Bioinspirierte Materialsynthese heißt die Formgebungsprinzipien der Natur ausnützen! Der einfachste Weg ist die Nutzung von Templaten ⇒ Exo- und Endotemplate kleine Spacer, Hüllen, Vesikel .... Eigentlich nicht ganz so neu: Im 19 Jhdt. Silikatvegetationen Matrizenprinzip (Seifert 1971) Template Systeme mit internen Phasengrenzen Lipidsysteme aller Art Vesikel, Mikroemulsionen, ....... Tensidsysteme (+ 2 Lösungsmittel) Polymere (Blockpolymere) ......... Replikation des Reaktionsfeldes Vaterit (CaCO3)-Kügelchen, entstanden in einer Wasser in Öl Emulsion: wässrige Ca(HCO3)2-Lösungen werden durch Natrium-Dodecylsulfat als Mikroemulsion in Oktan stabilisiert (25:4:71) 10 µm Übersättigung stellt sich ein, durch Entweichen des gasförmigen CO2. Keimbildung findet an der Grenzfläche Oktan/Wasser statt. Musterbildung entsteht durch den Einschluss der CO2-Bläschen in die wachsende Vaterit-Schicht. 10 µm Replikation des Reaktionsfeldes Öl in Wasser Mikroemulsion: wässrige Phase wieder gesättigte Ca(HCO3)2-Lösung. 1 µm Die Ölphase wird durch Behandlung mit heißem Hexan teilweise ausgewaschen. Es entsteht ein temporär stabiler Schaum. Die Emulsion wurde als dünner Film auf ein Metallsubstrat aufgebracht Die auskristallisierende Phase bildet das Netzwerk der Schaumwände ab. Laminares Aluminiumphosphat Struktur des kristallinen DecylammoniumDihydrogenphosphats (C10H21NH3+) (H2PO4-) Auffallend ist ein ausgeprägtes Netzwerk von Wasserstoffbrückenbindungen zwischen H2PO4- und Wasser. Synthese des Aluminiumphosphats: Decylamin und 85% ige Phosphorsäure werden in Tetraethylenglykol (TEG) gelöst ⇒ sofortige Gelbildung ⇒ Zusatz von Pseudoboehmit ⇒ Zusammensetzung der Mischung 14 TEG : 0.9 Al2O3·2.5 H2O : 1.8 P2O5 : 3.0 C10H21NH2) ⇒180 °C, 72h ⇒ die 29 Å-Aluminatphase zeigt zwei verschiedene Morphologien: schuppenförmige Aggregate kugelige Gebilde mit komplizierter Oberflächenstruktur Laminares Aluminiumphosphat Erklärungsversuch der Autoren (Oliver et al., Nature 1995, 378, 47-50 ): Die kleinen Kopfgruppen des Ammoniumions begünstigen BilayerAnordnung ⇒ kristallines DDP existiert in TEG auch bei erhöhter Temperatur C10H21NH3+) TEG wird als Co-Tensid in die Lipidphase eingebaut ⇒ Krümmung der Lipidschichten ⇒ Vesikel Al3+-Spezies können zusätzlichen Einfluss ausüben und Phasenseparationen auslösen (in stärker durch C10H21NH3+ und solche durch TEG dominierte Bereiche) ⇒ die resultierenden Domänen führen zu zusätzlichen Mustern an der Oberfläche Laminares Aluminiumphosphat Waschen der TEG-Domänen mit Wasser führt zu weiterer Strukturbildung (durch Replikabildung wie bei den Öl in Wasser-Emulsionen) Oberflächenstruktur von Vesikeln im System mit Undecylamin anstelle von Decylamin) AOT-Mikroemulsionen [Ba2+] : [CrO42-] ≈1 Wassergehalt w = [H2O] : [NaAOT] = 10 Barium bis(2-ethylhexyl)sulphosuccinat (Ba(AOT)2) reverse Mizellen werden mit einer Na2CrO4enthaltenden NaAOT Mikroemulsion gemischt. AOT-Mikroemulsionen [Ba2+] : [CrO42-] ≈ 5 : 1 Wassergehalt w = [H2O] : [NaAOT] = 10 Wie a), nur höhere Vergrößerung [Ba2+] : [CrO42-] ≈ 1 : 5 Wassergehalt w = [H2O] : [NaAOT] = 10 Anatomie eines Gels: L-Cystin basierte Organogele Die für die Gelbildung essentiellen Funktionen R = NH2 unterstützt die Gelbildung Anatomie eines Gels: L-Cystin basierte Organogele Substituenten am Benzolring lösen Kristallisation des Gels aus! Kristallstruktur von 3 ohne (a) und mit Einschluss von einem Formeläquivalent Ether Anatomie eines Gels: L-Cystin basierte Organogele SEM images of fibers obtained from the dehydration and critical point drying of gels of H2O/DMSO (95/5) gels. (a) Relatively straight fibers from a 1 mM gel of 5 (bar = 2 µm). (b) Higher magnification of fibers from the same gel (bar = 300 nm). (c) Less ordered fibers from a 2 mM gel of 7 (bar = 2 µm). (d) A cluster of fibers from the sample in (c). These aggregates may account for the opacity of gels of 7 (bar 1 µm). Anatomie eines Gels: L-Cystin basierte Organogele Cryo-HRSEM image of a frozen hydrated 3 mM gel of 5 (10% DMSO). Fibers range in size from 50 to 300 nm (bar = 1 µm). Die Vergleichbarkeit der Bilder legt nahe, dass solche Im Präzipitat von 8 fädigen Strukturen auch im liegen ebenfalls Gel bei Raumtemperatur Fasern vor; vorliegen. Faserachse dürfte Gelbildung bleibt entlang der vernetzten wegen zu starker Einheiten in den Kristallen Wechselwirkung der laufen Fasern aus (collec-tive insolubility of nonindependent fibers) Synthetische Block-Copeptide Cys-Lys-Block-copolypeptid Konzentration des Peptides bei der TEOS-Hydrolyse (5mg/ml) Hydrolyse unter N2 Hydrolyse an Luft Durch Oxidation bilden sich S-S-Brücken ⇒ morrpologische Veränderungen des Polymers Morphosynthese an instabilen Grenzflächen Silikatvegetation Helikale Bänder und Spiralen, wenn Ca2+ und HCO3- enthaltende Lösungen in entgegengesetzter Richtung durch eine Kieselgelmatrix (pH > 8) diffundieren Spiralen aus CaCO3 (Vaterit) in wässrigen Polyasparaginsäure-Lösungen BaSO4-Kegel in Polyacrylsäure Derartige Strukturbildungen sind wahrscheinlich relativ häufig. Das Problem liegt darin das geeignete Fenster innerhalb verschiedenster Reaktionsparameter (Ionenkonzentrationen, Molverhältnis Molekulargewicht des Polymers, usw.) zu finden (Mann 2000) Organogele als Templat Organogele enthalten oft faserige Anordnungen (z.B. auch Spiralen). Beispiel: (a) REM-Bild eines helikalen Xerogels aus 1+2 (1:1wt %) gebildet in CH3CN (scale bar = 200 nm). (b) REM-Bild der SiO2 Abdrucks erhalten durch Abscheidung mittels Sol-Gel-Prozesen auf den OrganogelFasern nach der Calzinierung (scale bar = 200 nm. (c) TEM-Bild von b); beachte die innere tubuläre Struktur (scale bar = 50 nm. Literatur • S. Mann, Angew. Chem. 2000, 112, 3532-3548 • G.A. Ozin, Acc. Chem. Res. 1997, 30, 17-27 • J. Israelachvili, Intermolecular & Surface Forces, 2nd edition, Academic Press, New York, 1995 • S. Mann, Biomineralization – Principles and Concepts in Bioinorganic Materials Chemistry, Oxford University Press, New York 2001 • L.A. Estroff, A.D. Hamilton, Chem. Mater. 2001, 13, 3227-3235