Wechseljahre - Fit und gesund durch die Zeit der Abänderung Markus Eberhard Chefarzt Frauenklinik Katrin Breitling Leitende Ärztin Frauenklinik /KB Was verändert sich im Körper? reproduktive Phase geht zu Ende Zusammenspiel von Gehirn, Eierstöcken und Gebärmutter mit dem Ziel, eine Schwangerschaft zu ermöglichen, erlischt die Produktion von Östrogenen (weibliche Geschlechtshormone) wird geringer zyklische Hormonschwankungen fallen weg /KB Weibliches Geschlechtshormon «Östrogen» steuert den weiblichen Menstruationszyklus. hemmt den Knochenabbau. beugt Gefässverkalkung vor. lässt weibliche Körperform entstehen. begünstigt Wassereinlagerung in Haut und Schleimhaut. /KB Menopause Die im Eierstock verbliebenen Zellen reagieren nicht mehr auf die im Gehirn gebildeten Hormone. Der Östrogenspiegel im Körper sinkt. Die Menstruationsblutung bleibt aus. Die letzte vom Eierstock gesteuerte Blutung (Menopause) erfolgt bei Schweizerinnen durchschnittlich im Alter zwischen 45 und 54 Jahren. /KB Zeitlicher Verlauf Hormonelle Veränderungen beginnen ab dem 40. Lebensjahr. Die Eizellreifung ist kürzer. Die Menstruationszyklen werden kürzer. Das Klimakterium (Wechseljahre) ist eine Zeitspanne. Die Wechseljahre sind individuell unterschiedlich lang. Sie können bis zu 20 Jahren andauern. /KB Einflüsse auf das «Menopausen»Alter Rauchen Ernährung Genetische und regionale Unterschiede Erkrankungen Autoimmunerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, Virusinfektionen, Radio- und Chemotherapie Entfernung der Gebärmutter /KB Wie kommt es zum «Hormonmangel»? Erschöpfung der Eierstockfunktion durch programmierten Zelltod (Apoptose) der Eibläschen (Follikel) Von 1-2 Millionen Eibläschen zum Zeitpunkt der Geburt gibt es zum Zeitpunkt der Menopause nur noch etwa 1000. Abnahme der Hormonproduktion im Eierstock Östrogene werden aus Vorstufen der männlichen Geschlechtshormone gebildet = «Aromatisierung» im Eierstock und in der Nebennierenrinde, im Fettgewebe, der Muskulatur und der Haut. /KB Symptome «klimakterisches Syndrom» Beschwerden Häufigkeit in % Nervosität / Reizbarkeit 90 Müdigkeit / Antriebslosigkeit / Leistungsabfall 80 Hitzewallungen / Schweissausbrüche 70 Depressive Verstimmung / Weinkrämpfe 70 Kopfschmerzen 70 Vergesslichkeit / Konzentrationsschwäche 65 Gewichtszunahme 60 Schlafstörungen 50 Gelenk- und Muskelbeschwerden 50 Herzbeschwerden 40 Obstipation 40 Libidoverlust 30 Schwindel 20 /KB Hitzewallungen …nehmen zu durch Stress (Aufregung, Ärger, Freude) Heisse Speisen und Getränke Kaffee Alkohol warme Umgebung Medikamente …nehmen ab durch kühle Umgebung /KB Larviertes «klimakterisches Syndrom» Wechseljahresbeschwerden bei noch regelmässiger Menstruationsblutung Vorliegen von unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit Nervosität Stimmungsschwankungen Schlafstörungen Harninkontinenz Muskelschmerzen Herzrasen Angst- und Panikattacken /KB Haut und Haar Die Haut wird dünner und verliert an Elastizität. Die Fähigkeit der Wundheilung lässt nach. Die Fähigkeit der Haut, Wasser zu speichern, geht zurück. Da insgesamt die Fähigkeit zu Hauterneuerung nachlässt, hat das UV- bzw.! Tipp: Sonnenlicht eine stärker schädigende Wirkung. ausreichend Trinken, genügend Schlaf und Haarausfall an der Kopfhaut und Cremes, verstärkter Haarwuchs an Bewegung, rückfettende Hautmassagen Oberlippe, durch Überwiegen der männlichen Hormone. undKinn Durchblutungsförderung z.B. Kneippanwendungen /KB Seele und Gemüt Im allgemeinen haben Östrogene einen erregenden und aktivierenden Effekt auf das Zentralnervensystem. ! Tipp: Häufig bemerken Frauen eine Veränderung der Stimmungslage. Reden Sie mit Ihrer Familie, Freunden Die Symptomatik kannIhren vielfältig sein: oder Ihrem behandelnden Arzt darüber. Reizbarkeit / Aggressivität, Antriebslosigkeit / Depressionen Angst- und Panikattacken, Mutlosigkeit Treten die Symptome zusammen mit Hitzewallungen auf, kann eine Hormonbehandlung hilfreich sein. /KB Blase und Beckenboden Die Schleimhäute des Genitaltraktes werden vermindert durchblutet. ! Tipp: Die Scheide wird empfindlicher und verletzlicher. Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit (30ml/kg Körpergewicht), Beckenboden verliert an pflegen Sie auch denDer Intimbereich Elastizität. regelmässig und trainieren Sie Ihren Beckenboden. Gehäufte Scheideninfektionen, Blasenbeschwerden, Senkungsbeschwerden und Inkontinenz können die Folge sein. /KB Sexualität Östrogenmangel verursacht auch eine gewisse Grössenabnahme der Scheide. ! Tipp: Etwa die Hälfte der Pflegen Frauen nach der Menopause leiden unter Sie auch den vaginaler Trockenheit. Intimbereich regelmässig mit rückfettenden Salben. Die Scheidenschleimhaut wird durch Geschlechtsverkehr häufiger verletzt. Schmerzen, Juckreiz und Brennen sind die Folge. /KB Fettstoffwechsel Der Östrogenmangel nach der Menopause hat erhebliche Auswirkungen: Das Gesamtcholesterin steigt um 25%. Fettstoffwechselstörungen nehmen zu. Die Entstehung von Gefässverkalkungen nimmt zu, das Risiko von Herzkreislauferkrankungen steigt. /KB Herz und Kreislauf Die Rate an Herzinfarkten steigt nach der Menopause deutlich an. Östrogene wirken gefässerweiternd und stabilisieren den Blutdruck. Nach der Menopause fehlt dieser schützende Effekt. /KB Knochen - Osteoporose Ursachen: Östrogenmangel belastete Familienanamnese, Bewegungsmangel, Kalzium- und Vitamin D-Mangel, Schilddrüsenüberfunktion Kortikoide systemische Knochenerkrankung mit verringerter Knochendichte und veränderter Knochenarchitektur Folge: erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen. Menopause beschleunigt Knochenabbau. Rauchen, übermässiger Kaffee- und Alkoholgenuss verstärken dies /KB Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie wirken diese? /KB Nicht hormonelle Behandlung Pflanzliche Präparate Phytoöstrogene (Soja) Gels, Cremes, Lotionen Antidepressiva Entspannungstechniken (Yoga) Spezielle Medikamente gegen Osteoporose /KB Traubensilberkerze Cimicifuga racemosa Vorkommen in der gemässigte Zone der nördlichen Hemisphäre mehrjährige Pflanze aus der Familie der Hahnenfussgewächse Im Frühsommer werden Blüten in langen schmalen Trauben gebildet, deren unangenehmer Geruch Insekten fern halten soll. Als Arzneimittel verwendet wird das nach der Fruchtreife im Herbst gesammelte, getrocknete und geschnittene Wurzelgeflecht /KB Traubensilberkerze Cimicifuga racemosa Gesamtextrakt wichtig widersprüchliche Ergebnisse Studienergebnisse über die Wirkung Tagesdosis: 40mg getrockneter Wurzelstock neurovegetative oder psychische Effekte nach ca. 2-4 Wochen Nebenwirkungen sind selten /KB Salbei Salvia officinalis Vorkommen in Süd- und Mitteleuropa an wärmeren Orten 50-100cm verholzender Strauch mit einer Blüte 1,7-3 cm lang und Blütezeit Mai bis Juli Als Arzneimittel verwendet werden getrocknete Laubblätter, die ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Triterpene, Steroide und Flavonoide enthalten. /KB Salbei Salvia officinalis Wirkung: gegen Bakterien, Pilze und Viren, fördert Wundheilung und Sekretbildung, schweisshemmend Nebenwirkungen (nur bei Überdosierung): Herzrasen, Hitzegefühl, Schwindel Anwendung: bei Hitzewallungen und Schwitzen, bei Mund- und Rachenentzündungen, bei lokalen Entzündungen und Darmbeschwerden /KB Phytoöstrogene Phytohormone sind aus Pflanzen stammende Verbindungen, die im Körper hormonähnliche Wirkungen auslösen. Phytoöstrogene haben sowohl östrogene als auch antiöstrogene und antioxidative Effekte. Die asiatische Ernährung ist reich an Phytoöstrogenen. Phytoöstrogene sind enthalten vor allem in Soja, Rotklee und Lein sowie in Nahrungsmitteln wie Gemüse, Beeren, Getreide, Hülsenfrüchte, Samen. /KB Stoffwechsel der Phytoöstrogene biologische Aktivität nach Passage des Magendarmtraktes nach Menopause Bindung an Östrogenrezeptor mit östrogenähnlicher Wirkung natürliche Modulatoren am Hormonrezeptor Gleichwertigkeit von Flavonoiden und Östrogenen in Studien nachgewiesen unterschiedliche Angaben über Wirksamkeit von Soja und Sojaprodukten /KB Gibt es Gründe für eine Hormonbehandlung? Lebensqualität, Sozial- oder Berufsleben erheblich beeinträchtigt alternative Methoden nicht erfolgreich vorzeigte Menopause Wunsch der Frau /KB Wie wirkt eine Hormonbehandlung? Natürliche Östrogene sind die wirksamste Möglichkeit der Behandlung der Wechseljahresbeschwerden: vermindern Hitzewallungen. vermindern nächtliche Schweissausbrüche. vermindern vaginale Trockenheit. beeinflussen den Knochenstoffwechsel positiv. beeinflussen den Fettstoffwechsel positiv. je nach Beschwerden und Situation Kombination mit Gelbkörperhormonen (Progesteron) oder männlichen Geschlechtshormonen (Testosteron) je nach Situation zyklische oder kontinuierliche Anwendung /KB Hormonelle Behandlung Tabletten für die tägliche Einnahme Pflaster für Anwendung 2 mal / Woche Gels Zäpfchen Spritzen Spirale /KB Warum nehmen / bekommen nicht alle Frauen eine Hormonhandlung? /KB Hormone «Ja» oder «Nein» ? /KB Die Zeit nach 2002… «Only bad news is good news» Diverse Studien mit guter Evidenz: Danish Osteoporosis Prevention study Nurses Health Study (NHS) (fortlaufend, auch vor 2002) UK’s General Practice Research Database Diverse fortlaufende Kohortenstudien (EPIC/ESTHER/E3N) /KB /KB Warum nehmen / bekommen nicht alle Frauen eine Hormonhandlung? Hauptlektionen der «WHI-Studie»: kein Mittel zur Vorbeugung von HerzKreislauf-Erkranungen zur Verschreibung braucht es einen Grund (Indikation) keine generelle Verschreibung Beginn der Hormonbehandlung vor dem 60. Lebensjahr - im «günstigen Fenster» /KB Wann ist eine menopausale Hormontherapie nötig und wie wirkt diese? /KB Wechseljahresbeschwerden wirksamste Therapie bei Hitzewallungen und vaginaler Trockenheit Verbesserung von Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Nervosität Hemmen des Überwiegens der männlichen Hormone, damit weniger Akne, weniger fettige Haut, weniger Haarausfall, weniger «männlicher» Haarwuchs geringere altersbedingte Gewichtszunahme als ohne Hormontherapie /KB Vorbeugung von Knochenbrüchen Unter Hormontherapie sinkt das Risiko, eine Knochenbruch zu erleiden um 25 bis 40% Eine Hormontherapie begünstigt die Elastizität der Bandscheiben. Bei früher Menopause (vor 45. Lebensjahr) kann die Hormontherapie die Knochendichte erhalten und damit ein erhöhtes Frakturrisiko verhindern. /KB Herz-Kreislauf-Erkrankungen Wichtigste Vorbeugung: Verzicht auf Rauchen, Gewichtsreduktion, Blutdrucksenkung, regelmässiges körperliches Training. Eine Hormontherapie, begonnen vor dem 60. Lebensjahr, kann aber: das Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefässe reduzieren. das Risiko für eine Erkrankung an Diabetes mellitus Typ II senken. /KB Brustkrebsrisiko und Hormontherapie Risikofaktor Risikoverhältnis Blutfette normal : erhöht 1:1.6 60% Alter bei erster Geburt 20 Jahre : 35 Jahre 1:1.4 40% Menarchealter 14 Jahre : 11 Jahre 1:1.3 30% Zahl der Geburten Mehrere : keine 1:1.3 30% Alkoholkonsum nein : > 20 g täglich 1:1.3 30% Hormontherapie nie : > 5 Jahre 1:1.25 25% Dauer des Stillen 5 Jahre : nie 1:1.2 20% Körperliche Aktivität aktiv : inaktiv 1:1.2 20% Antibaby – Pille nie : Einnahme 1:1.1 10% /KB relative Risikoerhöhung /KB Brustkrebsrisiko und Hormontherapie /KB Hormone und Darmkrebs Studien zeigen, dass die kombinierte Hormonpräparate das Risiko für Darmkrebs senken können. Dies wurde belegt, wenn die Hormone in Tablettenform eingenommen wurden. Eine familiäre Häufung von Darmkrebs allein ist aber kein Grund für eine Hormonersatztherapie. /KB Wie halte ich mich fit? positive Einstellung gesunde ausgewogene Ernährung massvollen Umgang mit Genussmitteln viel Trinken von kalziumreichem Mineralwasser viel Bewegung an frischer Luft Sport mehrmals pro Woche ausreichender Zufuhr von Kalzium Entspannung /KB 10 Tipps für den Alltag • Sparen Sie das Geld für Wundermittel gegen das Älterwerden! • Wertschätzen Sie die Vorteile der Menopause: Ende der (schmerzhaften) Monatsblutungen, Ende der zyklischen Stimmungsschwankungen, Sexualität ohne Nachdenken über Verhütung! • Schaffen Sie sich Erholungsinseln im Alltag! • Ausdauersportarten helfen gegen Wechseljahresbeschwerden. • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit. /KB 10 Tipps für den Alltag • Entspannungstechniken wie Yoga, Qi Gong, Pilates beeinflussen Balance und Körperhaltung positiv. • Meiden Sie scharfe Gewürze, zu viel Kaffee und Alkohol! • Geniessen Sie stattdessen schlaffördernde Kräutertees mit Honig am Abend vor dem Schlafen gehen. • Lüften Sie regelmässig und achten Sie auf ausreichende Raumfeuchte. • Falls Sie nachts erwachen, wälzen Sie nicht stundenlang. Stehen Sie auf und tun Sie etwas Entspannendes oder Sinnvolles, bis Sie wieder müde werden. /KB Wechseljahe /KB /KB