ArtBellwald gegründet

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WALLIS
Donnerstag, 13. August 2009
7
«Was, das kann eine Holzkiste?»
Der Perkussionist Michael Jeitziner spielt leidenschaftlich das Cajón
«Was spielst du für ein Instrument?» «Das Cajón.» «Was?»
«Das Cajón. Sieht etwa so aus
wie eine Holzkiste.»
Diese Antwort musste der Natischer Michael Jeitziner schon
einige Male geben, als er nach
seiner musikalischen Tätigkeit
gefragt wurde.
Michael Jeitziner nahm während sieben Jahren Schlagzeugunterricht. Er vernachlässigte jedoch immer mehr das
Üben. Der Anreiz fehlte. So
kam es, dass er sich auf dem
Cajón versuchte und merkte,
dass sehr viel hinter diesem
Instrument steckt. Mehr als er
erwartete. «Tja . . . mein erster
Versuch auf dem Cajón war
nicht gerade ein Erfolg. Es war
schwieriger, als ich zuerst annahm», gesteht er. Doch fasziniert hat es ihn allemal. So
nahm Michael einige Stunden
Technikunterricht und wurde
Kapellenfest
Brischeru
B r i s c h e r u. – Am Samstag,
15. August (Mittenöigschtu),
findet um 11.00 Uhr der Einweihungsgottesdienst statt. Dieser wird umrahmt durch die
Ländlermesse des Kirchenchores Eggerberg und der Ländlergrossformation Mund-Eggerberg. Beim anschliessenden ur-
immer besser. «Ich war ganz
überrascht, was mit einem Cajón alles möglich ist und dachte: Was, das kann eine Holzkiste?», erinnert sich der angehende Germanistik- und Anglistikstudent.
Cajónes sind Kistentrommeln,
die aus Kuba und Peru stammen. Üblicherweise sitzt der
Musiker auf der Kiste und
trommelt mit den Händen.
Manchmal werden auch Besen
oder Gummischläger benutzt.
Aus dem Aufbau des Instruments lässt sich auch auf dessen Entstehung rückschliessen.
«Den Sklaven in Südamerika
wurden ihre Instrumente weggenommen und das Musizieren
wurde verboten. So benutzten
sie Transportkisten und ersetzten damit die fehlenden Trommeln. Daraus entwickelte sich
das Cajón», erklärt Michael
Jeitziner. Doch hat sich das
exotische
Schlaginstrument
mittlerweile auf der ganzen
Welt in unterschiedlichsten
Musikrichtungen
etabliert.
Häufig nimmt das Minichigen Festbetrieb ist für Verpflegung und Unterhaltung gesorgt. Die Alp Brischeru oberhalb Mund erreicht man entweder mit dem Auto nach KastlerSättle und von hier in 35 Minuten hinauf auf die Brischeralp.
Oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Finnen oberhalb
Eggerberg und von hier in einer
anderthalbstündigen schönen
Wanderung nach Brischeru.
Wozu Parteien?
(M)eine Meinung
In jeder Demokratie gibt es –
anders als in einer Diktatur –
politische Parteien, d. h.
«Gruppen von Gleichgesinnten», die das staatliche Leben
im Sinne ihrer Mitglieder
mitgestalten.
Es hat sogar Staaten, in deren
Verfassung die Parteien erwähnt sind. Dem deutschen
Grundgesetz von 1949 zufolge sind die Parteien als verfassungsrechtlicher Bestandteil der Demokratie anerkannt und «wirken bei der
politischen Willensbildung
des Volkes mit», sofern ihre
innere Ordnung demokratischen Grundsätzen entspricht.
Leider hat sich die deutsche
Verfassungswirklichkeit von
diesem Idealbild weit entfernt. Dies gilt vor allem für
die sogenannten «Volksparteien» – wie man aus einem
eindrücklichen Buch erfährt,
das im Frühjahr unter dem Titel «Volksparteien ohne
Volk» und dem Untertitel
«Das Versagen der Politik»
erschienen ist und zurzeit Furore macht.
Dieses brisante Buch, das bereits in zweiter Auflage vorliegt, stammt aus der Feder
von Hans Herbert von Arnim,
einem renommierten Rechtsund Wirtschaftswissenschaftler, der früher Rektor der
Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und
Verfassungsrichter im Land
Brandenburg war und nun als
versiertester Parteienkenner
gilt.
Besonders die Volksparteien
fürchten diesen kritischen
Geist wie der Teufel das
Weihwasser, weil er mit einigen Bestsellern – wie «Staat
ohne Diener» oder «Fetter
Bauch regiert nicht gern» –
einer der Ersten war, die
Machtmissbrauch, Inkompetenz und Opportunismus in
den politischen Parteien anprangerten und so die Partei-
bonzen irritierten. Wer demokratisch denkt, sollte wenigstens das Kapitel «E. Parteien» lesen, das vier Unterkapitel zählt: Verlust der Basis:
Volksparteien ohne Volk;
Farbenlehre: Tendenzen in
einzelnen Parteien; Parteiinterne Demokratie: ein from-
Joseph
Blatter
mer Wunsch; Parteienfinanzierung: Schatzmeister als
Gesetzgeber, Max Weber
hätte seine helle Freude daran.
Fast jede Seite dieses Kapitels enthält einen Satz, der einem echten Demokraten die
Zornesröte ins Gesicht treibt.
Als
Erkenntnis
bleibt:
Deutschland wird nicht vom
Volk regiert, sondern von den
Parteien. Diesen ist es gelungen, den Staat zu ihrer Beute
zu machen. Dieses «böse»
Wort stammt übrigens von
Richard von Weizsäcker.
In den übrigen elf Kapiteln
tönt es ähnlich. Der normale
Werdegang eines deutschen
Bundespolitikers sieht ja
so aus: Nach einigen Semestern Politologie oder Soziologie heuert «man» in einer
Partei an und wird von ihr
bis ans Lebensende versorgt.
«Man» lebt nicht mehr «für»
die Politik, sondern «von»
ihr, und zwar weit weg vom
Volk.
Das Buch endet so: «Mit dem
Abheben der politischen
Klasse vom Volk gerät die
Politik immer stärker in den
Griff der Wirtschaft.» Siehe
die jüngste – Finanz- und
Wirtschaftskrise!
Schlagzeug Platz in der akustischen Musik ein.
Michael Jeitziner spielt in der
Oberwalliser
Mundartband
«UnArt», was sich auf den
Walliserdeutschen Ausdruck
«unärtig» bezieht, das kleine
Perkussionsinstrument. Das
Zusammenspiel des Perkussionisten mit der E-Gitarre,
dem E-Bass, der akustischen
Gitarre und dem Dialektgesang ergibt eine eigentümliche «heimelige» Mischung.
Und das Cajón passt sehr gut
in die Bandphilosophie. «Wir
treten unter dem Motto ‹deheimu unnerwägs› in verschiedenen Beizen auf. So
beispielsweise am 22. August
im de la Place in Brig. Mit
dem Cajón ist es sehr gut
möglich, auch in kleineren
Lokalitäten zu musizieren. So
entsteht viel leichter eine Nähe zum Publikum. Ein
Schlagzeug würde in diesem
Rahmen zu aufdringlich und
vereinnahmend
wirken»,
schwärmt Michael Jeitziner.
Langweilig wird ihm auf je-
den Fall nicht. «Ich habe das
Cajón noch lange nicht voll
ausgeschöpft. Das Rhythmusgefühl ist wahrscheinlich das
Zentralste. Und mit Rhythmus
kann man sehr viel machen»,
sagt der junge Natischer.
Nach diesem Credo richtet
sich auch sein Musikverständnis. «Musik ist für mich immer ein Ausdrucksmittel und
sollte nicht auf einen Stil beschränkt und davon abhängig
gemacht werden. Mein Ziel
ist es, möglichst viele Musikstile zu kennen und dann daraus etwas Eigenes zu kreieren, denn gute Musik ist nicht
stilabhängig und man sollte
bei der Musik immer möglichst offen sein», bestärkt er.
Somit lässt sich auch das
Genre von «UnArt» nicht einfach so mit einem Wort beschreiben. «Wir machen einen
Mix aus allem Möglichen und
bewegen uns dabei von gefühlsstarken Balladen bis hin
zu fetzigem Rock», versucht
er seine Musikrichtung zu
umfassen.
ez
ArtBellwald gegründet
Dr. Bruno Spinner posthum Ehrenpräsident
B e l l w a l d. – (wb) Der
mit dem Wallis sehr eng
verbundene ehemalige Botschafter der Schweiz in
London und bis zu seinem
Tode Botschafter in Rom,
Dr. Bruno Spinner, hat den
Willen bekundet, die Bellwalder Sonnenterrasse als
wichtiges Glied in die Kette
der Kultur einzubinden.
Einige Tage nachdem Dr.
Spinner die Gründung von
ArtBellwald festgelegt hatte, ist er aufgrund einer virulenten Erkrankung verstorben.
Seine Familie wollte das Herzensanliegen des Verstorbenen
gemäss der von ihm festgelegten
Agenda umsetzen und so ist am
7. August der Verein gegründet
werden. Madelon Spinner begrüsste im Gemeindesaal von
Bellwald viele Gründungsmitglieder und unterstrich, welche
Bedeutung eine vielfältige und
gelebte Kultur für ihren Gatten
und die ganze Familie habe. Unter dem Vorsitz von alt Staatsrat
Wilhelm Schnyder konnte der
geschäftliche Teil der Gründungsversammlung rasch abge-
wickelt werden. Einstimmig
sind die Statuten wie auch die
Wahlen verabschiedet worden.
Zielsetzungen
von ArtBellwald
Die Ziele des Vereins sind in enger Abstimmung mit der kantonalen Amtsstelle und mit der
Gemeinde erfolgt. Der Verein
setzt sich drei Hauptziele: Einmal Kunstschaffenden mittels
attraktiver Strukturen die besten
Bedingungen für eine schöpferisch-kreative Tätigkeit zu gewährleisten. Bemerkenswert ist,
dass nicht nur die traditionellen
Kunstbereiche, sondern auch Videokunst, Industrie- und Modedesign sowie die Kochkunst erwähnt sind. Zum Zweiten sollen
Bellwald und andere Gemeinwesen im Oberwallis beim Aufbau von Zentren für künstlerische Kreationen unterstützt werden. Schlussendlich sollen Werke von Kunstschaffenden gesammelt und präsentiert werden
und dies soll auch zur touristischen Attraktivität beitragen.
Karl Salzgeber
neuer Präsident
Der Hinschied von Dr. Spinner
bedingte, dass das Präsidium
des Vereins anders besetzt werden musste. Mit grosser Genugtuung nahm man zur Kenntnis,
dass sich Karl Salzgeber, Kulturdelegierter des Kantons Wallis, bereit erklärte, ab 1. Januar
2010 das Präsidium auch in
Wertschätzung der Verdienste
von Dr. Spinner zu übernehmen. Diese Wertschätzung ist
auch durch die Verleihung des
Ehrenpräsidiums posthum an
Dr. Spinner zum Ausdruck gekommen.
Der erste Präsident des Vereins
ArtBellwald gab der Überzeugung Ausdruck, dass in Bellwald ein wichtiger Markstein
nicht nur für die lokale Kultur,
nicht nur für jene des Goms,
sondern auch für die Kultur des
ganzen Kantons gesetzt werde.
Unterzeichnete
Vereinbarungen
Die von Staatsrat Claude Roch
unterzeichnete Vereinbarung ist
von Dienstchef Jacques Cordonnier erläutert worden und er
hielt fest, dass der Verein aufgrund der gesprochenen Mittel
die Arbeit unverzüglich aufnehmen könne. Jacques Cordonnier
dankte der Familie Spinner für
die Initiative. Gemeindepräsident Martin Bittel sprach ebenfalls den Dank aus und legte die
Vereinbarung der Gemeinde
vor.
Architektonische
Gestaltung
Architekt Hans Ritz hat auf die
bisherigen Arbeiten beim und
um das Atelier Kirchenstadel
verwiesen. Zur Meinungsbildung hat man weit über die
Landesgrenzen hinaus bekannte
Architekten herangezogen. Die
Werterhaltung der Gebäude
wird gemäss Ritz selbstverständlich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Mit einem speziellen Dank an
die Familie Spinner, an die bisherige Geschäftsführerin Manuela Ritz, an die Behördenvertreter, an den ersten Vereinspräsidenten Karl Salzgeber und an
alle, welche ArtBellwald heute
und in Zukunft unterstützen und
derart durch die Kunst das
sichtbar machen, was Dr. Spinner erreichen wollte, schloss
Tagespräsident Wilhelm Schnyder die Gründungsversammlung.
Von links: Gemeinderat Marcel Paris, Vorstandsmitglied, Gemeindepräsident Martin Bittel, Vizepräfekt Hans Hallenbarter, Jacques Cordonnier, Nicolas Spinner, Vorstandsmitglied, Madelon Spinner, Geschäftsführerin, Olivier Spinner, Kulturbeauftragter des Kantons Wallis,
Karl Salzgeber, Präsident und Vorstandsmitglied, Manuela Ritz, Geschäftsführerin, Wilhelm Schnyder und Dieter Wyden, Vorstandsmitglied. Auf dem Bild fehlt Ursula Waldner, Vorstandsmitglied.
Foto zvg
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