Restaurierung meines Verstärker1

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© 01.07.2008 Tobias Muenzing
RESTAURIERUNG MEINES VERSTÄRKERS
DYNACORD MV 50
Vor einiger Zeit erhielt ich einen Verstärker DYNACORD MV 50.
Nun hatte ich mir vorgenommen, den Verstärker zu restaurieren und wieder zu benutzen.
Nach dem Öffnen der Bodenplatte bot sich mir allerdings ein entsetzliches Bild.
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Der Verstärker war total verbastelt.
Auf der Lötleiste waren Widerstände und Kondensatoren kreuz und quer übergelötet, Widerstände geändert und gegen 2 Watt Typen ausgetauscht und die Kathodenkondensatoren mit
falscher Polarität eingelötet.
An den beiden zum Netzteil der Endstufe gehörenden Elkos waren die Bleederwiderstände
entfernt worden, so dass sich die Elkos nicht entladen konnten und sich dort ohne Belastung
eine lebensgefährliche Hochspannung von 800 Volt aufbaute.
In der Schaltung zur Erzeugung der negativen Vorspannung der Endröhren waren ebenfalls
Schaltungsänderungen vorgenommen.
Auch an den Eingangsstufen war gebastelt worden.
Nach dieser Begutachtung stellte ich mir die Frage, ob eine Restaurierung noch sinnvoll wäre, oder ob ich alle Bauteile ausbauen und den Verstärker neu aufbauen solle.
Ich entschloss mich doch zur Restaurierung, obwohl mir klar war, dass es eine Menge Arbeit
sein würde.
DAS NETZTEIL
Um richtig an dem Verstärker arbeiten zu können, musste ich als erstes das Netzteil wieder
in den Originalzustand versetzen.
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ERZEUGUNG DER ANODENSPANNUNGEN
Nach der Überprüfung der Betriebsspannung der Endstufe zeigte sich der erste Fehler. Die
Spannung über den beiden in Reihe geschalteten Elkos baute sich auf ca. 820 Volt auf.
Nach dem Ausschalten blieb diese Spannung bestehen, obwohl sich die Elkos lt. Schaltbild
über Bleederwiderstände entladen sollten. Beim genaueren Ansehen der Anschlüsse zeigte
sich, dass die Widerstände herausgeschnitten waren. Hier mussten unbedingt neue Widerstände eingebaut werden, um die Spannungsverteilung über beiden Elkos und deren Entladung zu gewährleisten.
Ein weiteres fehlendes Bauteil war der Schutzwiderstand (185 / 17 W) der Gleichrichterröhre (EZ150). Dadurch war die Gleichrichterröhre sehr gefährdet, da die Strombegrenzung
fehlte. Da kein Hochlastwiderstand mit den passenden Werten zur Verfügung stand, habe
ich diesen Wert auf 150 / 17 W verringert.
Der Vorwiderstand für die g2 – Spannung der Endröhren und die Versorgung der Vorstufen
wurde auch erneuert, da er nicht den erforderlichen Wert von 750 hatte und auch sehr
verbrannt aussah.
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ERZEUGUNG DER NEGATIVEN GITTERVORSPANNUNG
Die zur Erzeugung der negativen Gittervorspannung der Endstufe erforderliche Schaltung
war auch durch Hinzufügen von Bauteilen verändert worden. Dazu entfernte ich die, unten
im Bild zu sehenden, blauen Elkos, die drei gelben 10 k - Widerstände und die Trimmer.
Die Trimmer wurden durch normale Potis mit linearer Kennlinie ersetzt, da die Trimmer in
dieser Bauform nicht mehr zu beschaffen sind.
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In der im Schaltbild angegebenen Schaltung besteht für die Endröhren die Gefahr, ohne negative Vorspannung zu laufen, wenn Kontaktfehler am Schleifer der Einsteller auftreten.
Deshalb wurde die Schaltung um einen hochohmigen Widerstand (560 k ) von – 60 V nach
Schleifer erweitert. Der Ladeelko wurde durch eine Serienschaltung von 2 St. 220 µF / 50 V
ersetzt, da mir im Moment kein Elko 100 µF / 100 V zur Verfügung stand.
DIE ENDSTUFE
Die Endstufe war die einzige Baugruppe, in der keine Bauteile ausgewechselt oder Änderungen vorgenommen wurden.
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Um besser den Ruhestrom, ohne Ablöten von Leitungen, einstellen zu können, habe ich in
den Kathodenzuleitungen je einen Widerstand von 12 hinzugefügt. Damit kann ich über
den Spannungsabfall am Widerstand den Ruhestrom direkt messen.
Der Ruhestrom soll lt. Datenblatt 30 mA je Röhre betragen, was einem Spannungsabfall von
360 mV am entsprechenden Kathodenwiderstand entspricht.
DIE 2.VERSTÄRKERSTUFE UND PHASENUMKEHRSTUFE (ECC 83)
In der Phasenumkehrstufe (2. Hälfte der ECC83) waren keine Schaltungsänderungen vorgenommen worden. Hier waren lediglich die Koppelkondensatoren getauscht und an langen
Beinen eingelötet worden. Diese wurden jetzt richtig eingelötet.
In der 2. Verstärkerstufe (1. Hälfte der ECC83) hingegen war der Kathodenwiderstand gegen einen zu hohen Werte getauscht und der Kathodenelko falsch herum eingelötet. Der
Widerstand wurde gegen den richtigen Wert und der Elko ausgetauscht.
Damit funktionierten diese beiden Stufen auch wieder richtig.
DIE 1. VERSTÄRKERSTUFE (EF 86)
Auch in dieser Stufe waren die Bauteile gegen falsche ausgetauscht worden und der Kathodenelko mit falscher Polarität eingelötet.
Nach dem Austausch der Bauteile sollte die Stufe eigentlich wieder funktionieren.
Ich speiste über den Radioeingang ein Signal ein, dass eigentlich über den Mischregler für
Radio und den Entkopplungswiderstand direkt an das g1 der EF 86 gehen sollte. Dort war
aber nichts zu messen. Durch Zufall kam ich an den Mischregler für Plattenspieler und verstellte ihn. Jetzt konnte ich ein leises Signal hören.
Erst jetzt fiel mir auf, dass die Mischregler für Radio und Mikrofon 2 ausgewechselt waren.
Auch hier waren doppelt so große Werte, wie im Schaltbild angegeben, eingebaut. Da es
sich bei neuen Reglern um Stereoregler handelte, war dieser Fehler, durch Parallelschalten,
behoben. Trotzdem funktionierte die Mischschaltung immer noch nicht.
Bei genauerer Betrachtung sah es so aus, als ob der vorherige Reparateur alle Drähte von
den Reglern abgelötet hätte und nicht mehr wusste, wo etwas anzuschließen sei.
Durch Nachverfolgen und Ausmessen der einzelnen Anschlussdrähte, wurde die Mischschaltung wieder instandgesetzt.
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DIE MIKROFONEINGANGSSTUFEN (3 X EF 86)
Nach der Erfahrung mit der ersten Verstärkerstufe waren hier die falschen Bauteile schnell
gefunden und ausgetauscht.
Allerdings traute ich meinen Augen, bei der Beschaltung von Mikrofoneingang 1, nicht.
Hier waren die Anschlussdrähte des Eingangsübertragers, am Befestigungsstutzen, glatt
abgeschnitten. Die g1 – Leitung führte direkt zum Anschluss 1 der Tuchelkupplung, während
Anschluss 2 über einen 1 M – Widerstand mit Masse verbunden war. Diese Schaltung
kann ich nicht nachvollziehen, da ja eine Signalquelle zwischen Gitter und Widerstand geschaltet wäre.
Der beschädigte Eingangsübertrager von BEYER – DYNAMIC wurde aus Kostengründen
durch einen Übertrager von MONACOR, mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:4, ersetzt.
Nach der beschriebenen Reparatur funktioniert der Verstärker wieder einwandfrei.
Im nachfolgenden Bild sieht man alle ausgebauten Teile, die sich zu viel im Verstärker befanden oder falsche Werte hatten.
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Jetzt lässt sich der Aufbau wieder ohne Schaudern ansehen.
In der nächsten Zeit werde ich das Verstärkergehäuse noch neu lackieren, damit der Verstärker wieder in neuem Glanz erstrahlt.
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