Psyche, Seele und Geist in der Spirituellen Astrologie

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Sinn. Die Inschrift am antiken Tempel zu Delphi lautete: „Erkenne
dich selbst!“ Peter Orban, dessen Texte ich zuvor für die Beschreibung meines Aszendenten zurate gezogen habe, nennt sein System
wegen des symbolischen Umgangs mit der Astrologie „Symbolon“.
Meine Art und Weise, mit der Astrologie umzugehen, baut auf
diese drei genannten Systeme auf. Sie hat aber darüber hinaus noch
einen religiösen, geistigen und spirituellen Ansatz. Es geht mir bei
meiner Arbeit nicht nur um jene psychologischen und therapeutischen
Themen, welche hauptsächlich die Psyche des Menschen in den Mittelpunkt stellt, wie bei Hermann Meyers Psychologischer Astrologie,
und nicht nur um den esoterischen Selbsterkenntnisweg, der hauptsächlich die Seele des Menschen in den Mittelpunkt stellt, wie bei der
Esoterischen Astrologie von Nicolaus Klein, und nicht nur um das
symbolische Analogiesystem wie bei Peter Orbans Symbolon – die ich
übrigens alle drei nach wie vor sehr schätze – sondern mir geht es
mehr um den geistigen, spirituellen Ansatz. Deshalb nenne ich meine
Art der Astrologie „Spirituelle Astrologie“.
Hier in der Spirituellen Astrologie steht hautsächlich der
Geist, oder noch besser: der Heilige Geist, im Mittelpunkt.
Psyche, Seele und Geist in der Spirituellen Astrologie
Eben war von Psyche, Seele und Geist die Rede. Wenn du, liebe Leserin, lieber Leser, in die wissenschaftliche Literatur schaust,
dann wirst du feststellen, dass hier ein heilloses Durcheinander
herrscht. Die Begriffe Psyche und Seele werden in den Lexika fast
ähnlich beschrieben und von den Autoren bedenkenlos gegeneinander
ausgetauscht. Und mit dem Geist, unserer höchsten Instanz, wissen
Lexika und Literatur am allerwenigsten anzufangen. Zum Geist fällt
den Autoren sehr wenig ein, dafür umso mehr zu Geisteskrankheiten.
Was unterscheidet den Geist nun von der Psyche und der Seele? Diese drei verschiedenen, größtenteils unbewussten Wesenheiten
in uns, die Psyche, die Seele und den Geist, möchte ich kurz erklären:
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Die Psyche
Deine Psyche ist jener innere Ort, wo sich alle deine Empfindungen und deine emotionalen Erlebnisse seit deiner Geburt – ja sogar
seit deiner Empfängnis – niedergeschlagen haben, oder wo sie sich
immer noch niederschlagen. Diese Eindrücke und Erfahrungen, die
Spuren hinterlassen haben, bilden das Reservoir dieser unbewussten
Erinnerungen. Die Psyche hat eine tiefe Beziehung zur frühen Kindheit, zum emotionalen Berührt sein durch Personen in deiner frühesten
Umgebung, die von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Entwicklung deines Gemüts waren. Deshalb gilt die Psyche auch als Bezeichnung für jenes Wesen im Menschen, welches die irdischen Bedürfnisse ausdrückt. So sind Liebe und Hass, Trauer und Zuversicht,
Mut und Angst und so weiter der Psyche und nicht der Seele zuzuordnen. Normalerweise sollte unser Verstand den Körper und die Psyche
lenken und disziplinieren. Aber wir wissen alle, dass uns dies nicht
immer gelingt. Wenn ich Hunger auf Nahrungsmittel verspüre, von
denen ich weiß, dass sie ungesund sind, und ich gebe diesem Suchtgefühl trotzdem nach, dann haben meine psychischen Bedürfnisse mich
fest im Griff und schaden mir. Wenn ich Liebeskummer habe und
mich nach einem Partner sehne, vom Verstand her aber ahne, dass
dieser Partner mir nicht gut tut, dann kann dies recht quälend sein. Der
manisch-depressive Mensch schließlich wird total von seiner Psyche
beherrscht. Die Psyche ist dann noch medikamentös manipulierbar,
die Seele hingegen nicht.
Die Psyche ist wie das kleine, quälende innere Kind, das immer nur fordert und haben will. Wenn du dich, liebe Leserin, lieber
Leser, an meine Geschichte erinnerst, dann siehst du, welch katastrophale Folgen es haben kann, wenn man das große Haus, das dicke
Auto und so weiter für seine tatsächlichen Bedürfnisse hält. Der andere hat etwas, was ich nicht habe. Das sind zwar alles Vorgänge, welche die Psychologie auch bearbeitet (dazu ist sie ja auch da), und die
Psychologische Astrologie hat mir sehr dabei geholfen, dies alles viel
schneller und von einer höheren Warte aus zu verstehen. Ich konnte
erkennen, dass es nur das eigene Mangelbewusstsein war, das mich
hier geritten hatte. Kindheitserlebnisse, wie z.B. nicht ausreichend
ernährt worden zu sein, spielten hier zwar eine Rolle, und eine Psychotherapie könnte das auch mühsam aufarbeiten. Aber die Psychologische Astrologie erkennt das Verhältnis zur Mutter auf einen Blick.
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Die Seele
Deine Seele ist etwas völlig anderes. Die Seele ist jene Wesenheit in dir, liebe Leserin, lieber Leser, die den physischen Tod überlebt. Deine Seele ist nicht wie die Psyche durch Geburt und Tod begrenzt. Man spricht daher auch von einer unsterblichen Seele, die sich
von Inkarnation zu Inkarnation weiterentwickelt, bis ans Ende der
Zeit. Wenn du in der normalen psychologischen Literatur etwas über
die Seele liest, dann darfst du davon ausgehen, dass das falsch ist, dass
damit nur die Psyche gemeint ist. Die Psychologie kennt nur die Psyche und weiß nichts von der Seele. Sigmund Freud, der Vater der modernen Psychoanalyse, ein platter Atheist, beschrieb diese innere Wesenheit als die „Funktion eines psychischen Apparats“, der sich gemäß
der Darwinschen Evolutionstheorie per Zufall und Auslese aus dem
domestizierten Affen herausgebildet hat. Da bei Eintritt des Todes der
psychische Apparat ebenfalls stirbt, ist die Seele sowohl Freud als
auch seinen Anhängern stets fremd geblieben. Trotzdem verwenden
diese immer wieder den Begriff der Seele.
Anders ist dies bei den Texten der Bibel. Jesus Christus spricht
in der Bergpredigt vom Vorrang der Seele gegenüber dem Leib:
„Wenn dein rechtes Auge dir ein Ärgernis wird, so reiß es heraus und
wirf es weit von dir; denn es ist besser für dich, dass eines deiner
Glieder umkommt, als dass deine ganze Seele zur Hölle fährt.“ Wenn
Jesus Christus von der Seele spricht, und die griechischen Texte des
Neuen Testaments unterscheiden da sehr genau, dann meint er auch
die Seele. Jesus hätte sich um den psychischen Apparat sicher keine
weiteren Gedanken gemacht. Deine Seele ist somit deine wahre Persönlichkeit.
Das heißt aber nicht, dass die Seele immer edel, hilfreich und
gut sei, wie die meisten Menschen glauben, und das heißt schon gar
nicht, dass die Seele heilig sei. Im Gegenteil: C. G. Jung, der berühmte Schweizer Tiefenpsychologe, sagte sogar, die Seele des Menschen
sei „heidnisch und archaisch“! Mit dem Begriff des „Kollektiven Unbewussten“ hat C. G. Jung zwar die engen Grenzen der Psyche im
Sinne Sigmund Freuds gesprengt und die Seele auch als ein Sammelbecken vergangener Erfahrungen aus früheren Existenzen gesehen,
aber über die Brücke der individuellen Erfahrungen, also über die
Brücke der Reinkarnationen, ist er nie gegangen, weil es ihm als Arzt
auch wichtig war, von der Naturwissenschaft anerkannt zu bleiben.
Auch deine Seele, liebe Leserin, lieber Leser, dürfte aus vergangenen Inkarnationen voll beladen sein mit Schuld. Besonders im
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Mittelalter herrschten Mord und Totschlag ohne das geringste Unrechtsbewusstein, und so ist die Seele der meisten Menschen zu einer
regelrechten Rumpelkammer geworden. Die Seele kennt keine Emotionen wie die Psyche. Die Reinkarnationstherapie räumt diese Rumpelkammer auf. Du wirst im nächsten Kapitel mit der Überschrift
„Die Reinkarnationstherapie kommt hinzu“ erfahren, wie es möglich ist, dass die karmische Schuld aus früheren Existenzen trotzdem
einen Menschen auch heute noch niederdrückt, und wie der Klient
darüber emotionslos berichten kann, wenn er diese Ereignisse betrachtet. Das sind natürlich Vorgänge, welche die universitäre Psychologie
schon nicht mehr nachvollziehen kann, die aber für jeden Astrologen,
jeden Esoteriker oder jeden halbwegs spirituell gebildeten Menschen
so selbstverständlich sind wie der tägliche Sonnenauf- und -untergang.
Der Geist
Dein Geist ist die höchst mögliche Instanz in dir. Ich sage dir
erst einmal, was der Geist nicht ist: Der Geist ist nicht das Denken
oder der Verstand. Der Verstand verhält sich zum Geist etwa wie die
Psyche zur Seele. Ein Wissenschaftler hat sehr viel Verstand, aber
sehr wenig Geist. Plato hatte sehr viel Geist, aber wenig Verstand. Der
Geist ist auch nicht das „Über-Ich“, ein Begriff, den Sigmund Freund
geprägt hat, womit er ausrücken wollte, was „man“ zu tun oder zu
lassen hat, oder was Gesellschaft von einem fordert. Der Geist, oder
der „Heilige Geist“, wie die Bibel ihn nennt, ist für Sigmund Freud,
einem zutiefst unreligiösem Menschen, natürlich niemals erfahrbar
geworden. Andere Begriffe für den Geist aus der Tiefenpsychologie
nach C. G. Jung mögen das „Höhere Selbst“ oder das „Christusbewusstsein“ sein, obwohl auch diese Worte meines Erachtens nicht
ganz zutreffen.
Was aber ist nun der Geist?
Der Geist ist ebenso wie die Seele von unsterblicher Natur,
aber der Geist steht der Seele polar gegenüber. Ich beschrieb den Geist
absichtlich als die höchst „mögliche“ Instanz, weil der Geist, so wie
ich ihn verstehe, bei den meisten Menschen nicht integriert ist. Um
den Geist müssen wir Menschen uns sehr intensiv bemühen, und er
kommt dann direkt von Gott, als ein Akt der Gnade auf uns nieder.
Das berühmteste Beispiel ist in der Bibel erwähnt, als Jesus zu Johannes ging, um sich taufen zu lassen: „Zusammen mit dem ganzen Volk
ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der
Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube
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auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein
geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Später, gegen
Ende seines irdischen Daseins, sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Und
ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand
geben, der für immer bei euch bleiben soll. Der Beistand aber, der
Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird
euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh. 14:26). Wenn wir Menschen um diese höchste Instanz in
uns wissen, wenn der „Heilige Geist“ als ein Akt der Gnade Gottes
über uns gekommen ist, dann sind wir endlich auf dem richtigen Weg
und werden eine Glückseligkeit erfahren, die mit Worten nicht auszudrücken ist.
Die Spirituelle Astrologie betrachtet den Geist
Nachdem eine Reinkarnationstherapie die Rumpelkammer der
Seele einigermaßen aufgeräumt hat, ist der Klient offen dafür, in der
Offenbarungstherapie® den Kontakt mit dem Heiligen Geist, mit
Jesus Christus oder mit Gott herzustellen. Darüber werde ich noch
sehr ausführlich schreiben. Aber eine kleine Warnung kann ich mir
doch nicht verkneifen: Alle diejenigen, die sich voller Stolz aufblähen
und sich mit hohen Idealen oder archetypischen Bildern identifizieren
und jetzt schon als Heilige, Märtyrer oder Propheten herumlaufen,
haben den Heiligen Geist wohl kaum integriert, sondern sie sind nur
den wilden Fantasien ihres Verstandes erlegen. Sie sind einfach blind
für die Realität.
Was Gott in Wahrheit von uns fordert, sind ganz einfache Dinge des Lebens. Aber niemand kann emporsteigen, der nicht zuvor hinabgestiegen ist. Auch das steht im Johannes-Evangelium. Zunächst
einmal müssen wir hinabsteigen in die Niederungen unserer Seele und
uns selbst kennen lernen. Dann erst können wir über den Geist erfahren, welches Bild sich Gott von uns gemacht hat. So lernen wir, nicht
dem Bild nachzueifern, das wir uns selbst von uns gemacht haben,
und schon gar nicht dem Bild, das die Gesellschaft sich von uns
macht, sondern wir werden uns bemühen, jenes Bild zu realisieren,
das Gott sich von uns gemacht hat.
Das heißt im Klartext: Wir müssen lernen, unseren Aszendenten, das heißt unsere Lebensaufgabe, anzunehmen, womit wir nach
diesen Erklärungen wieder gelandet sind: Das ist der Sinn der
Spirituellen Astrologie.
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