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MARKETING VERKAUF
Clever reagiert
Einwände sind versteckte Chancen
Auch in der Fitnessbranche kann es sich niemand mehr leisten, auf ein gutes Geschäft zu
verzichten. Fitness- und Wellnessanlagen leben vom Verkauf fester Mitgliedsverträge. Was ist,
wenn der Kunde mit einem Einwand gegen einen Vertragsabschluss argumentiert?
Vor-Fokussierung
E
igentlich kennt jeder die Situation, wenn man mit einem Einwand konfrontiert wird: Sie spüren, wie ein unangenehmes Gefühl
aufsteigt und die Spannung steigt.
Vielleicht haben Sie auch schon einmal einen Vertrag kurz vor Abschluss
noch verloren oder die Beziehung zum
Kunden hat gelitten, nur weil Sie nicht
wussten, wie Sie reagieren sollten. Das
Thema Einwand ist Gegenstand vieler
Schulungen, doch die Erkenntnisse
und das Wissen werden nur selten in
die Tat umgesetzt – gerade deshalb ist
dieser Bereich eine Herausforderung
im Verkaufsgespräch.
Einwände spiegeln
Kaufinteresse wider
Wenn ein Kunde Ihnen keine Einwände entgegenbringt, dann heißt
das: Er hat wenig Interesse. Betrachten
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Sie einen Einwand als Frage, als ein
Kaufsignal. Es ist Ihre Chance herauszufinden, was im Kopf Ihres Kunden
vorgeht. Er drückt so quasi seine Ängste aus. Und wer spricht schon gerne
freiwillig über seine Ängste? Ein Einwand ist eine der besten Chancen, weil
vielleicht nur noch genau dieses kleine
Hindernis im Wege steht, um die Kaufentscheidung jetzt herbeizuführen.
Im Grunde genommen ist die Reaktion auf einen Einwand nichts anderes, als dem Kunden eine neue Sichtweise anzubieten. Der Erfolg dieses
Angebotes hat selbstverständlich mit
großer Flexibilität des Verkäufers zu
tun. Je flexibler Sie mit Ihren Gedanken sind, umso leichter haben Sie es,
auch Ihren Kunden neue Sichtweisen
anzubieten. Beginnen Sie also Ihre eigene Flexibilität so zu trainieren wie
ein Sportler seine Sportart.
Entkräften Sie Einwände, bevor Ihr
Kunde sie formuliert. Sie kennen Ihre
Kunden, Ihre Produkte oder Dienstleistungen und können vielleicht
schon erahnen, welche Einwände
kommen werden. Sie haben zwei Möglichkeiten: Erstens, Sie haben sich vorbereitet und warten, bis der Kunde
diesen Einwand bringt und entkräften
ihn dann oder Sie machen eine Vor-Fokussierung und entkräften den Einwand, bevor der Kunde ihn formuliert.
Erzählen Sie eine Geschichte, in der
ein möglicher Einwand zu einem Vorteil wird und einen viel höheren Nutzen für den Kunden beinhaltet. Der
Nutzen einer solchen Geschichte ist
Folgender: Sie haben das Vertrauen
aufgebaut und gesagt, dass Sie auch
Verständnis haben, wenn er, der Kunde, Bedenken hat. Ihr Kunde erkennt
sich in der Geschichte wieder, findet
sogar Parallelen. Gleichzeitig bringen
Sie positive Referenzen. Über den
Preis haben Sie nicht gesprochen, sondern nur gesagt, dass Sie dieses Trainingsprogramm an andere Kunden
verkauft haben und diese hoch zufrieden waren. Wenn Ihr Kunde jetzt einen
Preis-Einwand bringt, brauchen Sie
ihn nur darauf hinzuweisen, dass Ihre
übrige Kundschaft mit diesem Programm in kürzester Zeit enorme Erfolge erzielt hat.
Einwandsbehandlung
Mit ein wenig Übung der nachfolgenden Strategien werden Sie Ihre
Einwände in Zukunft viel leichter behandeln können. Zeigen Sie Ihren
Kunden auf, warum der Preis oder ein
sonstiger Einwand schwer zu rechtfertigen ist. Manchmal will Ihr Kunde einfach nur etwas wissen bzw. eine ge-
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naue Erklärung haben: „Sie haben natürlich Recht! Das ist schon eine enorme Investition und für ein einfacheres
Training bezahlen Sie viel weniger.“
Wenn ich Sie richtig verstanden habe,
möchten Sie ...“ „Ihr Ziel ist es also,
heute und in der Zukunft gepflegt und
jung auszusehen und die Kosten dafür
so gering wie möglich zu halten?“
Bumerang-Strategie
Bedenkzeit
Mit dieser Strategie werfen Sie den
Einwand wieder zurück und geben ihm
einen Nutzen oder eine andere Sichtweise. Verwenden Sie diese Sprachmuster als Leitfaden: „Genau aus diesem Grund sollten Sie heute die neuen
Produkte kaufen. Denn wenn Sie bedenken, dass Sie dafür weniger Zusatzprodukte kaufen müssen, dann ist diese Investition für Sie jetzt gerade richtig. Gerade deshalb sollten Sie sich
heute entscheiden, weil es besser ist,
mit dem Training jetzt zu beginnen.“
Isolierung aufheben
Mit dieser Methode weisen Sie darauf hin, dass es noch andere Betrachtungsweisen gibt als die Isolierte. Sie
bringen Ihren Gesprächspartner dazu,
dass er z.B. die gesamte Trainingsmethode sieht, weil Vorzüge des gesamten Paketes noch viel wichtiger für ihn
sein können, als der Teilaspekt, welcher der Grund seines Einwandes ist:
„Wenn Sie den Preis des neuen Trainingsprogrammes isoliert betrachten,
dann gebe ich Ihnen Recht. Wenn Sie
jedoch bemerken, dass Sie mit diesen
Übungen viel weniger Zeit benötigen,
eventuell viel Geld sparen und zusätzlich bessere Ergebnisse haben, dann
fahren Sie auf lange Sicht mit dieser
Variante viel günstiger.“
Geschichten und Metaphern
Mit einer Geschichte bzw. Metapher
umgehen Sie die gesamten Filtersysteme, Glaubenssätze und Überzeugungen Ihrer Kunden und Kundinnen. Erzählen Sie z.B. eine Geschichte über
eine andere Kundin. In dieser Geschichte legen Sie dar, dass diese mit
Ihrem Produkt die größten und besten
Vorteile erzielt hat, weil sie gekauft
hatte. Ebenso zeigen Sie durch eine
Geschichte auf, welche großen Nachteile die Kundin hat, wenn sie sich
nicht zum Kauf entschließen kann.
Reframing– Umdeuten
Reframing bedeutet, dem Sachverhalt einen neuen Rahmen (Frame) zu
geben. Beispiel: Hoher Preis = mehr
Qualität. Der Kunde soll durch diese
Strategie in zwei Schritten die Ursache
seines Einwandes in einem neuen
Rahmen sehen. Im ersten Teil eines
Reframings zeigen Sie Verständnis für
seine Situation, um das Vertrauen zu
festigen. Im zweiten Teil liefern Sie Ihrem Kunden einfach eine neue Sichtweise.
Die SOM-Strategie
Die SOM-Strategie (ausgesprochen:
Sleight Of Mouth) kommt aus dem
Amerikanischen und heißt wörtlich:
verblüffende Geschicklichkeit mit dem
Mund bzw. der Sprache. Wie ein Zauberkünstler mit seinen Händen seine
Geschicklichkeit demonstriert, so demonstriert der Verkaufsprofi seine Fertigkeit mit der Sprache. Das Herzstück
dieser Strategie ist das bereits beschriebene Reframing, mit dem in verschiedenen Ebenen ein neuer Rahmen
definiert wird. Bei der SOM-Strategie
haben wir mehrere Arten, von denen
wir zwei näher erläutern möchten:
1. Anderes Ziel: Was ist für Sie ein
lohnenswerteres Ziel als ...? Es geht
nicht um ..., sondern um ... oder die
Frage ist nicht ..., sondern ... Ein Beispiel: „Es geht Ihnen doch gar nicht
um den Preis, sondern darum, welche
Qualität Sie langfristig davon haben.“
Die Frage ist nicht, wie viel der Kunde
monatlich investieren müsste, sondern welchen Vorteil er langfristig mit
der regelmäßigen Anwendung der neuen Produkte hat. Zeigen Sie dem Kunden, dass er im Grunde genommen ein
ganz anderes und für ihn lohnenswerteres Ziel ansteuert.
2. Positive Absicht: Welche positive
Absicht verfolgt Ihr Kunde? Fragen Sie
ihn, was er gewinnt? „Ihr Ziel ist also ...
Wenn Ihr Kunde zum Beispiel sagt:
„Das will ich noch mit meiner Freundin/meiner Frau besprechen“, so können Sie den Versuch starten, ihn tatsächlich dazu zu bewegen, heute zu
kaufen bzw. einen Vertrag abzuschließen. Sie könnten dem Kunden ungefähr so antworten: „Ich hätte eine
Empfehlung für Sie. Wie lange, meinen
Sie, benötigen Sie, um eine Entscheidung zu treffen? 3 Tage? 4 Tage?“ Der
Kunde antwortet: „3 Tage.“ „Gut. Sie
nehmen heute einen Probevertrag mit
und ich lege die Bestätigung für 4 Tage
auf Option. Wenn Sie in dieser Zeit
merken, dass Ihre Entscheidung
schlecht war, rufen Sie mich kurz an
und ich vernichte den Auftrag sofort.
Wenn ich von Ihnen bis dahin keine
Antwort bekommen habe, dann buche
ich das Trainingsprogramm für Sie.
Das ist einfach für Sie und einfach für
uns. Wissen Sie, es ist viel leichter,
über eine getroffene Entscheidung
nachzudenken, als darüber, diese Entscheidung zu treffen. Machen Sie diesen Schritt ohne Verpflichtung und Sie
können in aller Ruhe in sich hineinfühlen und herausfinden, ob es auch das
Richtige für Sie ist.“
Einwände sind die besten Herausforderungen im Verkauf, um zu zeigen,
dass Sie Ihr Handwerk bzw. Ihre
Sprachfertigkeit auch beherrschen. Es
sind Fragen, die oftmals falsch und als
persönliche Angriffe gewertet werden.
Durch einfache Regeln wie: hinhören,
verbal Verständnis zeigen und die richtige Strategie anwenden, können Einwände erfolgreich behandelt werden.
Es gibt kaum eindeutigere Kaufsignale, man muss nur das Wissen haben,
auch entsprechend damit umzugehen.
Marc M. Galal
ZUR PERSON
Marc M. Galal ist lizenzierter
Trainer der Society of NLP
(USA), wurde dort von Dr. Richard Bandler persönlich ausgebildet. Er entwickelte das
Verkaufskonzept Neuro-Linguistic-Selling, kurz NLS ®, dessen Verkaufslinguistik es zu einem Werkzeug
für den modernen, professionellen Verkäufer
macht. Kontakt: Tel. 0 97 23 / 93 27 17,
www.marcgalal.com
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