Selbsterkenntnis des Immunsystems (SdW 1.92) Kardinalproblem: Unterscheidung zwischen "Selbst" und "Fremd" Ausgangssituation: Körperzellen besitzen spezifische MHC-Proteine auf ihrer Zellmembranoberfläche, die sie a)als körpereigen ausweisen, b)in zwei Klassen aufteilen (MHC I bzw. MHC II) c)körpereigene oder körperfremde Antigene präsentieren lassen. Zellen des Immunsystems schließlich (T-Zellen, B-Zellen) besitzen einen so genannten spezifischen Alpha-Beta-T-Zellreceptor innerhalb ihrer Zellmembran (mit konstantem und variablem Bereich), der Doppelspezifität besitzt: 1. Er besitzt eine Bindestelle für MHC-Molekültyp I oder II 2. Er besitzt eine hochspezifische Bindestelle für Antigenstrukturen (variable Domäne), vergleichbar mit freien Antikörpern, die von B-Zellen gebildet werden. Außerdem besitzt jede T-Zelle zusätzlich an anderer Stelle einen sog. Hilfsreceptor: CD4-Typ: bei T-Helferzellen CD8-Typ: bei T-Killerzellen ... 2 Einteilung und Funktion der MHC-Proteine: MHC-Molekül der Klasse I (MHC I): Vorkommen: Körperzellen (allgemein), inkl. Bindestelle für Hilfsreceptortyp: CD8 Funktion: Andockstelle für T-Killerzellen Bau und Funktion der T-Killerzellen T-Killerzellen besitzen anhand eines Alpha-Beta-T-Zellreceptors Doppelspezifität: 1.Sie erkennen ihr spezifisches Antigen, 2.sie erkennen ein spezifisches MHC-Molekül (MHC I) 3.sie besitzen einen spezifischen Hilfsreceptortyp: CD8 Aktivierung von T-Killerzellen 1. Spezifische Prä-T-Killerzelle heftet sich an Virus-Protein-präsentierende Körperzelle (MHC I, CD8) an. Dies bewirkt eine Aktivierung der prä-T-Killerzelle, die sich in Zellteilungs- und Differenzierungsvorgängen äußert. 2. Die aktivierte T-Killerzelle heftet sich erneut an und zerstört eine infizierte Körperzelle enzymatisch (Perforin). MHC-Moleküle der Klasse II (MHC II) Vorkommen: (ausschließlich) auf Zellen des Immunsystems (T-, B-Zellen, Makrophagen), inkl. Bindestelle für CD4 Funktion: Andockstelle für T-Helferzellen Bau und Funktion der T-Helferzellen T-Helferzellen besitzen anhand eines Alpha-Beta-T-Zellreceptors Doppelspezifität: 1.Sie erkennen ein spezifisches Antigen, 2.sie erkennen ein spezifisches MHC-Molekül (MHC II) 3.Sie besitzen den Hilfsreceptortyp CD4 ... 3 Aktivierung von T-Helferzellen: 1. Spezifische prä-T-Helferzelle dockt an ein von Makrophagen mit Hilfe von MHC IIProtein präsentiertes Fremd-Antigen auch unter Verwendung des Hilfsreceptors CD4 an. Dies bewirkt eine Aktivierung der prä-T-Helferzelle, die sich in Zellteilungs- und Differenzierungsvorgängen äußert. 2. Die aktive T-Helferzelle gibt Interleukine ab, die spezifische B-Zellen zur Teilung, Differenzierung und Produktion von spezifischen Antikörpern anregt. Beschaffenheit der Domäne des Alpha-Beta-T-Zellreceptors Siehe auch Immungenetik (Antikörpervielfalt): Zufallsprinzip bei der Entstehung des Alpha-Beta-T-Zellreceptors: 1.Durch Rekombination 2.Durch Mutation (somatisch) so entstehen mehr als 100 000 000 Alpha-Beta-T-Zellreceptortypen Problematik: Existenz von potentiell nützlichen Typen, von nutzlosen Typen, von gefährlichen Typen Definitionen: nützlich: Erkennen körperfremde Antigene und passen an körpereigene MHCProteine, die diese präsentieren. nutzlos: Können an körpereigne MHC-Moleküle nicht andocken. gefährlich: Erkennen körpereigene Antigene und passen an körpereigene MHCProteine, die diese präsentieren. (Selbstzerstörung) Notwendigkeit der Selektion der potentiell nützlichen Typen (klonale Selektion) und Auslöschung der anderen Typen (klonale Deletion) ... 4 Selektionsprozess im Thymus 1. Phase Den T-Vorläuferzellen mit CD4- und CD8-Hilfsreceptoren werden (möglichst alle) körpereigenen Antigentypen präsentiert: Folgende Möglichkeiten eröffnen sich: 1. T-Vorläuferzellen binden an spez. körpereigene MHC-Moleküle und an körpereigene Antigene, sie sind gefährliche Zellen (Selbstzerstörung) und werden eliminiert (Klonale Auslöschung). 2. T-Vorläuferzellen können sich nicht an körpereigene MHC-Moleküle binden, sie sind nutzlos und verkümmern. 3. T-Vorläuferzellen binden an körpereigene MHC-Moleküle, aber nicht an körpereigene Antigene, sie sind potentiell nützliche Zellen, da sie evtl. körperfremde Antigene erkennen und werden gefördert (Klonale Selektion). Bei Kontakt mit MHC I-Zellen verlieren die TVorläuferzellen (Thymocyten) ihren CD4-Rezeptor und behalten ihren CD8-Rezeptor, sie entwickeln sich zu prä-T-Killerzellen. Bei Kontakt mit MHC II-Zellen verlieren die Thymocyten ihren CD8-Rezeptor und behalten ihren CD4-Rezeptor, sie entwickeln sich zu prä-T-Helferzellen. 2. Phase Potentiell nützliche prä-T-Zellen verlassen den Thymus und werden durch Kontakt mit passenden Zellen (Doppelspezifität) aktiviert und entwickeln sich zu reifen T-Helfer- oder T-Killerzellen