Pflege und Zacht von Cyprichromis leptosoma Detlef Flindt Vor gut zwei Jahren kaufte ich mir fünfJunghsche (sehrjunge Fische) vor' Cyprichromis leptosoma. Ihre Größe war unter zwei Zentimeter. Aus der Literatur war mir bekannt, daß diese Fische im Schwarm von mindestens zehn Tieren gehalten werden sollten, aber für mich war das auch eine Kostenfrage, und diese Fische sind nicht gerade billig, auch wenn man sie sehr klein ersteht. Außerdem befanden sich in dem Becken noch andere Tiere, die ihnen Gesellschaft leisteten. Später allerdings mußte ich feststellen, daß sich die Tiere erst dann richtig wohl Iiihlen, wenn sie unter ihresgleichen sind. Nachdem ich ein halbes Jahr gewartet hatte, hatten die Tiere fast ihre endgültige Größe erreicht. Ich war aufdas Geschlechterverhältnis gespannt. Ich konnte aber keine mir bekannten Geschiechtsunterschiede feststellen. Ein Fisch sah aus wie der andere. Meine Vermutung, daß es sich nur um Weibchen handelte, bestätigte sich dann auch, als ich bei einem Bekannten eine größere Gruppe sah und erfuhr, daß schon bei halbwüchsigen Tieren das Geschlecht deutlich zu erkennen ist. Also besorgte ich mir ein gelbschwänziges Männchen. Man erzählte mir, daß einige Zuchtstämme entweder nur Männchen oder nur Weibchen hervorbringen. Komisch, aber alle mir gegebenen Erklärungen erscheinen mir nicht schlüssig. Manchmai so1l es an der Temperatur, manchmal am pH-Wert liegen, auch Art und Qualität des dargereichten Futters sollen eine Rolle spielen sowie die Wasserhärte. Jeder hat seine eigene, von den anderen abweichende Vorstellung. Bei mir allerdings entstehen männliche und weibliche Tiere im ausgewogenen Verhältnis. Bald laichte das erste Weibchen ab. Etwas zu früh, denn ich bastelte an einem Gestell mit mehreren Aquarien herum, in dem die C. leptosoma dann ein eigenes Bekken erhalten so1lten. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht soweit, so daß das Ablaichen noch im großen Becken stattfand. Seit langer Zeitbalzte das Männchen schon alles an, was eine etwas längliche Form und eine silbrige Farbe hatte. Dte C.-leptosoma-Weibchet wurden vö1lig vernachlässigt und teilweise sogar aggressiv gejagt, bis zu dem besagten Tag. Es war herrlich, mit anzusehen, wie das Männchen mit stark gespreizten Flossen um das auserwählte Weibchen herumschwamm, mit plötzlich freigesetzter Energie davonschoß, um das Weibchen herumwirbelte und manchmal mit angelegten Flossen sich von hinten oben dem Weibchen zitternd näherte. Der gesamte B alzvorgatg kann sich bei jungen Weibchen über mehrere Tage hinziehen; alte Weibchen stehen nur sehr kurze Zeitbeim Männchen, manchmal nur zur eigentlichen Eiabgabe. T8 DCG-Info 20(4) 1989:78-79 @ Die Abgabe des Laiches ist in sehr kurzer Zeit erledigt. Die 8 bis 20 gelblichen und verhältnismäßig großen Eier werden innerhalb ktrzer Zeit abgegeben. Auf dem Kopf stehend wird ein einzelnes Ei unter leichtem Körperzittern ins lreie wasser abgegeben, ohne daß das wartende Männchen stimulierend eingreift. Rückwärts nach oben schwimmend wird dann das absinkende Ei aufgenommen. Das geschieht sehr schnell. Danach erfolgt die Befruchtung eindeutig erst im Kehlsack. Ein gewisser Vergleich zur,,Eifleckmethode" ist gegeben, obwohl in der Afterflosse keine Eiflecken zu sehen sind. Das Männchen schwimmt dabei auf dem Kopf stehend mit angelegten Flossen von oben an dem weibchen vorbei und dreht ihm immer tiefer schwimmend eine gekrümmte Breitseite zu. Die dem Weibchen zugewandte Bauchflosse des Männchens wird dabei in einem Winkel von etwa 45 Grad abgeknickt, nicht am Körper, wie man meinen sollte, sondern in der Mitte der Flosse. Der abgeknickte Teil nimmt eine intensive gelbliche Färbung an und wird mehr oder weniger zusammengefaltet, so daß ein etwas 1änglicher gelblicher Punkt vorgetäuscht wird. Dieser Punkt, nach dem das Weibchen schnappt, liegt nahe dem After des Männchens. In diesem Moment werden die Spermien abgegeben, die deutlich als weißliches wölkchen zu erkennen sind. Noch längere zeitr'adn der Eiabgabe fordert das weibchen das Männchen zur Spermienabgabe auL stehen beide Fische mit den Köpfen zueinander, so schnappt das Weibchen auch häufig nach dem Maul seines Partners. Schluß folgt. Männchen con Clprichromis leptosoma DCG-Info 20(4) 1989 : 7 8-79 - Foto: Aldridge jun. 79 Chaetobranchus flavescens, unmit- telbar nach dem Fang fotografiert [oto: Stawikowski Chaetobranchus - Planktonfresser Alexander Dick Man sieht sie selten, die Planktonfresser der Gattur.ger. Choetobranchus rnd Chaetobranchopsis. Das liegt wohl daran, daß diese selten eingeführten Cichliden nicht zu den farbenprächtigsten Arten gehören. Bekannteste Artist Chaetobranchusflavescens aus dem Ucayali und dem Amazonas. Ihr äußeres Erscheinungsbild wird stark durch das große Maul geprägt. Der Körper schimmert silbrig und wird von einem breiten Längsband geteilt. Auch in der Schwanzflosse ist bereits bei halbwüchsigen Männchen (?) ein schwarzes Doppelband zu sehen. Die heimatlichen Wasserwerte liegen laut Stawikowski & Werner, Die Buntbarsche der Neuen Welt, bei 1,5 Grad dGH, 6,5 pH und einer Temperatur von 29 Grad C, doch entwickelten sich die Tiere bei mir auch bei Wasserwerten von 10 Grad dH, pH 7,5 und 9 Grad KH. Chaetobranchus flavescens ist Allesfresser. Besonders gern nimmt er allerdings gefrostete Artemia oder Mückenlarven. Die Fische sind ruhige Vertreter, die allerdings zuweilen untereinander recht aggressiv werden können. Die Art ist im Vergleich zu den Chaetobranchopsls-Arten relativ unemphndlich. Meine Tiere wuchsen in einem Gesellschaftsbecken heran und verloren schnell ihre Scheu. Man sollte die Art jedoch möglichst nicht mit a11zu aggressiven Buntbarschen (,,Cichlasoma", Aequidens) vergesellschaften. Chaetobranchus scheint relativ schnellwüchsig zu sein. Meine Tiere wuchsen innerhalb eines halben Jahres von etwa 10 auf stattliche 14 Zentimeter Länge heran. Die Größe, die diese Fische in ihrer Heimat erreichen (über 30 Zentimeter Länge), erlangen sie im Aquarium aber kaum. 80 DCG-Info 20(4) 1989:tO @