Rede Dr. Diethelm Krause-Hotopp Gedenkfeier KZ Schandelah

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Gedenkfeier KZ Schandelah-Wohld am 4. Mai 2016
Zur Geschichte der Friedhöfe am KZ Schandelah Wohld
Dr. Diethelm Krause-Hotopp
Sehr geehrte Damen und Herren,
viele Jahre haben wir nicht gewusst, wo sich der Lagerfriedhof
befand und wann die Verstorbenen auf den Friedhof in
Scheppau begraben worden sind.
Erste Hinweise auf einen Friedhof gab es bereits 1947. Vor
dem britischen Militärgericht in Braunschweig fand im Januar/Februar 1947 der Prozess sowohl gegen SS-Angehörige und
Kapos als auch gegen Firmenangehörige der Steinöl GmbH
statt.
Arthur Grosse (Kapo und 1947 in Hameln hingerichtet) berichtete in seiner Vernehmung sehr ausführlich über die Situation im
Lager und wie mit den Toten umgegangen wurde. So erfahren
wir, dass bis zum 1. November 1944 die Toten von der SS auf
einem LKW zum Krematorium des Konzentrationslagers Drütte
bei Salzgitter gebracht wurden. Da das Krematorium die große
Anzahl an Leichen nicht mehr bewältigen konnte, wurden „die
Gefangenen .. dann am Werk beerdigt. Nur die Daenen bekamen einen Sarg und wurden in Einzelgraeber beerdigt. Die Anderen zu zweit und zu dritt ohne Sarg in ein Grab.“ Die Leichen
wurden „am Walde begraben“. Er spricht von insgesamt 150
Toten.
SS-Mann Friedrich Ebsen, ab August 1944 Lagerleiter und
ebenfalls 1947 in Hameln hingerichtet, berichtete in seiner Vernehmung, dass er einen Friedhof hat anlegen lassen. „Bis Maerz wurden die Toten in Einzelgraebern mit Sarg begraben. Auf
dem Grabhuegel liess ich ein Kreuz stellen mit dem Namen des
Toten. Nach März konnte ich von der Firma Kalk und Zement
kein Holz fuer Saerge mehr bekommen und die Gefangenen
wurden nebeneinander beerdigt. Ungefaehr Ende Maerz erhielt
ich einen schriftlichen Befehl vom Kommandanten in Neuengamme, dass der Friedhof eingeebnet werden solle und kein
Huegel oder Kreuz zu sehen sein solle“.
Die letzte Bestattung soll am 21. März 1945 stattgefunden haben.
Einheimische wussten natürlich, wo sich der Lagerfriedhof befand. Dem ehemaligen Revierförster Rainer Städing haben wir
es zu verdanken, dass 2004 eine Heckenbepflanzung und extra
Zäunung erfolgte, so dass die Stelle heute noch gefunden
werden kann. Im Winter sind einige der mit Wasser gefüllten
ehemaligen Grablöcher deutlich erkennbar.
Im letzten Jahr wurde eine Gedenktafel aufgestellt.
Auf Veranlassung der britischen Militärregierung fanden im Mai
1946 Exhumierungen statt. Insgesamt wurden Überreste von
113 Opfern ausgegraben, „in bereitgestellte Särge gelegt,
…und dann auf einem neuen, in der Nähe angelegten Begräbnisplatz bestattet“. So entstand in unmittelbarer Nähe ein neuer
Friedhof mit Einzelgräbern.
In dem Bericht über die Exhumierung ist zu lesen, „daß wegen
des feuchten Geländes einige Leichen gar nicht gefunden worden sind“. “
Der zweite Friedhof, der von 1946-1954 bestand, konnte erst im
August 2014 gefunden werden.
Im Mai 1954 hatte die Niedersächsische Landesregierung die
Überführung und Wiedereinbettung auf dem Scheppauer Friedhof angeordnet. Der zweite Friedhof wurde somit aufgelöst.
1954 haben die Opfer des KZ Schandelah ihre endgültige Ruhe
auf dem Scheppauer Friedhof gefunden. Damit ist es den Nationalsozialisten nicht gelungen, die Gräber unsichtbar zu machen. Sie wollten die zum Teil namenlosen Opfer für immer aus
der Welt schaffen. Wir können heute einigen Opfern wieder
Namen geben und dafür sorgen, dass sie nicht vergessen werden.
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