Ihr Morbus basedow- ratgeber

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Schilddrüse o.k.
Ihr Morbus
Basedowratgeber
Rundum gut informiert über die
Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow
Morbus Basedow
verstehen und behandeln
Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Schaltstellen im menschlichen
Körper. Sie produziert lebenswichtige Hormone, die für viele Stoffwech­
selprozesse verantwortlich sind. Ein Zuviel oder Zuwenig kann den
ganzen Körper und auch die Seele aus dem Gleichgewicht bringen.
Eine häufige Erkrankung der Schilddrüse ist der Morbus Basedow.
Wenn Ihr Arzt bei Ihnen diese Diagnose gestellt hat, möchten wir
Ihnen mit der vor­liegenden Broschüre helfen, Ihre Krankheit besser
zu verstehen und Ihnen die unterschiedlichen Behandlungs­
möglichkeiten aufzeigen. Bei allen weiteren Fragen wird Sie Ihr
Arzt g
­ erne ausführlich beraten.
Wir wünschen Ihnen gute Besserung – denn nur wenn die
Schilddrüse O.K. ist, kann es dem Menschen rundum gut gehen.
2
Inhalt
Die Schilddrüse........................................................................ 4
Wofür Morbus Basedow steht................................................... 6
Die Ursachen
Die Ursachen des Morbus Basedow........................................... 8
Morbus Basedow – eine Autoimmunerkrankung.......................... 8
Die vergrößerte Schilddrüse..................................................... 9
Die Symptome
Schilddrüsenüberfunktion...................................................... 10
Augenbeschwerden bei Morbus Basedow.................................. 12
Gestörtes Immunsystem....................................................... 13
Andere resultierende Beschwerden......................................... 14
Die Diagnose.......................................................................... 16
Die Behandlung...................................................................... 21
Die medikamentöse Therapie................................................. 22
Die Therapie in der Schwangerschaft....................................... 22
Operation oder Radiojodtherapie?........................................... 23
Operation............................................................................ 23
Radiojodtherapie.................................................................. 25
Die Behandlung der endokrinen Orbitopathie............................ 27
Rundum ein gutes Gefühl....................................................... 28
Service
Glossar............................................................................... 29
Buchtipps/Internet................................................................ 30
3
Die Schilddrüse
Die Bedeutung der Schilddrüse für den Organismus
Auch wenn sie sehr klein ist und nur etwa 8 bis 25 Gramm wiegt, hat die
Schilddrüse eine zentrale Bedeutung für den Körper. Mit Hilfe der Aminosäure
Tyrosin und mit dem Baustein Jod produziert sie die Hormone Tetrajodthyronin
(Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe rufen in den
Organen ganz bestimmte Reaktionen hervor und regulieren so viele Stoff­
wechselprozesse.
Die Schilddrüse reguliert den Sauerstoffverbrauch, den Zucker-, Fett- und
Eiweißstoffwechsel und damit den Energiehaushalt des Körpers. Sie beein­
flusst den Wärmehaushalt und die Körpertem­
peratur, Herz und Kreislauf, den Magen- und
Die g
­ esamte körper­
Darmtrakt, die Muskeln und das Nerven­
liche und geistige Ent­
system. Sie reguliert den Mineral- und
wicklung bei Kindern und
Wasserhaushalt des Körpers und nimmt
Jugendlichen hängt von ihr ab,
Einfluss auf die Geschlechtsfunktionen
und sie spielt eine wichtige
des Menschen.
Rolle für die seelische
Verfassung des Menschen.
Wenn die Schilddrüse zu viele Hormone
ausschüttet, werden Grundumsatz und
Wärme­produktion gesteigert. Gelangen zu
wenige Hormone ins Blut und zu den Organen, ist der gesamte Stoffwechsel
verlangsamt.
4
Kehlkopf
Schilddrüse
Luftröhre
5
Wofür Morbus
Basedow steht
„Morbus” ist lateinisch und bedeutet „Krankheit”. Carl Adolph von Basedow
(1799–1884) ist der Merseburger Arzt, der die Krankheit zum ersten
Mal 1840 in Deutschland beschrieben hat. Die Erkrankung
trägt den Namen ihres deutschen Erstbeschreibers.
Basedow dokumentierte die drei klassischen
­Symptome, die bis heute als „Merseburger Trias“
bezeichnet werden:
• vergrößerte Schilddrüse,
• schneller Pulsschlag
• und hervortretende Augen.
In englischsprachigen Ländern wird die Erkran­
kung „Graves’ Disease” genannt, nach dem
irischen Arzt Robert James Graves (1797–1853),
der sie unabhängig von Basedow beschrieb.
Die vermut­liche Erstbeschreibung der Erkrankung liegt mehr als 800 Jahre zu­
rück, als der persische Arzt Sayyid Ismail Al-Jujani eine Verbindung zwischen
der Schilddrüsenvergrößerung und dem Hervortreten der Augen fand.
Der Erstbeschreiber der Erkrankung
Carl Adolph von Basedow
(1799–1884)
Neben Morbus Basedow oder Basedow’scher Erkrankung wird die Krankheit
auch als „Immunhyperthyreose” oder „Autoimmunhyperthyreose” bezeichnet.
Dieser Begriff beschreibt mehr die Ursache und Folge der Erkrankung.
„Autoimmun” deutet auf eine Immunerkankung hin, „Hyperthyreose” bedeutet
in der medizinischen Fachsprache „Schilddrüsenüberfunktion”.
6
7
Die Ursachen
Die Ursachen des Morbus Basedow
Die Ursachen der Basedow’schen Krankheit sind immer noch unbekannt.
Fest steht j­edoch, dass erbliche Faktoren eine wichtige Rolle spielen, und dass
negativer Stress und s­ eelische Belastungen die Krankheit auslösen können.
Auch ist nicht ausge­schlossen, dass Viren und Bakterien an der Entstehung
des Morbus Basedow beteiligt sein können.
Hormonschwankungen und Schwangerschaften schei­
nen die Basedow’sche Krankheit zu begünstigen.
Daher sind Frauen bis zu neunmal häufiger be­
troffen als Männer. Phasen hormoneller Verän­
derungen wie die Pubertät, eine Schwanger­
schaft und die Wechseljahre können zu einem
ersten Auftreten führen. Zu Erkrankungsbeginn
sind die meisten Patienten zwischen 20 und 50 Jahre
alt, etwa ein Drittel ist jünger als 35 Jahre. Prinzipiell
können aber alle Altersgruppen und auch Männer erkranken.
Raucher sind
doppelt so oft
betroffen und leiden
achtmal häufiger unter
Augen­beschwerden
als Nichtraucher.
Morbus Basedow – eine Autoimmunerkrankung
Beim Morbus Basedow handelt es sich meist um eine manchmal langwierige
chronische Erkrankung des Immunsystems, die häufig in Schüben verläuft.
Die Funktion des menschlichen Immunsystems ist es, den Körper vor Krank­
heiten zu schützen und Eindringlinge wie Viren, Bakterien und Pilze mit Hilfe
von Antikörpern abzuwehren. Bei einer Autoimmunerkran­kung erkennt das
Immunsystem die eigenen Zellen bestimmter Organe (am häufigsten der
Schilddrüse) nicht mehr als eigene, sondern als fremde. Es kommt zu einem
­Einwandern von Entzündungszellen und in der Folge zur Bildung von Antikör­
pern g
­ egen diese Zellen. Im Falle der Basedow’schen Krankheit werden Anti­
körper gebildet, die die Schilddrüse zu einer verstärkten Tätigkeit anregen.
In der Folge kommt es meist zu einer gleichmäßigen Vergrößerung der Schild­
drüse und zur Schilddrüsenüberfunktion mit ihren Krankheitserscheinungen.
Ein Teil der Patienten entwickelt darüber hinaus Augenbeschwerden, wie z. B.
hervortretende A
­ ugen, Seh­störungen und Kopfschmerzen. Die Erkrankung
beschränkt sich also nicht nur auf die Schilddrüse.
8
Bei älteren Menschen werden die Symptome einer Funktionsstörung oft nicht
mit der Schilddrüse in Verbindung gebracht. Herzbeschwerden oder Symp­
tome, die auch typisch für die Wechseljahre sind, können in Wirklichkeit auf
einer Überfunktion der Schilddrüse beruhen. Viele Beschwerden, die von einer
veränderten Schilddrüse ausgelöst werden, können untypisch sein und denen
von Magenbeschwerden, Gallensteinen und Rheuma ähneln. Auch unklare
Gewichtsabnahmen, Herzklopfen, Verstimmungen, Müdigkeit und Schwäche­
anfälle können von einem Morbus Basedow herrühren. Daher sollte bei älteren
Patienten immer auch die Schilddrüse untersucht werden.
Die vergrößerte Schilddrüse
Bei der Basedow’schen Erkrankung kann sich die Schilddrüse krankhaft ver­
größern. Es bildet sich ein Kropf, medizinisch Struma genannt. Oft wächst die
Schilddrüse nach außen und zeigt sich als Verdickung am Hals. Wächst sie
nach innen, können Speiseröhre und Luftröhre beeinträchtigt werden. Fremd­
körpergefühl, Schluck­beschwerden, ein Druck im Hals und Atembeschwerden
bis hin zur Atemnot können die Folge sein.
Enge Kragen, Rollkragen und Krawatten werden
gemieden, die bloße Berührung des Halses als
unangenehm empfunden. Das Gefühl, einen
Knödel im Hals zu haben, kann sich besonders
bei Stress und Aufregung verstärken.
Bei all diesen Be­
schwerden kann eine
Ultraschalluntersuchung
des Halses Aufschluss
über die Größe der
Schilddrüse geben.
9
Die Symptome
Die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion
Patienten mit Morbus Basedow entwickeln meist eine Schilddrüsenüberfunk­
tion ­(Hyperthyreose). Die Schilddrüse produziert zu viel Hormon, die Stoff­
wechselprozesse laufen damit auf Hochtouren. Der ganze Körper ist davon
betroffen:
Der Mensch wird unruhig, nervös und reizbar. Die Finger zittern, der Puls ist
erhöht, es kommt zu Herzklopfen und Schlafstörungen. Leistungsfähigkeit und
Belastbarkeit nehmen auf Dauer ab. Der Patient gerät schnell ins Schwitzen,
verträgt keine Wärme und bevorzugt auch bei niedrigen Temperaturen leichte
Kleidung. Die Haut ist warm und feucht. Die Haare fühlen sich ungewöhnlich
weich an, es kann zu diffusem Haarausfall kommen. Der Appetit ist gesteigert,
trotzdem kann es zum Gewichtsverlust kommen und
oft auch zu Durchfall. Zyklusstörungen gehören eben­
falls zu den Symptomen der Hyperthyreose.
Auch psychische
Bei Schwangeren kommt es häufiger zu
Krankheiten können
Fehl- und Frühgeburten.
durch die Schilddrüsen­
überfunktion ausgelöst
werden.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sind zu
viele Schilddrüsenhormone im Blut. Wenn dann
z. B. auch noch große Mengen Jod zugeführt werden,
durch jodreiche Nahrung bzw. Medikamente oder jodhaltige
Röntgenkontrastmittel, kann eine lebensbedrohliche Reaktion (auch thyreo­
toxische Krise genannt) ausgelöst werden.
10
Symptome im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion
(Hyperthyreose)
Weiches, dünnes Haar
Psychomotorische Unruhe
Vergrößerte Schilddrüse
Beschleunigte
Herzfrequenz
Schweißausbrüche
Gewichtsverlust
(trotz Heißhunger)
Gesteigerte
Stuhlfrequenz
11
Augenbeschwerden bei Morbus Basedow
Etwa 60 % der Patienten mit Morbus Basedow leiden unter Augen­
beschwerden, die unter dem Begriff „endokrine Orbitopathie”
zusammengefasst werden.
„Endokrin” b
­ ezeichnet den Zusammenhang mit der hormonbildenden
Schilddrüse, „Orbitopathie” steht für Erkrankung der Augenhöhle.
Die Symptome der endokrinen Orbitopathie können sehr unter­
schiedlich sein, auch in ihrer Ausprägung. Hervortretende Augäpfel
sind sehr häufig anzutreffen. Die U
­ rsache: Das gestörte Immun­
system verursacht in der Augenhöhle eine entzündliche Reaktion
des Binde- und Fettgewebes. Da der Platz in der knöchern
begrenzten ­Augenhöhle b
­ eschränkt ist, führt die ent­
zündliche Schwellung zu einem Auswei­
chen des Augapfels nach
außen.
Weitere Symptome sind geschwollene Augenlider, seltener Lidschlag, trockene
Augen mit einer Rötung und Entzündung, Druck- und Fremdkörpergefühl, Ver­
schwommen- oder Doppeltsehen, Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen.
Wichtig zu wissen ist, dass die endokrine Orbitopathie der Schilddrüsenerkran­
kung zeitlich vorausgehen, gleichzeitig mit ihr auftreten oder ihr mit zeitlicher
Verzögerung folgen kann. In seltenen Fällen findet sich eine endokrine Orbi­
topathie ohne fassbare Schilddrüsenerkrankung. Auch nach Behandlung der
Schilddrüsenerkrankung kann es bei der Hälfte der Erkrankten innerhalb von
zwei Jahren zu einer Aktivierung der A
­ ugenerkrankung kommen. Deshalb sind
regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt notwendig, selbst wenn momentan
keine Beschwerden bestehen. Die endokrine Orbito­pathie betrifft meist beide
Augen, allerdings oft in unterschiedlich starker Ausprägung. Darüber hinaus
ist es wichtig, die Schilddrüsenstoffwechsellage gut einzustellen und regelmä­
ßig zu überprüfen und nicht zu rauchen.
12
Weitere Symptome des gestörten Immunsystems
Morbus Basedow entsteht als Folge eines aus der Balance gera­
tenen Immunsystems, das sich gegen körpereigene Organe
wendet. Bei einem Teil der Patienten betrifft das nicht nur
die Schilddrüse, sondern auch andere Teile des Orga­
nismus. Falls Sie eine oder mehrere der nachfolgenden
­Beschwerden haben, sollte Ihr Arzt abklären, ob eine weite­
re Autoimmunkrankheit vorliegt.
Die Bandbreite der
Krankheits­-­
bilder ist
sehr groß.
Die beim Morbus Basedow gebildeten Antikörper richten sich gegen be­
stimmte Strukturen auf den Schilddrüsenzellen, den TSH-Rezeptoren. Diese
Rezeptoren finden sich nicht nur im Schilddrüsengewebe, sondern auch in
vielen anderen Geweben im Körper, z. B. im Fettgewebe, in der Augenhöhle,
in der Haut an der Vorderseite der Unterschenkel, im Gehirn, in den Muskeln
und in den Knochen. All diese Orte können von Antikörpern angegriffen wer­
den. Setzen sich Antikörper an den
TSH-Rezeptoren fest, so wird die
Schilddrüse zur Hormonpro­
duktion von Schilddrüsenhor­
monen angeregt. Außerdem
können noch andere Re­
aktionen in Gang gesetzt
werden, die u. a.
zu einer Entzündung
und Schwellung des
Gewebes führen.
13
Andere resultierende Beschwerden
• Gelenk-, Rücken- und Muskelschmerzen
• Hautentzündungen wie Rosazea (schmetterlingsförmige Rötung
im Gesicht) oder fettig schuppige Haut
• Hautverhärtung an den Unterschenkeln („prätibiales Myxödem“)
• Verhärtung der Muskeln und Sehnen
• Trockene Schleimhäute
• Pilzbefall von Haut und Schleimhäuten
Myxödem im Bereich der
Schienbeine mit teigiger Schwellung
und glänzender Haut
Weitere Symptome sind allgemeine Schwäche, Fieber, Lymphknotenschwel­
lungen, Übelkeit, Magen- und Darmprobleme, Schwellungen von Gesicht und
Gliedmaßen. Auch Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten
und Vergesslichkeit können Folge einer Autoimmunerkrankung sein.
Bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung können parallel auch andere
Autoimmunerkrankungen vorliegen bzw. auftreten, z. B. ein Diabetes mellitus
Typ 1 (Zucker­krankheit), Morbus Addison (eine Erkrankung, die mit einer Fehl­
funktion der N
­ ebenniere einhergeht), Vitiligo (sogenannte Weißfleckenkrank­
heit), Alopecia areata (kreisrunder H
­ aarausfall).
14
15
Die Diagnose
Untersuchungen bei Morbus Basedow
In der Eingangsuntersuchung erstellt der Arzt zunächst einen klinischen Befund
und nimmt Ihre Krankengeschichte auf. Er dokumentiert Ihre Symptome, ob
in Ihrer F
­ amilie bereits Schilddrüsenerkrankungen vorgekommen sind, ob Sie
noch an anderen Krankheiten leiden und welche Medikamente Sie einnehmen.
Durch Abtasten kann der Arzt eine Vergrößerung der Schilddrüse feststellen.
Die Struma wird nach ihrer Größe, Beschaffenheit, V
­ er­schiebbarkeit, nach
Komplikationen wie Heiser­keit, Atembeschwerden, Druckschmerz sowie nach
dem Zustand der Lymphknoten beurteilt.
Mit einer Ultraschall-Untersuchung
(Sonographie) stellt der Arzt die
­genaue Größe der Schilddrüse fest.
Auch verändertes Gewebe wird
­erkannt. Typisch für den Morbus
­Basedow ist eine echoarme (schwarze)
und stark durchblutete Schilddrüse.
Die Untersuchung ist völlig schmerzlos
und birgt keine Risiken.
Szintigraphie einer Schilddrüse mit
einem auto­­nomen Adenom
(auch unifokale Autonomie ge­­nannt),
das sich als rote Anreicherung darstellt
16
Ultraschallbild eines vergrößerten
Schilddrüsenlappens im Rahmen
einer Basedow’schen Erkrankung
Mit der Szintigraphie lassen sich Aus­
sagen über die Funktion und Größe der
Schilddrüse machen. Dabei wird dem
Patienten eine sehr geringe Menge ei­
ner radioaktiv markierten Substanz ge­
spritzt. Die Strahlung dieser ­Substanz
wird mit einer Spezialkamera aufge­
zeichnet. Da die Substanz nur schwach
strahlt und bereits nach einem Tag
wieder ausgeschieden ist, brauchen Sie
keine gesundheitlichen Auswirkungen zu
befürchten. Bei Schwangeren wird diese
Untersuchung jedoch nicht durchgeführt.
Bei Vorliegen eines Morbus Basedow sieht man meist ein sehr intensives Bild,
was auf das Vorliegen der Schilddrüsenüberfunktion zurückzuführen ist. Durch
moderne Ultraschall-Verfahren (Farbdoppler-Sonographie) hat die Szintigraphie
jedoch bei der Diagnose des Morbus Basedow an Bedeutung verloren.
Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Menge der Schilddrüsen­
hormone sowie wichtiger Botenstoffe im Blut.
Im Falle der Basedow’schen Erkrankung ist die Menge der beiden Schild­
drüsenhormone Trijodthyronin, Tetrajodthyronin (Thyroxin) erhöht. Diese Hor­
mone sind teilweise an Trägerproteine gebunden und werden abgekürzt als T3
und T4 bezeichnet. Ein kleiner Teil liegt in freier Form vor und wird als fT3 und
fT4 abgekürzt. Für die Diagnosestellung sind vor allem letztere wichtig.
Die Produktion der Schilddrüsenhormone unterliegt einem Regelkreis (siehe
S. 19). Das Hormon TSH, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird, regt die
Produktion von T3 und T4 an. Zirkuliert viel T3 und T4 im Blut, so gibt es
eine negative Rückkopplung, und es wird weniger TSH ausgeschüttet. Fällt
der Spiegel an T3 und T4, passiert das Gegenteil, und TSH führt zu einer
Stimulation der Produktion.
Im Falle einer Basedow’schen Erkrankung sind die Werte für das TSH in der
Regel ­erniedrigt. Die Hirnanhangdrüse hat erkannt, dass zu viele Schilddrüsen­
hormone im Blut zirkulieren und will durch eine geringere TSH-Ausschüttung
die Produktion der Hormone wieder reduzieren.
Für die Diagnose eines Morbus Basedow finden sich im Blut die bereits ange­
sprochenen Antikörper, positive TRAK sind fast immer der Beweis für einen
Morbus Basedow: Bei etwa 90 % der Patienten sind die sogenannten TSH-­
Rezeptor-Antikörper (abgekürzt TRAK) erhöht. Bei etwa 50 bis 70 % der Pati­
enten liegen ebenfalls hohe Werte für die sogenannten TPO-Antikörper vor.
Diese Antikörper richten sich gegen ein bestimmtes Enzym der Schilddrüse,
die Schilddrüsenperoxidase (abgekürzt TPO). TPO-Antikörper sind identisch
mit den früheren MAK (mikrosomale Antikörper).
Neben den klassischen Methoden zum Nachweis von TRAK-Antikörpern gibt
es jetzt einen neuen Test mit verbesserter Empfindlichkeit, den sogenannten
TRAK-­human-Antikörper-Test. Damit können TSH-Rezeptorantikörper bei über
95 % der Basedow-Patienten nachgewiesen werden. Die Nachweiswahrschein­
lichkeit der TRAK-Antikörper liegt ­damit höher. Ob sich dadurch der Verlauf
der Erkrankung besser vorhersagen lässt, ist jedoch noch unklar.
17
Überblick über Normwerte und mögliche
Abweichungen
U/l = Units (Einheiten) pro Liter
U/ml = Units pro Milliliter
µg = Mikrogramm oder millionstel Gramm (10-6)
ng = Nanogramm oder milliardstel Gramm (10-9)
Wichtiger Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass die angegebenen Werte nur zur Orientierung dienen.
Die Normwerte können von Labor zu Labor schwanken. Ihre Ergebnisse
sollten immer nur mit den Normwerten des jeweiligen Labors verglichen werden.
Hormon
Referenzbereich bei Erwachsenenen
T3
0,9–1,8 ng/ml (1,4–2,8 nmol/l)
fT3
3,5–8,0 ng/ml (5,4–12,3 nmol/l)
T4
5,5–11,0 µg/dl (77–142 nmol/l)
fT4
0,8–1,8 ng/dl (10–23 pmol/l)
TSH
0,4–4,0 mU/l
Achtung: In der Schwangerschaft gelten medizinische Referenzbefunde!
TRAKhuman-Antikörper
< 1 U/l
1 – 2 U/l
> 2 U/l
negativ (unter 1 U/l sind die Werte normal)
Grenzbereich
positiv (weist Morbus Basedow nach)
TRAK-Antikörper
< 9 U/l
9 – 14 U/l
> 14 U/l
negativ (unter 9 U/l sind die Werte normal)
Grenzbereich
positiv (weist auf Morbus Basedow hin)
TPO-Antikörper
< 100 U/ml
18
negativ (unter 100 U/ml sind die Werte normal)
100 – 200 U/ml
Grenzbereich
> 200 U/ml
positiv (weist auf Hashimoto-Thyreoiditis hin,
kann auch bei Morbus Basedow erhöht sein)
Gehirn
TRH
Hypothalamus
+
TSH
–
+
Stimulation
Hemmung
T4 und T3
erhöht
Hypophyse
T4 und T3
erniedrigt
TSH stimuliert
die Produktion
von T4 und T3
+
Blutspiegel
Abgabe der
Hormone ins Blut
Schilddrüse braucht Jod,
um die Hormone T4 und T3
zu produzieren
19
Des Weiteren wird ge­
messen, ob und wie stark
die Augen hervorgetreten
sind, die Hornhaut und
der Augenhintergrund
werden kontrolliert.
Zusätzlich werden die Augen untersucht,
um festzustellen, ob eine endokrine Orbito­
pathie vorliegt. Dies kann auch der Fall
sein, wenn Sie keine spürbaren Augen­
beschwerden haben. Der Augenarzt prüft
Ihr Sehvermögen, die Beweglichkeit der
­Augenmuskeln, das Gesichtsfeld sowie
den Augeninnendruck.
Bei einer endokrinen Orbitopathie können mittels Ultraschall der Augenhöhlen,
die vergrößerten Augenmuskeln und auch der Sehnerv dargestellt werden.
Selten ist eine Kernspintomographie der Augenhöhlen erforderlich.
Mit dieser bildgebenden Untersuchung können A
­ uge und Augenhöhle mittels
eines Magnetfeldes genau abgebildet werden. Von dieser Untersuchung
ausgenommen sind lediglich Menschen mit Herzschrittmacher. Auch eine
Untersuchung mittels Ultraschall ist möglich.
Computertomographische (links) und Ultraschalldarstellung (rechts)
der verdickten Augenmuskeln im Rahmen einer endokrinen Orbitopathie
20
Die Behandlung
Die Behandlung des Morbus Basedow
Der Morbus Basedow kann nicht ursächlich behandelt werden. Die Therapien
konzentrieren sich daher auf die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion
und der Augenbeteiligung. Die modernen Methoden ermöglichen einem
Großteil der Patienten ein weitgehend beschwerdefreies Leben.
Grundsätzlich sollten Sie die Behandlung mit einer gesunden Lebensweise
unterstützen. Meiden Sie Nikotin, Kaffee und Alkohol. Stress und körperlichen
Anstrengungen s­ ollten Sie aus dem Weg gehen. Verzichten Sie auf Sport,
Sauna und Sonnenbäder, s­ olange die Schilddrüsenüberfunktion besteht.
Nehmen Sie kräftigende Nahrung zu sich, die viele Vitamine,
aber wenig Jod enthält. Jodierte Lebensmittel und Jodsalz
Auf das
sollten nicht auf dem Speiseplan stehen – prüfen Sie daher
Rauchen
immer die Zutatenliste der Produkte. In der akuten Phase
sollten Sie
der Erkrankung sollten Sie auch auf Seefisch verzichten.
unbedingt
verzichten.
Eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten
ist auch auf lange Sicht zu empfehlen, um den Körper gegen
die Immunerkrankung zu stärken und nach e
­ rfolgreicher Behand­
lung vor Rückfällen zu schützen. Eine gesunde, ausgewogene E
­ rnährung mit
viel Obst und Gemüse und ein mäßiger Genuss von Fleisch und Milchproduk­
ten unterstützen die Therapie. Nach der Normalisierung des Schilddrüsen­
hormonspiegels können Sie wieder regel­mäßig Sport treiben.
Meiden Sie jedoch extreme Belastungen und Stresssituationen, da es sonst
zu einem Rückfall kommen kann.
Gönnen Sie sich jeden Tag bewusst Ruhe und Entspannung – Techniken wie
autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen Ihnen dabei.
21
Die medikamentöse Therapie
Die Schilddrüsenüberfunktion kann in vielen Fällen mit Medikamenten ge­
bremst werden. Bei etwa der Hälfte der Patienten bildet sich die Krankheit
spontan zurück und heilt aus. Der Patient muss sechs bis 18 Monate lang
regelmäßig Schilddrüsenblocker einnehmen, sogenannte Thyreostatika, um
die Schilddrüsenstoffwechsellage zu normalisieren. Kürzere Behandlungen als
sechs Monate und längere Behandlungen als zwei Jahre sind
nicht zu empfehlen. Unter Umständen erfolgt eine Kombi­
Bis sich die
nation mit einem Beta-Blocker, der Symptome wie
Schilddrüsen­
Zittern oder Herzrasen bessert. Der Beta-Blocker
hormonwerte nor­
kann abgesetzt werden, sobald die Hormon­
malisieren, können
werte im Normbereich liegen. Nach einer höher
bis zu sechs Wo­angesetzten Startdosis wird dann eine etwas nied­
­chen vergehen.
rigere Erhaltungsdosis festgelegt, die dann meist über
einen längeren Zeitraum verabreicht wird. Gerade zu An­
fang sind regelmäßige Kontrollen der Hormonwerte im Blut
notwendig, um eine zu hohe D
­ osierung zu vermeiden, die zu einer Unterver­
sorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen führen kann.
Normalerweise werden Thyreostatika sehr gut vertragen. Bei weniger als
fünf Prozent a
­ ller Patienten treten allergische Hautreaktionen auf. In seltenen
Fällen kann es zu e
­ iner Unterdrückung der Bildung weißer Blutkörperchen
kommen. Anzeichen dafür sind Fieber, Mundschleimhautveränderungen,
Rachenentzündungen und Furunkel­bildung. In diesem Fall sollten Sie
umgehend Rücksprache mit Ihrem Arzt nehmen.
Die Therapie in der Schwangerschaft
Während der Behandlung mit Schilddrüsenblockern sollten Frauen möglichst
nicht schwanger werden. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen beobach­
tet man auch beim Morbus Basedow eine Besserung oder Normalisierung
während der Schwangerschaft. Eine Schwanger­schaft sollte jedoch erst ge­
plant werden, wenn Schilddrüsenhormone und Antikörper wieder im Norm­
bereich liegen, denn die mütterlichen Antikörper (TRAK) können auf das Kind
übertragen werden und bei ihm eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen.
22
Die medikamentöse Therapie verfolgt das Ziel, die Schilddrüsenhormone
zu norma­lisieren und eine spontane Rückbildung der Krankheit zu erreichen.
Nach meist ein bis maximal zwei Jahren wird die Medikation abgesetzt
(Auslassversuch). Bei etwa der Hälfte der P
­ atienten kommt es aber zu einem
Rückfall. Die Patienten müssen dann operiert w
­ erden bzw. sich einer Radio­
jodtherapie unterziehen.
Operation oder Radiojodtherapie?
Die Entscheidung, ob eine Operation oder eine Radiojodtherapie besser ist,
hängt von mehreren Faktoren ab. Alter und Allgemeinzustand spielen eine
wichtige Rolle.
Bei älteren Patienten, bei schweren Begleiterkrankungen oder wenn die
Schilddrüse bereits operiert wurde, ist die Radiojodbehandlung vorzuziehen.
Umgekehrt ist bei jungen Frauen mit späterem Kinderwunsch eher eine
Operation vorzuziehen, da bei der Radiojodtherapie die Antikörper (TRAK)
länger vorhanden bleiben und auf das Kind übertragen werden können.
Ihr Arzt wird Sie ausführlich über die Vor- und Nachteile beider Methoden auf­
klären. Scheuen Sie sich nicht, ihn alles zu fragen, was Sie wissen möchten.
Die Erfolgsquote bei der Operation wird mit etwa 95 Prozent angegeben,
bei der R
­ adiojodtherapie beträgt sie 80 bis 100 Prozent.
Operation
Bei der Operation wird durch die Entfernung der Schilddrüse die Überfunktion
beseitigt.
Ist bei Ihnen bereits einmal ein Teil der Schild­drüse
entfernt worden, kann eine erneute Operation er­
Bei Patienten
folgen, häufiger wird jedoch in diesen Fällen eine
mit ausgeprägter
Radiojodtherapie durchgeführt. Auch nach einer
Augenbeteiligung
erfolglosen medikamentösen Behandlung oder
(endokriner Orbitopathie)
Radiojodbehandlung kann eine Operation vor­
kann die Operation in
genommen werden. Nach vollständiger oder
Hinblick auf die Augen­
nahezu vollständiger Operation müssen Sie
erkrankung bessere
lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen, die
Ergebnisse bringen.
nun nicht mehr von Ihrem Körper gebildet werden.
23
Wann empfiehlt sich die operative Therapie?
• Nach erfolgloser medikamentöser Therapie (über ein Jahr)
• Bei Unverträglichkeit der medikamentösen Therapie (Thyreostatika)
• Bei medikamentös nicht kontrollierbarer starker Überfunktion
(thyreotoxische Krise)
• Bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung der Schilddrüse
• Bei ausgeprägter Schilddrüsenvergrößerung
• Bei problematischer Augenbeteiligung (endokrine Orbitopathie)
• Bei Frauen mit Kinderwunsch
• Bei nicht kontrollierbarer Überfunktion in der Schwangerschaft
Wie läuft eine Operation ab?
Der Chirurg und der Narkosearzt besprechen im Krankenhaus mit Ihnen alle
Einzel­heiten der Operation und der Narkose. Vor der Operation erhalten Sie
Medikamente zur Vorbereitung der Operation. Während der Narkose entfernt
der Arzt Teile der Schilddrüse oder auch die gesamte Schilddrüse.
Durch moderne Narkose- und Operationstechniken
gibt es bei der Operation nur sehr selten
Unter allen chirur­
Komplikationen. Pro Jahr werden in Österreich
gischen Eingriffen
ca. 10.000 Schilddrüsenoperationen durch­
steht die Schilddrüse nach
geführt. Selten können die Stimmbandnerven,
Blinddarm- und Leisten­
die in der Nähe der Schilddrüse liegen,
bruchoperationen an
geschädigt werden oder die Nebenschilddrüse(n)
dritter Stelle.
mit entfernt werden. Bei kleineren Verletzungen
des Stimmbandnervs kann die Stimmbandfunktion
innerhalb eines Jahres zurückkehren. Werden durch die Operation versehent­
lich die Nebenschilddrüsen mit entfernt, die paarig an der Hinterwand der
Schilddrüse liegen, so muss der Betroffene lebenslang Calcium und Vitamin D
einnehmen, was u. a. für die Knochen und die M
­ uskulatur wichtig ist.
24
Die Fäden werden nach einer Woche entfernt. Leichte Schluckbeschwerden
oder Schmerzen beim Drehen des Kopfes lassen bald nach.
Der Krankenhausaufenthalt dauert normalerweise weniger als eine Woche.
Nach der Entlassung sollten Sie sich mindestens zwei Wochen schonen. Je
nach Beruf sind Sie zwei bis vier Wochen arbeitsunfähig.
Radiojodtherapie
Ziel der Radiojodtherapie ist es – wie bei der Operation – die Überfunktion
dauerhaft zu beseitigen. Die Radiojodbehandlung wird in Spezialabteilungen
von Krankenhäusern durchgeführt und dauert heute üblicherweise etwa
fünf bis 10 Tage. Bei der Radiojodtherapie wird eine kleine Menge radioaktives
Jod über eine Kapsel verabreicht, die wie eine normale Tablette geschluckt
werden kann. Anschließend wird diese Substanz ­ausschließlich von der Schild­
drüse aufgenommen und schnell wieder abgegeben.
Die lokale Bestrahlung der Schilddrüsenzellen durch das radioaktive Jod führt
zu einer Beseitigung der Überfunktion, gleichzeitig kommt es durch diese
Bestrahlung zu einer Verkleinerung der Schilddrüse.
Aufgrund der geringen Strahlenbelastung brauchen Sie
Nebenwirkun­
keine gesundheitlichen G
­ efahren zu befürchten. Das
gen sind selten.
Radiojod hat eine Reichweite von 0,5 Millimetern und
Manchmal kann die
wirkt daher nur auf das Schilddrüsengewebe. An­
Schilddrüse leicht
dere Organe können keinen Schaden nehmen. Die
anschwellen.
gesetzlichen Strahlenschutzbestimmungen machen es
erforderlich, dass der Patient einige Tage im Krankenhaus
verbringt. In anderen europäischen Ländern wird die Be­
handlung zum Teil ambulant durchgeführt.
In den seltenen Fällen einer strahlenbedingten Entzündung der Schilddrüse,
der Speichel- oder Tränendrüsen helfen entzündungshemmende Medikamente.
Die Radiojodtherapie darf nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit
durch­geführt werden. Bei Kindern und Heranwachsenden wird sie in Deutsch­
land nur in Ausnahmefällen vorgenommen. Die Radiojodtherapie bei Morbus
Basedow führt in der Regel zu einer Unterfunktion der Schilddrüse.
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Die Behandlung mit Schilddrüsenhormontabletten
Wie nach einer Operation muss auch nach einer Radiojodtherapie ein Großteil
der P
­ atienten zeitlebens Schilddrüsenhormontabletten einnehmen, um die
fehlenden l­ebenswichtigen Hormone zu ersetzen. Der Hormonspiegel muss
dann in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Hormontabletten und Wechselwirkungen
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über bestehende Vorerkrankungen. Er sollte
über alle Me­di­kamente informiert sein, die Sie zu sich nehmen. Das gilt
insbesondere, wenn Sie M
­ edikamente einnehmen, welche
die Blutgerinnung hemmen. Schilddrüsen­hormone regen
Wenn Sie
den Kreislauf an und erhöhen den Blutzuckerspiegel.
Diabetiker sind,
Zu Beginn der Hormonbehandlung sollten Sie den
kann es sein, dass
Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren. Auch
Sie Ihre Insulin­
hoch dosierte Calcium- und Eisenpräparate
dosierung anpas­
können bei gleichzeitiger Einnahme mit Schild­
sen müssen.
drüsenhormonen zu einer Wirkungsabschwächung
des Präparats führen.
Bitte nehmen Sie Ihre Calcium- und Eisenpräparate zeitversetzt ein
(mindestens zwei Stunden Abstand). Schilddrüsenhormone müssen nüchtern
eingenommen werden, da die Magen­säure notwendig ist für die Resorption.
Wenn Medikamente eingenommen werden, welche die Magensäure blockieren
wie Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol), oder aber eine atrophische
Gastritis vorliegt, muss die Dosierung von Schilddrüsenhormonen erhöht
werden.
Auch bei einer Infektion durch Helicobacter pylori ist die Resorption
vermindert (z. T. sind 20 bis 30 %ige Dosissteigerungen nötig). Mit den
Östrogenen vertragen sich die Schilddrüsenhormontabletten gut. In
manchen Fällen muss nur die Dosis der Schilddrüsenhormonen erhöht
werden, da diese verstärkt an bestimmte Eiweiße g
­ ebunden werden und
daher nicht mehr in ausreichendem Maße für die Versorgung der Organe
bereitstehen. Auch in der Schwangerschaft ist die Schilddrüsenhormondosis
zu ­erhöhen. Lesen Sie in jedem Fall die Gebrauchsinforma­tion Ihres
verordneten Schilddrüsen­präparates durch.
26
Die Behandlung der endokrinen Orbitopathie
Leichtere Formen der Augenbeschwerden bei Morbus Basedow können Sie
mit ein­fachen Mitteln abmildern. So helfen Augentropfen (künstliche Tränen)
und Augensalbe bei Reizungen und Trockenheit. Nachts sollten Sie den Kopf
hoch lagern, um Schwellungen vorzubeugen. Bei Lichtempfindlichkeit schützt
eine getönte Brille.
Bei stärkeren Beschwerden kann es notwendig sein, entzündungshemmendes
Cortison zu nehmen. Weitere Maßnahmen können erwogen werden, wie z. B.
druckentlastende Operationen, die Bestrahlung des Gewebes hinter dem Auge
sowie chirurgische K
­ orrekturen an Lidern und Augenmuskeln. Die jeweiligen
Spezialisten für Endokrinologie, Augenheilkunde und Chirurgie werden Sie
darüber aufklären und im Falle einer Behandlung eng zusammenarbeiten.
Lassen Sie am besten alle drei bis sechs Monate die
Augen untersuchen, bei ausgeprägter endokriner
Orbitopathie alle zwei bis drei Monate. Der Ver­
zicht auf Nikotin wird unbedingt empfohlen. Su­
chen Sie bei Beschwerden sofort den Arzt auf.
Regelmäßige
Kontrollen beim
Augenarzt sind ratsam,
unabhängig davon, ob
Sie Augen­probleme
haben oder nicht.
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Schilddrüse o.k.–
rundum ein
gutes Gefühl!
Mit dieser Broschüre konnten wir sicherlich viele Ihrer Fragen zum Morbus
Basedow beantworten. Je mehr Sie über die Symptome, Diagnose und
Therapieansätze wissen, desto besser können Sie Ihre Erkrankung verstehen
und die Behandlung unterstützen.
Im Serviceteil finden Sie ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Begriffen
zum Thema. Dort gibt es auch weiterführende Adressen, wo Sie Informationen
erhalten oder sich mit anderen Betroffenen austauschen können.
Das persönliche Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens sollte noch
bestehende Unklar­­heiten und Unsicherheiten beseitigen. Lassen Sie sich
umfassend beraten – Ihr Arzt ist für Sie da!
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Schilddrüse alles Gute!
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Service – Glossar
Antikörper
Vom Immunsystem gebildete Abwehrstoffe, die
sich gegen Viren, Bakterien und Pilze richten und
den Organismus gegen diese Eindringlinge
verteidigen und schützen
Autoimmunerkrankung
Krankheit, bei der das Immunsystem des Körpers
Antikörper gegen sein eigenes Gewebe bildet oder
Lymphozyten und Organe von körpereigenen
Antikörpern angegriffen werden
Basedow’sche Krankheit Autoimmunerkrankung, die zu einer Vergrößerung
und Überfunktion der Schilddrüse führt.
Benannt nach dem Erstbeschreiber der Erkrankung
Carl Adolph v. Basedow
Endokrine Orbitopathie
Augenerkrankung, die häufig zusammen mit einem
Morbus Basedow auftritt. Sie tritt meist mit zeitlicher
Verzögerung zum Ausbruch des Morbus Basedow auf
HyperthyreoseSchilddrüsenüberfunktion
HypothyreoseSchilddrüsenunterfunktion
Hypophyse
Hirnanhangsdrüse, die u.a. TSH produziert und die
Schilddrüse steuert
Jod/Jodid
Essentielles Spurenelement, das die Schilddrüse
zur Produktion von Schilddrüsenhormonen braucht
Kropf
Med.: Struma, vergrößerte Schilddrüse
Morbus Basedow
Med. für Basedow’sche Krankheit
Struma
Auch Kropf, vergrößerte Schilddrüse
T3
Trijodthyronin, Schilddrüsenhormon
T4
Thyroxin, Tetrajodthyronin, Schilddrüsenhormon
TRAK
TSH-Rezeptorantikörper, die sich gegen einen an
der Zell­oberfläche der Schilddrüsenzellen gelegenen
Bindungsort für TSH richten
TSH
Thyreoidea stimulierendes Hormon, das von der
Hirnanhangdrüse produziert wird und die Schilddrüse
zur Produktion von Hormonen anregt
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Buchtipps/Internet
Buchtipps
Leben mit Morbus Basedow
Dr. med. Leveke Brakebusch, Prof. Dr. med. Armin Heufelder
Zuckschwerdt Verlag GmbH
5. Auflage von 2007
ISBN 3886039188
Schilddrüse – kurz und bündig
Dr. G. Zettinig, Dr. W. Buchinger
Verlag Krause & Pachernegg
ISBN 978-3-901299-47-6
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
Prof. Dr. K.-M. Derwahl
UNI-MED Verlag, 2006
ISBN 978-3-89599-329-9
Schilddrüse: Das unterschätzte Organ
Dr. med. G. von der Weiden
Verlag TRIAS
ISBN 3-830-43143-0
Hilfreiche Internet-Adressen rund um die Schilddrüse
www.ogn.at
Webseite der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin.
www.schilddruesenforum.at
Im Österreichischen Schilddrüsenforum diskutieren Patientinnen und Patienten
über ihre Schilddrüsenerkrankung.
www.selbsthilfegruppe.at
Die Selbsthilfegruppe Schilddrüsenkarzinom informiert zum Thema
Schilddrüsenkarzinom und organisiert regelmäßige Treffen.
www.thyroidweek.com
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Notizen
www.medimerck.at
AT/EUT/0217/0005
April 2017
Für den Inhalt verantwortlich:
MERCK GesmbH
Zimbagasse 5
A-1147 Wien
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