PneumoloGische news für den Hausarzt

Werbung
Hausarzt Medizin
Pneumologische News
für den Hausarzt
Lungenerkrankungen gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern
in der Hausarztpraxis. Das Spektrum reicht von Infektionen der Atemwege insbesondere Pneumonien über COPD und Asthma bronchiale
bis hin zum Bronchialkarzinom.
Antibiotika bei
exazerbierter COPD
58
Resistenzlage ist ein Makrolid als Initialtherapie nicht sinnvoll. Vertretbar
ist ein solches nur in Ausnahmefällen
z.B. bei einer Penicillinunverträglichkeit. Bei Hochrisikopatienten werden
Aminopenicilline mit Betalaktamaseinhibitor oder Fluorchinolone mit Pneumokokkenwirksamkeit (Levofloxacin,
Moxifloxacin) empfohlen. „Das Antibiotikum sollte 5 bis maximal 7 Tage gegeben werden“, so Koczulla.
Sauerstoff
ist ein Medikament
Eine chronische Hypoxämie bei Lungenerkrankungen beeinträchtigt nicht
nur die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit, sondern erhöht auch die Morbidität und Mortalität der betroffenen
Patienten. Eine Langzeittherapie mit
Sauerstoff ist dann indiziert, wenn trotz
adäquater Therapie und Vermeidung
Der Hausarzt 08/2014
Fotos: fotolia, mauritius images / Science
Sowohl bei der Diagnostik als
auch bei der Therapie hat es
bei den Lungen-Erkrankungen
in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte gegeben.
Diese wurden im Rahmen des
55. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
e.V. (DGP, 26.–29.3.2014 in
Bremen) vorgestellt und diskutiert.
Dr. med. Peter Stiefelhagen,
Hachenburg
Der Verlauf der COPD ist geprägt durch
wiederkehrende Exazerbationen, die
durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden können. „ In fast 80 %
der Fälle sind Infektionen die Ursache
und 40 bis 60% davon sind bakterieller Natur“, sagte Privatdozent Andreas
Rembert Koczulla, Marburg. Der entscheidende klinische Hinweis für eine
bakterielle Infektion sei die Gelb-Verfärbung des Sputums. Auch bei jedem
zweiten Patienten mit einer stabilen
COPD können im Sputum bakterielle Keime nachgewiesen werden, was
bei der Progression der Erkrankung eine Rolle spielen dürfte. „Doch nach der
jetzigen Datenlage kann eine Langzeitantibiose auch im Hinblick auf die Entwicklung von Resistenzen nicht empfohlen werden“, so Koczulla.
Wenn eine bakterielle Infektion besteht,
empfiehlt sich die Gabe eines Betalaktam-Antibiotikums evtl. in Kombination mit einem Betalaktamaseinhibitor. Alternativen für unkomplizierte
Fälle sind Tetrazykline und Oralcephalosporine. Angesichts der aktuellen
Hausarzt Medizin
inhalativer Schadstoffe paO2 in Ruhe auf 55
mm Hg gesunken ist. Bei paO2-Werten zwischen 55 und 60 mm Hg sollte bereits eine sekundäre Polyglobulie und/oder ein Cor pulmonale mit oder ohne Rechtsherzinsuffizienz
vorliegen.
Die Sauerstoffgabe ist eine medikamentöse Therapie, die bei nicht adäquater Applikation den Patienten akut und chronisch gefährden kann. So kann es
zu einer gefährlichen Hyperkapnie kommen, da die
Sauerstoffgabe den Atemstimulus verringert. Um
den erwünschten Behandlungserfolg zu erreichen,
gilt: je länger Sauerstoff gegeben wird, umso besser.
Ideal wären 24 Stunden, die Mindesttherapie-Zeit
sind 16 Stunden täglich.
Probiotika als
Pneumonie-Prophylaxe?
Trotz moderner Antibiotika ist die Pneumonie insbesondere bei älteren multimorbiden Patienten eine Erkrankung mit ernster Prognose. Risikofaktoren sind chronische Vorerkrankungen wie z.B. eine
COPD oder Behandlungsstrategien, die die Immunabwehr stören und die mikrobielle Besiedelung der
Lunge fördern. „Dies eröffnet die Möglichkeit für
Präventionsmaßnahmen“, so Dr. Katrin Reppe, Berlin. Eine innovative vielversprechende präventive Strategie sei die gezielte Stimulation der unspezifischen Immunität mit proinflammatorischen
Faktoren. Ein anderer Weg ist die Simulation einer
mikrobiellen Bedrohung, d.h. die Besiedelung der
Atemwege mit avirulenten oder niedrig virulenten
Mikroorganismen, was eine robuste lokale Immunantwort induziert. Aber auch die Kommunikation
der Bakterien untereinander lässt sich beeinflussen,
indem weniger Virulenzfaktoren gebildet werden.
Das Mikrobiom des Darms ist nicht nur unverzichtbar für die intestinale Immunhomöostase, sondern
beeinflusst auch die Immunabwehr der Lunge. So
kann eine Störung der Darmflora durch Antibiotika
auch zu einer Störung der humoralen und zellulären Immunantwort in der Lunge führen. Erste Untersuchungen mit Probiotika zeigen, dass damit der
Erkrankungsverlauf pulmonaler Infektionen abgeschwächt werden kann.
Der Hausarzt 08/2014
Notizen
Ventile nicht für Jedermann!
Für Patienten mit einem schweren Emphysem steht heute die
endoskopische Lungenvolumenreduktion, bekannt als Ventiltherapie, zur Verfügung. Bei dieser
okkludierenden Technik werden
Ein-Weg-Ventile in die Atemwege des am meisten emphysematös zerstörten Lungenlappens implantiert. „Während die
Ventile ein Entweichen der Luft
bei der Exspiration ermöglichen,
verhindern sie den Lufteinstrom
bei der Inspiration“, erläuterte
Dr. Daniela Gompelmann, Heidelberg. Ein maximaler Effekt
werde erreicht, wenn der behandelte Lungenlappen vollständig
atelektatisch werde, so dass der
ipsilaterale gesündere Lappen
sich ausdehnen könne, was die
Lungenfunktion verbessert.
In einer größeren Studie mit 214
Patienten konnte allerduings eine zwar statistisch signifikante,
aber klinisch kaum relevante
Verbesserung der Lungenfunktion und im Sechs-MinutenGehtest nachgewiesen werden.
„Doch wir haben mittlerweile
aussagekräftige prädiktive Faktoren, die eine Vorhersage des
Therapieerfolgs zuverlässig ermöglichen“, so Gompelmann.
Vor der Durchführung eines solchen Eingriffs sei deshalb eine
präzise Patientenselektion zwingend erforderlich.
Bronchiale Thermoplastie
Für Patienten mit einem schweren unkontrollierten Asthma
steht jetzt ein neues Therapieverfahren zur Verfügung, die
Thermoplastie. Dabei wird über
ein flexibles Bronchoskop mittels Katheter Wärme in die Bronchialwand abgegeben, was die
bronchiale Muskulatur i.S. einer Radiofrequenzablation zerstört. „Die Reduktion der Mas-
se der glatten Muskulatur in den
zentralen und peripheren Atemwegen soll die bronchiale Obstruktion und die dadurch verursachten Symptome verringern“,
so PD Ralf Eberhardt, Heidelberg.
In einer ersten randomisierten Studie, in der die Thermoplastie mit einer Scheinbehandlung verglichen wurde, fand sich
in der tatsächlich behandelten
Patientengruppe bei 79 % eine
Verbesserung der Lebensqualität, aber auch bei 64 % der Kontrollgruppe. Doch schwere Exazerbationen und notfallmäßige
Klinikaufnahmen waren in der
Thermoplastie-Gruppe deutlich
seltener. Hinweise für Therapie
induzierte strukturelle Schäden
wie Bronchiektasen ergaben sich
nicht. „Diese Therapie sollte momentan nur als ultima ratio eingesetzt werden“, so Eberhardt.
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel?
„Wird bei einem jungen Patienten unter 40 Jahren eine
COPD diagnostiziert, so sollte
man immer an einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel denken“, so
Privatdozent Thomas Köhnlein,
Hannover. Dabei handelt es sich
um eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung, die zu einem
Lungenemphysem und selten
auch zu einer Leberschädigung
führt. Bei einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel wirkt die neutrophile Elastase ungehindert
proteolytisch und zerstört das
Lungengewebe mit der Folge
eines panlobulären Emphysems.
Seit kurzem steht ein ScreeningTest zur Verfügung, der bereits
nach 15 Minuten Klarheit bringt.
„Die frühzeitige Diagnosestellung ist wichtig, da durch eine
Substitutionstherapie mit dem
Alpha-1-Proteinase-Inhibitor der
Krankheitsverlauf günstig beeinflusst werden kann.
59
Herunterladen