Hormontherapie ja oder nein? Das sollten Sie über die Hormonbehandlung während und nach den Wechseljahren wissen. Besprechen Sie Ihre Situation mit Ihrem Arzt! Allgemeines Nicht jede Frau benötigt eine Hormonersatzbehandlung, ausser bei früher und vorzeitiger Menopause vor dem 51. Lebensjahr. Hormone sind potente Substanzen und keine Lifestyle-Produkte. Keine Hormontherapie darf ohne sorgfältige individuelle Abklärung und Abwägung von Nutzen und Risiko begonnen werden. Die Indikation muss alljährlich überprüft werden. Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile einer Hormontherapie müssen das Alter, das Gewicht, persönliche Risikofaktoren wie zum Beispiel familiäre Veränderungen in der Blutgerinnung sowie der Zeitpunkt der Menopause berücksichtigt werden. Ohne spezielle Begründung sollte eine Hormontherapie nicht später als 10 Jahre nach Eintritt der Menopause und nicht nach dem 60. Lebensjahr begonnen werden. Heute weiss man, dass es entscheidend ist, die Hormonbehandlung innerhalb dieses günstigen Fensters zu starten, damit der Nutzen die Risiken überwiegt. Später kippt die Nutzen-Risiko-Bilanz. Bei korrekter Anwendung vor dem 60. Lebensjahr ist der Nutzen grösser als die Risiken. Die Gesamtsterblichkeit ist bei Frauen unter einer Hormontherapie niedriger als bei Frauen ohne Hormoneinnahme. Eine Hormonbehandlung sollte mit einer möglichst niedrigen Östrogendosis begonnen und bei Bedarf angepasst werden, um Nebenwirkungen und Risiken möglichst gering zu halten. Das gilt auch für die Gestagene. Bei jeder Hormonbehandlung, die länger als fünf Jahre dauert, muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung gemacht werden. Für die begründete Fortführung einer Hormontherapie gibt es dagegen keine zwingende obere Begrenzung. Besonderes Der Östrogenmangel verursacht einen beschleunigten Verlust von Knochenmasse und erhöht somit das Risiko von Knochenbrüchen. Sexualhormone haben nicht nur eine zentrale Bedeutung für die Fortpflanzung, sondern auch für Stoffwechsel, Knochen, Herz-Kreislauf sowie das körperliche und seelische Wohlbefinden. Die Östrogentherapie hat eine günstige Wirkung auf Haut, Schleimhäute von Augen, Mund und Nase sowie Muskeln und Gelenke. Eine sachgerechte Hormontherapie verhindert dies und senkt die Frakturrate an Wirbelkörper und Schenkelhals. Das Risiko für venöse Throm- bosen und Embolien ist bei Einnahme von Östrogentabletten insbesondere zu Beginn einer Hormonersatztherapie leicht erhöht. Besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Lungenembolien, sollte die Hormontherapie über die Haut und nicht mit Tabletten erfolgen. Auch bei erhöhtem Blutdruck sollen Östrogene über die Haut verabreicht werden. Eine längerfristige alleinige Gabe von Östrogenen erhöht das Risiko für Gebärmutterkrebs, weshalb bei Frauen mit intaktem Uterus zusätzlich Gestagene, das heisst Gelbkörperhormone, verabreicht werden. Das mögliche Brustkrebsrisiko unter einer Hormontherapie ist klein. Wird die Behandlung mit Östrogenen allein bei normalgewichtigen Frauen nach der Menopause erstmals begonnen, steigt in den ersten 15 Jahren das Brustkrebs- risiko nicht an, bei übergewichtigen Frauen sinkt das Risiko. Die zusätzliche Gabe von Gestagenen, das heisst Gelbkörperhormonen, beeinflusst das Brustkrebsrisiko je nach der gewählten Kombination ab einer Anwendungsdauer von 5 bis 6 Jahren in unterschiedlichem Ausmass. Nicht alle Gestagene sind gleich. Das körperidentische Progesteron hat bei peroraler Gabe einen schlafverbessernden und beruhigenden Zusatznutzen. Checken Sie die Symptome auf www.sprechzimmer.ch/wechseljahre Dieses Merkblatt wurde von Prof. Martin Birkhäuser, Ehrenpräsident der Europäischen Menopausengesellschaft, durchgesehen und gebilligt. schweizer hausapotheke 9/13 33