GENDERPUFF Jugendclub Schlachthaus Theater Bern Foto © Yoshiko Kusano Mediendossier Kontakt Leiterin Jugendclub Caroline Ringeisen Seidenweg 20 3012 Bern Autorin Ariane von Graffenried Schützenmattstrasse 12 3012 Bern 078 769 97 09 [email protected] 079 579 85 50 [email protected] 1 Kurzbeschrieb Das GENDERPUFF ist das erste Museum zum Thema Rollenbilder – mit lebenden Exponaten! Hier wird der Geschlechterkampf gespielt. Wie er war, wie er ist, wie er nicht mehr sein wird. Köpfe rollen, Herzen werden gebrochen, Eva beisst in den sauren Apfel und das Mittelalter will nie enden. Der homophobe Macho-Mob fürchtet die bunte Nation, der Hermaphrodit ist die neue Schönheitskönigin und der Haushalt geht vor die Hunde. Die Jugendlichen rennen durch das Schloss der Geschichte und öffnen Kerkertüren. In den Pausen knutscht jede mit jeder. Es geht um mehr als Mann und Frau: Um Liebe, Freundschaft und Zukunft. Um das schönste Durcheinander zwischen Himmel und Erde. Der Jugendclub des Schlachthaus Theaters Bern beschäftigt sich mit dem Thema Gender. Basierend auf Mythen, historischen Fakten, Gesprächen mit den Jugendlichen des Jugendclubs und Seniorinnen und Senioren hat die Autorin Ariane von Graffenried für das junge Ensemble einen Stücktext verfasst. Regie führt Caroline Ringeisen. Regie: Caroline Ringeisen Text: Ariane Von Graffenried Spiel: Imre Csebits, Mariama Diallo, Aline Fehr, Hannah Freudenberg, Olivia Heuss, Fabienne Jufer, Luana Läderach, Hannah Meier, Lucia Morales, Matteo Petruzzi, Aline Ramseyer, Lionel Reinhardt, Rafaela Ritschard, Pina Scheidegger, Xaver Ursin, Anina Zuber Szenographie: Mohéna Kühni Musik: Patrik Zeller Assistenz: Natalia Palantza Vorstellungen 4.5. 5.5. 6.5. 7.5. 8.5. Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag 19:00 URAUFFÜHRUNG 19:00 19:00 16:00 9:30 Stückauszug 1 Yu I wott Heudinnegschichte verzeue, du Opfer. I wott tammi non emau Empowerment. Chris Du muesch wüsse, wär de bisch u wohär de chunsch. Laure Drum müesse mir hie di Gschicht verzeue. 2 Fritzi D Gschicht vo üsne Ururururgrossmüetere, üsne Grossmüeter, üsne Müetere. Ike Es isch Gschicht vo Dir u vo mir. Hintergrund „Gender“ ist überall: In der Politik und im Privaten, in Religionen, Gesten, unserer Sprache und unserem Begehren, im Netz und auf Plakaten. Gender zeigt sich in der Frage, wer mehr zu Essen bekommt, wer Fleisch kriegt und wer nicht, wer sich nach der Arbeit in der Fabrik in die Küche stellt, wer den Panzer fährt, wer mit dem Panzer spielt oder wer wen angrabscht. Diese Fragen sind gerade für Jugendliche im Prozess der Identitätsfindung von Belang. Deshalb haben die Spielerinnen und Spieler des Schlachthaus-Jugendclubs sich dieses Thema ausgesucht. Das entstandene Stück basiert teilweise auf Gesprächen mit den Jugendlichen und Interviews, die die Spielerinnen und Spieler mit älteren Menschen geführt haben. Geschlechteridentitäten Die in Europa erstarkende Rechte will zurück zur klaren Rollenteilung zwischen Mann und Frau. Gleichzeitig lösen sich traditionelle Geschlechterrollen auf, alte Tabus verschwinden, neue Freiräume entstehen. Die Wissenschaft hat uns gelehrt, dass das biologische Geschlecht durch die Chromosomen XX und XY bestimmt wird. Die neuere Forschung belegt, dass die verschiedenen Eigenschaften und Merkmale, die wir als „männlich“ und „weiblich bezeichnen, nicht immer klar zu trennen sind. Denn es ist durchaus möglich, XXChromosomen zu besitzen und eine überwiegend männliche Anatomie, Physiologie und Psychologie aufzuweisen. Genauso gut kann ein XY-Mensch vorwiegend weiblich sein. Mann? Frau? Weder noch? Immer mehr Menschen hinterfragen ihre biologische und soziale Geschlechteridentität. Doch nicht überall auf der Welt geniessen sie das Recht und die Freiheit, so zu sein, wie sie sich fühlen. Die Gnade des Geburtsortes entscheidet über die Gleichberechtigung zwischen allen denkbaren Geschlechtern. Rollenbilder Trotz dieser Vielfalt, ist die Welt praktisch aufgeteilt in zwei Geschlechter: Mann und Frau. Und zwar zum Nachteil der Frauen. Weltweit leiden Millionen Mädchen unter Armut, Gewalt, fehlender Rechte, Bildung und Lohn. Doch auch in der angeblich freien und gleichberechtigten Welt arbeiten Frauen am Ende mehr für weniger Geld. Jene, die es sich leisten können, haben sich von der kräftezehrenden und unbezahlten Haus- und Erziehungsarbeit freigekauft, die von Migrantinnen erledigt wird. Weisse, feministische „Karrierefrauen“ sind die neoliberalen Heldinnen und das Idealbild vieler junger Mädchen. Aus einer feministischen Bewegung des Wir, die auch Schwule, Lesben, Transmenschen, 3 Intersexuelle, farbige Frauen, arme Frauen, Sexarbeiterinnen und alleinerziehende Mütter einschloss, wurde eine Bewegung des Ich. Demgegenüber stehen junge Männer nach wie vor unter Druck, sich maskulin zu geben und dominant zu sein. Zwar ist die Welt offener geworden, doch traditionelle, patriarchale Rollenbilder dominieren weiterhin unser Denken, Fühlen und Handeln. Um diese Rollenbilder und damit die Machtverhältnisse in den gesellschaftlichen und privaten Räumen zu überwinden, genügt es nicht, neue Rollenbilder zu erschaffen und feministisches Empowerment zu artikulieren. Auch die Geschichte der Unterdrückung muss erzählt werden, jene der Opfer und der Vergessenen im Kampf um mehr Gleichberechtigung. Geschlechtermuseum Das Museum „Genderpuff“ ist ein Erinnerungsort, der die Konstruktion von Rollenbildern ausstellt. Jugendliche spielen für die Museumsbesucher den europäischen Geschlechterkampf nach. Der gutgelaunte Hermaphrodit Sunny führt das Publikum durch das Museum. Alles fängt bei Adam und Eva an. In verschiedenen Jahrhunderten tritt ein Mädchen namens Babeli auf, das im Laufe der Zeit älter und emanzipierter wird. Im Mittelalter fordert Babeli mehr Fleisch, 1793 steht sie neben dem Schafott, als die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges hingerichtet wird, 1930 müde am Fliessband, 1950 streitet sie mit ihrem Vater über das Frauenstimmrecht, 1960–1990 marschiert sie in Demonstrationszügen für die angebliche Revolution. Ihre Geschichte endet als erschöpftes Karrierebabeli. Die Freiheit fordert ihren Tribut. Und auch die Darstellung der Genderidentität im Museum ist anstrengend. In den Pausen streicheln die Jugendlichen ihre technischen Geräte und verhandeln das Heute und eine mögliche Zukunft. Dann wird das Genderpuff zum Ort der eigenen Erfahrung und des Begehrens. Zu einer paradiesischen Welt, in der Dragqueens Babies stillen, blutjunge Queers sich ineinander verlieben und Pilze mit tausend Geschlechtern die Museumsbühne betreten. Denn dafür gibt keinen besseren Ort als im schönen Durcheinander des Genderpuffs. Stückauszug 2 Fritzi zu Curly Du hesch di Körper. I ha mine. Was passiert, passiert. Es git gnue schöni Sache, wo me mitenand cha mache. Au di Schublade, hetero, homo, bi, si für mi verbi. Winny Auso i bin e Lesbe u widerhole das no so lang, bis es gopfertammi o ds Hinterfultige akzeptiert isch! Ashley Wo isch Hingerfultige? Lenski Dasch ir Nechi vo Fultige.. 4 Künstlerinnen & Künstler Ariane von Graffenried, geboren 1978, lebt und arbeitet als Autorin, Spoken-WordPerformerin und promovierte Theaterwissenschaftlerin in Bern. Sie ist Mitglied der Autorengruppe „Bern ist überall“ und des Duos „Fitzgerald & Rimini“, schreibt für die Bühne, Zeitungen, fürs Radio und die Wissenschaft. Mohéna Kühni, geboren 1984, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Bern. 2013 illustrierte sie das Theaterstück DRINNEN REGNET ES NICHT von Lowtech Magic, 2016 das Theaterstück HASE UND BÄR von Jungfrau & Co. GENDERPUFF ist ihre erste Szenographiearbeit. Caroline Ringeisen, geboren 1979, ist freischaffende Theaterpädagogin und seit vier Jahren Leiterin des Jugendclubs des Schlachthaus Theaters Bern. 2013 war sie beim Theatertreffen Stipendiatin des Internationalen Forums der Berliner Festspiele. In der Spielzeit 2008/09 leitete sie das Junge Theater Solothurn, danach wechselte sie ans Junge Schauspielhaus Zürich, wo sie nebst Stückentwicklungen das theaterpädagogische Rahmenprogramm entwickelte. Seit 2012 ist sie Teil des Regieteams der Jungen Marie in Suhr. Jugendclub Schlachthaus Theater Bern Der Jugendclub des Schlachthaus Theaters ist seit 15 Jahren mit einer Produktion pro Spielzeit fester Bestandteil des Programmes. Jugendliche zwischen 14 und 25 erarbeiten unter theaterpädagogischer Anleitung eigene Stücke. Diese finden jeweils grossen Anklang und sind sehr gut besucht. Die Produktionen unter der Leitung von Caroline Ringeisen EIN STÜCK HELD (2014) und GIPFELSTURM (2015) wurden ans Festival Spiilplätz eingeladen. Das Stück S’KA PROBLEM, das bereits in Zusammenarbeit mit der Autorin Ariane von Graffenried entstand, wurde 2016 als Gewinnerin für das Jugendtheater Festival Schweiz ausgewählt. Mögliche Probenbesuche für Medienschaffende 10.-13. April 10-14Uhr/17-21Uhr (Schlachthaus Theater) 29./30. April10-18 Uhr (Probebühne Brückenpfeiler) 2. Mai, HP 2 18.00 bis 21.00 Uhr (Schlachthaus Theater) 5