.2003
ƒ Im August vorab EigenEigen-Dokumentation der
Patientin erhalten
ƒ Beginn der Beschwerden Okt. 82 nach EBVEBVInfektion
ƒ Aktuelle Beschwerden: Diff.
Diff. Bauchbeschwerden,
Blä
Blähungen, Kribbeln im Kopf, Augenbrennen,
Gesichtsschwellung, Erschö
Erschöpfung, Druck auf der
Blase, vag. Ausfluss, kraftlose Beine, Schwindel.
AUF 100% seit Mä
März 2003.
ƒ Diverse Arbeitsversuche gescheitert
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
3
Ergebnisse
ƒ Körperlicher Status bis auf BMI 17.5 unauff.
unauff.
ƒ Sämtliche bisher durchgefü
durchgeführten
Untersuchungen ohne pathologischen
Befund (Sono
(Sono,, Colo,
Colo, Gastro,
Gastro, Lapski,
Lapski, CT
Abdomen, ORL, Pneumo,
Pneumo, Gyn,
Gyn, Kardio,
Kardio,
Immunologie, MRI Schä
Schädel)
Differentialdiagnose
ƒ Es wurden mehrfach evaluiert:
– Pankreasinsuffizienz, M. Whipple,
Whipple, Sprue,
Sprue,
Polyneuropathie, M. Addison,
Addison,
Schilddrü
Schilddrüsenfunktionsstö
senfunktionsstörungen, Porphyrie,
Porphyrie,
Hypophysenprozess, KHK, Diabetes mellitus,
Niereninsuffizienz, MS
– In zwei Arztbriefen zarte Andeutung einer
„erheblichen funktionellen Überlagerung.
– Keine psychosomatische Diagnose
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosoziale Anamnese
Psychosoziale Anamnese
ƒ Älteste von vier Kindern
– Familie sei immer Ressource gewesen
– Immer krä
kränklich, fü
fühlte sich missgestaltet
ƒ Mit 19 Opfer einer Vergewaltigung
– Anschliessende Beziehung mit sex. Schwierigkeiten
ƒ Anschliessend viel gereist, nach Rü
Rückkehr
schwanger von drogensü
drogensüchtigem Partner
– Schwangerschaftsabbruch (wg. gesundheitlicher
Probleme)
ƒ 1982 EBVEBV-Infekt
– Fühlte sich im Krankenhaus als Objekt, es war
die Hö
Hölle
ƒ Spä
Später Heirat, Ehemann hat Fitnessstudio,
Patientin trainiert wie wild, findet sich aber
wenig attraktiv
– Geburt der Tochter, die zu gross war (53 cm)
– Sehr kö
körperbetonte sexuelle Beziehung
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosoziale Anamnese
Psychosoziale Anamnese
ƒ Partnerschaft/Familie
– Zunehmend Konflikte wegen ihrer Konstitution
– Gewalterfahrung
– Scheidung, seither alleinerziehend
– Neuer Partner, aber trotzdem einsam
– Unerfü
Unerfüllter Kinderwunsch, aber schwierige
Beziehung zur Tochter
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
ƒ Beruf/Finanzen
– Arbeitete lange in einem Bü
Büro, aktuell 100%
AUF
– Verschuldung, u.a.
u.a. durch Inanspruchnahme
komplementä
komplementärmedizinscher Therapien
ƒ Ressourcen:
– Verstä
Verständnisvoller Hausarzt
– Sonst wenig
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
4
Diagnose
ƒ Somatisierungsstö
Somatisierungsstörung (F 45.0)
– Zeitliches Kriterium erfü
erfüllt
– Multiple Beschwerden
– Patientin ist sozial und funktional behindert
(AUF, Scheidung, kaum soz. Kontakte)
– Mehrfach Hilfe im komplementä
komplementärmed.
rmed. Sektor
gesucht
ƒ Depression: nicht sicher ausgeschlossen,
Müdigkeit, Morgentief, Energielosigkeit
ƒ Angst: nicht sicher ausgeschlossen, fü
fürchtet um
vieles, um Kind, Gesundheit, Zukunft
ƒ PTSD: nicht sicher ausgeschlossen, hat
traumatische Erfahrungen gemacht, aber keine
sicheren diagnostischen Hinweise
ƒ Essstö
Essstörung: nicht sicher ausgeschlossen, tiefer
BMI und Kö
Körperwahrnehmungsstö
rperwahrnehmungsstörung
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Procedere
Verlauf
ƒ Therapieziele:
ƒ Wunsch der Patientin:
– Verbesserung der somatischen und sozialen
Leistungsfä
Leistungsfähigkeit
– Erhalt/Wiederherstellung der Arbeitsfä
Arbeitsfähigkeit
ƒ Therapie:
–
–
–
–
–
–
Psychiatrische Komorbidität
Psychiatrische Evaluation, ggf. Psychopharmaka
stat.
stat. Reha in Fachklinik
Physiotherapie
Akupunktur
Beschwerdekalender
Niederfrequente regelmä
regelmässige Konsultationen
– 100% Gesundheit und Beschwerdefreiheit oder
– Unterstü
Unterstützung des IVIV-Antrages
ƒ Alle Vorschlä
Vorschläge meinerseits wurden von der
Patientin mit „ja aber“
aber“ abgelehnt
–
–
–
–
–
Psychiater: schlechte Erfahrung
Psychopharmaka: Gift
Stat. Reha: Versorgung des Kindes unsicher
Akupunktur: hat sie sowieso, nutzt nichts, tut aber gut
Physio: zu wenig leistungsorientiert
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Auftrag
Wiederholung
ƒ Zuweisender Spezialist: Diagnose des komplexen
Krankheitsbildes
– erfü
erfüllt
ƒ Patientin: Stellen der seltenen Diagnose und
Wiederherstellung der Gesundheit
– nicht erfü
erfüllt
ƒ Hausarzt: Stellungnahme zur Arbeitsunfä
Arbeitsunfähigkeit:
– noch offen
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
ƒ AUF ist die durch Beeinträ
Beeinträchtigung der
körperlichen,
rperlichen, geistigen oder psychischen
Gesundheit bedingte volle oder teilweise
Unfä
Unfähigkeit, im bisherigen Beruf oder
Aufgabenbereich zumutbare Arbeit zu leisten
Nicht mehr
Nur noch beschrä
beschränkt
Noch noch mit der Gefahr der Verschlimmerung
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
5
Frage
ƒ Kann die Patientin weiterhin im Bü
Büro
arbeiten?
– PC/Bildschirm
– ganztags sitzend
ƒ Wenn nein, welche Einschrä
Einschränkungen liegen
vor und wie kann ich diese begrü
begründen.
Unsere Patientin
ƒ Körperlich: keine Diagnose mit
Krankheitswert zu erheben – EFL?
ƒ Geistig: kein Hinweis fü
für die Einschrä
Einschränkung
der geistigen Leistungsfä
Leistungsfähigkeithigkeitneuropsychologische Testung?
ƒ Psychisch: hier ist noch Evaluationsbedarf
ƒ Mitwirkungspflicht von Patientinnenseite:
– Alle vorgeschlagenen Therapien werden
abgelehnt
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Problem der AUF
Einflussfaktoren Arzt
ƒ Schon in der somatischen Medizin ist die
Beurteilung der Arbeitsfä
Arbeitsfähigkeit nicht einfach
ƒ Besonders problematisch beim Fehlen
somatischer Befunde und subjektivem Leiden des
Patienten
ƒ Oft fehlen genauere Kenntnisse bez. des
konkreten Arbeitsplatzes und der Anforderungen
ƒ Frü
Früher: Diagnose – Prognose
ƒ Heute: Konzept der EFL - ICF
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Einflussfaktoren Patient
ƒ Patienten, die eine extensive medizinsche Versorgung
anstreben, schä
schätzen ihre AUF hö
höher ein als jene, die sich
selbst behandeln.
ƒ Die Selbsteinschä
Selbsteinschätzung der AUF ist unabhä
unabhängig von der
Schwere und Objektivierbarkeit der Symptome (Szapalski et al,
Spine 20: 431431-422; 1995)
ƒ Einflussfaktoren fü
für Selbsteinschä
Selbsteinschätzung sind
Bewä
Bewältigungsfä
ltigungsfähigkeit, Affektzustä
Affektzustände, Persö
Persönlichkeit,
Bildungsgrad, Arbeitsprobleme, Angst vor
Einkommensverlust und sekundä
sekundärer Gewinn.
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
ƒ In etwa 87% der Fä
Fälle schreibt der Arzt seinen Patienten
AUF, obwohl er keinen ausreichenden Grund dafü
dafür hat
(Englund et al, Scand.
Scand. J Prim. Health care 18: 8181-86; 2000)
ƒ 41% der Ärzte, die ohne Begrü
Begründung eine AUF ausstellen,
fühlen sich von ihren Patienten manipuliert. (Mayhew et al, J
Fam Pract 26: 651651-655; 1988
ƒ 50% der Ärzte sind geneigt, die klinischen Daten zu
übertreiben, um die Krankschreibung zu rechtfertigen.
ƒ 80% der Ärzte sehen in der AUFAUF-Beurteilung ein
Zerwü
Zerwürfnis ihres ArztArzt-PatientPatient-Verhä
Verhältnis
ƒ 62% der Ärzte erkennen darin einen grö
grösseren
Interessenkonflikt. (Zinn et al, J Gen Intern Med 11; 525525-532; 1996
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Therapeutische versus
Versicherungsmedizin
ƒ Aufgaben Therapeut: Beschwerden –
Befunde – Diagnose
ƒ Aufgabe der Versicherungsmedizin:
Feststellen von AUF – Beurteilung der
zumutbaren Willensanstrengung
ƒ Jurist: Zumutbarkeit (Erwerbstä
(Erwerbstätigkeit –
Erwerbliche Auswirkungen – Invaliditä
Invalidität)
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
6
Zeit – Dauer - Chronifizierung
ƒ Wer zur Arbeit zurü
zurückkehrt und Warum
– Vergleichende 66-Ländernder-Studie
– Wiederaufnahme der Arbeit nach
Rückenproblemen
– Dänemark, Deutschland, Israel, Niederlande,
Schweden, USA
– Beobachtungszeitraum 2 Jahre
– Demographische Risikofaktoren,
Gesundheitszustand und Arbeitsplatz
Ergebnisse
ƒ Demographische Risikofaktoren
– Alter über 55 Jahre
– Weibliches Geschlecht
– Niedriges Bildungsniveau
– Single
ƒ Gesundheitszustand - Protektiv
– Geringere Schmerzintensitä
Schmerzintensität
– Bessere Restfunktionskapazitä
Restfunktionskapazität
– Kein Zusammenhang der Arbeitsaufnahme mit der Intensitä
Intensität der
ärztlichen Behandlung
– In USA trotz fü
fünfmal hö
höherer OPOP-Rate als in Schweden keine
bessere Rü
Rückkehrrate
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Ergebnisse
Entscheidend
ƒ Arbeitsplatz
– Sicherheit des Arbeitsplatzes erhö
erhöht die
Rückkehrrate
– Aber im Gegensatz dazu beschleunigt die
Androhung von Entlassung die Rü
Rückkehrrate
– Flexibilitä
Flexibilität bez. Arbeitsplatz, Arbeitszeit und
Anforderungsprofil erhö
erhöht die Rü
Rückkehrrate
ƒ Bei lä
längerer Abwesenheit (6 Monate) vom
Arbeitsplatz sinkt die Rü
Rückkehrquote
drastisch – es droht die Invalidisierung
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Möglichkeiten und Vorgehen
Besondere Aspekte
ƒ Stellen einer Diagnose – und Feststellen der damit
verbundenen Funktionsdefizite (Impairment
(Impairment und
Disability)
Disability)
ƒ Aussage über Beeinflussbarkeit der Behinderung
ƒ Evaluation des Arbeitsplatzes
ƒ Evaluation der notwendigen kö
körperlichen,
geistigen und psychischen
Fähigkeiten/Fertigkeiten
ƒ Was fä
fällt auf? (z.B. starkes Schonverhalten,
Teamverhalten, Leidensdruck, Verä
Veränderungswillen)
ƒ Kognitiv: Ausdauer, Belastbarkeit, Konzentration,
Lernfä
Lernfähigkeit, Katastrophisierungstendenz,
Katastrophisierungstendenz, Hilflosigkeit)
ƒ über die AF/EF entscheidet nicht alleine die
gesundheitliche Stö
Störung (nach ICD 10 –Code), sondern die
damit verbundenen bleibenden, nicht mehr verbesserbaren
Einschrä
Einschränkungen von Funktionen
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
7
Mögliche Hilfsmittel
ƒ Evaluation der funktionellen Leistungsfä
Leistungsfähigkeit – vor allem
bei Schmerzpatienten und muskuloskelettalen
Erkrankungen
ƒ Neuropsychologische Testung (bei Klagen über
Konzentrationsdefizite, neurologischen Erkrankungen)
ƒ Psychiatrische Beurteilung (liegt eine psychiatrische
Komorbiditä
Komorbidität vor)
ƒ Arbeitsbeschrieb vom Arbeitgeber oder Patient (was,
wann, wie oft, wie schwer)
ƒ Bei Hausfrauen: Evaluation der Haushaltsfä
Haushaltsfähigkeit
(Haushaltsassessment)
Haushaltsassessment) (Bellikon)
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
IMPAIRMENT, DISABILITY,
HANDICAP
Disability
(Behinderung)
ICF – International Classification
of Functioning
ƒ Schä
Schäden der Funktion und Struktur
– Persö
Persönlichkeit, Ressourcen
ƒ Stö
Störung der Aktivitä
Aktivitäten
– Psychosoziale Kontextfaktoren
ƒ Stö
Störung der Partizipation
– Subjektives Erleben der Anforderungen
– Kongruenz der eingeschrä
eingeschränkte
Partizipationsmö
Partizipationsmöglichkeiten in allen
Lebensbereichen
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Wichtig
ƒ AUF immer nur begrenzt ausstellen
ƒ AUF nicht primä
primär vom Verlauf abhä
abhängig machen,
sondern ein Konzept vermitteln
ƒ AUF auch therapeutisch nutzen
ƒ AUF differenziert ausstellen (Zeit, Pensum etc)
ƒ Keine Berufsalternativen angeben
ƒ Beschreiben, was an Restfunktion vorhanden ist
ƒ Erwä
Erwähnen von zusä
zusätzlichen Belastungen, aber
keine Aufzä
Aufzählung der sozialen Einflussfaktoren
Anmerkung:
Anmerkung: der Begriff “Handicap”
Handicap” kommt in diesem Modell nicht mehr vor
Psychosomatik
und
Arbeit
Nach Verbeek JH; PLOS Med (2006) 3: e88
und Verbeek
J and
Van Dijk F; Lancet (2008) 336: 519519-520
21.10.2009
Fallstricke
ƒ Medizin: BioBio-PsychoPsycho-Soziales
Krankheitsmodell
ƒ Rechtsprechung: BioBio-Psychisches
Krankheitsmodell
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
Einige Zahlen zur IV
ƒ Ausgaben IV 2006: 11.5 Milliarden CHF
ƒ Knapp eine halbe Mio Leistungsbezü
Leistungsbezüger
(Rente und Eingliederungshilfen)
ƒ Knapp 300.000 IVIV-Renten (75% 1/1)
ƒ Pychische Grü
Gründe sind fü
für die meisten
Neuberentungen verantwortlich, danach
muskuloskelettale Beschwerden
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
8
Fazit
Prognose
ƒ Die schlussendliche Anerkennung eines
Gesundheitsschadens als invalidisierendes Leiden ist eine
gesellschaftspolitische und juristische Fragestellung –
keine medizinische
ƒ Aufgabe der Medizin: transparente und nachvollziehbare
Darlegung der mit der Erkrankung verbundenen
Funktionseinbussen ohne Wertung und unparteiisch
ƒ Die Arbeitsunfä
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist ein sehr
einflussreiches und wichtiges therapeutisches Instrument
mit Wirkungen und Nebenwirkungen
ƒ Prognosen sind schwierig – vor allem, wenn
sie die Zukunft betreffen
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
– (Niels Bohr)
Psychosomatik und Arbeit
21.10.2009
9
Herunterladen