32 03987 / 42 01946 Der Braunbär Seite 1 16-mm-Film 32 03987 VHS 42 01946 15 min Der Braunbär Kurzbeschreibung Der Film zeigt den Europäischen Braunbären in seinem natürlichen Lebensraum. Neben Paarung und Aufzucht der Jungen kann man das ausgeprägte Markierungsverhalten durch optische und Duftmarken beobachten. Weiterhin erhält man Einblick in die Fressgewohnheiten der Braunbären. Nahaufnahmen zeigen deutlich die typischen körperlichen Merkmale dieser Tierart. Lernziele Einblick in die Lebensweise der Braunbären erhalten; Paarung, Entwicklung der Jungen, Fress- und Markierungsverhalten beobachten; Erkennen der typischen morphologischen Merkmale der Bären. Zum Inhalt Der Braunbär (Ursus arctos) gilt als das größte Landraubtier der Erde. Er ist mit mehreren Unterarten in Europa, Asien und Nordamerika beheimatet. Bei den hier gezeigten Tieren handelt es sich um den Europäischen Braunbären (Ursus arctos arctos), der nur noch in Restbeständen in den italienischen Abruzzen und den rumänischen Karpaten vorkommt. Obwohl die Menschen den Bären früher als König der Tiere verehrten, haben ihn die Bauern aus Angst um ihr Vieh und die Jäger, die ihn als Konkurrenten angesehen haben, gnadenlos verfolgt. In Deutschland ist der Braunbär ausgerottet. Zu Beginn des Films kann man das ausgeprägte Markierungsverhalten von Braunbären beobachten. Diese Tiere leben als Einzelgänger in einem Revier, dessen Grenzen sie für andere Artgenossen kenntlich machen müssen. An Bäumen setzen sie eine optische Markierung, aufrecht stehend reißen sie mit ihren mächtigen Krallen die Rinde ab. Ein möglicher Eindringling kann an diesen Zeichen ungefähr ablesen, wie groß der Revierinhaber ist. Die zweite Methode zur Grenzmarkierung ist das Absetzen von Duftstoffen. Aus speziellen Hautdrüsen werden Sekrete ausgeschieden, mit denen der Bär durch Scheuern Bäume, Holzstümpfe oder Felsen markiert. Zusätzlich wird das Revier noch mit Kot und Urin kenntlich gemacht. Auch hierzu stellt sich der Bär aufrecht und setzt diese Geruchsstoffe an den dafür vorgesehenen Stellen ab. Anschließend überprüft er noch einmal mit seinem feinen Geruchssinn, ob die Grenzmarkierungen intensiv genug sind. Offensichtlich zufrieden mit seinem Werk, begibt sich der Bär nun zu einem Bach, um dort zu baden. Im Verlauf des Filmes sieht man, dass Braunbären nicht immer nur braun sondern auch schwarz, grau oder sogar blond sein können. Da Bären normalerweise Einzelgänger sind, kommen sie nur einmal im Jahr zur Paarung zusammen. Die Paarung findet in der Zeit von Mai bis Juli statt. Die Tiere bleiben nur wenige Tage lang zusammen und paaren sich währenddessen mehrmals. Danach gehen sie wieder ihre eigenen Wege. Das Männchen kümmert sich nicht um die Aufzucht der Jungen. Die nächsten Einstellungen zeigen die Bärin mit ihren etwa drei Monate alten Jungen im © FWU Institut für Film und Bild 32 03987 / 42 01946 Der Braunbär Seite 2 Winterlager. Die Tragzeit bei Braunbären beträgt sechs bis neun Monate, je nachdem, wann die Paarung stattgefunden hat. Die Jungen kommen zwischen Ende Dezember und Mitte Januar in einer Höhle zur Welt. Dieses Lager ist mit Moos, Gras und Laub gepolstert. Der Wurf besteht normalerweise aus zwei bis drei, seltener einem oder vier Jungen. Sie sind bei der Geburt etwa 20 Zentimeter groß und wiegen 400 bis 500 Gramm. Sie werden blind, zahnlos und fast nackt geboren. Die im Film gezeigten Bärenkinder sind nun etwa so alt, dass sie mit ihrer Mutter die Höhle verlassen können. Gemeinsames Kennzeichen aller Braunbärenjungen ist ein weißer Halsring oder -fleck. Seit der Geburt sind nun schon fast zwei Jahre vergangen. Die Jungtiere können sich selbstständig ernähren und werden die Mutter bald verlassen. Die Bärin umsorgt sie liebevoll und bringt ihnen alle wichtigen Verhaltensweisen und Überlebenstechniken bei. Die Jungen müssen lernen, auf Bäume zu klettern. Dieses Verhalten ist der einzig wirksame Schutz vor dem natürlichen Feind junger Bären, dem Wolf. Wie man im Film sieht, klappt das Hinaufklettern nicht immer so gut und muss deshalb oft geübt werden. Hierzu jagt die Bärenmutter ihre Jungen regelrecht die Bäume hinauf. Am Boden allerdings sind Bären recht behende. Auf kurzen Strecken können sie beim Laufen die Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes erreichen. Die nächsten Szenen zeigen die halbwüchsigen Jungtiere beim Spielen im Fluss. Wie bei allen höher entwickelten Säugetieren ist der Spieltrieb auch bei Bärenkindern stark ausgeprägt. Auf diese Weise lernen sie das Kämpfen mit Artgenossen und das Erlegen von Beutetieren. In der folgenden Einstellung sieht man einen erwachsenen Bären, der hoch aufgerichtet seine Umgebung kontrolliert. Der Kopf des Braunbären ist recht breit, die Schnauze lang vorstehend, die Ohren sind kurz und abgerundet, die Augen verhältnismäßig klein. Da der Gesichtssinn bei Bären weniger gut entwickelt ist, orientiert er sich vorwiegend mit dem ausgezeichnet entwickelten Geruchssinn. Auch bei der Nahrungssuche spielt dieser eine übergeordnete Rolle. Ein Kameraschwenk zeigt die mächtigen Tatzen. Sie sind breit und flach. Die fünf Zehen besitzen lange, gebogene Krallen, die nicht eingezogen werden können. Ein Braunbär ist in der Lage, mit einem Prankenhieb ein größeres Säugetier zu töten. Die Fußsohle der Bären ist mit lederartiger Haut besetzt. Da die Tiere beim Laufen die ganze Fußsohle aufsetzen (ähnlich wie der Mensch) werden sie als Sohlengänger bezeichnet. Die hier gezeigten Bären erreichen im aufgerichteten Zustand eine Höhe von 1,70 Meter. Die Großaufnahme des Kopfes verdeutlicht die geringe Ausdrucksfähigkeit, die ein Bär besitzt. Als Einzelgänger brauchen sie keine differenzierte Mimik, um sich mit Artgenossen zu verständigen. Daher kann auch ein Mensch kaum abschätzen, in welcher Stimmung sich ein Bär befindet. Das ist auch oft der Grund, warum Menschen, die einem Bären begegnen, nicht genau wissen wie sie sich verhalten sollen. Normalerweise wird ein Bär einen Menschen nicht angreifen. Bei einer Begegnung sollte man ihm aber immer die Möglichkeit zum Rückzug geben. Die nächsten Szenen zeigen die verschiedenen Fressgewohnheiten der Braunbären. Als Allesfresser ernähren sie sich vorwiegend von pflanzlicher Kost, seltener von Schnecken, Insekten, kleinen Nagetieren oder Aas. Ihr Gebiss unterscheidet sich von dem aller anderen Raubtiere dadurch, dass es Backenzähne mit breiten, flachen Kronen besitzt, mit denen die Pflanzennahrung zermahlt werden kann. Im Laufe des Jahres müssen Braunbären sich den für die Winterruhe benötigten Winterspeck anfressen. Als besonderen Leckerbissen sehen sie ein mit Honig gefülltes Bienennest an. Trotz der heftigen Gegenwehr der Bienen, dringt der Bär in das Nest ein, um an den Honig zu gelangen. Des weiteren zeigt der Film, wie ein Bär die Fährte eines Hirsches verfolgt. Allerdings kommt es nur selten vor, dass Braunbären größere © FWU Institut für Film und Bild 32 03987 / 42 01946 Der Braunbär Seite 3 Säugetiere schlagen. Es handelt sich dann fast immer um kranke, schwache oder verletzte Tiere, wie in diesem Fall, wo ein verletzter Hirsch dem Bären zum Opfer fällt. Nachdem er das Tier getötet hat, verschleppt er es an eine sicheren Ort. Dort frisst er soviel wie möglich und versteckt den Rest unter Zweigen und Laub, um ihn im Laufe der nächsten Tage vollständig auffressen zu können. Der erste Frost hat eingesetzt und einen See schon mit einer Eisschicht bedeckt. Ein letztes Mal kommt der Bär an das Gewässer, um vor der Winterruhe noch einmal den Durst zu stillen. Mit seinen mächtigen Tatzen schlägt er ein Loch in das Eis, um an das Wasser zu gelangen. Danach wird er sich in sein Winterlager begeben, um dort die kalte Jahreszeit zu verschlafen. Allerdings halten Bären keinen richtigen Winterschlaf, bei dem die Körpertemperatur abgesenkt wird. Sie nehmen zwar während der Winterruhe weder Futter noch Wasser zu sich und geben auch keine Stoffwechselprodukte ab, die Körpertemperatur bleibt aber auf etwa 35 °C. Dadurch sind sie in der Lage, bei Störung oder wenn die Außentemperatur wieder ansteigt, ihr Lager zu verlassen. Schon einige Wochen, bevor sich der Bär in Winterruhe begibt, beginnt sich der Stoffwechsel darauf einzustellen. Das Winterlager richtet sich der Bär in einer Felshöhle, zwischen Felsblöcken, in selbst gegrabenen Höhlen oder anderen natürlichen Vertiefungen im Boden ein. Fühlt er sich in diesem Quartier sicher, sucht er es Jahr für Jahr immer wieder auf. Ergänzende Informationen Die hier gezeigten Tiere gehören zur kleinsten Unterart des Braunbären (Ursus arctos arctos). In Eurasien nimmt der Braunbär von Westen nach Osten an Größe zu. In Skandinavien und Weißrussland werden die Tiere 2,2 Meter groß und etwa 250 bis 300 kg schwer. Die größten Braunbären sind der Kamtschatkabär (Ursus arctos beringianus) und der Kodiakbär (Ursus arctos middendorfi) mit einer Gesamtlänge von drei Metern. Das erreichte Rekordgewicht liegt hier bei 750 kg. Der Grizzlybär (Ursus arctos horribilis), der in den USA und in Kanada anzutreffen ist, erreicht eine Länge von 2,5 Metern und ein Gewicht von 225 bis 325 kg. Weibliche Tiere werden im Alter von drei, männliche im Alter von vier Jahren geschlechtsreif. Die Jungen werden von der Bärin 1 1/2 Jahre lang gesäugt und verbringen den darauf folgenden Winter noch mit ihr zusammen im Winterlager Wenn die Bärin wieder brünstig wird, spätestens aber nach 2 1/2 Jahren, verlassen die mittlerweile fast erwachsenen Jungbären die Mutter und suchen sich von nun an als Einzeljäger ihr eigenes Revier. Die Lebenserwartung von Braunbären liegt bei etwa 30 Jahren. Obwohl sich die meisten Bären vorwiegend pflanzlich ernähren, gibt es einige Exemplare, die sich auf tierische Kost spezialisiert haben – Haustiere wie Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde sind leicht zu erbeuten – deshalb bezeichnet man sie im Gegensatz zu den pflanzenfressenden „Grasbären“ als „Schlagbären“. Diese ungewöhnlich angriffslustigen Braunbären haben der Tierart den schlechten Ruf eingebracht und waren der Grund dafür, dass man sie intensiv verfolgt hat. Heute ist der Braunbär in Europa und Nordamerika streng geschützt. © FWU Institut für Film und Bild Seite 4 32 03987 / 42 01946 Der Braunbär Produktion FWU Institut für Film und Bild, 1991 Unter Verwendung von Material des Westdeutschen Rundfunks und der Ladislaus Beier Filmproduktion Kamera Ladislaus Beier, Georg Theilacker Schnitt Ute-Karin Reiff Ton Bodo Rucker Begleitkarte und Fachberatung Dr. Gabriele Colditz Pädagogische Referentin im FWU Cornelie Scharr Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen/Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: öV zulässig © 1991 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (089) 6497-1 Telefax (089) 6497-300 E-Mail [email protected] [email protected] Internet http://www.fwu.de © FWU Institut für Film und Bild