Welche Anpassungsstrategien für Flüsse werden

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Wasserrahmenrichtlinie und
Klimawandel
- Sind Anpassungen in der Umsetzung erforderlich? Dipl. – Ing. Corinna Baumgarten
Umweltbundesamt
Abteilung II „Wasser und Boden“ Fachgebiet „Übergreifende Angelegenheiten
Gewässergüte und Wasserwirtschaft, Grundwasserschutz“
13. Erfurter Gespräche zur Wasserrahmenrichtlinie :
„Aktuelle Aspekte der Bewirtschaftungsplanung gemäß WRRL“
DWA Seminar – 27./28.01.2015 - Erfurt
Quelle : Firma Busse
Inhalte:
Quelle : Silvia Sinah
 Klimaentwicklung in D
 Unsicherheiten der Klimamodellierung
 Klimafolgen für den Wasserhaushalt und
Bedeutung für die wasserwirtschaftliche Planung
 Wasserrahmenrichtlinie und Klimawandel
 weitere Herausforderungen:
Verlinkung HWRM-RL / demografischer Wandel
DWA Seminar – 27./28.01.2015 - Erfurt
Quelle : Jörg Rechenberg
5. Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) (1)
•
Veröffentlichung des 5. Sachstandsbericht 2013 und 2014
•
3 Teilberichte und ein Synthesebericht
– 1. Wissenschaftliche Grundlagen
– 2. Klimafolgen, Anpassung und Verwundbarkeit
– 3. Minderung des Klimawandels
Wichtige Botschaften:
•
Menschliche Aktivität mit großer Sicherheit Hauptursache für den KW
•
Konkrete Ursache ist die Freisetzung von Treibhausgasen  CO2Konzentration heute so hoch wie noch nie zuvor in den letzten 800.000
Jahren
DWA Seminar – 27./28.01.2015 - Erfurt
5. Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) (2)
•
Temperaturanstieg hat sich verlangsamt – aber dennoch erfolgte
zwischen 1880 und 2012 ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur um 0,85 °C
•
Der globale mittlerer Meeresspiegelanstieg ist um 19 cm zw. 1901
und 2010 angestiegen
•
Erwärmung und Versauerung der Ozeane
•
Rückgang von Gletschern und Abnahme der Masse der Polaren
Eiskappen
•
Entwicklung der Niederschläge regional sehr verschieden
•
Veränderungen bei von Wetterextremen
•
Modellprojektionen: Entwicklungen schreiten voran, z.B.
Temperaturanstieg bis 2100 zwischen 0,9 und 5,4 °C
 Es besteht noch die Möglichkeit, die Erwärmung < 2°C gegenüber
vorindustriellem Niveau zu halten – bei ambitionierter Klimapolitik
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Verändertes Klima – Was erwartet uns in Deutschland?
Lufttemperatur
Seit 1881 ist es im Mittel um 1,2 °C in Deutschland wärmer geworden.
Quelle: Deutscher Klimaatlas auf www.dwd.de
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Verändertes Klima – Was erwartet uns in
Deutschland? Niederschlag (1)
• Jahresniederschlag: mögliche
Tendenz nicht eindeutig
• Winterniederschläge seit 1882 um
rund 26% gestiegen/ Zunahme
zwischen 0% und 40 %, 50. Perzentil
in der Klasse „10 bis 30%“ (außer
Alpen)
• Sommerniederschläge seit 1881
geringfügig aber nicht signifikant
zurückgegangen/ zukünftig überwiegend Rückgang um etwa 20 %,
teilweise bis 40 %, 50. Perzentil in
der Klasse „-30 bis -10 %“(außer
Ost- und Südost D, dort in der
Klasse „-10 bis +10 %“)
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Quelle: Deutscher Klimaatlas (des Deutschen
Wetterdienstes unter www.dwd.de)
Verändertes Klima – Was erwartet uns in Deutschland?
Niederschlag (2)
 Regionale Verteilung
der Niederschläge
beachten
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Verändertes Klima – Was erwartet uns in
Deutschland?
Niederschlag (3)
Zukünftig weitere Zunahme der Starkniederschläge (in Häufigkeit und Intensität)
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Modellkette, Unsicherheiten & Bandbreiten (1)
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt
„Quellen“ von Unsicherheit:
•
Annahmen über zukünftige Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung
(„Szenarien“)
•
Notwendige Annahmen für jedes einzelne Modell
•
Innere Varianz der einzelnen Modelle
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Modellkette, Unsicherheiten & Bandbreiten (2)
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt
 Verwendung verschiedener Modelle  Eingrenzung von Unsicherheit
 Bandbreite = Spannbreite möglicher Zukunftsbildern
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Zusammenfassung:
Klimafolgen Wasserhaushalt (1)
 Oberirdischer Abfluss: Höhere sommerliche Temperaturen, Abnahme
der Sommerniederschläge & größere Variabilität der Niederschläge
 Niedrigwasser, Hochwasser
 Beschaffenheit der Oberflächengewässer: Starkniederschläge, höhere
Lufttemperaturen/ mehr Sonneneinstrahlung  Eintrag von Nähr- und
Schadstoffen, O2-Konzentration, thermische Schichtung in Seen
 Grundwasser: Zunahme Winter- /Abnahme Sommerniederschläge
 GW-Neubildung
 Beschaffenheit Grundwasser: Höhere Lufttemperaturen / veränderte
Niederschläge  Nährstoffverlagerung, ggf. Eintrag von
Krankheitserregern
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Zusammenfassung:
Klimafolgen Wasserhaushalt (2)
 Küstengewässer/Meeresökologie: Höhere Lufttemperaturen,
zunehmende Verdunstung, höherer CO2-Eintrag
 Anstieg des Meeresspiegel, erhöhte Sturmflutwasserstände,
Verschiebung der Brackwassergrenze, Versauerung
 Wasserwirtschaftliche Anlagen: Starkniederschläge, höhere
Lufttemperaturen, veränderte Niederschläge
 Siedlungswasserwirtschaft, Energiegewinnung (Kühlwasser),
Schifffahrt
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Kosten bisheriger Extremereignisse
 Hochwasser
- seit 2002 mindestens 18,2 Mrd. €
- HW 2002 ca. 11 Mrd. €
- HW 2013 7 Mrd. € versicherte Schäden
Hilfsfond der Bundesregierung mit 8 Mrd. €
- Studie der Versicherungswirtschaft bis 2100
Verdopplung der Hochwasserschäden
möglich (im Vergleich zu 1961 bis 2000)
Niedrigwasser
- Landwirtschaft ca. 1 Mrd.€
- Binnenschifffahrt 37,5 Mio €
- Kraftwerke an der Unterelbe Leistung – 40 %
Starkniederschläge
- bisherige Schäden: seit den 70iger Jahren
422 Ereignisse erfasst  ergeben
durchschnittliche Schäden ca. 160 Mio. € /a
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Schlussfolgerungen für die Gestaltung
wasserwirtschaftlicher Maßnahmen
• Flexibel und nachsteuerbar  Maßnahmen schon heute so
gestalten, dass ggf. kostengünstige Anpassung möglich ist.
• Robust und effizient  Maßnahmen wirken in einem breiten
Spektrum von Klimafolgen.
• Regelmäßige Überprüfung von Planungsgrundlagen
• Unterstützung von Synergieeffekten
• Klimawandel in der wasserwirtschaftlichen Planung mitdenken Klimacheck
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Wasserrahmenrichtlinie und Klimawandel
•
In WRRL keine explizite Erwähnung
des KWs (im Unterschiede zur
HWRM-RL)
•
Anforderung in der Gemeinsamen Umsetzungsstrategie zur WRRL (CIS) entwickelt:
 KW erzeugt einen zusätzlichen Druck für
die Gewässer.
 Im 1. Bewirtschaftungszyklus keine
Anzeichen, dass der KW ein Risiko für die
Erreichung der Ziele der WRRL darstellt.
 Die Maßnahmenplanung für den
2.Bewirtschaftungszyklus soll robust
gegenüber KW und Klimavariabilität sein.
 Flexibilität der Maßnahmen bzw. die
Berücksichtigung des KW in der Planung
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Sind Anpassungen in der
Umsetzung WRRL erforderlich?
Ja:
• Gestaltung des Monitoring / Möglichkeiten der statistischen
Trendermittlung
• KW wird bei der Maßnahmenauswahl und Planung
berücksichtigen
• Maßnahmen ggf. entsprechend der Klimafolgen optimieren
Nein:
• Keine Anpassung der Referenzbedingungen  Hinweise auf
Empfindlichkeit der biologischen Zustandsbewertung, aber
Zuordnung eines Zeithorizontes nicht möglich
• Auswirkungen des KWs rechtfertigen nicht die
Inanspruchnahme von Ausnahmen (minder strenge
Bewirtschaftungsziele) oder Fristverlängerungen
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Umsetzung - Arbeiten der LAWA (1)
•
2010: Strategiepapier „Auswirkungen des Klimawandels auf die
Wasserwirtschaft“ – Bestandsaufnahmen und
Handlungsempfehlungen
•
2013: Musterkapitel Klimawandel für die zweiten Bewirtschaftungspläne
der WRRL inkl. Maßnahmencheck der Maßnahmen des LAWA –
Maßnahmenkatalogs

Klimaentwicklung in D

Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft

Monitoring für die Wasserwirtschaft unter Berücksichtigung
des Klimawandels

Auswirkungen auf die Maßnahmenprogramme nach § 82
WHG

Klimacheck und Hinweise zur Maßnahmenauswahl
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Umsetzung - Arbeiten der LAWA (2)
•
Allgemeine Einschätzung der Sensitivität gegenüber dem
Klimawandel  Effizienz der Maßnahme wird kleiner (-) oder
größer (+) bzw. die der Maßnahme zugrundeliegende
Belastung wird kleiner (+) oder größer (-) / positive Effekte
zusammenfassend mit (+), negative Effekte mit (-)
gekennzeichnet
Anz. der Maßnahmen LAWAMaßnahmenkatalog
8 Maßnahmen
Sensitivität gegenüber des
Auswirkungen des KW
Positive Effekte (+)
62 Maßnahmen
Ohne Effekt (0)
39 Maßnahmen
Negative Effekte (-)
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Umsetzung - Arbeiten der LAWA (3)
Beispiele LAWA - Maßnahmenkatalog
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F&E Vorhaben „Screeningtool “
Forschungsvorhaben am UBA : Verfeinerung und Konkretisierung des Klimachecks für Maßnahmen inkl. Programmierung
eines Onlinetools und Test in Fallstudiengebieten
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Vorläufige Ergebnisse aus den Entwürfen der
Bewirtschaftungsplänen (1)
Sichtung von drei Entwürfen von Bewirtschaftungsplänen,
die sich momentan in öffentlicher Anhörung befinden:
 LAWA Musterkapitel wird verwendet, teilweise in Auszügen
 Forschungsergebnisse zu den regionalen Auswirkungen des
Klimawandels im jeweiligen Flussgebiet werden dargestellt
 Bedeutung des Monitorings für die Erfassung der Auswirkungen
des KW und für die Trennung der Effekte KW von sonstigen
Nutzungen wird hervorgehoben
 KW wird als signifikante Belastung erkannt und beschrieben
 In der FGE Elbe wird der KW als wichtige
Wasserbewirtschaftungsfrage identifiziert
 Berücksichtigung des KWs in der Wirtschaftlichen Analyse /
Aktualisierung des Baseline - Szenarios
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Vorläufige Ergebnisse aus den Entwürfen der
Bewirtschaftungsplänen (2)
 KW Bestandteil des Kapitels „Überregionale Strategien zur Erreichung
der Umweltziele“
 Maßnahmenprogramme enthalten Bezug zum „Klimacheck“ der
Maßnahmen – allerdings Varianz von konkreter Nennung von
Umsetzungsmaßnahmen zur Anpassung an den KW (z.B.
Wärmeeinleitung und natürlicher Rückhalt) bis Auswirkungen des KW
auf einzelne Maßnahmen vor Ort und in der Detailplanung prüfen
 Teilweise Thematisierung des KWs in anderen Sektoren, z.B.
Landwirtschaft hinsichtlich Bewässerungswasser, Entwicklung des
Hochwasserrisikos, Kühlwasserentnahme
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Weitere Herausforderungen –
Verlinkung WRRL - HWRM-RL (1)
• Unterschiedliche Ziele
• Beide RLen zielen auf den Schutz der Umwelt
• Umsetzung erfolgt in nahezu identischen
Managementeinheiten (Flussgebietseinheiten)
Vergleich der Maßnahmen und Überprüfung
hinsichtlich potenzieller Synergien und Konflikte mit
den Zielen der anderen Richtlinie
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Weitere Herausforderungen –
Verlinkung WRRL - HWRM-RL (2)
•
M1  Maßnahmen, die die Ziele der jeweils anderen RL
unterstützen
•
M2  Maßnahmen, die ggf. zu einem Zielkonflikt führen
können und einer Einzelfallprüfung unterzogen werden müssen
•
M3  Maßnahmen, die für die Ziele der jeweils anderen
Richtlinie nicht relevant sind
WRRL
HWRM-RL
Konzeptionelle
Maßnahmen
M1
16
11
8
M2
22
11
1
M3
62
7
-
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Weitere Herausforderungen –
Verlinkung WRRL - HWRM-RL (2)
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Weitere Herausforderungen –
Demografischer Wandel (1)
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Weitere Herausforderungen –
Demografischer Wandel (2)
•
1. Bevölkerungsrückgang regional sehr verschieden, auch innerhalb
der einzelnen Flussgebiete sehr unterschiedlich – Stadt/Land
•
2. Alterung der Gesellschaft
 Anpassung Wasserversorgung/ Abwasserentsorgung - Infrastrukturen
 Auswirkung auf die Kosten von Wasserdienstleistungen
 Ggf. freiwerdende Flächen für andere Nutzungen, z.B. für natürlichen
Rückhalt
 Ggf. qualitative Herausforderung für Oberflächen- und Grundwasser
durch steigenden Medikamentenverbrauch
 Ggf. überlagern sich Regionen, die durch den demografischen Wandel
insbesondere betroffen sind, mit durch den Klimawandel betroffenen
Regionen
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Schlussfolgerungen
•
Anpassung heute nicht mehr nur Gegenstand theoretischer
Konzepte
•
Beschreibung der Klimawirkungen / Klimafolgen auf die
Gewässer heute wesentlich konkreter und regional
spezifischer
•
Klimawandel und Anpassung in der Umsetzung der WRRL
angekommen
•
Berücksichtigung in konkreten Planungsschritten, z.B. der
Maßnahmenplanung findet statt
•
Instrumente zur weiteren Verfeinerung werden entwickelt
•
Neue Herausforderungen, z.B. Verlinkung zur HWRM-RL,
demografischer Wandel müssen ebenso integriert werden
•
Komplexität steigt
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt: [email protected]
www.umweltbundesamt.
de
www.anpassung.net
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