Fischerei Vortragsdossier des WWF Schweiz Shrimp-Fischen auf dem Sibsa Fluss in Bangladesch © naturepl.com /Tim Laman / WWF Gesund für dich, aber nicht gesund für die Weltmeere Grundschleppnetze werden hinter dem Fangschiff über den Meeresboden gezogen. Dadurch wird der Boden aufgewühlt und umgepflügt. Baumkurren sind Netze, die vom Fangschiff über den Meeresboden geschleift werden und diesen zerstören. Durch Eisenketten vor dem Netz werden die Lebewesen am Boden aufgescheucht. Viel Beifang! Pelagische Netze werden hinter dem Fangschiff durch das freie Wasser gezogen. Sie schaden dem Meeresboden wenig, wenig Beifang. Stellnetze sind feine Netze, die auf dem Meeresboden aufgestellt werden. Wenig Beifang, wenig Zerstörung des Meeresbodens, aber eine Falle für Kleinwale und tauchende Meeresvögel. Ringwaden sind grosse Beutelnetze. Fischschwärme werden vom Netz eingeschlossen, der untere Teil des Netzes wird zusammengezogen, und schon sind die Fische wie in einem riesigen Beutel gefangen. Fisch ist beliebt. Jahr für Jahr wird mehr Fisch gekauft. Durchschnittlich isst ein Schweizer oder eine Schweizerin 9.1 Kilogramm Fisch pro Jahr (Stand 2009). Fast alle Fischprodukte werden aus dem Ausland eingeführt. Fisch ist gesund. Fischfleisch enthält viel leichtverdauliches Eiweiss, wenig Fett, gesunde Fettsäuren und viele Vitamine und Mineralstoffe. Trotzdem ist es nicht erfreulich, dass heute so viel Fisch gegessen wird. Gesund ist der Fischkonsum nämlich nur für den Menschen – aber nicht für die Meere: Sie werden leer gefischt, und die Methoden der Fischfangindustrie zerstören die Meeresböden. Der Bau von Zuchtanlagen zerstört wertvolle Küstengebiete. Was nun? Nie wieder Fischstäbchen? Die Antwort des WWF: Fisch essen ja – aber mit Mass und genau hinschauen, wo der Fisch herkommt und wie er gefischt wurde! Es gibt nämlich auch Fischfang- und Fischzuchtmethoden, die sorgfältig mit den Fischbeständen und den Meeren umgehen! Wildfang: Die wichtigsten Probleme Überfischung: 86 Millionen Tonnen Fsche werden jährlich von riesigen Fischfangflotten aus den Meeren gefischt. Dies ist 4-mal mehr als noch vor 50 Jahren. Wenn immer mehr Fische gefangen werden, nehmen die Bestände der Tiere ab. Vier Fünftel (80%) der Speisefischbestände sind durch den Fang im grossen Stil überfischt oder sind besorgniserregend zurückgegangen. Die Meere werden immer leerer! Beifang: Die Fangschiffe und Fabrikschiffe sind meistens auf den Fang und die Verarbeitung von wenigen Fischarten spezialisiert. In den feinen Maschen der grossen Fischernetze verfangen sich aber auch Jungfische und viele andere Fischarten sowie Wale, Haie, Delfine, Seesterne, Krabben und Seevögel. All diese im Netz mitgefangenen Tiere, die aber nicht zur Zielart der Fischer gehören, nennt man Beifang. Die Meerestiere verhaken sich im Netz und ziehen sich dabei oft ernsthafte Verletzungen zu, an denen viele der Tiere auch sterben. Jedes Jahr sterben zum Beispiel über 100 Millionen Haie, weil sie in ein Fischernetz geraten sind. Der Beifang wird teilweise verwendet, oft aber auch verletzt oder tot wieder ins Meer zurückgeworfen. Zerstörung des Meeresbodens: Wie sich der Fischfang auf die Meeresböden auswirkt, hängt entscheidend vom verwendeten Netz ab. Es gibt Fanggeräte, die über den Meeresboden gezogen werden und die dabei den Boden umgraben. So wird der Lebensraum von vielen Meerestieren und Pflanzen zerstört. Die norwegischen Korallenbestände zum Beispiel wurden von Grundschleppnetzen schon zur Hälfte zerstört. Das Beispiel Thunfisch © Wild Wonders of Europe /Zankl / WWF Der Thunfisch ist ein Langstreckenschwimmer: Sowohl zum Laichen als auch beim Verfolgen von Fischschwärmen legt er riesige Strecken zurück. So wurde einmal in Italien ein Thunfisch gefangen, der einen Angelhaken aus den USA im Mund trug. Die bekannteste Art ist der Blauflossenthunfisch. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist das Mittelmeer. Der Blauflossenthunfisch kann bis zu 4 Meter lang werden und erreicht manchmal ein Gewicht von 680 Kilogramm! In Gruppen von 30 bis 50 Tieren begeben sich die Thunfische auf die Jagd nach kleineren Fischen. Mitte des Jahres ziehen die Thunfische zu Tausenden ins Mittelmeer zu ihren Laichplätzen. Auch die Fischer wissen von den Wanderungen der Thunfische, die in ihren grossen Schwärmen eine leichte Beute sind. Die Thunfische werden von den Fischern in der Nähe Siziliens in Netze getrieben und getötet. © Wild Wonders of Europe /Magnus Lundgren / WWF Das Beispiel Kabeljau Der atlantische Kabeljau ist der wichtigste Nutzfisch überhaupt und wird gefangen, seit Menschen zum ersten Mal ihre Netze auswarfen. Doch die stetige Überfischung hat die Bestände bis heute stark verkleinert. Bereits 1992 brachen die ersten Bestände vor der Küste Neufundlands zusammen. Zehntausend kanadische Fischer und 20 000 weitere Beschäftigte verloren über Nacht ihre Jobs. Obwohl der Kabeljau zu den sich schnell vermehrenden Arten gehört, haben sich die Bestände vor Neufundlands Küste bis heute nicht erholt. Auch in anderen Gebieten wie in der Nordsee und westlich von Schottland standen die KabeljauBestände kurz vor dem Zusammenbruch oder schrumpften stark. Viele jugendliche Kabeljaus landen als Beifang in den Netzen von verschiedenen Fischereien. Deshalb ist Erholung nur teilweise in Sicht Grossmaschigere Netze als Lösung Nur erwachsene Kabeljaue haben Nachwuchs. Ein erwachsener Kabeljau ist etwa 32 Zentimeter gross. Kabeljau wird gefangen, sobald er 30 cm lang ist. Erhöht man die Fanggrösse auf 35 cm, ist es wahrscheinlicher, dass nur erwachsene Fische gefangen werden die sich bereits einmal vermehrt haben. Fischzucht: Auch keine Patentlösung! Fast die Hälfte aller Fische, die gegessen werden, stammen heute nicht mehr aus Wildfang, sondern aus Fischzuchten. Das ist aber nicht so unproblematisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Folgende Probleme bestehen bei Fischzuchten: Folgen für die Umgebung: Problematisch für die Umwelt ist bei Fischzuchten häufig der Standort. Viele Zuchten entstehen in Gebieten mit wertvollen Naturlandschaften, die durch den Bau der Zuchtanlagen geschädigt oder sogar zerstört werden. Vor allem die seltenen Mangrovenwälder entlang der tropischen Meeresküsten werden durch den Bau von Zuchtanlagen zerstört. Schädliche Einflüsse haben auch Futterreste und Ausscheidungen der Fische, die ins Meer gelangen und so das Gewässer verschmutzen. Futter: Begehrte Zuchtfische wie zum Beispiel der Lachs und die Forelle sind Räuber, die sich in der freien Wildbahn von anderen Fischen ernähren. Diesen Zuchtfischen wird deshalb tierische Nahrung in Form von Fischmehl und Fischöl verfüttert. Das Futter stammt aus Fischen, die eigens zu diesem Zweck gefangen wurden. Die Herstellung des Fischfutters trägt somit ebenfalls zur Überfischung bei. Durchschnittlich werden 5 Kilogramm Futter benötigt, um ein Kilogramm Zuchtfisch heranzuzüchten. Medikamente und Tierhaltung: Die Tiere werden oft nicht artgerecht und auf engem Raum gehalten und sind deshalb anfällig für Krankheiten. Die Fische erhalten zur Vorbeugung von Krankheiten häufig Antibiotika und andere Medikamente. Der WWF empfiehlt: MSC, Bio-Zucht, Schweizer Seefische Weniger ist «Meer»: Ein Verzicht auf Fisch ist nicht notwendig, denn nicht alle im Laden angebotenen Fische stammen aus problematischer Produktion. Weniger Fisch allerdings ist mehr Meer! Der WWF empfiehlt daher, Fisch nicht als alltägliche Nahrung zu nutzen, sondern als nicht-alltägliche Delikatesse. MSC für Fische aus nachhaltiger Meeresfischerei Das Zeichen, das es beim Kauf von Fischen aus Wildfang zu beachten gilt, heisst MSC. MSC steht für Marine Stewardship Council. Diese Organisation wurde 1997 vom WWF und Unilever, dem weltweit grössten Fischverarbeiter, gegründet. Das MSC-Label garantiert, dass der gefangene Fisch nicht aus einem überfischten Bestand stammt und dass auf andere Tiere und Pflanzen im Gebiet Rücksicht genommen wird. Empfehlenswerte Fische mit dem MSC-Label sind beispielsweise Makrelen aus Cornwall oder Alaska-Wildlachse aus dem Nordostpazifik. © WWF-Canon / Elma Okic Fische aus Bio-Zucht: Auch Zuchtfische mit dem Bio-Label können bedenkenlos gegessen werden. In Bio-Zuchten werden die Fische nur mit Fischresten aus dem Speisefischfang (Köpfe, Schwänze, Gräten) und nicht mit extra gefangenen Fischen gefüttert. Kontrolliert wird auch der Bau der Zuchtanlage, der die Umgebung nicht beeinträchtigen darf. Empfehlenswerte Fische mit dem Bio-Label sind Crevetten aus Vietnam und Ecuador, Bio-Forellen aus der Schweiz oder Bio-Atlantik-Lachs aus Schottland und Irland. Einheimische Seefische: In der Regel ist der Konsum von Fischen aus Schweizer Seen unproblematisch. Die Fischerei unterliegt strengen Regeln. Die Gewässer werden oft über viele Generationen von denselben Fischern genutzt, welche sich bewusst sind, dass durch den übermässigen Fang langfristig die Fische ausgerottet würden. Weitere Informationen Beim WWF erhältlich WWF (2010): Panda Club: 4/10: Haie. WWF (2010): Einkaufsratgeber Fische und Meeresfrüchte. WWF (2009): Panda Club 4/09: Korallen. WWF (2008): Poster Wunder der Meere. 96 x 67 cm, Best-Nr. 1573.10, CHF 19.90 Internet www.wwf.ch/fisch WWF-Infos zur Überfischung und Tipps, wie du umweltfreundlich Fisch essen kannst. www.msc.org Umweltorganisation, die versucht, Lösungen für die Überfischung zu finden. Bücher Mertens, M./Bösiger, R. et al., Der Lachs – Ein Fisch kehrt zurück, WWF Shop Best.-Nr. 1576.20. Kurlansky, M. (2001): Kabeljau – der Fisch, der die Welt veränderte. Berlin: Ullstein. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Schweiz 2012 WWF Poster, Fische der Schweiz, Best.-Nr. 1571.10