Dem Meer auf den Grund gehen! MARUM-Newsletter April 2016 Liebe Leser_innen, [ Expeditionen / Technologien ] Neuer Tauchroboter im Einsatz Auf einer vierwöchigen Expedition im Januar mit dem Forschungsschiff Meteor untersuchten niederländische, spanische und deutsche Wissenschaftler_innen Kaltwasserkorallen vor Angola und Namibia. Kaltwasserkorallen kommen nahezu weltweit in Wassertiefen von 40 bis 1.000 Metern vor und bilden riffartige Strukturen, die neuen Lebensraum für viele andere Tierarten wie Fische und Schwämme bieten. Zur Untersuchung dieser besonderen Ökosysteme kam auf der vom MARUM organisierten Fahrt zum ersten Mal der Tauchroboter MARUM-Squid zum Einsatz. Er kann bis zu 2.000 Meter tief tauchen und bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten eingesetzt werden. Neben Foto- und Videomaterial bringt Squid auch wertvolle Proben aus der Erster Einsatz des neuen Tauchroboters MARUM-Squid Foto: Christian Rohleder Tiefe mit an Bord. Erstmals entdeckten die Forschenden, dass Kaltwasserkorallen der Art Lophelia pertusa auch bei Wassertemperaturen über 14°Celsius leben. Außerdem fanden sie Exemplare der Tiefseeauster Neopycnodonte, die zuvor noch nie auf der Südhalbkugel gesichtet wurde. In den Heimatinstituten geht die Forschung nun weiter, um mehr über die Kaltwasserkorallen im Südost-Atlantik und ihre Geschichte zu erfahren. www.marum.de/Logbuch_METEOR_122.html www.marum.de/ROV_MARUM-SQUID.html der Untertitel des Wissenschaftsjahres 2016*17 ›Meere und Ozeane‹ weist auf zentrale Ziele der Meeresforschung hin: ›Entdecken. Nutzen. Schützen.‹. Bereits in den 70er-Jahren wurde in Bremen über die künftige Bedeutung des Ozeans als Quelle für Nahrung, Energie und technische Rohstoffe debattiert und ein mariner Forschungs- und Studienschwerpunkt angedacht. Allerdings dauerte es noch bis in die 80er-Jahre, bis der marin ausgerichtete Fachbereich Geowissenschaften an der Universität Bremen gegründet wurde, der in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen feiert. Eine externe Expertenkommission hatte empfohlen, die gesamte Breite der traditionell getrennten geowissenschaftlichen Teildisziplinen zusammen zu führen. Diese wegweisende Empfehlung wurde umgesetzt und legte den Grundstein für die MARUM-Gründung in den 90er-Jahren. Im MARUM spielen die genannten Ziele noch immer eine wichtige Rolle – gleichwohl ist während der letzten Dekaden der Schutz der Meeresumwelt und die nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen sehr viel stärker in den Mittelpunkt unserer interdisziplinären Forschung gerückt. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen [ Wissenschaftskommunikation ] MARUM im Wissenschaftsjahr Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2016*17 zum Wissenschaftsjahr ›Meere und Ozeane: Entdecken. Nutzen. Schützen.‹ ausgerufen. Das MARUM beteiligt sich mit unterschiedlichen Aktionen am Wissenschaftsjahr, wie Ausstellungen, Vortragsreihen und Beiträgen auf dem Ausstellungsschiff MS Wissenschaft. www.wissenschaftsjahr.de www.ms-wissenschaft.de Michael Schulz (Direktor) [ Forschung ] Molekulare Zeitreise Foto: Christian Rohleder Für die Klima- und Umweltforschung steht am MARUM seit Kurzem ein neues Analysegerät zur Verfügung. Durch die Kombination von Lasertechnik mit extrem hoher Empfindlichkeit und Massengenauigkeit sind erstmals direkte, molekulare Analysen [ Ausbildung ] Ausbildung auf hoher See MARUM-Wissenschaftler_innen haben im Februar an einer knapp vierwöchigen Expedition unter Leitung von Dr. Matthias Zabel an Bord des Forschungsschiffs ­Meteor vor der Südküste Afrikas teilgenommen. In drei Arbeitsgebieten entlang der Küste haben sie Ablagerungen vom Meeresboden gewonnen, um an diesen Klimaarchiven die regionale Klimaentwicklung der vergangenen 25.000 Jahre zu rekonstruieren. Die Expedition im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes RAiN (Regional Archives for Integrated Investigations) war sowohl Forschungs- als auch Ausbildungsfahrt. Mit an Bord waren 14 Nachwuchswissenschaftler_innen und Studierende aus [ International Ocean Discovery Program ] Expedition Atlantis-Massiv Vom 20. Januar bis zum 5. Februar untersuchten 33 Wissenschaftler_innen aus zwölf Ländern besondere Gesteinsproben vom Meeresboden in den Laboren des Bremer Bohrkernlagers des International Ocean Discovery Program IODP am ­MARUM. Die Bohrkerne hatten sie im ver- Deutschland sowie dem südlichen Afrika. Vom Betrieb der Geräte über die Probennahme bis zur Untersuchung im Labor lernten sie das geowissenschaftliche Arbeiten an Bord eines Forschungsschiffs kennen. www.youtube.com/watch?v=PcuzfYbQlBI Nachwuchswissenschaftler_innen mit einer Probe vom Meeresboden Foto: Christian Rohleder 30 Jahre Geowissenschaften in Bremen gangenen Herbst auf einer sechswöchigen Forschungsfahrt im zentralen Atlantik mit Hilfe der Meeresboden-Bohrgeräte BGSRockdrill2 und MARUM-MeBo70 gewonnen. Beide wurden erstmals im Rahmen einer IODP-Expedition eingesetzt. Die Proben stammen vom Atlantis-Massiv am Mittel­ atlantischen Rücken. Bedingt durch die Seite 2 Messung vor. an Sedimentproben bei einer Auflösung von gerade einmal einem hundertstel Millimeter möglich. So lassen sich komplexe Klimaprozesse der Erdgeschichte sogar im saisonalen Jahresgang rekonstruieren. Im Fokus der Untersuchungen stehen organische Moleküle, sogenannte Lipid-Biomarker, die Informationen über vorzeitliche Umweltbedingungen liefern. Die molekulare Zeitreise soll neue Erkenntnisse zu natürlichen Klimavariationen liefern. Das Massenspektrometer wurde im Rahmen des Forschungsprojektes ZOOMecular von MARUM-Wissenschaftler Prof. Dr. Kai-Uwe Hinrichs aus Fördermitteln des Europäischen Forschungsrats finanziert. www.marum.de/en/HinrichsLab_ZOOMecular.html Bewegung der Erdplatten wird hier Mantelgestein aus tieferen Erdschichten angehoben. Welche geochemischen Prozesse dabei ablaufen und welche Lebensformen in diesem Meeresboden vorkommen, wollen die Expeditionsteilnehmer_innen anhand der Proben herausfinden. Auf Grundlage ihrer Untersuchungen am MARUM gehen sie diesen Fragen mit weiterreichenden Forschungen auch in ihren Heimatlaboren im Detail nach. Erste Ergebnisse sollen in diesem Jahr veröffentlicht werden. [ Jubiläum ] Kernbeschreibung im IODP-Labor Doktorandin Susanne Alfken bereitet eine Die Geowissenschaften an der Universität Bremen feiern in diesem Sommer das 30-jährige Bestehen, gegründet wurde der Fachbereich 1986. Das Fest ›30 Jahre Geowissenschaften in Bremen‹ beginnt am Freitag, 10. Juni, um 15 Uhr. Nach der feierlichen Veranstaltung mit aktuellen und ehemaligen Kolleg_innen, Freund_innen und Gästen wird auf dem Boulevard gemeinsam weiter gefeiert – mit Musik, Grillen und Buffet. MARUM-Newsletter »Dem Meer auf den Grund gehen!« April 2016 [ Wissenschaftskommunikation ] MeerErleben in Bremen Die vom MARUM konzipierte Wanderausstellung MeerErleben kommt nach Bremen und wird vom 9. bis 25. Juni 2016 im Einkaufszentrum Weserpark zu sehen sein. Die interaktive Ausstellung zum Thema Ozeane und Meeresforschung richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit und mit speziellen Führungen an Schulklassen und Lehrer_innen. MeerErleben tourt seit 2009 durch deutsche und internationale Einkaufszentren und hat seitdem ungefähr 800.000 Menschen erreicht. www.marum.de/meererleben.html Abtauchen mit dem Mini-Tauchroboter [ MARUM visuell ] Kalte Quelle Gasaustritt im Arabischen Meer in 2.860 Metern Wassertiefe Foto: ROV MARUM-Quest, Expedition M74/3, FS Meteor [ Ausbildung ] [ Wissenschaftskommunikation ] ECORD Trainingskurs geht in die zweite Runde Meeresforschung im Land Bremen Nach dem Erfolg des ersten Trainingskurses im Rahmen des European Consortium for Ocean Drilling (ECORD) im vergangenen Jahr fand dieser nun im März zum zweiten Mal statt. ECORD ist der europäische Zweig des International Ocean Discovery Program IODP. Von den knapp 70 Bewerber_innen nahmen 30 Interessent_innen aus insgesamt 14 Ländern an dem einwöchigen Kurs am MARUM teil. In Trainingseinheiten im Labor lernten sie die wissenschaftlichen Abläufe kennen, die auf den Bohrschiffen und Vom 3. Februar bis 26. März war im Bremer Haus der Wissenschaft die Ausstellung ›Meeresforschung im Land Bremen‹ zu sehen. In der vom MARUM organisierten Ausstellung beteiligten sich unterschiedliche Forschungseinrichtungen in der Region. MARUM steuerte Exponate, Bilder und Videos bei, die den Besucher_innen Einblick in vielfältige Themen der Meeresforschung wie Kaltwasserkorallen und Tiefseetechnologien gaben. MARUM-Wissenschaftlerin Anna Drury erklärt die Auswertung der Messdaten. in den Laboren innerhalb von IODP Standard sind. Organisiert wurden die Kurse vom MARUM, dem Bremer IODP-Kernlager und der Internationalen Graduiertenschule GLOMAR. www.marum.de/ECORD_Training_Courses.html [ Wissenschaftskommunikation ] Jung trifft steinalt In den Osterferien hat die Universität Bremen ihre Türen wieder für junge Forscher_innen geöffnet. Kinder zwischen acht und zwölf Jahren konnten Vorlesungen und Workshops besuchen. Das MARUM UNISchullabor hat zwei Workshops zum Thema ›Jung trifft steinalt‹ angeboten. Die ›Student_innen‹ haben gelernt, wie Schüler_innen fertigen im MARUM-UNISchullabor Fossilabdrücke an. Besucher_innen der Ausstellung ›Meeresforschung im Land Bremen‹ im Haus der Wissenschaft in der Bremer Innenstadt Fossilien entstehen und was sie für die Arbeit der Wissenschaftler_innen bedeuten. Außerdem haben die Acht- bis Zwölfjährigen als Paläontolog_innen gearbeitet, Haifischzähne ausgegraben sowie Abdrücke der versteinerten Pflanzen- und Tierreste angefertigt. Nach der Zeit im Labor durften die Jungforscher_innen ihre Fundstücke samt vieler Eindrücke im Gepäck mit nach Hause nehmen. www.marum.de/marum_unischullabor.html MARUM-Newsletter »Dem Meer auf den Grund gehen!« April 2016 Seite 3 [ Technologien ] [ Personalia ] [ Personalia ] MARUM-Coaster Neue Professur Auszeichnungen Mit dem Boot Coaster steht der Küstenforschung und der Meerestechnik am MARUM eine Plattform speziell für Forschungen in der Deutschen Bucht und in Binnengewässern zur Verfügung. Das 8,6 Meter lange Boot kommt vor allem für Messfahrten zur Dr. Marta Pérez-Gussinyé hat im November 2015 die Professur für ›Geophysik und Geodynamik‹ am MARUM und am Fachbereich Geowissenschaften an der Universität Bremen übernommen. Nach ihrer Promotion im Jahr 2000 in Kiel arbeitete sie am GEOMAR, an der Universität Oxford und an der Royal Holloway University of London. In Bremen wird sie sich nun auf die Geologie von Kontinentalrändern konzentrieren, die Nahtstellen zwischen Kontinenten und Ozeanen. Für ihre hervorragenden Arbeiten über Gesetzmäßigkeiten der Ozeanzirkulation im Atlantik und ihre führende Rolle beim Verfassen des Ozeankapitels des Weltklimarats (IPCC) wurde der Ozeanographin Prof. Dr. Monika Rhein am 14. März die Albert-Defant-Medaille der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft verliehen. Untersuchung des Meeresbodens beziehungsweise Gewässeruntergrundes sowie für Geräte- und Sensortests zum Einsatz. Derzeit wird das Boot Coaster zum Arbeitsboot aufgerüstet: mit einer Arbeitsplattform am Heck, seitlichen Vorrichtungen zum Aussetzen der Geräte und Arbeitsplätzen in der Kabine. Teilnehmer_innen der Auftaktveranstaltung Forschung (BMBF) und unterschiedlicher Forschungseinrichtungen am MARUM zu einer Auftaktveranstaltung für die nächste Phase im Forschungsverbund RACE ›Regionale Atlantikzirkulation im Globalen Wandel‹. In Vorträgen und auf Postern stellten sie aktuelle Ergebnisse vor und diskutierten künftige Forschungsfragen. Die wesentlichen Ziele des Verbunds sind es, Entwicklungen der klimarelevanten Meeresströmungen im Atlantik zu erfassen. Außerdem wollen die Forschenden die Rolle der Strömungen für Änderungen des Klimas und des Meeresspiegels in Westeuropa untersuchen sowie die Vorhersagbarkeit von Klimamodellen durch realitätsnahe Ozeanmodelle verbessern. RACE wird in den kommenden drei Jahren vom BMBF mit 4,4 Millionen Euro gefördert. Die Ozeanographin Prof. Dr. Monika Rhein vom MARUM koordiniert den Forschungsverbund seit Anfang 2016. im Forschungsverbund RACE am MARUM www.marum.de/race.html [ Forschung ] Die Zukunft des Atlantiks Am 30. März trafen sich Vertreter_innen des Bundesministeriums für Bildung und Termine Wissenschaftsschiff 03.05.16 Start der Tour in Kiel www.ms-wissenschaft.de Impressum Herausgeber Prof. Dr. Michael Schulz MARUM – MARUM-Stand (Nr. 22) bei der EGU General ­Assembly 2016 Zentrum für Marine Umweltwissenschaften 17.04. – 22.04.16 Wien, Österreich 20.04., 16 – 18 Uhr: Alumni-Treffen Leobener Straße, 28359 Bremen Universität Bremen Redaktion, Layout und Fotos egu2016.eu MARUM-Wanderausstellung ›MeerErleben‹ 09.06. – 25.06.16Weserpark Bremen MARUM Druck www.marum.de/meererleben.html Universitätsdruckerei Bremen 10. ECORD Sommerschule ›Submarine Geohazards: Mapping, Monitoring, and Modelling‹ 05.09. – 16.09.16MARUM und IODP Kern­ lager, Bremen www.marum.de Seite 4 MARUM-Newsletter »Dem Meer auf den Grund gehen!« April 2016 Im Rahmen der Jahrestagung in Wien verleiht die Europäische Geowissenschaftliche Union (EGU) die Alfred-Wegener-Medaille 2016 an den Umweltphysiker Prof. Dr. John Burrows. Mit der prestigeträchtigen Auszeichnung werden Wissenschaftler_innen gewürdigt, die auf den Gebieten der Atmosphären- und Meereswissenschaften sowie der Hydrologie international Außergewöhnliches geleistet haben. [ Personalia ] Von Bremen nach Xiamen MARUM-Wissenschaftler Dr. Stephan Steinke wird im Frühsommer eine Professur an der chinesischen Xiamen University antreten, am neu eingerichteten Department of Geological Oceanography. Er war seit 2003 am MARUM tätig und hat sich mit Veränderungen des Klimas im westlichen Pazifik befasst. Steinke wird seine Forschungen zur Monsunentwicklung in Asien und Australien in Xiamen fortsetzen und vertiefen. [ Personalia ] Neu im Team Seit März dieses Jahres verstärkt Ulrike Prange das Team der Öffentlichkeitsarbeit am ­MARUM als Referentin für Wissenschaftskommunikation. Sie tritt die Nachfolge von Albert Gerdes an, der auf seiner neuen Foto: Schlie Position das Wissenschaftsjahr begleitet. Die Journalistin hat zuletzt an der Universität Bielefeld als Wissenschaftsredakteurin gearbeitet. Neben langjähriger Tätigkeit im Printbereich verfügt sie über Erfahrungen in der Pressearbeit und im Corporate-Publish­ ing-Bereich. Ulrike Prange hat in Leipzig und Kopenhagen Theaterwissenschaften, Journalistik und Germanistik studiert.