Bericht aus dem Kurs

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Fotos: Stephan Isler
Wald und Holz
Die Montage des Kambiumschoners
muss überlegt erfolgen. Wird er
falsch eingefädelt, kann das Seil am
Ende nicht abgezogen werden.
Grundausbildung im Kurs SKT A
Ab auf die Bäume!
In zwei Tagen vom Fussgänger zum Eichhörnchen. Eindrücke aus einem Grundkurs Seilklettertechnik von WaldSchweiz in Wettingen AG.
Von Stephan Isler.
Montagmorgen an einem sonnigen Vorfrühlingstag am Waldrand oberhalb von
Wettingen: Unter Anleitung von Kursleiter Lori Usteri sind die sechs Teilnehmer
dabei, das Klettersystem mit festem Boden
unter den Füssen auszuprobieren. Zuvor
haben sie, ganz zu Beginn des Kurses, die
Notfallorganisation behandelt: Koordinaten bestimmen, Alarmmittel austesten
etc. Nun aber machen sie sich ans Werk.
Das geneigte Gelände hilft, die Schwerkraft ganz sachte zu erfahren. Noch stehen die Schuhsohlen im Laub, wenig später werden sie in Steigeisen stecken,
welche sich in die Rinde bohren. Langsam
steigt das Vertrauen in die zuvor gelernten und geübten Knoten, welche das sichere Auf- und Absteigen am Seil gestatten. Der eine oder andere Klettergurt
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benötigt noch Anpassungen, da muss
noch ein Knoten gerichtet und dort eine
Schlinge ausgewechselt werden.
Schritt um Schritt
Szenenwechsel: Die Gruppe schart sich
im Bereich der Übungsobjekte um den
Kursleiter, der nun zum nächsten Ausbildungsblock überleitet. Systematisch mit
anschaulichen Erklärungen und durch
Vorzeigen bereitet er die Kursteilnehmer
auf die Vertikale vor. Interessiert und konzentriert folgen diese der Demonstration.
Ihre Vorkenntnisse sind unterschiedlich.
Diejenigen mit forstlichem Hintergrund
kennen aus dem B-Kurs das althergebrachte Steigeisenklettern mit zwei Kurzsicherungen. Einige haben bereits etwas
Baumklettererfahrung, andere beginnen
bei null.
Schritt um Schritt vom Anziehen der
Steigeisen über das Anbringen der beiden
Sicherungsseile an den seitlichen Ösen,
das Regulieren ihrer Länge, das Platzieren
der Steigeisen, das Aufsteigen in kleinen
Schritten, das Übersteigen von Ästen, das
Anbringen des Kambiumschoners, das
Abseilen, das Abziehen des Seils bis hin
zum Ausziehen der Steigeisen und dem
Ordnen und Verstauen des Materials «turnt»
der Kursleiter den Stoff vor! Dabei befindet er sich nie höher als drei Meter über
den Köpfen seiner Zuschauer, für Fragen
also immer erreichbar.
Nach der Mittagspause heisst es dann
für alle: «Ab auf die Bäume!» Der Übungsplatz hat den Vorteil, dass sechs mittelhohe bis hohe, astige Laubbäume auf
Rufweite beieinander stehen, was die Überwachung, Beratung und Hilfe durch den
Wald
Kursleiter vereinfacht. Da in diesem Kurs
keine Schneidarbeiten ausgeführt werden,
können die Übungsobjekte über mehrere
Jahre benützt werden. Das Aufsteigen,
Übersteigen und Abseilen wird nun in
allen möglichen Varianten geübt, wobei
die Teilnehmer grosses Engagement zeigen, wenn auch Unterschiede feststellbar
sind. Eine solch neue körperliche Betätigung verlangt dem Anfänger viel ab und
ermüdet ihn auch überdurchschnittlich,
da eine gewisse Lockerheit der Bewegungen noch fehlt. Auch zeigt sich in dieser
Phase, dass ein Detail, wie etwa ungeeignete (schlecht anliegende und nicht griffige) Handschuhe, den Klettererfolg extrem beeinträchtigen kann.
und
Holz
liche Wegpendeln verhindert) gewährleistet. Trotz der technischen Hilfsmittel
ist es eine ständige Suche nach dem Gleichgewicht, und es erfordert Kraft und Körperspannung.
Ein wichtiger Programmpunkt im SKT
A ist schliesslich das Erlernen und Üben
der Bergung eines verunfallten Kletterers.
Je nach Unfallsituation muss die Bergungstechnik angepasst werden. Die Teilnehmer
lernen, wie mit dem auf Platz vorhandenen Klettermaterial einfache, aber effiziente Installationen zum Anheben und
Absenken eines Kollegen gebaut werden
können.
Kraft und Körperspannung
Kursaufbau
Tag zwei: Nun geht es darum, dass einer
der Trümpfe dieser Klettermethode auch
ausgespielt wird. Nämlich das Wegbewegen von der Stammachse in den Kronenraum, also auf die Äste hinaus. Jeder versucht nun seinen Fertigkeiten entsprechend,
rotweisse Plastikbänder soweit «draussen»
wie möglich zu platzieren. Dabei geht es
darum, den Kambiumschoner, der das
Doppelseil umlenkt und die Seilreibung
reduziert, so hoch und zentral wie möglich anzubringen. Die Positionierung auf
dem Ast wird durch das gespannte Doppelseil und das Kurzseil (welches das seit-
SKT A
Dauer 2 Tage / Basiskurs für Einsteiger
SKT Refresher
Dauer 1 Tag / Auffrischungskurs
für gewandte Kletterer
SKT B
Dauer 3 Tage / Arbeiten mit der Motorsäge im Kronenraum / Voraussetzung:
SKT A oder Refresher
Trockenübung als Vorbereitung auf die Vertikale.
Detaillierte Informationen
www.waldschweiz.ch ➞ Aus- und
Weiterbildung ➞ Forstprofi
Man stelle sich vor, bei diesem astigen
Baum müsste beim Herunterklettern jeder
Ast überstiegen werden – die vermittelte
Klettertechnik erlaubt das Abseilen. Unten
im Bild das «ZigZag» von Petzl, eine Art
mechanischer Prusik.
Erster Aufstieg unter Anleitung vom Boden her.
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