52 Marketing & Verkauf Dienstleistungsmanagement Das Dienen neu entdecken und fortan als Vision leben Geht man davon aus, dass die «Digitale Revolution» die Wirtschaft und das gesellschaftliche Zusam­ menleben rasant verändert, kann die Zukunft von Dienstleistern nur heissen: Individualität, Konzen­ tration, Orientierung nach den effektiven Zielgruppen, Spezialisierung, Innovation, Kooperation, Un­ ternehmertum, Kundennutzen und Wunscherfüllung. Roger Eric Gisi Bei Dienstleistungen bedingt dies transpa­ rente Gestaltung, laufende Verbesserung, parallele Einführung der Verrechnung sowie Trennung und Aufsplitten der Leistungen und letztlich das Anbieten von Alternativen. Dienst leisten wollen Das Problem ist nicht, neue, innovative Ge­ danken zu entwickeln, sondern die alten wieder loszuwerden. Im Geschäftsleben soll­ te es nicht nur um Dienstleistungen, Wachs­ tum und Innovation gehen. Die Dienstleis­ tung ist die Schnittstelle zu neuen Ideen und Kundenlösungen. Die Alltagsarbeit ist wich­ tig, wenn es sich um Fürsorge, Aufmerksam­ keit und die Entwicklung von Potenzialen jeglicher Art für eine Kundenlösung handelt. Dass dies aber die Grenze des klassischen Marketings übersteigt, scheint vielen Verant­ wortlichen nicht klar. Bereits mit der Forde­ rung, Marketing als Denk- oder Lebenshal­ tung zu verstehen, haben viele Mühe. Dabei sind Denkhaltung und mentale Bereitschaft zu Dienstleistungen Merkmale sozialer Kom­ KMU-Magazin Nr. 9, November 2009 petenz, nach denen bereits bei der Personal­ selektion Ausschau gehalten werden müss­ te. Dienstleister tun gut daran, von der Tech­ nik- und Produktorientierung zur Kunden- und Serviceorientierung umzudenken. In der Schweiz muss zusätzlich der Mangel an Be­ reitschaft fürs Dienen abgebaut werden. Lei­ der sind solche Ansätze nicht einmal in den klassischen Dienstleistungsbranchen vor­ handen. Hand aufs Herz: Wie viele «Wow»Erlebnisse hat jeder Einzelne im Kontakt mit Versicherungen, Banken oder Handwerks­ betrieben schon erlebt? Rohstoff Wissen Studien über Kundenzufriedenheit und -bin­ dung sind für die Schweizer Wirtschaft noch recht jung. Leider bestätigen diese, was man jeden Tag im direkten Kontakt mit «Liefe­ ranten» erlebt. Um also diese «Haltung zum Dienen» durchzusetzen, braucht es vor al­ lem Wissens- und Servicemanagement, und zwar über alle Unternehmensstrukturen und Bereiche hinaus. Heute wird gerade in die­ sem Bereich erdenklich wenig getan. Trotz­ dem gibt es einige Gemeinde- und Stadt­ verwaltungen, die man auch nach offiziel­ lem Büroschluss noch aufsuchen kann, um Amtliches zu erledigen. Solche Flexibilität bietet bereits eine gewisse Kundenfreund­ lichkeit – eventuell sogar schon Ansätze für die Kundenzufriedenheit. Kunde gehört ins Zentrum Trotz allem reicht heute Kundenzufrieden­ heit allein nicht mehr aus. Die Kunden sind mündig geworden. Die nächste Stufe, die des «Prosumers» in der «New Economy», hat bereits begonnen. Aktuelle Beispiele sind im Internet, in der Bankenwelt, in der Autoproduktion und in der Schweizer Uh­ renproduktion zu sehen. Der Konsument nimmt direkten Einfluss auf das Produkt und die Leistung und bestimmt so einen Teil seines Konsumerlebnisses mit. Wenn man allen Forderungen gerecht werden will, ge­ nügen aber die ganzen Produkt- und Unter­ nehmenskenntnisse nicht mehr. Der Kunde muss wirklich ins Zentrum gerückt und möglichst umfassend betreut werden – die Werkzeuge sind vorhanden. Die Sicht auf die Gesamtheit und die fünf bis neun «P» ▲ Marketing & Verkauf 53 Mit den richtigen Werkzeugen aktiviert man globales Wissensmanagement, das mit Wille, Disziplin und Fähigkeiten in messbare Resultate geführt wird. litätsverbesserungen und nicht Preissenkun­ gen die Marktanteile erhöhen. Gefragt ist also eine markt- und kundenrelevante Qua­ lität. Diese erreicht man durch Dienstleis­ tungsmanagement, was eine höhere Ser­ vicequalität und folglich eine entsprechend hohe Kundenzufriedenheit bringt. So erhält man letztlich mehr Kundenloyalität, einen höheren Unternehmensgewinn und eine bessere Marketing- und Unternehmenseffi­ zienz. Gleichzeitig steigt die Mitarbeiterzu­ friedenheit, was die Fluktuation senkt. Da­ raus folgt eine höhere Kompetenz, die wie­ derum die Servicequalität positiv beeinflusst. Wissen in Nutzen umwandeln der Marketinglehre (Place, Price, Promo­tion, People, Participants, Personal, Performance, Process, Professional) schieben sich heute in den Vordergrund. Die gesamte Leistungs­ kette ist sensibilisiert und auf den Kunden ausgerichtet. Die strategische Fokussierung auf Basis- und Zusatzleistungen ist der erste Schritt. Danach folgen Differenzie­ rungsleistungen, darauf das Human Con­ tact Business oder auch Customer Rela­ tionship Management (CRM) – oder eben «Wow»-Leistungen. Über das gesamte Un­ ternehmen gesehen, ist dies die zentrale Aufgabe des Dienstleistungsmanagements. Hinzu kommt Dienstleistungsmarketing mit darauf abgestimmter Kommunikation. Ganze Firma integrieren Das Management muss seine Einstellung zur Dienstleistungskultur kommunizieren und fördern, die Wichtigkeit der Kunden in allen Bereichen und Situationen sensibili­ sieren, den Menschen als wichtigsten Fak­ tor, als Wissensträger und Dienstleistungs­ erbringer anerkennen und verstehen und alle Menschen der Unternehmung in diesen Prozess integrieren. Damit erreicht das Un­ ternehmen die souveräne und zentrale Be­ friedigung der Interessengruppen, nament­ lich der Kunden, Mitarbeiter und Investoren. Gleichzeitig ist dieser Prozess der Schlüssel zum Sieg in allen dynamischen strategi­ schen Interaktionen mit der Konkurrenz. Basisbetrachtung eines jeden Return on Investment ist der Unternehmenserfolg. Gemäss Studien wird dieser durch Konzen­ tration auf strategische Geschäftsfelder er­ reicht. Diese wiederum sind durch Wettbe­ werbsposition, Marktgegebenheiten und Kapital- und Produktionsstruktur beein­ flusst. Bei der Untersuchung der Wirkung dieser Elemente stellte man fest, dass Qua­ Es hängt im Wesentlichen von jedem selber ab, ob er bereit ist, gegenüber Kunden au­ ssergewöhnliche Leistungen – gar mit einem «Wow»-Effekt – zu vollbringen. Mit den richtigen Werkzeugen aktiviert man globales Wissensmanagement, das mit Wil­ le und Disziplin, und im Einzelnen durch Fä­ higkeiten in messbare Resultate geführt wird. Das Wissen in Nutzen umzuwandeln, ist auch eine Forderung, die Experten an ein effektives Management stellen. Dienstleis­ tungsmanagement mit Dienstleistungsmar­ keting und Kommunikation hat die Aufga­ be, Menschen und Prozesse über alle Bran­ chen einer Volkswirtschaft hinweg zum Wohl des Kunden einzusetzen. Kontakt Roger Eric Gisi Inhaber Gisi Consult Ulmenweg 1A, 8856 Tuggen Tel. 055 445 20 22 [email protected] www.gisi.ch KMU-Magazin Nr. 9, November 2009