santé // guide MENOPAUSE DEN ÜBERGANG SANFT GESTALTEN Die Menopause kündigt eine neue Lebensphase an und kann von verschiedenen Symptomen begleitet werden. Empfehlungen, wie sich der Übergang ohne Verlust des Wohlbefindens gestalten lässt. KRISTIN AUBORT V eränderung, Erneuerung, Selbstentfaltung… es gibt zahlreiche Begriffe, die den Eintritt in die Menopause beschreiben, jenen neuen Lebensabschnitt, der das Ende der Fruchtbarkeitsphase der Frau kennzeichnet. Über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren lässt die hormonale Aktivität zwischen dem 45. und dem 55. Lebensjahr langsam nach. Das ist die Perimenopause. Die Eierstöcke bilden kein Östrogen (weibliche Hormone) mehr, der Eisprung verlangsamt sich und beeinträchtigt infolgedessen den Zyklus. «Wenn dieses natürliche Phänomen auftritt, sollte – wie bei jeder Zyklusstörung (beispielsweise kleinere Zwischenblutungen, längere Abstände zwischen den Monatsblutungen oder 6 pharmacieplus | Herbst 2015 auch deren erneutes Auftreten bereits innert zwei Wochen nach der vorausgegangenen) – der Gynäkologe aufgesucht werden, um gegebenenfalls über eine Behandlung zu entscheiden», empfiehlt Sarah Cardoso, leitende Apothekerin der pharmacieplus de la neuveville (NE). DIE WAHL DER BEHANDLUNG Ist die Menopause erst einmal eingetreten, entscheiden der Gynäkologe und seine Patientin über eine Hormonersatztherapie (HET). Diese Therapie in Form von Östrogenen muss den für die Patientin gegebenen Vor- und Nachteilen Rechnung tragen. Auf der Basis verschiedener Studien empfehlen die Fachleute heute die HET, vorausgesetzt, sie wurde vor dem 60. Lebensjahr und mindestens 10 Jahre nach Beginn der Menopause verordnet. In diesem Fall überwiegen die Vorteile die Nachteile. «Diese Behand- «ALS APOTHEKER IST ES UNSERE AUFGABE ZUZUHÖREN. ICH ERMUTIGE DIE FRAUEN, MIR IHR HERZ AUSZUSCHÜTTEN.» SARAH CARDOSO lung ist sehr wirksam bei verschiedenen Symptomen des Klimakteriums – beispielsweise bei Hitzewallungen oder Scheidentrockenheit. Hingegen ist sie nicht indiziert bei Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren oder sind», erklärt die Apothekerin. Gegenwärtig wird die Wirkung neuer Moleküle, beispielsweise Tibolon, erforscht. Sie versprechen Hilfe bei Hitzewallungen und regen die Libido an. Allerdings besteht der Verdacht auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. IN DER APOTHEKE GIBT ES KEINE TABUTHEMEN Hitzewallungen, Nachtschweiss, Herzklopfen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Angstzustände, Scheidenund Hauttrockenheit, Sexualstörungen, Kopfschmerzen, Haarausfall, Blähungen, Inkontinenz… Keine Panik, die Liste der Symptome ist zwar lang, aber nicht alle Frauen sitzen im gleichen Boot. Einige bringen die Sache hinter sich und leiden dabei an keinem einzigen dieser Symptome, andere wiederum sind nur von einigen betroffen. Die begleitenden Veränderungen und physischen Symptome der Menopause können als Verlust der Verführungskraft empfunden werden und das Selbstwertgefühl als Frau schädigen. «Sie brauchen es nicht allein durchzustehen! Unsere Aufgabe als Apotheker basiert auf Zuhören. Auf Wunsch kann es in einem geschützten Raum zum Gespräch kommen.» LÖSUNGEN BEI SCHEIDENTROCKENHEIT Scheidentrockenheit steht ganz oben auf der Menopausen-Symptomeliste. Bedingt durch die verringerte Hormonproduktion kann es zum Austrocknen der Vaginalschleimhaut kommen, begleitet von Juckreiz, Reizungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. «Die Apotheke bietet eine Vielzahl von Lösungen und Empfehlungen im Gespräch. Die Anwendung eines Vaginalgels oder von Vaginalzäpfchen ermöglichen die Hydrierung und Pflege der angegriffenen Vaginalschleimhaut. Im freien Handel sind Gleitgele und Gleitcremes erhältlich, die vor dem Geschlechtsverkehr zu benutzen sind», erklärt Sarah Cardoso und fügt hinzu: «Auf Verschreibung des Arztes können lokal Östrogene singulär oder ergänzend zu einer Hormontherapie >> pharmacieplus | Herbst 2015 7 Gesundheit // Leitfaden IN HOMÖOPATHISCHER DOSIERUNG Die Homöopathie zeichnet sich durch ihre energetische, individualisierte Wirkung aus. Sie bietet in der Tat zahlreiche Mittel, die je nach Symptom aber auch nach dem Charakter der betroffenen Person und nach deren Erlebtem ausgewählt werden. Dabei versteht sich von selbst, dass die persönliche Befragung von vorrangiger Bedeutung ist, die Feststellung dessen, was uns quält, uns leiden lässt, unsere Bedürfnisse, Wünsche… Bei Hitzewallungen wird der kompetente Apotheker nach einem Gespräch mit der Kundin deren Bedürfnisse so genau wie möglich benennen: Lilium tigrinum 5 CH bei Angstzuständen, Lachesis mutus 5 CH, wenn man nichts um den Hals oder die Taille erträgt, Sulfur 5 CH bei konstanter Hitze, vor allem im Bereich der Schädeldecke… benutzt werden.» Daneben werden bei Scheidentrockenheit in der Apotheke bestimmte, auf die Alltagshygiene abgestimmte Intimpflegeprodukte empfohlen. DIE TUGENDEN DER PFLANZEN Unabhängig davon, ob man sich für eine Hormonbehandlung entscheidet oder nicht – der sanfte Weg der Ärzte bleibt wertvoll. «Pflanzen bieten reale Hilfe und wir schlagen in der Phytotherapie, der Aromatherapie und vor allem bei den Pflanzentinkturen zahlreiche Präparate vor. Dazu stellen wir der Kundin zunächst eine Reihe von Fragen, um sie bestmöglich nach persönlichen Vorlieben zu beraten.» Als Experte in Sachen Medikamente und Pflanzen kann der Apotheker Phytoöstrogene vorschlagen, die über ähnliche Merkmale verfügen wie Hormone. Dazu zählen u. a. die Traubensilberkerze, der Hopfen und die Sojabohne. «Diese Pflanzen haben ihre Wirksamkeit unter Beweis gestellt und ermöglichen eine globale Behandlung der verschiedenen, in Verbindung mit 8 pharmacieplus | Herbst 2015 der Menopause auftretenden Symptome.» Die Auswahl ist riesig und die Liste nicht umfassend: Salbei bei exzessivem Schwitzen, Johanniskraut bei Depressionen und Stimmungsschwankungen, Passiflora und Baldrian bei Schlafstörungen, Rotklee bei Hitzewallungen, Guarana und Ginseng bei Müdigkeit, Frauenmantel bei Wechseljahrbeschwerden… Eine weitere beliebte Therapie: die Spagyrik. Hier handelt es sich um subtile Essenzen, die nach besonderen alchemistischen Verfahrensweisen hergestellt werden. Der Experte schlägt in der Folge jene Präparate vor, die den speziellen Bedürfnissen Wertvolle Verbündete bei Stimmungsschwankungen oder Schlafbeschwerden: Kamillen- oder Baldriantee, Sport, Entspannungstechniken, Akupunktur… der Patienten entsprechen und dies in vielen Bereichen. «Die heilende Kraft von Pflanzenmischungen hilft, das physische und psychische Gleichgewicht wiederzufinden und es zeigen sich gute Ergebnisse bei Hitzewallungen, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Angstzuständen… Spagyrika können verdünnt oder unverdünnt, als Tropfen oder Spray verabreicht werden.» NÄCHTE OHNE SCHWITZEN Gelegentlich wird der Eintritt in die Menopause von Nachtschweiss begleitet. So können Sie vorbeugen: Vermeiden Sie zu lange Aufenthalte in der Sonne, zu heisses Duschen oder Baden bzw. zu abrupte Temperaturveränderungen. > Erfrischen Sie sich: Gesichtsspray, Eisbeutel, kalte Dusche, kalter Waschlappen, Temperatur im Schlafzimmer abkühlen. > Tragen Sie bevorzugt Kleidung aus Naturfasern, Jacken, Gilets, Schals und Umhänge... die sich leicht ablegen lassen. > Kühle Getränke bei Hitzewallungen, Alkohol meiden. Mehr dazu www.frauundherz.ch Interessant zu lesen «Tout savoir sur: Les plantes pour la femme», Prof. Kurt Hostettmann, Favre, 2008.