Effektiv entwurmen. Rundwürmer, Bandwürmer und Magendasseln kompromisslos bekämpfen. TH Entwurmer 2012.indd 1 21.06.12 08:40 kor rektes ent wu rm en TH Entwurmer 2012.indd 2 Zur Eingabe von antiparasitären Medikamenten stehen für Pferde alternativ zu den bekannten Pasten in der Maulspritze auch praktische Kautabletten zur Verfügung. Diese werden von vielen Pferden direkt aus der Hand genommen, nach Bedarf zusammen mit einigen Leckerli. Man kann sie aber auch über das Krippenfutter verabreichen. EntwurmungsTabletten können direkt aus der Hand oder auch zerkleinert mit dem Krippenfutter verabreicht werden. Entwurmungs-Injektionslösungen für Rinder oder Schweine können bei Pferden nicht ausreichend wirksam sein oder schwere Nebenwirkungen auslösen. Ihre Anwendung ist daher nicht empfehlenswert und zudem strafbar. Das gilt auch für den Import von Entwurmern aus dem Ausland, z. B. über Internet-Versender. 21.06.12 08:40 Auch Stallpferde werden von Parasiten befallen. Ohne Weide – Kein Pferd Pferde benötigen täglichen Weidegang. Denn nur auf der Weide und mit weiteren Pferden in der Gruppe können sie ihre artgemäßen Bedürfnisse nach Bewegung, Luft, Klimareizen, pferdegerechtem Rauhfutter und sozialen Kontakten befriedigen. Praktische Erfahrungen hoch qualifizierter Sportreiter aus allen Disziplinen zeigen zudem, dass auch und gerade für Sportpferde ein – dosierter – Weidegang die Leistung spürbar verbessert. Auf der Weide lauern jedoch Gesundheitsgefahren durch Parasiten. Das gilt insbesondere unter folgenden Bedingungen: ò bei schlechter Weide- und Stallhygiene, ò ò ò ò ò ò hoher Besatzdichte, jungen Pferden/Fohlen, tragenden Stuten, wechselnden Gruppen, neu eingestellten Tieren und Hochleistungspferden. Dann sind hygienische Maßnahmen sowie eine strategische Parasitenbekämpfung mit Medikamenten vom Tierarzt besonders wichtig. Das Risiko für eine Infektion mit MagenDarm-Parasiten ist auch bei wenigen Stunden täglichen Weideganges gegeben. TH Entwurmer 2012.indd 3 21.06.12 08:40 Im Verlauf des Sommers steigt die Infektionsgefahr auf der Weide überproportional an. Daher ist es gerade im Hochsommer wichtig, korrekt zu entwurmen. Im wesentlichen gibt es drei wichtige Parasitengruppen bei Pferden: òRundwürmer òBandwürmer òMagendasseln Eine gewisse Zahl dieser Parasiten im Pferd lässt sich kaum vermeiden. Zu hoch ist das allgegenwärtige Infektionsrisiko. Mit geringen Parasitenzahlen wird das Immunsystem des ansonsten gesunden Pferdeorganismus durchaus fertig. Der gefährliche Massenbefall jedoch, wie er unter den heutigen Haltungsbedingungen oft beobachtet wird, ist ohne systematische „Entwurmung” nicht zu verhindern. Das Ziel ist also ein parasitenarmes Pferd. Wie viele jährliche Entwurmungen sind zur Erreichung dieses Zieles erforderlich? Darüber gibt es unterschiedliche wissenschaftliche Ansichten. Als Grundsatz gilt: Je jünger die Pferde sind, je mehr Weidegang sie haben, je höher die Besatzdichte ist und je häufiger die Herdenzusammenstellung wechselt, desto öfter muss entwurmt werden. Für erwachsene Pferde sind im allgemeinen drei bis fünf Behandlungen im Jahr ausreichend. Entscheidend ist vor allem die ergänzende Weidehygiene: Das Absammeln des Kotes alle zwei bis drei Tage vermindert die Gefahr von neuem Parasitenbefall erheblich. TH Entwurmer 2012.indd 4 21.06.12 08:40 Par asi ten bek ämpfung Allgemein verbindliche Empfehlungen zur Häufigkeit von antiparasitären Behandlungen sind daher kaum zu geben. Folgende Behandlungsempfehlungen haben sich unter Praxisbedingungen für erwachsene Pferde bewährt: ò Je eine Behandlung findet zu Beginn und zum Ende der Weideperiode statt. ò Dazwischen wird – je nach Dauer der Weidezeit – ungefähr alle acht Wochen behandelt. Das sind dann in der Regel zwei bis drei weitere Termine. ò Die Herbst-/Winterbehandlung sollte mit einem Präparat durchgeführt werden, das auch gegen Magendasseln wirksam ist. ò Mindestens zwei Entwurmungen sollen auch alle für Pferde relevaten Bandwürmer erfassen. ò Im Einzelfall kann nur eine Kotuntersuchung Aufschluss darüber geben, ob eine Behandlung erforderlich ist. Wann entwurmen? Eine Jahresplanung (Empfehlung) für erwachsene Pferde Apr Mai Behandlung gegen Rundwürmer TH Entwurmer 2012.indd 5 Jun Jul Behandlung gegen Rundwürmer und Bandwürmer aug sep Behandlung gegen Rundwürmer okt nov Behandlung gegen Rundwürmer, Bandwürmer und Magendasseln Nach Bedarf: im Januar zusätzlich gegen Rundwürmer und Magendasseln 21.06.12 08:40 run dwu rm befall TH Entwurmer 2012.indd 6 Die beste Prophylaxe gegen verkapselte Larven kleiner Palisadenwürmer ist eine ganzjährige konsequente Parasitenbekämpfung, mit der besonders im Sommer und Herbst nicht ausgesetzt werden darf. Immer wieder: Palisadenwürmer Man unterscheidet Große und Kleine Palisadenwürmer (Große und Kleine Strongyliden). Palisadenwürmer (auch Blutwürmer genannt) entwickeln sich in einem mehrstufigen Zyklus: Erwachsene Würmer im Darm produzieren Eier. Diese gelangen mit dem Kot in die Außenwelt. Dort schlüpfen daraus Larven. Die Erstlarven wachsen in den bodennahen Grasbereichen zu Zweit- und schließlich zu Drittlarven heran. Die infektiösen Drittlarven wandern aus dem Kot großflächig aus, kriechen auf die Grasspitzen und werden dort vom Pferd aufgenommen. Sie entwickeln sich im Körper zum vierten und fünften Larvenstadium und dann schließlich im Darm zum erwachsenen Wurm. 21.06.12 08:40 Während der Entwicklungszeit wandern die Larven der Großen Palisadenwürmer durch die inneren Organe des Pferdes. Auf diesem Weg richten sie schwere Schäden an. Typische Folgen sind innere Blutungen, Fieber und Blutbildveränderungen. In der Wand der Blutgefäße des Dickdarms können die Fraßschäden wandernder Larven Thrombosen (Gefäßverschlüsse) bewirken. Diese lösen nicht selten über eine Infarktbildung schwere, tödliche Darmkoliken aus. Die Larven der Kleinen Palisadenwürmer verkapseln sich zeitweise in der Darmwand. Beim Schlupf dieser verkapselten Larven können – vor allem im Winterhalbjahr – Durchfälle entstehen, meist bei jungen Pferden. Erwachsene Palisadenwürmer schädigen das Pferd durch Appetitverlust, Abmagerung, Blutarmut, Durchfall und Schwäche. Rundwürmer Der Entwicklungszyklus von Rundwürmern TH Entwurmer 2012.indd 7 21.06.12 08:40 Ban dwu rm befall TH Entwurmer 2012.indd 8 Um ganz sicher zu gehen, empfiehlt es sich für den Pferdehalter, mindestens zweimal im Jahr auch Bandwürmer zu bekämpfen. Zweimal jährlich behandeln Pferde-Bandwürmer heften sich mit vier Saugnäpfen an die Darmwand der Pferde. Dadurch können dort schwere Entzündungen entstehen. Bandwurmbefall kann sich in Abmagerung, Verdauungsstörungen und schlechtem Fell äußern. Am gefährlichsten ist jedoch das Risiko für schwere, oftmals tödliche Koliken durch die starke Schwellung der Darmschleimhaut im Anheftungsbereich der Bandwürmer. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass fast jedes dritte Pferd in Deutschland mit Bandwürmern belastet ist – unabhängig vom Alter. Bandwürmer werden durch einen Zwischenwirt übertragen: die Moosmilbe. Sie nimmt die über den Pferdekot aus dem Darm ausgeschiedenen Bandwurm-Eier auf. In der Moosmilbe entwickelt sich ein ansteckungsfähiges Zwi- 21.06.12 08:40 schenstadium. Dieses sogenannte Zystizerkoid nimmt das Pferd auf, wenn es beim Grasen Moosmilben verschluckt. Im Pferdedarm entsteht aus dem Zystizerkoid wieder ein erwachsener Bandwurm. Moosmilben kommen auf fast allen Weiden vor und sind nicht zu bekämpfen. Weil die Moosmilben als Zwischenwirte dafür sorgen, dass eine Weide flächendeckend für Pferde infektiös ist, sollten immer alle Tiere eines Bestandes gegen den Bandwurm behandelt werden. In Kotproben sind Bandwurm-Eier nur schwer nachzuweisen. Denn fast zwei Drittel aller Kotproben sind „falsch-negativ”. Das heißt: Obwohl der Tierarzt bei der Kotuntersuchung keine Bandwurm-Eier findet, kann das Pferd dennoch hochgradig verwurmt sein. Bandwürmer Der Entwicklungszyklus von Bandwürmern TH Entwurmer 2012.indd 9 21.06.12 08:40 magendasselbefa ll Der optimale Zeitpunkt für die rechtzeitige Behandlung gegen Magendasseln liegt zwischen Ende Oktober und Anfang November. Rechtzeitig behandeln Die erwachsenen Magendassel-Fliegen kleben ihre gelben Eier ab Juni an Vorderbeine, Mähne, Flanke und Maulbereich des Pferdes. In einigen Regionen treten sie gehäuft auf, anderenorts sind sie kaum verbreitet. Auch gibt es starke und schwache Dasseljahre. Aus den Eiern schlüpft nach vier bis acht Tagen eine infek­­ tiöse Larve (Larvenstadium eins), die vom Pferd aufgeleckt wird oder aktiv zum Maul kriecht. Diese Larve 1 verbleibt zu­nächst einige Zeit in der Maulschleimhaut und entwickelt sich dort weiter zum zweiten Larvenstadium. Diese Larve 2 wird in den Magen abgeschluckt. Als rotbraune, bohnengroße Larve 3 bohrt sie sich in die Magenschleimhaut ein. TH Entwurmer 2012.indd 10 21.06.12 08:40 Im Frühling gelangen die Larven über den Kot auf die Weide, verpuppen sich, und daraus schlüpfen die neuen Dasselfliegen, die wieder Eier am Pferd ablegen. Damit ist der Entwicklungszyklus geschlossen. Spätestens Ende September endet die Schwärmzeit der Dasselfliegen. Zwei bis vier Wochen danach sind auch aus den letzten Eiern die Larven geschlüpft und vom Pferd aufgenommen worden. Dann sollten sie auch ohne Verzug sofort bekämpft werden. Die früher empfohlene Dezemberbehandlung ist durch moderne Wirkstoffe überholt, die bereits die ersten Larvenstadien abtöten können. Magendasseln Der Entwicklungszyklus von Magendasseln TH Entwurmer 2012.indd 11 21.06.12 08:40 Spulwürmer sind besonders problematisch für junge Pferde während der ersten ein bis zwei Lebensjahre. Kurze Behandlungs-Intervalle Junge Pferde und Fohlen sind besonders empfänglich für Parasiten. Sie leiden daher noch stärker als erwachsene Pferde unter einer hohen Wurmbürde. Werden sie zu selten entwurmt, sind die Schäden be­sonders schwer. Daher gelten für diese Tiere kürzere Behandlungsintervalle als für erwachsene Pferde. Darüber hinaus gibt es speziell bei jungen Pferden gehäuft auftretende Parasiten. ò Zwergfadenwürmer (Strongyloides westeri) infizieren neugeborene Fohlen bereits aus infektiösen Larven über die Stutenmilch oder aus der Umgebung (Boden, Einstreu, Kot). Sie können sich bei Fohlen massenhaft vermehren und zu Durchfällen führen. Diese treten ab der zweiten TH Entwurmer 2012.indd 12 21.06.12 08:40 foh len & jungperde Woche nach der Geburt auf. Daher ist es sinnvoll, bereits die Stute kurz vor der erwarteten Geburt gegen Zwergfadenwürmer zu behandeln. Vergisst man diese Maßnahme, kann das Fohlen selbst zu Beginn der zweiten Lebenswoche behandelt werden. ò Spulwürmer (Parascaris equorum) plagen alle Jungpferde und schädigen sie zweifach: Wandernde Larven zerstören Leber- und Lungengewebe. Erwachsene Würmer sind sehr groß und können den Darm durch ihre Masse bei starker Infektion verstopfen. Es kommt zum Darmverschluss mit schwerster, oft tödlich verlaufender Kolik. Auch die Schä­den durch Darmentzündung und Nährstoffentzug können erheblich sein. Fohlen und Jungpferde bis zum Ende des zweiten Lebensjahres sollten alle sechs bis acht Wochen entwurmt werden. Danach kann man, bei hygienischen Haltungsbedingungen, auf den Rhythmus für erwachsene Pferde übergehen. TH Entwurmer 2012.indd 13 Bei ganz jungen Fohlen können Zwergfadenwürmer starke Durchfälle auslösen. Optimal ist eine Behandlung der tragenden Mutterstute kurz vor der Geburt. 21.06.12 08:40 Der Tierar zt als Ber ater Zur Fürsorge für das eigene Pferd gehört es auch, sich Gedanken über eine optimale Gesundheitsvorsorge zu machen. Weitere Parasiten Pferde können von einer Vielfalt verschiedener MagenDarm-Parasiten sowie anderer Schädlinge befallen werden. Neben den häufiger vorkommenden Großen und Kleinen Strongyliden, den Bandwürmern, Magendasseln, Spul- und Zwergfadenwürmern haben unter anderem folgende Parasiten eine Bedeutung: ò M agenwürmer, Pfriemenschwänze, Lungenwürmer, Rollschwänze, Mikrofilarien Diese Parasiten treten in der Regel jedoch in geringerem Umfang auf. Sie werden mit den üblichen Antiparasitika überwiegend erfasst. Die Tierärztin/der Tierarzt kann in diesen Fällen individuell beraten. TH Entwurmer 2012.indd 14 21.06.12 08:40 Resistenzen: (K)ein Problem? Resistenzen von Kleinen Palisadenwürmern gegen die Wirkstoffgruppe der Benzimidazole (z. B. Fenbendazol und Mebendazol) sind derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 90 % zu erwarten. Vereinzelt treten auch Resistenzen – vor allem von Pferdespulwürmern – gegen andere Wirkstoffe auf. Im Gegensatz zur Benzimidazolresistenz ist hier jedoch oftmals durch eine Dosiserhöhung um ca. 30 % wieder eine volle Wirksamkeit zu erreichen. Es empfehlen sich vor allem folgende Maßnahmen: ò Wirkstoffwechsel zwischen Ivermectin/Moxidectin und Pyrantel (wahlweise jährlich oder von Behandlung zu Behandlung) ò ausreichend hohe Dosis ò Zahl der erforderlichen Entwurmungen durch optimale Begleithygiene (Kotsammeln im Stall, auf dem Paddock und der Weide) reduzieren Wissenschaftler empfehlen zudem, möglichst oft vor einer anstehenden Entwurmung eine Kotuntersuchung vornehmen zu lassen, um die Pferde dann gezielt entwurmen zu können. Tierärztliche Beratung Diese Broschüre berücksichtigt den aktuellen wissenschaftlichen Standard. Sie enthält in Kurzform die wichtigsten Informationen zur Parasitenbekämpfung bei Pferden. Die Hinweise und Empfehlungen sind grundsätzlicher Art und können die unbedingt erforderliche ergänzende tierärztliche Beratung nicht ersetzen. TH Entwurmer 2012.indd 15 21.06.12 08:40 sCh wer e Pferde TH Entwurmer 2012.indd 16 MIT MEDIEN GESTALTEN n.hausmann 0175 · 97 67 795 PRAXISSTEMPEL Deutsche Warmblutpferde werden seit Jahren größer und schwerer. Knapp 60% der Tiere wiegen mittlerweile zwischen 600 und 700 kg, wie untersuchungen an mehr als 1.500 Pferden fast aller Rassen zeigten. Auch die Durchschnittsgewichte kleinerer Pferde und Ponys werden häufig unterschätzt: So wiegen knapp 40% der Haflinger zwischen 500 und 600 kg, 50% der Norweger bringen es ebenfalls auf 500 bis 600 kg und über 40% der erfassten Deutschen Reitponys wiegen 400 bis 500 kg. Daraus ergeben sich gewichtige Konsequenzen für die antiparasitäre Therapie: Denn unterdosierung kann eine fehlende Wirksamkeit der Produkte zur Folge haben und ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung von Resistenzen. So ist im Zweifelsfall immer von einem höheren Gewicht auszugehen und die Dosis für den Entwurmer entsprechend hoch zu bemessen. Virbac, Rögen 20, 23843 Bad oldesloe Telefon: 04531 / 805-111, www.virbac.de 21.06.12 08:40