rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin 05.03.2014, 20.15 – 21.00 Uhr Die Themen: Ein EKG, das unter die Haut geht Gesund auf Reisen Unklare Bauchschmerzen – was steckt dahinter, wenn Speiseröhre und Magen streiken? Kampf dem Haarschwund West-Coast-Swing Serie: Wie gesund ist eigentlich … Chirotherapie? Ein EKG, das unter die Haut geht Herzrhythmusstörungen sind für die Betroffenen beängstigend, mitunter aber auch gefährlich. Ein neuartiger kleiner Chip unter der Haut kann das Herzstolpern aufnehmen und direkt an die Ärzte melden – egal, ob der Patient nachts zuhause oder im Urlaub ist. Welche Vorteile der EKG-Chip gegenüber herkömmlichen Loop-Recordern bietet, fragt die rbb Praxis. Plötzliches Herzstolpern, Herzrasen oder kurzzeitige Bewusstlosigkeit: All das können Beschwerden einer ausgeprägten Herzinsuffizienz sein. Die Herzschwäche ereilt allein in Deutschland zwei bis drei Millionen Menschen. Es drohen Herzstillstand und Schlaganfall. Ausgeprägte Beschwerden sind jedoch unregelmäßig und treten oft nur für kurze Zeit auf, sie lassen sich daher oft schwer nachweisen. Herzschwächepatienten müssten daher engmaschig ärztlich kontrolliert werden. Bei vielen Patienten ist die Versorgung jedoch unzureichend, das bestätigen Zahlen: Fast 50.000 Patienten versterben der Herzstiftung zufolge innerhalb eines Jahres; nach vier Jahren lebt nur noch die Hälfte aller Erkrankten. Jedes Jahr müssen fast 400.000 Menschen deshalb ins Krankenhaus – so viele wie bei keiner anderen Erkrankung. Trotz 1 intensiver Forschungsbemühungen gehört die Herzschwäche zu den drei häufigsten Todesursachen in Deutschland. Ein nur etwa drei Gramm schwerer Mikrochip könnte zahlreichen Herzschwächepatienten mit Rhythmusstörungen zukünftig viel Leid ersparen. Der sogenannte Loop-Recorder ist eine Weltneuheit in Form eines telemetrischen Mini-EKGGerätes. Ende Januar hat Prof. Andresen in Berlin den ersten Mikro-Chip unter die Haut injiziert. Der winzige Chip zeichnet über drei Jahre kontinuierlich ein EKG auf – und entdeckt so schneller als bisher bedrohliche Herzrhythmusstörungen. Erst nach drei Jahren ist die in dem Mikrochip enthaltene Batterie leer. Der Chip selbst ist nicht größer als ein USB-Stick. Mit dem neuen Mini-EKG unter der Haut ist es möglich, seltene Herzrhythmusstörungen zu erfassen und eine Korrelation zwischen den Symptomen des Patienten und dem zu diesem Zeitpunkt registrierten EKG herzustellen. Registriert das Gerät bedrohliche Herzrhythmusstörungen, kann der Loop-Recorder das sofort an ein kleines Zusatzgerät melden. Dieses Gerät wiederum sendet die Daten online an die Klinik – egal ob der Patient abends im Bett liegt oder im Urlaub ist. In der Klink werden die Daten der Herzaktivitäten dann alle 24 Stunden routinemäßig – oder in schweren Fällen öfter – am Computer kontrolliert. Diese innovative telemedizinische Überwachung über das Internet funktioniert über weite Strecken hinweg ohne Zeitverzögerung. Der Loop-Recorder ist also so etwas wie eine individuelle private Notrufsäule für Herzpatienten per Internet. Auch Patienten mit Vorhofflimmern, die bereits mittels einer Ablation behandelt worden sind, kann der Loop-Recorder helfen. Bei dem operativen Eingriff wird Gewebe in der Herzkammer verödet, von dem krankhafte Erregungen ausgehen. Der Loop-Recorder kontrolliert, ob das Herz danach wieder kontinuierlich und ohne zusätzliche oder abnorme Erregungen schlägt. Der kleine Chip ist also selbst kein Therapeut. Er zeigt den Ärzten nur an, wie das Herz erregt wird – und wann sie handeln müssen. Das Gerät beeinflusst natürlich aber auch die medikamentöse Behandlung. Stellt sich beispielsweise nach einer monatelangen „Überwachung“ nach Vorhoffflimmern und Operation heraus, dass das Herz komplett wieder normal erregt wird, kann der Patient die Blut verdünnenden Medikamente absetzen. Experte im Studio: Prof. Dr. Dietrich Andresen Kardiologe Klinikdirektor Vivantes Urban-Krankenhaus Dieffenbachstraße 1 10967 Berlin Tel.: 030 - 130 21 0 http://www.vivantes.de/kau/kardio/ Gesund auf Reisen Der Frühling naht, Ostern steht bald vor der Tür – und damit die günstige Gelegenheit, mal wieder zu verreisen. Wer in exotische Gebiete fährt, sollte vorher unbedingt die Reiseapotheke überholen und seinen Impfschutz beim Arzt überprüfen lassen. Denn bei 2 vielen Erwachsenen sind die Standardimpfungen – Tetanus, Diphtherie, Polio – längst abgelaufen. Eine Auffrischung ist angeraten. Zusätzlich ist es ratsam, sich je nach Urlaubsziel über empfohlene oder notwendige Impfungen wie beispielsweise gegen Hepatitis, Typhus und Malaria aufklären zu lassen. Gegen Hepatitis B kann der Arzt impfen. Fliegen Sie in ein Gebiet, in dem das Risiko für Malaria erhöht ist, kümmern Sie sich um Insekten abweisende Mittel und möglicherweise um ein Malariamedikament für den Notfall (Stand-by). Informieren Sie sich außerdem, in welchen Intervallen bestimmte Medikamente genommen werden müssen. Bei Reisen in ein Land mit Zeitverschiebung müssen diese beachtet werden. Grundsätzlich sollte jede Reiseapotheke enthalten: Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand und Hautkrebs. Gegen Schmerzen und Fieber helfen Paracetamol oder Ibuprofen. Gegen Reiseübelkeit wirken Tabletten aus der Apotheke. Bei Durchfall helfen Brombeerblättertee, Elektrolyte (vor allem Salz), ausreichend Trinkwasser, und im Notfall kurzzeitig Loperamid. Bei Verstopfung: Wasser, Kleie, ballaststoffreiche Lebensmittel, Lactulose, ebenfalls nur kurz anzuwenden. Gegenmittel gegen Allergien sind Antihistaminika oder Cromoglicinsäure. Insektenstiche bekämpfen Sie am besten mit Arnikatinktur oder kühlenden Gels. Denken Sie außerdem an Desinfektionsmittel, Pflaster, sterile Wundkompressen, Mullbinden und ein digitales Fieberthermometer, all das sollte immer mit im Gepäck sein. Rezeptpflichtige Antibiotika gehören hingegen nicht in die Reiseapotheke, sondern in die Hände von Ärzten, die entscheiden müssen, ob sie nötig sind oder nicht. Wer sich vor fremden Erregern schützen will, greift an Straßen-Ständen eher vorsichtig zu. In den am Stand zubereiteten Speisen können Krankheitserreger sich gut einnisten und verbreiten. Das Essen sollte daher immer noch dampfen, bevor es verzehrt wird. Im Pauschalurlaub mit Hotelverköstigung ist man ebenso nicht vor Krankheitskeimen sicher, wie Untersuchungen gezeigt haben. Achtung bei Dip-Saucen oder Mayonnaisen oder Cremes, die stundenlang auf Buffets angeboten werden. Erwischt es einen doch, hilft bei Magenverstimmung der altbewährte Trick, den auch Kinder lieben: schwarzer Tee oder Cola und Salzstangen! Aus der Cola sollte man vorher jedoch die Kohlensäure entweichen lassen. Denn sie führt dem Bauch Luft zu - eine unnötige zusätzliche Belastung. Genauso wie zu kalte Getränke. Im Beitrag: Dr. Sebastian Diekmann Institut für Tropenmedizin u. Internationale Gesundheit Zentrale: Spandauer Damm 130 14050 Berlin Haus 10 http://tropeninstitut.charite.de/vor_der_reise/reisemedizinische_beratung_und_impfun gen/ 3 Unklare Bauchschmerzen – was steckt dahinter, wenn Speiseröhre und Magen streiken? Wenn es im Bauch drückt oder grummelt, ist die Diagnose selten eindeutig. Magen- und Darmspiegelung, Kernspin oder CT sollen bei der Suche nach der Ursache helfen, bleiben jedoch allzu oft ohne Ergebnisse. Dabei können Bauchschmerzen manchmal mit ganz einfachen Mitteln behandelt werden, wenn man an die richtige Erkrankung denkt. Bauchschmerzen können viele Gründe haben – im Bauchraum selber oder auch in anderen Regionen, welche dann in die Bauchregion ausstrahlen. Tauchen die Beschwerden immer wieder auf, sprechen Experten von einem chronisch rezidivierenden Verlauf. Ursachen können eine Magenschleimhautentzündung, Gallenprobleme bis hin zum Reizdarmsyndrom sein. Oft vergessen oder übersehen wird allerdings der chronische Bauchwandschmerz. Mal äußert er sich als ein Stechen oder Ziehen, manchmal auch als Druckschmerz rechts oder links des Bauchnabels. Oft tritt er unabhängig von einem anderen organischen Befund auf. Besteht der Bauchwandschmerz länger, begeben sich Patienten häufig auf eine frustrierende Suche nach einer richtigen Diagnose – und werden von einer Untersuchung zur nächsten geschickt. Amerikanischen Studien zufolge werden bei Betroffenen 2 bis 3 apparative Untersuchungen durchgeführt, darunter kostspielige Computertomographien, endoskopische und/oder Ultraschalluntersuchungen, Darmspiegelungen, in einigen Fällen sogar Laparoskopien. Doch alle diese Verfahren liefern meist keine wegweisenden Hinweise. Denn chronische Bauchwandschmerzen gehen eben nicht von den Eingeweiden aus, sondern von den Schichten der vorderen Bauchwand. Der Schmerz entsteht, weil ein Nerv bei Durchtritt durch die Bauchwand eingeklemmt ist. Typischerweise ist nur ein sehr kleines Schmerzareal seitlich des geraden mittigen Bauchmuskels betroffen. Die Patienten haben meist keine weiteren Symptome, ihre Laborwerte sind normal. Wie viele Menschen genau betroffen sind, hat bisher niemand untersucht. Ebenso gibt es bisher keine allgemein verbindlichen Kriterien für eine Diagnose. Daraus resultiert eine nicht abschätzbare „Dunkelziffer“. Kundige Fachleute stellen die Diagnose oft mit einem einfachen Test: der CARNETT- Test. Dabei drückt der Arzt vor Anspannung der Bauchmuskulatur auf den Punkt, der am heftigsten schmerzt. Dann spannt der Patient die Bauchwand an. Ist der Schmerz auch nach dem Anspannen noch so extrem, liegt die Ursache wirklich in der Bauchwand. Geraten die Beschwerden jedoch in den Hintergrund oder verschwinden gar, liegt die Ursache innerhalb des Bauchraumes. Ein weiterer wichtiger Hinweis auf den Bauchwandschmerz: Sind die Bauchschmerzen lageabhängig, werden aber nicht durch Nahrungsaufnahme oder Verdauungsbewegungen verändert, scheint die Nerveneinklemmung dahinterzustecken. Die Behandlung des Bauchwandschmerzes ist einfach: Der Arzt bestimmt exakt den maximalen Schmerzpunkt. Dann spritzt er gezielt das Betäubungsmittel Lidocain hinein – und der Schmerz verschwindet anhaltend. Wer mit Kräutern gegen Magen-Darm-Beschwerden angehen will, sollte sich folgende Kräuter merken: Bärlauch hat eine antibakterielle Wirkung und verhindert Beschwerden wie Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Blähungen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Basilikum wirkt ebenso gegen Völlegefühl und Blähungen. Rosmarin reguliert die Magen- und Darmsäfte. Petersilie hilft bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Kümmel hemmt Blähungen, wenn man rohes Gemüse oder Kohl gegessen hat. 4 Die chronisch entzündete Speiseröhre Die so genannte Eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine zweite Krankheit, die zu Bauchschmerzen führen kann und oft nicht erkannt wird. Sie wird von starken Schluckbeschwerden und Schmerzen in der Speiseröhre begleitet. Oft bekommen Betroffenen das Essen nicht herunter, sie haben einen starken Würgereiz. Typischerweise rutschen Getränke oder weiche Speisen ohne Probleme durch die Speiseröhre, festere Bissen oder Tabletten bleiben jedoch immer wieder stecken. Auch hier kann die Diagnose einfach sein: Bei immerhin der Hälfte der Betroffenen sehen Ärzte bei der Spiegelung von Speiseröhre und Magen eine krankhafte Querriffelung der Speiseröhre. Bei allen Patienten ist das Gewebe entzündlich verändert. Die chronische Entzündung der Speiseröhre ist erst seit einigen Jahren bekannt. Wahrscheinlich hat sie eine allergische Ursache, die dazu führt, dass dann Entzündungszellen aktiviert werden. Oft sind auch Kinder betroffen. Sie klagen dann jedoch typischerweise über unspezifische Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit und saures Aufstoßen. Um die Krankheit nachzuweisen, muss bei der Spiegelung eine Gewebeprobe aus der Speiseröhre entnommen werden. Unter dem Mikroskop zeigen sich die typischen entzündlichen Veränderungen. Im Gewebe sammeln sich eosinophile Granulozyten, eine spezielle Art weißer Blutzellen. Diese weisen auf eine Überempfindlichkeit der Schleimhaut hin. Als Folge des Dauerreizes reagiert die elastische Schleimhaut mit der Bildung von festerem Bindegewebe. Die Beweglichkeit der Speiseröhre vermindert sich nach und nach. Bei fortgeschrittenem Befund kann die versteifte und verengte Speiseröhre sogar einreißen. Dann muss sofort operiert werden. Doch solch schwere Verläufe lassen sich abwenden. Die Behandlung erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst versuchen Ärzte die Schluckbeschwerden mit sogenannten Protonenpumpenhemmern in den Griff zu bekommen. Das sind die klassischen Medikamente bei der Refluxkrankheit, auch Sodbrennen genannt. Dann sollten Betroffene es mit einer Diät versuchen, in der sie auf folgende Nahrungsmittel weitgehend verzichten: Milch, Eier, Weizen, Nüsse, Meeresfrüchte und Soja. Das Mittel der Wahl ist ein Kortison-Spray, das jedoch nicht eingeatmet sondern in den Mund und Rachen gesprüht und heruntergeschluckt wird. Bei der eosinophilen Ösophagitis handelt es sich um eine dauerhafte Störung, die auch schon im Säuglings- und Kindesalter zum Tragen kommen kann. Bei den meisten Patienten reicht eine kurzfristige Behandlung nicht aus. Für eine Langzeittherapie werden die Medikamente dann aber niedriger dosiert. Experten im Studio: Prof. Dr. med. Herbert Koop Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie Stellvertretender Ärztlicher Direktor HELIOS Klinikum Berlin-Buch Schwanebecker Chaussee 50 13125 Berlin Tel.: 030 – 9401 - 526 00 5 http://www.helios-kliniken.de/klinik/berlin-buch/fachabteilungen/allgemeine-inneremedizin-und-gastroenterologie.html Carina Noack Ernährungsberaterin Sportwissenschaftlerin, Schwerpunkt Gesundheit E-Mail: [email protected] Im Beitrag Schluckbeschwerden Dr. med. Alexander Schöffer Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin • Sportmedizin Kurfürstendamm 117 10711 - Berlin-Wilmersdorf Tel.: 030 - 892 54 05 E-Mail: [email protected] http://www.kinderaerzteimnetz.de/aerzte/arzt_865.html Links: http://www.gastro-liga.de Kampf dem Haarschwund Männer müssen sich heutzutage nicht mehr mit erblich bedingtem Haarausfall abfinden - schließlich gibt es verschiedene wirksame Behandlungsmethoden. Doch nicht jede Methode ist auch für jeden geeignet: Zu den Risiken und Nebenwirkungen klärt Sie die rbb Praxis auf. Rund eine Million Menschen in Deutschland haben Haarausfall. Zwar verliert jeder Mensch täglich Haare. Mindestens jeder zweite Mann leidet jedoch mit den Jahren unter der „Alopecia androgenetica“. Ursache ist eine angeborene erhöhte Empfindlichkeit der Haarwurzel gegenüber Testosteron. Ein Enzym wandelt das Hormon in der Kopfhaut in die aktive Form Dihydrotestosteron (DHT) um. Die Haarfollikel der Menschen mit dieser Veranlagung sind entweder stärker mit diesem Enzym ausgestattet oder sie weisen besonders viele Andockstellen für das Hormon auf. Das DHT greift die Haarwurzel dann verstärkt an. Das Haar bekommt nicht mehr genug Nährstoffe, wird dünner, verkümmert und fällt schließlich aus. Zunächst lichtet sich der Bereich vorn an den Schläfen und der Stirn, dann am Hinterkopf. Nur die Haare am unteren Rand sind unempfindlich gegenüber DHT. Übrigens: Entgegen häufiger Vermutungen bedeutet Haarausfall nicht, dass die betroffenen Männer mit Glatze besonders potent sind und besonders viel von dem männlichen Geschlechtshormon im Blut haben. Vielmehr reagieren deren Haarwurzeln nur extrem sensibel auf das Hormon, so dass die Haare vermehrt ausfallen. Das ist so bei Silvio Berlusconi, Jürgen Klopp und vielen tausenden andere Männern. Sie nehmen die Zeichen des Alters aber nicht mehr hin, sondern gehen die haarlosen Zeiten mit verschiedenen Methoden an: Vom Haarwasser über Haartransplantation bis hin zur Eigenbluttherapie ist alles dabei. Denn: Der Trend geht wieder in Richtung Haare, auf dem Kopf wie im Gesicht. 6 Für Medikamente mit den Wirkstoffen Finasterid oder Minoxidil gibt es Experten zufolge gute kontrollierte klinische Studien. Sie zeigen: Die geprüften Präparate wirken effektiv gegen Haarausfall. Teilweise stoppen sie ihn nicht nur, sondern sie stimulieren sogar das Nachwachsen. Minoxidil So heißt der Wirkstoff in der 2004 zugelassenen Haarwuchs-Arznei Regaine. Sie muss jeden Morgen und Abend auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Apotheken verkaufen die Lösung rezeptfrei. Minoxidil kostet je nach Anbieter und Packungsgröße 15 bis 40 Euro im Monat. Die Wirkung von Regaine hält, wie bei jedem anderen Haarwuchsmittel, nur so lange an, wie die Lösung verwendet wird. Als Nebenwirkung sind Irritationen der Kopfhaut, allergische Reaktionen gegen den Wirkstoff und in seltenen Fällen eine vermehrte Behaarung im Gesicht bekannt. Finasterid Der in dem Präparat Propecia enthaltene Wirkstoff blockiert die Bildung des Hormons DHT, welches die Haarwurzel angreift. Wird das Mittel abgesetzt, endet die Wirkung. Bei einem Teil der Propecia-Patienten treten Nebenwirkungen auf. Dazu zählen eine verminderte Libido, Erektionsschwäche und Depressionen. Außerdem warnen Experten vor einem möglichen männlichen Brustkrebsrisiko. Das Präparat gibt es nur auf Rezept, muss aber selbst bezahlt werden. Finasterid kostet 35 bis 45 Euro im Monat. Haartransplantation Die Transplantation findet unter örtlicher Betäubung statt. Die Behandler entnehmen Haare aus dem unteren Kopfbereich, wo die Wurzeln unempfindlich gegenüber dem Hormon DHT sind. Jedes Haar wird einzeln an die kahlen Stellen verpflanzt. Die Haartransplantation kann einen ganzen Tag dauern. Je nach Aufwand kostet sie dreibis neuntausend Euro. Wichtig ist: Vor der Transplantation muss der Haarausfall medikamentös gestoppt werden. Ansonsten fallen die natürlich gewachsenen Haare aus – und es bleiben nur noch die verpflanzten stehen. Bei der Haartransplantation ist also die Kombination von Medikamenten und der Transplantation sinnvoll. Eigenbluttherapie Anders als die anderen Methoden ist die Eigenbluttherapie gegen Haarausfall noch nicht etabliert. Verfechter schwören jedoch darauf, dass sie wie folgt wirkt: Aus dem Blut des Patienten wird mittels Zentrifuge ein Blutplättchen-Konzentrat gewonnen. Das Konzentrat wird umgehend in die von Haarverlust betroffenen Kopfhautregionen injiziert. Die im Gewebe befindlichen aktiven Blutplättchen sollen dann dafür sorgen, dass Wachstumsfaktoren freigesetzt werden und neue Zellen sich bilden. Denn das eigene Blut wird nach dem Aufenthalt außerhalb des Körpers von diesem als „fremd“ angesehen und löst so eine Immunreaktion des Körpers aus bzw. stimuliert dessen körpereigene Abwehr. Die Eigenbluttherapie soll den Körper also ganz gezielt bei der Zellregeneration unterstützen. Eine Behandlung kostet zwischen 250 und 800 Euro und muss alle paar Monate wiederholt werden. Nebenwirkungen gibt es bisher nicht. Ebenso fehlt aber auch ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis. Das dürfte sich in naher Zukunft auch nicht ändern. Denn anders als bei Medikamenten hat die Pharmaindustrie kein Interesse an einer Finanzierung. Experten im Beitrag: Prof. Dr. med. Ulrike Blume-Peytavi CLINICAL RESEARCH CENTER FOR HAIR AND SKIN SCIENCE 7 Tel.: 030 - 450 518 122 E-Mail: [email protected] www.crcberlin.com www.derma.charite.de Dr. med. Nina Otberg Haut- & Lasercentrum Potsdam-Berlin Kurfürstenstr. 40 14467 Potsdam Tel.: 0331 – 626 448-0 E-Mail: [email protected] Berlin Richard-Strauss-Str. 27 14193 Berlin (Grunewald) Tel.: 030 – 820 070 4-0 Swingtanzen – Fitness auf dem Parkett Der „West Coast Swing“ ist kein neuer Tanzstil, sondern eine moderne Weiterentwicklung von Swing-Tanz-Varianten aus den 30- und 40er Jahren. „West Coast“ heißt Westküste, denn von dort, von der amerikanischen Westküste, stammt der Tanz. Und er ist sogar der offizielle Staatstanz von Kalifornien. Inzwischen findet der West Coast Swing auch hierzulande immer mehr Liebhaber. Drei bis vier Monate Übung sind notwendig, um den schwungvollen Tanzstil mit allen Figuren gut zu beherrschen, doch die Basis-Schritte sitzen schnell. Zudem kann man je nach Kondition schnell oder langsam tanzen, und das zu fast jeder Art von Musik. Swing passt natürlich dazu, aber auch Pop- oder Rockmusik. Und noch ein Vorteil: Der Paartanz benötigt nur wenig Platz auf dem Parkett, da die Schritte linienförmig erfolgen. Somit kann man auch zu Hause im Wohnzimmer die Hüften schwingen. Und wenn die Grundschritte gut sitzen, können die Tänzer auch einzeln improvisieren und individuell Bewegungen ausprobieren, die fit machen und gut tun. Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband e.V. Geschäftsstelle Obenhauptstraße 5 22335 Hamburg Tel.: 040 - 500 209 0 www.adtv.de Neue Serie: Wie gesund ist eigentlich… Chirotherapie? Oft gehört, nie wirklich verstanden – was ist eigentlich Chirotherapie? Klingt irgendwie nach Chirurgie, aber ist das nicht so was wie Einrenken? Eine neue rbb Praxis Serie zu medizinischem Wissen für den Alltagsgebrauch. Hexenschuss nach dem Kistenschleppen oder chronische Schmerzen im Kopf und Nacken durch Computerarbeit - fast jeder kennt solch lästige Beschwerden. Grund für die Schmerzen sind meist Verspannungen und Verhärtungen der tiefen Rückenmuskulatur, aber auch Verschleißerscheinungen von Bändern und Gelenken. Sie entstehen durch alltägliche Belastungen und durch dauerhafte Fehlhaltungen. Die 8 Schmerzen führen dazu, dass wir uns verkrampfen und eine Schonhaltung einnehmen. Dadurch nimmt die Fehlbelastung zu, die Muskeln rundherum verspannen noch mehr, die Schmerzen werden stärker und so fort. Linderung kann in solchen Situationen „sanfte Gewalt“ schaffen, nämlich die Behandlung eines Chirotherapeuten oder -praktikers. Die Bezeichnung leitet sich vom griechischen Wort für Hand (Cheir) ab. Somit ist die Chirotherapie bzw. -praxis eine „Therapie mit den Händen“. Denn die Hand ist das wichtigste Werkzeug der Therapeuten – für die Diagnostik und die Therapie. Chirotherapeut oder Chiropraktiker? Der Behandler muss die Zusammenhänge im Körper im Blick haben. Das macht eine fundierte Ausbildung notwendig. Bei der Bezeichnung gibt es Unterschiede: „Chirotherapeuten“ sind ausschließlich Ärzte, die durch eine standardisierte, einheitliche Weiterbildung und Prüfung diese Zusatzbezeichnung erworben haben. „Chiropraktiker“ hingegen können auch Heilpraktiker oder Physiotherapeuten sein, die ein entsprechendes Diplom haben. Die einzelnen Bezeichnungen sind nicht geschützt. Die DGMSM empfiehlt zum ärztlichen Chirotherapeuten zu gehen, da dieser das größte Wissen bei den Kontraindikationen hat. In der Schweiz und den USA heißen die Therapeuten übrigens Chiropraktoren. Was passiert bei der Chirotherapie? Chirotherapeuten diagnostizieren und behandeln mechanische Probleme an Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern sowie die Auswirkungen, die diese Probleme auf die Funktion des Nervensystems haben können. Durch gezielte Handgriffe sollen Verschiebungen und Fehlstellungen, so genannte Blockaden, an der Wirbelsäule oder an anderen Gelenken gelöst werden. Diese Blockaden erkennt der Experte daran, dass die Gelenke beim vorsichtigen Bewegen „sperren“. Um die Blockade zu beheben, wird das betroffene Gelenk zunächst vorsichtig „unter Spannung“ gesetzt. Das sollte nicht schmerzhaft sein. Schließlich wird das Gelenk mobilisiert: Der Therapeut dehnt das Gelenk mit einem sanften Ruck, indem er über den Anschlag hinaus einen kleinen schnellen Impuls auf das Gelenk gibt. Auch das ist normalerweise nicht schmerzhaft. Je nachdem wie stark ausgeprägt eine Blockade ist, reicht manchmal schon ein sanfter Druck auf das Gelenk oder bestimmte Triggerpunkte in den Muskeln aus. Auch rhythmisches Bewegen der betroffenen Stellen kann helfen, Blockaden zu lösen. Ohnehin hat sich die Chirotherapie in den letzten Jahren gewandelt: Statt heftiges Knacken zu verursachen, wenden die Therapeuten zunehmend sanfte Methoden der Chirotherapie an, für die sie kurze und geringe Impulse einsetzen. Bei einer erfolgreichen Behandlung ist der Effekt oft sofort spürbar: So verschwindet beim Hexenschuss die „Schieflage“ im Rücken und die Muskelverhärtungen. Ein leichter Muskelkater kann zurückbleiben. Die schnelle Wirkung macht die Chirotherapie bei den Patienten sehr beliebt. Für wen ist Chirotherapie nicht geeignet? Schmerzen, die durch starken Verschleiß wie bei Arthrose oder Polyarthritis auftreten, können durch Chirotherapie nicht gebessert werden. Zumindest der Verschleiß selbst 9 wird nicht behoben. Die dadurch entstehenden, schmerzbedingten Fehlhaltungen kann die Chirotherapie zeitweise lindern. Bei einem Hexenschuss sollte ein Bandscheibenvorfall ausgeschlossen werden. Das geschieht durch die Befragung des Patienten, das Prüfen von Reflexen und ggf. bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie und/oder Kernspintomographie. Deshalb sollte man bei starken Rückenschmerzen besser zuerst einen Arzt aufsuchen. Unbedingt notwendig ist ein Arztbesuch, wenn zu den Schmerzen ein Taubheitsgefühl in einem oder beiden Beinen kommt oder Störungen beim Wasserlassen und Stuhlgang auftreten. Bei einer starken Osteoporose (Knochenschwund) ist von Chirotherapie ebenfalls abzuraten. Im schlimmsten Fall kann eine Manipulation zu Knochenbrüchen führen. Auch bei chronischen Instabilitäten, also Patienten, die alle 14 Tage neu eingerenkt werden müssen, ist die Chirotherapie kontraindiziert. Hier hilft zu klären, welche Muskelgruppen betroffen sind, eine gezielte Physiotherapie zu machen und so eine Stabilisierung zu erreichen. Welche Risiken birgt die Chirotherapie? Vor einigen Jahren berichteten die Medien wiederholt über einen möglichen Zusammenhang zwischen Chirotherapie an der Halswirbelsäule und dem Auftreten von Schlaganfällen. Eine direkte Folge der Chirotherapie auf eine gestörte Durchblutung des Gehirns wurde bisher nicht bestätigt. Möglicherweise war der durch einen Riss in einem Blutgefäß hervorgerufene Schmerz der Grund gewesen, einen Chiropraktiker aufzusuchen. Der Schlaganfall wäre also vermutlich früher oder später auch ohne die chiropraktische Behandlung aufgetreten. Wie geht es weiter nach der Chirotherapie? Nach Beseitigung der Blockaden ist eine weitere Behandlung wie zum Beispiel Krankengymnastik sinnvoll, um Rückfälle zu vermeiden. Aktive sportliche Betätigung sollte für weiteren Muskelaufbau genutzt werden, denn nur eine ausreichend kräftige Muskulatur kann die Wirbelsäule halten, stützen und entlasten. Zusätzlich sollte man einige Verhaltensregeln für den Alltag beachten: Bei Rückenbeschwerden sollte man bei der Arbeit immer wieder bewusst die Körperhaltung ändern, vom Sitzen ins Stehen wechseln und zwischendurch auch mal ein paar Schritte laufen. Wechseln Sie möglichst oft in die Bauchlage, zum Beispiel beim Fernsehen oder Lesen. Tragen Sie nichts, was Sie nicht auch rollen oder schieben können. Beim Hochheben schwerer Gegenstände gehen Sie in die Hocke gehen und halten die Arme dicht am Körper. Das belastet den Rücken weniger. Chirotherapie bei Kindern Ein Einsatzgebiet der Chirotherapie bei Kindern ist das so genannte „KISS-Syndrom“ (Kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung). Dieses soll nach einer schwierigen Geburt auftreten – beispielsweise, wenn das Kind mit Hilfe einer Saugglocke auf die Welt kommt. Die Halswirbelsäule kann dadurch Schaden nehmen, sie wird gestaucht oder leicht „verrenkt“, aber auch genetische Ursachen werden vermutet. Mögliche sichtbare Folgen sind eine Schiefhaltung des Kopfes. Die Verspannungen tun den Kindern weh, sie weinen viel, sind oft sogar „Schreikinder“ und haben Probleme beim Trinken. 10 FAZIT: Chirotherapie ist hilfreich, vorausgesetzt sie erfolgt mit der modernen weichen Methode von einem speziell ausgebildeten Chirotherapeuten und man sieht in ihr keine Dauerlösung. Experte im Beitrag Dr. med. Holger Göbel Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Praxis Walden & Göbel Clausewitzstr. 4 10619 Berlin Tel.: 030 – 886 829 30 Internet: http://www.hand-und-knie.de/ und http://www.drgoebel.eu/ E-Mail: [email protected] Weiterführende Adressen Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin e. V. Geschäftsstelle DGMSM e. V. – Akademie Boppard Obere Rheingasse 3 56154 Boppard Tel.: 06742 - 8001-0 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.dgmm.de/ Bund deutscher Chiropraktiker e.V. Kontakt: Kurt Jürgen Schwarz Fuggerstr. 33 10777 Berlin Tel.: 030 - 23 51 68 30 Internet: www.chiropraktik-bund.de E-Mail: [email protected] Weiterführende Links Deutsche Gesellschaft für Chirotherapie und Osteopathie e.V. (DGCO) mitgliederstärkste rein ärztliche Fachgesellschaft für Chirotherapie und Osteopathie in Deutschland http://www.dgco.de/ Artikel bei Stern online http://www.stern.de/ruecken/therapie/chirotherapie-wenn-die-knochen-knacken659070.html Deutsche Chiropraktoren-Gesellschaft e.V. (DCG) www.chiropraktik.de Informationsportal zur Chirotherapie http://www.chirotherapie.net/ 11 RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Erika Brettschneider / K. Henss Christine Salminger Raiko Thal Beate Wagner 05.03.2014 12