Fliegende Roboter und Moose für die zukunftsfähige Stadt – Projekt „Morgenstadt“ der Fraunhofer-Institute Nach den neuesten Statistiken werden bis zum Jahr 2030 rund 60 Prozent der Bewohner weltweit in Metropolen leben. Allein in Deutschland wohnten 2011 etwa 75 Prozent der Bevölkerung in Städten – Tendenz steigend. Wie sieht die Stadt der Zukunft aus und welchen Herausforderungen müssen sich Architekten und Städteplaner künftig stellen, um die Vision einer nachhaltigen, lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt zu realisieren? Diesen Fragen versuchen Forscher von insgesamt zehn Fraunhofer-Instituten in ganz Deutschland mit ihrem Projekt „Morgenstadt“ auf den Grund zu gehen. Dazu der Forschungskoordinator des Projektes „Morgenstadt“ Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO: Oton Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO; das Spannende ist eigentlich, dass wir heute nicht beantworten können, wie die Stadt von morgen aussehen wird, aber wir können Technologien aufzeigen, die großen Einfluss auf unsere Städte haben werden, man muss eine Brücke schlagen zu den Technologien von morgen, die wir heute schon erforschen können, um daraus bereits heute Lösungen zu generieren Nach Worten von Braun lassen sich heute bereits Entwicklungen erkennen, die in einigen Jahren dazu führen werden, bisherige Stadtkonzepte zu überdenken. Laut Braun müssen sich deutsche Städte transformieren, bereits gebaute Strukturen müssen nachhaltig umgestaltet werden: Oton Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO; wenn wir uns Deutschland als Markt ansehen, dann sehen wir, dass das Thema eine sehr hohe Dynamik hat, oder auch Themen wie Elektromobilität Schnittstellen zum Baubereich aufzeigen; verschiedene Bereiche wie Kommunikation sind große Treiber für unsere Wissensgesellschaft; in den Städten besteht die Herausforderung, diesen Wandel vorauszudenken, und auf Stadträume auszuweiten Oton Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO; es geht u.a. um Themen wie Energieversorgung, Biomasseerzeugung; wir haben Fragestellungen wie wir Planungsprozesse besser gestalten, es geht um Fragen zu neuen Werkstoffen und Materialien, die wiederum neue Gebäudekonzepte mit sich bringen Darunter sind beispielsweise auch mehrere Projekte des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB aus Stuttgart. Dabei geht es um die nachhaltige Wertschöpfung aus Biomasse. In einem Pilotprojekt mit dem Namen „Deus 21 – Regeneratives Wassermanagment“ in dem kleinen Ort Knittlingen bei Pforzheim wurde beispielsweise mit sogenannten Vakuum-Toiletten ein neues Kanalisationssystem aufgebaut, wie sie in Flugzeugen oder auch in Zügen benutzt werden. Eine Biogasanlage produziert anschließend aus dem anfallenden Abwasser Energie. In einem Blockheizkraftwerk wird es entsprechend in Strom und Wärme umgewandelt; so kann ein lokales Wärmenetz aufgebaut werden. Dieser Kreislauf geht aber noch weiter, wie Matthias Stier vom Fraunhofer-Institut IGB Stuttgart erklärt: Oton Matthias Stier vom Fraunhofer-Institut IGB Stuttgart; wir haben ein Filtersystem entwickelt, mit dem Bakterien zurückgehalten werden, zurück bleibt Wasser mit einem hohen Nährstoffgehalt, was wiederum zum Düngen in der Landwirtschaft verwendet werden kann Daneben stellt das IGB noch ein weiteres Projekt vor - „EtaMax“. Hier geht es um die Verwertung von Abfällen aus Großmarkthallen für Biogasanlagen. Das Besondere hierbei ist die genaue Analyse der Abfälle, um das Anlagenkonzept entsprechend zu gestalten: Oton Matthias Stier vom Fraunhofer-Institut IGB Stuttgart; wir haben Zitronen und Orangen, die einen niedrigen ph-Wert und andere Abfälle, die einen hohen Wert haben, das wird erst einmal gelagert und dann entsprechend zusammengeführt, um eine optimale Verbrennung und Energiegewinnung zu erreichen Oton Matthias Stier vom Fraunhofer-Institut IGB Stuttgart; das Nächste ist, dass das Biogas verwendet wird direkt an der Großmarkthalle wie zum Beispiel für Busse im Nahverkehr; zusätzlich kann das Co2 kann zur Algenkultivierung genutzt werden, Algen produzieren Öl, das kann zur Herstellung von Öl verwendet werden Wenige Meter daneben zeigt das Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP, wie mit Hilfe neuer Verfahren der bauliche Zustand von Gebäuden untersucht werden kann, um das zielgerichtete Sanieren und Planen von Sanierungen zu ermöglichen. Mit derartigen Methoden, die langfristig angelegt seien, könne viel Geld eingespart werden, erklärt Jochen Kurz vom Fraunhofer-Institut IZFP: Oton Jochen Kurz vom Fraunhofer-Institut IZFP; für die Zukunft ist es so, dass man bei Neubauten in die Richtung von Lebensakten eines Bauwerkes geht, dass gezielt ein Bauwerk begleitet wird, man bekommt hier Daten zum Zustand des Gebäudes, und kann so entscheiden, wann saniere ich oder wann baue ich neu Die Forscher haben dazu beispielsweise den Flugroboter „Simon“ entwickelt: Oton Jochen Kurz vom Fraunhofer-Institut IZFP; der wird von einer Person gesteuert und befliegt ein Bauwerk, nimmt zeilenweise die Fassade auf, hinterher wird das Ganze zu einem 3D-Bild zusammengesetzt und man hat hinterher sehr detaillierte Aufnahmen zum Gebäudezustand Das Institut arbeitet hier sehr eng mit Bauingenieuren zusammen. Der Vorteil an „Simon“ ist, dass in relativ kurzer Zeit große Objekte ohne weitere Hilfe aufgenommen werden können. Wie Moose möglicherweise helfen können, künftig die Luft in unseren Städten zu filtern, erforschen derzeit Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus Oberhausen. Nach Worten von Holger Wack, dem stellvertretenden Abteilungsleiter Werkstoffe und Interaktion haben Moose besondere Eigenschaften, die man sich für die Stadt von morgen zu Nutze machen könnte: Oton Holger Wack, stellvertretenden Abteilungsleiter Werkstoffe und Interaktion am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus Oberhausen; die sind fungizit, wirken antimikrobiell und haben Potential die Luft reinzuhalten, wir versprechen uns von Moosen, dass sie das Mikroklima um Gebäude herum verbessern; die Idee ist eine vertikale Begrünung von Gebäuden; es muss uns gelingen, Moose auf Substraten zu kultivieren und dann möglichst an den Fassaden mit wenig Aufwand zu versorgen