Kritische Faktoren bei «Multi channel Commerce

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Marketing & Vertrieb
Mehrkanal-Vertrieb
Kritische Faktoren bei
«Multi­channel Commerce»-Projekten
Mit «Multichannel Commerce», dem parallelen Einsatz von mehreren Offline- und OnlineVertriebskanälen, erreichen Unternehmen ihre Kunden losgelöst von Öffnungszeiten an
unterschiedlichen Orten in unterschiedlichen Bedürfnislagen. Allerdings drohen Unternehmen nicht selten, an der Komplexität ihrer Projekte zu scheitern.
››Adriano Zappacosta, Michael à Porta
Die Digitalisierung unserer Gesellschaft
schreitet unaufhaltsam voran und durch
den rasanten technologischen Fortschritt
hat sich unser Interaktions- und Kommunikationsverhalten über die vergangenen
Jahre fundamental verändert. Durch
neue technologische Möglichkeiten und
immer anspruchsvollere Kunden sind Unternehmen heute gezwungen, sich dem
Wandel anzunehmen und den neuen Herausforderungen zu begegnen.
Neue Herausforderungen
Unternehmen haben ihren Handlungsbedarf längst erkannt und begegnen dem
Markt mit neuen Ideen und Lösungsansätzen. Unabhängig davon in welche
Richtung sich diese Vorhaben bewegen,
werden oftmals diese Ziele verfolgt:
››Erschliessung von neuen digitalen Ka-
nälen zur gezielteren Vermarktung
Einheitliche und zeitlich abgestimmte
Kundenkommunikation in allen Medien und Customer Touch Points
Kundenorientierung für ein besseres
Service-Angebot
Nutzung neuer Technologien zur Steigerung der Effizienz
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››Umsatzsteigerung durch neue und verbesserte elektronische Vertriebskanäle
Projekte, die solche Veränderungen anstreben und einen unternehmerischen,
digitalen Transformationscharakter haben, werden in der Fachsprache als «Mul-
! ››
kurz & bündig
Erfolgreiche Multichannel-Lö­
sungen erfordern aufgrund der
schnellen Marktveränderungen
sowie der technologischen Entwicklung einen strukturieren
und ausbaufähigen Lösungsansatz.
Aus diesem Grund sind Multi­
channel-Projekte «Chefsache».
Umso mehr, wenn viele Organisationseinheiten betroffen sind.
Einer der grössten Hindernisse ist
die bisherige Organisation und
dass die bestehende Informationsbasis nicht konsequent genug hinterfragt und somit zu Beginn des Projektes als gegeben
vorausgesetzt wird.
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tichannel Commerce»-Projekte bezeichnet und bringen folgende Eigenschaften
mit sich:
››Vorhaben dieser Art sind unterneh-
menskritisch und werden durch die
Unternehmensführung beauftragt und
gesteuert
Die Komplexität ist aufgrund diverser
Fachthemen und Unternehmensbereiche gross
Vieles ist «Neuland» und beruht nicht
auf bestehenden Unternehmenskenntnissen
Die internen Organisationsstrukturen
sind aufgefordert, übergreifend miteinander zusammenzuarbeiten und gemeinsame Lösungsansätze zu finden
Die notwendigen Budgets belegen oftmals die vordersten Plätze in der Finanzplanung
Die Anforderungen setzen sich aus technischen, marktgetriebenen, unternehmenskulturellen und besonders auch
persönlichen Interessen zusammen.
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Die grössten Stolpersteine
Unabhängig von der Branche und der
Handelsbeziehung (B2B, B2C), begegnen
KMU-Magazin Nr. 1 / 2, Januar / Februar 2014
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Marketing & Vertrieb
wir in der Praxis in diesen Projekten immer wieder ähnlichen Stolpersteinen,
wovon wir nun auf die wichtigsten eingehen werden.
Organisationsgrenzen
Da Multichannel-Projekte einen sehr
gros­sen technologischen Hintergrund
haben, wird die Projektverantwortung in
einem Unternehmen oft an die IT übergegeben. In der Tat ist vieles sehr informationslastig und systemgetrieben, berücksichtigt man jedoch die zuvor genannten
Zielsetzungen so wird deutlich, dass es
sich nicht um ein klassisches IT- oder
Softwareentwicklungsprojekt handelt.
Dieser Umstand trifft aber auch auf andere Bereiche wie beispielsweise das
Marketing oder den Vertrieb zu. Die Eigenschaften solcher Projekte bringen
viele Interessensgruppen über die unterschiedlichsten Organisationseinheiten
zusammen, welche berechtigterweise
alle gleich behandelt werden wollen, aber
dennoch unterschiedliche Ziele verfolgen. Wie also soll ein derartiges Projekt
organisiert werden? Viele Projekte starten, ohne dass diese Fragestellung einge-
hend geklärt wurde. Dies ist einer der vielen Stolpersteine, der oftmals bereits vor
dem Projektstart übersehen wird. Ist man
sich der Fragestellung bewusst, führt dies
oft zu einer gänzlich anderen Projektorganisation, als ursprünglich angedacht.
1) Projekte dieser Art sind «Chefsache».
Umso mehr, wenn eine Transformation
herbeigeführt werden soll, von welcher
viele Organisationseinheiten betroffen
sind. Es gilt, ganzheitliche Entscheidungen zu treffen und diese im Unternehmen
zu vertreten.
Interessengruppen / Stakeholder in der Projektorganisation
Geschäftsführung
ServiceAccountManagement
Vertrieb
KMU-Magazin Nr. 1 / 2, Januar / Februar 2014
Marketing
MultichannelProjektManagement
IT
2) Der richtige Projektleiter denkt abteilungsübergreifend und bringt Kenntnisse
über die komplette Wertschöpfungskette
mit. Dies erlaubt, über die Organisationsgrenzen hinweg zu vermitteln und die
bestmögliche Lösung zu definieren. Weiter kennt er die technologischen Möglichkeiten und kann diese zur Erfüllung der
Ziele gezielt einsetzen. Leider sind solche
Profile am Markt jedoch nur schwer zu
finden.
Alles auf einmal
Der technologische Fortschritt entwickelt
sich rasend schnell, wobei die letzte Finanzkrise diese Entwicklung nochmals
beschleunigt hat. Viele Investoren haben
nach den Ereignissen begonnen, verstärkt in den Technologiesektor zu investieren. So kommt es, dass immer mehr
Firmen neue und innovative Produkte auf
den Markt bringen. Diese enorme Produktvielfalt mit entsprechendem Potenzial zu überblicken, ist schwierig und für
Unternehmen, die sich nicht täglich damit beschäftigen, beinahe unmöglich.
Wie soll unter diesen Umständen die richtige Lösung für das aktuelle Projekt gefunden werden? Wie kann man von den
Möglichkeiten profitieren und diese optimal nutzen?
Viele Projekte scheitern, weil die Ziele
aus den Augen verloren gehen. Zu faszinierend und verlockend klingen die Möglichkeiten. Die vielen Anforderungen aus
den unterschiedlichen Bereichen bestärken einen darin, die Lösung doch grösser
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Marketing & Vertrieb
anzusetzen, als ursprünglich geplant,
was im Fachjargon als «Moving Targets»
bezeichnet wird. Dieser Umstand bringt
zwei Gefahren mit sich. Zum einen – und
das ist das kleinere Übel – steigt das notwendige Projektbudget um ein Vielfaches
an. Und zum anderen ist die Organisation
anschliessend nicht in der Lage, die Projektergebnisse zeitlich zu bewältigen. Berücksichtigt man die Zielsetzungen, so
wird schnell klar, dass sich diese nicht mit
einem «Big Bang» erreichen lassen. Die
Organisation braucht Zeit, sich anzupassen und bestehende Prozesse zu ändern.
Transformation ist ein Prozess, der konsequente Weiterentwicklung verlangt.
Daher empfiehlt es sich, in Schritten zu
planen und das grosse Vorhaben in mehrere Etappen zu unterteilen. Wichtig ist
dabei, dass man sich zuerst auf Projekte
fokussiert, die für das Unternehmen zentral sind (USP).
Flexibilität
Was das Erschliessen von digitalen Kanälen bedeutet, haben viele Unternehmen
in ersten Schritten – beispielsweise bei
der Einführung einer Internet-Präsenz
oder durch das Ausstatten der Aussendienstmitarbeiter mit mobilen Lösungen
– bereits erfahren. Viele dieser Lösungen
sind heute nicht ausreichend integriert,
sei dies in der Organisation oder im Betrieb mit der notwendigen Infrastruktur.
Diese Lösungen generieren Kosten, welche sich mit dem daraus erzielten Gewinn
nur schwer rechtfertigen lassen. Viel kritischer aber: Die Kunden bemerken diesen Umstand aufgrund von ungenü­
genden oder veralteten Informationen,
fehlendem Kundenerlebnis und mangelndem Kundenverständnis. Einer der
grössten Hindernisse ist die bisherige Organisation und dass die bestehende Informationsbasis nicht konsequent genug
hinterfragt und somit zu Beginn des Projektes als gegeben vorausgesetzt wird.
Fazit
Wer Informationen über mehrere Kanäle
gezielt verbreiten will, muss diese dementsprechend aufbereiten. Die Informa-
tionen müssen intern näher zusammengefasst, strukturiert und konsolidiert
werden – abteilungsübergreifend.
Unternehmen, die grundlegend etwas
verändern möchten, müssen bereit sein,
allenfalls auch ganz von vorne zu beginnen. Heutige Multichannel-Lösungen erfordern aufgrund der sehr schnellen Entwicklung einen strukturierten, stabilen
und ausbaufähigen Kern mit einer flexiblen, dynamischen und offenen Organisationsform. Nicht viele Unternehmen kön-
nen heute von sich behaupten, diese
Voraussetzungen effektiv geschaffen zu
haben, deshalb müssen in einem Multichannel-Projekt auch immer Aufgaben
zur Schaffung einer soliden Basis Platz
finden.
Wer es schafft, organisatorisch flexibel
zu agieren, seine Kräfte zu bündeln und
die Informationsbasis zu seinem Vorteil
zu nutzen, erzielt gegenüber der Konkurrenz einen Wettbewerbsvorteil, der nicht
einfach kopiert werden kann. «
Porträt
Adriano Zappacosta
E-Commerce Consultant / Partner
Adriano Zappacosta ist als geschäftsführender Partner
bei der advandoo AG beschäftigt. Der Unternehmer, Berater und Projektleiter ist Experte in der Durchführung
von Online-Projekten. Seit mehr als 15 Jahren realisiert er
komplexe Online-Vorhaben und unterstützt namhafte
Firmen sowohl im In- als auch Ausland, den digitalen Wandel zu ihrem Vorteil zu
nutzen.
Michael à Porta
E-Commerce Consultant / Partner
Michael à Porta ist geschäftsführender Partner bei der
advandoo AG. Er treibt Multichannel-Vorhaben seit mehr
als zwölf Jahren vorwärts, konkretisiert Geschäftsideen
und sorgt für deren Umsetzung.
Die advandoo AG in Zürich unterstützt ihre Kunden darin, die Vorteile des ECommerce für sich zu nutzen. Dabei positioniert sich das Unternehmen als unabhängige Unternehmensberatung, welche Entscheidungsträger aus unterschiedlichen Branchen bezüglich der Umsetzung digitaler Vorhaben berät und
diese entsprechend konzeptioniert. Die Mitarbeiter der advandoo sind Spezialisten und helfen Unternehmen dabei, ihre digitale Welt (Online-Shop, Social Media, Mobile, usw.) so zu gestalten und mit der realen Welt (Kataloge, Filialen,
Kundenkarten, usw.) zu verbinden, dass sich aus einzelnen Berührungspunkten
loyale Kundenbeziehungen entwickeln.
Kontakt
[email protected]
www.advandoo.com
KMU-Magazin Nr. 1 / 2, Januar / Februar 2014
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