Knochen- tumoren

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Knochentumoren
Ursachen
Symptome
Diagnose
Behandlung
Heilungschancen
Eine Information
der Krebsliga
Knochentumoren
Knochentumoren bilden sich fast immer im
die häufig bei Kindern vorkommt und aus
Innern eines Knochens, ganz selten auch
ganz unreifen Zellen besteht, wird nach
an seiner Oberfläche. Die Tumoren des Kno-
ihrem Erstbeschreiber als «Ewing-Sarkom»
chenmarks, das für die Blutbildung verant-
bezeichnet. Das Osteosarkom, das Chon-
wortlich ist, werden nicht zu den eigentli-
drosarkom und das Ewing-Sarkom sind
chen Knochentumoren gerechnet. Obwohl
die drei wichtigsten Vertreter bösartiger
die Zahl bösartiger Knochentumoren sehr
Knochentumoren. Von diesen primären
gering ist, unterscheidet die Weltgesund-
Knochentumoren müssen die viel häufige-
heitsorganisation (WHO) über 20 verschie-
ren Ableger anderer Krebsarten, die soge-
dene Formen. Einzelne dieser Tumoren be-
nannten Metastasen, abgegrenzt werden.
vorzugen bestimmte Abschnitte des Ske-
Sie wandern über den Blut- oder Lymph-
lettes, z.B. die Wirbelsäule, die Knieregion
weg in den Knochen ein.
oder das Becken. Andere treten vor allem in
bestimmten Lebensaltern auf. Ihren Namen
erhalten Knochentumoren nach dem Gewebe im Knochen, dessen Bildung sie weitgehend nachahmen. Dabei könnnen auch
ganz frühe, unreife Stufen gefunden werden: Bösartige (maligne) Tumoren, die Knochengrundsubstanz («Knochenzement»)
bilden, werden Osteosarkome genannt.
Produzieren sie Knorpel, so heissen sie
Chondrosarkome. Eine Knochenkrebsform,
Häufigkeit
Drei von vier entdeckten primären Knochentumoren sind gutartig. Wahrscheinlich liegt
die Zahl der gutartigen aber noch viel höher,
da sie kaum Beschwerden verursachen und
deshalb nur zufällig entdeckt werden. Bei
jedem vierten diagnostizierten Knochentumor handelt es sich um ein Sarkom (Knochenkrebs). An Knochenkrebs erkranken
in der Schweiz jedes Jahr etwa 80 bis
100 Menschen. Das ist sind 1 bis 2 Neuerkrankungen pro Jahr auf je 100'000 Einwohner. Rund ein Drittel ist zum Zeitpunkt
der Diagnose noch keine 30 Jahre alt. Das
Osteosarkom und das Ewing-Sarkom treten fast nur bei Kindern, Jugendlichen und
jungen Erwachsenen auf, das Chondrosarkom vor allem bei älteren Menschen.
Wesentlich häufiger als primäre Knochentumoren sind Skelettmetastasen, die besonders im höheren Lebensalter – auch bei
noch unbekanntem Primärtumor – vorkommen können (z.B. bei Lungenkrebs,
Brustkrebs oder Prostatakrebs).
(Quelle: Vereinigung Schweizerischer
Krebsregister 1990-1994)
Krankheitszeichen (Symptome)
Knochentumoren verursachen oft Schmerzen, die meist bewegungsunabhängig
sind und auch in der Nacht auftreten
können. Gelegentlich behindern die Tumoren aufgrund ihrer Lage im Knochen oder
ihrer Grösse die Beweglichkeit. Manchmal
treten auch Schwellungen auf, selten sogar
Fieber.
Osteosarkome kommen meist zwischen
dem 15. und dem 25. Lebensjahr vor und
betreffen in etwa der Hälfte der Fälle die
Knieregion. Gerade Osteosarkome verursachen häufig Schmerzen, die im Jugendalter
gerne als «Sportverletzung» oder «Wachstumsschmerzen» fehlgedeutet werden.
Schmerzlose Schwellungen sind beim
Osteosarkom wesentlich seltener.
Im Unterschied zum Osteosarkom betrifft
das Chondrosarkom vor allem ältere Menschen. Gewöhnlich haben die Patienten das
40. Lebensjahr überschritten. Das Chondrosarkom tritt bevorzugt im Schulter- und
Beckengürtel sowie am oberen Ende des
Oberarm- und des Oberschenkelknochens
auf. Manchmal entwickeln sich Chondrosarkome auch ausgehend von gutartigen
Knorpeltumoren, die in allen Skelettregionen gefunden werden können (sogenannte
sekundäre Chondrosarkome). In den Knochen von Händen und Füssen sind Chondrosarkome – im Gegensatz zu den gutartigen Knorpeltumoren – extrem selten.
Das Ewing-Sarkom tritt, ähnlich wie das
Osteosarkom, vor allem bei Kindern und
Jugendlichen auf. Es kann praktisch alle
Knochen befallen, besonders die langen
Röhrenknochen, die Rippen oder das
Becken. Die häufigsten Symptome sind
Schmerzen und Schwellungen, gelegentlich aber auch Fieber.
Ursachen
Die Ursachen von Knochentumoren sind
weitgehend unbekannt. Da Osteosarkome
und Ewing-Sarkome häufiger bei grosswüchsigen Kindern gefunden werden, hat
man ihre Entstehung mit dem Skelettwachstum in Verbindung gebracht. Einige
Osteosarkome treten zudem gehäuft als
Zweittumor bei Kindern auf, die an einem
sehr seltenen, familiär vorkommenden bösartigen Augentumor leiden. Diese Beobachtung sowie genetische Veränderungen,
die beim Ewing-Sarkom gefunden wurden,
deuten darauf hin, dass Krebsgene bei der
Entstehung von Knochentumoren eine zentrale Rolle spielen. Selten können Knochentumoren in einem Gebiet entstehen, das
Jahre vorher bestrahlt wurde.
Die Entstehung von Knochentumoren ist
am besten vor dem Hintergrund der normalen Knochenentwicklung zu verstehen.
Dabei spielt die Wachstumsfuge eine wichtige Rolle, die in Nähe der Knochenenden
gelegen ist und im Gegensatz zum ruhenden Gelenkknorpel aus proliferierendem
Knorpel besteht. Die Wachstumsfuge ist
für das Längenwachstum verantwortlich
und schliesst sich mit der Pubertät. Schnell
wachsende Knorpelzellen, die bald darauf
verkalken und absterben, bilden ein Gerüst,
an das sich unreife Zellen anlagern, die sich
in knochenbildende Zellen umwandeln und
erst dann den eigentlichen, festen Knochen
bilden. Funktioniert diese Regulation durch
äussere oder häufiger durch (meist noch
unbekannte) innere Einflüsse nicht einwandfrei, können die Zellen auf ihre alten,
«abgeschalteten» Programme zurückgreifen, z. B. wieder Knorpel bilden und unkontrolliert weiterwachsen. So entstehen bösartige Knochentumoren.
Vorbeugung und Früherkennung
Massnahmen zur Verhütung von Knochentumoren gibt es nicht. Eine Früherkennung
ist nur dann möglich, wenn Skelettschmerzen als Warnsignal ernst genommen werden. Wenn die Schmerzen während eines
längeren Zeitraums auftreten (mehr als
zwei bis drei Wochen) und auch nach
der Behandlung einer «Sportverletzung»
nicht verschwinden, kann dies ein Hinweis
auf einen bösartigen Knochentumor sein.
Osteosarkome bereiten entsprechend ihrer
bevorzugten Lokalisation häufig Knieschmerzen. Chondrosarkome, die sehr langsam wachsen, können beachtliche Grössen
erreichen und durch eine Schwellung oder
– im Beckenbereich – durch Verdrängung
anderer Organe auffallen, bevor sie durch
Schmerzen auf sich aufmerksam machen.
Sicherung der Diagnose
Besteht aufgrund anhaltender, nicht erklärbarer Knochenschmerzen der Verdacht auf
einen Knochentumor, so wird eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Falls sich
der Verdacht bestätigt, sollte die weitere
Behandlung am besten in einem Zentrum
erfolgen, das Erfahrungen mit diesen seltenen Tumoren hat. Über Zusatzuntersuchungen lassen sich zwar noch weitere Informationen gewinnen, die Diagnose kann jedoch
nur durch eine Probeentnahme (Biopsie)
aus dem Tumor gesichert werden. Diese
wird von spezialisierten Ärzten (Pathologen) unter dem Mikroskop begutachtet.
Auch diese Untersuchung setzt eine grosse
Erfahrung in der Beurteilung von Knochentumoren voraus.
Behandlung
Knochentumoren werden chirurgisch, medikamentös und mit Strahlen behandelt.
Die geeignete Kombination der verschiedenen Methoden ist vom Tumortyp abhängig.
Wegen der oft starken unerwünschten Wirkungen wird auch diese Behandlung am
besten in spezialisierten Zentren durchgeführt. Im Fall des Osteosarkoms werden
die Patientinnen und Patienten vor einer
Operation zunächst chemotherapeutisch
behandelt, da man weiss, dass bereits zum
Zeitpunkt der Diagnose mikroskopisch
kleine Tumorableger (Metastasen) in den
Lungen vorhanden sein können. Seitdem
man so vorgeht, hat sich die Zahl der Lungenmetastasen drastisch vermindert. Im
Anschluss an die Chemotherapie erfolgt
eine möglichst schonende Operation des
betroffenen Skelettabschnittes. Heutzutage
kann in vielen Fällen so operiert werden,
dass die betroffenen Gliedmassen (Arme
oder Beine) erhalten bleiben und keine Amputationen durchgeführt werden müssen.
An die Operation schliessen sich weitere
Chemotherapiezyklen an.
Patientinnen und Patienten mit Ewing-Sarkomen werden ähnlich behandelt und zusätzlich oft noch bestrahlt.
Therapie der Wahl bei allen Chondrosarkomformen ist die Chirurgie. Dabei wird
versucht, den Tumor möglichst vollständig
zusammen mit einem dünnen Saum gesunden Gewebes zu entfernen, um sein
Wiederauftreten (Rezidiv) zu verhindern.
Nachsorge
Die Nachsorge ist vom Tumortyp und von
der durchgeführten Behandlung abhängig.
Sie umfasst eine engmaschige Kontrolle,
um ein Rezidiv oder Metastasen frühzeitig
zu erkennen. Auch diese können im Gegen-
satz zu früher heute oft erfolgreich behandelt werden. Beim Osteosarkom treten
Lungenmetastasen meist in den ersten
zwei bis drei Jahren nach Therapiebeginn
auf. Nach diesem Zeitraum können sich
die Intervalle der Kontrolluntersuchungen
etwas vergrössern. Falls sich trotz verbesserten Operationsverfahren und Chemotherapie eine Amputation nicht vermeiden
lässt, muss meist eine Prothese angepasst
werden. Bei Ewing-Sarkomen sowie bei
Chondrosarkomen ist eine langfristige
Nachkontrolle erforderlich, weil bei beiden
Tumoren auch noch nach längeren Zeiträumen Metastasen oder Rezidive auftreten können.
Heilungschancen
Die Heilungschancen für Patientinnen und
Patienten mit Knochentumoren konnten in
den letzten Jahren beträchtlich verbessert
werden. Sie sind abhängig vom Tumortyp,
von seiner Ausdehnung bei Diagnosestellung und einem frühzeitigen Behandlungsbeginn. Im Fall des Osteosarkoms überleben mehr als 70 Prozent der Patientinnen
und Patienten die ersten fünf Jahre nach
der Diagnose, viele sind geheilt.
Beim Ewing-Sarkom liegt die Überlebensrate bei über 50 Prozent. Sie ist teilweise
sogar noch höher, wenn man die Patienten
mit Tumoren in schlecht zugänglichen
Körperregionen (Becken) und diejenigen,
die bereits bei der Diagnose Metastasen
haben, nicht mit berücksichtigt.
Bei Chondrosarkomen hängen die Heilungschancen in erster Linie vom Grad der
Bösartigkeit des Tumors und der Möglichkeit seiner vollständigen Entfernung ab.
Heutige Forschungsschwerpunkte
Die aktuelle Forschung ist darauf ausgerichtet, mehr über die Eigenschaften von
Osteosarkomen und Ewing-Sarkomen zu
erfahren. Man möchte anhand bestimmter
Merkmale des Tumors bereits zum Zeitpunkt der Diagnose wissen, auf welche
Medikamente und Behandlungen der Patient
am besten anspricht. Ausserdem versucht
man, über genetische Untersuchungen
jene Krebsgene zu identifizieren, die über
den Grad der Bösartigkeit des jeweiligen
Tumors Auskunft geben können. So wäre
es möglich, die Therapie besser auf den
Einzelfall zuzuschneiden. Die Behandlung
liesse sich dadurch auch effektiver und
weniger belastend gestalten. Ausserdem
erhofft man sich von molekulargenetischen
Untersuchungen bereits zum Zeitpunkt der
Erstdiagnose Hinweise darauf, ob ein bestimmter Tumor zur Bildung von Metastasen neigt oder nicht.
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