Schilddrüse o.k. Ihr Morbus Basedowratgeber Rundum gut informiert über die Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow Morbus Basedow verstehen und behandeln Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Schaltstellen im menschlichen Körper. Sie produziert lebenswichtige Hormone, die für viele Stoffwech­ selprozesse verantwortlich sind. Ein Zuviel oder Zuwenig kann den ganzen Körper und auch die Seele aus dem Gleichgewicht bringen. Eine häufige Erkrankung der Schilddrüse ist der Morbus Basedow. Wenn Ihr Arzt bei Ihnen diese Diagnose gestellt hat, möchten wir Ihnen mit der vor­liegenden Broschüre helfen, Ihre Krankheit besser zu verstehen und Ihnen die unterschiedlichen Behandlungs­ möglichkeiten aufzeigen. Bei allen weiteren Fragen wird Sie Ihr Arzt g ­ erne ausführlich beraten. Wir wünschen Ihnen gute Besserung – denn nur wenn die Schilddrüse O.K. ist, kann es dem Menschen rundum gut gehen. 2 Inhalt Die Schilddrüse........................................................................ 4 Wofür Morbus Basedow steht................................................... 6 Die Ursachen Die Ursachen des Morbus Basedow........................................... 8 Morbus Basedow – eine Autoimmunerkrankung.......................... 8 Die vergrößerte Schilddrüse..................................................... 9 Die Symptome Schilddrüsenüberfunktion...................................................... 10 Augenbeschwerden bei Morbus Basedow.................................. 12 Gestörtes Immunsystem....................................................... 13 Andere resultierende Beschwerden......................................... 14 Die Diagnose.......................................................................... 16 Die Behandlung...................................................................... 21 Die medikamentöse Therapie................................................. 22 Die Therapie in der Schwangerschaft....................................... 22 Operation oder Radiojodtherapie?........................................... 23 Operation............................................................................ 23 Radiojodtherapie.................................................................. 25 Die Behandlung der endokrinen Orbitopathie............................ 27 Rundum ein gutes Gefühl....................................................... 28 Service Glossar............................................................................... 29 Buchtipps/Internet................................................................ 30 3 Die Schilddrüse Die Bedeutung der Schilddrüse für den Organismus Auch wenn sie sehr klein ist und nur etwa 8 bis 25 Gramm wiegt, hat die Schilddrüse eine zentrale Bedeutung für den Körper. Mit Hilfe der Aminosäure Tyrosin und mit dem Baustein Jod produziert sie die Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe rufen in den Organen ganz bestimmte Reaktionen hervor und regulieren so viele Stoff­ wechselprozesse. Die Schilddrüse reguliert den Sauerstoffverbrauch, den Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel und damit den Energiehaushalt des Körpers. Sie beein­ flusst den Wärmehaushalt und die Körpertem­ peratur, Herz und Kreislauf, den Magen- und Die g ­ esamte körper­ Darmtrakt, die Muskeln und das Nerven­ liche und geistige Ent­ system. Sie reguliert den Mineral- und wicklung bei Kindern und Wasserhaushalt des Körpers und nimmt Jugendlichen hängt von ihr ab, Einfluss auf die Geschlechtsfunktionen und sie spielt eine wichtige des Menschen. Rolle für die seelische Verfassung des Menschen. Wenn die Schilddrüse zu viele Hormone ausschüttet, werden Grundumsatz und Wärme­produktion gesteigert. Gelangen zu wenige Hormone ins Blut und zu den Organen, ist der gesamte Stoffwechsel verlangsamt. 4 Kehlkopf Schilddrüse Luftröhre 5 Wofür Morbus Basedow steht „Morbus” ist lateinisch und bedeutet „Krankheit”. Carl Adolph von Basedow (1799–1884) ist der Merseburger Arzt, der die Krankheit zum ersten Mal 1840 in Deutschland beschrieben hat. Die Erkrankung trägt den Namen ihres deutschen Erstbeschreibers. Basedow dokumentierte die drei klassischen ­Symptome, die bis heute als „Merseburger Trias“ bezeichnet werden: • vergrößerte Schilddrüse, • schneller Pulsschlag • und hervortretende Augen. In englischsprachigen Ländern wird die Erkran­ kung „Graves’ Disease” genannt, nach dem irischen Arzt Robert James Graves (1797–1853), der sie unabhängig von Basedow beschrieb. Die vermut­liche Erstbeschreibung der Erkrankung liegt mehr als 800 Jahre zu­ rück, als der persische Arzt Sayyid Ismail Al-Jujani eine Verbindung zwischen der Schilddrüsenvergrößerung und dem Hervortreten der Augen fand. Der Erstbeschreiber der Erkrankung Carl Adolph von Basedow (1799–1884) Neben Morbus Basedow oder Basedow’scher Erkrankung wird die Krankheit auch als „Immunhyperthyreose” oder „Autoimmunhyperthyreose” bezeichnet. Dieser Begriff beschreibt mehr die Ursache und Folge der Erkrankung. „Autoimmun” deutet auf eine Immunerkankung hin, „Hyperthyreose” bedeutet in der medizinischen Fachsprache „Schilddrüsenüberfunktion”. 6 7 Die Ursachen Die Ursachen des Morbus Basedow Die Ursachen der Basedow’schen Krankheit sind immer noch unbekannt. Fest steht j­edoch, dass erbliche Faktoren eine wichtige Rolle spielen, und dass negativer Stress und s­ eelische Belastungen die Krankheit auslösen können. Auch ist nicht ausge­schlossen, dass Viren und Bakterien an der Entstehung des Morbus Basedow beteiligt sein können. Hormonschwankungen und Schwangerschaften schei­ nen die Basedow’sche Krankheit zu begünstigen. Daher sind Frauen bis zu neunmal häufiger be­ troffen als Männer. Phasen hormoneller Verän­ derungen wie die Pubertät, eine Schwanger­ schaft und die Wechseljahre können zu einem ersten Auftreten führen. Zu Erkrankungsbeginn sind die meisten Patienten zwischen 20 und 50 Jahre alt, etwa ein Drittel ist jünger als 35 Jahre. Prinzipiell können aber alle Altersgruppen und auch Männer erkranken. Raucher sind doppelt so oft betroffen und leiden achtmal häufiger unter Augen­beschwerden als Nichtraucher. Morbus Basedow – eine Autoimmunerkrankung Beim Morbus Basedow handelt es sich meist um eine manchmal langwierige chronische Erkrankung des Immunsystems, die häufig in Schüben verläuft. Die Funktion des menschlichen Immunsystems ist es, den Körper vor Krank­ heiten zu schützen und Eindringlinge wie Viren, Bakterien und Pilze mit Hilfe von Antikörpern abzuwehren. Bei einer Autoimmunerkran­kung erkennt das Immunsystem die eigenen Zellen bestimmter Organe (am häufigsten der Schilddrüse) nicht mehr als eigene, sondern als fremde. Es kommt zu einem ­Einwandern von Entzündungszellen und in der Folge zur Bildung von Antikör­ pern g ­ egen diese Zellen. Im Falle der Basedow’schen Krankheit werden Anti­ körper gebildet, die die Schilddrüse zu einer verstärkten Tätigkeit anregen. In der Folge kommt es meist zu einer gleichmäßigen Vergrößerung der Schild­ drüse und zur Schilddrüsenüberfunktion mit ihren Krankheitserscheinungen. Ein Teil der Patienten entwickelt darüber hinaus Augenbeschwerden, wie z. B. hervortretende A ­ ugen, Seh­störungen und Kopfschmerzen. Die Erkrankung beschränkt sich also nicht nur auf die Schilddrüse. 8 Bei älteren Menschen werden die Symptome einer Funktionsstörung oft nicht mit der Schilddrüse in Verbindung gebracht. Herzbeschwerden oder Symp­ tome, die auch typisch für die Wechseljahre sind, können in Wirklichkeit auf einer Überfunktion der Schilddrüse beruhen. Viele Beschwerden, die von einer veränderten Schilddrüse ausgelöst werden, können untypisch sein und denen von Magenbeschwerden, Gallensteinen und Rheuma ähneln. Auch unklare Gewichtsabnahmen, Herzklopfen, Verstimmungen, Müdigkeit und Schwäche­ anfälle können von einem Morbus Basedow herrühren. Daher sollte bei älteren Patienten immer auch die Schilddrüse untersucht werden. Die vergrößerte Schilddrüse Bei der Basedow’schen Erkrankung kann sich die Schilddrüse krankhaft ver­ größern. Es bildet sich ein Kropf, medizinisch Struma genannt. Oft wächst die Schilddrüse nach außen und zeigt sich als Verdickung am Hals. Wächst sie nach innen, können Speiseröhre und Luftröhre beeinträchtigt werden. Fremd­ körpergefühl, Schluck­beschwerden, ein Druck im Hals und Atembeschwerden bis hin zur Atemnot können die Folge sein. Enge Kragen, Rollkragen und Krawatten werden gemieden, die bloße Berührung des Halses als unangenehm empfunden. Das Gefühl, einen Knödel im Hals zu haben, kann sich besonders bei Stress und Aufregung verstärken. Bei all diesen Be­ schwerden kann eine Ultraschalluntersuchung des Halses Aufschluss über die Größe der Schilddrüse geben. 9 Die Symptome Die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion Patienten mit Morbus Basedow entwickeln meist eine Schilddrüsenüberfunk­ tion ­(Hyperthyreose). Die Schilddrüse produziert zu viel Hormon, die Stoff­ wechselprozesse laufen damit auf Hochtouren. Der ganze Körper ist davon betroffen: Der Mensch wird unruhig, nervös und reizbar. Die Finger zittern, der Puls ist erhöht, es kommt zu Herzklopfen und Schlafstörungen. Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit nehmen auf Dauer ab. Der Patient gerät schnell ins Schwitzen, verträgt keine Wärme und bevorzugt auch bei niedrigen Temperaturen leichte Kleidung. Die Haut ist warm und feucht. Die Haare fühlen sich ungewöhnlich weich an, es kann zu diffusem Haarausfall kommen. Der Appetit ist gesteigert, trotzdem kann es zum Gewichtsverlust kommen und oft auch zu Durchfall. Zyklusstörungen gehören eben­ falls zu den Symptomen der Hyperthyreose. Auch psychische Bei Schwangeren kommt es häufiger zu Krankheiten können Fehl- und Frühgeburten. durch die Schilddrüsen­ überfunktion ausgelöst werden. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sind zu viele Schilddrüsenhormone im Blut. Wenn dann z. B. auch noch große Mengen Jod zugeführt werden, durch jodreiche Nahrung bzw. Medikamente oder jodhaltige Röntgenkontrastmittel, kann eine lebensbedrohliche Reaktion (auch thyreo­ toxische Krise genannt) ausgelöst werden. 10 Symptome im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) Weiches, dünnes Haar Psychomotorische Unruhe Vergrößerte Schilddrüse Beschleunigte Herzfrequenz Schweißausbrüche Gewichtsverlust (trotz Heißhunger) Gesteigerte Stuhlfrequenz 11 Augenbeschwerden bei Morbus Basedow Etwa 60 % der Patienten mit Morbus Basedow leiden unter Augen­ beschwerden, die unter dem Begriff „endokrine Orbitopathie” zusammengefasst werden. „Endokrin” b ­ ezeichnet den Zusammenhang mit der hormonbildenden Schilddrüse, „Orbitopathie” steht für Erkrankung der Augenhöhle. Die Symptome der endokrinen Orbitopathie können sehr unter­ schiedlich sein, auch in ihrer Ausprägung. Hervortretende Augäpfel sind sehr häufig anzutreffen. Die U ­ rsache: Das gestörte Immun­ system verursacht in der Augenhöhle eine entzündliche Reaktion des Binde- und Fettgewebes. Da der Platz in der knöchern begrenzten ­Augenhöhle b ­ eschränkt ist, führt die ent­ zündliche Schwellung zu einem Auswei­ chen des Augapfels nach außen. Weitere Symptome sind geschwollene Augenlider, seltener Lidschlag, trockene Augen mit einer Rötung und Entzündung, Druck- und Fremdkörpergefühl, Ver­ schwommen- oder Doppeltsehen, Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen. Wichtig zu wissen ist, dass die endokrine Orbitopathie der Schilddrüsenerkran­ kung zeitlich vorausgehen, gleichzeitig mit ihr auftreten oder ihr mit zeitlicher Verzögerung folgen kann. In seltenen Fällen findet sich eine endokrine Orbi­ topathie ohne fassbare Schilddrüsenerkrankung. Auch nach Behandlung der Schilddrüsenerkrankung kann es bei der Hälfte der Erkrankten innerhalb von zwei Jahren zu einer Aktivierung der A ­ ugenerkrankung kommen. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt notwendig, selbst wenn momentan keine Beschwerden bestehen. Die endokrine Orbito­pathie betrifft meist beide Augen, allerdings oft in unterschiedlich starker Ausprägung. Darüber hinaus ist es wichtig, die Schilddrüsenstoffwechsellage gut einzustellen und regelmä­ ßig zu überprüfen und nicht zu rauchen. 12 Weitere Symptome des gestörten Immunsystems Morbus Basedow entsteht als Folge eines aus der Balance gera­ tenen Immunsystems, das sich gegen körpereigene Organe wendet. Bei einem Teil der Patienten betrifft das nicht nur die Schilddrüse, sondern auch andere Teile des Orga­ nismus. Falls Sie eine oder mehrere der nachfolgenden ­Beschwerden haben, sollte Ihr Arzt abklären, ob eine weite­ re Autoimmunkrankheit vorliegt. Die Bandbreite der Krankheits­-­ bilder ist sehr groß. Die beim Morbus Basedow gebildeten Antikörper richten sich gegen be­ stimmte Strukturen auf den Schilddrüsenzellen, den TSH-Rezeptoren. Diese Rezeptoren finden sich nicht nur im Schilddrüsengewebe, sondern auch in vielen anderen Geweben im Körper, z. B. im Fettgewebe, in der Augenhöhle, in der Haut an der Vorderseite der Unterschenkel, im Gehirn, in den Muskeln und in den Knochen. All diese Orte können von Antikörpern angegriffen wer­ den. Setzen sich Antikörper an den TSH-Rezeptoren fest, so wird die Schilddrüse zur Hormonpro­ duktion von Schilddrüsenhor­ monen angeregt. Außerdem können noch andere Re­ aktionen in Gang gesetzt werden, die u. a. zu einer Entzündung und Schwellung des Gewebes führen. 13 Andere resultierende Beschwerden • Gelenk-, Rücken- und Muskelschmerzen • Hautentzündungen wie Rosazea (schmetterlingsförmige Rötung im Gesicht) oder fettig schuppige Haut • Hautverhärtung an den Unterschenkeln („prätibiales Myxödem“) • Verhärtung der Muskeln und Sehnen • Trockene Schleimhäute • Pilzbefall von Haut und Schleimhäuten Myxödem im Bereich der Schienbeine mit teigiger Schwellung und glänzender Haut Weitere Symptome sind allgemeine Schwäche, Fieber, Lymphknotenschwel­ lungen, Übelkeit, Magen- und Darmprobleme, Schwellungen von Gesicht und Gliedmaßen. Auch Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit können Folge einer Autoimmunerkrankung sein. Bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung können parallel auch andere Autoimmunerkrankungen vorliegen bzw. auftreten, z. B. ein Diabetes mellitus Typ 1 (Zucker­krankheit), Morbus Addison (eine Erkrankung, die mit einer Fehl­ funktion der N ­ ebenniere einhergeht), Vitiligo (sogenannte Weißfleckenkrank­ heit), Alopecia areata (kreisrunder H ­ aarausfall). 14 15 Die Diagnose Untersuchungen bei Morbus Basedow In der Eingangsuntersuchung erstellt der Arzt zunächst einen klinischen Befund und nimmt Ihre Krankengeschichte auf. Er dokumentiert Ihre Symptome, ob in Ihrer F ­ amilie bereits Schilddrüsenerkrankungen vorgekommen sind, ob Sie noch an anderen Krankheiten leiden und welche Medikamente Sie einnehmen. Durch Abtasten kann der Arzt eine Vergrößerung der Schilddrüse feststellen. Die Struma wird nach ihrer Größe, Beschaffenheit, V ­ er­schiebbarkeit, nach Komplikationen wie Heiser­keit, Atembeschwerden, Druckschmerz sowie nach dem Zustand der Lymphknoten beurteilt. Mit einer Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) stellt der Arzt die ­genaue Größe der Schilddrüse fest. Auch verändertes Gewebe wird ­erkannt. Typisch für den Morbus ­Basedow ist eine echoarme (schwarze) und stark durchblutete Schilddrüse. Die Untersuchung ist völlig schmerzlos und birgt keine Risiken. Szintigraphie einer Schilddrüse mit einem auto­­nomen Adenom (auch unifokale Autonomie ge­­nannt), das sich als rote Anreicherung darstellt 16 Ultraschallbild eines vergrößerten Schilddrüsenlappens im Rahmen einer Basedow’schen Erkrankung Mit der Szintigraphie lassen sich Aus­ sagen über die Funktion und Größe der Schilddrüse machen. Dabei wird dem Patienten eine sehr geringe Menge ei­ ner radioaktiv markierten Substanz ge­ spritzt. Die Strahlung dieser ­Substanz wird mit einer Spezialkamera aufge­ zeichnet. Da die Substanz nur schwach strahlt und bereits nach einem Tag wieder ausgeschieden ist, brauchen Sie keine gesundheitlichen Auswirkungen zu befürchten. Bei Schwangeren wird diese Untersuchung jedoch nicht durchgeführt. Bei Vorliegen eines Morbus Basedow sieht man meist ein sehr intensives Bild, was auf das Vorliegen der Schilddrüsenüberfunktion zurückzuführen ist. Durch moderne Ultraschall-Verfahren (Farbdoppler-Sonographie) hat die Szintigraphie jedoch bei der Diagnose des Morbus Basedow an Bedeutung verloren. Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Menge der Schilddrüsen­ hormone sowie wichtiger Botenstoffe im Blut. Im Falle der Basedow’schen Erkrankung ist die Menge der beiden Schild­ drüsenhormone Trijodthyronin, Tetrajodthyronin (Thyroxin) erhöht. Diese Hor­ mone sind teilweise an Trägerproteine gebunden und werden abgekürzt als T3 und T4 bezeichnet. Ein kleiner Teil liegt in freier Form vor und wird als fT3 und fT4 abgekürzt. Für die Diagnosestellung sind vor allem letztere wichtig. Die Produktion der Schilddrüsenhormone unterliegt einem Regelkreis (siehe S. 19). Das Hormon TSH, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird, regt die Produktion von T3 und T4 an. Zirkuliert viel T3 und T4 im Blut, so gibt es eine negative Rückkopplung, und es wird weniger TSH ausgeschüttet. Fällt der Spiegel an T3 und T4, passiert das Gegenteil, und TSH führt zu einer Stimulation der Produktion. Im Falle einer Basedow’schen Erkrankung sind die Werte für das TSH in der Regel ­erniedrigt. Die Hirnanhangdrüse hat erkannt, dass zu viele Schilddrüsen­ hormone im Blut zirkulieren und will durch eine geringere TSH-Ausschüttung die Produktion der Hormone wieder reduzieren. Für die Diagnose eines Morbus Basedow finden sich im Blut die bereits ange­ sprochenen Antikörper, positive TRAK sind fast immer der Beweis für einen Morbus Basedow: Bei etwa 90 % der Patienten sind die sogenannten TSH-­ Rezeptor-Antikörper (abgekürzt TRAK) erhöht. Bei etwa 50 bis 70 % der Pati­ enten liegen ebenfalls hohe Werte für die sogenannten TPO-Antikörper vor. Diese Antikörper richten sich gegen ein bestimmtes Enzym der Schilddrüse, die Schilddrüsenperoxidase (abgekürzt TPO). TPO-Antikörper sind identisch mit den früheren MAK (mikrosomale Antikörper). Neben den klassischen Methoden zum Nachweis von TRAK-Antikörpern gibt es jetzt einen neuen Test mit verbesserter Empfindlichkeit, den sogenannten TRAK-­human-Antikörper-Test. Damit können TSH-Rezeptorantikörper bei über 95 % der Basedow-Patienten nachgewiesen werden. Die Nachweiswahrschein­ lichkeit der TRAK-Antikörper liegt ­damit höher. Ob sich dadurch der Verlauf der Erkrankung besser vorhersagen lässt, ist jedoch noch unklar. 17 Überblick über Normwerte und mögliche Abweichungen U/l = Units (Einheiten) pro Liter U/ml = Units pro Milliliter µg = Mikrogramm oder millionstel Gramm (10-6) ng = Nanogramm oder milliardstel Gramm (10-9) Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die angegebenen Werte nur zur Orientierung dienen. Die Normwerte können von Labor zu Labor schwanken. Ihre Ergebnisse sollten immer nur mit den Normwerten des jeweiligen Labors verglichen werden. Hormon Referenzbereich bei Erwachsenenen T3 0,9–1,8 ng/ml (1,4–2,8 nmol/l) fT3 3,5–8,0 ng/ml (5,4–12,3 nmol/l) T4 5,5–11,0 µg/dl (77–142 nmol/l) fT4 0,8–1,8 ng/dl (10–23 pmol/l) TSH 0,4–4,0 mU/l Achtung: In der Schwangerschaft gelten medizinische Referenzbefunde! TRAKhuman-Antikörper < 1 U/l 1 – 2 U/l > 2 U/l negativ (unter 1 U/l sind die Werte normal) Grenzbereich positiv (weist Morbus Basedow nach) TRAK-Antikörper < 9 U/l 9 – 14 U/l > 14 U/l negativ (unter 9 U/l sind die Werte normal) Grenzbereich positiv (weist auf Morbus Basedow hin) TPO-Antikörper < 100 U/ml 18 negativ (unter 100 U/ml sind die Werte normal) 100 – 200 U/ml Grenzbereich > 200 U/ml positiv (weist auf Hashimoto-Thyreoiditis hin, kann auch bei Morbus Basedow erhöht sein) Gehirn TRH Hypothalamus + TSH – + Stimulation Hemmung T4 und T3 erhöht Hypophyse T4 und T3 erniedrigt TSH stimuliert die Produktion von T4 und T3 + Blutspiegel Abgabe der Hormone ins Blut Schilddrüse braucht Jod, um die Hormone T4 und T3 zu produzieren 19 Des Weiteren wird ge­ messen, ob und wie stark die Augen hervorgetreten sind, die Hornhaut und der Augenhintergrund werden kontrolliert. Zusätzlich werden die Augen untersucht, um festzustellen, ob eine endokrine Orbito­ pathie vorliegt. Dies kann auch der Fall sein, wenn Sie keine spürbaren Augen­ beschwerden haben. Der Augenarzt prüft Ihr Sehvermögen, die Beweglichkeit der ­Augenmuskeln, das Gesichtsfeld sowie den Augeninnendruck. Bei einer endokrinen Orbitopathie können mittels Ultraschall der Augenhöhlen, die vergrößerten Augenmuskeln und auch der Sehnerv dargestellt werden. Selten ist eine Kernspintomographie der Augenhöhlen erforderlich. Mit dieser bildgebenden Untersuchung können A ­ uge und Augenhöhle mittels eines Magnetfeldes genau abgebildet werden. Von dieser Untersuchung ausgenommen sind lediglich Menschen mit Herzschrittmacher. Auch eine Untersuchung mittels Ultraschall ist möglich. Computertomographische (links) und Ultraschalldarstellung (rechts) der verdickten Augenmuskeln im Rahmen einer endokrinen Orbitopathie 20 Die Behandlung Die Behandlung des Morbus Basedow Der Morbus Basedow kann nicht ursächlich behandelt werden. Die Therapien konzentrieren sich daher auf die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion und der Augenbeteiligung. Die modernen Methoden ermöglichen einem Großteil der Patienten ein weitgehend beschwerdefreies Leben. Grundsätzlich sollten Sie die Behandlung mit einer gesunden Lebensweise unterstützen. Meiden Sie Nikotin, Kaffee und Alkohol. Stress und körperlichen Anstrengungen s­ ollten Sie aus dem Weg gehen. Verzichten Sie auf Sport, Sauna und Sonnenbäder, s­ olange die Schilddrüsenüberfunktion besteht. Nehmen Sie kräftigende Nahrung zu sich, die viele Vitamine, aber wenig Jod enthält. Jodierte Lebensmittel und Jodsalz Auf das sollten nicht auf dem Speiseplan stehen – prüfen Sie daher Rauchen immer die Zutatenliste der Produkte. In der akuten Phase sollten Sie der Erkrankung sollten Sie auch auf Seefisch verzichten. unbedingt verzichten. Eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten ist auch auf lange Sicht zu empfehlen, um den Körper gegen die Immunerkrankung zu stärken und nach e ­ rfolgreicher Behand­ lung vor Rückfällen zu schützen. Eine gesunde, ausgewogene E ­ rnährung mit viel Obst und Gemüse und ein mäßiger Genuss von Fleisch und Milchproduk­ ten unterstützen die Therapie. Nach der Normalisierung des Schilddrüsen­ hormonspiegels können Sie wieder regel­mäßig Sport treiben. Meiden Sie jedoch extreme Belastungen und Stresssituationen, da es sonst zu einem Rückfall kommen kann. Gönnen Sie sich jeden Tag bewusst Ruhe und Entspannung – Techniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen Ihnen dabei. 21 Die medikamentöse Therapie Die Schilddrüsenüberfunktion kann in vielen Fällen mit Medikamenten ge­ bremst werden. Bei etwa der Hälfte der Patienten bildet sich die Krankheit spontan zurück und heilt aus. Der Patient muss sechs bis 18 Monate lang regelmäßig Schilddrüsenblocker einnehmen, sogenannte Thyreostatika, um die Schilddrüsenstoffwechsellage zu normalisieren. Kürzere Behandlungen als sechs Monate und längere Behandlungen als zwei Jahre sind nicht zu empfehlen. Unter Umständen erfolgt eine Kombi­ Bis sich die nation mit einem Beta-Blocker, der Symptome wie Schilddrüsen­ Zittern oder Herzrasen bessert. Der Beta-Blocker hormonwerte nor­ kann abgesetzt werden, sobald die Hormon­ malisieren, können werte im Normbereich liegen. Nach einer höher bis zu sechs Wo­angesetzten Startdosis wird dann eine etwas nied­ ­chen vergehen. rigere Erhaltungsdosis festgelegt, die dann meist über einen längeren Zeitraum verabreicht wird. Gerade zu An­ fang sind regelmäßige Kontrollen der Hormonwerte im Blut notwendig, um eine zu hohe D ­ osierung zu vermeiden, die zu einer Unterver­ sorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen führen kann. Normalerweise werden Thyreostatika sehr gut vertragen. Bei weniger als fünf Prozent a ­ ller Patienten treten allergische Hautreaktionen auf. In seltenen Fällen kann es zu e ­ iner Unterdrückung der Bildung weißer Blutkörperchen kommen. Anzeichen dafür sind Fieber, Mundschleimhautveränderungen, Rachenentzündungen und Furunkel­bildung. In diesem Fall sollten Sie umgehend Rücksprache mit Ihrem Arzt nehmen. Die Therapie in der Schwangerschaft Während der Behandlung mit Schilddrüsenblockern sollten Frauen möglichst nicht schwanger werden. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen beobach­ tet man auch beim Morbus Basedow eine Besserung oder Normalisierung während der Schwangerschaft. Eine Schwanger­schaft sollte jedoch erst ge­ plant werden, wenn Schilddrüsenhormone und Antikörper wieder im Norm­ bereich liegen, denn die mütterlichen Antikörper (TRAK) können auf das Kind übertragen werden und bei ihm eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen. 22 Die medikamentöse Therapie verfolgt das Ziel, die Schilddrüsenhormone zu norma­lisieren und eine spontane Rückbildung der Krankheit zu erreichen. Nach meist ein bis maximal zwei Jahren wird die Medikation abgesetzt (Auslassversuch). Bei etwa der Hälfte der P ­ atienten kommt es aber zu einem Rückfall. Die Patienten müssen dann operiert w ­ erden bzw. sich einer Radio­ jodtherapie unterziehen. Operation oder Radiojodtherapie? Die Entscheidung, ob eine Operation oder eine Radiojodtherapie besser ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Alter und Allgemeinzustand spielen eine wichtige Rolle. Bei älteren Patienten, bei schweren Begleiterkrankungen oder wenn die Schilddrüse bereits operiert wurde, ist die Radiojodbehandlung vorzuziehen. Umgekehrt ist bei jungen Frauen mit späterem Kinderwunsch eher eine Operation vorzuziehen, da bei der Radiojodtherapie die Antikörper (TRAK) länger vorhanden bleiben und auf das Kind übertragen werden können. Ihr Arzt wird Sie ausführlich über die Vor- und Nachteile beider Methoden auf­ klären. Scheuen Sie sich nicht, ihn alles zu fragen, was Sie wissen möchten. Die Erfolgsquote bei der Operation wird mit etwa 95 Prozent angegeben, bei der R ­ adiojodtherapie beträgt sie 80 bis 100 Prozent. Operation Bei der Operation wird durch die Entfernung der Schilddrüse die Überfunktion beseitigt. Ist bei Ihnen bereits einmal ein Teil der Schild­drüse entfernt worden, kann eine erneute Operation er­ Bei Patienten folgen, häufiger wird jedoch in diesen Fällen eine mit ausgeprägter Radiojodtherapie durchgeführt. Auch nach einer Augenbeteiligung erfolglosen medikamentösen Behandlung oder (endokriner Orbitopathie) Radiojodbehandlung kann eine Operation vor­ kann die Operation in genommen werden. Nach vollständiger oder Hinblick auf die Augen­ nahezu vollständiger Operation müssen Sie erkrankung bessere lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen, die Ergebnisse bringen. nun nicht mehr von Ihrem Körper gebildet werden. 23 Wann empfiehlt sich die operative Therapie? • Nach erfolgloser medikamentöser Therapie (über ein Jahr) • Bei Unverträglichkeit der medikamentösen Therapie (Thyreostatika) • Bei medikamentös nicht kontrollierbarer starker Überfunktion (thyreotoxische Krise) • Bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung der Schilddrüse • Bei ausgeprägter Schilddrüsenvergrößerung • Bei problematischer Augenbeteiligung (endokrine Orbitopathie) • Bei Frauen mit Kinderwunsch • Bei nicht kontrollierbarer Überfunktion in der Schwangerschaft Wie läuft eine Operation ab? Der Chirurg und der Narkosearzt besprechen im Krankenhaus mit Ihnen alle Einzel­heiten der Operation und der Narkose. Vor der Operation erhalten Sie Medikamente zur Vorbereitung der Operation. Während der Narkose entfernt der Arzt Teile der Schilddrüse oder auch die gesamte Schilddrüse. Durch moderne Narkose- und Operationstechniken gibt es bei der Operation nur sehr selten Unter allen chirur­ Komplikationen. Pro Jahr werden in Österreich gischen Eingriffen ca. 10.000 Schilddrüsenoperationen durch­ steht die Schilddrüse nach geführt. Selten können die Stimmbandnerven, Blinddarm- und Leisten­ die in der Nähe der Schilddrüse liegen, bruchoperationen an geschädigt werden oder die Nebenschilddrüse(n) dritter Stelle. mit entfernt werden. Bei kleineren Verletzungen des Stimmbandnervs kann die Stimmbandfunktion innerhalb eines Jahres zurückkehren. Werden durch die Operation versehent­ lich die Nebenschilddrüsen mit entfernt, die paarig an der Hinterwand der Schilddrüse liegen, so muss der Betroffene lebenslang Calcium und Vitamin D einnehmen, was u. a. für die Knochen und die M ­ uskulatur wichtig ist. 24 Die Fäden werden nach einer Woche entfernt. Leichte Schluckbeschwerden oder Schmerzen beim Drehen des Kopfes lassen bald nach. Der Krankenhausaufenthalt dauert normalerweise weniger als eine Woche. Nach der Entlassung sollten Sie sich mindestens zwei Wochen schonen. Je nach Beruf sind Sie zwei bis vier Wochen arbeitsunfähig. Radiojodtherapie Ziel der Radiojodtherapie ist es – wie bei der Operation – die Überfunktion dauerhaft zu beseitigen. Die Radiojodbehandlung wird in Spezialabteilungen von Krankenhäusern durchgeführt und dauert heute üblicherweise etwa fünf bis 10 Tage. Bei der Radiojodtherapie wird eine kleine Menge radioaktives Jod über eine Kapsel verabreicht, die wie eine normale Tablette geschluckt werden kann. Anschließend wird diese Substanz ­ausschließlich von der Schild­ drüse aufgenommen und schnell wieder abgegeben. Die lokale Bestrahlung der Schilddrüsenzellen durch das radioaktive Jod führt zu einer Beseitigung der Überfunktion, gleichzeitig kommt es durch diese Bestrahlung zu einer Verkleinerung der Schilddrüse. Aufgrund der geringen Strahlenbelastung brauchen Sie Nebenwirkun­ keine gesundheitlichen G ­ efahren zu befürchten. Das gen sind selten. Radiojod hat eine Reichweite von 0,5 Millimetern und Manchmal kann die wirkt daher nur auf das Schilddrüsengewebe. An­ Schilddrüse leicht dere Organe können keinen Schaden nehmen. Die anschwellen. gesetzlichen Strahlenschutzbestimmungen machen es erforderlich, dass der Patient einige Tage im Krankenhaus verbringt. In anderen europäischen Ländern wird die Be­ handlung zum Teil ambulant durchgeführt. In den seltenen Fällen einer strahlenbedingten Entzündung der Schilddrüse, der Speichel- oder Tränendrüsen helfen entzündungshemmende Medikamente. Die Radiojodtherapie darf nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit durch­geführt werden. Bei Kindern und Heranwachsenden wird sie in Deutsch­ land nur in Ausnahmefällen vorgenommen. Die Radiojodtherapie bei Morbus Basedow führt in der Regel zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. 25 Die Behandlung mit Schilddrüsenhormontabletten Wie nach einer Operation muss auch nach einer Radiojodtherapie ein Großteil der P ­ atienten zeitlebens Schilddrüsenhormontabletten einnehmen, um die fehlenden l­ebenswichtigen Hormone zu ersetzen. Der Hormonspiegel muss dann in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Hormontabletten und Wechselwirkungen Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über bestehende Vorerkrankungen. Er sollte über alle Me­di­kamente informiert sein, die Sie zu sich nehmen. Das gilt insbesondere, wenn Sie M ­ edikamente einnehmen, welche die Blutgerinnung hemmen. Schilddrüsen­hormone regen Wenn Sie den Kreislauf an und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Diabetiker sind, Zu Beginn der Hormonbehandlung sollten Sie den kann es sein, dass Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren. Auch Sie Ihre Insulin­ hoch dosierte Calcium- und Eisenpräparate dosierung anpas­ können bei gleichzeitiger Einnahme mit Schild­ sen müssen. drüsenhormonen zu einer Wirkungsabschwächung des Präparats führen. Bitte nehmen Sie Ihre Calcium- und Eisenpräparate zeitversetzt ein (mindestens zwei Stunden Abstand). Schilddrüsenhormone müssen nüchtern eingenommen werden, da die Magen­säure notwendig ist für die Resorption. Wenn Medikamente eingenommen werden, welche die Magensäure blockieren wie Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol), oder aber eine atrophische Gastritis vorliegt, muss die Dosierung von Schilddrüsenhormonen erhöht werden. Auch bei einer Infektion durch Helicobacter pylori ist die Resorption vermindert (z. T. sind 20 bis 30 %ige Dosissteigerungen nötig). Mit den Östrogenen vertragen sich die Schilddrüsenhormontabletten gut. In manchen Fällen muss nur die Dosis der Schilddrüsenhormonen erhöht werden, da diese verstärkt an bestimmte Eiweiße g ­ ebunden werden und daher nicht mehr in ausreichendem Maße für die Versorgung der Organe bereitstehen. Auch in der Schwangerschaft ist die Schilddrüsenhormondosis zu ­erhöhen. Lesen Sie in jedem Fall die Gebrauchsinforma­tion Ihres verordneten Schilddrüsen­präparates durch. 26 Die Behandlung der endokrinen Orbitopathie Leichtere Formen der Augenbeschwerden bei Morbus Basedow können Sie mit ein­fachen Mitteln abmildern. So helfen Augentropfen (künstliche Tränen) und Augensalbe bei Reizungen und Trockenheit. Nachts sollten Sie den Kopf hoch lagern, um Schwellungen vorzubeugen. Bei Lichtempfindlichkeit schützt eine getönte Brille. Bei stärkeren Beschwerden kann es notwendig sein, entzündungshemmendes Cortison zu nehmen. Weitere Maßnahmen können erwogen werden, wie z. B. druckentlastende Operationen, die Bestrahlung des Gewebes hinter dem Auge sowie chirurgische K ­ orrekturen an Lidern und Augenmuskeln. Die jeweiligen Spezialisten für Endokrinologie, Augenheilkunde und Chirurgie werden Sie darüber aufklären und im Falle einer Behandlung eng zusammenarbeiten. Lassen Sie am besten alle drei bis sechs Monate die Augen untersuchen, bei ausgeprägter endokriner Orbitopathie alle zwei bis drei Monate. Der Ver­ zicht auf Nikotin wird unbedingt empfohlen. Su­ chen Sie bei Beschwerden sofort den Arzt auf. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt sind ratsam, unabhängig davon, ob Sie Augen­probleme haben oder nicht. 27 Schilddrüse o.k.– rundum ein gutes Gefühl! Mit dieser Broschüre konnten wir sicherlich viele Ihrer Fragen zum Morbus Basedow beantworten. Je mehr Sie über die Symptome, Diagnose und Therapieansätze wissen, desto besser können Sie Ihre Erkrankung verstehen und die Behandlung unterstützen. Im Serviceteil finden Sie ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Begriffen zum Thema. Dort gibt es auch weiterführende Adressen, wo Sie Informationen erhalten oder sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Das persönliche Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens sollte noch bestehende Unklar­­heiten und Unsicherheiten beseitigen. Lassen Sie sich umfassend beraten – Ihr Arzt ist für Sie da! Wir wünschen Ihnen und Ihrer Schilddrüse alles Gute! 28 Service – Glossar Antikörper Vom Immunsystem gebildete Abwehrstoffe, die sich gegen Viren, Bakterien und Pilze richten und den Organismus gegen diese Eindringlinge verteidigen und schützen Autoimmunerkrankung Krankheit, bei der das Immunsystem des Körpers Antikörper gegen sein eigenes Gewebe bildet oder Lymphozyten und Organe von körpereigenen Antikörpern angegriffen werden Basedow’sche Krankheit Autoimmunerkrankung, die zu einer Vergrößerung und Überfunktion der Schilddrüse führt. Benannt nach dem Erstbeschreiber der Erkrankung Carl Adolph v. Basedow Endokrine Orbitopathie Augenerkrankung, die häufig zusammen mit einem Morbus Basedow auftritt. Sie tritt meist mit zeitlicher Verzögerung zum Ausbruch des Morbus Basedow auf HyperthyreoseSchilddrüsenüberfunktion HypothyreoseSchilddrüsenunterfunktion Hypophyse Hirnanhangsdrüse, die u.a. TSH produziert und die Schilddrüse steuert Jod/Jodid Essentielles Spurenelement, das die Schilddrüse zur Produktion von Schilddrüsenhormonen braucht Kropf Med.: Struma, vergrößerte Schilddrüse Morbus Basedow Med. für Basedow’sche Krankheit Struma Auch Kropf, vergrößerte Schilddrüse T3 Trijodthyronin, Schilddrüsenhormon T4 Thyroxin, Tetrajodthyronin, Schilddrüsenhormon TRAK TSH-Rezeptorantikörper, die sich gegen einen an der Zell­oberfläche der Schilddrüsenzellen gelegenen Bindungsort für TSH richten TSH Thyreoidea stimulierendes Hormon, das von der Hirnanhangdrüse produziert wird und die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen anregt 29 Buchtipps/Internet Buchtipps Leben mit Morbus Basedow Dr. med. Leveke Brakebusch, Prof. Dr. med. Armin Heufelder Zuckschwerdt Verlag GmbH 5. Auflage von 2007 ISBN 3886039188 Schilddrüse – kurz und bündig Dr. G. Zettinig, Dr. W. Buchinger Verlag Krause & Pachernegg ISBN 978-3-901299-47-6 Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse Prof. Dr. K.-M. Derwahl UNI-MED Verlag, 2006 ISBN 978-3-89599-329-9 Schilddrüse: Das unterschätzte Organ Dr. med. G. von der Weiden Verlag TRIAS ISBN 3-830-43143-0 Hilfreiche Internet-Adressen rund um die Schilddrüse www.ogn.at Webseite der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin. www.schilddruesenforum.at Im Österreichischen Schilddrüsenforum diskutieren Patientinnen und Patienten über ihre Schilddrüsenerkrankung. www.selbsthilfegruppe.at Die Selbsthilfegruppe Schilddrüsenkarzinom informiert zum Thema Schilddrüsenkarzinom und organisiert regelmäßige Treffen. www.thyroidweek.com 30 Notizen www.medimerck.at AT/EUT/0217/0005 April 2017 Für den Inhalt verantwortlich: MERCK GesmbH Zimbagasse 5 A-1147 Wien