Botanik der Nutzpflanzen

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Botanik der
Nutzpflanzen
Kurs 1
Wozu Botanik der Nutzpflanzen? Pflanzliche Zellen.
Kurs 2
Was nutzen wir (1)? Pflanzliche Energie
Kurs 3
Was nutzen wir (2)? Pflanzliche Inhaltsstoffe
Kurs 4
Grüne Gentechnik, Evolution der Nutzpflanzen und Globalisierung
Kurs 5
Pflanzliche Gewebe 1: Meristeme. Parenchyme. Leitgewebe.
Kurs 6
Pflanzliche Gewebe 2: Abschlussgewebe. Exkretionsgewebe.
Kurs 7
Pflanzliche Organe: Wurzel. Spross. Blatt. Blüte. Same. Frucht.
Kurs 8
Nutzpflanzengruppen 1: Hauptgericht: Poaceae, Fabaceae, Solanaceae
Kurs 9
Nutzpflanzengruppen 2: Beilagenteller: Brassicaceae, Asteraceae, Vitaceae
Kurs 10
Nutzpflanzengruppen 3: Gewürz und Heilung: Apiaceae, Lamiaceae, Lauraceae
9.Apotom
Botanik der
Nutzpflanzen
2: Was nutzen wir (1)? Pflanzliche Energie.
Food or Fuel?
Konzepte
Photosynthese
Chemie und Biologie der Speicherung
Assimilationsparenchyme
Praxis
Speicherparenchyme
Speicherorgane
Anwendung
Energiepflanzen: nächste Generation
Botanik der
Nutzpflanzen
Konzepte: Food or Fuel?
Energiepflanzen
Die moderne Zivilisation beruht auf
der intensiven Nutzung von Energie.
Der Vorrat an fossilen Brennstoffen
und Uran ist begrenzt.
Kohle, Gas und Öl sind Biomasse, die
im Karbon gebildet wurden.
Ein klassischer Zielkonflikt: nachwachsende Rohstoffe könnten helfen, die
Klimaerwärmung zu stoppen, aber konkurrieren mit dem Anbau von
Nahrungsmitteln. „Biosprit gegen Welthunger“ – so wird es in der Presse gerne
dargestellt. Aber stimmt das so?
Ihre Freisetzung in der Jetztzeit
zerstört die Balance des KohlenstoffKreislaufs und führt zur globalen
Erwärmung.
Energiepflanzen: nur so viel CO2, wie
zuvor gebunden war.
Botanik der
Nutzpflanzen
Konzepte: Food or Fuel?
Energiepflanzen
Schon 2009 stammten weltweit
etwa 20 % der Energieerzeugung
aus nachwachsenden Rohstoffen.
Biokraftstoffe erste Generation:
Leicht nutzbar, Stärke und Fette/Öle
Biokraftstoffe zweite Generation:
Cellulose (bislang nur durch
Verbrennung oder Umwandlung in
Biogas).
Die energetische Nutzung von Pflanzen nimmt immer mehr zu. Genutzt wird der
photosynthetisch gebundene Kohlenstoff. Neben Stärke und Fetten/Ölen wird die
Energie vor allem auch in Form von Cellulose gespeichert. Die Ausbeute ist jedoch
noch optimierbar.
Wirkungsgrad der Umwandlung von
Sonnenenergie in Biomasse hängt
davon
ab,
wie
wirkungsvoll
Photosynthese und Speicherung
ablaufen.
Botanik der
Nutzpflanzen
Konzepte: Food or Fuel?
Energiepflanzen
Bei der Energiebilanz muss man
auch Düngung berücksichtigen –
Stickstoff-Dünger ist energetisch
sehr
teuer,
weil
eine
Dreifachbindung geknackt wird.
Die Erzeugung von Biosprit auf
Ackerland ist daher problematisch,
die Bildung von Biomasse auf
Grenzertragsflächen
ist
daher
langfristig nachhaltiger.
Zwei Wege der Biomassenutzung. Bioethanol aus dem Zuckerrohr (Saccharum
officinale L.) in Brasilien (erste Generation) und Biogas aus Sudangras (Sorghum
sudanense L.) in Deutschland
(zweite Generation) nutzen letztendlich
Glucosepolymere (Stärke bzw. Cellulose).
Problem dabei: Cellulose ist weit
schwieriger zu nutzen als Stärke,
obwohl sie ebenfalls energiereiche
Glucoseresten enthält.
Botanik der
Nutzpflanzen
Konzepte: Photosynthese
Womit alles beginnt: Photosynthese
In der Summe wird mithilfe der Sonnenenergie
Kohlendioxid zu Glucose reduziert und Wasser zu
Sauerstoff oxidiert:
Dieser Vorgang ist jedoch in räumlich getrennte
Schritte aufgeteilt:
Lichtreaktion: in der Thylakoidmembran wird
mithilfe von zwei Chlorophyllen Wasser gespalten
und die entstehenden Protonen+Elektronen auf den
Cofaktor NADP+ übertragen, wodurch energeireiches
NADPH entsteht.
Dunkelreaktion: im Stroma wird die Energie des
NADPH dazu genutzt, um Kohlendioxid zu
Kohlehydraten zu reduzieren (Calvinzyklus)
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Konzepte: Photosynthese
Die Solarzelle des Lebens: Chlorophyll
Chlorophyll besteht aus zwei Teilen:
polarer Porphyrinring (mit Mg im Zentrum) mit
konjugierten Doppelbindungen (delokalisiertes pElektronensystem, daher leicht anregbar).
apolarer Phytolschwanz (lipophil), der das Molekül in der
Thylakoidmembran verankert.
Chlorophyll in Lichtsammelkomplexen in der Membran,
die Absorptionsmaxima unterscheiden sich (bedingt durch
die Lipidumgebung der Membran), im Zentrum des
Komplexes sitzen die Chlorophylle mit der niedrigsten
Anregungsenergie: nach Belichtung Strom zum Zentrum.
Mit Chlorophyllen assoziiert: Antennenpigmente, fangen
überschüssige Anregung ab (z.B. Carotinoide)
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Konzepte: Photosynthese
Die Lichtreaktion
Die beiden Photosynthese sind gemeinsam mit
anderen
Proteinen
zu
einer
Ladungskette
zusammengefasst.
An deren Anfang wird Wasser gespalten
(Photosystem II), an deren Ende wird NADP+ zu
energiereichem NADPH reduziert (Photosystem I).
Ausserdem wird der entstehende Protonengradient
(viel Protonen im Thylakoid-Innenraum, wenig
Protonen im Stroma) genutzt, um energiereiches ATP
herzustellen.
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Konzepte: Photosynthese
Die Lichtreaktion
Wie entsteht der Protonengradient?
PS II: Bei Spaltung von Wasser
werden im Thylakoidinneren 2
Protonen erzeugt, 2 Elektronen
werden von Plastoquinon
abgefangen. Diese werden auf
Plastocyanin übertragen (ein
Proton wird erzeugt).
PS
I:
Bei
Übertragung
Elektronen auf Ferredoxin und
Bildung von NADPH werden im
Stroma 2 Protonen verbraucht.
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Konzepte: Photosynthese
ATP-Synthese
Der Protonengradient wird zur Erzeugung von
energiereichem ATP eingesetzt.
Dies geschieht durch die ATP-Synthase, im Grunde
ein Kanal, durch den die Protonen ins Stroma
zurückfliessen. Dieser Strom wird dazu genutzt,
ADP + Phosphat über eine Konformationsänderung
zusammenzuzwingen.
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Konzepte: Photosynthese
Eigentlich ein Elektromotor
Die ATP-Synthase entstand eigentlich aus dem Motor
der bakteriellen Geißel.
Der Motor der Bakteriengeißel: Hier wird ein
Protonengradient direkt in mechanische Energie
umgesetzt. Ein fixes Lager (Stator) wechselwirkt mit
einem beweglichen Rotor.
Botanik der
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Konzepte: Photosynthese
Wie funktioniert ATP-Synthese?
Der Stator ist die F0-Einheit, der Rotor ist das F1Köpfchen.
Jedes Mal, wenn ein Proton ins Stroma zurückfliesst,
dreht sich der Rotor um ein Drittel weiter.
Dadurch wird das im aktiven Zentrum gebundene ADP
mit dem Phosphat zusammengebracht und die Bindung
geknüpft.
Die ATP-Synthase ist also ein Elektromotor, bei dem
aber die Bewegung sofort in chemische Energie (ATP)
weiterverwandelt wird.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Dunkelreaktion
Der Protonengradient der Lichtreaktion wird zur Erzeugung von ATP
eingesetzt.
Gleichzeitig entsteht energiereiches
NADPH (Reduktionsequivalent).
Der (energiereiche) reduzierte Wasserstoff und das (energiearme)
Kohlendioxid können an einen C5Körper gehängt werden, so dass ein
C6-Körper (Glucose) entsteht.
Dunkelreaktion der Photosynthese. Die Fixierung des Kohlenstoffs ist räumlich
und zeitlich von der Spaltung des Wassers getrennt. Die Wasserspaltung ist
lichtabhängig und findet in den Thylakoiden statt, die Bindung von Kohlendioxid
findet im Stroma statt und braucht kein Licht.
Dies findet in einem regenerativen
Kreislauf (Calvin-Zyklus) statt.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Fixierung des Kohlenstoffs
Im Calvinzyklus wird Kohlendioxid
an den C5-Körper Ribulose-1,5bisphosphat (Rubis) gehängt.
Damit entsteht ein C6-Körper, der
dann in 2 Phospho-GlyceratMoleküle (also 2 x C3) zerfällt.
Aus mehreren solcher C3-Körper
wird dann im zweiten Teil des
Calvinzyklus 1 Molekül Glucose und
1 Molekül Rubis gebildet.
RubisCo. Das zentrale Enzym ist die Ribulose-1,5-bisphosphat carboxylase. Sie
bindet das Kohlendioxid an einen C5-Körper, so dass ein C6-Körper entsteht (der
jedoch sofort in 2 C3-Körper zerfällt). Diese Reaktion ist der Kern der Energiebindung. RubisCo ist das häufigste Protein auf unserem Planeten.
Glucose zweigt vom Zyklus ab und
geht in die Energiespeicherung, die
Rubis bleibt im Zyklus und nimmt
ein neues Kohlendioxidmolekül auf.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Ein Enzym mit Webfehler
RubisCo als
Carboxylase
In Gegenwart von Sauerstoff kann
RubisCo Rubis zu einem C3- und
einem C2-Körper „veratmen“.
Diese Photorespiration spielt vor
allem bei wenig CO2 und viel O2 eine
Rolle.
RubisCo als
Decarboxylase
Die zwei Seiten der RubisCo. Sie kann nicht nur als Carboxylase wirken und damit
Kohlendioxid binden, sie kann auch die Gegenrichtung katalysieren und in
Gegenwart von Sauerstoff als Decarboxylase wirken. Dieser Webfehler begrenzt
den Wirkungsgrad der Photosynthese sehr.
Bei der Photorespiration entsteht
giftiges 2-Phosphoglycerat, das in
einem energiezehrenden Abbauweg
unschädlich gemacht werden muss.
Was soll das?
RubisCo ist ein sehr altes Enzym – es
stammt aus der Zeit, bevor es
Sauerstoff gab (der entstand ja erst
durch die Photosynthese…)
Botanik der
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
C4-Pflanzen
Strategien zur Unterdrückung der
Photorespiration sind vor allem bei
viel
Licht
und
geringem
Kohlendioxidgehalt wichtig.
C4-Pflanzen: Dunkelreaktion und
Lichtreaktion in verschiedene Zellen
aufgetrennt.
Der Sauerstoff aus der Lichtreaktion
entsteht daher in einem Zelltyp, die
Bindung von Kohlendioxid durch die
RubisCo in anderen.
Der Trick bei der C4-Photosynthese: Pep-Carboxylase bindet Kohlendioxid weit
besser als die RubisCo. Es entsteht ein C4-Körper (Oxalacetat), der in Malat
umgewandelt wird. Das Malat ist die Transportform, worüber das Kohlendioxid in
die Zellen gebracht wird, wo die RubisCo arbeitet.
Ausserdem wird das Kohlendioxid
durch ein anderes Enzym gebunden
und aufkonzentriert.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Kranz-Anatomie
C4-Pflanzen:
charakteristische
Unterschiede in Cytologie und
Anatomie (diagnostisch wertvoll):
Chloroplastendimorphismus: in den
RubisCo-haltigen
Zellen
fehlen
Grana (keine Lichtreaktion!), Grana
nur in den RubisCo-freien.
Kranzanatomie: Zellen mit RubisCo
sitzen in einem Kranz (kurzer Weg
der entstehenden Zucker bis zum
Abtransport).
Morphologie von C4-Pflanzen: Chloroplastendimorphismus und Kranzanatomie
zeigen an, dass die untersuchte Pflanze eine C4-Photosynthese benutzt. Die
Lichtreaktion und die Dunkelreaktion der Photosynthese sind auf verschiedene
Zellen verteilt.
Viele Getreide (aber nicht alle!) sind
C4-Pflanzen. Oft C3 und C4-Pflanzen
in einer Gruppe, man kann also oft
die Arten zuordnen.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Stärke
Dunkelreaktion: viele Moleküle
Glucose, die durch die Membran
erst einmal gefangen sind.
Dadurch käme es zur Osmose
(Einstrom von Wasser) und dem
Anschwellen der Zelle.
Polymerisierung unter Wasserabspaltung:
Zucker
wird
in
Speicherform gebracht.
Konformationen von Zuckern: Die Hydroxylgruppe kann nach unten oder nach
oben zeigen, was bei der Polymerisierung die Struktur bestimmt. Zeigt sie nach
unten (a-Position), drillt sich die Kette schraubig auf (Amylose). Durch
enzymatische Verzweigung entsteht Amylopektin.
Das Zuckerpolymer wird erst einmal
in den Chloroplasten zwischengespeichert (transitorische Stärke).
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Cellulose
Glucose b-glycosidisch verknüpft:
keine Schraube wie bei der Stärke,
sondern eine Faser (Cellulose).
Cellulose bilden das Grundelement
der Zellwand und damit der
pflanzlichen Architektur.
Ein großer Anteil der pflanzlichen
Energieerzeugung geht in die
Bildung von Cellulose.
Cellulose: Wenn die OH-Gruppe nach oben zeigt (b-Stellung), muss jedes zweite
Glucosemoleküle um 180° gedreht sein, um ein Polymer zu liefern. Es entsteht
nun ein gestrecktes (faseriges) Polymer, die Cellulose. Die b-Verbindung ist
biologisch (und biotechnologisch!) schwer zu knacken.
Nutzung
der
in
Cellulose
gebundenen Energie noch schlecht:
Verbrennung, Biogas. viel Potential!
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Wo passiert was?
Stroma: DNA, Ribosomen, Synthese
mancher
plastidärer
Proteine,
Calvin-zyklus
Innere Membran (Thylakoide): hier
entsteht der Protonengradient, hier
wird ATP gemacht, hier sitzt
Chlorophyll
Äußere Membran: Eintransport von
Proteinen (die meisten müssen
importiert werden).
Räumliche Ordnung der Photosynthese. Im Mesophyll („Mittelblatt“) befinden
sich parenchymatische Zellen mit Chloroplasten. Die Dunkel-reaktion läuft im
Stroma, die Lichtreaktion an den den Thylakoiden. Ohne diese
Kompartimentierung (Membrantrennung) geht es nicht.
Thylakoidraum: hierher werden
durch die Atmungskette die
Protonen hingepumpt, die dann die
ATP-Synthese antreiben.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Woher stammen Plastiden?
Sie entstehen nur aus ihresgleichen.
Sie enthalten eigene DNS.
Ihre Außenmembran ist doppelt.
Sie enthalten eigene Ribosomen.
Sie erzeugen ihre Proteine z.T. selbst.
DNS
und
prokaryotisch.
Ribosomen
sind
Erklärung:
Endosymbiose. Mitochondrien und Plastiden waren eigenständige
(prokaryotische) Organismen, die endosymbiotisch aufgenommen und dann
durch Gentransfer in den Kern der „Wirtszelle“ domestiziert wurden. Ihr innerer
Bau (Doppelmembran, innere Membransysteme) gleicht sich.
Plastiden
stammen
von
prokaryotischen, photosynthetischen
Cyanobakterien ab. Diese Erklärung
heisst Endosymbiontentheorie – der
Vorgang selbst heisst Endosymbiose.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Stärkespeicherung
Die transitorische Stärke in den
Chloroplasten wird nachts wieder in
lösliche
Dimere
(Sucrose,
Saccharose) gespalten und über
Membrantransporter ins Cytoplasma geschleust.
Als Saccharose wird die Energie in
der Pflanze in Speichergewebe
transportiert.
Amyloplasten. Plastiden können im Lauf der Entwicklung verschiedene Formen
annehmen, wobei einzelne Stoffwechselleistungen hochgefahren werden. Die
Speicherung von Stärke geschieht in sogenannten Amyloplasten, bei denen die
Lichtreaktion komplett abgeschaltet wurde.
Dort wird die Saccharose in
spezialisierten
Plastiden,
den
Amyloplasten, wieder zu Stärke
zusammengebaut und gespeichert.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Wer transportiert?
Die transitorische Stärke wird in
Saccharose gespalten und in die
Siebröhren transportiert.
Dazu muss die Membran zu den
Siebröhren mit besonderen Transportern überbrückt werden.
Innerhalb der Siebröhren wandert
die Saccharose dann symplastisch
von Zelle zu Zelle: fehlender Zellkern
und
siebartig
durchbrochenen
Querwände erleichtert das.
Siebröhren. Siebröhren bilden den unverholzten Phloëmteil der Leitbündel und
transportieren die Assimilate von den Blättern (source) zu den Speichergeweben
(sink). Sie sind kernlos und müssen daher von den Geleitzellen mitversorgt
werden. Die Querwände sind siebartig geöffnet.
Im Zielgewebe (sink) wird die
Sucrose dann entladen und wieder
zu Stärke polymerisiert.
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Konzepte: Chemie und Biologie der Speicherung
Speicherorgane
Die Speicherung kann in Wurzeln
(Wurzelrüben), in der Sprossachse
oder in den Blättern erfolgen.
Wurzelspeicherung: im Holzteil (Holzrübe: Rettich), im Bastteil (Bastrübe:
Karotte) oder geschichtet (Betarübe:
Beete)
Sproßspeicherung: oberirdisch (in
Epicotyl, Hypocotyl) oder unterirdisch
(in Ausläufern oder Rhizomen)
Speicherorgane. Speicherwurzeln (Rüben), Speichersprosse (Epicotyl: Kolrabi,
Hypocotyl: Radieschen, Sprossausläufer (Kartoffel), Rhizom (Ingwer) und
Speicherblätter (Keimblätter: Bohne, Fruchtblätter: Kirsche, Niederblätter:
Zwiebel).
Blattspeicherung: Speicherkeimblätter
bei Leguminosen und Kohlge-wächsen,
fleischige
Fruchtblätter
der
Rosengewächse, Niederblätter (Zwiebeln) der Liliengewächse.
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Praxis: Assimilationsparenchyme
Echte Aloë (Aloë vera L.), Aloëgewächse (Aloaceae)
Blattparenchym
Stark vacuolisierte Zellen,
linsenförmige Chloroplasten.
Die Zellkerne sind durch
Chloroplasten verdeckt.
viele
die
Einfacher Aufbau: im Innern ein
einheitliches
Mesophyll,
keine
funktionale Unterteilung.
Assimilationsparenchym. Das Aloëblatt lässt sich leicht schneiden und
ist daher gut geeignet, um photosynthetisches Gewebe zu demonstrieren.
In den Zellen des Mesophylls sind zahlreiche Chloroplasten zu erkennen.
Hier wird Kohlendioxid gebunden und Sauerstoff freigesetzt.
Achtung: bei den meisten Blättern
komplexer mit zwei funktionell
spezialisierten Typen von Assimilationsparenchyme (mehr später)
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Praxis: Speicherparenchyme
Kartoffel (Solanum tuberosum L.), Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Speicherparenchym der Sprossknolle
Beispiel für Stärkespeicherung in
einem Sprossorgan (unterirdische
Sprossknolle). Gewebe: Parenchym
(Grundgewebe) mit dünnwandigen,
stark vacuolisierten Zellen.
Zahlreiche in Amyloplasten umgewandelte Plastiden („Stärkekörner“).
Nachweis der Stärke über Jod-JodKalium (Lugolsche Lösung):
•J2 + J-  [J3]Stärkenachweis mit Lugolscher Lösung. Speicherparenchym der Kartoffel, durch
Jod-Ketten im Innern der Amylose wird das Licht stark absorbiert. Nachweis von
amylosereicher Stärke (Nudel, links) versus amylopectinreicher Stärke
(japanischer Reis, rechts).
J2 + [J3]-  [J5]-
•Amylosehelix innen hydrophob,
lagert die Tri- und Pentajodide ein,
so dass diese zu längeren, stark
gefärbten Ketten kondensieren.
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Nutzpflanzen
Praxis: Speicherparenchyme
Sommerweizen (Triticum aestivum L.), Süssgräser (Poaceae)
Speicherparenchym des Mehlkörpers in der Karyopse
Beispiel für Stärkespeicherung im
Endosperm einer Frucht. Wichtigste
Kalorienquelle der Menschheit.
Amyloplasten der Süßgräser sind
von einer Hülle aus Proteinen,
Kohlehydraten und Lipiden, der
Glutenschicht
umgeben.
Bei
manchen Menschen löst Gluten eine
Autoimmunreaktion aus (Cöliakie).
Mehlkörper der Getreide. Die Früchte der Süßgräser (Karyopsen) enthalten den
stärkereichen Mehlkörper mit zahlreichen Amyloplasten, dieser ist von der
eiweißreichen Aleuronschicht umgeben. Bei der Keimung mobilisiert der Embryo
den Abbau der Amylose zu Maltose.
Der Embryo gibt bei der Keimung
das Hormon Gibberellin ab, dieses
induziert in der Aleuronschicht
Amylase. Diese spaltet Amylose zu
löslichen Disacchariden (Maltose).
Biotechnische Nutzung: Bierbrauen!
Botanik der
Nutzpflanzen
Praxis: Speicherorgane
Haselnuss (Corylus avellana L.), Birkengewächse (Betulaceae)
Speicherparenchym der Keimblätter
Beispiel für Speicherung in
Speicherkeimblättern. In der
Regel in Form von Öl.
Diese enthalten das wertvolle
Nussöl, besonders reich an
ungesättigten
Fettsäuren
(Oleinsäure), Phytosterolen, und
Antioxidantien (z.B. Vitamin E).
Speicherkeimblatt. Die Parenchymzellen der Haselnuss sind mit riesigen
Öltröpfchen (Oleosomen) angefüllt. Öle werden aus über Coenzym A aktivierten
C2-Körpern gebildet, die dem Calvinzyklus entstammen. Sie enthalten einen sehr
hohen C/O Anteil (mehr Energie/Masse).
Durch den hohen C/O Gehalt ist
der Energiegehalt pro Masse
höher als bei Kohlehydraten (die
ja schon O enthalten, also schon
„teilweise „oxidiert“ sind.
Botanik der
Nutzpflanzen
Praxis: Speicherorgane
Bohne (Phaseolus vulgaris L.), Schmetterlingsblütler/Leguminosen (Fabaceae)
Speicherkeimblätter, Hülsenfrucht
Beispiel
für
Speicherung
in
Speicherkeimblättern. Nur bei den
Leguminosen in Form von Protein.
Warum? Protein ist stickstoffreich –
Stickstoff
ist
bei
Pflanzen
Mangelware. Leguminosen besitzen
endosymbiontische Rhizobien, die
den Luftstickstoff fixieren können
und können sich daher “leisten”
Proteine als Speicherstoff zu nutzen.
Speicherkeimblatt der Bohne. Das Innere der Hülsenfrüchte bestehen fast
ausschließlich aus zwei Speicherkeimblättern (im Gegensatz zum Endosperm Teil
des Embryo). Diese speichern Protein und sind daher für die menschliche
Ernährung sehr wichtig (z.B. Sojaprodukte).
Nach der Keimung schrumpfen die
Keimblätter zusammen, weil das
Protein in den wachsenden Keimling
transferiert wird.
Botanik der
Nutzpflanzen
Praxis: Speicherorgane
Topinambur (Helianthus tuberosus L.), Korbblütler (Asteraceae)
Speicherknolle
Beispiel für Speicherung in einem
unterirdischen Sprossorgan.
Um 1600 nach Frankreich geschickt,
später von Kartoffel verdrängt. Im
Schwarzwald
noch
angebaut
(frosthärter).
Topinamburschnaps
("Rossler" von "Rosskartoffel").
Renaissance durch Naturkost. Für
Diabetiker geeignet (Darm kann
Inulin nicht aufnehmen).
Topinambur als Diätetisches Lebensmittel. Die Erdbirne Topinambur, eine
Verwandte der Sonnenblume stammt aus Mexiko und speichert Inulin (auch
Alantstärke) ist ein Polymer aus bis zu 100 Fructoseresten mit einem
endständigen Glucoserest.
Knolle gebildet aus unterirdischen
Sprossausläufern, die an der Basis
von Niederblättern entspringen. Es
handelt sich daher um eine
Sprossknolle.
Botanik der
Nutzpflanzen
Praxis: Speicherorgane
Scharbockskraut (Ranunculus ficaria L.), Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Wurzelknolle
Beispiel für Speicherung in einer
Wurzelknolle.
Einer der wenigen Vertreter der
Hahnenfussgewächse, der für die
menschliche Ernährung genutzt
werden kann.
Wurzelknolle. Beim Scharbockskraut wird in der primären Rinde Stärke
eingelagert (Nachweis durch Lugolsche Lösung), wodurch sich die Rinde verdickt
und Knollen bildet. Die Leitbündel liegen hier im Zentrum, wodurch man
eindeutig sieht, dass es sich um ein Wurzelorgan handelt.
Im Frühjahr in Mitteleuropa früher
eine der ersten nutzbaren Pflanzen.
Da sie reich an Vitamin C war,
verhinderte sie auch den am Ende
des Winters sonst unvermeidlichen
Skorbut (der Name bedeutet
eigentlich „Skorbutskraut“)
Botanik der
Nutzpflanzen
Zusammenfassung
Food for Fuel?
Photosynthese
Biologie und Chemie der Energiespeicherung
Assimilationsparenchyme
Speicherparenchyme
Speicherorgane
Botanik der
Nutzpflanzen
Anwendung: Energiepflanzen der nächsten Generation
Der Grundkonflikt
Der Großteil der pflanzlichen
Biomasse (Cellulose) ist nur indirekt
und nicht sehr effizient (Biogas) für
die Energieerzeugung nutzbar.
Direkt nutzbar sind nur Öle
(Biodiesel) und Stärke (Vergärung zu
Bioethanol).
Diese direkt nutzbaren Anteile
werden sonst für die Ernährung
genutzt.
Botanik der
Nutzpflanzen
Anwendung: Energiepflanzen der nächsten Generation
Strategie 1: Cellulose
Wirkungsgrad für die Umwandlung
Cellulose in Energie ist durch den
Umweg über Mikroorganismen
(Biogas) nicht sehr hoch.
Nur ein kleiner Teil der photosynthetisch gebundenen Energie
wird momentan genutzt.
Ansatz 1: Enzyme die Holz/Cellulose
verdauen
können
(marine
Krustentiere, die Holz verdauen,
Zellwand-Enzyme aus Pflanzen.
In dem europäischen Verbundprojekt „Renewall“ geht es darum, mithilfe von
biotechnologischen Verfahren Cellulose (die ja aus b-1,4-verknüpfter Glucose
besteht) zu „verzuckern“ und damit für die Bioethanol-Erzeugung zugänglich zu
machen. Damit ließe sich der Konflikt deutlich entschärfen.
Ansatz 2: Züchtung von Pflanzen,
deren Zellwand für Saccharifizierung
leichter zugänglich ist.
Botanik der
Nutzpflanzen
Anwendung: Energiepflanzen der nächsten Generation
Strategie 2: marginal lands
Viele Pflanzen sind in der Lage, auf
landwirtschaftlich nicht nutzbaren
Grenzflächen (marginal lands) zu
wachsen und Energie zu binden.
Durch Nutzung dieser Pflanzen kann
man den Zielkonflikt zur Erzeugung
von Nahrungsmitteln mildern.
Da diese Pflanzen bislang nicht als
Kulturpflanzen genutzt wurden,
steht die Züchtung am Anfang.
Jatropha curcas ist eine anspruchslose tropische Pflanze, die in ihren Samen
(Speicherkeimblätter) sehr viel Öl speichert. Bislang spielte sie als Nutzpflanze
keine Rolle. Man beginnt nun, die auf Madagaskar vorhandene Biodiversität für
die Züchtung einzusetzen.
Man nutzt die genetische Diversität
in Verbindung mit konventioneller
Züchtung und molekularen Markern
(molecular assisted breeding).
Botanik der
Nutzpflanzen
Take-home question:
Können wir mit Energiepflanzen
die Welt retten?
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