Bio-Eier-Produzent in der Kritik Bericht: Knud Vetten Es sind extrem

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Bio-Eier-Produzent in der Kritik | Manuskript
Bio-Eier-Produzent in der Kritik
Bericht: Knud Vetten
Es sind extrem grausame Bilder. Unglaublich - sie stammen aus Bio-Ställen. Zahlreiche tote
Legehennen. Unter den lebenden Tieren sind einige offenbar todkrank. Und sie sind fast
durchgängig miserabel befiedert. Bilder, von denen sich die Verbraucher mit Grausen
abwenden.
Verbraucher:
"Boah, das ist widerlich."
"Das ist eine Riesensauerei. Bin ich total dagegen. Ich bin eigentlich auch Tierfreund."
"Nein, oh Gott, oh nee, das ist ja ... nicht schön."
"Das ist wirklich Tierquälerei."
Die Aufnahmen wurden von der Tierschutzorganisation "Die Tierfreunde" gedreht. Selbst für
deren Mitglieder eine erschreckende Erfahrung:
Erasmus Müller, Die Tierfreunde:
"Das war für uns der größte Schock, das hatten wir so noch nicht gesehen. Das waren
Tiere, die kurz vorm Ausstallen waren, nehmen wir an. Da gab es sehr viele tote, sehr viele
Tiere, die nur noch am Boden lagen und verzweifelt atmeten."
Wir machen uns auf den Weg und wollen mehr zu den Hintergründen dieser Bilder aus dem
Biobereich wissen. Fahrt zur "Euro-Tier", einer riesigen Messe für Tierproduktion in
Hannover, um Willy Baumann zu treffen. Er ist seit mehr als 30 Jahren im LegehennenBereich tätig und hat in der Schweiz schon eigene Stallsysteme entwickelt. In Deutschland
berät er Biobauern und entwirft Richtlinien für die Verbände Demeter und Bioland. Auch der
Geflügelfachmann ist von den Aufnahmen entsetzt:
Willy Baumann, Geflügelexperte:
"Also wenn ich die ganze Herde anschaue, Ausfluss usw. die sind massiv krank, haben KoliEntzündungen, etc. Kurz vorm Sterben. Das sind Tiere, die müssten schon längst behandelt
worden sein, bzw. abgeschlachtet worden sein. Also so kann man eine Herde nicht weiter
legen lassen."
Doch offenbar wurden damals trotz der katastrophalen Zustände immer noch Eier
produziert. Wir fahren zu dem Betrieb. Es handelt sich um den Bio-Geflügelhof von Heinrich
Tiemann. Der Unternehmer - hier Aufnahmen aus dem Jahr 2003 - ist ein ganz Großer in der
Biobranche, hat seine Ursprünge in der konventionellen Haltung. Eine halbe Million Bio-Eier
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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produziert das Tiemann-Unternehmen mit seinen Partnern - laut eigenen Angaben - pro Tag.
Demnach soll er mit seiner Firma Wiesengold auch der größte Vermarkter in diesem Bereich
sein.
Heinrich Tiemann ist an diesem Nachmittag nicht da, doch wir bekommen eine
Handynummer. Auf unseren Anruf reagiert er abweisend. Unter anderem seit der FAKTReportage "Wie billig kann Bio sein?" habe er vorläufig entschieden, keine Reporter des
öffentlich rechtlichen Rundfunks mehr zu empfangen.
Reporter: "Bei ihnen kommt niemand auf den Hof."
Auf seinen Internetseiten hört sich das ganz anders an:
Zitat:
"...wir pflegen eine offene Kommunikation zum Markt. Diese ist notwendig, um unser
wichtigstes Gut, die Glaubwürdigkeit, zu pflegen."
So klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Auch die hier öffentlich
präsentierten Tiere sehen ganz anders aus, als die im Stall.
Beim Demeter-Bauern Carsten Bauck läuft es anders. Von einem auf den anderen Tag
bekommen wir einen Termin. Er hat 1.800 Tiere pro Stall, auch nicht wenige. Auch diese
Legehennen befinden sich kurz vor der Schlachtung, ganz am Ende einer Legeperiode also.
Das heißt, Legehennen müssen nicht so aussehen.
Carsten Bauck, Demeter Bauer:
"Ah! Völlig inakzeptabel. Und das Tier sieht seit vielen, vielen Tagen so aus! Das sind
Bilder, die eine Bio-Kontrollstelle nicht akzeptieren wird. Das sind Bilder, die das
Ministerium nicht akzeptieren wird. Das Veterinäramt müsste einschreiten."
Das zuständige Veterinäramt des Landkreises Diepholz hat die Tiere vor der Schlachtung
tatsächlich gesehen. Ein Interview vor laufender Kamera bekommen wir nicht. Dem Amt sei
die schlechte Befiederung schon negativ aufgefallen. Jedoch habe man weder sterbende
noch tote Legehennen im Stall vorgefunden. Ob die Tiere zu Suppenhühnern verarbeitet
wurden oder deren Fleisch in Fertigprodukten landeten, will der Landkreis aus
Datenschutzgründen nicht verraten.
Für Willy Baumann ist es ein grundsätzliches Problem, Lebensmittel von solchen Tieren zu
konsumieren.
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Willy Baumann, Geflügelexperte:
"Wenn das ein Öko-Stall ist, werden die Eier von den anderen Tieren, die da
rumvegetieren, die werden als Öko-Eier verkauft in den Läden. Das ist für mich
verantwortungslos. Das reicht auch nicht, dass ich sage verantwortungslos, das ist viel
schlimmer. Weil die Verantwortung, die der Mensch übernimmt für die Nutztierhaltung,
die wird hier im krassesten missbraucht."
Viele Verbraucher dürften das ähnlich sehen. Sie wollen keine Lebensmittel von gequälten
Kreaturen, sie wollen vielmehr Transparenz, gerade wenn sie Bio kaufen.
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