Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg Gemüse- und Beerenbau Einblick in die Schul- und Versuchsgärtnerei des BBZ Arenenberg Kantonsschule Kreuzlingen 2011 A Anbausysteme 1. Trachtensystem Das Trachtensystem wurde im 8.-10. Jahrhundert vor allem in Klöstern nördlich der Alpen entwickelt und trug mit der Einführung der 3-Felderwirtschaft und des Trachtensystems wesentlich zur „agrarische Revolution“ im 10. - 13. Jahrhundert bei. Das Trachtensystem basiert auf dem Nährstoffbedarf der Pflanzen. Das System teilt Gemüse, Beeren und Kräuter in starke, mittlere und schwache Nährstoffzehrer ein. Der „Mutter Erde“ müssen die Nährstoffe zurückgegeben werden, die die Pflanzen dieser entziehen. Auf diesen Erkenntnissen konnte sich das Abendland nördlich der Alpen entwickeln (Städte- + Ständeentwicklung). Alle folgenden Anbausysteme bauen auf den zwei Systemen auf. Pflanzennährstoffbedürfnis Boden 1. Tracht 1. Jahr - Blumenkohl Broccoli Rosenkohl Weiss-Rotkabis Krautstiel Tomaten Gurken Lauch Fruchtfolge 2. Tracht - Kohlrabi Karotten Fenchel Salat Zuckerhut Kartoffeln Schwarzwurzeln Rettiche 3. Tracht - Buschbohnen Stangenbohnen Erbsen Kresse Nüsslisalat Brüsseler Knoblauch Zwiebeln 2. Jahr 2. Tracht 3. Tracht 1. Tracht 3. Jahr 3. Tracht 1. Tracht 2. Tracht 1. Tracht 2. Tracht 3. Tracht 4. Tracht - Rhabarber - Grünspargel - Mehrjährige Küchenkräuter - Beeren 4. Jahr 2. Systematik Einteilung der Pflanzen in Familien. Jede Pflanzenart / Familie wird mehr oder weniger von den gleichen Krankheiten und Schädlingen befallen. Jede Pflanze gibt spezielle Stoffe über Blätter und Wurzeln ab. Vorbeugende Massnahme betreffs Regulierung von Pilzkrankheiten und Schädlingen im Boden und auf den Pflanzen ist die Fruchtfolge. Die Düngung basiert auf dem Nährstoffentzug der Pflanze. Erkenntnisse aus dem Wissen der Trachten trugen zum Aufbau der Systematik bei. Die Anwendung der Systematik geht ins 18. Jahrhundert zurück. Pflanzensystematik ist heute die Grundlage der Lehre und des Anbaues von Nahrungsmitteln. Die Systematik bildet die Grundlage zur Organisation: der Fruchtfolge der Unkrautregulierung der besseren Nährstoffausnutzung der Umgehung der Bodenmüdigkeit zur Bodenstrukturverbesserung der Erosionsverhinderung. 8268 Salenstein T +41 71 663 33 00 / F +41 71 663 33 19 [email protected] P. Konrad 2011 Seite 1 von 4 Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg Gemüse- und Beerenbau 3. Mischkulturen Mischkulturen sind auf der Grundlage der Symbiose aufgebaut. Die Pflanzen werden nach Nährstoffentzug (Trachten) und einer guten Bodenbeschattung, sowie der Förderung von natürlichen, pflanzeneigenen Geruchs -und Stoffausscheidungen geordnet und nicht nach Familien. Das bewirkt ein teilweises Fernhalten von Krankheiten und Schädlingen. Der Mischkulturanbau ist im 20. Jahrhundert entwickelt und in den letzten 50 Jahren verfeinert worden. Dieses Anbausystem wird vor allem im Hausgarten angewendet. 4. Hors-sol System (Erdeloses Kulturverfahren) Erdeloses Kulturverfahren Hydrokultur ohne Substrat - Aeroponik - NFT - Kultur Kultur in gärtnerischer Erde inertes Substrat - Steinwolle - Blähton - PU - Schaum organisches Substrat - Torf - Rinderhumus, Kompost - Reisspelzen u.a. Das Hors-sol - System ist eine bodenunabhängige Anbaualternative, die einer umweltverträglichen Produktion Rechnung trägt. Die Hors-sol - Technik eröffnet ganz neue Produktivitätsdimensionen für Gemüse, Beeren und Zierpflanzen. Dank der Hors-sol - Technik können über die Düngung und Kulturführung Nitratwerte (Salate) oder Kalziumgehalte (Kohlarten) im Produkt verändert werden (Functional Food). Eine Fruchtfolgeregelung entfällt. Einfache Konstruktion und Handhabung von Hors-sol - Anlagen haben eine Zukunft in Regionen, wo Wasser in Menge und Qualität als Wachstumsfaktor nur in geringer Menge zur Verfügung steht (Entwicklungsländer mit Wassermangel, versalzten oder kontaminierten Böden). Kleinanlagen werden heute versuchsweise in Megastädten (z.B. Kairo) auf Dächern betrieben, um die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln sicherstellen zu helfen. Hors-sol ist die Nahrungsmittelproduktionstechnik der Zukunft! B Gesetze des Wachstums Gesetz vom Minimum Das Wachstum der Pflanze richtet sich nach dem Wachstumsfaktor (Lebensfaktor), der ihr im Verhältnis zum Bedarf in geringster Menge zur Verfügung steht. Er kann durch keinen anderen ersetzt werden. Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs Der Ertrag steigt nicht gleichzeitig und linear mit den zur Verfügung stehenden Nährstoffen. Mit zunehmenden Nährstoffgaben wird der Ertragszuwachs je Aufwandeinheit ständig geringer. Überdüngung führt zu Ertrags- und Qualitätsverminderung sowie zu vermehrtem Krankheits- und Schädlingsbefall und unnötiger Belastung der Umwelt (Grundwasser). 8268 Salenstein T +41 71 663 33 00 / F +41 71 663 33 19 [email protected] P. Konrad 2011 Seite 2 von 4 Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg Gemüse- und Beerenbau C Grundlagen der Produktion von Nahrungspflanzen 1. Wachstumsfaktoren der Pflanzen Licht Wärme Wasser Luft: für die Photosynthese Kohlendioxidgas CO2 Sauerstoffgas O2 Nährstoffe: Mineralstoffe (N, P, K, Ca, Mg, S und Spurenelemente) aufgenommen als wasser+ 2+ lösliche Ione, z.B. NO3 , H2PO4 , K , Mg 2. Nährstoffaufnahme der Pflanze über die Wurzel Düngung Pflanze Mineralstoff-Ionen im Bodenwasser und an Bodenteilchen haftend mineralische Dünger +/- löslich Verwitterung und Abbau durch Bodenlebewesen schwerlösliche mineralische Dünger mineral. Substanz organische Substanz = organische Dünger (Mist, Kompost, Hornspäne) Boden Anbausysteme im Boden arbeiten mehr oder weniger mit den Bodenlebewesen, die Nährstoffe aus organischen Materialien und mineralischen Bodenbestandteilen pflanzenverfügbar umwandeln. 8268 Salenstein T +41 71 663 33 00 / F +41 71 663 33 19 [email protected] P. Konrad 2011 Seite 3 von 4 Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg Gemüse- und Beerenbau 3-Trachtensystem Systematik Mischkulturen Hor-sol Literaturnachweis: LMZ Hausgarten 5. Auflage 2004 P. Konrad, D. Brogle BBZ Arenenberg 2010 8268 Salenstein T +41 71 663 33 00 / F +41 71 663 33 19 [email protected] P. Konrad 2011 Seite 4 von 4