Ö1 macht Schule. Ein Projekt von Pecunia non olet Zur Geschichte des Geldes Teil 1 - 5 Ö1 / Betrifft Geschichte/ Autor: Martin Adel/ 30. November 2009 ff. Länge: je ca. 5 min Aktivitäten 1. Selbstständige Recherche im Internet Recherchieren Sie im Internet und erarbeiten Sie je eine PP-Folie zu einer der folgenden Fragen: a. Welche Periode bezeichnet man als „Neolithikum“? b. Welche Lebensweise hatte der damalige Mensch im Unterschied zu vorherigen Zeitaltern? c. In welcher Region entsteht diese neue Lebensweise zuerst? 2. Rollenspiel: Was ist ein „Wert“? Ziel: Dieses Rollenspiel soll in überraschender und knapper Form die Werttheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie vermitteln, nach der sich der Wert einer Sache nur aus der Nachfrage (dem individuellen Nutzen) ergibt und keine einer Sache objektiv innewohnende Eigenschaft ist. Es soll deutlich gemacht werden, dass die Klassiker der Volkswirtschaftslehre von Smith, Ricardo bis Marx irrigerweise bemüht waren, einen objektiven Wert und damit einen objektiven Preis einer Sache abzuleiten (Arbeitswerttheorie). Rollen: Ein Verkäufer (= der Lehrer) Ein Käufer (= ein Schüler) Spielphase: der Lehrer nimmt einen beliebigen Gegenstand aus seinem Besitz, z. B.: einen Kugelschreiber. Er wendet sich an einen beliebigen Schüler mit der Frage: „Wollen Sie diesen Kugelschreiber um € 10,-- haben?“ Bei „ernsthaftem“ Spiel wird der Schüler ablehnen, da er keinen Kugelschreiber benötigt. Der Lehrer senkt darauf den Preis auf z. B.: € 5,--. Der Schüler wird weiter ablehnen. Dies kann der Lehrer einige Male wiederholen. Eventuell wird der Schüler den Kugelschreiber (aus Mitleid) bei einem Preis weit unter € 1,-- kaufen. Meist jedoch nicht. Ende des Rollenspiels © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 1 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von Reflexionsphase: Der Lehrer leitet die Diskussion. Er leitet mit der Frage ein: „Warum glauben Sie, hat N.N. den Kugelschreiber nicht gekauft?“ Die Schüler werden schnell herausfinden, dass der Kugelschreiber nicht gekauft wurde, weil ihn N.N. nicht gebrauchen konnte. Im folgenden Schritt geht es um die Gewinnung der Erkenntnis, dass nur etwas gebraucht wird was Nutzen stiftet, und Nutzen stiftet, was ein Problem löst. Lehrer: „Können Sie sich eine Situation vorstellen, in der N.N. bereit gewesen wäre, für den Kugelschreiber eine Summe zu bezahlen?“ Die Schüler werden darauf kommen, dass die Höhe der Summe, die N.N. bereit gewesen wäre zu bezahlen, von der Situation abhängig ist, in der er sich befindet, z.B.: wenn er keinen Kugelschreiber mitgehabt hätte und niemand hätte ihm einen leihen wollen oder können. Oder es wäre ein besonders teurer Kugelschreiber gewesen, den es sich um € 10,-- zu kaufen gelohnt hätte. Oder er hätte dringend einen Kugelschreiber zur Unterzeichnung eines Vertrages, mit dem er € 1 Mio verdienen hätte können, benötigt und daher für den Kugelschreiber auch € 10.000,-- bezahlt. Die Reflexionsphase sollte mit der Frage des Lehrers enden: „Wo befindet sich nun der „Wert“ des Kugelschreibers? Befindet er sich im Kugelschreiber?“ Die Anwort kann nur nein lauten. „Befindet er sich sonst wo im Raum?“ Auch hier kann die Anwort nur nein sein. „Wo befindet sich der Wert also?“ Die Schüler sollten jetzt verstanden haben, dass sich der Wert nur im Auge des Betrachters befinden kann. Jetzt erst gibt der Lehrer die Definition von „Wert“ preis: „Wert ist keine einer Sache objektiv innewohnende Eigenschaft, sondern liegt im Auge des Betrachters. © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 2 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von 3. Füllen Sie die Felder der nachstehende Tabelle mit „ja/nein“ oder „eher ja/eher nein“ aus und entscheiden durch Eintrag in die letzte Spalte, ob Ihrer Ansicht nach folgende Gegenstände als Geld ungeeignet oder geeignet sind? Wert bekannt Transportier/Übertragbar Nicht verderblich Geringe Lagerkosten Teilbar Fungibel 0 = ungeeignet 1 = mäßig geeignet 2 = gut geeignet 3 = sehr gut geeignet Rinder Pfeilspitzen Tomaten Hinkelsteine Muscheln Kupfer Felle 4. Was ist Geld“ – Erarbeiten der Geldfunktionen 4.1. Recherchieren Sie im Internet nach den Definitionen der in der Tabelle unter Punkt 4.2 angeführten Geldfunktionen (Kopfzeile der Tabelle). 4.2. Ordnen Sie den Geldfunktionen die folgenden Eigenschaften zu: Geldfunktionen Eigenschaften Transportierbarkeit Unverderblichkeit Lagerkosten Teilbarkeit Fungiblilität Tausch- und Zahlungsmittel Wertaufbewahrungsmittel Recheneinheit Beantworten Sie bitte folgende Fragen: 4.3. Warum sind Rinder als Zahlungsmittel besser geeignet als Tomaten? 4.4. Warum sind Münzen als Zahlungsmittel besser geeignet als Rinder? 4.5. Könnten Hinkelsteine als Zahlungsmittel verwendet werden? 4.6. Könnten Hinkelsteine, die beim Transport unhebbar in tiefes Wasser gefallen sind, weiterhin als Zahlungsmittel verwendet werden? 4.7. Was sind Sonderziehungsrechte. Recherchieren Sie im Internet. 4.8. Welche Ähnlichkeiten haben ins Wasser gefallene, unhebbare Hinkelsteine mit Sonderziehungsrechten? © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 3 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von 5. Welt ohne Geld 1: Anzahl der benötigten Transaktionen Nehmen wir an, Sie haben Äpfel und wollen Kirschen. Sie brauchen also nur jemanden zu finden, der zufällig gerade Kirschen hat und diese eintauschen will. Dies scheint recht einfach zu sein. Er muss sie aber in der von Ihnen gewünschten Qualität und Menge haben. Hat er schlechte Kirschen, würden Sie ihm dafür nur einen halben Apfel geben. Hat er schlechte und wenige, vielleicht nur einen viertel Apfel. Es bleibt die Frage, was sie mit dem restlichen Apfel machen. Und wer dann einen viertel Apfel haben will? Werden Sie rechtzeitig jemanden finden, der ihn haben will, bevor er verdorben ist. Was ist, wenn der andere genau die Qualität und Menge an Kirschen hat, die Sie wünschen, aber er will keine Äpfel, sondern Erdbeeren. Jetzt müssten Sie sich rasch Erdbeeren besorgen. Von wem? Na, von dem, der die Bananen will. Das kann doch nicht so schwer sein! Besorgen Sie halt Bananen. Und wenn Sie die Bananen haben, tauschen Sie diese gegen die Ki.., nein die Erd…,….ähh,….was wollten Sie jetzt eigentlich? © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 4 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von 6. Eine Welt ohne Geld 2: Austauschverhältnisse Auch heute erträumen sich Menschen oft eine einfachere, durchschaubarere Welt und sehen viele Probleme u.a. verursacht durch die komplizierte Geldwirtschaft. Wäre eine Welt ohne Geld nicht viel einfacher? Wir wollen das an einem kleinen Beispiel hinterfragen: wir leben in diesem Beispiel nicht mehr in einer Stammesgesellschaft, die alles Notwendige für den Eigenbedarf produziert, sondern bereits in einer arbeitsteiligen Welt, der Einfachheit halber mit nur drei Gütern: Milch, Brot und Getreide. Folgende Tabelle zeigt die Austauschverhältnisse, die man definieren müsste: Milch Milch Brot Getreide Brot Milch:Brot Brot:Milch Getreide:Milch Getreide:Brot Getreide Milch:Getreide Brot:Getreide Erläuterungen: 1. Die Tauschverhältnisse mit sich selbst, z.B.: Milch:Milch, scheiden aus. 2. Die untere Hälfte des Tableaus ist identisch mit der oberen Hälfte. Sie scheidet daher ebenfalls aus. 3. Als Resultat verbleiben drei Tauschverhältnisse. 2 Zusammenfassung der Punkte 1 bis 3: insgesamt zeigt das Tableau die Anzahl von 9 = 3 Tauschverhältnissen. Insgesamt haben wir davon zuerst 3 ausgeschieden. Die verbleibenden 6 Tauschverhältnisse haben wir halbiert. Daraus folgt daher 4. In einer allgemeinen Formel ausgedrückt, für die Anzahl der Güter = n, ergibt dies: 2 Anzahl der Austauschverhältnisse (A) = (n – n)/2 oder einfacher A = n(n – 1)/2 Wenn Sie in die Formel für n = 3 einsetzen erhalten Sie das Resultat 3. Wir nehmen nun als Beispiel ein durchschnittliches Warenhaus. Ein solches hat durchschnittlich ca. 70.000 verschiedenen Artikeln auf Lager. Wie viele Austauschverhältnisse müssten definiert werden? A = 70.000(70.000 – 1)/2 = 2.449.965.000 Es müssten also fast 2,5 Mrd Austauschverhältnisse definiert werden. Wir sehen, dass dies viel mühevoller wäre als 70.000 Preise zu definieren, genau gesprochen 34.999,5-mal so aufwendig! © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 5 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von 7. Der Mythos vom „Glücklichen Wilden“ und die Sehnsucht des Menschen nach dem Einklang mit der Natur: „Menschenbilder“ und die bestehende Einstellung zu Geld Suchen Sie im Internet nach Bildern des Malers Paul Gauguin. Aufgabe: Welches Menschenbild hatte der Maler und wie ist dieses Menschenbild aus der Zeit heraus zu verstehen? 8. Suchen Sie im Internet die berühmte „Rede des Häuptlings Seattle“ Aufgabe: a) Analysieren Sie diese Rede. Vor welchem geschichtlichen Hintergrund findet sie statt. Wie ist ihrer Ansicht nach das Verhältnis der indigenen Bevölkerung einerseits und der weißen Bevölkerung andererseits zur Natur? b) Recherchieren Sie, wie viele Versionen der Rede es gibt und welche Absichten die verschiedenen Versionen hatten. 9. Geldtabus Lassen Sie die Schüler in Gruppen zu folgenden Themen Theorien entwickeln: 1. Warum schenkt man zu Weihnachten kein Geld? 2. Warum misst man Kindern keinen finanziellen Wert zu? 3. Warum gilt es als anstößig, Sex gegen Geld zu tauschen? 4. Warum messen Eltern einem „selbst gemachten“ Geschenk größere Bedeutung zu als einem gekauften? 10. „Geld regiert die Welt“ und die „Geldillusion“ Lesen Sie bitte folgenden Text: Mit Geld haben wir täglich Umgang mit einer Sache, die sich unserem Verständnis entzieht und die uns beunruhigt, auch wenn wir sie haben. Es scheint in uns tief drinnen eine Sehnsucht nach einer einfacheren, ursprünglicheren Welt verankert zu sein, in der • „es nicht nur ums Geld geht“, • „Geld nicht glücklich macht“, • „das Totenhemd keine Taschen hat“, • „in der der Mensch nicht auf der Strecke bleibt“, • „Geld nicht den Charakter verdirbt“, © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 6 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von • „Geld nicht gleich Macht ist“, • „keine Diktatur des Profites herrscht“, • „kein Terror der Ökonomie“ vorliegt“. Tatsache ist, dass Geld • es ermöglicht, Ziele zu erreichen, ohne von anderen abhängig zu sein (und freundlich sein zu müssen) • die Abhängigkeit von Familie und Freunden verringert, • den Individualismus steigert, • alte Privilegien zerstört und Rollensysteme umkrempelt („Der Kunde ist König.“) • es ermöglicht, sich sozialen Bindungen zu entziehen, • es ermöglicht, sich bedienen zu lassen, Höflichkeit einzufordern, Zuwendung zu kaufen Aufgabe: Recherchieren Sie im Internet, was als „Geldillusion“ bezeichnet wird und erklären sie, warum Dagobert Duck, wenn er in seinen mit Geldmünzen gefüllten Swimmingpool springt, derselben unterliegt. 11. Beispiel: „Die Zeit der assyrischen Handelskolonien (1950 – 1750 v. Chr.) Im Original: Auszug aus einem Text des Museumskatalogs des Museums für anatolische Zivilisationen, Ankara „Zu Anfang dieser Periode, die mit der beginnenden mittleren Bronzezeit zusammenfällt, treffen wir in Anatolien auf die ersten schriftlichen Zeugnisse. Um etwa 1960 v. Chr. setzen zwischen dem altassyrischen Reich in Nordmesopotamien und Anatolien, das zu dieser Zeit aus kleinen feudalen, zu Hauptsache hattischen Fürstentümern bestand, rege Handelsbeziehungen ein.. Die Mesopotamier, die seit der Akkade-Zeit vom Reichtum Anatoliens Kunde hatten, nahmen unter der Vorhut Assyriens zu ihren nördlichen Nachbarn breit und systematisch aufgebaute Verbindungen auf. Sie brachten nach Kleinasien eine fremde Sprache, die Keilschrift und das Rollsiegel mit. Derart setzt in Anatolien um etwa 1950 das historische Zeitalter ein. Die Kaufleute benutzen für ihre Transporte Eselskarawanen…..Sie brachten aus Assyrien Zinn, Ziegenhaar, Gewebe, Kleiderstoffe, Schmuckstücke und Duftessenzen und tauschten sie gegen Gold und Silberwaren. Die anatolischen Kleinfürsten sicherten diesen Kaufleuten, die keine politischen oder militärischen Zwecke verfolgten, gegen die Entrichtung von Miete und Steuer den Schutz © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 7 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von ihrer Arbeitsplätze, Waren und Handelswege zu. Die Assyrer siedelten in den Randbezirken der von den Einheimischen bewohnten Städte in autonomen Handelsniederlassungen, die als „Karum“ bezeichnet wurden. In Anatolien gab es ungefähr zwanzig solche Niederlassungen, die alle einem Haupthandelszentrum, dem im unteren Stadtteil von Kültepe gelegenen Karum Kanis unterstellt waren. Karum Kanis seinerseits stand in direkter Verbindung mit Assyrien.“ Aufgaben: Beantworten Sie bitte folgende Fragen: 11.1 Betrieben die Kaufleute dieser Zeit Ihrer Ansicht nach reinen Tauschhandel oder handelte es sich bereits um eine Geldwirtschaft? 11.2 Wenn es sich um eine Geldwirtschaft handelte, welche Art von Geld hätten Sie verwendet: Warengeld oder Kurantgeld? Worin besteht der Unterschied? 11.3 Wenn es sich um eine reine Tauschwirtschaft gehandelt hätte und es wären nur die Waren Zinn, Ziegenhaar, Gewebe, Kleiderstoffe, Schmuckstücke und Duftessenzen, Gold und Silberwaren gehandelt worden (wir nehmen der Einfachheit halber die Homogenität dieser einzelnen Warengruppen an und machen keine weiteren Unterteilungen), wie viele Tauschverhältnisse hätten dann definiert werden müssen? © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Thomas Fellner Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 8