1 Kleine Flieger – Große Töne Fledermäuse im Ostpark Umwelt- und Wissenschaftslernen mit der Goethe-Universität Frankfurt Forscherheft 2 Ein paar Grundinformationen über Fledermäuse Vorkommen Fledermäuse bilden zusammen mit den Flughunden innerhalb der Klasse Säuge­ tiere eine eigene Ordnung. Wie alle Säugetiere besitzen sie ein Fell und bringen lebende Junge zur Welt. Sie sind eine recht zahlreiche Ordnung mit etwa 957 Arten weltweit. In Deutschland gibt es allerdings nur etwa 20 Fledermausarten, Flughunde kommen in Deutschland nicht vor. Alle Arten in Deutschland sind streng geschützt, da viele von ihnen gefährdet sind. Ernährung Die deutschen Arten ernähren sich hauptsächlich von Insekten und anderen Gliedertieren. In den tropischen Regionen ist das Nahrungsspektrum sehr viel breiter: einige Arten ernähren sich von Nektar, andere jagen auch kleine Land­ wirbeltiere (z.B. Frösche, Eidechsen) oder Vögel und es gibt sogar spezialisierte Fledermäuse, die Fische jagen. In Süd- und Mittelamerika gibt es drei blut­ leckende Arten, wobei der Gemeine Vampir die häufigste Art darstellt. Mit ihren scharfen Schneidezähnen ritzen sie kleine Wunden in die Haut ihrer Opfer und lecken anschließend das austretende Blut. Lebensweise Durch die Nachtaktivität und die Fähigkeit zum aktiven Flug konnten Fleder­ mäuse eine ökologische Nische erobern, in der sie kaum eine Konkurrenz durch andere Tiere haben. Die Arme weisen eine extreme Anpassung an das Fliegen auf. Unterarm und Finger sind stark verlängert und spannen die Flügel auf. Auffällig sind auch die großen Ohren, die einen Ohrdeckel besitzen. Die nachtak­ tiven Tiere orientieren sich in erster Linie über das Echo von Ultraschallrufen, die sie über den Mund (Glattnasenfledermäuse) oder die Nase (­ Hufeisennasen) aus­ stoßen. Der Frequenzbereich liegt zwischen 20 und 120 kHz und ist somit über dem Hörbereich des Menschen. Die Augen werden wohl nur beim Tag­sehen benutzt. Gut entwickelt ist auch der Geruchssinn, der bei der Mutter-KindBeziehung sowie bei der Rückkehr in das Wohnquartier eine wichtige Rolle spielt. Körperbau von 3. Finger Fledermäusen 2. Finger 4. Finger Fingerflughaut 5. Finger Daumen Armflughaut Unterarm Oberarm Auge Oberschenkel Unterschenkel Fußkrallen Schwanzflughaut Ohr Ohrdeckel Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark 3 Höhlenbewohner und heimliche Untermieter Fledermäuse und ihre Wohnquartiere Baumhöhlen als Unterkünfte Ähnlich wie bei uns Menschen spielen Unter­künfte für Fledermäuse eine wichtige Rolle, da sie sich die meiste Zeit ihres Lebens dort aufhalten. Sie schlafen dort tagsüber, ziehen ihre Jungen auf und ­halten ­Winterschlaf. Die Unter­künfte bieten Schutz vor Wetter­einflüssen und Feinden und fördern auch die sozialen Beziehungen untereinander. Sie bauen selbst keine Unter­künfte, sind jedoch geschickt im ­Auffinden von artgemäßen Verstecken. Es gibt unterschiedliche Unterkünfte: „Natürliche­ Verstecke”, zu denen Fels- und Baumhöhlen gehören, und „Künstliche Verstecke”, bei denen menschliche Behausungen (Dachböden, Keller, geeignete Bereiche­ an Hauswänden) Unterschlupf bieten. Die Wahl der­ Unterkünfte ist meist abhängig von der Fledermaus­ art – jede Art hat unterschiedliche Vorlieben und Anforderungen. Im Ostpark sind Baumhöhlen zu finden, die als Fleder­­mausunterkünfte genutzt werden: Sie sind z.B. durch Astabbrüche (1) entstanden oder stellen frühere Wohnhöhlen von Spechten (2) dar. 1 2 Wie sucht ihr Baumhöhlen? Bei der Suche nach Baumhöhlen geht ihr möglichst systematisch vor: - Grundsätzlich sind bei alten Bäumen öfters Höhlen zu finden, die z.B. durch Spechte oder durch Fäulnisprozesse entstanden sind. - Alte Laubbäume werden von Fledermäusen bevorzugt. Der Ostpark bietet mit seinen zahlreichen Laubbäumen unterschiedliche Lebensräume: Einzeln und in Gruppen stehende Bäume sowie Bäume in Wiesen- und Gewässernähe. Wie werden Baumhöhlen beschrieben? Auf dem nachfolgenden Blatt zur Baumhöhlenkartierung werden Daten zu den einzelnen Baumhöhlen gesammelt: Zuerst werden Eigenschaften des Höhlenbaums, wie die Baumart (z.B. Eiche), die ­Vitalität (z.B. lebend), die ungefähre Höhe, der Umfang sowie die Lage im Ostpark ­(Planquadrat im Lageplan) ermittelt. Anschließend wird die Höhle näher beschrieben: ihr fertigt eine kleine Skizze der Höhle an, gebt Vermutungen zur Entstehung der Höhle ab (z.B. Spechtloch) und versucht die Höhe bzw. die Himmelsrichtung zu ermitteln. Bei einigen ausgesuchten Höhlen wird das Höhleninnere mit der Endoskopkame­ ra erforscht. Um einen besseren Eindruck zu gewinnen, fertigt ihr eine Skizze des Innenraumes an. Zusätzlich k­ önnt ihr Vermutungen abgeben, ob die Höhle sich als Unterkunft für Fledermäuse eignet. Welche T ­ ier-(Spuren) könnt ihr in der Höh­ le entdecken oder sind sogar Fledermäuse mit der Endoskopkamera zu sehen? Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark 4 Baumhöhlenkartierung Namen der Beobachter:Datum: Höhlenbaum Nr.: Baumart: ungefähre Höhe: _____ m Position im Lageplan (Planquadrat): Umfang in 1 m Höhe: _____ m Vitalität des Baumes: lebend Skizze des Höhlenbaumes teilweise abgestorben tot Höhle(n) Höhlentyp Spechtloch Astabbruch Spalte Rindenquartier Ausrichtung (Himmelsrichtung): Höhe: Lage: Stamm Ast Markiert die ungefähre Lage der Höhle(n)! Skizze der Höhle von innen: Höhlenbeschreibung: geeignet für Fledermäuse geeignet- für andere Tiere Höhlenkontrolle: leer Tierspuren: Besatz mit: Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Fledermaus-Bestimmungsschlüssel Teil I: Ortungsrufe 5 Mithilfe der Bestimmungsschlüssel könnt ihr die häufigsten Fledermäuse im Ostpark bestimmen. Der erste Schlüssel beschreibt die Ortungsrufe. Um Ultra­schallrufe von Fledermäusen für das menschliche Ohr wahrnehmbbar zu machen,­werden sie mit Fledermaus-Detektoren für unseren Hörbereich umgewandelt. Die Rufe werden über die eingebauten Lautsprecher wieder ausgegeben. Als ­Voreinstellung für den Frequenz­bereich eignen sich zwei verschiedene Bereiche. Ortungsrufe Hauptfrequenz der Ortungsrufe - Hauptfrequenz um 20 – 30 kHz...................................................... weiter mit 1 - Hauptfrequenz um 45 kHz.............................................................. weiter mit 3 1 Hauptfrequenz um 20 – 30 kHz - nasse Laute, gleichmäßig dampflokartig: „Tjapp, Tjapp, Tjapp”, Hauptfrequenz meist bei 27 – 30 kHz.......................................... Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus - nasse, zweigeteilte Rufe: „Plip-Plop”........................................ weiter mit 2 2 Hauptfrequenz um 25 kHz. Nasse, zweigeteilte Rufe: „Plip-Plop” - Hauptfrequenz der Rufe bei 30 bzw. 25 kHz........................... Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri - Hauptfrequenz der Rufe bei 23 – 25 bzw. 19 –20 kHz............ Großer Abendsegler Nyctalus noctula 3 Hauptfrequenz um 45 kHz - nasse Rufe, teilweise in sehr unruhigem Rhythmus, klingt wie wenn man einen Beutel Murmeln ausleert. Hauptfrequenz bei 43 – 45kHz....................................................... Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus - trockener, gleichmäßiger Rhythmus, Hauptfrequenz bei 45 kHz.............................................................. Wasserfledermaus Myotis daubertonii Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Ergebnissicherung im Ostpark Das Jahr der Fledermaus/Fledermäuse im Ostpark 6 Das Jahr der Fledermäuse ü So m g n h li m er Fr Frühling Geschwächt vom Winterschlaf wachen die Fledermäuse auf. Jetzt müssen sie viel Nahrung aufneh­ men, um wieder an Energie zu kommen. Zwischen dem Winter und Sommer beziehen die Fleder­ mäuse ein Zwischenquartier. Bei den Weibchen erfolgt der Eisprung. Sommer Am Anfang des Sommers werden die Jungen geboren. Den Sommer verbringen die Weibchen mit den Jungen in den Wochenstuben und die Männchen in den Sommer­ quartieren. Herbst H Die Jungtiere lernen fliegen. In den Paarungszwischenquartieren paaren sich die Fledermäuse. Jetzt ist es an der Zeit ein geeignetes Quartier für den Winter zu suchen. Winter In den kalten Wintermonaten hal­ ten die Fledermäuse Winterschlaf. Die Weibchen haben das Sperma des Männchens konserviert. bs er t W in t er Fledermäuse im Frankfurter Ostpark Welche Fledermausarten konnten im Frankfurter Ostpark nachgewiesen werden? Wasserfledermaus Zwergfledermaus Kleiner Abendsegeler Große Abendsegeler Breitflügelfledermaus Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Fledermaus-Bestimmungsschlüssel Teil II: Aussehen/Flugverhalten 7 Der zweite Bestimmungsschlüssel richtet sich vor allem nach dem Aussehen und dem Flugverhalten der Fledermäuse. Da ihr die Fledermäuse ja nicht in die Hand bekommt, sondern nur bei ihrer Jagd beobachten könnt, müsst ihr ganz genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Auf den nachfolgenden Seiten findet ihr Steckbriefe zu den Fledermausarten, die euch mehr zu den unterschiedlichen Arten im Ostpark erzählen. Größe der Fledermaus - kleine Arten: Flugsilhouette etwa so groß wie bei einer Blaumeise................................weiter mit 1 - mittelgroße Arten: Flugsilhouette etwa so groß wie bei einem Spatz........................................weiter mit 2 - große Arten: Flugsilhouette etwa so groß wie bei einem Mauersegler.........................weiter mit 3 1 Kleine Arten - schmale Flügel; unruhiger, aufgeregter Zick-Zack-Flug. Jagt gerne um Straßenlaternen über Wegen oder am Ufer, meist in 2 – 5 Metern Höhe............................................................... Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus 2 Mittelgroße Arten - schmale Flügel*, schneller Flug über den Baumkronen oder knapp darunter. Bereits in der frühen Abenddämmerung zu beobachten.............................................. Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri - breitere Flügel*, kreist mit ihrem schwirrendem Flügelschlag dicht über der Wasseroberfläche. Erst gegen Ende der Dämmerung.......................................................................................... Wasserfledermaus Myotis daubertonii 3 Große Arten - schmale Flügel*, schneller Flug meist hoch über den Baumkronen oder am Wasser. Bereits in der frühen Abenddämmerung zu beobachten................................ Großer Abendsegler Nyctalus noctula - breite Flügel*, langsamer Flug in regelmäßigen Bahnen. Jagt meist unter Baumkronen entlang des Ufers.................. Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinu * Flügelform: breite Flügelschmale Flügel Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Steckbrief: Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Körpermaße Länge Kopf bis Rumpf: 36 – 51 mm Länge Schwanz: 26 – 36 mm Flügelspannweite: 180 – 240 mm Gewicht: 4 – 8 g Auffällige Merkmale: - kleinste europäische Fledermaus - schmale Flügel - Ohren sind kurz und dreieckig - Oberseite rot- bis dunkelbraun - Unterseite gelb- bis graubraun - Jungtiere sind meist dunkler Wissenswertes zur Zwergfledermaus Die Zwergfledermaus ist gerade mal so lang wie ein Daumen und wiegt 4 – 8 g, ­­das ist etwa das Gewicht von 2 – 4 Zuckerwürfeln. Die Zwergfledermaus hat ein sehr dunkles, braunes Fell und kurze dreieckige Ohren. Als typische Bewohnerin unserer Dörfer und Städte kann man sie r­ egelmäßig beobachten. Mit ihren schmalen Flügeln kann die Zwergfledermaus sehr schnell fliegen und umkurvt in aufgeregtem Zick-Zack bereits in der frühen Abend­dämmerung Straßenlampen, jagt in Gärten und um alte Bäume oder auch am Ufer von Gewässern. Dort fängt sie allerlei Mücken, kleine Nachtfalter, Netzflügler und sogar fliegende Blattläuse. Die Zwergfledermaus fliegt meist in einer Höhe von 2 – 5 Metern. Manchmal kommt sie auch sehr nahe an den Beobachter heran, umkreist ihn und fliegt wieder davon, gerade so, als ob sie sich kundig machen wollte, welches unbekannte Hindernis in ihrem Jagdgebiet steht. Sie ist eine Hausfledermaus und lebt in Siedlungen, im Sommer in engen Mauer­spalten oder hinter Fensterläden und Holzbrettern an Häusern. Ihren ­Winterschlaf hält die Zwergfledermaus in tiefen Felsspalten, in großen Kellern oder den Mauern eines alten Schlosses. In den Häusern rund um den Ostpark gibt es zahlreiche Quartiere für Zwergfledermäuse. Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark 8 Steckbrief: Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) 9 Körpermaße Länge Kopf bis Rumpf: 45 – 55 mm Länge Schwanz: 31 – 44 mm Flügelspannweite: 240 – 280 mm Gewicht: 7 – 14 g Auffällige Merkmale: - große Füße - kurzer Schwanz, kurze Ohren - Oberseite braungrau - Unterseite silbergrau - Jungtiere sind grauer Wissenswertes zur Wasserfledermaus Die Wasserfledermaus ist eine mittelgroße Fledermausart, ihre Flügelspann­ weite berägt 24 – 28 cm und sie wiegt 7 – 14 g. Die Wassefledermaus kann man gut an ihrem Fell erkennen, das am Rücken dunkel und am Bauch hell ist. Außer­dem hat sie auffällig große Füße. Mit ihnen und der Schwanzflughaut fängt sie Insekten von der Wasseroberfläche. Wie ihr Name verrät, jagt die Wasserfledermaus an insektenreichen Teichen, Seen und Flüssen. Sie kreist mit ihrem schwirrendem Flügelschlag dicht über der Wasseroberfläche. Dabei fängt sie unablässig kleine Insekten, meistens sind das Zuckmücken, manchmal aber auch Netzflügler, Köcher- und Eintagsfliegen. Sie nimmt dabei entweder schlüpfende Insekten direkt vom Wasser auf oder fliegende Insekten aus der Luft. Typisch dabei ist, dass sie häufig die Schwanzoder Armflughaut wie einen Käscher wölbt, um so ihre Beute zu fangen. Um satt zu werden muss eine Wasserfledermaus etwa viertausend Mücken pro Nacht fangen. Die Wasserfledermaus ist eine Waldfledermaus, die ihr Sommerquartier in Baumhöhlen hat, den Winterschlaf verbringt sie bis zum Frühjahr in einer Höhle oder einem Stollen. Im Fechenheimer Wald, nicht weit vom Ostpark entfernt, gibt es eine große Wasserfledermauskolonie. Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Steckbrief: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) 10 Körpermaße Länge Kopf bis Rumpf: 60 – 82 mm Länge Schwanz: 41 – 60 mm Flügelspannweite: 320 – 400 mm Gewicht: 19 – 40 g Auffällige Merkmale: - große Fledermausart - kurzes Fell - lange, schmale Flügel - Oberseite rotbraun - Unterseite helleres Braun - Jungtiere insgesamt dunkler Wissenswertes zum Großen Abendsegler Der Große Abendsegler ist mit einer Flügelspannweite von fast 40 cm eine der größten einheimischen Fledermausarten. Die Flügel sind sehr lang und s­ chmal und ermög­lichen ihm einen verhältnismäßig schnellen Flug. Aus der Nähe betrachtet, glänzt sein Fell rostbraun, die Ohren sind schwarz. Sie sind breit und oben abgerundet und die Ohrdeckel („Tragus”) sehen aus wie kleine Pilze. Der Große Abendsegler fliegt sehr früh in der Dämmerung aus seinem Quartier aus und ist häufig gut am hellen Abendhimmel zu sehen, wo man ihn manch­ mal mit Schwalben und Mauerseglern verwechseln kann. Der Große Abendsegler jagt im offenen Luftraum über den Baumkronen eines Waldes, einem Teich oder einer Stadt. Er jagt Käfer oder in Schwärmen vorkom­ mende Insekten wie Köcherfliegen, Schnaken, Eintagsfliegen und Florfliegen. Auch der Große Abendsegler ist eine Waldfledermaus und lebt im Sommer wie im Winter in Baumhöhlen. Im Ostpark gibt es zahlreiche Baumhöhlen, in d ­ enen Abend­segler leben: Sie nutzen sie als Wochenstubenquartiere im Sommer und als Schlafplatz im Winter. Dann leben manchmal mehrere hundert Tiere in einem Baum. Der Große Abendsegler kommt auch in der Nähe von Siedlungen vor und wird daher manchmal auch als Stadtfledermaus bezeichnet. Im Spätsommer kann man im Ostpark Abendsegler bei ihrer Balz beobachten. Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Steckbrief: Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri) 11 Körpermaße Länge Kopf bis Rumpf: 48 – 68 mm Länge Schwanz: 35 – 45 mm Flügelspannweite: 260 – 320 mm Gewicht: 13 – 20 g Auffällige Merkmale: - Schnauze zierlich und spitz - kurzes Fell - lange, schmale Flügel - Oberseite rotbraun - Unterseite gelbbraun - Jungtiere insgesamt dunkler Wissenswertes zum Kleinen Abendsegler Der Kleine Abendsegler sieht aus wie ein Miniaturausgabe des Großen ­Abendseglers und ist kaum größer als eine Wasserfledermaus. Seine Flügel sind ebenfalls lang und schmal. Die Ohrdeckel sehen aus wie kleine Pilze, ­ auch ­„Tragus” genannt. Wie der Große Abendsegler auch, fliegt der Kleine Abendsegler sehr früh in ­ der Dämmerung aus seinem Quartier aus und jagt im offenen Luftraum weit über unseren Köpfen. Bei der Jagd kann er hohe Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen. Als Anpassung hierfür liegt das Fell dicht am Körper an. Im Sommer lebt der Kleine Abendsegler als typische Waldfledermaus in Baum­ höhlen. Er bevorzugt ausgedehnte Waldgebiete und großflächige Parklandschaf­ ten mit altem Baumbestand. Sehr viel seltener ist er in Spalten und Hohlräumen von Gebäuden zu finden. Seinen Winterschlaf hält er auch in Baumhöhlen oder in Felsspalten. Der Ostpark ist ein wichtiger Nahrungsraum für den Kleinen Abendsegler, den man dort gut bei seiner Jagd beobachten kann. Gründe für die Gefährdung des Kleinen Abendseglers sind vor allem die Beseiti­ gung von Altholz. Für die wandernde Tierart kann auch der Verlust von Lebens­ raum in den Überwinterungsgebieten (z.B. Steineichenwälder in Spanien) zur Gefährdung beitragen. Daher sollten in den Gebieten, die der Kleine Abendseg­ ler aufsucht, Altholzbestände und Totholz mit vielen Höhlen geschützt werden, um den Tieren Unterschlupf zu bieten. Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Steckbrief: Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) 12 Körpermaße Länge Kopf bis Rumpf: 62 – 82 mm Länge Schwanz: 46 – 54 mm Flügelspannweite: 315 – 381 mm Gewicht: 14 – 33 g Auffällige Merkmale: - große Fledermausart - kurze Ohren - langes Fell und breite Flügel - Oberseite dunkelbraun - Unterseite gelbbraun - Jungtiere insgesamt dunkler Wissenswertes zur Breitflügelfledermaus Die Breitflügelfledermaus gehört mit einer Flügelspannweite von ca. 35 cm ebenfalls zu den größten einheimischen Fledermausarten. Wie ihr Name schon sagt, hat sie sehr breite Flügel und wirkt dadurch auffällig groß. Das Fell der Breitflügelmaus ist am Rücken dunkelbraun, am Bauch heller. Ihre Ohren sind kurz und fast dreieckig. Durch die breiten Flügel kann die Breitflügelfledermaus nicht ganz so schnell fliegen wie die Abendsegler. Im Gegensatz zum Abendsegler oder zur „unru­higen“ Zwergfledermaus wirkt sie fast gemütlich. Sie fliegt konstante Bahnen in einer Höhe unterhalb der Baumkronen. Breitflügelfledermäuse sind in ­Hessen vor ­allem in Dörfern und Städten zu treffen. Über Kuhweiden jagen sie beispielsweise Mistkäfer und Dung­­f­liegen. Zu ihrem Nahrungsspektrum gehören aber auch andere größere Käfer (wie der Maikäfer), Nachtfalter und an Gewässern fliegende Insekten, wie z.B. Köcher- und Eintagsfliegen. Die Breitflügelfledermaus ist eine Hausfledermaus und hat ihr S ­ ommerquartier oft auf dem Dachboden von Häusern oder hinter Holzfassaden. Ihr Winter­ quartier findet sie in großen Kellern oder Bergwerksstollen in Spalten oder im Boden­geröll. Die Breitflügelfledermaus bleibt an ihrem Standort. Sommer- und Winterquar­ tiere sind meist nur 50 km voneinander entfernt. Für die Breitflügelfledermaus ist der Ostpark ein wichtiges Jagdrevier. Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark Eure Forscherwerkzeuge 1) Bat-Detektor (Frequenzmischdetektor) Der Detektor ist ein Stereo Empfänger, der mit zwei hoch­ wertigen Messmikrofonen ausgestattet ist. ­ Auf dem 3-stelligen LED Display wird die Frequenz mit einer Auflösung von 1 kHz angezeigt. Am besten stellt ihr direkt eine der Hauptfrequenzen ein (Die Angaben sind im Bestimmungsschlüssel zu finden). Über den eingebauten Lautsprecher könnt ihr die Ultra­ schall­laute der Fledermäuse verfolgen und Rückschlüsse auf die Fledermausart ziehen. 2) Fernglas Das Fernglas dient am gesamten Aktionstag als Universal­ werkzeug. Mit ihm ist die Beobachtung von sehr hohen Baumhöhlen möglich. Bei Beginn der Dämmerung lassen sich die Fledermäuse auch beim Ausflug aus der Höhle sowie während der Nahrungssuche im Flug beobachten. 3) Endoskop-Kamera Die Endoskop-Kamera hat zwei wasserdichte Kamera­ köpfe für Nahbereichs- und Weitwinkeleinsätze. Sie sind jeweils mit regelbarer LED-Beleuchtung für die Inspektion von (dunklen) Baumhöhlen ausgerüstet. ­ Die Bilder werden per Funkübertragung an das abnehm­bare Display gesendet und können somit von dem gesamtem Forscherteam gleichzeitig angesehen werden. Die Sicherung der Aufnahmen auf einer S ­ peicherkarte ist möglich. Die Aufnahmen stehen natürlich bei Interesse zur Verfügung. (Bitte einfach dem Betreuer mitteilen!) 4) Kompass und Maßband Der Kompass dient zur genaueren Beschreibung der Baum­höhle. Bei der Kartierung wird die Ausrich­ tung der Baumhöhlen eingetragen. Größe und Höhe der Baumhöhlen lassen sich mit einem Maßband genauer bestimmen. Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark 13 Impressum Projektbüro Science Tours Goethe-Universität · Stephanie Mayer Marketing und Kommunikation Senckenberganlage 31 60325 Frankfurt Tel.: (069) 798-22481 [email protected] www.science-tours.de Autoren Schülerlogbuch: Paul Dierkes, Katharina Schieber, Markus Dietz, Guido Klees Zeichnungen aus: Dietz, Markus; Caspar, Anja & Marburger, Sabine (1998) Fleder­ mäusen auf der Spur. Eine Projekt- und Unterrichtsmappe. Gießen. Titelfoto: Institut für Tierökologie und Naturbildung Kleine Flieger, große Töne – Fledermäuse im Ostpark