12.35 Organisationsplan Mastitislabor 1. Genehmigung: Bei der

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Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Dr. G. Kreher, Dr. E. Stamnitz, Dr. M. Kreher, Bad Liebenwerda
12.35 Organisationsplan Mastitislabor
1. Genehmigung:
Bei der beschriebenen Diagnostik wird mit Krankheitserregern gemäß
Infektionsschutzgesetz (insbesondere §44ff) gearbeitet (Risikogruppe 2). Das
Infektionsschutzgesetz regelt u.a. erlaubnispflichtige (§ 44) und erlaubnisfreie (§ 45)
Tätigkeiten. Darüber hinaus finden die Biostoffverordnung, die TierseuchenerregerVO und die TRAB 100 Gültigkeit. Entscheidend ist Art und Umfang der Tätigkeiten.
Die zuständige Behörde ist das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz.
Die Methode im Milchviehbetrieb oder in der Tierarztpraxis ist erlaubnisfrei, jedoch
anzeigepflichtig. Dabei müssen folgende Anforderungen erfüllt sein.




Die Räumlichkeit entspricht Laborbedingungen, die nach TRAB 100 für Arbeiten
mit Erregern der Risikogruppe 2 gelten (gekennzeichneter seperater verschlossener
Raum, Zutrittsbeschränkung, Belüftung, Hygieneplan)
Der Umgang mit beimpften Platten und deren Kulturen (Bewertung,
Behandlungsanweisung, Entsorgung) obliegt dem Tierarzt
Es liegt ein Organisationsplan für das Labor vor, in dem die Räumlichkeiten,
Hygiene, Zutritt, Verantwortlichkeit, Arbeitsanweisung, Entsorgung berücksichtigt
werden
Der Tierarzt übernimmt die fachliche Verantwortung für Sicherheit, Arbeitsschutz,
Sicherheitsunterweisung, Hygiene und Durchführung vor Ort und muss die
Diagnostik bei der Behörde anzeigen
Aufgrund der einzureichenden Unterlagen prüft die Behörde, ob die Tätigkeiten mit
Krankheitserregern aufgenommen werden können. DerTierarzt stellt den Antrag.
Verstöße gegen die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes entsprechend §§ 7375 können mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden.
2. Räume:
Die Diagnostik findet ein einem seperaten Raum statt, der verschlossen zu halten ist,
belüftbar, mit Sichtfenster. Die Oberflächen sind glatt und abwischbar. Es ist
ausreichend Licht vorhanden. Es werden die Anforderungen nach TRAB 100 für
Biostoffe der Gefahrenstufe 2 erfüllt. Der Raum ist von außen als Labor
gekennzeichnet.
Zugangsberechtigt sind nur der betreuende Tierarzt und der Herdenmanager. Der
Tierarzt ist der Laborleiter, stellvertretend der Vertretungstierarzt.
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Erstellt am 28.10.2014 von Mi, genehmigt am 28.10.2014 von Mi, geändert am 30.10.2014, von Mi
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3. Hygieneplan:
Für alle Mitarbeiter liegen weiße Kittel und Handschuhe bereit.
Die Arbeitsflächen sind täglich mit dem Flächenwischdesinfektionsmittel zu
behandeln. Die Durchführung ist vom Laborleiter zu dokumentieren.
Die Hände sind nach jeder Arbeit zu desinfizieren (Desinfektionsmittelspender
„SoftaMan visco rub“).
Es gelten allgemeine persönliche Hygienebestimmungen für die Arbeit in Laboren
entspr. Biostoffverordnung (kein Essen und Trinken bei der Arbeit, Händedesinfektion
nach jeder Arbeit mit der Diagnostik). Eine Augendusche steht bereit.
Im Umgang mit Wasserstoffperoxid 3% liegt das Sicherheitsdatenblatt bereit.
Der Laborleiter führt einmal jährlich eine aktenkundige Sicherheitsunterweisung nach
Biostoff VO, TRAB 100 und Inf.Sch.G durch.
Was
Wann
Wie
Womit
Wie
lange
Wer
Hygienische
Händedesinfektion
Vor und nach
der Arbeit im
Labor
Einreiben,
trocknen lassen
„Softa-Man
Visco Rub“
1 min
TA,
Herden
manager
Arbeitstischstisch
1x täglich
Reinigen und
desinfizieren,
fertige Lösung
„Medichen
Desinfektionsfeuchttüchern“
1min
TA,
Herden
manager
4. Entsorgung:
Die Entsorgung der infektiösen Platten, Tupfer, Objektträger erfolgt nach jedem
Arbeitstag in einem beschrifteten Sondermüllkanister über den infektiösen Praxismüll
der Tierarztpraxis. Dazu steht ein Sondermüllbehälter bereit. Ein Zugriff Dritter ist
nicht möglich.
Die Verantwortung liegt bei dem Tierarzt, die Bereitstellung der Materialien erfolgt
ebenso nur über den betreuenden Hoftierarzt.
5. Zweck der Untersuchung:
Bei der Therapie der klinischen Mastitis des Rindes kann man den aktuellen
Erwartungen an einen verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatz und eine
evidenzbasierte Therapie nur mit einer schnellen Diagnostik gerecht werden. Das Ziel
besteht darin, innerhalb von 20h nach Erkennung der Mastitis mittels Kultivierung im
Stall oder der Tierarztpraxis, den krankmachenden Erreger zu identifizieren und ab 2.
Tag der Behandlung die Therapie erregerspezifisch auszurichten.
Die Erreger St. aureus, KNS, Sc+ (Str. uberis), Sc- (Str. agal., Str. dysgal., Str. canis
u.a.) und E. coli können damit einfach erkannt werden. Die Wahl des Antibiotikums
erfolgt nach Antibiogrammen, das man regelmäßig mind. 2x pro Jahr von
akkreditierten Milchlaboren anfertigen lässt. Mit diesem Resistenzspektrum lernt man
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jeden Erreger im Betrieb kennen. Die Wahl zur Behandlung fällt auf ein Antibiotikum,
bei welchem zu keinem Zeitpunkt Resistenzen aufgetreten sind.
Aus der Kenntnis des Erregers ergeben sich auch wertvolle Hinweise zur
Behandlungsdauer. Bei Coliinfektionen wird die Antibiotikagabe ins Euter am
Folgetag sofort beendet, weil der Erreger nur kurz im Euter verbleibt und der Schaden
durch die gebildeten Toxine entstehen. Die Therapie konzentriert sich auf
Schmerzmittel, Flüssigkeitsgabe (z.B. Drench) und anderes. Hier spart man
Antibiotika und Wartezeit ohne das Risiko einer verminderten Ausheilungsrate.
Infektionen mit Str. uberis sollten über einen längeren Zeitraum behandelt werden (5
Tage), weil damit der Erreger eliminiert werden kann und eine erneute Infektion
weniger wahrscheinlich wird.
Bei bakteriologisch negativem Befund (evtl. auch bei KNS) kann gänzlich auf ein
Antibiotikum verzichtet werden. Alternativ stehen Enzympräperate, planzliche Stoffe
oder Entzündungshemmer zur Verfügung.
Die Grenzen der Betriebsdiagnostik erstrecken sich auf die Unterscheidung wichtiger
Streptococcen (St. canis, St. dysgalactiae, St. agal.) und der seltenen Erreger
(Mykoplasmen etc.).
Bei der Milchprobenuntersuchung sollen Mastitiserreger
nachgewiesen werden. Es werden folgende Erreger untersucht:
-
mikrobiologisch
Staphylokokkus aureus
Koagulase Negative Staphylokokken (KNS)
Äsculin positive Streptokokken (SC+): Str. uberis
Äsculin negative Streptokokken (SC-): Str. agalactiae, Str. dysgal.
Escherichia coli
Das Verfahren ist ebenfalls hilfreich bei der Auswahl zum selektiven Trockenstellen
ohne Antibiotika.
Das Verfahren wird bei jedem tierärztlichen Besuch mindestens wöchentlich vom
Tierarzt durchgeführt. Das Ausstreichen und ansetzen der Kultur kann von einem
geschulten Herdenmanager vorgenommen werden. Dem Tierarzt obliegt die
Verantwortung zur Verfahrenskontrolle, Durchführung und Sicherheit.
6. Grenzen des Verfahrens:
Enterococcen, Hefen, A. pyogenes, Prototheken, Mykoplasmen, Clamydien,
Pasteurellen und Nocardien und andere müssen in Speziellaboren diagnostiziert
werden.
7. Vorbereitung:
Die Milchprobe sollte steril entnommen werden (Anleitung zur sterilen
Milchprobenentnahme). Das Probenröhrchen wird wasserfest beschriftet
(Kuhnummer, Viertel).
8. Geräte:
- Sterile Milchprobe im beschrifteten Röhrchen, Folienstift
- Wattestäbchen, Zahnstocher
- Agarplatte von Oxoid: Columbia-CNA-Äsculin-Selektivnährboden/MacConkey
Nährboden Nr. 3 mod. (Art. PB5224E, Fa. Oxoid) Tel: 0281-1520, vorzugsweise
im Kühlschrank lagern
- Inkubator 36°C-38°C
- Objektträger
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-
UV-Lampe
H2O2 3%
9. Ablauf und Durchführung:
Die Petrischalen werden auf dem Deckel mit Kuhnummer, Viertel und Datum
versehen.
Beschriften der Agarplatte
Das jeweilige Milchröhrchen wird mehrmals geschwenkt, dann wird der Stöpsel
abgenommen und mit dem Wattetupfer in die Probenflüssigkeit getaucht und
anschließend mit jeweils 4 Strichen auf der geteilten Petrischale beidseits
ausgestrichen.
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Ausstreichen einer Milchprobe mit dem Tupfer
Die Bebrütung erfolgt im Brutschrank über mind. 20h bei 37+-1°C. Der Deckel der
Petrischale befindet sich während der Lagerung immer unten. Beim Ansetzen der
Probe erfolgt ein Eintrag im Laborbuch.
Die Bewertung erfolgt am nächsten Tag nach dem beiliegenden Organigramm.
Die Punkte 3 und 5 können vom geschulten Herdenmanager vorgenommen werden.
Die Punkte 6 und 7 incl. der Entsorgung sind ausschließlich vom bereuenden Tierarzt
zu übernehmen.
10. Beurteilung:
Die Bewertung beginnt mit dem Ansehen der Kultur. Eine Identifizierung eines
Erregers ist möglich, wenn auf allen 4 Impfstrichen ein gleichartiges Koloniebild
sichtbar ist und mind. 10 Kolonien dieses Bild zeigen (DVG-Leitlinien).
Wenn mehrere Kulturformen und Farben vorliegen, gilt die Probe als verunreinigt und
es kann kein ursächlicher Keim identifiziert werden.
E. coli:
Auf der farblosen Agarhälfte wachsen nur gram- Erreger (E. Coli).
Im Falle von E. coli sind die Kolonien pink und der Agar pink. Die Kulturen sind
einer schmalen hellen Zone umgeben.
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E. coli, viele Kulturen
Auf der roten Agarhälfte wachsen KNS, St. aureus, SC+ (Str. uberis) und SC- (Str.
agal., Str. dysgal.). Daher beginnt man bei Wachstum auf der roten Agarhälfte mit
dem Katalasetest. Man nimmt mit dem Zahnstocher 2-3 Kolonien ab und hält sie in
einen Tropfen H2O2 auf einem Objektträgergläschen.
Wenn sich dabei Bläschen bilden, handelt es sich um Staphylokokken (Str. aureus,
KNS). Wenn sich keine Bläschen bilden, handelt es sich um Streptokokken (Str.
uberis, Str. dysgal., Str. agal.).
Positiver Katalasetest: bei Bläschenbildung Staphylokokken (St. aureus, KNS)
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Negativer Katalasetest (keine Bläschenbildung) bei Streptokokken (Str. uberis, SC-)
KNS und Staph. Aureus:
KNS und Staphylokokkus aureus wachsen auf der roten Agarhälfte mit meist großen
Kolonien (1-2mm) in weiß bis gelber Farbe. Beim Katalasetest bilden sich Bläschen.
Der Unterschied der beiden Erreger liegt in der Hämolyse (Blutauflösung mit Verlust
der Rotfärbung um die Kolonie). KNS macht keine Hämolyse, St. aureus macht eine
doppelzonige Hämolyse um der Kolonie.
KNS in 11 Kulturen (auch gegen Licht keine Hämolyse)
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St. aureus mit zweizoniger Hämolyse auf dem Blutagar gegen Licht
(viele Kulturen sind aneinander gewachsen – als Strich sichtbar)
Streptokokken:
Streptokokken wachsen auf dem roten Agar mit kleinen grauen Kolonien. Beim
Katalasetest bilden sich keine Bläschen. Die Unterscheidung von SC+ (Äsculin
positive Streptokokken, Str. uberis) und SC- (Äsculin negative Streptokokken, Str.
agalactiae, Str. dysgal.) wird mit der UV-Lampe vorgenommen.
Str. uberis (SC+)
Der floreszierende Farbstoff Äsculin wird von Str. uberis (SC+) abgebaut. Die
bläuliche Fluoreszens unter UV-Licht geht verloren. Str. uberis wächst mit sehr
kleinen Kolonien.
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Str. dysgal. und Str. agal. (SC-) können den Farbstoff nicht abbauen. Unter der UVLampe fluoresziert die gesamte Agarhälfte bläulich.
Str. agal., Str. dysgal., Str. canis (SC-)
Wenn unterschiedliche Kolonien (in Farbe oder Form), dann liegt eine bei der
Entnahme verunreinigte Probe vor.
Verunreinigte Probe, keine Bestimmung möglich
Erreger
Staphylococcus
Aussehen
Allgemeine Therapieempfehlungen
1-2mm groß, gelblich, rund, kuhadaptiert, Übertragung im Melkstand,
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aureus
glänzend,
Katalase
+, 5 Tage lang behandeln, Infektionsgefahr,
doppelzonige Hämolyse;
subklinische
in
Trockenstehphase
Oft subklinische Infektion
therapieren,
Reservoire:
chronisch
Kranke
KNS (Koagulase
Negative
Staphylokokken)
SC+
(Streptococcus
uberis)
unterschiedlich groß, weiß
bis gelb, Katalase+, meist
keine Hämolyse
sehr klein, grau, Äsculin+
(unter UV-Licht anthracid
fluoreszierend)
nur bei schwerer Mastitis behandeln,
Hautkeim,
SC- (Str. dysgal., klein, grau, Äsculin Str. agal., Str.
canis)
Kolonie pink mit farbloser
E. coli
Zone um der Kolonie,
stinkend, teils verlaufend
mit unregelm. Form;
Erkrankung
mit
Allgemeinstörungen, Fieber,
Milch oft blutig wässrig
Unterscheidung nur im Speziallabor,
Achtung:
kuhassoziiert,
hohes
Übertragungspotential,
Sofort
behandeln,
Eutergängiges
Antibiotikum spritzen, Infusion Glucose,
Entzündungshemmer,
Schmerzmittel,
Drench, Oxytocin, sind nur kurz
nachweisbar, keine Therapie ins Euter
kuh- und euteradaptiert, über 5 Tage
behandeln, kein Oxytocin, kein häufiges
Ausmelken, bei schwerer Mastitis
zusätzlich spritzen, Reservoire: Stroh
11. Therapieempfehlungen:
Die Therapieempfehlungen werden vom betreuenden Tierarzt ausgesprochen. Sie
richten sich nach dem Erreger, der Schwere der Erkrankung, dem Wert und
Laktationsstadium des Tieres und den betriebsspezifischen Gegebenheiten.
Das zu wählende Medikament richtet sich nach den gesammelten Antibiogrammen
des Betriebes.
12. Vorteile für Verbraucher:



Evidenzbasiert: Antibiotika nur bei bakterieller Infektion, nicht bei BU-, im Sinne
der Antibiotikaleitlinien (nach Nachweis von Erregern),
Gezielter Antibiotikaeinsatz durch Erregerkenntnis und dessen vorliegenden
Antibiogramms aus Landeslabor aus vorherigen Untersuchungen (diese müssen
damit regelmäßig durchgeführt werden)
Einsparung von Antibiotika bei gleichzeitig höherem NSAID-Einsatz –
Tierschutzrelevanz, Schmerzmanagement
Vorteile für Tierarzt:

Neues Arbeitsfeld, wöchentlich BU Auswertung, mehr ITB durch Beratung der
Erreger, Ursachen, regelmäßig Antibiogrammauswertung, Beratung von
Behandlung
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
Behandlungsalternativen mit neuen Möglichkeiten: NSAID, Infusionen bei Coli,
alternative Therapien (pflanzlich, homöopathisch, enzymatisch), statt weniger
Antibiotika werden mehr andere Medikamente verbraucht
Vorteile für Landwirt:



Schnelle Erregerkenntnis führt zu Einsparung von Antibiotika, weniger Wartezeit,
bei besseren Heilungschancen
Rückschlüsse auf unsaubere Entnahme sieht er selber, ebenso Rückschlüsse auf zu
spätes Erkennen der Mastitis (Bsp. Colimastitis: Erreger ist trotz schwerer
Infektion nicht mehr nachweisbar, weil nur noch die Toxine das Tier schädigen)
Nutzung zum selektiven Trockenstellen
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